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'Außer Späßen nichts gewesen' ist nach 'Das große Reimemachen' der zweite Band mit humorvollen Gedichten von Stefan Pölt. Darin führt er den Leser in gewagten Wortspielen und teils aberwitzigen Reimen durch ein Panoptikum komischer Szenerien, wie die ersten Jagdversuche des Häuptlingssohns 'Kleiner Feigling', das Treffen der Selbsthilfegruppe 'Humorlose Dichter von lustigen Werken' und eine nächtliche Protestaktion gegen Massenbierhaltung. Inspiriert durch die großen Vertreter der komischen Lyrik von Heinz Erhardt bis Robert Gernhardt präsentiert der 'Hofnarr der Poesie' haarsträubende Dialoge, stimmt ein Loblied auf die Mülltonne an und sinniert darüber, warum der König der Wüste sein Fastfoodleben satthat.
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Seitenzahl: 45
Der Lebenskünstler nennt mich spießig,
der Spießer einen Störenfried.
Das Kleinkind meint, ich wäre riesig,
Nowitzki nicht – selbst wenn er kniet.
Für Preußen bin ich bajuwarisch,
für Bayern a vapreissda Hund.
Auf Teenies wirk ich antiquarisch,
auf Greise wie ein junger Spund.
Strategen bin ich zu penibel,
Beamten manchmal ungenau,
dem Egoisten zu sensibel,
gefühllos scheine ich der Frau.
Für Korpulente bin ich mager,
für Hungerhaken ziemlich dick.
Ich bin auch modisch, doch Karl Lager-
feld hält mich sicher nicht für chic.
Den einen bin ich Außenseiter,
für andre wieder mittendrin.
Ich mache einfach fröhlich weiter.
Wie gut, dass ich so viele bin!
Historische Momente
Dichter und Denker
Kunst
Von Meistern inspiriert
Nonsens
Weihnachtsstress
Das soll wohl ein Witz sein?
Nachdenklicheres
Allzu Menschliches
Mann und Frau
Komische Tiere
Nachrufe
Rubens schäumt: Ich zähl bis drei –
weg von meiner Staffelei!
Rembrandt, das ist meine Leinwand!
Hör mir auf mit deinem Einwand,
dass sie herrenlos herumstand,
denn das liegt nur an dem Umstand,
dass ich kurz mal mit Sieglinde –
na, du weißt schon… – jetzt verschwinde!
Peter Paul, auch wenn du plärrst:
Wer zuerst kommt, malt zuerst!
»Hallo Martin, Gott zum Gruße!
Tust du vor der Kirche Buße?«
»Grüß dich, Johann! Quatsch, mit Thesen
gegen Schmu im Ablasswesen
werde ich sie reformieren –
das steht hier in den Papieren!
Wenn ich jetzt, ist nur 'n Vorschlag,
meine Thesen hier ans Tor schlag,
meinst du nicht, es würden heute…«
»Martin!« »Ja?« »Denk an die Leute!
Kennst doch unsre Wittenberger…
an der Kirche – das gibt Ärger!«
»Aber etwas muss sich wandeln,
Johann! Schau, mit Ablass handeln
macht die Kirche käuflich…« »Eben!
Irgend wovon muss man leben!
Du mit deiner Demutshaltung
förderst nur die Kirchenspaltung.«
»Nein, ich halt mich nur penibel
an das Wort der Lutherbibel
und es ist doch klar, es fehlen
dieser Welt die Evangelen!
Fromme Christen, Widerständler –
und nicht solche Ablasshändler
wie du selber, Johann Tetzel!«
»Martin, das gibt nur Gemetzel.
Protestanten, Katholiken –
Frieden kannste dann wohl knicken.
und so dienen deine Pläne
kaum dem Ziel der Ökumene.«
»Ach, mir dünkt, wir beiden Männer
kommen nicht auf einen Nenner.
Doch kein Anlass zu Gejammer.
Könntest Du mir mal den Hammer
und die Nägel rüberholen?
