Beach Rivals - - Georgie Tilney - E-Book

Beach Rivals - E-Book

Georgie Tilney

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Beschreibung

Keine Insel ist zu klein für die große Liebe

Einen Sommer lang in einer Buchhandlung am Strand von Bali arbeiten – für Clare die perfekte Gelegenheit, um ihrem planlosen Leben im winterlichen England zu entfliehen. Doch auf der Insel angekommen, erfährt sie, dass der Buchladen kurz vor dem Ruin steht, und sie auch nicht allein dort arbeiten wird. Clare muss den Traumjob und sogar die Unterkunft mit dem arroganten Amerikaner Jack teilen. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und beschließen, sich möglichst aus dem Weg zu gehen. Doch ihr gemeinsamer Einsatz für die kleine Strandbuchhandlung bringt Clare und Jack ständig zusammen …

Für alle, die diese Tropes lieben:

Enemies to Lovers
Opposites Attract
Beach/Summer Romance
Forced Proximity

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Seitenzahl: 372

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Buch

Der ultimative Traumjob: Lesen am Strand. Diese Buchhandlung möchte dich dafür bezahlen, drei Monate auf Bali zu verbringen. Der einzige Haken? Du musst in dieser Zeit ein paar Bücher verkaufen. Als die junge Clare an einem grauen Wintertag auf die Stellenanzeige stößt, ist das für sie die perfekte Möglichkeit, um ihrem planlosen Leben in England zu entfliehen. Kurzum bewirbt sie sich und bekommt den Sommerjob bei Seashore Books am Strand von Bali. Doch auf der wunderschönen tropischen Insel angekommen, erfährt sie, dass der Buchladen kurz vor dem Ruin steht und sie auch nicht allein dort arbeiten wird. Clare muss den Traumjob und sogar die Unterkunft mit dem attraktiven wie arroganten Amerikaner Jack teilen. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und beschließen, sich möglichst aus dem Weg zu gehen. Während Jack sich in die Zahlen vergräbt, versucht Clare, das Geschäft mit kreativen Ideen anzukurbeln. Doch insgeheim muss Clare sich eingestehen, dass Jack ihr unter die Haut geht – und ihr gemeinsamer Einsatz für die kleine Strandbuchhandlung bringt die beiden ständig zusammen …

Autorin

Georgie Tilney wuchs in Auckland und Christchurch, Neuseeland, auf und zog als junge Erwachsene nach London, wo sie noch heute lebt. Dort arbeitete sie u.a. als Schauspielerin, Model und Autorin von Radio-Dramen für die BBC und veröffentlichte einige Romane, bevor ihr mit »Beach Rivals« der Durchbruch gelang.

Georgie Tilney

Beach Rivals

Keine Insel ist zu klein für die große Liebe

Roman

Aus dem Englischen von Babette Schröder

Die englische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel »Beach Rivals« bei Penguin Books, an imprint of Transworld Publishers, part of the Penguin Random House group of companies, London.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Dataminings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2024

Copyright © Georgie Tilney 2023

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2024

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotive: Illustration by Anna Morrison,

Art direction by Beci Kelly/TW

Redaktion: Beate De Salve

KS · Herstellung: ik

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-31316-6V001

www.goldmann-verlag.de

Für Amy Jones

1. Kapitel

Clare hatte wie ein normaler Mensch ausgesehen, als sie das Haus verließ. Ganz sicher. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich zu schminken, aber ihre Haut war rein, ihr Haar und ihre Kleidung waren gepflegt gewesen. Sie bildete sich ein, beinahe taufrisch gewirkt zu haben.

Sie holte ihr Handy heraus und betrachtete das Selfie, das sie am Morgen beim Boarding gepostet hatte. Niemand konnte behaupten, sie hätte nicht gestrahlt. Und das ganz ohne Filter! Von denen hielt sie nichts, und mal ehrlich, wer brauchte sie bei diesem Licht schon? Besagtes Licht war die sanfte Morgenröte, bei der sie, dank ihres brutal frühen Flugs, bereits wach gewesen war.

