Bad Boss running wild - Tina Keller - E-Book
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Tina Keller

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Beschreibung

Nicolas ist höllisch sexy, wohlhabend und leitet eine erfolgreiche Werbeagentur. Sein neuer Auftrag ist auch für ihn etwas Besonderes: Er soll eine Werbekampagne für Sex Toys konzipieren. Ausgerechnet jetzt stellt sich seine neue Assistentin Linett bei ihm vor. Natürlich fallen ihr sofort die bunten Freudenspender in Nicolas' Büro auf und das Vorstellungsgespräch nimmt einen ungewöhnlichen und prickelnden Verlauf. Beide merken, wie sehr sie sich voneinander angezogen fühlen. Doch Nicolas hat seine Prinzipien - und die lauten, dass er mit keiner Frau öfter als einmal das Bett teilt. Linett wiederum möchte mit genau dieser Art von Männern nichts zu tun haben, nachdem sie von so einem Mistkerl bitter enttäuscht wurde. Doch können sich die beiden gegen die magnetische Anziehungskraft zwischen ihnen wehren und kümmern sich Gefühle wirklich um Prinzipien?

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1 - Nicolas

„Oh, Nicci, du bist einfach der Hammer. Das war die tollste Nacht meines Lebens.“

Amira verdreht die Augen und sieht mich schmachtend an. Ihr Blick gleitet lüstern über meinen Oberkörper und bleibt zwischen meinen Beinen hängen.

Ich verziehe mein Gesicht. Nicci! Wer hat ihr erlaubt, mich mit einem Kindernamen anzusprechen?

„Unglaublich, wie ausdauernd dein kleiner Freund ist“, lispelt sie. „Das habe ich echt noch nie erlebt. Er hat es mir so richtig gut besorgt. Kein Wunder, so durchtrainiert, wie du bist. Wahrscheinlich kann ich die ganze Woche nicht mehr richtig laufen.“ Sie lacht blöde.

„Aber das war es allemal wert“, findet sie und streicht über ihre eindeutig operierten Brüste. Von ihren angeschweißten Haaren habe ich letzte Nacht leider im Eifer des Gefechts ein paar ausgerissen. Wenn ich sie mir jetzt näher ansehe, ist eigentlich nichts an ihr echt. Sie hat jede Menge Botox im Gesicht, pigmentierte Augenbrauen, angeklebte Wimpern, aufgespritzte Lippen – und wenn mich nicht alles täuscht, ist ihr Intimbereich ebenfalls getuned. Warum habe ich sie gestern Abend eigentlich aufgerissen?

‚Weil du geil warst und es endlich mal wieder so richtig krachen lassen wolltest‘, beantworte ich mir meine rhetorische Frage in Gedanken gleich selber. Außerdem war es ziemlich dunkel in diesem Club. Ich habe wie ein Neandertaler nur ihre riesigen Brüste in diesem neon-pinken Top gesehen und bin total darauf abgefahren. Oh Mann, ich bin wirklich primitiv, wenn ich zu lange keinen Sex gehabt habe. In diesem Fall war das eine ganze Woche. Das ist natürlich unverantwortlich. Mein vernachlässigter Schwanz hat eben auf ihre Reize reagiert und ich habe sie sofort abgeschleppt, ohne vorher unnötig mit ihr zu reden. Ich wollte schließlich nicht meine kostbare Zeit verschwenden. Alles, was ich von ihr wollte, war, sie richtig hart ranzunehmen. Und das habe ich dann auch getan. Keinesfalls war meine Ambition, lange Gespräche mit ihr zu führen. Und damit will ich auch jetzt nicht anfangen. Sie offensichtlich schon.

„Es war so toll mit dir“, wiederholt sie sich. „Ich hatte wirklich noch nie so wahnsinnigen Sex.“

Mir ist gestern nicht aufgefallen, dass sie lispelt. Das Wort Sex klingt aus ihrem Mund wirklich sehr lustig. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wie wäre es mit einem Morgengruß?“, schmeichelt sie und legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel.

„Ich denke, du bist für eine Woche wund“, erwidere ich uncharmant und schiebe ihre Hand von meinem Bein.

Was auch immer letzte Nacht zwischen uns passiert ist – es ist vorbei. Ich habe das gekriegt, was ich wollte und damit ist die Sache für mich erledigt. Genauer gesagt: Damit ist Amira für mich erledigt. Ich ficke keine Frau mehr als einmal, denn bereits beim zweiten Mal fangen sie an, Ansprüche an mich zu stellen. Das kann ich gar nicht vertragen. Darum gibt es kein zweites Mal.