Danke, Johann!« »Gott befohlen!«
Kunibert, in Ketten, kauert
tief im Kerker und bedauert,
dass er einst des Königs Tante
»fette Henriette« nannte.
Lange hofft er auf ein Wunder,
dass ihn wer befreie und er
nicht in einer dunklen Ecke
seines Zellenlochs verrecke.
Und dann wird er doch tatsächlich
noch begnadigt und kommt schwächlich,
knochig und mit weißen Haaren,
raus nach sechsunddreißig Jahren.
Was die These untermauert,
dass so 'n echtes Wunder dauert.
Häuptling ›Letzter Mohikana‹
nennt sein Vierbein ›Crazy Horse‹
und die Squaw in Law ›Nirwana‹ –
Ausdruck seltsamen Humors.
Eines Tages nimmt er Ziehsohn
›Kleiner Feigling‹ mit zur Jagd,
der sich – groß ist so ein Bison –
kaum aus seiner Deckung wagt.
Grund genug für einen Rüffel:
»Werde endlich Mann, K.F.
und erlege einen Büffel,
anders bringst du's nie zum Chef!«
Beide rennen wie die Irren
auf die Herde zu, der schnell
Pfeile um die Ohren sirren,
aber keiner sirrt ins Fell.
Später jagen sie Kojoten,
dann Kaninchen und zum Lohn
baumelt eine von den Pfoten
vorn am Lendenschurz vom Sohn.
Auf dem Rückweg kurz vorm Tipi
ruft der Kurze laut zum Gruß:
»Kleiner Feigling ist jetzt, Yippie-
Yeah, der Krieger ›Hasenfuß‹!«
An einem beschaulichen Sommertag saß
ein Mädchen im Garten, da quakt's aus dem Gras:
»Ich bitte dich, küss mich! Ich bin von der bösen
Fee Mala verwunschen – du musst mich erlösen!
Dann heiraten wir und du wirst auch – versprochen! –
Prinzessin und darfst mich dann immer bekochen.
Du führst mir den Haushalt, wirst Kinder gebären,
dich kümmern, sie großziehn und sorgsam ernähren.
So führen wir beide ein glückliches Leben.
Komm küss mich, was kann es denn Schöneres geben?«
Sie lächelte leise, dann lag in der Luft
ein lieblicher Froschschenkel-Weinsoßen Duft.
Schrieb Herr Schiller einst die Glocke,
ein Gedicht aus einem Guss,
denkt der Schüler heut: Ich hocke
hier vor diesem alten Stuss.
Der Versuch der Analyse
eines Werks aus grauer Zeit
ist ganz klassisch für die Füße
und dem Untergang geweiht.
Welchen Stil und welche Mittel
setzte hier der Autor ein?
Stil veraltet! Und drei Drittel
von dem Inhalt sind zum Schrei'n!
Viel zu lang und schwer zu fassen,
so des Schülers Randvermerk.
Wehe, wenn sie losgelassen
auf ein altes Meisterwerk!
Als Erster erhebt sich der biedere Peter
und trägt seinen neuesten Zweizeiler vor.
Die Stimme klingt etwas nach Handelsvertreter –
Beachtung erfordernd und dennoch sonor:
»Was haben im Dichterhirn Zellen gemeinsam?«
Es folgt eine kunstvolle, kleine Zäsur.
»Stirbt eine davon, ist die andere einsam!«
Er schaut in die Runde, doch diese bleibt stur.
Kein Lachen, kein Grinsen, nur eisiges Schweigen,
die Stimmung im Saal bleibt verschlossen und kühl,
als hätte er eben nur Todesanzeigen
verlesen, für Peter ein blödes Gefühl.
Als Nächster steht Ernst auf, ein schüchterner Kleiner,
mit einem Gedicht über Anglerlatein
und mittendrin grummelt der grimmige Heiner:
»Was soll denn so witzig an ›Walsieger‹ sein?«
Ein jeder kommt dran und so geht es noch weiter,