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Tom ist der ruppigste – und attraktivste – Boss, den Carina je hatte. Drei Monate lang hat er sie herumkommandiert und zur Weißglut getrieben, doch sein charmantes Lächeln brachte sie jedes Mal aus dem Konzept. Als er plötzlich mitten auf ihrer langersehnten USA-Reise auftaucht und sich in den Familien-Van quetscht, weiß Carina: Das Chaos hat gerade erst begonnen. Eine schrullige Familie, ein klappriger Van und ein Boss, der sie gleichzeitig in den Wahnsinn treibt und ihr Herz schneller schlagen lässt – dieser Roadtrip wird alles, nur nicht entspannt. Zwischen schrägen Missgeschicken, humorvollen Begegnungen und romantischen Momenten auf Amerikas endlosen Highways wächst zwischen Carina und Tom etwas, das sie beide nicht erwartet haben. Doch Tom trägt die Narben einer Vergangenheit, die ihn immer wieder zurückhält. Kann Carina ihm zeigen, dass Vertrauen und Nähe eine zweite Chance verdienen – ohne dabei selbst ihr Herz aufs Spiel zu setzen? Ein prickelnder, humorvoller und herzerwärmender Roadtrip-Roman über chaotische Abenteuer, explosive Spannung und die überraschenden Wege der Liebe.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Impressum
Originalausgabe Januar 2025
Grumpy Boss on a Bumpy Bus
Tina Keller, Berlin, Deutschland
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck oder andere Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Cover: © Tina Keller
unter Verwendung von KI DALL-E
Tina Keller
c/o Internet Marketing
und Publikations-Service
Frank W. Werneburg
Philipp-Kühner-Str. 2
99817 Eisenach
Tina Keller
Grumpy Boss
on a Bumpy Bus
Humorvoller Liebesroman
Tom ist der ruppigste – und attraktivste – Boss, den Carina je hatte. Drei Monate lang hat er sie herumkommandiert und zur Weißglut getrieben, doch sein charmantes Lächeln brachte sie jedes Mal aus dem Konzept. Als er plötzlich mitten auf ihrer langersehnten USA-Reise auftaucht und sich in den Familien-Van quetscht, weiß Carina: Das Chaos hat gerade erst begonnen.
Eine schrullige Familie, ein klappriger Van und ein Boss, der sie gleichzeitig in den Wahnsinn treibt und ihr Herz schneller schlagen lässt – dieser Roadtrip wird alles, nur nicht entspannt. Zwischen schrägen Missgeschicken, humorvollen Begegnungen und romantischen Momenten auf Amerikas endlosen Highways wächst zwischen Carina und Tom etwas, das sie beide nicht erwartet haben.
Doch Tom trägt die Narben einer Vergangenheit, die ihn immer wieder zurückhält. Kann Carina ihm zeigen, dass Vertrauen und Nähe eine zweite Chance verdienen – ohne dabei selbst ihr Herz aufs Spiel zu setzen?
Ein prickelnder, humorvoller und herzerwärmender Roadtrip-Roman über chaotische Abenteuer, explosive Spannung und die überraschenden Wege der Liebe.
Meine Damen und Herren, willkommen in unserem neuen Juwel – nein, unserem Meisterwerk.“
Die kräftige Stimme des Schloss-Besitzers hallt durch den opulenten Ballsaal. Theo Gärtner ist ein exzentrischer älterer Herr mit silbernen Haaren, die wild in alle Richtungen abstehen und einem wachen Blick aus meeresblauen Augen.
„Als ich dieses Schloss vor drei Jahren gekauft habe, hielten mich viele für verrückt. Verfallen, sagten sie. Eine Ruine, sagten sie. Nicht zu retten.“
Einige Gäste murmeln zustimmend. Männer in maßgeschneiderten Smokings und Frauen in glitzernden Abendkleidern nippen an ihren Champagner-Gläsern. Der Saal riecht nach frisch poliertem Holz und teurem Parfum, eine Mischung aus neuem Glanz und altem Reichtum.