„Du könntest ja etwas vorsichtiger sein“, versucht Amira, mich zu überreden, doch ich bin schon aus dem Bett gesprungen. Eigentlich wollte ich die Nacht gar nicht hier verbringen, doch dann bin ich eingeschlafen. Die Woche war hart und irgendwann holt sich der Körper seinen Schlaf.

„Keine Zeit“, wehre ich hastig ab. „Ich muss ins Büro. Ich habe einen wichtigen Termin.“

Das stimmt zwar nicht ganz, denn der wichtige Termin erscheint erst heute Nachmittag, aber das muss Amira nicht wissen.

Sie zieht mit ihren Schlauchbootlippen einen Schmollmund. Nachdenklich sehe ich sie an. Wenn das ganze unechte Brimborium weg wäre, wäre sie viel hübscher. Warum lassen sich Frauen freiwillig so verunstalten? Glauben sie ernsthaft, sie sehen damit besser aus? Sie sehen einfach nur künstlich aus. Wenn es in dem Club nicht so dunkel gewesen wäre, hätte ich diese Barbiepuppe niemals abgeschleppt.

Amira spielt mit dem Teil ihrer angeklebten Haare, die ich ihr übrig gelassen habe und wickelt sie um die Finger mit den krallenartigen Nägeln. Bei dem Anblick läuft mir ein Schauer über den Rücken. Gut, dass ich gestern Abend nicht so genau hingeguckt habe. Sonst hätte ich Angst gehabt, dass sie mir mit diesen Krallen mein bestes Stück verletzt. Wie kann man mit solchen Mörderkrallen überhaupt irgendetwas machen?

„Du könntest ja heute Abend wieder kommen“, unterbreitet sie mir einen völlig indiskutablen Vorschlag. „Was hältst du davon?“

‚Gar nichts‘, denke ich und seufze auf.

Jetzt kommt der unangenehme Part. Ich muss ihr sagen, dass ich an einem Wiedersehen nicht interessiert bin. Ich halte nichts davon, mir Lügen auszudenken und die Frauen zu vertrösten. Sie sollen schon wissen, woran sie mit mir sind und sich keine falschen Hoffnungen machen. Das finde ich nämlich unfair. Außerdem nervt es mich, wenn sie dauernd anrufen und um ein Wiedersehen betteln. Darauf habe ich so gar keine Lust. Also los, raus mit der Wahrheit!

„Hör zu, Amira“, beginne ich und greife nach meinem Slip, den ich mir schnell überstreife. Solche Ansagen mache ich ungern nackt.

„Ich heiße Amaryllis“, kommt es entrüstet von der Silikon-Barbie.

Also echt, was ist denn das für ein seltsamer Name? Ihre Eltern scheinen genauso schräg drauf zu sein wie sie selbst. Außerdem lag ich gar nicht so falsch. Die ersten zwei Buchstaben waren jedenfalls schon mal richtig.

„Amaryllis“, bestätige ich und schlüpfe in meine Hose. „Wie auch immer. Also, ich muss dir jetzt leider sagen, dass es bei dieser Nacht bleiben wird. Nimm es bitte nicht persönlich. Ich schlafe niemals öfter mit einer Frau als ein einziges Mal. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern mit meiner Einstellung.“

Amaryllis reißt ihre Augen weit auf.

„Was ist los?“, schreit sie, was sich wegen der drei „s“ ausgesprochen lustig anhört, so dass ich grinsen muss.

„Und dann grinst du auch noch so dämlich? Was fällt dir ein, mich einfach so zu benutzen und mich dann wegzuwerfen wie ein gebrauchtes Taschentuch?“

„Jetzt mach aber mal einen Punkt“, hole ich sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wer in einen einschlägigen Club geht und sich dort von einem wildfremden Mann abschleppen lässt, der rechnet mit Sicherheit nicht damit, dass diese Begegnung in einer Hochzeit endet.“

„Du bist so gemein!“, heult Amaryllis los und schlägt auf ihr Kissen ein. „Erst fickst du mich die ganze Nacht und dann sagst du, dass das für dich keine Bedeutung hat. Das ist sowas von herzlos.“

Oh Mann, diese dauernden „s“ machen es wirklich nicht leicht, ernst zu bleiben. Ich muss mir Mühe geben, um nicht laut zu lachen.