Aber jetzt, in einer Flughafentoilette am anderen Ende der Welt, sah es ganz anders aus. Ihre Haut wirkte leicht verschwitzt, sie war blass, und unter ihren Augen lagen Schatten. Ihr Haar war irgendwie strähnig und trocken zugleich, oben auf dem Kopf platt, doch an den Seiten erstaunlich voluminös.

Wirklich beeindruckend, was ein Sechzehn-Stunden-Flug mit einem Menschen anstellen konnte.

Clare fuhr sich stöhnend mit der Hand übers Gesicht. Sich für den Flug nicht zu schminken, war die richtige Entscheidung gewesen. Keine Schminke im Handgepäck mitzunehmen, die falsche.

Sie spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, versuchte ein letztes Mal, ihr Haar zu so etwas wie Beach Waves zu stylen, und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. Nicht der beste erste Eindruck, aber ihr neuer Chef würde das sicher verstehen. Wenn man eine neue Mitarbeiterin unbedingt vom Flughafen abholen wollte, sollte man darauf gefasst sein, dass sie wie eine vertrocknete Schlangenhaut aussah.

Und wenn man unbedingt einen Job am anderen Ende der Welt annehmen wollte, sollte man darauf gefasst sein, dass man total beschissen aussah, wenn man ihn antrat.

»Tja, Clare, schöner wirst du nicht mehr«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und verließ den Waschraum, um sich ihrem neuen Leben zu stellen.

*

Nach einer extrem langen Wartezeit am Gepäckband und der Passkontrolle stand sie regungslos vor den Schiebetüren aus Milchglas – dem letzten Hindernis zwischen ihr und dem neuen Leben, für das sie sich erst vor zwei Wochen aus einer Laune heraus entschieden hatte.

Als sie das Stellenangebot gesehen hatte, war es ihr so einfach vorgekommen. Aber wenn man um zwei Uhr morgens im Bett gedankenverloren auf seinem Handy scrollt, erscheint einem alles einfach.

Der ultimative Traumjob: Lesen am Strand, lautete die Überschrift. Es klingt zu schön, um wahr zu sein, aber diese Buchhandlung möchte dich dafür bezahlen, drei Monate auf Bali zu verbringen. Der einzige Haken? Du musst in dieser Zeit ein paar Bücher verkaufen.

Clare hatte es ihrer Cousine Lina mit dem Kommentar OMG! Stell dir vor, das wäre ernst gemeint weitergeleitet und dann weitergescrollt. Schließlich bewarb sich doch niemand ernsthaft auf solche Stellen, oder? Das waren Luftschlösser. Ein Leben, das man sich ausmalte, wenn die reale Welt zu grau wurde. Ein Gast beschwert sich zu lange über seinen kalten Latte macchiato, und du schließt die Augen und stellst dir vor, du wärst in deiner eigenen kleinen Welt, kämst gerade vom Strand und würdest in deinem eigenen kleinen Laden herumwerkeln, barfuß, lebendig, mit vom Wind zerzaustem Haar.

Deine größte Verantwortung? So viele Bücher wie möglich zu lesen, damit du sie anderen empfehlen kannst. Du stellst dir vor, dass du überraschend gut darin bist. Du entdeckst dein ungeahntes Talent dafür, zu erraten, welches Buch zu einem Menschen passt. Du baust dir einen Ruf auf.

»Oh, ich kaufe nie ein Buch, ohne vorher Clares Meinung einzuholen«, sagen die Leute.

Schließlich wirst du in eine Liste der Hotspots aufgenommen, die jeder Tourist in der Gegend besuchen muss.

Ohne einen Besuch bei Clares Books ist die Reise nicht vollständig – versucht mal, ohne mindestens fünf druckfrische Taschenbücher zu gehen.

Und eines Tages geht die Tür auf, und das Ladenglöckchen bimmelt leise. Ein Kunde. Du blickst auf und siehst einen offenbar intelligenten, aber seltsam schüchternen Mann. Du erkennst ihn. Er ist ein Autor, dessen Bücher du liebst.