„Aber ich ließ mich nicht beirren“, fährt Theo kämpferisch fort. „Ich wusste, dass ich den richtigen Mann hatte, der meine Vision zum Leben erwecken würde.“
Er legt eine bedeutungsvolle Pause ein und lässt seinen Blick über die Menge schweifen.
„Und dieser Mann steht heute Abend hier: Tom Falkner!“
Applaus brandet auf und alle Augen richten sich auf Tom. Meinen Boss. Er steht mitten im Raum und lächelt gewinnend.
Oh ja, er hat hier einiges geleistet, das kann man wohl sagen. Ich muss zugeben: Als ich diese Ruine das erste Mal betreten habe, stand ich leicht unter Schock. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Tom, der begnadete Architekt, aus einem verfallenen Schloss ein Luxus-Hotel zaubern würde. Die Mauern waren von Rissen durchzogen, die Fenster mit Brettern vernagelt, und der einst prächtige Ballsaal, in dem wir jetzt stehen, war ein Chaos aus eingestürztem Stuck und kaputtem Parkett.
Aber Tom sah das alles gar nicht. Während wir mit Schutzhelmen und Gummistiefeln mitten im Schutt standen, ließ er seinen Blick begeistert über die Trümmerhaufen schweifen und malte sich in den schillerndsten Farben aus, wie prunkvoll das alles hier einmal aussehen würde. Und er hat Recht behalten. Er kann wirklich stolz auf sich sein.
Der Ballsaal glänzt mit seiner Decke aus kunstvollem Stuck, die sich wie ein filigranes Netz über uns spannt. Die Wände strahlen in einem warmen Cremeweiß, das Tom persönlich ausgewählt hat, weil es „zeitlose Eleganz und moderne Frische“ vereint. Die riesigen Fenster, die früher von Brettern bedeckt waren, geben den Blick auf den weitläufigen Park frei, der mit getrimmten Hecken und funkelnden Lichterketten fast genauso beeindruckend aussieht wie der Ballsaal.
Tom hat es geschafft. Er hat diese Ruine in ein wunderschönes Luxus-Hotel verwandelt, das sicher bald Gäste aus aller Welt anlocken wird.
„Tom, mein Freund, Sie sind kein Architekt – Sie sind ein Künstler, ein Magier. Ohne Sie wäre dieses Projekt niemals so ein Erfolg geworden. Jede Kurve, jede Säule, jeder Raum trägt Ihre Handschrift. Sie haben dieses Schloss nicht nur renoviert, Sie haben ihm eine Seele gegeben.“
Theo ist völlig aus dem Häuschen und kann sich gar nicht mehr beruhigen. Vor vielen Jahren, als er noch in Deutschland gelebt hat, hat er Tom mit dem Bau seiner Villa beauftragt. Das hat ihm offenbar so sehr imponiert, dass er niemand anderem als Tom sein Herzensprojekt anvertrauen wollte – ein schlossähnliches Gebäude in der Nähe von New York. Tom wurde kurzerhand aus Berlin abkommandiert und nach New York entsandt. Da er seine Sekretärin Julia nicht mitnehmen konnte, weil sie ihre Familie nicht verlassen wollte, hat er bei den anderen Assistentinnen nachgefragt, ob ihn jemand begleiten wollte. Tja, und da habe ich mich sofort gemeldet. Amerika war schon immer mein absolutes Traumland und ich konnte mir nichts Aufregenderes vorstellen, als eine Zeitlang mitten in New York zu wohnen.
Allerdings habe ich auch nicht so richtig gewusst, worauf ich mich mit Tom Falkner einlassen würde. Julia hatte mir schon verraten, dass er ein bisschen exzentrisch ist und nicht immer leicht zu handhaben, aber das war noch gelinde ausgedrückt. Er war ungeduldig, unbeherrscht, ruppig und unhöflich. Ganz selbstverständlich hat er von mir verlangt, dass ich alles im Akkord abarbeite – gern bis nach Mitternacht. Ich habe mehrmals versucht, ihm klarzumachen, dass ich nicht Inhaberin des Architekturbüros bin und demzufolge auch nicht sein Gehalt kassiere. Als Assistentin bin ich nun wirklich nicht verpflichtet, jeden Tag zwölf Stunden zu arbeiten. Aber Tom hatte dafür wenig Verständnis. Er hat mir mit einem ziemlich genervten Gesichtsausdruck ein Bündel Dollarscheine in die Hand gedrückt und mich angefaucht, ich solle nicht immer herum meckern, sondern einfach meine Arbeit machen.
