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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Universität Augsburg (Lehrstuhl für Französische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar Der Roman des Französischen Realismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Balzac wird kontrovers diskutiert. Wo ihn Barthes zu einem Legitimisten gegen eigenen Willen macht, einen „réaliste malgré lui“, macht ihn Engels zum marxistischen Sprachrohr und erklärt den „Triumph des Realismus durch Balzacs Werk“. Der Fehler beider Autoren liegt bereits in der Fragestellung. Balzac empfindet sich selbst nicht als rein politisch-soziologischen Schriftsteller, sondern zeigt sich in Père Goriot als mindestens ebenso von metaphysischen, spiritualistischen Faktoren beeinflusst und von seinen energiegeladenen Charakteren fasziniert. Meist gehen die Elemente fließend ineinander über. Das macht die Faszination seines Oeuvres aus, das ebenso wie die gesellschaftliche Wirklichkeit selbst ein Amalgam aus mehreren meist untrennbar miteinander verbundenen Faktoren darstellt. Friedrich bemerkt dazu: „Jenes Bild von Paris ist, wie die ganze „Comédie humaine“, eine infernalische Poesie, worin die Abschätzung des Soziologen, der die Schäden gewahrt, überströmt wird von der Freude des zugreifenden Künstlers.“ Der Künstler Balzac, der soziologisch-wissenschaftliche, empirische Erkenntnisse mit Mystik und Physiognomik mischt, genaue Beobachtungen mit Gemeinplätzen, genaue Charakterzeichnung mit kolportagenhaften Typen, moralisierende Kommentare mit Faszination für Unmoral, detaillierte Beschreibungen mit bis ins Groteske abdriftender Hyperbolik verschmilzt, ist als romantischer Realist nicht an soziologisch-historischer Wahrheit interessiert, sondern an einer ganz subjektiven Wahrhaftigkeit.
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