»Bitte verzeihen Sie«, sagt er. »Dieser Laden verkauft mehr von meinen Büchern als jede andere Buchhandlung. Ich musste einfach kommen, um mich bei der Person zu bedanken, die sie immer wieder empfiehlt.«

Und du bist für den Rest deines Lebens einfach nur glücklich.

Es ist perfekt.

Aber das ist nicht real, sondern dient nur dazu, dich von der leichten Unzufriedenheit abzulenken, die du die ganze Zeit über spürst. Diese Unzufriedenheit, die dir ständig ein schlechtes Gewissen bereitet, weil du doch schließlich selbst daran schuld bist, dass dein Leben so ist, wie es ist. Oder nicht?

Clare war überaus bewusst, dass sie ihr Potenzial ungenutzt ließ. Sie war immer eine gute Schülerin gewesen und hatte auch eine gute Uni besucht, doch dann war sie an der letzten Hürde gescheitert. Das war unter den gegebenen Umständen zwar verständlich, aber danach hatte sie es nicht geschafft, wieder richtig einzusteigen.

Eigentlich hatte Clare damit gerechnet, am nächsten Morgen eine lustige Nachricht von Lina vorzufinden, in der sie sich ausmalte, wie sie beide für den Job auf Bali alles aufgaben. Anschließend, so hatte sie gedacht, würden sie sich den ganzen Tag per Textmessages über das Leben austauschen, das sie dort führen würden. Aber Lina scherzte nicht, sie antwortete nur mit zwei Wörtern: Tu es.

Clare hatte nur gelacht. Als ob. Lina musste doch wissen, wie unrealistisch die Idee war.

Aber am Ende hatte Clare es getan. Etwas in ihr klammerte sich hartnäckig an die vage Hoffnung, dass sie sich noch einmal richtig aufraffen und wenn auch nicht alles in Ordnung bringen, so doch zumindest einen besseren Kurs einschlagen konnte.

Schließlich hatte sie nichts zu verlieren.

Und jetzt war sie hier, und auf der anderen Seite der Tür wartete ein neues Leben auf sie. Aber irgendwie konnte sie nicht hindurchgehen. Denn jetzt war es real und nicht mehr einfach. Reale Dinge waren nicht einfach. Reale Dinge waren kompliziert, erforderten Kompromisse und brachten Fehlschläge mit sich.

»Das ist das Dümmste, was ich je getan habe«, murmelte sie vor sich hin. »Das ist schlimmer, als ein Jahr vor dem Abschluss das Studium zu schmeißen. Schlimmer, als zwei Jahre lang durch die Welt zu tingeln, um sich nicht mit der Tatsache befassen zu müssen, dass man das Studium abgebrochen hat. Schlimmer, als pleite zu sein und im Ausland keinen Job zu finden, sodass man nach Hause zu Mama zurückkehren muss. Schlimmer, als zweimal hintereinander gefeuert zu werden, monatelang auf Zeitarbeit angewiesen zu sein und zu wissen, dass man jetzt nichts mehr aus seinem Leben machen wird.«

Sie konnte nicht genau sagen, inwiefern das hier schlimmer als alles andere sein sollte, aber sie war davon überzeugt. Vielleicht weil sie sich eingeredet hatte, es könnte die Lösung aller Probleme sein, und zugleich wusste, dass sie wieder nur davonlief. Dass dies auch nur ein befristeter Job war, wenn auch bei angenehmerem Klima.

Schluss jetzt, dachte sie. Nur ein befristeter Job, aber einer, der dir den Januar in Surrey erspart.

Sie atmete einmal tief durch. Dann noch mal. Und noch mal.

Geh durch die Tür.Du musst durch die Tür gehen. Selbst wenn du die Ankunftshalle nur verlässt, um direkt zur Abflughalle zu gehen und in ein Flugzeug nach Hause zu steigen, musst du da durch.

Dieser Gedanke gab den Ausschlag.

