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Vier sinnliche Liebesromane in einem Bundle: Business Love Affair Sophie hat es schon lange aufgegeben, sich über Alexander von Berg, den unverschämt attraktiven CEO ihrer Firma, zu ärgern. Zwischen ihnen fliegen die Funken – doch das nicht nur im positiven Sinne. Als die beiden jedoch auf eine Geschäftsreise nach Barcelona geschickt werden, bricht plötzlich eine ganz andere Art von Spannung aus. Eine leidenschaftliche Nacht ändert alles. Alexander, der Mann, den sie zu hassen glaubt, reißt sie aus ihrem Gleichgewicht, bringt sie zum Glühen – und zieht sich dann plötzlich zurück, als wäre nichts geschehen. Verwirrt und verletzt, versteht Sophie nicht, warum er auf Distanz geht. Ist es Reue, Scham oder etwas ganz anderes, das ihn zurückhält? Hot Nights, London Lights Lena trifft in London auf den geheimnisvollen Lucas, der ihre tiefsten Sehnsüchte entfacht, nur um sie im nächsten Moment zurückzuweisen. In einem Spiel aus Verlangen und Distanz bringt er sie immer wieder an ihre Grenzen. Doch wie viel Nähe kann sie riskieren, bevor ihr Herz an seinen Mauern zerbricht? Deepest Desire Als Lana den geheimnisvollen Schriftsteller Ethan Pierce trifft, zieht er sie in eine Welt aus Verführung und Leidenschaft, die sie bisher nur aus Büchern kannte. Doch hinter seinem gefährlichen Charme verbirgt sich ein gebrochenes Herz und eine düstere Vergangenheit, die ihn nicht loslässt. City of Desire Stella Kennedy hat ihr Leben voll im Griff – bis sie bei einer Hausbesichtigung auf Liam Carter trifft. Der millionenschwere Filmstar ist provokant, unwiderstehlich und bringt ihre Ordnung gehörig ins Wanken. Liam weiß, was er will, und er will Stella. Doch während er sie mit Charme und Verführung immer weiter in seine glamouröse Welt zieht, kämpft Stella gegen ihre Gefühle an. Sie weiß, dass sie dort nicht hingehört – und doch sehnt sie sich nach der Leidenschaft, die Liam in ihr entfacht.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Sophie
Kapitel 2
Sophie
Kapitel 3
Sophie
Kapitel 4
Sophie
Kapitel 5
Sophie
Kapitel 6
Sophie
Kapitel 7
Alexander
Kapitel 8
Alexander
Kapitel 9
Sophie
Kapitel 10
Alexander
Kapitel 11
Sophie
Kapitel 12
Alexander
Kapitel 13
Sophie
Kapitel 14
Alexander
Kapitel 15
Sophie
Kapitel 16
Alexander
Kapitel 17
Sophie
Kapitel 18
Alexander
Kapitel 19
Sophie
Kapitel 20
Alexander
Kapitel 21
Sophie
Kapitel 22
Alexander
Kapitel 23
Sophie
Kapitel 24
Sophie
Kapitel 25
Alexander
Kapitel 26
Alexander
Epilog
Zwei Jahre später
Sophie
Kapitel 1
Lena
Kapitel 2
Lena
Kapitel 3
Lena
Kapitel 4
Lena
Kapitel 5
Lena
Kapitel 6
Lena
Kapitel 7
Lena
Kapitel 8
Lena
Kapitel 9
Lena
Kapitel 10
Lena
Kapitel 11
Lena
Kapitel 12
Lena
Kapitel 13
Lena
Kapitel 14
Lena
Kapitel 15
Lena
Kapitel 16
Lena
Kapitel 17
Lucas
Kapitel 18
Kapitel 19
Lucas
Kapitel 20
Epilog
2 Jahre später
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29Formularbeginn
Kapitel 1
Stella
Kapitel 2
Liam
Kapitel 3
Stella
Kapitel 4
Stella
Kapitel 5
Liam
Kapitel 6
Stella
Kapitel 7
Stella
Kapitel 8
Liam
Kapitel 9
Stella
Kapitel 10
Stella
Kapitel 11
Liam
Kapitel 12
Stella
Kapitel 13
Liam
Kapitel 14
Stella
Kapitel 15
Stella
Kapitel 16
Liam
Kapitel 17
Stella
Kapitel 18
Liam
Kapitel 19
Stella
Kapitel 20
Liam
Kapitel 21
Stella
Kapitel 22
Stella
Kapitel 23
Liam
Kapitel 24
Stella
Kapitel 25
Liam
Impressum
Originalausgabe Februar 2025
Hot Nights in the City – 4 in 1
Tina Keller, Berlin, Deutschland
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertung
nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Cover: © Tina Keller
unter Verwendung von KI DALL-E
Tina Keller
c/o Internet Marketing
und Publikations-Service
Frank W. Werneburg
Philipp-Kühner-Str. 2
99817 Eisenach
Tina Keller
Hot Nights in the City
Sammelband 4 in 1
Business Love Affair
Hot Nights, London Lights
Deepest Desire
City of Desire
Business Love Affair
Wenn du mit deinem Erzfeind auf eine Geschäftsreise geschickt wirst und ihm plötzlich mit Haut und Haaren verfällst…
Sophie hat es schon lange aufgegeben, sich über Alexander von Berg, den unverschämt attraktiven CEO ihrer Firma, zu ärgern. Zwischen ihnen fliegen die Funken – doch das nicht nur im positiven Sinne.
Arrogant, selbstbewusst und viel zu gutaussehend, ist er ihr ständiger Reizfaktor. Als die beiden jedoch auf eine Geschäftsreise nach Barcelona geschickt werden, bricht plötzlich eine ganz andere Art von Spannung aus. Eine leidenschaftliche Nacht ändert alles. Alexander, der Mann, den sie zu hassen glaubt, reißt sie aus ihrem Gleichgewicht, bringt sie zum Glühen – und zieht sich dann plötzlich zurück, als wäre nichts geschehen. Verwirrt und verletzt, versteht Sophie nicht, warum er auf Distanz geht. Ist es Reue, Scham oder etwas ganz anderes, das ihn zurückhält? Wird Sophie das Rätsel um Alexander lösen – und ist sie bereit, den Preis für die Wahrheit zu zahlen, wenn sie ihm endgültig verfällt?
Ich bewundere dich echt, dass du vor so vielen Leuten sprechen kannst und nicht mal nervös bist.“
Meine Kollegin Laura schüttelt ihren Kopf mit den feuerroten Haaren.
„Ich könnte das niemals. Schon allein bei dem Gedanken werde ich total irre. Die Vorstellung, dass ich da oben auf dem Podium stehe und was sagen muss… oh Gott, da läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.“
„Mir läuft es höchstens deshalb eiskalt den Rücken hinunter, weil dieser blöde Alexander auch noch seinen unqualifizierten Senf dazu geben wird“, stöhne ich.
Laura lacht laut auf.
„Der blöde Alexander? Meinst du den allseits geschätzten und gefürchteten Herrn von Berg, unseren millionenschweren CEO?“
„Es ist mir schnurzpiepegal, dass er ein verkappter Adeliger, Millionär und CEO ist“, erkläre ich. „Das beeindruckt mich extrem peripher. Zu gut Deutsch: Es ist mir scheißegal.“
Laura gluckst. „Dein Selbstbewusstsein möchte ich haben, echt. Worüber referierst du eigentlich?“
Ich seufze und streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Digitales Marketing und Kundenakquise im neuen Zeitalter. Die Art Vortrag, bei dem alle so tun, als würde sie das brennend interessieren, während sie heimlich ihre E-Mails checken.“
„Klingt echt mega spannend.“ Laura gähnt ungeniert. „Und warum redet Alexander da mit? Gehört das nicht zu deinem Bereich?“
„Tja, du kennst doch unseren Alexander. Der muss sich überall einmischen, wo er denkt, dass es Prestige zu holen gibt.“
Ich verdrehe die Augen.
„Und nichts holt mehr Prestige, als bei einer Präsentation für den Vorstand den großen Macker zu spielen und meinen Beitrag ständig zu korrigieren.“
„Ah… jetzt verstehe ich.“ Laura nickt wissend. „Deshalb dieser sanfte Hass.“
„Sanft?“ Ich lache trocken. „Der Typ macht mich wahnsinnig. Er taucht immer auf, wenn ich etwas Wichtiges zu sagen habe, um mich niederzumetzeln. Und dann dieser Tonfall, als wäre ich eine Praktikantin am ersten Tag. So ein unverschämter Kerl.“
„Aber mal ehrlich, er ist schon heiß, oder?“
Laura zwinkert mir zu, als wäre das eine Offenbarung.
„Heiß?“ Ich schnaube verächtlich.
„Ja, klar“, schwärmt Laura mit glänzenden Augen. „Er ist groß, hat diese perfekten Kieferknochen, einen Body zum Niederknien, ein markantes Gesicht, einen sexy Drei-Tage-Bart. Er sieht aus, als wäre er direkt aus einem Model-Katalog gestiegen.“
Ich winke ab.
„Das nützt ihm gar nichts. Er ist mit Abstand der nervigste Typ, den ich je kennengelernt habe.“
„Klingt nach einer äußerst vielversprechenden Konstellation“, findet Laura und lacht.