„Ach, komm, wir hatten beide unseren Spaß“, winke ich ab. „Freu dich, dass du eine geile Nacht hattest.“

Als Dankeschön wirft Amaryllis mir ein Kopfkissen zu, das ich geschickt auffange.

„Raus!“, kreischt sie. „Sofort raus! Und lass dich bloß nie wieder bei mir blicken!“

Na bitte, es geht doch. Genau das hatte ich vor. Ich winke ihr zum Abschied zu, ergattere gerade noch mein Hemd, das auf dem Boden liegt, stolpere in den Flur, finde dort meine Schuhe und mache mich vom Acker.

Als ich draußen bin, atme ich erleichtert auf. Geschafft! Warum müssen Frauen immer den Himmel in eine heiße Nacht hinein interpretieren? Was denken sie sich, wenn sie sich von einem Typen, den sie nicht kennen, flachlegen lassen? Dass sich daraus die große Liebe entwickelt? Das ist doch Bullshit!

Aber leider erlebe ich es nicht zum ersten Mal, dass die Damen denken, es ginge weiter – in welcher Form auch immer. Bloß sind sie bei mir eindeutig an der falschen Adresse. Bei mir geht es nach einer gemeinsamen Nacht definitiv nicht weiter. Ich will das alles nicht – Verpflichtungen, Erwartungen, Süßholzraspeln. Da kann ich ja gleich ins Gefängnis gehen. Am schlimmsten sind die Besitzansprüche. Gehört ihnen erst mal der Schwanz, glauben sie, der Mann gehört ihnen auch. Er muss plötzlich über alles, was er tut, Rechenschaft ablegen und darf keinen Schritt mehr ohne die Einwilligung der Gnädigsten tun. Nein, danke. Mein Schwanz gehört mir und alles andere auch! Ein netter Fick ab und zu reicht mir völlig – und dann auf zur nächsten willigen Pussy.

Glücklicherweise sehe ich so aus, dass das für mich kein Problem darstellt. Die Frauen stehen auf muskulöse Kerle mit einem markanten Gesicht und der Aura von Macht und Reichtum. Ich habe nie Probleme, eine Bettgespielin zu finden, die mir die Nacht versüßt. Und auch Amydingsda hat ihre Sache mehr als gut gemacht. Sie konnte fantastisch blasen und ihre Muskeln um meinen Schwanz herum so fest anspannen, dass sie total eng war. Ich bin fast durch die Decke gegangen. Eigentlich schade, dass es bei diesem einmaligen Erlebnis mit ihr bleiben wird, aber sie fängt ja jetzt schon an, Ansprüche zu stellen. Das geht gar nicht. Nichts schlägt mich schneller in die Flucht.

Zufrieden lenke ich meinen Jaguar durch die noch fast leeren Straßen Berlins. Es ist fünf Uhr morgens und ich habe noch massig Zeit, um mich zu duschen und in Ruhe zu frühstücken, bevor ich in meiner Firma auflaufe.

Meine Firma existiert seit zwölf Jahren und ist die bekannteste und erfolgreichste Werbeagentur der Hauptstadt. Die Werbekampagnen, die ich konzipiere, werden immer ein riesiger Erfolg und danach kennt man das Produkt in ganz Deutschland. Ich habe eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert und danach in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet, bevor ich mich mit meiner eigenen Agentur selbständig gemacht habe. Mir macht mein Beruf unglaublich viel Spaß und darum ist es für mich auch kein Opfer, praktisch Tag und Nacht zu arbeiten. Nur so kann man Erfolg haben. Natürlich hängt es auch von Glück und Zufall ab, wie weit man kommt, aber Fleiß, Talent und Ausdauer sind die grundlegenden Voraussetzungen. Und die habe ich immer mitgebracht.