Tom ist ein Perfektionist und genau das erwartet er auch von allen anderen in seinem Umfeld. Er ist herrisch, exaltiert, nervtötend, aber gleichzeitig auch ein begnadeter Architekt. Und er ist höllisch attraktiv. Er hat ein ausgesprochen männliches, markantes Gesicht, unfassbar schöne Augen, einen sinnlichen Mund und manchmal ein Grinsen im Gesicht, das ihn unwiderstehlich macht. Zudem ist er sportlich und durchtrainiert, weil er es sich nicht hat nehmen lassen, in seiner knapp bemessenen Freizeit ins Fitness-Studio zu joggen. Außer Arbeiten und Trainieren hat er in den drei Monaten in New York nichts Nennenswertes gemacht.
Manchmal habe ich mich gefragt, ob er eigentlich irgendwelche Frauen datet, aber ich wüsste nicht, wann er dazu Zeit gehabt haben sollte. Vielleicht hat er auf dem Weg vom Büro ins Fitness-Studio kurz bei einer Frau Halt gemacht. Ich meine, er hat ja auch gewisse Bedürfnisse – jedenfalls nehme ich das an. Aber warum denke ich überhaupt darüber nach?
Die Antwort liegt klar auf der Hand: weil ich ihn als Mann absolut verführerisch finde, so sehr ich mich als Boss auch über ihn aufgeregt habe. Als Mann würde er mich enorm reizen, aber das steht zum Glück nicht zur Debatte. Heute ist unser Einsatz in New York beendet und wenn wir zurück in Berlin sind, werde ich kaum noch etwas mit ihm zu tun haben.
Tom tritt vor, souverän wie immer. Mit einer eleganten Geste streicht er sein Jackett glatt, bevor er das Mikrofon in die Hand nimmt. Sein Lächeln ist gewinnend und seine Haltung wahnsinnig selbstbewusst. Er weiß eben, was er kann und was er geleistet hat. Dieser Abend gehört ganz ihm und er wird sich bis in die frühen Morgenstunden feiern lassen. Es sei ihm gegönnt, denn er hat es verdient.
„Vielen Dank, Theo“, beginnt er mit seiner tiefen Stimme, die mir jedes Mal einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt.
„Es ist mir eine große Ehre, heute hier zu stehen – in diesem Ballsaal, der vor einigen Monaten noch eine einzige Baustelle war. Sie haben mich nicht nur mit Ihrem Vertrauen geehrt, sondern auch mit Ihrer Vision inspiriert.“
Er macht eine kurze Pause, um den Applaus abklingen zu lassen, der auf seine Worte folgt. Ich sehe, wie er den Blick über die Menge schweifen lässt, bis er kurz bei mir hängen bleibt. Nur ein Moment, kaum merklich. Und doch reicht es, um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Wenn er nicht mein Boss wäre, würde ich heute bis zum Morgengrauen mit ihm feiern und ihn danach abschleppen, das steht fest. Oder ich trinke einfach so viel, dass ich irgendwann vergesse, dass er mein Vorgesetzter ist.
„Als ich dieses Projekt übernommen habe, wusste ich, dass es eine Herausforderung werden würde. Aber ich habe immer gewusst, dass ich dieses Schloss nicht nur restaurieren würde, sondern dass es am Ende etwas ganz Einzigartiges werden würde. Ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Zukunft vereinen. Und ich glaube, das ist uns gelungen.“
Wieder brandet Applaus auf und einige Frauen werfen Tom verlangende Blicke zu. Er ist wirklich ein Hingucker und ich wette, viele der Frauen hier würden gern dasselbe mit ihm tun wie ich. Ob eine von ihnen heute Nacht die Glückliche sein wird?