„Ja, vielversprechend nervtötend“, murmele ich. „Ich könnte ihn vielleicht ertragen, wenn er wenigstens einen Hauch von Demut zeigen würde. Aber nein. Er spricht mit mir, als ob er mir einen riesigen Gefallen tun würde, indem er überhaupt mit mir redet. Dabei will ich gar nichts mit ihm zu tun haben. Er soll mich einfach nur in Ruhe lassen.“
„Hört sich nach einem klassischen Fall von ‚Ich bin hier der CEO und du musst mir die Füße küssen‘ an.“
„Genau. Ich meine, er hat echt keine Ahnung von Marketing und erzählt mir dann, dass meine Präsentation nicht ‚fesselnd genug‘ ist.“
Ich mache Anführungszeichen in die Luft und rolle genervt mit den Augen.
„Sorry, aber was weiß er schon von fesselnden Inhalten? Der Typ ist wahrscheinlich in einer PowerPoint-Folie geboren worden.“
„Ich stelle mir gerade vor, wie er als Baby in Anzug und Krawatte im Kinderwagen lag.“
Laura lacht scheppernd.
Ich muss grinsen.
„Wahrscheinlich hat er schon mit drei Jahren sein erstes Business Meeting geleitet, während andere in seinem Alter noch in die Windeln gekackt haben“, vermute ich.
„Und sein erstes Wort war ‚Profit‘“, ergänzt Laura.
Wir lachen beide, doch in meinem Hinterkopf spüre ich ein leises Ziehen. Der Gedanke, dass ich gleich auf dem Podium stehen und ausgerechnet mit Alexander vor dem Vorstand reden muss, ist alles andere als prickelnd. Aber das lasse ich mir natürlich nicht anmerken. Ich habe keine Probleme damit, vor 300 Leuten zu reden, aber ich habe ein Problem damit, vor 300 Leuten zu reden, wenn ein bescheuerter Typ am Start ist, der mich ständig zurechtweist.
„Also, wie läuft das ab? Steht er da, unterbricht dich alle zwei Minuten und korrigiert dich?“
Laura grinst, als wäre das die lustigste Vorstellung der Welt.
„Nein. Er hat so eine unheimlich nervige Art, sich neben mich zu stellen, als wäre er mein Mentor und mir leise Verbesserungsvorschläge zuzuraunen. So, als ob ich gerade einen riesigen Fehler mache, den nur er bemerkt hat, weil er der allwissende Guru ist.“
„Was für ein heldenhafter Einsatz! Und was sagt er dann? So Sachen wie ‚Oh, Frau Brandt, vielleicht sollten Sie hier das Wort Synergie einbauen, das zieht immer‘?“
„Wenn es nur so einfach wäre. Nein, es ist eher sowas wie ‚Ihr Slide über die Zielgruppenanalyse ist nicht pointiert genug.‘ Pointiert! Als ob ich eine Shakespeare-Rede halten würde.“
Laura schüttelt den Kopf.
„Der Typ ist vom Aussehen her trotzdem der Hammer.“
„Ja, der Hammer, der dir auf den Fuß fällt und dabei ein arrogantes Lächeln im Gesicht hat.“
Ich seufze theatralisch und lehne mich zurück.
„Das Schlimmste ist, dass er genau weiß, wie er wirkt. Er weiß, dass er mit seinem Kiefer und seiner CEO-Aura die Hälfte der Frauen im Raum um den Finger wickelt. Und er denkt, das gibt ihm das Recht, ein Arsch mit Ohren zu sein.“
„Und? Hat er dich schon um den Finger gewickelt?“
„Niemals.“ Ich hebe abwehrend die Hände. „Ich bin immun gegen gutaussehende Kontrollfreaks in Designeranzügen. Egal, wie scharf die Kieferlinie ist.“
„Du bist meine Heldin.“
Laura lacht, aber dann wird ihr Gesicht ernst.
„Aber mal ehrlich, wie willst du das durchstehen? Ich meine, du kannst ihm ja schlecht den Mund verbieten.“
„Keine Sorge. Ich werde einfach mein Pokerface aufsetzen und ihn freundlich ignorieren.“
„Klingt nach einem soliden Plan. Aber was, wenn er dich vor allen blamiert?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Dann komme ich einfach mit einem lockeren Spruch, der ihn entwaffnet. Irgendwas wie ‚Danke, aber ich glaube, ich komme auch ganz gut ohne Sie klar.‘ Und dann lächele ich. So richtig süß. Das hasst er.“
Laura klatscht in die Hände.
„Mit etwas Glück fallen ihm schon beim ersten Wort die Zähne aus dem Mund.“
„Wieso das? Hat er ein Gebiss?“
„Bei seinen schneeweißen Beißerchen könnte das durchaus sein.“
Wir kichern albern.
Laura klopft mir ermutigend auf die Schulter, und ich merke, wie ich mich innerlich darauf vorbereite, mich der Herausforderung zu stellen. Okay, tief durchatmen, Sophie. Du hast das schon zigmal gemacht.
Bei meinem Job kann ich mich nicht verstecken. Als Leiterin der Marketing-Abteilung muss ich regelmäßig vor dem Vorstand sprechen, Konzepte präsentieren und dafür sorgen, dass unsere Kampagnen die gewünschten Ergebnisse liefern. Klingt glamourös, aber meistens bedeutet es nur, dass ich ständig jonglieren muss – mit Ideen, Deadlines und vor allem mit den Egos meiner Kollegen.
Und dann gibt es da noch Alexander. Unseren CEO. Ein Mann, der in jedem Raum sofort auffällt – nicht nur wegen seiner Größe und seinem Aussehen, sondern weil er diesen übertriebenen „Ich-hab-das-Sagen“-Vibe ausstrahlt. Keine Ahnung, warum genau er mich so nervt, aber jedes Mal, wenn ich mit ihm arbeite, fühle ich mich wie eine Praktikantin, die er an die Hand nehmen muss.
Ich bin gut in meinem Job. Ich weiß, was ich tue, und ich bin stolz darauf, dass ich mich hochgearbeitet habe. Aber irgendwie schafft dieser Typ es immer wieder, dass ich mir plötzlich vorkomme, als hätte ich überhaupt keine Ahnung von meinem Job.
„Er wird es nicht schaffen, dich aus der Ruhe zu bringen“, sagt Laura mit einem Zwinkern. „Denk einfach an seine Zähne.“
„Ich versuche es.“
Ich grinse, aber tief in mir spüre ich Nervosität aufsteigen. Das hier ist die Chance, mich wirklich zu beweisen. Und nichts wird mich davon abhalten – schon gar nicht Alexander und seine arrogante Aura.
Ich stehe vor der Tür zum Konferenzraum, atme tief durch und drücke die Klinke herunter. Der Raum ist bereits halb gefüllt und der Vorstand sitzt an dem langen, glänzenden Mahagonitisch. Einige der Herren unterhalten sich leise, während sie auf ihre Tablets schauen. Alles wie immer, denke ich und spüre, wie meine Nervosität ein bisschen nachlässt. Ich habe das schon unzählige Male gemacht. Aber dann fällt mein Blick auf Alexander.
Er steht am vorderen Ende des Raumes, direkt neben dem Beamer und sieht perfekt aus – wie immer. Sein maßgeschneiderter Anzug sitzt tadellos, und seine Krawatte hat exakt den gleichen Farbton wie das graue Leder der Sitzpolster, als hätte er sie sorgfältig auf die Umgebung abgestimmt. Wie hat er das denn hingekriegt? Alles an ihm wirkt, als hätte er es monatelang geplant und nichts dem Zufall überlassen.
Er bemerkt mich sofort. Sein Blick streift mich kurz, dann nickt er mir zu. Kein Lächeln, nichts Freundliches. Nur ein professionelles, distanziertes Nicken. Ich nicke zurück und versuche, so cool wie möglich zu wirken.
Jedes Mal, wenn wir uns begegnen, liegt diese Spannung in der Luft. Wie lange kennen wir uns jetzt? Fast ein Jahr. Ein Jahr voller Korrekturen, Besserwisserei und dieser unerträglichen Arroganz.
Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten Zusammenstoß. Es war mein zweiter Monat in der Firma. Ich stand vor dem gesamten Marketingteam und habe meinen ersten großen Entwurf präsentiert. Frisch im Job, voller Ideen und ein bisschen nervös. Und dann? Dann kam er, Alexander von Berg.
„Das Konzept ist gut“, hatte er gnädigerweise gesagt, als er sich den Entwurf angeschaut hatte. „Aber die Ansprache ist nicht zielgerichtet genug.“
Er warf einen Blick auf die Folien, als wären sie das Werk eines Anfängers.
„Wir müssen die Botschaft schärfer formulieren. So überzeugt das keinen Kunden.“
Ich hatte ihn angesehen und wollte etwas sagen, aber er hatte das Gespräch längst übernommen, ohne auch nur einen Moment auf meine Reaktion zu warten. Das war das erste Mal, dass ich mich gefragt habe, ob ich unsichtbar bin. Seitdem läuft es immer so. Jeder meiner Vorschläge wird von ihm kommentiert, verändert, zerpflückt – und am Ende so dargestellt, als hätte er alles besser gewusst.
Das nächste Mal war es sogar noch schlimmer. Ich hatte Wochen an einer neuen Kampagne gearbeitet, und bei der Präsentation vor dem Vorstand hatte ich mich darauf gefreut, das Ergebnis zu zeigen. Es war meine Idee, mein Konzept. Aber Alexander? Er kam rein, griff sich die Fernbedienung des Beamers und hat einfach übernommen. Ohne Vorwarnung. Ohne mich auch nur anzusehen.
„Wir haben das angepasst“, teilte er mir lässig mit. „Die ursprüngliche Kampagne war nicht optimal.“
Er hatte einfach in letzter Minute Änderungen vorgenommen und das ganze Projekt auf den Kopf gestellt.
Seitdem bleibt dieses distanzierte Nicken – und das permanente Gefühl, dass er mich nicht ernst nimmt.
