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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Allgemeines und Theorien zur Internationalen Politik, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Einerseits befindet sich die Türkei seit über 40 Jahren in einem institutionellen Verwestlichungsprozess. Als Mitglied der NATO ist sie im westlichen Sicherheitssystem integriert. Daneben ist die Türkei auch in wirtschaftliche und politische Strukturen des Westens eingegliedert, wie z.B. im Europarat und der EU. Andererseits kooperiert dieses „Grenzland“ unter dem Dach der Economic Cooperation Organization (ECO) mit einigen islamischen, zentralasiatischen und kaukasischen Staaten und ist Mitglied der Islamischen Konferenz (OIK). Innerhalb dieser Organisation ist die Türkei das einzige Land, das gleichzeitig enge Beziehungen zu Europa pflegt und eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union anstrebt. Zudem ist sie Initiator und Teil der Black Sea Economic Cooperation Region (BSEC), die von elf Balkan-, Schwarzmeer- und kaukasischen Staaten im Jahre 1992 gegründet wurde. Trotz des früh einsetzenden Verwestlichungsprozesses bleibt die Türkei bis heute vor den „Toren Europas“ stehen. So kam auch die Gewährung des Kandidatenstatus aus Sicht der Türkei reichlich spät und es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Verhandlungen langwierig und schwierig sein werden, da es in einigen strittige Punkte zwischen der Türkei und der Europäischen Union, wie z.B. in der Zypernfrage oder in der Diskussion um die Stellung der Kurden, noch zu keinen Lösungen gekommen ist und somit die Vollmitgliedschaft in weiter Ferne liegt bzw. fraglich ist, inwieweit diese Option tatsächlich besteht.
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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Seminar für Wissenschaftliche Politik
Hauptseminar II: Die Türkei, die EU und die Beitrittsfrage
SS 2006
Claudia Fischer
Außenpoltisches Handlungsmuster der
Türkei und der Turkstaaten
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Einleitung
„Für die Türkei ist die Bezeichnung `Grenzland´ äußerst zutreffend. Sie ist ein Land, das geographisch die Trennlinie zwischen Westen und Osten bildet. Sie steht somit auch zwischen westlichen und östlichen Kulturen und Religionen. Genau dieser Zustand spiegelt sich in ihren außenpolitischen Beziehungen und in ihrer Beteiligung an regionalen Kooperationen.“1
Einerseits befindet sich die Türkei seit über 40 Jahren in einem institutionellen Verwestlichungsprozess. Als Mitglied der NATO ist sie im westlichen Sicherheitssystem integriert. Daneben ist die Türkei auch in wirtschaftliche und politische Strukturen des Westens eingegliedert, wie z.B. im Europarat und der EU. Andererseits kooperiert dieses „Grenzland“ unter dem Dach der Economic Cooperation Organization (ECO) mit einigen islamischen, zentralasiatischen und kaukasischen Staaten und ist Mitglied der Islamischen Konferenz (OIK). Innerhalb dieser Organisation ist die Türkei das einzige Land, das gleichzeitig enge Beziehungen zu Europa pflegt und eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union anstrebt. Zudem ist sie Initiator und Teil der Black Sea Economic Cooperation Region (BSEC), die von elf Balkan-, Schwarzmeer- und kaukasischen Staaten im Jahre 1992 gegründet wurde.
Trotz des früh einsetzenden Verwestlichungsprozesses bleibt die Türkei bis heute vor den „Toren Europas“ stehen. So kam auch die Gewährung des Kandidatenstatus aus Sicht der Türkei reichlich spät und es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Verhandlungen langwierig und schwierig sein werden, da es in einigen strittige Punkte zwischen der Türkei und der Europäischen Union, wie z.B. in der Zypernfrage oder in der Diskussion um die Stellung der Kurden, noch zu keinen Lösungen gekommen ist und somit die Vollmitgliedschaft in weiter Ferne liegt bzw. fraglich ist, inwieweit diese Option tatsächlich besteht.
„Auf diesen (…) Pessimismus über ihre künftige Rolle im westlichen Bündnissystem und ihr Verhältnis zur Europäischen Union reagierte die türkische Außenpolitik mit einem umfassenden Programm der vertraglichen Neugestaltung der Beziehungen des Landes zu seinen Nachbarstaaten im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Kaukasien, in Zentralasien und in der Schwarzmeerregion.“2
Somit stellt sich vor diesem unsicheren „europäischen“ Hintergrund die Frage inwiefern eine „Ostwendung“ eine außenpolitische Alternative für die Türkei darstellen könnte bzw.
1AKKAYA, Çiğdem, ÖZBEK, Yasemin, SEN, Faruk:Länderbericht Türkei,Darmstadt 1998, 86.
2BAHADIR,ŞefikAlp:Der Stellenwert Kaukasiens und Zentralasiens in der türkischen Außenpolitik,in: RILL,
Bernd,ŞEN,Faruk:Kaukasus, Mittelasien, Nahost - gemeinsame Interessen von EU und Türkei,München
2001, 50.
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inwiefern günstige Bedingungen bestehen, um letztendlich eine fruchtbare Zusammenarbeit zu ermöglichen. Zur angemessenen Beantwortung dieser Frage, muss zunächst geklärt werden, inwiefern das außenpolitische Konzept der Türkei und das ihrer östlichen Nachbarn, welches aus einem Rollenbündel staatlicher Aktivitäten besteht, zu vereinbaren ist. Dies soll am Beispiel der Turkstaaten untersucht werden, wobei der Schwerpunkt auf die Staaten Aserbaidschan und Kasachstan gelegt wird.
Als theoretischer Analyserahmen wird die Rollentheorie herangezogen, die den ersten Teil der Arbeit ausmacht. Um das Rollenbündel staatlicher Aktivitäten zu operationalisieren, haben Kirste und Maull verschiedene Analysekategorien zur Untersuchung staatlichen Handelns aufgestellt, an denen sich die Gliederung dieser Arbeit orientiert. Die Analyseebenen sind unterteilt in Werteorientierung, nationale, internationale Zielsetzungen und außenpolitische Handlungsmuster, was den zweiten, empirischen Teil der Arbeit ausmacht.