„Natürlich ist ein Projekt wie dieses nie das Werk eines Einzelnen“, fährt Tom fort. „Es ist das Ergebnis harter Arbeit, endloser Stunden am Computer und der Zusammenarbeit mit einem brillanten Team. Ich danke jedem Einzelnen, der an diesem Projekt beteiligt war. Ihr habt Großartiges geleistet.“
Sein Lächeln wirkt echt und der Applaus bricht erneut aus.
„Und nun“, schließt er mit einem charmanten Lächeln, „freue ich mich darauf, das Ergebnis mit Ihnen allen zu feiern. Lassen Sie uns diesen Abend genießen – er gehört nicht nur diesem Schloss, sondern all denen, die es möglich gemacht haben.“
Theo schüttelt ihm begeistert die Hand, und Tom nimmt es lächelnd hin. Er bleibt souverän, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er diesen Moment in vollen Zügen genießt.
Während sich die Menge zu dem opulenten Buffet begibt, bleibt mein Blick an ihm hängen. Er dreht sich um und seine Augen treffen meine. Diesmal dauert der Blick länger, und ich frage mich, ob er ahnt, was ich gerade denke. Hoffentlich nicht.
Tom hält meinem Blick stand, und etwas in seiner Miene verändert sich. Für einen Moment ist da nichts von seiner üblichen, professionellen Maske. Ich schließe die Augen und gebe mich einem völlig realitätsfernen Tagtraum hin.
Tom löst sich aus der Menge und geht auf mich zu. Mein Puls beschleunigt sich, obwohl ich mir einrede, dass es keinen Grund gibt, nervös zu sein.
„Carina, ich wollte dir noch etwas sagen.“
Seine Stimme ist ruhig, aber da ist dieser warme Unterton, der mich innehalten lässt.
Ich blinzele ihn an. Was kommt denn jetzt? Vielleicht „Ich bin schon lange scharf auf dich und will es heute mit dir krachen lassen – und zwar im Bett“?
Nein, das sagt er natürlich nicht.
„Ich wollte mich bei dir bedanken.“
Er tritt ein wenig näher, und ich kann den dezenten Hauch seines Aftershaves riechen – frisch und irgendwie gefährlich.
„Für die langen Nächte, in denen du dafür gesorgt hast, dass das Projekt nicht den Bach runtergeht. Für dein Organisationstalent, das mich mehr als einmal gerettet hat. Und dafür, dass du mich immer wieder daran erinnert hast, dass ich kein Übermensch bin – selbst, wenn ich mich manchmal so aufführe.“
Ich verschränke die Arme vor der Brust.
„Wow, das klingt ja fast wie ein Lob.“
Er setzt sein schelmisches, unwiderstehliches Grinsen auf, das mich mehr als einmal in den Wahnsinn getrieben hat.
„Es ist ein Lob. Und es kommt von Herzen.“
Mir wird ganz heiß.
„Hey, Carina...“
Seine Stimme ist sanft, fast zärtlich (habe ich eigentlich schon zu viel getrunken?) und als ich wieder zu ihm hochsehe, haben seine Augen einen Ausdruck, der mich völlig aus dem Konzept bringt. Warm und intensiv – fast so, als würde er etwas sagen wollen, das er sich nicht traut auszusprechen. Mein Gott, ich glaube, es war wirklich zu viel Alkohol, zumal ich doch gar keinen vertrage.
„Es war mir eine Freude, mit dir zu arbeiten.“
Da ist es wieder, dieses Prickeln, das mich schon den ganzen Abend nicht loslässt. Mein Mund ist trocken, und ich finde keine passende Antwort.
„Äh... ja, danke. Mit dir war es auch schön“, stottere ich.
Oh Mann. Das hört sich an, als würden wir gerade unsere Liebesbeziehung beenden.
„Ich meine, ich habe auch gern mit dir gearbeitet“, schiebe ich nach.
Das ist allerdings eine Lüge. Tom war ein echter Sklaventreiber.