„Frau Brandt“, begrüßt er mich knapp, als ich näherkomme. „Sind Sie bereit?“
Was für eine Frage. Natürlich bin ich bereit – zumindest in der Theorie. In der Praxis fühlt es sich so an, als hätte ich einen Ziegelstein im Magen.
„Ja, Herr von Berg“, antworte ich und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen.
Die Anspannung zwischen uns liegt in der Luft, als ich meine Unterlagen auf dem Pult ablege und mich umschaue.
„Dann können wir ja anfangen“, ermutigt er mich.
Seine Stimme klingt wie ein Befehl, und ich spüre, wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Ich weiß, dass er im Verlauf der Präsentation eingreifen und mich vor dem gesamten Vorstand korrigieren wird. Ich könnte ihm jetzt schon den Hals umdrehen, obwohl er noch gar nichts gemacht hat. Aber mir reicht es schon, dass er einfach nur da ist.
Ich gehe zum Pult und schnappe mir das Mikrofon.
„Meine Damen und Herren, herzlich willkommen. Ich freue mich, Ihnen heute unsere neue Digitalstrategie präsentieren zu dürfen.“
Meine Stimme klingt klar und selbstbewusst.
Ich atme tief durch und blicke in die Runde. Alle Augen sind auf mich gerichtet, und das typische Kribbeln setzt ein – dieses Gefühl, das ich immer habe, wenn ich vor einem Publikum stehe. Aber heute ist es anders, weil Alexander von Berg genau neben mir steht und über jedes Wort wacht.
„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich freue mich, Ihnen unsere neue Digitalstrategie vorzustellen, die uns in den kommenden Monaten dabei helfen wird, die Reichweite unserer Kampagnen maßgeblich zu steigern.“
Der Start ist immer das Einfachste. Die Einleitung geht mir fließend über die Lippen, und ich bin froh, dass die ersten Folien noch keine tiefgreifenden Diskussionen erfordern. Alexander steht neben mir, die Arme verschränkt, und ich spüre seinen Blick auf mir. Warum fällt er zur Abwechslung nicht einfach mal um? Ich klicke zur nächsten Folie und fahre fort:
„Unser Fokus liegt darauf, die Zielgruppenanalyse zu optimieren und die Marketingkanäle effizienter zu nutzen. Dadurch erreichen wir nicht nur mehr potenzielle Kunden, sondern können auch die Interaktionen gezielt steigern.“
Ich lasse meinen Blick kurz zu Alexander wandern. Er nickt kaum merklich, als ob er mir sein stilles Einverständnis gibt. Oh, wie gnädig! Muss ich ihm jetzt die Füße küssen?
„Wenn wir die Daten genauer analysieren, stellen wir fest, dass bestimmte Zielgruppen bisher nur unzureichend angesprochen wurden. Mit unserer neuen Strategie können wir diese Lücken schließen...“
„...und die Streuverluste minimieren.“
Oh, da ist er ja schon. Alexander hat die Gelegenheit genutzt. Mit selbstbewusster Stimme ergänzt er meinen Satz, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Ich halte inne, blicke kurz zu ihm und zwinge mich, freundlich zu nicken.
„Ganz genau“, sage ich.
Jetzt sollte wohl eine Fanfare ertönen.
„Die Streuverluste werden drastisch sinken. Das haben Sie sehr richtig festgestellt, Herr von Berg. Es wäre übrigens mein nächster Satz gewesen. Sie haben ihn nun vorweg genommen.“
Innerlich tobt in mir ein Sturm, aber äußerlich lasse ich mir nichts anmerken. Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren. Er kann es einfach nicht lassen, oder? Er soll doch einfach seine vorlaute Klappe halten. Warum ist er überhaupt hier? Hat er als CEO nicht wichtigere Aufgaben zu bewältigen?
Alexander mustert mich für einen Augenblick, als hätte ich etwas Unerhörtes gesagt. Sein Lächeln ist verschwunden.
„Natürlich, Frau Brandt.“
Seine Stimme ist steif und merklich distanziert.
„Ich wollte lediglich sicherstellen, dass alle Details abgedeckt sind.“
„Das habe ich bereits getan“, antworte ich „Die Daten sind klar und sprechen für sich. Wenn Sie erlauben, würde ich gerne fortfahren. Vielleicht kann ich meinen Vortrag zunächst einmal ohne Unterbrechungen halten? Wenn Sie Anmerkungen haben, können Sie die danach anbringen. Danke.“
Ich halte inne, und meine Augen fixieren seine.
Für einen Moment ist es, als würde die Zeit stehen bleiben. Die Vorstandsmitglieder beobachten uns mit gespannter Miene. Alexander sagt nichts. Ich sehe ihm an, dass er wütend ist, weil ich es gewagt habe, ihn direkt zu konfrontieren.
„Gut“, sagt er schließlich und macht eine winzige Bewegung mit der Hand, als würde er mir wortlos das Feld überlassen. Aber ich sehe, dass es ihm schwerfällt.
Ich lächele innerlich. 1:0 für mich.
„Wie ich bereits sagte, die neuen Strategien werden nicht nur die Conversion Rate steigern, sondern auch die Kundenbindung langfristig stärken.“
Ich wechsele die Folie, zeige auf die nächste Grafik und sehe aus dem Augenwinkel, wie einige der Vorstandsmitglieder zustimmend nicken.
Alexander schweigt. Endlich lässt er mich mal ungestört reden.
„Zusätzlich haben wir die Zielgruppenanalyse optimiert, um Streuverluste zu minimieren. Diese Verbesserung wird nicht nur unseren ROI steigern, sondern uns auch als Marktführer in der Branche etablieren.“
Ich beende meinen Satz und warte auf den unvermeidlichen Kommentar von Alexander. Aber er sagt nichts. Was ist denn mit ihm los? Ist er etwa eingeschlafen? Ich blicke kurz zu ihm, doch er steht immer noch wach da. Seine Arme sind ineinander verschränkt, sein Blick ist ausdruckslos.
„Das ist eine sehr überzeugende Strategie, Frau Brandt“, sagt einer der Vorstandsmitglieder. „Ich denke, wir haben eine klare Richtung.“
„Ich stimme zu“, sagt ein anderer. „Sehr gut durchdacht.“
Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht, und ich richte mich ein Stück auf.
„Vielen Dank“, sage ich und merke, wie sich meine Anspannung langsam löst.
„Gut gemacht, Frau Brandt“, ringt unser CEO sich ab. Ich weiß, wieviel ihn dieser Satz kostet.
Ich nicke ihm zu, in dem Wissen, dass ich gerade einen großen Schritt gemacht habe – nicht nur in dieser Präsentation, sondern auch in unserem unausgesprochenen Machtkampf.
Diesmal bin ich die Siegerin.
Du warst großartig. Und wie du es dem Lackaffen gegeben hast.“ Laura tänzelt übermütig um mich herum. „Das war echt ganz großes Kino. Wahrscheinlich beißt er jetzt vor lauter Frust in seinen Schreibtisch. Pass mal auf, morgen fehlt da ein ganzes Stück, haha.“
„Ich kann kaum glauben, dass er bis auf den einen Satz seine Klappe gehalten hat“, wundere ich mich. „Für seine Verhältnisse war er richtig zahm. Ich hoffe, er ist nicht ernsthaft krank.“
Jetzt mache ich mir um diesen Idioten schon Sorgen. So weit kommt es noch.
„Die Frauen haben natürlich überhaupt nicht zugehört“, seufzt Laura. „Sie haben die ganze Zeit mit glasigen Augen da gesessen und ihn angehimmelt. Bist du wirklich total immun gegen sein gutes Aussehen?“
„Ja, weil er ein Arsch ist“, erkläre ich. „Da kann er noch so gut aussehen. Sein Charakter verdirbt alles.“
„Aber du findest auch, dass er ausgesprochen attraktiv ist, oder?“, hakt Laura nach.
„Jaaaa“, erwidere ich widerwillig. „Das ist nun mal Fakt. Ich bin schließlich nicht blind. Natürlich sieht Alexander von Berg verdammt gut aus. Klar ist er ein attraktiver Mann. Aber…“
„Das freut mich sehr zu hören, Frau Brandt.“
Plötzlich steht unser CEO wie aus dem Boden gewachsen im Türrahmen und grinst blöde.
„Was schleichen Sie sich denn so an?“, tadele ich ihn. „Wenn man gut erzogen ist, klopft man an die Tür oder macht sich sonstwie bemerkbar.“
„Wir sind hier im Büro“, klärt Herr Wichtig mich auf.
„Na und? Auch in einem Büro kann man höflich sein und gewisse Umgangsformen beachten“, finde ich und verschränke die Arme vor der Brust.
Alexander grinst unangemessen.
„Höflichkeit ist bekanntlich Auslegungssache, Frau Brandt“, sagt er in seinem typischen, selbstgefälligen Tonfall, der mich jedes Mal auf die höchste Palme treibt. „Wir haben etwas Geschäftliches miteinander zu besprechen.“
„Ach, ja?“
Was will er denn jetzt schon wieder? Ich war froh, dass ich ihn gerade los geworden bin. Da muss er mir nicht gleich schon wieder auf die Pelle rücken. Seit wann ist er so anhänglich?
„Tja“, sagt er und macht ein paar Schritte in den Raum. „Ich habe mir das jetzt zwar nicht ausgesucht, aber… Sie und ich werden morgen zusammen eine Geschäftsreise nach Barcelona machen.“
Ich starre ihn einen Moment lang perplex an.