Zweieinhalb Stunden später treffe ich in meinem Büro am Potsdamer Platz ein. Hier residiere ich im 15. Stock, von dem aus ich einen gigantischen Blick über die ganze Stadt habe. Es gibt Zeiten, da bin ich schon im Büro, wenn die Sonne aufgeht. Diese Augenblicke liebe ich, denn es fühlt sich fantastisch an, die erwachende Stadt zu erleben. Ein paar Stunden später ist hier die Hölle los. Aber auch das liebe ich. Ich brauche den Trubel um mich herum; das Gefühl, dass diese Stadt niemals schläft, so ähnlich wie New York. Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen und könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Diese Stadt ist einfach mein Rhythmus, mein Puls, mein Tempo. Ich habe ein Jahr in London und ein halbes Jahr in New York gelebt und das war fantastisch, aber dennoch war ich froh, wieder in meine Heimatstadt zurückzukehren. Hier bin ich verwurzelt und hier fühle ich mich wohl.

Ich werde noch etwa zwei bis drei Stunden Ruhe haben, bis der Tumult losgeht. Es gibt Tage, die sind so hektisch, dass ich nur auf das reagieren kann, was über mir hereinbricht. Da ist es besonders wichtig, dass ich morgens schon einiges weggearbeitet habe, damit nicht alles aus dem Ruder läuft.

Es stehen mir dreißig Mitarbeiter zur Verfügung, die alle hoch engagiert sind. Wir sind ein gutes, kreatives, erfolgreiches Team. Allerdings hat mir meine Assistentin gerade eröffnet, dass sie für drei Monate zu ihrem Freund nach Kalifornien gehen will, der dort überraschend einen Job ergattert hat. Natürlich bin ich kein Unmensch und lasse sie ziehen, aber es passt mir überhaupt nicht. Alina arbeitet seit vier Jahren für mich und ist meine rechte und linke Hand. Ich weiß nicht, was ich ohne sie tun soll und habe auch wenig Lust, jemanden einzuarbeiten. Alina hat mir immerhin versprochen, dass ihre Freundin für sie einspringen kann. Da bin ich ja mal gespannt, wer da kommt. Ich hoffe, sie ist tatsächlich so fähig, wie Alina behauptet.

Kapitel 2 - Nicolas

Es geht heute richtig rund und ich komme kaum zum Luftholen. Um kurz vor 16 Uhr steckt Alina ihren Kopf durch meine Tür.

„Ich wollte dich an deinen Termin mit Frau Drews erinnern“, sagt sie und stellt mir eine frische Flasche Mineralwasser ohne Kohlensäure auf den Tisch, dazu ein leeres Glas mit einer Zitronenscheibe und ein paar Eiswürfeln. Sie weiß immer, was ich gerade brauche. Ich seufze auf. Ich bin jetzt schon froh, wenn sie nach den drei Monaten zurückkehrt. Aber wer weiß, vielleicht bleibt sie bei ihrem Freund in Kalifornien und ich kann mir dauerhaft eine neue Assistentin suchen. Das wäre wirklich Pech, denn so zufrieden wie mit ihr war ich bisher mit keiner Sekretärin. Ich weiß, dass es ungerecht ist, aber ich bin jetzt schon voreingenommen gegenüber ihrer Freundin. Sie wird ganz bestimmt nicht so gut sein wie Alina.

„Danke“, sage ich knapp und nicke ihr zu. Sie kennt meine kurz angebundene Art zur Genüge und nimmt es nicht persönlich. Sie weiß genau, wie sehr ich sie schätze – auch, wenn ich ihr das nicht ständig sage.

„Soll ich den Konferenzraum eindecken oder möchtest du Frau Drews in deinem Büro empfangen?“, will Alina wissen und bleibt abwartend im Türrahmen stehen. Ich überlege eine Nanosekunde.

„Ich empfange sie in meinem Büro“, verkünde ich.

Jetzt ist es Alina, die mir zunickt. Sie weiß, was diese Ansage bedeutet. Wenig später kehrt sie mit verschiedenen Kaltgetränken, Kaffee, Milch und Zucker zurück. Sie drapiert alles auf dem Tisch, der im rechten Winkel zu meinem Schreibtisch am Fenster steht und vergisst auch ein paar Kekse nicht. Die sind für mich natürlich tabu. Schließlich bin ich nicht so muskulös, weil ich mich mit ungesundem Zeug vollstopfe, sondern, weil ich mich bewusst und gesund ernähre. Da gibt es keine Plätzchen, so gern ich auch mal sündigen würde. Aber nein, da bin ich ganz diszipliniert.

„Wann genau verschwindest du ins sonnige Kalifornien?“, erkundige ich mich und nippe an meinem Wasser.

Alina verzieht ihr Gesicht.

„Ähm … Darüber wollte ich noch mal mit dir sprechen“, beginnt sie zögernd und ich ahne, dass nichts Gutes folgen wird.