„Wirklich?“ Tom lacht verhalten. „Ich hatte eher das Gefühl, ich habe dir manchmal ganz schön zugesetzt mit meiner ruppigen Art. Ich glaube nicht, das ist der Inbegriff eines geduldigen Chefs bin.“
Verklärt schaue ich ihn an.
Nein, Tom, das bist du wahrlich nicht. Aber du siehst so verdammt heiß aus, dass ich gnädig darüber hinweg gesehen habe.
„Bist du nicht“, bestätige ich. „Aber trotzdem… irgendwie war es ganz nett.“
Toms Augen funkeln.
„Das freut mich. Ich glaube, ich werde dich vermissen. Irgendwie habe ich mich in den letzten drei Monaten an dich gewöhnt.“
Mein Herz macht einen Sprung. Er wird mich vermissen?
„Allerdings können wir uns ja auch ab und an privat treffen… wenn du verstehst, was ich meine.“
Er zwinkert mir verschwörerisch zu.
„Ja, ich weiß, was du meinst“, flüstere ich. „Ich spüre auch schon lange, dass da etwas zwischen uns ist.“
Er schaut mich noch einmal mit diesem seltsamen, intensiven Blick an, bevor er sich leicht vorbeugt. Dann küsst er mich. Lange, intensiv, fordernd, heiß. Alles um mich herum beginnt sich zu drehen.
„Ich war von Anfang an scharf auf dich“, raunt er mir zu und drückt seinen Unterkörper verlangend gegen meinen.
„Aber als dein Boss durfte ich mir das nicht anmerken lassen. Aber jetzt ist unsere Zusammenarbeit beendet. Es gibt keine Zwänge mehr. Wir können tun und lassen, was immer wir wollen. Komm mit, Carina. Ich will dich. Jetzt. Ich halte es keine Sekunde länger aus.“
Seufzend öffne ich die Augen. Soweit mein Traum. In der Realität steht Tom mit einer ausnehmend hübschen Frau in einem silbernen Abendkleid zusammen und lacht schallend.
Tja, es war eben nur ein Traum.
Zwei Tage später stehe ich am John F. Kennedy International Airport und warte auf meine buckelige Verwandtschaft. Im Anschluss an die drei äußerst anstrengenden Monate habe ich mir nämlich vier Wochen frei genommen und werde in dieser Zeit einen Roadtrip von New York nach Los Angeles unternehmen. Das war schon immer mein Traum und nun werde ich ihn endlich in die Tat umsetzen. Ich kann es kaum erwarten.
Als sich die Türen öffnen, sehe ich sie sofort. Die drei skurrilen Gestalten sind einfach nicht zu übersehen. Barbaras feuerrote Haare, die ihr inzwischen bis zur Taille gehen, ziehen alle Blicke auf sich. Wie immer ist sie grell geschminkt, bunt angezogen und fuchtelt wild mit ihrer Tasche herum.
Hinter ihr schleicht Dieter, stark übergewichtig und mit einem belegten Brot in der Hand. Die Momente, in denen man Dieter ohne etwas Essbares antrifft, sind äußerst selten. Genauso selten wie die Momente, in denen Burkhard nicht etwas Alkoholisches zu sich nimmt. Auch jetzt schwenkt er freudestrahlend irgendeine Flasche hin und her und torkelt ein wenig. Naja, der Flug war lang und da hat er sicher das eine oder andere Gläschen zu sich genommen.
„Hey, Carina!“, schreit Barbara in ohrenbetäubender Lautstärke und kommt auf mich zugeschossen. „Da bist du ja! Lass dich drücken.“
Sie reißt mich energisch in ihre Arme. Nachdem sie mich ausgiebig abgeknutscht hat, umarme ich meinen Onkel Burkhard und meinen Cousin Dieter.
„Wie war der Flug?“, erkundige ich mich und hake Burkhard unter.