„Äh, was ist los? Wieso das denn?“
„Glauben Sie mir, ich bin auch nicht besonders davon angetan“, versichert der attraktive Alexander. „Wir treffen uns mit einem potenziellen Großkunden. Das Marketingkonzept, das Sie vorgestellt haben, muss persönlich präsentiert werden. Da ich Ihnen als CEO zur Seite stehen werde, ist es nur logisch, dass wir beide fliegen.“
Ich kann es nicht fassen.
„Wann wurde das entschieden?“, belle ich.
„Vorhin. Der Vorstand hat zugestimmt, dass wir die Verhandlungen vor Ort führen. Ich dachte, ich informiere Sie persönlich.“
Sein Grinsen ist wieder da, und ich weiß genau, dass er diese Situation genießt.
Ich schlucke schwer. Ein paar Tage in Barcelona... mit Alexander von Berg? Der Typ, der es mühelos schafft, mir allein mit seiner Anwesenheit den letzten Nerv zu rauben? Das klingt wie der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind.
„Hören Sie, Herr von Berg“, setze ich an und versuche, ruhig zu bleiben.
„Ich bin sicher, Sie können das auch allein erledigen. Schließlich haben Sie ein ausgeprägtes Talent, den Raum zu dominieren.“
„Ach, Frau Brandt“, sagt er mit einem fast amüsierten Unterton. „Glauben Sie mir, ich schätze Ihre Gesellschaft genauso wenig wie Sie meine. Aber ich dachte, Sie würden die Gelegenheit nutzen wollen, Ihr brillantes Konzept noch einmal persönlich zu präsentieren.“
„Und warum können wir nicht einfach eine Video-Konferenz einleiten?“, frage ich, wobei ich mir sicher bin, dass er eine Erklärung parat haben wird, die mir überhaupt nicht gefällt.
Alexander lacht leise, als hätte ich gerade etwas besonders Naives vorgeschlagen.
„Glauben Sie mir, Frau Brandt, wenn das eine Option wäre, hätten wir es so gemacht. Aber der Kunde legt Wert auf persönliche Verhandlungen und persönliche Eindrücke.“
Er tritt einen Schritt näher und senkt die Stimme.
„Das ist übrigens oft der Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschluss.“
Ich schnaube leise.
„Ach, wirklich? Persönliche Eindrücke sind also der Schlüssel? Und dann wollen Sie ernsthaft mitkommen? Sie verderben nur wieder alles“, füge ich hinzu, und mein sarkastischer Ton ist nicht zu überhören. Es macht mir geradezu Spaß, ihm das zu sagen, auch wenn ich weiß, dass es ihn vermutlich kalt lässt. Alexander zieht eine Augenbraue hoch und grinst, als hätte ich ihn gerade erst richtig in Schwung gebracht.
„Keine Sorge, Frau Brandt“, erwidert er. „Ich werde versuchen, meine Präsenz so gering wie möglich zu halten. Obwohl ich bezweifele, dass ich es schaffen werde, alles zu ‚verderben‘. Schließlich habe ich auch ein gewisses Interesse daran, dass dieser Deal zustande kommt.“
Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihm direkt in die Augen.
„Wann fliegen wir morgen?“, frage ich, um das Thema endlich hinter mich zu bringen.
„8.10 Uhr“, informieret er mich. „Wir werden drei Tage vor Ort sein. Damit haben wir genug Zeit, den Kunden zu treffen, das Konzept zu präsentieren und vielleicht ein wenig die Stadt zu genießen.“
Er sagt das so, als wären drei Tage mit ihm in Barcelona das reinste Vergnügen.
Drei Tage. Drei volle Tage. Mit Alexander von Berg.
Ich atme tief durch.
„Alles klar“, sage ich schließlich und versuche, mir meine innere Unruhe nicht anmerken zu lassen.
„Ich kann es kaum erwarten.“
„Ich auch nicht“, säuselt der Blödmann. „Seien Sie morgen bitte pünktlich.“
Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt den Raum.
Drei Tage. Früh aufstehen. Und Alexander von Berg. Ich habe echt die Arschkarte gezogen.
„Super“, brumme ich vor mich hin, als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt.
Laura, die die ganze Zeit still dabei gestanden hat, kommt mit einem breiten Grinsen auf mich zu.
„Barcelona! Oh mein Gott, das klingt total aufregend. Barcelona ist eine so schöne Stadt.“
„Du weißt schon, dass ich den Trip mit ihm unternehmen muss, oder?“ Ich seufze dramatisch.
„Ja, aber denk an die Sonne, den Strand, die Tapas... und hey, vielleicht verliert er ja unterwegs die Zähne.“ Laura zwinkert mir zu.
Ich lache, aber innerlich frage ich mich, wie ich diese Geschäftsreise überstehen soll. Wahrscheinlich mit einer Klinikpackung Valium. Sonne, Strand und Stress auf höchstem Niveau.
Laura schnappt sich ihre Tasche und zwinkert mir zu.
„Oder du nimmst einfach ein paar Tapas und viel Sangria. Das hat auch eine heilende Wirkung.“
„Ich werde es brauchen“, stöhne ich. „Vielleicht sollte ich mich mit Alkohol betäuben und die nächsten drei Tage im Delirium verbringen. Dann kriege ich von seiner Anwesenheit nicht viel mit.“
„Hey, ich bin mir sicher, du wirst es überleben. Du hast ihn schließlich heute schon vor dem Vorstand platt gemacht.“ Laura grinst. „Und wer weiß? Vielleicht überrascht er dich ja auf irgendeine Art und Weise.“
Ich hebe skeptisch eine Augenbraue.
„Überraschen? Womit? Mit noch mehr belehrenden Kommentaren und seiner Allwissenheit?“
„Du weißt, was ich meine.“
Laura gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
„Vielleicht wird die Reise gar nicht so schlimm. Barcelona ist toll. Und vielleicht steckt hinter der eiskalten CEO-Fassade ja doch noch ein Mensch.“
Ich verdrehe die Augen.
„Wenn ja, dann ist er sehr gut versteckt.“
Als ich Stunden später zu Hause angekommen bin, werfe ich meine Reisetasche aufs Bett und blicke in meinen offenen Kleiderschrank. Barcelona. Drei Tage. Und das mit Alexander von Berg. Was packt man da ein?
„Okay, also nichts, was zu bequem aussieht, sonst beschwert er sich noch über mangelnde Professionalität“, murmele ich vor mich hin, während ich versuche, passende Outfits zu finden.
„Oh, und nicht zu viel Farbe“, füge ich mit einem sarkastischen Lächeln hinzu. „Schließlich will ich nicht, dass er denkt, ich nehme die Geschäftsreise als Urlaub wahr.“
Barcelona. Irgendwie ein schönes Ziel, wenn da nicht diese winzige Kleinigkeit wäre, dass ich den Trip mit dem nervigsten CEO der Welt verbringen muss. Ich wollte immer schon mal nach Barcelona. Ich erinnere mich an die Bilder, die ich im Kopf habe – die Sagrada Familia, die engen Gassen im Gotischen Viertel, der Strand. Wäre ich nur nicht in Gesellschaft von jemandem, der wahrscheinlich den ganzen Tag über meine Präsentation meckert.
Ich packe weiter und versuche, nicht daran zu denken, dass das alles komplett schiefgehen könnte. Vielleicht schließt er mich irgendwo im Hotel ein, weil ich die Zielgruppenanalyse nicht „zielgerichtet genug“ präsentiere. Oder er besteht darauf, dass ich ihm jeden Abend ein Update darüber gebe, wie viel ich „schon optimiert“ habe.
Ich werfe ein paar Schuhe in die Tasche. Hoffentlich habe ich wenigstens ein bisschen Freizeit, um mir die Stadt anzusehen. Sagrada Familia, Park Güell, La Rambla, Gotisches Viertel… Das alles wird vermutlich nur an mir vorbeiziehen, während ich mit Alexander in einem Konferenzraum hocke und versuche, nicht auf die Uhr zu starren.
Und doch, irgendwo tief in mir, freue ich mich auf Barcelona. Es ist diese Mischung aus Aufregung und Angst, die mir das Gefühl gibt, dass es eine Herausforderung wird – aber vielleicht nicht nur wegen Alexander. Vielleicht wird es eine Chance, mich zu beweisen. Schließlich habe ich heute im Vorstandssaal schon gezeigt, dass ich ihm Paroli bieten kann. Und wer weiß? Vielleicht werde ich in Barcelona diejenige sein, die den Deal nach Hause holt, während er noch damit beschäftigt ist, mich zu kritisieren.
„Okay, Schluss mit den Tagträumen“, sage ich zu mir selbst und schließe die Tasche.
Es gibt noch genug, worüber ich mich ärgern kann, sobald ich da bin.
Der Flughafen ist überfüllt, wie immer. Menschen eilen mit ihren Rollkoffern an mir vorbei, als wäre das Flugzeug ohne sie schon halb in der Luft. Ich schlängele mich durch die Massen und halte dabei Ausschau nach ihm.
Wo ist er denn? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Alexander von Berg der Typ ist, der zu spät kommt. Wahrscheinlich steht er schon irgendwo herum und wartet ungeduldig auf mich – mit seinem typischen Blick, der nichts Gutes verheißt.
Da sehe ich ihn. Perfekt gekleidet, wie wir ihn kennen. Sein blauer, leicht schimmernder Anzug sitzt makellos, und sogar sein Koffer sieht aus, als hätte er gerade erst den Laufsteg verlassen. Alexander lehnt lässig an einer großen Fensterscheibe, die auf das Rollfeld hinausgeht und scrollt auf seinem Smartphone. Natürlich. Wahrscheinlich checkt er schon die ersten Mails des Tages, bevor wir überhaupt abgehoben haben.
