Bäume im urbanen Raum - Wolfgang Lehnen - E-Book

Bäume im urbanen Raum E-Book

Wolfgang Lehnen

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Beschreibung

Wolfgang Lehnen stellt aus der Sicht des Praktikers alle Aspekte des Baummanagements dar: Er erläutert die richtige Standortauswahl für Bäume im urbanen Raum, zeigt die tragende Rolle des Bodens auf und weist den richtigen Weg zur Auswahl des Pflanzguts. Die richtige Erziehung der Bäume am Standort und weitere Pflegemaßnahmen sind weitere Themen des Buchs. Die Erhaltung alter Bäume und die Pflege des Habitatbaums runden das Werk ab.

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Seitenzahl: 70

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Wolfgang Lehnen

BÄUME IM URBANEN RAUM

VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

liebe Baumfreundinnen und Baumfreunde,

Wälder und Bäume üben seit jeher einen magischen Einfluss auf die Menschen aus – Bäume sind ein Symbol des Lebens. Seit Jahrtausenden lassen sich Menschen von ihnen inspirieren, zahllose Legenden und Weisheitslehren ranken sich um den Baum. Spätestens seit der Romantik suchte man die Nähe der Bäume, als Gegenpol zur hektischen Geschäftigkeit der Zivilisation – heute würde man dazu Entschleunigung sagen. Zwar dürften die meisten unserer „tausendjährigen Bäume“ in Wahrheit eher fünf- oder sechshundert Jahre alt sein. Doch wenn sie sprechen könnten, was hätten sie zu berichten – von großen und kleinen Revolutionen, von tiefen Veränderungen in Landschaften und Lebensweisen.

Seit jeher stehen Bäume für Dauer und Stabilität, sie geltem als Schutzspender und Kraftquelle. Und doch sind sie der Macht des Menschen ausgeliefert. Wer einmal erlebt hat, wie ein Baum gefällt wurde, den wird erschreckt haben, wie schnell dies geht.

Nicht mehr einschlagen, als nachwächst, nicht an die Substanz gehen, sondern kommenden Generationen ihren Anteil lassen – das hat Carl von Carlowitz, der deutsche Ahnherr des Begriffs der Nachhaltigkeit, schon vor über 300 Jahren angemahnt.

Ein solches Vorsorge-Denken wird heute dringender denn je, in allen Bereichen unseres Lebens und Wirtschaftens, gebraucht. Wolfgang Lehnen hat sich in seinem Ratgeber für Kommunen, Städte, öffentliche Träger, Planungsbüros und sonstige Baumfreunde ebenfalls viele kostbare Gedanken über die Zukunft der Bäume gemacht.

Die Rahmenbedingungen verändern sich rasant. Er gibt mit seinem Ratgeber wertvolle Impulse weiter, die uns für die Zukunft im Umgang mit unseren Bäumen sensibilisieren sollen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihr

Patrik LauerLandrat des Landkreises Saarlouis

INHALT

EINLEITUNG

FEHLER IM BAUMMANAGEMENT ALLGEMEIN

STANDORTAUSWAHL FÜR BÄUME IM URBANEN RAUM

Die Geologie

Das Umfeld

Die Windlast

Wie gestaltet sich die optimale Pflanzgrube?

Der Straßenbegleitbaum

Der einfaulende Ast

DER BODEN UND SEINE „TRAGENDE“ ROLLE

Was ist Boden?

Die Funktion des Baums

Weitere Faktoren

DAS RICHTIGE PFLANZGUT WILL GEFUNDEN WERDEN

Welche Größe soll unser Baum am Tag der

Pflanzung bereits ausweisen?

Die Größe des Baums

Die richtige Baumschule

Die richtige Pflanzgrube

Die Pflanzung

RICHTIGE ERZIEHUNG DER BÄUME AM STANDORT

Schnittmaßnahmen

Baumstützen und Randumfassungen: Gepflanzt, bezahlt, vergessen

DAS RICHTIGE, LANGFRISTIGE PFLEGEKONZEPT

Nur der Schnitt, der nicht umgesetzt wird, ist ein guter Schnitt!

ALTE BÄUME AM STANDORT ERHALTEN

Warum Altbäume erhalten?