„Scheiße. Es gab nicht genug Alkohol“, murmelt Burkhard mit glasigen Augen. „Jedenfalls nicht freiwillig. Ich musste schon deutlich werden, bis sie endlich das Bier und den Wein rausgerückt haben. Wie kann man sich nur so anstellen! Ich habe doch einen teuren Flug bezahlt. Da will man doch nicht auf dem Trockenen sitzen, wenn man sieben Stunden lang im Flugzeug sitzt.“
„Viel schlimmer waren die winzigen Portionen“, stöhnt Dieter und verdreht die Augen. „Die reichen ja nicht mal für meinen hohlen Zahn. Eine Unverschämtheit, uns auf so einem langen Flug verhungern zu lassen. Zum Glück hatte ich vorgesorgt und mir ein paar Brote mitgenommen. Was für ein mieser Service.“
Barbara schüttelt lachend den Kopf.
„Du siehst, die beiden haben sich überhaupt nicht verändert. Burkhard ist nach wie vor unser Schluckspecht und Dieter die verfressenste Nudel, die mir je begegnet ist. Ich bin schon gespannt, wie er das Problem lösen wird, dass die Lebensmittel in Amerika sauteuer sind.“
„Ich auch“, seufzt Dieter. „Aber es musste ja unbedingt nach Amerika gehen. Wir hätten auch eine Reise durch Deutschland machen können.“
„Das ist aber nicht dasselbe“, entgegne ich.
„Du hättest ja nicht mitfliegen müssen“, kontert Barbara. „Niemand hat dich gezwungen, mein lieber Didi.“
Dieter murmelt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und verzieht theatralisch sein Gesicht.
„Nun lasst uns erstmal zum Hotel fahren“, bestimmt Burkhard. „Ich muss dringend was trinken.“
„Und ich muss dringend was essen“, verkündet Dieter.
Der Flughafen ist ein einziger Ameisenhaufen. Menschen mit Koffern in allen erdenklichen Größen und Farben drängen sich durch die Halle, während aus den Lautsprechern unverständliche Durchsagen schallen. Die riesigen Fenster entlang des Gangs geben den Blick auf das Rollfeld frei, wo Flugzeuge ein- und ausparken wie riesige, elegante Raubvögel.
Die Schiebetüren zum Ausgang gleiten lautlos auf, und ein Schwall warmer Luft schlägt uns entgegen. Die Geräuschkulisse wechselt zu hupenden Autos, schreienden Taxifahrern und rollenden Koffern. Überall wuseln Menschen, winken nach Taxis oder warten auf den nächsten Shuttle-Bus.
Wir steigen umständlich in ein Taxi und die Fahrt beginnt holprig, weil Burkhard sich mit dem Fahrer anlegt, der nach amerikanischer Manier kein Bier in seinem Auto duldet. Einen kurzen Wortwechsel später sitzt mein Onkel mit verschränkten Armen schmollend auf dem Rücksitz und sagt gar nichts mehr. Barbara hingegen plappert unaufhörlich, und Dieter gräbt noch ein belegtes Brot aus seiner Jackentasche. Alles ist wie immer.
Als wir vom Flughafen aufs offene Straßen-Netz von Queens fahren, schaue ich glücklich aus dem Fenster. New York fasziniert mich noch immer; und auch, wenn ich in den letzten drei Monaten vor allem zwischen Baustelle und Büro hin- und hergerannt bin, verliebe ich mich jedes Mal aufs Neue in die Stadt. Die Energie ist einfach unwiderstehlich.
Unser Taxi reiht sich in den Strom aus gelben Cabs ein, die sich hupend und drängelnd ihren Weg durch die Straßen bahnen. Über uns erstrecken sich die Hochhäuser wie eine endlose Mauer aus Glas und Stahl, deren Fenster das Sonnenlicht in allen Farben reflektieren. Selbst der Lärm wirkt wie eine Art chaotische Melodie, die genau hierhin gehört. Als wir die Queensboro Bridge überqueren und der Blick auf die Skyline von Manhattan frei wird, halte ich den Atem an. Dieser Anblick – die markanten Türme des Empire State Building und des Chrysler Building, das Flackern der Werbetafeln am Times Square, das Leben, das aus jeder Ecke sprudelt – ist einfach magisch.