Ich trete neben ihn und lasse meine Tasche mit einem dumpfen Plopp auf den Boden fallen. Sie verfehlt knapp seine Füße mit den blank polierten Schuhen.
„Ah, Frau Brandt“, sagt er, als er mich bemerkt. Kein Lächeln, nur dieses typische professionelle Nicken.
„Pünktlich, wie ich gehofft hatte.“
„Ja, ich bin hier“, erwidere ich und versuche, meinen Sarkasmus zu unterdrücken. Es ist gerade mal sechs Uhr morgens, und ich bin eigentlich noch viel zu müde, um mich zu verteidigen.
„Ich wollte Ihnen keine Angriffsfläche bieten, um sich an meiner mangelnden Disziplin aufzuhängen.“
„Aber das käme mir doch niemals in den Sinn, Frau Brandt.“
Er steckt sein Handy ein und schaut kurz auf seine Armbanduhr. Ein typischer Alexander-Moment.
„Haben Sie schon eingecheckt?“
„Natürlich“, antworte ich.
Als ob ich es wagen würde, hier aufzutauchen, ohne vorher eingecheckt zu haben.
„Gut“, sagt er knapp. „Dann können wir jetzt durch die Sicherheitskontrolle. Und danach bereiten wir uns auf das Meeting vor.“
Effizienz ist wohl sein Lebensmotto.
Ich nicke und versuche, meine Augen nicht zu verdrehen. Vorbereiten. Als ob er schon alles bis ins kleinste Detail durchgeplant hat, während ich immer noch versuche, mich wach zu halten. Ein langer Tag liegt vor mir.
„Gut, dann los“, erwidere ich, doch er ist schon forsch vorangegangen. Ich folge ihm mit schleppenden Schritten zur Sicherheitskontrolle. Der Beginn unserer wunderbaren Reise. Drei Tage mit Alexander von Berg. Ich könnte mich jetzt schon erschießen.
Die Lounge ist ruhig, fast schon unnatürlich still im Vergleich zum Trubel draußen. Das gedämpfte Licht, die bequemen Ledersessel und das leise Klirren von Gläsern sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Ein kurzer Moment der Entspannung, bevor es mit Alexander losgeht. Ich atme tief durch, während ich meine Tasche abstelle und mich setze. Jetzt nur nicht zu viel reden. Alexander lässt sich elegant in den Sessel neben mir sinken.
„Sie sollten die Zeit nutzen, um sich auf die Präsentation vorzubereiten“, gibt er mir einen heißen Tipp, während er seine Krawatte lockert.
„Haben Sie die Zahlen noch einmal gründlich durchgecheckt?“
Nein, ich habe die letzten Tage nur faul auf dem Sofa gelegen.
„Selbstverständlich, Herr von Berg“, salutiere ich, greife nach meinem Laptop und tippe ein wenig auf der Tastatur herum.
„Und Sie? Sind Sie mit allem zufrieden? Oder gibt es noch etwas, das ich übersehen habe? Da werden Sie doch bestimmt noch was mit Ihren Adler-Augen gefunden haben, oder?“
„Nicht, dass ich wüsste“, erwidert er, seine Augen auf das Display seines Handys gerichtet. Wahrscheinlich arbeitet er gerade an einem Plan, wie er meine Präsentation übernehmen kann.
„Aber ich werde Sie informieren, sollte mir noch etwas einfallen.“
„Davon bin ich überzeugt“, entgegne ich und rolle innerlich mit den Augen. Sicher wird ihm noch irgendwas „einfallen“. Wahrscheinlich gerade in dem Moment, in dem ich die Präsentation bei den Kunden halte, um mich zu blamieren.
Ein Kellner kommt vorbei und fragt, ob wir etwas trinken möchten.
„Einen Cappuccino und ein Wasser, bitte“, ordere ich, während ich kurz überlege, wie Alexander reagieren würde, wenn ich mir einen Wodka bestellt hätte.
Alexander hebt kaum den Blick von seinem Handy.
„Für mich dasselbe.“
Kein „bitte“, natürlich. Ich frage mich, ob er jemals in seinem Leben etwas bestellt hat, ohne dabei wie ein herrischer CEO zu klingen.
Ich versuche, mich auf den Bildschirm vor mir zu konzentrieren, aber seine Anwesenheit macht mich nervös. Warum nur? Er macht doch nichts – außer, perfekt zu wirken.
„Waren Sie schon mal in Barcelona?“, frage ich.
Er schaut kurz auf.
„Ja, mehrmals. Es ist eine schöne Stadt, aber da ich geschäftlich unterwegs war, habe ich nicht viel mehr als Hotels und Konferenzräume gesehen.“
„Ach, wie aufregend.“
Ich kann den sarkastischen Unterton nicht unterdrücken. Barcelona ist eine der aufregendsten Städte der Welt, und alles, was er gesehen hat, sind Hotels. Der Mann versteht es zu leben. Ich schüttele den Kopf.
„Sie sind noch nie dort gewesen?“, fragt er.
„Nein, noch nie.“
Ich lehne mich zurück und versuche, locker zu bleiben, obwohl ich in seiner Gegenwart immer leicht verkrampft bin.
„Eigentlich hatte ich gehofft, ein wenig mehr von der Stadt zu sehen als nur das Hotel und Konferenzräume“, erkläre ich.
Er wirft mir einen mahnenden Blick zu, als wolle er mir die Botschaft übermitteln, dass wir schließlich nicht zum Vergnügen herumreisen. Dann zuckt er mit den Schultern.
„Vielleicht finden Sie ja die Zeit, um die Stadt zu erkunden.“
Welch Überraschung. Er hat tatsächlich zugegeben, dass es noch etwas anderes als Arbeit gibt. Wenn es zeitlich klappt, werde ich mir Barcelona auf jeden Fall ansehen. Und hoffentlich ohne ihn, denn er würde nur stören. Er kann ja im Hotel bleiben.
Danach ist er endlich still und ich döse ein bisschen vor mich hin. Es ist wirklich noch sehr früh am Morgen. Ich bin um vier Uhr aufgestanden, also quasi mitten in der Nacht. Keine Ahnung, warum der Herr neben mir so fit und munter wirkt.
Als ich fast eingeschlafen bin, wird das Flugzeug aufgerufen, und wir machen uns auf den Weg zum Boarding. Alexander schreitet mit seiner typischen forschen Art voran, während ich ihm müde folge. Zum ersten Mal fliege ich heute Business Class und bin schon sehr gespannt. Ob es wirklich so viel anders ist?
Ja, das ist es. Als wir an Bord gehen, werden wir freundlich von zwei Stewardessen begrüßt. Mit großen Augen sehe ich mich um. Die Sitze sind viel breiter, als ich es gewohnt bin. Es sind richtige Sessel, die in großzügigen Abständen voneinander getrennt sind und jedem Passagier ein Maximum an Privatsphäre bieten. Die Polster sind weich, fast schon luxuriös, und zwischen den Sitzen gibt es eine Konsole für Getränke und Tabletts. Ich liebe die Business Class!
„Setzen Sie sich, Frau Brandt“, sagt Alexander und zeigt auf unseren Platz. „Wir fliegen nicht im Stehen.“
„Danke für die Info“, gebe ich zurück. „Ich wollte nur meine Tasche verstauen.“
„Das erledige ich gern für Sie.“
Ein attraktiver Flugbegleiter taucht neben mir auf und nimmt mir lächelnd mein Gepäck ab.
„Vielen lieben Dank“, sage ich überschwänglich und lasse mich in meinen großen, bequemen Sessel fallen. Ich komme mir vor, als wären wir in einem schicken Hotel, das zufällig durch die Luft schwebt.
Kaum sitze ich, erscheint der nächste Steward und fragt nach meinen Getränkewünschen. Hier wird man aber wirklich verwöhnt. Ich fliege ab jetzt nur noch Business Class.
Formularende
„So, Frau Brandt“, richtet Alexander erneut das Wort an mich. „Ich hoffe, Sie fühlen sich in Ihrem Sessel wohl. Weiterhin hoffe ich, Sie haben sich gut vorbereitet. Der Kunde in Barcelona ist anspruchsvoll. Wir können es uns nicht leisten, Fehler zu machen.“
Natürlich habe ich mich gut vorbereitet, aber wie immer geht es ihm darum, mir subtil zu sagen, dass ich noch mehr tun könnte.
„Ja, Herr von Berg, ich habe mich bestens vorbereitet. Keine Sorge.“
Ich lehne mich zurück und schnalle mich an.
„Haben Sie die letzten E-Mails von Grupo Marqués gelesen?“, will der Mann zu meiner Linken wissen.
„Natürlich habe ich das.“
Ich kann mich nicht entscheiden, was mich mehr ärgert: seine ständige Kontrolle oder die Tatsache, dass er vermutlich selbst im Schlaf Mails beantwortet.
Ich lasse meinen Blick über ihn schweifen. Obwohl ich ihn auf viele Arten nervig finde, lässt sich eines nicht abstreiten: Er sieht verdammt gut aus. Da muss ich meiner Kollegin Laura – und all den anderen Frauen in unserer Firma, die ihn unverhohlen anhimmeln – recht geben.
Sein Gesicht ist scharf geschnitten und die Kieferlinie ist so perfekt, als wäre sie von einem Bildhauer gemeißelt worden. Und dann seine Augen. Wenn er aufblickt, durchdringen sie alles, was sie sehen. Ein strahlendes Meerblau, in dem man versinken möchte. Aber vielleicht trägt er auch nur blaue Kontaktlinsen – wie eine Kollegin, die nicht mal eine Sehschwäche hat, sich aber gern wegen ihrer tollen Augen bewundern lässt. Total albern.