DER WEG ZUM HABITATBAUM

Der Baum im Alter

PFLEGE EINES HABITATBAUMS

Die Krone

Die Kronensicherung

Der Stamm

Die Wurzeln

FAZIT

BAUMARTEN UND IHRE STANDORTANSPRÜCHE

Nadelbäume

Laubbäume

CHECKLISTE VOR DER BAUMPFLANZUNG

EINLEITUNG

Im Zuge meiner beruflichen Tätigkeiten als ÖBV Sachverständiger für Baumstatik, Baumsanierung und Schadpilze am Baum, erlebe ich nahezu täglich die Auswirkungen falscher Pflege an den etablierten Bäumen im urbanen Raum.

Teils aus blindem Aktionismus, mangels fachlicher Kompetenz oder sogar mutwillig, weil gleichgültig, werden unzählige Bäume „in Grund und Boden“ gepflegt.

Bäume stellen auch im Kampf gegen den Klimawandel einen elementaren Bestandteil dar. Sie können diesen vermindern oder gar dazu beitragen, diesen aufzuhalten.

Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, dem Grün die bestmögliche Pflege zu bieten.

Um hier eventuell einen einheitlichen Standard zu definieren, schreibe ich die nachstehenden Zeilen.

Sollten Sie anderer Ansicht sein oder Fehler in meiner Interpretation entdecken, kommen Sie gerne jederzeit auf mich zu. Denn nur gemeinsam erreicht man hier Großes!

Ich hoffe, mit diesem Buch einen Umbruch in Gang zu setzen, einen Umbruch, der die Weichen zu einem neuen und vor allem richtigen Umgang mit unseren Bäumen stellt. Bewusst versuche ich in den kommenden Zeilen auf Fachbegriffe zu verzichten, um das Buch vielen zugänglich zu machen und einen großen Nutzen zu generieren.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe, Ihnen neue Anregungen an die Hand geben zu können.

Grüne Grüße Ihr Wolfgang Lehnen

FEHLER IM BAUMMANAGEMENT ALLGEMEIN

Zu Beginn stelle ich eine Frage:

Was bedeutet der Begriff Baummanagement und was umfasst dieser Begriff?

Zum Baummanagement zähle ich grundsätzlich alles, was mit dem Baum zu tun hat. Also schon der erste Gedanke „wir könnten ja mal einen Baum pflanzen“ gehört aus meiner Sicht bereits dazu, da hier ein Wille generiert wird, Grün zu etablieren.

Denn ist diese Idee erst einmal gefasst, geht es oft sehr schnell. Amtsleiter telefoniert mit Bauhof, Bauhof bestellt bei dem bekannten Lieferanten (schließlich arbeitet man schon jahrelang zusammen) einen Baum. Ausrücken, Loch graben, Baum rein … und oftmals war es das dann auch schon. So sieht die traurige Realität leider aus.

„Wir machen das jetzt seit 30 Jahren so, dann machen wir das jetzt auch so“, ist ein Standardsatz in vielen Bereichen.

Eingeschliffene Prozesse, mangelndes Fachwissen durch fehlende Weiterbildung oder eben einfach nur die Gleichgültigkeit führen zu diesen Aussagen.

Sehr viele Kommunen und Städte erkennen gerade, wie wichtig etablierte Bäume im urbanen Raum sind und wie wichtig die Pflanzung neuer Bäume ist und wird! Aber bitte nicht, wie oben beschrieben.

Nachstehend werde ich tiefer in die Thematik zum Baummanagement eingehen. Denn „ich hab’s ja gut gemeint“ bringt uns hier nicht weiter.

Baummanagement beginnt also schon bei der Planung.

Die Idee einen Baum zu pflanzen ist gefasst, wie gehen wir jetzt weiter vor?

Sinnvoll ist es immer, eine genaue Standortanalyse durchzuführen oder extern umsetzen zu lassen.

Denn nur wenn ich den Standort kenne, kann ich eine Auswahl geeigneter Bäume finden.

Dabei ist der Standort viel mehr, als nur der Platz an dem der Baum später leben soll.

Lange habe ich überlegt, welche Kriterien in eine genaue Standortansprache einfließen sollten.

Ergebnis ist folgendes Diagramm:

Schaut man sich dieses Diagramm an, erkennt man sofort, dass es mit „Loch graben und Baum rein“ lange nicht getan ist.