„Wow“, ruft Barbara und ihre Augen leuchten wie die eines Kindes, das an einem Süßigkeiten-Stand vorbeikommt. „Das ist ja der blanke Wahnsinn.“
„Echt beeindruckend, oder?“, sage ich, während ich ihr Lächeln erwidere. „Ich habe mich die ersten Wochen hier wie in einem Film gefühlt.“
„Sieht auch aus wie ein Film“, murmelt Burkhard neben mir, der seine Nase ans Fenster gepresst hat. „Nur dass ich im Kino normalerweise ein Bier in der Hand habe.“
Unser Taxi fährt durch Midtown und die Straßen werden immer enger und geschäftiger. Menschen strömen über die Bürgersteige, die Arme voll mit Einkaufstüten oder Kaffeebechern.
Als wir uns dem Hotel nähern – einem schicken Boutique-Hotel in Chelsea, das ich mit einem Auge aufs Budget ausgesucht habe, während Barbara auf „Stil“ bestanden hat – sehe ich, wie Burkhard und Dieter unruhig auf ihren Sitzen hin- und herrutschen.
„Sind wir bald da?“ fragt Dieter und schaut sehnsüchtig aus dem Fenster, als könnte das nächste Restaurant sein Leben retten.
„Da vorne ist es.“
Ich zeige auf ein Gebäude mit einer eleganten, modernen Fassade.
„Gleich könnt ihr euch die Mägen füllen – und die Kehlen, Burkhard.“
Barbara klatscht begeistert in die Hände.
„Oh, das sieht aber schick aus! Ein richtiges New Yorker Hotel! Ich habe schon immer davon geträumt, in einem Hotel mitten in Manhattan zu übernachten.“
Vor dem Hotel angekommen, steige ich aus und bezahle. Der Portier wirft unserer Gruppe einen skeptischen Blick zu, als Dieter mit seinem belegten Brot aus dem Taxi wankt und Burkhard lautstark fragt, welche alkoholischen Getränke sich in der Minibar befinden und wie oft sie aufgefüllt werden.
Barbara zieht sofort alle Blicke auf sich, als sie mit ihren feuerroten Haaren und ihren bunten Klamotten wie eine Königin in die Lobby marschiert, als gehöre ihr das Hotel.
„Was für eine schicke Lobby.“
Sie deutet auf die marmorne Rezeption, die riesigen Pflanzen und die goldenen Lampen.
„So stellt man sich ein New Yorker Hotel vor, oder?“
„Ja, es ist wirklich wunderschön“, stimme ich ihr zu, während ich Dieter einen warnenden Blick zuwerfe. Er pirscht sich gerade an einen Tablettwagen heran, auf dem eine große Schale mit Konfekt steht.
„Ist das ein Willkommensgruß für die Gäste?“, fragt er gierig. „Dann würde ich mich erstmal bedienen.“
„Quatsch. Das haben irgendwelche Gäste bestellt“, erwidert Barbara und rollt mit den Augen. „Nicht anfassen!“
Burkhard bleibt in der Mitte der Lobby stehen.
„Was haben die denn hier für Bier? Gibt's deutsches Pilsner?“
„Herrschaften, könnt ihr erstmal einchecken?“
Ich gehe mit eiligen Schritten zur Rezeption, während Barbara durch die Lobby flaniert, als wäre sie auf einer Modenschau.
Die Empfangsdame, eine Schönheit mit perfekt hochgestecktem Haar, begrüßt uns mit einem herzlichen Lächeln.
„Willkommen im Chelsea Lux. Haben Sie eine Reservierung?“
„Ja, haben wir. Mein Name ist Carina Bergmann“, sage ich und reiche ihr meinen Ausweis.
„Sehr erfreut.“
Sie tippt auf ihrer Tastatur herum, während Dieter gerade versucht, heimlich ein Stück Konfekt zu stibitzen und Barbara ein Selfie vor einer goldgerahmten Spiegelwand macht.
„Sie haben drei Einzelzimmer reserviert, richtig? Hier sind die Zimmerkarten.“
Savannah, wie auf ihrem Schild steht, das an ihrer Uniform angeheftet ist, strahlt mich an. Ich strahle zurück und nehme die Karten.