Nachdem sie also lang genug gezaudert hatte, straffte sie die Schultern und schritt durch die Tür.

2. Kapitel

Überall waren Menschen – andere Passagiere, die mit ihren Koffern an ihr vorbeidrängelten, Taxifahrer, die um ihre Aufmerksamkeit buhlten. Sie hatte sich noch nie mit einem Fremden an einem Flughafen getroffen, und plötzlich kam es ihr kompliziert vor. Wie sollte sie die richtige Person erkennen? Würde jemand ein kleines Schild mit ihrem Namen hochhalten? Was, wenn eine andere Clare abgeholt wurde? Warum hatte sie sich in eine derart unsichere Lage gebracht, wenn sie bei jedem neuen Hindernis in Panik geriet? Warum hatte sie auf dem Flug ihre dickste, schwarze Yogahose angezogen, wenn sie in ein tropisches Paradies reiste und gleich nach ihrer Ankunft bei lebendigem Leib gekocht wurde?

Solche Überlegungen hätte sie noch stundenlang anstellen können, aber zum Glück kam ein Retter auf sie zu und sagte: »Clare, ich freue mich, dass Sie sicher gelandet sind.«

Es handelte sich um einen Mann in den Sechzigern, der Clare irgendwie klein vorkam. Er war nicht klein gewachsen, obwohl er nur gut zwei Zentimeter größer war als sie. Und er war auch nicht sehr dünn und schmal, sondern eher etwas rundlich.

Das war es! Er war ein bisschen klein und ein klein bisschen rundlich, und als er lächelte, funkelten seine Augen. Alles zusammen ergab ein charmantes Bild. Genau so stellte sich Clare jemanden vor, der eine Buchhandlung am Strand hatte – oder in einem Märchen.

Mit seiner leichten, cremefarbenen Leinenhose und einem zerknitterten blassblauen Hemd war er weitaus vernünftiger gekleidet als Clare. Er sah aus wie jemand, der in einem Kriminalroman an Bord einer Jacht in einen Mordfall verwickelt wurde.

Sie brauchte einen Moment, dann erkannte sie ihn als den Mann wieder, bei dem sie ihr Vorstellungsgespräch gehabt hatte.

»Oh, MrHearn! Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie persönlich kommen würden.«

»Meine Liebe, sag doch Adam zu mir«, bat er sie, und seine Augen funkelten noch lebhafter. »Und wen hätte ich schicken können? Es tut mir leid, dass Lissie nicht mitgekommen ist, aber sie hat was gegen Flughäfen.«

»Kein Problem«, erwiderte Clare, die keine Ahnung hatte, wer Lissie war. »Das verstehe ich.«

Adam hielt den Griff ihres Koffers und rollte ihn neben sich her, während er sie aus dem Terminal führte.

»Celestina wirst du noch kennenlernen«, sagte er so ehrfürchtig, als würde er über Beyoncé sprechen. »Und Jack natürlich.«

»Gut«, sagte Clare, die sich nicht daran erinnern konnte, dass er bei ihrem Vorstellungsgespräch eine dieser Personen erwähnt hatte. Es gab eine Menge zu verarbeiten, aber sicher würde sich am Ende alles fügen.

Sie traten hinaus auf den Parkplatz und in die Morgensonne. Der Himmel leuchtete strahlend blau, und obwohl die Sonne noch ziemlich tief stand, hatte sie den Asphalt bereits aufgeheizt. Für einen Moment war Clare von der Schwüle überwältigt, doch dann umwehte sie eine kleine Brise. Trotzdem fühlte sie sich sofort klebrig und verschwitzt.

Adam hingegen schien die Hitze nicht zu bemerken. Er schlenderte ruhig und zielstrebig über den Asphalt, während Clare atemlos hinter ihm herstapfte und sich das feucht gewordene Haar aus dem verschwitzten Gesicht strich.

»Schöner Morgen«, sagte er über seine Schulter hinweg. »Später könnte es allerdings etwas warm werden.«

»Es wird noch heißer?«, fragte Clare entsetzt.