Jede Baumart hat individuelle Ansprüche an den Standort.

Der Baum muss doch auch hier die nächsten Jahrzehnte überleben.

Es ist also sinnvoll, bereits in der Planung alle Aspekte, die den Standort betreffen, genau abzuwägen.

STANDORTAUSWAHL FÜR BÄUME IM URBANEN RAUM

Jede Baumart hat individuelle Ansprüche an den Standort. Muss der Baum doch auch hier die nächsten Jahrzehnte überleben.

Es ist also sinnvoll, bereits in der Planung alle Aspekte die den Standort betreffen, genau abzuwägen.

Besonders wichtig ist hier der Blick auf die vorliegende Geologie.

DIE GEOLOGIE

Bäume werden gerne unterteilt durch ihr natürliches Wurzelbild, also die Form, in der der Baum seine Wurzeln austreibt. Man unterteilt hier in Flach-, Pfahl-(Tief-) und Herzwurzeln.

Alle benannten Wurzelsysteme stellen aber nur einen theoretischen Wert dar. Pflanzt man zum Beispiel eine Sommerlinde auf verdichtetem Boden, wird auch diese Baumart zwangsläufig zum Flachwurzler. Was bleibt dem Baum anderes übrig?

Die falsche Standortwahl kann also sehr schnell zu einer gefährlichen Wahl werden, da die Statik mittelfristig massiv beeinträchtigt werden kann.

Solche Beeinträchtigungen sind durch einen Baumkontrolleur im Zuge der Regelkontrollen nicht zu erkennen.

Man schafft daher künstlich eine Gefahrenquelle und dadurch auch monetären Mehraufwand.

Tiefgründige Böden sind elementar, um einen Baum langfristig am Standort zu erhalten und stellen den wichtigsten Bestandteil einer richtigen Standortwahl.

Ebenso wichtig ist die versiegelte Fläche im Umfeld des Baumes.

Immer wieder zu sehen: der obligatorische „Strohhalm“ an der Straße.

Ein Baum steht in einem Pflanzfeld, 1x1m, rundum eine kleine Erhöhung aus Randsteinen und vegetiert vor sich hin. Wassereintrag von außen ist nahezu unmöglich. Der Baum arbeitet also mit dem Niederschlag, der ihm genau auf seinem Quadratmeter zur Verfügung steht.

Schaffen seine Suchwurzeln es dennoch zu expandieren, sind Schäden an der benachbarten Bausubstanz oft die Folge, meist zum Ärger des Eigentümers.

Diese Fehlplanungen und falsche Umsetzungen kosten den Baumbesitzer nicht nur Zeit und Ärger, sondern auch unnötiges Geld. Ein hoher Mehraufwand an Pflege und Kontrolle schlägt hier kräftig zu Buche.

Es greift die Devise: Jeder gepflanzte Baum ist ein guter Baum. Dem widerspreche ich sehr gerne.

Blinder Aktionismus ist hier absolut fehl am Platz, da ein Baum über Jahrzehnte zu planen und zu erhalten ist.

DAS UMFELD

Zum Baumumfeld gehört nicht nur die Verdichtung, sondern auch die Bebauung im Umfeld. Vielen Bäumen macht die abstrahlende Wärme benachbarter Gebäude oder Bodenbeläge stark zu schaffen. Man muss nur an den armen „Parkplatzbaum“ denken. Im Sommer auf freier Fläche, angestrahlt von Sonne UND Umfeld:

Asphaltierte Straßen und Parkplätze, Gebäudemauern und Autos. All dies muss der Baum kompensieren, was er natürlich nur in den seltensten Fällen schadlos übersteht.

Rindennekrosen durch Sonnenbrand, Fehlentwicklungen in der Krone und dadurch bedingte fehlende Assimilation sind unter anderem die Folge.

Die benannten Nekrosen stellen wiederum eine Eintrittspforte für Pilze und/oder Bakterien dar, die dem Baum weiter zusetzen und ihn unter Umständen mittelfristig zum Absterben bringen. Man investiert also Gelder, um einen Pflegefall zu erschaffen, welcher nach einem Bruchteil seiner üblichen Standzeit wieder ausgetauscht werden muss.