„Also, ich schlafe ganz bestimmt nicht im Doppelzimmer mit Dieter“, beschwert sich Burkhard schon mal prophylaktisch. „Der schnarcht so laut, dass ich die ganze Nacht kein Auge zumache. Außerdem isst er im Bett und krümelt alles voll.“
„Ich esse nicht im Bett“, wehrt sich Dieter mit hochrotem Kopf. „Naja, jedenfalls nicht oft. Und wenn hier jemand schnarcht, dass sich die Balken biegen, dann bist das ja wohl du.“
„Hört auf zu streiten“, ermahne ich die beiden Hitzköpfe. „Ihr bekommt alle ein Einzelzimmer. Seid ihr jetzt zufrieden?“
„Was ist mit meinem Bier?“, mosert Burkhard. „Gibt es hier nun deutsches Bier oder nicht? Have you German beer or not?“ Angriffslustig sieht er Savannah an.
Savannah hält kurz inne und hebt mit einem leicht irritierten Lächeln die Augenbrauen.
„Wir haben eine Auswahl an internationalen Bieren in der Bar und der Minibar, Sir. Ich bin sicher, Sie finden etwas Passendes.“
Burkhard verschränkt die Arme vor der Brust.
„Das hoffe ich doch sehr. Was ist mit einem anständigen Jever? Oder wenigstens einem Bitburger?“
Savannah blinzelt, und ich kann förmlich sehen, wie sie versucht, sich einen Reim auf diese Biernamen zu machen.
„Ich fürchte, diese Sorten führen wir nicht. Aber wir haben Becks und Paulaner. Vielleicht wäre das etwas für Sie?“
„Becks?“, wiederholt Burkhard empört, als hätte Savannah ihm gerade eine Beleidigung ins Gesicht geschleudert. „Das ist doch kein richtiges Bier. Das ist für Anfänger.“
„Lass mal gut sein, Burki“, mischt sich Barbara ein. „Freu dich doch, dass sie überhaupt deutsches Bier haben. Wir sind hier schließlich in New York, nicht in Flensburg.“
„Das ist genau das Problem“, regt Burkhard sich auf. „Die wissen hier einfach nicht, was gutes Bier ist. Ich glaube, ich habe eine Mission: Ich werde den Amerikanern beibringen, was anständiges Bier ist.“
„Viel Erfolg dabei“, seufze ich.
„Lassen Sie es mich wissen, wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann“, sagt Savannah immer noch lächelnd. Gut, dass sie Burkhard nicht versteht.
„Das wird noch ein Spaß“, stöhne ich, während wir uns auf den Weg zum Aufzug machen. „Burkhard als Botschafter des deutschen Bieres. Das könnte die Amerikaner nachhaltig verstören.“
„Ach, der wird sowieso in der ersten Bar glücklich sein, die ihm ein kaltes Bier serviert“, winkt Barbara ab.
„Kein Jever … Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, murmelt Burkhard erbost. „Wie soll ich das nur vier Wochen aushalten?“
„Ich würde vorschlagen, wir gehen erstmal was essen“, schaltet Dieter sich ein. „Ich musste ja im Flugzeug schon fast verhungern. Wo gibt es denn hier was?“
„An jeder Ecke“, teile ich ihm mit. „Wir sind schließlich in New York und nicht in Hintertupfingen.“
„Okay, dann stellen wir schnell die Koffer ab und machen uns auf den Weg“, bestimmt Dieter erstaunlich forsch. „Wir treffen uns in einer Viertelstunde wieder in der Lobby.“
„Vielleicht kriege ich da draußen wenigstens ein anständiges Bier“, hofft Burkhard.
„Ganz bestimmt“, verspreche ich ihm. „Und dann sind wir alle glücklich.“
Eine Viertelstunde später erscheinen Dieter und Burkhard mit missmutigen Mienen in der Lobby. Dieter starrt auf sein Handy.
„Ich habe mal gegoogelt, was Restaurants hier so kosten. Wisst ihr, was die für ein Steak verlangen? Mit Steuern und Trinkgeldern kommt man da locker auf hundert Dollar pro Person.