»Oh ja, Liebes. Es ist ja noch nicht einmal neun.«

Clare hatte kurz die Vision, ihm ihren Koffer zu entreißen und zurück zum Terminal zu sprinten – ob sie nach Hause fliegen oder sich einfach unter der Klimaanlage verkriechen wollte, hatte sie noch nicht entschieden –, aber da wurde sie schon von Adam in ein Auto geschoben.

»Zu spät«, murmelte sie leise.

*

Während das Auto sanft über die Straße glitt, blickte Clare aus dem Fenster. Allmählich ebbte ihre anfängliche Panik ab. Das hier war richtig. Es war perfekt. Das vertraute Gefühl, einen neuen Ort zu entdecken, stellte sich ein, und sie verspürte das Kribbeln der Vorfreude.

Adam fuhr über eine Küstenstraße, die durch eine belebte Gegend führte. Auf der rechten Seite zogen Nachtclubs und Fast-Food-Läden vorbei, und der Strand zu ihrer Linken war bereits von Surfern bevölkert. Sie kannte solche Stellen, es gab sie in jedem Urlaubsort: laute, hektische Straßen mit chaotischem Treiben, gleichermaßen zu herausgeputzt und zu schmutzig, wo an jeder Ecke Junggesellenabschiede gefeiert wurden.

Doch schon bald wichen die Nachtclubs Geschäften und Spas. Auch die Strände veränderten sich: keine Surfer auf der Suche nach frühmorgendlichen Wellen, sondern farbenfrohe Sonnenschirme, die auf die Urlauber warteten.

Clare lächelte voller Vorfreude. Sie konnte es fast schon spüren: die Sonne, die in ihre blasse Winterhaut eindrang; das salzige Meerwasser, das ihren Geist erfrischte; das Rauschen der Wellen, das ihre Seele beruhigte.

Es ist real, dachte sie. Ich bin hier, ich habe es tatsächlich geschafft.

Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil es sich so gut anfühlte, hier zu sein und wieder weg von zu Hause. Sie wusste, dass es nicht fair war, aber sie konnte nicht anders. Sie hatte sich frei fühlen wollen, und es funktionierte. Es war, als wäre sie durch einen Tunnel gekrochen, der sich hinter einem Poster verbarg, und im Paradies gelandet.

Sie wusste genau, dass sie nicht vor ihrem Zuhause geflohen war, weder vor ihrer Mutter noch vor ihren Jobs, sondern vor sich selbst. Seit sie wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt war, hatte sie eine Angst in sich gespürt, die sie verunsicherte.

»Wir geben dir natürlich ein paar Tage Zeit, damit du dich akklimatisieren kannst, bevor du im Laden anfängst«, sagte Adam beim Fahren. »Allerdings bist du in der kleinen Wohnung dahinter untergebracht, also kannst du ihn dir schon ansehen. Du musst dich nach der Reise bestimmt etwas ausruhen, aber falls du Gesellschaft brauchst – ich bin den ganzen Tag im Laden.«

»Ich fühle mich eigentlich ganz gut«, versicherte Clare. »Vielleicht erkunde ich ein bisschen die Gegend.«

»Natürlich, wie du willst«, entgegnete Adam und fuhr in eine Parklücke.

Die Fahrt zur Buchhandlung hatte eine gute halbe Stunde gedauert, und noch bevor sie richtig durchatmen konnte, landete Clare in der ernüchternden Realität.

In der Fantasiebuchhandlung, die sie sich bis ins letzte Detail ausgemalt hatte, läutete eine Glocke, wenn die Tür aufging. Der Fantasieladen war auf charmante Weise unordentlich, ohne überfüllt zu wirken, luftig und hell, aber trotzdem gemütlich – ein Paradoxon, das in einem Tagtraum funktionierte. Es gab Tische mit Neuerscheinungen und Empfehlungen, Regale, die so voller Bücher waren, dass manche quer darüberlagen. Eine breite Holztreppe führte in den zweiten Stock, wo Sessel und zierliche Tische mit Büchern dazu einluden, zu verweilen und zu lesen.