„Eigentlich wollte ich nächsten Monat fliegen, aber Luke fängt früher dort an. Genauer gesagt, nächste Woche. Würde es dir was ausmachen, wenn ich schon nächste Woche oder spätestens übernächste Woche aufhören würde?“

Ich starre sie an. Mir bleibt auch nichts erspart.

„Ich weiß, das ist jetzt blöd“, erkennt Alina sehr richtig. „Aber Linett kann früher kommen und ich kann sie ein paar Tage einarbeiten. Sie ist wirklich pfiffig und wird den Job mit links schmeißen.“

Argwöhnisch blicke ich meine Assistentin an. Das glaube ich nun wiederum nicht. Ergeben zucke ich mit den Schultern.

„Toll finde ich es nicht, aber ich kann dich nicht aufhalten“, knurre ich, anstatt ihr zu sagen, wie sehr ich sie schätze. Es ist nicht meine Art, mit Lob um mich zu werfen. Obwohl gerade Alina das mehr als verdient hätte.

„Du bist also einverstanden?“, erkundigt Alina sich mit leuchtenden Augen. „Oh, das ist so superlieb von dir, Nicolas. Ich freue mich so wahnsinnig auf die Zeit mit Luke in Los Angeles. Es war immer mein Traum, nach Kalifornien zu gehen. Und jetzt wird dieser Traum wahr, noch dazu mit meinem absoluten Traummann! Ich bin so glücklich. Ich danke dir von Herzen, dass du mir diese Möglichkeit gibst und ich mir drei Monate freinehmen kann. Das würde auch nicht jeder Arbeitgeber machen. Danke, danke, danke, lieber Nicolas. Du bist wirklich ein Schatz und der beste Chef, den man sich vorstellen kann.“

Jetzt fällt mir Alina auch noch zu allem Überfluss um den Hals und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Sie war schon immer sehr emotional, ganz im Gegensatz zu mir.

„Ist ja gut“, wehre ich ab und löse mich von ihr. Ich schätze Vertraulichkeiten mit meinen Angestellten nicht besonders. Alina lacht schallend.

„Ach, komm, Nico, so kühl, wie du immer tust, bist du in Wirklichkeit doch gar nicht. Ich kenne dich auch anders.“

Das ist leider wahr. Bei einer Betriebsfeier vor zwei Jahren hatte ich eindeutig zu viel getrunken und wurde nur allzu vertraulich. Ich habe Alina Sachen erzählt, die ich meiner Assistentin normalerweise niemals erzählen würde. Fast wären wir sogar miteinander im Bett gelandet, doch das haben mir meine letzten intakten Gehirnwindungen gerade noch verboten. Zum Glück. Eines meiner Prinzipien ist nämlich, unter keinen Umständen etwas mit meinen Angestellten anzufangen. Das geht nie gut.

„Erinnere mich bloß nicht daran“, knurre ich und verscheuche die Erinnerung daran, wie ich mit meinem Kopf lallend an ihrer Brust gelegen und ihr von meinem ersten Mal berichtet habe. Wie peinlich! Aber sie war selbst auch so betrunken, dass sie das alles hoffentlich längst vergessen hat.

In diesem Moment klingelt es. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist zwei Minuten vor 16 Uhr und Frau Drews ist überpünktlich. Sie hat mir am Telefon nicht verraten, wer sie ist und um was für eine Werbekampagne es sich handelt. Das werde bis zu unserem Gespräch ihr Geheimnis bleiben, hat sie erklärt. Na, da bin ich jetzt aber mal gespannt.

Ich stehe auf, zupfe an meinem Anzug herum, vergrabe meine Hände in den Hosentaschen und schreite auf das riesige Fenster zu. So spannend hat es bisher noch niemand gemacht. Ob es ein ungewöhnlicher Auftrag ist?

Nur wenige Sekunden später betritt zuerst eine riesige Parfümwolke und dann Frau Drews mein Büro. Alles an ihr ist perfekt. Angefangen von ihren roten, hochgesteckten Haaren und dem Make up bis zu ihrem teuren Kostüm und den hochhackigen Schuhen. Sie sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Ihr Alter ist schwer zu schätzen. Sie hat keine einzige Falte im Gesicht, aber dennoch dürfte sie in den Vierzigern, vielleicht sogar schon in den Fünfzigern, sein. Aber das tut ihrer Schönheit keinen Abbruch. Sie sieht atemberaubend aus.