Ich erwische mich dabei, wie ich seinen breiten Schultern folge, die sich unter dem makellosen Anzug abzeichnen. Wie er da sitzt, vollkommen ruhig und unglaublich selbstbewusst. Es gibt keine Bewegung, die nicht absolut sicher und präzise ist. Alles an ihm strahlt Kontrolle aus.
Ich schüttele leicht den Kopf und versuche, diese Gedanken zu verdrängen. Ja, er sieht gut aus. Viel zu gut. Aber das macht ihn nicht weniger nervig.
Warum kann jemand, der mich regelmäßig in den Wahnsinn treibt, gleichzeitig so anziehend wirken?
Er hat etwas an sich, das alle Blicke automatisch auf sich zieht, auch meine. Das ist einfach so.
Ich räuspere mich.
„Herr von Berg, ich möchte, dass wir etwas klären, bevor wir bei Grupo Marqués ankommen“, wende ich mich an ihn. „Ich weiß, dass Sie es gewohnt sind, das letzte Wort zu haben, aber ich erwarte, dass Sie mich vor dem Kunden nicht vorführen oder kritisieren. Wenn Sie mir das nicht versprechen, machen Sie die Präentation selbst.“
Seine Augen verengen sich.
„Kritisieren? Aber liebe Frau Brandt, ich gebe Ihnen lediglich Feedback, wenn es nötig ist.“
„Das können Sie machen, wenn wir allein sind“, erkläre ich. „Sie wissen genau, was ich meine. Sie haben in der Vergangenheit oft meine Präsentationen unterbrochen und mich kritisiert, und zwar vor versammelter Mannschaft. Das verbitte ich mir in Zukunft.“
Ich merke, wie meine Stimme fester wird, weil ich diese Demütigungen nicht noch einmal erleben will. Ich muss mir das nicht gefallen lassen.
„Dieses Mal werde ich die Führung übernehmen“, kündige ich an. „Sie haben mich mit dieser Präsentation betraut, und ich werde sie vor dem Kunden halten – und zwar ohne Ihre ständigen Einwände. Wenn Sie das nicht aushalten, sind Sie eben nicht dabei.“
Alexander lehnt sich etwas zurück und verschränkt die Arme ineinander. Sein Blick ist kühl, aber aufmerksam.
„Sie sind also der Meinung, dass Sie das ohne meine Korrekturen schaffen?“
„Ja, das bin ich“, antworte ich, ohne zu zögern. „Ich brauche Ihre Unterstützung, nicht Ihre Kritik – jedenfalls nicht vor dem Kunden.“
Für einen Moment bleibt er still und mustert mich. Dann nickt er langsam.
„In Ordnung. Aber ich hoffe, Sie wissen, dass ich nur das Beste für die Firma im Sinn habe.“
„Das hoffe ich auch“, erwidere ich.
Endlich habe ich ihn in seine Schranken gewiesen.
Ich hoffe nur, dass er auch dort bleibt.
Formularbeginn
Formularende
Haben Sie eigentlich vor, auch ein bisschen von der Stadt zu sehen?“, frage ich nach einer Weile beiläufig, ohne ihn direkt anzusehen.
„Ich bin dort, um zu arbeiten“, antwortet er und legt sein Handy weg. „Wenn Sie Zeit für Sightseeing haben, Frau Brandt, dann haben Sie entweder zu wenig zu tun – oder Sie sind sehr effizient.“
Ich unterdrücke ein Lächeln.
„Oder beides.“
Warum überrascht es mich nicht, dass er Sightseeing für pure Verschwendung hält?
Ich schaue mich um. Einige der Passagiere arbeiten an ihren Laptops, andere lesen Zeitung oder dösen vor sich hin. Ein paar wenige schauen aufmerksam nach vorne, als wollten sie keinen Moment verpassen.
Neben mir sitzt Alexander, immer noch perfekt aufrecht, die Beine elegant übereinander geschlagen.
„Frau Brandt“, beginnt er erneut, und da reicht es mir.
„Herr von Berg, ich weiß, wie ich heiße“, verkünde ich. „Sie müssen meinen Namen nicht jedes Mal wiederholen.“
Er schaut mich kurz an, blinzelt einmal und zieht dann die Augenbrauen leicht nach oben.
„Es ist ein Zeichen von Höflichkeit, die Anrede zu benutzen, wenn man im Geschäftsleben unterwegs ist.“
„Kann sein, aber es nervt mich trotzdem“, erwidere ich. „Frau Brandt hier, Frau Brandt da. Furchtbar. Lassen Sie es doch einfach.“
Er nickt, als ob er zu einem diplomatischen Entschluss gekommen ist.
„Wenn es Ihnen angenehmer ist, können wir uns auch mit dem Vornamen anreden. Allerdings würde ich es vorziehen, wenn wir das ‚Sie‘ beibehalten.“
„Selbstverständlich, Herr von Berg... äh… Alexander.“
Es fühlt sich merkwürdig an, ihn so anzusprechen. Alexander der Große, der allwissende Herrscher über sämtliche Marketingstrategien. Ich grinse in mich hinein. Formularende
Der Flug verläuft ruhig und die Maschine schwebt sanft über den Wolken. Ich versuche, mich zu entspannen. Alexander ist wie immer tief in seine Arbeit versunken. Ich frage mich, ob er jemals wirklich abschaltet.
Plötzlich ruckelt das Flugzeug heftig. Mein Magen macht einen unangenehmen Satz. Es bleibt nicht bei einem Ruckeln. Die Maschine schlingert zur Seite, und ein leises Murmeln ist zu hören, als sich die Passagiere nervös umsehen.
„Meine Damen und Herren, bitte bleiben Sie auf Ihren Sitzen und schnallen Sie sich an“, ertönt eine Stimme aus den Lautsprechern.
„Es gibt ein paar Turbulenzen.“
Natürlich. Warum sollte dieser Flug auch ruhig verlaufen?
Das Flugzeug ruckelt erneut, diesmal heftiger. Automatisch greife ich nach der Armlehne. Nur dass dort nicht die Armlehne ist – sondern Alexander. Mein Gehirn braucht eine Sekunde, um zu realisieren, dass ich mich an seinem Arm festgeklammert habe.
„Alles in Ordnung, Sophie?“
Seine Stimme klingt ruhig und fast amüsiert. Natürlich lacht er über so einen Angsthasen wie mich. Ihn lässt ja alles kalt.
„Ja... ja, alles gut“, beeile ich mich zu versichern.
Ich will meine Hand zurückziehen, aber Alexander legt seine andere Hand auf meine.
„Keine Sorge, es sind nur Turbulenzen. Wir stürzen nicht ab.“
Ja, vermutlich nicht. Das ist zwar nicht mein erster Flug, aber irgendwie fühlt sich alles anders an. Besonders jetzt, wo seine Hand auf meiner liegt. Warum klopft mein Herz auf einmal schneller?
„Das Flugzeug fällt nicht auseinander“, fügt er hinzu und grinst. Seine Stimme ist ruhig und kontrolliert, als könnte ihn nichts erschüttern.
„Ich weiß“, murmele ich.
Seine Nähe ist plötzlich überwältigend. Ich merke, wie ich ihn noch immer festhalte, obwohl die Turbulenzen bereits abnehmen. Mein Blick fällt auf unsere Hände, und ich lasse ihn schnell los.
„Danke“, presse ich hervor, während meine Wangen brennen.
Alexander lehnt sich zurück und lächelt leicht. „Keine Ursache. Ich wusste nicht, dass Sie bei Flügen so nervös sind.“
„Bin ich nicht“, erwidere ich. „Es war nur ein Reflex.“
Er sagt nichts mehr, aber ich spüre seinen Blick auf mir. Was denkt er jetzt über mich? Bestimmt nichts Positives. Ich versuche, tief durchzuatmen, aber mein Herz klopft noch immer schneller. Warum ist es so seltsam, wenn er in meiner Nähe ist? Es war doch nur seine Hand. Eine simple Berührung. Aber irgendwie war es nicht nur das. Die Art, wie er meine Hand beruhigend gehalten hat, wie seine Finger sich um meine gelegt haben… das hat mir irgendwie Sicherheit gegeben.
Und da ist es wieder – dieses Prickeln, das ich nicht ignorieren kann. Es war nicht das erste Mal, dass ich es gespürt habe. Immer dann, wenn er mir zu nahe kommt, wenn er mich ansieht, als könnte er genau in meinen Kopf schauen, ist da dieses Knistern. Ich finde ihn doch nur nervig, oder? Dieser Mann bringt mich regelmäßig zur Weißglut. Und doch...
Warum denke ich darüber nach, wie es sich angefühlt hat, als er meine Hand gehalten hat?
Ich schüttele den Kopf. Das ist nur der Stress, die Anspannung wegen dieser Reise. Das hat nichts zu bedeuten. Er ist Alexander von Berg, der mich ständig unterbricht, korrigiert und nervt. Nicht jemand, bei dem ich so etwas fühlen sollte.
Und doch ist dieses Prickeln da. Ich kann es nicht ausblenden, so sehr ich es versuche. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn heute zum ersten Mal anders erlebt habe. Nicht als den überheblichen CEO, sondern als jemanden, der für einen Moment tatsächlich freundlich und hilfsbereit war. So kenne ich ihn sonst gar nicht.
Ich habe keine Zeit für sowas. Nicht bei dieser wichtigen Reise, nicht bei allem, was auf dem Spiel steht. Aber irgendwas an ihm macht mich nervös. Auf eine ganz andere Weise, die ich sonst kenne.
