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Die Zeiten sind vorbei, in denen es reichte, als Schriftstellerin oder Schriftsteller zurückgezogen im Schreibzimmer zu sitzen und sich geniale Texte auszudenken. Wer heute als Autor erfolgreich sein will, muss hinaus in die Öffentlichkeit. Der Auftritt auf der Lesebühne wird immer wichtiger, will man die Aufmerksamkeit und die Herzen seiner Leser gewinnen. In diesem kurzen, aber prägnanten Text verrät Markus Stromiedel, welche Fallstricke warten, welche Honorare verlangt werden können und was alles zu beachten ist, will man die Lesebühnen erobern. "Autoren, traut euch!" ist ein E-Single aus dem Tatort-Schreibtisch-Ratgeber "Hört mir jemand zu?". Mehr Infos unter www.tatort-schreibtisch.de
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Seitenzahl: 40
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Tatort Schreibtisch ist eine Buchreihe, in der ausschließlich versierte Profis zu Wort kommen. Basierend auf ihren langjährigen Erfahrungen, geben Fachleute ihr Wissen weiter und ermöglichen einen grundlegenden und vor allem praxisorientierten Einblick in ihre Arbeit. Mehr Informationen und weitere Texte unter: www.tatort-schreibtisch.de
Markus Stromiedel
Autoren, traut euch!
Lesung als Marketing: Grundlegende Tipps auf dem Weg zum Erfolg
KICKVerlag
Inhalt
Prolog
1. Allein im Leseland
2. Lesungsakquise
3. Klassische Veranstaltungsmöglichkeiten
4. Die Veranstaltungsabteilungen der Verlage
5. Lesungsagenturen
6. Lesungsvereinbarung und Honorar
7. Lesungsvorbereitung
8. Tipps aus der Praxis
Epilog
Prolog
Das erste Mal vergisst man nicht.
Jeder, der schreibt, kennt diesen Augenblick: Eine Idee entwickelt in einem eine solche Kraft, dass der Wunsch, daraus eine Geschichte entstehen zu lassen, immer stärker wird, bis die Energie ausreicht, mit der Arbeit zu beginnen. Was war Ihr erstes Mal? War es ein Krimi oder ein romantischer Roman? War es ein spannendes Jugendbuch oder ein literarisches Werk? Bücher öffnen die Türen zu besonderen Welten, und wer einmal hindurchgegangen ist, möchte dieses Erlebnis nicht mehr missen. Selbst das Entstehen eines an sich nüchternen Sachtextes birgt in sich eine Faszination, in die man tief eintauchen kann.
Bücher schreiben ist etwas sehr Emotionales.
Ruht in den Tiefen Ihrer Computerfestplatte ein fertiges Manuskript? Das Wort „ENDE“ unter einen Text zu setzten, ist ein gutes Gefühl. Es wird nur noch getoppt durch den Augenblick, das erste gedruckte Buchexemplar in der Hand zu halten oder sich erstmals das E-Book auf den Reader zu laden. Alles ist perfekt – bis zum Besuch auf der Frankfurter Buchmesse. Tausende Autoren, Agenten und Verlagsmitarbeiter, zehntausende neue Bücher, und dazwischen man selbst, beeindruckt, bewegt, vielleicht eingeschüchtert, und man begreift, dass das eigene Buch es bei dieser gewaltigen Konkurrenz schwer haben wird. Womit Sie recht haben.
Bücher verkaufen ist etwas sehr Sachliches.
Nun gut: Seien wir für einen Moment sachlich.
Die Situation für Autoren wird Jahr für Jahr schwieriger. Während die Titel auf den Bestsellerlisten immer mehr Leser finden und der Verdienst der Top-Autoren entsprechend steigt, verkaufen sich die Bücher der sogenannten Midlist-Autoren immer schlechter. Die Folge: Die Erlöse und Honorare der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich im Mittelfeld befinden, sinken.
Viele Verlage begegnen dieser Entwicklung, indem sie die Schlagzahl erhöhen und mehr Titel pro Saison produzieren. Der geschäftsmännische Gedanke, der hinter dieser Entscheidung steckt, ist auf den ersten Blick nachvollziehbar: Sinkt der Umsatz mit einem einzelnen Produkt, erhöht man die Zahl der Produkte, um den Gesamtumsatz stabil zu halten. Kurzfristig hilft diese Strategie. Doch sie hat Folgen: Zwar bekommt durch den akut gestiegenen Bedarf an Manuskripten eine größere Zahl von Autoren die Chance, ihre Texte zu veröffentlichen. Doch gleichzeitig sinkt die Höhe der Honorare und Vorschüsse, da die Verlage trotz einer höheren Zahl von Büchern nicht mehr Geld zur Verfügung stellen wollen oder können. Gleichzeitig wird das Angebot an neuen Titeln immer größer, was nicht nur die Buchhändler überfordert, sondern auch die Kunden. Mit der Folge, dass die Leser in ihrer Überforderung Orientierung suchen – und was bietet sich da an? Richtig: die Bestsellerliste. Also steigen die Verkäufe der Bestseller-Titel weiter an, während die Erlöse aus der Midlist weiter sinken, worauf mehr Bücher auf den Markt gebracht werden, und so weiter, und so fort. Die Branche sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt.
Auch auf dem E-Book-Markt ist die Lage angespannt. Immer mehr Autoren bringen ihre Werke elektronisch auf den Markt, sei es in Verlagen oder selbst publiziert, und schaffen damit die Masse, in der das Gros der Schriftstellerinnen und Schriftsteller untergeht. Kaum jemand, der schreibt, kann noch davon leben. Neue Verkaufs- und Veröffentlichungsmodelle wie Streaming, Onleihe und Abo verschärfen diese Entwicklung.
Was bedeutet das für uns Autoren? These: Wir machen in der Buchbranche gerade die gleiche Entwicklung durch wie jene, die die Musikbranche hinter sich hat. Viele Musiker mussten lernen, dass mit der Veröffentlichung eines neuen Albums kaum noch Geld zu verdienen ist, gehört man nicht zu den ganz Großen der Branche. Ein bei Napster oder Spotify geklickter Song bringt den Musikern nur noch Cent-Beträge, und der Erlös aus dem Verkauf, dem Streamen, dem Verleihen der Musik reicht bei weitem nicht mehr aus, die Urheber zu ernähren. Das Einzige, womit noch Geld verdient werden kann, sind Live-Konzerte.
Stimmt die These, stehen wir vor einer Zäsur: Nicht mehr das Buch selbst steht künftig im Zentrum unserer Arbeit, sondern die Live-Performance, die Lesung. Die Geschichten, die wir schreiben, sind fortan nur Teil eines Gesamtkonzepts. Unsere wichtigste Einnahmequelle wird der Auftritt vor unserem Publikum werden.