Wir machen uns miteinander bekannt und ich biete ihr einen Platz auf meiner Ledercouch an. Nachdem sie sich mit einer Tasse Kaffee versorgt hat, sieht sie mich durchdringend aus ihren klaren, hellgrünen Augen an. Diese Augen haben etwas absolut Faszinierendes und scheinen mir bis auf den Grund meiner Seele blicken zu können. Ich fühle mich plötzlich wie ein Schuljunge, der beim Onanieren ertappt wurde.

„Herr Sander, Sie sind mir wärmstens von der Firma Grünwald empfohlen worden“, sagt Frau Drews. „Nachdem Sie eine Werbekampagne für ihre Produkte entwickelt hatten, hat sich der Umsatz nahezu verdreifacht.“

Ich denke kurz nach. Grünwald war die Firma, die E-Bikes produziert. Das war nicht schwer. Man muss sich überlegen, welches Gefühl man dem Käufer vermitteln will und das bei der Werbekampagne transportieren. Meistens sind es ältere Herrschaften, die ein E-Bike nutzen und die nicht mehr ganz so fit sind. Da muss man nicht mit jungen, dynamischen Leuten auf dem Fahrrad werben, sondern kann ruhig ein paar rüstige Senioren auf die Bilder packen. Das kam supergut an und die Kunden haben der Firma die E-Bikes fast aus den Händen gerissen.

Ich nicke und lächele.

„Ja, die Kampagne war ein voller Erfolg“, erwidere ich.

So wie alle meine Kampagnen. Ich habe noch nicht einen einzigen Auftrag gegen die Wand gefahren. Wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat, dann spätestens beim zweiten Mal. Hat es nicht sofort funktioniert, habe ich schnellstens nachgeliefert. Wenn meine Kunden eine Menge Geld zahlen, sollen sie auch den entsprechenden Erfolg verbuchen können.

Frau Drews lächelt zurück und offenbart ein paar Lachfältchen, die sie sofort sympathischer machen.

„Da hoffe ich, dass Sie meine Produkte zu einem ebensolchen Erfolg führen werden“, sagt sie. „Es sind ganz spezielle Produkte und ich bin gespannt, was für eine Kampagne Sie sich dafür ausdenken werden.“

„Um welche Produkte geht es denn?“, will ich wissen und greife nach einem Notizblock und einem Stift.

„Ich habe Ihnen eine kleine Auswahl davon mitgebracht“, erklärt Frau Drews und beugt sich nach vorne, um nach ihrer Tasche zu hangeln. Sie öffnet den Verschluss und greift in die Tasche hinein. Als sie das erste Produkt ihres Warensortiments auf meinen Tisch stellt, zucke ich zusammen, denn ich kann nicht so recht glauben, was ich da vor mir stehen sehe. Obwohl ich den Anblick bestens kenne.

Vor mir steht ein fleischfarbener Dildo. Zwei Sekunden später steht dort noch ein knallroter Dildo, der etwas größer ist. Einen weiteren Augenblick später wird das Sortiment durch einen schwarzen Doppeldildo sowie ein silbrig-glitzerndes Exemplar von bemerkenswerter Größe erweitert.

Mein Gaumen wird trocken, als Frau Drews munter weitere Freudenspender auf meinem Schreibtisch aufbaut und dabei nicht im mindesten verlegen ist.

„Ich glaube, ich habe begriffen, um was für ein Produkt es sich handelt“, murmele ich.

„Davon gehe ich aus“, schmunzelt Frau Drews. „Heutzutage ist das nichts Anstößiges mehr. Als ich meine Firma gegründet habe, war das anders. Denken Sie an einen Sex-Shop irgendwo in Berlin, Mitte der 90er-Jahre. Den Eingang des Ladens verhüllt ein schwarzer Vorhang. In dem Geschäft sind ausschließlich Männer. Einige schauen sich in dunklen Kabinen Pornofilme an. Sexvideos und Liebesspielzeug wie Dildos und Vibratoren stehen in den Regalen. Man fühlt sich fast wie ein Eindringling und möchte nicht länger in diesem schmuddeligen Laden verweilen als unbedingt nötig.“ Frau Drews verdreht die Augen.