Das Flugzeug setzt sanft auf der Landebahn auf, und ich kann spüren, wie die Räder den Boden berühren. Die Sonne scheint durch die kleinen Fenster der Maschine, und ein Kribbeln breitet sich in meinem Magen aus – eine Mischung aus Aufregung und Anspannung.
„Willkommen in Barcelona“, sagt Alexander, als er sein Handy sofort zur Hand nimmt, kaum dass wir die Landebahn verlassen haben. Natürlich checkt er als erstes seine E-Mails. Erst die Arbeit, dann... die Arbeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch nur einen Moment lang innehält, um die Ankunft zu genießen.
Die Aufregung, zum ersten Mal in dieser Stadt zu sein, mischt sich mit der Aussicht, die nächsten Tage mit Alexander verbringen zu müssen. Kaum haben wir das Terminal betreten, schieben wir uns auch schon durch die Menschenmassen, hinaus in den warmen, mediterranen Nachmittag. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, und eine warme Brise weht uns entgegen. Ich halte einen Moment inne, um die Luft einzuatmen. Barcelona. Es fühlt sich fast unwirklich an, als hätte ich nur davon geträumt.
Alexander hingegen scannt sofort die Umgebung, als suche er nach dem schnellsten Weg, das nächste Ziel zu erreichen. Keine Zeit für Träumereien.
„Dort stehen Taxen“, verkündet er. „Schnappen wir uns eins. Wir haben schließlich noch einiges zu tun.“
Der Mann hat wirklich keine Switch Off Taste. Wahrscheinlich steckt ihm eine Duracell Batterie im Rücken. Wie dem kleinen Hasen, der die Häsin so fest rammelte, dass ihr Schweißperlen auf der Stirn standen. Aber lassen wir das. Das ist jetzt kein passender Vergleich.
Wir laufen – ja, laufen! – zu den wartenden Taxis, und Alexander geht zielstrebig auf das nächste freie Fahrzeug zu. Er öffnet die Tür und wartet, bis ich eingestiegen bin, bevor er selbst Platz nimmt. Immer höflich. Dann höre ich seine Stimme, die perfekt Spanisch mit dem Fahrer spricht.
„Sie sprechen Spanisch?“, frage ich überrascht.
„Si“, antwortet er.
Natürlich. Alexander der Große – immer perfekt vorbereitet. Ich seufze leise und blicke aus dem Fenster. Die engen Gassen des Gotischen Viertels, die breiten Boulevards, die Palmen, die den Straßenrand säumen – alles fühlt sich lebendig und sonnig an. Schade, dass ich nicht einfach aussteigen und mir das alles ansehen kann.
Das Taxi hält vor dem Eingang unseres Hotels, und ich bin beeindruckt, bevor ich überhaupt ausgestiegen bin. Das Gebäude ist elegant und modern, mit einer Fassade aus Glas und Stein, die in der Sonne glitzert. Es ist eines dieser Luxushotels, bei denen man schon beim Anblick weiß, dass es mehr kostet, als man sich leisten möchte – außer natürlich, die Firma zahlt.
Alexander steigt als Erster aus, reicht dem Fahrer einen Geldschein und nickt ihm knapp zu. Kein „Danke“, nur diese professionelle Höflichkeit, die er immer an den Tag legt. Ich folge ihm und blicke zum Eingangsbereich, wo ein uniformierter Portier steht, der uns freundlich begrüßt und die Türen öffnet.
„Willkommen im Hotel Artista Barcelona“, sagt er mit einem Lächeln.
Der Empfangsbereich strahlt Ruhe und Luxus aus mit seinen glänzenden Marmorböden und riesigen Pflanzen. Ich werfe einen kurzen Blick zu Alexander. Keine Reaktion, als wäre es das Normalste der Welt, in so einem Hotel zu landen. Aber klar, er residert natürlich immer in solchen Nobel-Schuppen.
Er bewegt sich auf den Empfang zu, wo uns eine elegante Frau in einem perfekt geschnittenen Kostüm erwartet.
„Guten Tag, Frau Brandt, Herr von Berg“, begrüßt sie uns, ohne auch nur einen Blick auf den Bildschirm vor sich zu werfen.
„Ihre Zimmer sind bereits vorbereitet.“
Flüchtig schießt mir durch den Kopf, dass man die Zimmer normalerweise erst nachmittags beziehen darf. Aber in diesem Luxushotel gelten wohl Sonderregeln.
Alexander nickt knapp.
Er lehnt sich an den Empfangstresen, während ich mich ein wenig umsehe. Die Lobby ist riesig, mit gemütlichen Sitzbereichen und eleganten Kunstwerken, die an den Wänden hängen. Alles an diesem Hotel strahlt Klasse aus, und ich frage mich, wie viel hier ein Zimmer kostet.
„Hier sind Ihre Schlüssel“, sagt die Rezeptionistin, während sie uns die Zimmerkarten überreicht.
„Und wenn Sie etwas benötigen, lassen Sie es uns bitte wissen. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“
Ich nehme meine Schlüsselkarte entgegen und folge Alexander zu den Aufzügen. Ich kann spüren, wie der Tag langsam seinen Tribut fordert – das frühe Aufstehen, der Flug, die Anspannung, die bevorstehende Arbeit. Aber es bleibt keine Zeit zum Ausruhen. In ein paar Stunden wartet das erste Meeting, und wir müssen uns vorher noch kurzschließen.
Der Aufzug gleitet leise hinauf. Als sich die Türen öffnen, stehen wir vor einem Flur, der genauso stilvoll ist wie der Rest des Hotels.
„Sie kommen in zwei Stunden zu mir“, ordnet Alexander an. „Zimmer 351. Bis später.“
Bevor ich etwas erwidern kann, ist er verschwunden.
Ich glaube, das alles wird sehr anstrengend.
Ich stehe vor Alexanders Suite und atme tief durch. Die zwei Stunden sind schneller vergangen, als ich gedacht hatte. Ich klopfe an die Tür, und kurz darauf öffnet sie sich. Alexander steht vor mir, immer noch in Hemd und Anzughose, aber ohne Krawatte. Zum ersten Mal wirkt er etwas entspannter.
„Kommen Sie rein“, sagt er und lässt die Tür weit aufschwingen. Sein Ton ist nicht so kühl wie sonst.
Ich trete ein und lasse den Raum auf mich wirken. Die Suite ist groß und luxuriös, mit einem eleganten Wohnbereich, der in sanften Beige- und Grautönen gehalten ist. Auf dem Tisch liegen seine Unterlagen und ein Laptop, neben einer Flasche Wasser und zwei Gläsern.
„Setzen Sie sich.“
Er deutet auf den Sessel gegenüber seinem. Es ist ungewohnt, dass er so höflich ist.
Ich setze mich und warte ab, was jetzt kommt. Alexander setzt sich ebenfalls und greift nach seinen Unterlagen.
„Ich habe Ihre Präsentation noch einmal durchgesehen.“
Seine Stimme ist immer noch sachlich, aber ohne den scharfen Tonfall, den ich von ihm gewohnt bin.
„Sie haben wirklich gründlich gearbeitet. Die Zielgruppenanalyse ist detailliert, und das Konzept ist stimmig.“
Ich blinzele überrascht. War das gerade ein Lob? Ein Lob von ihm? Oder habe ich mich verhört? Wahrscheinlich schlafe ich in Wirklichkeit noch und träume das alles nur.
„Danke“, sage ich vorsichtig und bin nicht ganz sicher, wie ich darauf reagieren soll. Alexander lobt normalerweise niemanden – und schon gar nicht mich.
Er nickt knapp und lehnt sich etwas zurück.
„Ich wollte Ihnen das sagen, bevor wir später losfahren. Sie haben solide Arbeit geleistet, Sophie.“
Irgendwie klingt er weniger distanziert als sonst.
„Vielen Dank. Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen“, erwidere ich.
Es ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, er nimmt meine Arbeit ernst.
„Und ich habe auch keine weiteren Änderungen“, fügt er hinzu, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. „Wir werden das so präsentieren, wie Sie es vorbereitet haben. Ähm… ich meine, Sie werden es präsentieren. Ich führe dann später nur die Verhandlungen.“
„Wirklich?“
Ich kann meine Überraschung nicht verbergen.
„Ja“, sagt er und blickt mich direkt an. „Ich vertraue darauf, dass Sie wissen, was Sie tun.“
Das ist definitiv anders. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass er mir wirklich die Führung überlässt.
„Dann freue ich mich auf den Termin“, erwidere ich etwas verwirrt.
Zum ersten Mal fühlt sich die Zusammenarbeit mit ihm nicht wie ein Kampf an.
Er nickt, und für einen Moment scheint sich etwas zwischen uns zu entspannen.
„Ich bin sicher, Sie werden das gut machen.“
Und dann lächelt er leicht – nur ein kleines Lächeln, aber es ist da. Ich bin total überrascht.
Und mit diesem Lächeln finde ich Alexander den Großen wirklich attraktiv.
Der Konferenzraum im Hauptsitz von Grupo Marqués ist beeindruckend. Hohe Fenster lassen das Licht hereinströmen. Der Raum ist modern, mit klaren Linien und edlen Materialien gestaltet. Es sieht genauso aus, wie man es von einem internationalen Konzern erwartet.
Ich stehe vorne. Das große Display hinter mir zeigt die erste Folie meiner Präsentation. Die Vorstandsmitglieder sitzen aufmerksam an einem langen Tisch, jeder mit einer Tasse Kaffee und einem Tablet vor sich. Alexander sitzt neben mir, ruhig, beinahe unauffällig. Er lässt mich tatsächlich die Führung übernehmen, wie er es versprochen hat.
„Guten Tag, meine Damen und Herren“, beginne ich mit fester Stimme und lächele leicht. Ich spüre das Kribbeln der Aufregung, aber es ist ein gutes Kribbeln.
„Ich freue mich, Ihnen heute unser Konzept vorstellen zu dürfen, das darauf abzielt, Ihre Markenreichweite international weiter auszubauen.“
Die Gesichter vor mir sind aufmerksam, aber neutral. Ein professionelles Publikum. Ich weiß, dass sie kritisch sein werden, aber das ist meine Chance. Ich klicke zur nächsten Folie und beginne, durch die Strategien zu führen, die ich in den letzten Wochen ausgearbeitet habe. Jede Folie, jede Zahl, jede Analyse sitzt perfekt. Ich habe diese Präsentation unzählige Male durchgearbeitet, und heute zahlt sich das aus.
„Wie Sie sehen, haben wir die Zielgruppenanalyse speziell auf Ihre Märkte abgestimmt“, erkläre ich und werfe einen Blick zu Alexander. Er sitzt still und lässt mich machen. Ich fühle seine Präsenz, aber heute stört sie mich nicht. Heute habe ich das Kommando.
„Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden die Streuverluste signifikant reduzieren und die Konversionsrate um mindestens 15 Prozent steigern.“
Ich zeige auf die entsprechenden Grafiken. Die Vorstandsmitglieder nicken, und ich spüre, wie sich mein Selbstvertrauen steigert. Ich klicke zur nächsten Folie und lasse die Zahlen für sich sprechen.
„Zusammen gefasst sind wir der Überzeugung, dass dieses Konzept nicht nur Ihre Markenbekanntheit steigern wird, sondern auch signifikante Umsatzsteigerungen in den nächsten Quartalen ermöglicht.“
Ein kurzer Moment der Stille folgt. Ich atme tief durch, bevor ich mit einem Lächeln abschließe.
„Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und stehe Ihnen gerne für Fragen zur Verfügung.“
Die ersten Fragen kommen sofort, und ich beantworte sie mit Klarheit und Präzision. Ich kenne die Zahlen und alle Details in- und auswendig. Jeder Punkt, den ich anbringe, trifft genau ins Schwarze.
Der CEO von Grupo Marqués meldet sich schließlich zu Wort.
„Frau Brandt“, beginnt er und lehnt sich leicht vor. „Ihre Analyse ist beeindruckend, und ich sehe großes Potenzial in Ihrem Vorschlag. Ich muss zugeben, wir hatten nicht erwartet, dass uns eine so durchdachte und maßgeschneiderte Strategie präsentiert wird.“
Wow. Das ist ein dickes Lob. Ein direktes, ernsthaftes Lob. Ich werfe Alexander einen kurzen Blick zu und ich sehe sein zufriedenes Nicken.
„Vielen Dank“, erwidere ich.
Meine Stimme klingt ruhig, obwohl in mir das Adrenalin pulsiert. Ich habe es geschafft.
„Wir werden uns intern besprechen“, fährt der CEO fort. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir Ihre Vorschläge umsetzen werden.“
Ein Erfolg. Ich habe es wirklich geschafft.
Als das Meeting beendet ist und alle aufstehen, um sich die Hände zu schütteln, atme ich innerlich auf. Ich habe mich bewiesen, und das vor den anspruchsvollsten Menschen, die ich je getroffen habe. Und das alles auf Englisch, was es nicht leichter gemacht hat.
Als wir den Konferenzraum verlassen, trete ich an Alexanders Seite. Er sagt nichts, aber seine Augen verraten, dass er beeindruckt ist. Und das allein fühlt sich wie der größte Triumph meines Lebens an.
Und der Triumph geht sogar noch weiter. Als wir das Gebäude von Grupo Marqués verlassen, spüre ich, wie die Spannung des Tages langsam nachlässt. Wir stehen am Straßenrand und warten auf unser Taxi, als Alexander neben mir unerwartet das Schweigen bricht.
„Sie haben heute eine wirklich hervorragende Arbeit geleistet“, lobt er mich schon wieder und ich kann es gar nicht glauben. Was zum Teufel ist mit ihm los? Hat er sich irgendwelche Drogen eingeworfen?
„Danke“, erwidere ich verwirrt. Langsam wird mir der Typ unheimlich.
Er nickt leicht und fast zögerlich, als ob er über die nächsten Worte nachdenken müsste.
„Ich habe eine Idee“, beginnt er. „Da wir den Tag erfolgreich abgeschlossen haben, sollten wir das vielleicht feiern.“
„Feiern?“
Ich sehe ihn erstaunt an und sehe ihn in meiner Fantasie gerade halbnackt auf dem Tisch tanzen.
„Ich dachte erstmal an ein Essen“, fügt er hinzu und klingt so überrascht, als ob ihm die Idee selbst neu wäre.
„Schließlich haben Sie seit heute Morgen nichts mehr gegessen.“
Wow, Alexander der Große ist plötzlich fürsorglich geworden. Dass ich das noch erleben darf!
„Und vielleicht haben Sie Interesse an ein bisschen Sightseeing? Barcelona hat eine Menge zu bieten, und ich denke, Sie haben heute eine kleine Belohnung verdient.“
Er hat irgendwelche bewusstseinserweiternde Drogen genommen. Anders ist sein auffallend freundliches Verhalten nicht zu erklären. Er ist doch sonst nie freundlich, jedenfalls nicht zu mir.
„Sagen Sie mal, geht es Ihnen gut oder muss ich mir Sorgen machen?“, kann ich mir nicht verkneifen.
„Seit wann kümmern Sie sich darum, ob ich Hunger habe? Sie erschrecken mich richtig mit Ihrem freundlichen Getue. Oder führen Sie wieder irgendwas im Schilde?“
„Das tut mir leid. Natürlich wollte ich Sie nicht erschrecken“, beteuert Alexander. „Und selbstverständlich führe ich nichts im Schilde.“
„Also, selbstverständlich ist das überhaupt nicht“, korrigiere ich ihn.
Alexander runzelt die Stirn.
„Bin ich wirklich so garstig?“, will er wissen.
„Ja, das sind Sie“, antworte ich wie aus der Pistole geschossen.
Ich sehe etwas in seinen Augen, das ich nicht ganz deuten kann – Unsicherheit? Das wäre wirklich mal was ganz Neues.
„Das war nie meine Absicht“, behauptet er und klingt fast ehrlich. „Wenn es bei Ihnen so angekommen ist, tut es mir leid.“
„Sie sollten noch mehr von Ihren Drogen nehmen“, rutscht es mir heraus.
Ich beiße mir auf die Lippe. Das war wohl doch etwas zu unverschämt.
„Was für Drogen?“, fragt Alexander verständnislos. „Ich nehme keine Drogen. Sie etwa?“
„Natürlich nicht“, erwidere ich empört. „Wie kommen Sie denn darauf?“
Plötzlich grinsen wir uns an.
„Sie sind witzig“, stellt Alexander fest und muss offenbar gegen seinen Willen lachen.
„Das ist mir schon oft aufgefallen.“
Ich verkneife mir mit großer Mühe ein flapsiges „Sie leider nicht, Sie humorloser Knochen.“
„Das klingt fast wie ein Kompliment“, antworte ich. „Und das wäre dann schon das zweite oder dritte heute. Lassen Sie das mal, sonst gewöhne ich mich noch daran.“
Jetzt lacht Alexander aus vollem Hals. Erschrocken sehe ich ihn an. Er kann lachen? Seit wann das denn?
Es ist völlig klar: Er ist auf Drogen. Anders kann ich mir sein Verhalten echt nicht erklären.
Aber… mir gefällt es.
Was zum Teufel ist mit mir los? Habe ich Sophie gerade tatsächlich zum Essen eingeladen? Die Frau, die mich ständig aus dem Konzept bringt?
„Sie sind witzig“, höre ich mich selbst sagen.
Sophie grinst mich an, und ich muss mich zwingen, nicht wieder zu lachen. Was zum Teufel mache ich hier? Ich bin der CEO. Der Mann, der immer die Kontrolle hat, immer die Oberhand behält. Aber bei ihr verliere ich das ständig. Sie bringt mich dazu, Dinge zu sagen und zu tun, die ich normalerweise nicht mal in Erwägung ziehen würde.
„Das klingt fast wie ein Kompliment“, sagt sie und sieht mich mit diesem herausfordernden Funkeln in den Augen an, das mich gleichzeitig reizt und nervt. Ich sollte aufhören, sie so anzusehen. Aber ich kann nicht.
„Und das wäre dann schon das zweite oder dritte heute. Lassen Sie das mal, sonst gewöhne ich mich noch daran.“
Warum amüsiert mich das so sehr? Ich versuche, ernst zu bleiben. Aber da ist es wieder. Dieses Lachen, das ich nicht unterdrücken kann. Ich lache schon wieder.
Seit wann lache ich bei geschäftlichen Angelegenheiten? Ich bin Alexander von Berg. Der Mann, der für seine Ernsthaftigkeit und Effizienz bekannt ist. Nicht der Typ, der mit seinen Mitarbeiterinnen scherzt und sich plötzlich nett verhält.
Aber irgendetwas an Sophie bringt mich aus dem Gleichgewicht. Seit wir zusammen arbeiten, ist da dieses Knistern zwischen uns. Sie ist klug, schlagfertig und lässt sich nicht von mir einschüchtern, was verdammt nervig ist. Aber da ist noch etwas an ihr, das ich nicht ignorieren kann; egal, wie sehr ich es versuche. Irgendetwas verdammt Anziehendes.