„Das ist heute ganz anders“, fährt sie fort und legt mir ein paar Fotos auf den Tisch. Ich sehe einen hellen, freundlich eingerichteten Raum in dezenten Farben, der aussieht wie eine Luxus-Parfümerie. In beleuchteten Glasvitrinen sind Dildos in allen möglichen Formen, Farben und Größen ausgestellt. Frau Drews hat recht: Es wirkt nicht einmal ansatzweise schmuddelig, sondern richtig anheimelnd und gemütlich.

„Mein Geschäft läuft wirklich gut“, erklärt Frau Drews stolz. „Das ist schon etwas Besonderes, denn die meisten bestellen diese Art von Produkten natürlich im Internet, um sich den peinlichen Gang ins Geschäft zu ersparen. Doch das ist bei uns anders und gar nicht peinlich. Bei uns beraten ausschließlich Frauen und es dürfen auch nur ausschließlich Frauen den Laden betreten, damit sie nicht von Männern verunsichert werden. Die Atmosphäre ist sehr entspannt und locker. Niemand muss sich schämen und merkwürdig fühlen. Alle gehen mit einem Lächeln auf den Lippen wieder heraus. Aber ich möchte mein Geschäft noch bekannter machen und ich möchte die Frauen dazu animieren, bei uns vorbeizukommen und sich die Ware anzuschauen. Es macht Sinn, die Dildos mal anzufassen und vor Ort zu testen, bevor man sie im Internet bestellt, wo man sie nicht zurückgeben kann.“

Ich starre etwas benebelt auf den mindestens dreißig Zentimeter langen und besonders dicken Lustspender. Eigentlich bin ich gut bestückt, aber da kann ich nicht mithalten.

„Vor Ort zu testen?“, wiederhole ich dumpf, während mir aberwitzige Bilder ins Hirn schießen.

Frau Drews lacht laut auf.

„Nicht so, wie Sie sich das wahrscheinlich gerade vorstellen“, hat sie mich sofort durchschaut. „Wir haben sogenannte Ansichtsexemplare. Eigentlich müsste es Anfassexemplare heißen. Die Kundinnen dürfen die Dildos anschauen und anfassen. Verkauft werden selbstverständlich nur originalverpackte Produkte. Meine Dildos werden per Hand hergestellt und sind aus sehr hochwertigem Material, Silikon ohne Weichmacher. Wollen Sie sie mal anfassen? Haben Sie schon mal einen Dildo in der Hand gehabt?“

„Natürlich nicht“, platzt es aus mir heraus.

Warum um alles in der Welt sollte ich in meinem Leben schon mal einen Dildo in der Hand gehabt haben? Ich werde mir wohl kaum selbst so ein Ding in den Hintern schieben. Und dass ich einer Frau damit behilflich sein müsste, weil ich selbst es nicht mehr schaffe, ist mir zum Glück noch nie passiert. Da würde ich mich vor lauter Scham erschießen.

„Greifen Sie ruhig zu!“, feuert Frau Drews mich an. „Nur keine Scheu.“

Beherzt greife ich nach dem fleischfarbenen Exemplar, das einem Penis am ähnlichsten sieht. Er fühlt sich überraschend weich an und ist hart und biegsam zugleich. Sowas schieben sich die Frauen also rein, wenn gerade kein Kerl da ist. Aber gut, was macht man nicht alles in sexueller Not. Manche Männer stecken ihren Dödel in einen Staubsauger oder eine Klorolle.

„Fühlt sich interessant an“, finde ich und betrachte die gut ausgearbeitete Eichel.

„Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir eine Möglichkeit finden würden, bei der sich der Dildo von selbst bewegt“, sagt Frau Drews. „Manchen Frauen wird der Arm lahm. Man könnte einen Torso konzipieren, bei dem sich der Dildo selbstständig hin und her bewegt und man das Tempo einstellen kann.“

„Gute Idee“, sage ich schwach.

Ehrlich gesagt habe ich mir über diese Thematik bisher noch nie irgendwelche Gedanken gemacht. Warum auch? Mich betrifft das nicht. Ich habe so ein Teil zwischen meinen Beinen hängen. Und bewegen kann ich es bestens. Bisher hat sich noch niemand beschwert. Und das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern.

Kapitel 3 - Nicolas

Frau Drews ist verschwunden und hat ein paar ihrer fröhlichen Freudenspender in meinem Büro zurückgelassen. Ich starre meine Plastik-Kollegen an. Dieser Auftrag ist wirklich mal was anderes. Das heißt, falls es zu einem Auftrag kommt. Zuerst mal brauche ich eine zündende Idee, die Frau Drews gefällt. Auf die Schnelle fällt mir da ehrlich gesagt nichts ein. Außer dem blöden Spruch „Kann immer und nervt nicht“, aber der ist wohl kaum für eine Werbekampagne geeignet.

Ich seufze tief auf, schließe meine Augen und versuche mir vorzustellen, was eine Frau dazu animieren würde, ausgerechnet diese Dildos kaufen zu wollen. Was assoziiert sie damit? Lust und Genuss natürlich, schöne Gefühle, Entspannung. Aber all das kann sie auch mit jedem x-beliebigen Dildo haben. Warum ausgerechnet die Silikonteile von Frau Drews? Was unterscheidet sie von der Konkurrenz?

Ich seufze erneut. Dazu müsste ich erst einmal die Konkurrenz in der Hand haben, um einen Unterschied feststellen zu können. Frau Drews hat mir erklärt, ihre Produkte seien wesentlich hochwertiger als irgendwelche Billigteile. Aber merkten die Frauen das, wenn sie sich mit dem Dildo befriedigen? Ist das wirklich ein so großer Unterschied? Und wie zur Hölle soll ich das herausfinden? Ich selbst kann es schlecht testen.

Letztlich ist es aber auch egal, ob es nun stimmt oder nicht. Es geht in erster Linie darum, dass die Kundinnen glauben, dass dieses Produkt besser ist als die anderen. Ob das wahr ist, ist irrelevant. Wenn sie es glauben, kaufen sie es – und das ist das Ziel. Mehr braucht es nicht.

Ich fange mit einem Brainstorming an und schreibe mir alle Stichworte auf, die mir zu dem Thema einfallen. Ich bin so versunken in meine Liste, dass ich das Klopfen an meiner Tür zwar wahrnehme, aber nicht darauf reagiere.

„Nicolas, kann ich reinkommen?“, höre ich Alinas gedämpfte Stimme durch die geschlossene Tür und wache aus meiner Trance auf.

„Ja, natürlich“, rufe ich und raufe mir die Haare. So richtig gefällt mir das noch nicht, was ich zu Papier gebracht habe. Eine wirklich zündende Idee ist nicht dabei.

Die Tür öffnet sich und Alina erscheint auf der Bildfläche. Meine Augen weiten sich. Alina ist nicht allein. Neben ihr steht eine Frau mit langen, dunklen Haaren und funkelnden Augen. Ich weiß nicht, warum, aber ich kann sie einfach nur anstarren.

„Ich wollte dir Linett vorstellen“, vernehme ich wie aus weiter Ferne. „Sie ist gerade spontan vorbei gekommen, weil sie zufällig in der Nähe war. Linett, das ist Nicolas Sander. Und das ist meine Freundin und zukünftige Vertretung, Linett Lindemann.“

Ich starre immer noch und bin wie paralysiert. Linett haut mich um. Ich weiß nicht, ob es ihre atemberaubende Figur mit genau den Kurven ist, auf die ich total abfahre oder ihre langen Haare oder ihr wunderschönes Gesicht. Wahrscheinlich alles zusammen. Meine Traumfrau steht vor mir. Genauso stelle ich sie mir vor. Und da ist noch etwas anderes. Etwas, das ich weder greifen noch benennen kann. Es ist … ihre Aura, ihre Ausstrahlung, ihr Leuchten. Sie strahlt förmlich von innen heraus.

Ich bin völlig benebelt und bringe keinen Ton über die Lippen. So habe ich noch nie auf eine Frau reagiert. Ich komme mir vor wie ein pubertärer Teenager.

„Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Herr Sander.“

Linett lächelt und die Sonne geht in jeder Ecke meines Büros auf. Auch ihre Stimme ist der Hammer, total erotisch und so sinnlich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Ich hoffe, es stellt sich gleich nicht noch etwas ganz anderes auf.

Ich schlucke. Meine Traumfrau kommt mit wiegenden Hüften auf mich zu, blickt mich aus ihren wunderschönen, grünen Augen so intensiv an, dass ich weiche Knie bekomme und streckt mir ihre Hand entgegen. Es dauert eine Weile, bis ich kapiere, dass ich ihr ebenfalls meine Hand reichen sollte.

---ENDE DER LESEPROBE---