Die echte Buchhandlung sah anders aus.

Adam führte sie vom Auto zu einer einfachen Ladenfront mit einem staubigen Schaufenster. Die Buchhandlung lag etwas abseits vom Strand, wo der Sand allmählich in stoppeliges Gras überging, aber noch genug davon da war, um sich über die Türschwelle zu schieben. Die Buchhandlung sah aus, als wäre sie einmal blau gestrichen gewesen, doch die Farbe war verwittert und ausgeblichen, und das Schild mit der Aufschrift Seashore Books würde vermutlich schon in wenigen Monaten nicht mehr zu entziffern sein.

Die Tür öffnete sich mit einem knarzigen Quietschen. Der Laden war unordentlich, ja, aber nicht auf eine heimelige Art: Er war eng und ungemütlich. Trotz des strahlenden Morgens draußen war es hier drin muffig und düster. Zu allem Überfluss hing vor der schmutzigen Fensterscheibe auch noch ein dicker schwarzer Vorhang. In der Nähe der Tür standen ein paar Tische, auf denen sich Bücher stapelten, aber das Angebot wirkte wahllos und unorganisiert. Und während die Bücher in manchen Regalen dicht gedrängt standen, gab es in anderen Regalen Lücken. Eine schmiedeeiserne Wendeltreppe führte zu einer Art Galerie hinauf, war jedoch mit einem Seil abgesperrt, an dem ein Schild mit der Aufschrift Nur für Personal hing. Dort oben war es dunkel, und überall schienen Kartons herumzustehen.

»Was sagst du?«, fragte Adam und lächelte über Clares erstaunten Blick.

Clare lachte. Natürlich konnte sie nicht erwarten, die Buchhandlung ihrer Träume vorzufinden, aber sie war doch überrascht, wie weit die Realität davon abwich. Der Laden sah aus, als hätte sich seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren niemand mehr richtig um ihn gekümmert.

Sie fragte sich, was genau von ihr erwartet wurde. Die Anzeige und das Vorstellungsgespräch hatten ihr den Eindruck vermittelt, es handele sich um einen lockeren Job, bei dem man hauptsächlich am Strand saß, doch offensichtlich musste der Laden ganz gründlich auf Vordermann gebracht werden.

Clare sah zu Adam, der immer noch auf eine Antwort wartete.

»Ja.« Sie nickte. »Es sieht toll aus.«

»Ich fürchte, deine beiden Vorgänger haben einiges zum Aufräumen hinterlassen.«

»Oh, Gott sei Dank! Ich hatte schon Angst, du sagst jetzt: ›Ich habe ein System‹, und dass ich nichts ändern darf.«

Adam lachte. »Es ist eine Weile her, dass ich etwas mit dem System hier zu tun hatte. Aber mach dir bitte nicht zu viele Gedanken über den Zustand des Ladens. Du bist hier, um die Zeit zu genießen. Komm, die Wohnung ist auf der Rückseite.«

Die Wohnung war winzig, aber das störte Clare nicht. Es gab ein kleines Wohnzimmer mit einer Küchenzeile. Von dort führte eine Tür ins Badezimmer, eine ins Schlafzimmer und eine dritte vermutlich zu einer Besenkammer.

»Es tut mir leid, dass es nur ein Einzelbett ist«, entschuldigte sich Adam. »Aber sonst hätten wir keinen Platz für einen Kleiderschrank gehabt.«

»Ach, schon in Ordnung«, erwiderte Clare. »Ich will schließlich nicht den ganzen Tag im Bett verbringen.«

Als sie merkte, was sie gesagt hatte, errötete sie bis an die Wurzeln ihrer dunkelroten Haare.

Sie hüstelte verlegen, aber Adam zwinkerte ihr nur zu.

»Gut. Wenn du dich noch hinlegen willst, bevor du auf Erkundungstour gehst, kannst du es testen. Solltest du etwas brauchen, ich bin im Laden.«

Allein in der Wohnung atmete Clare tief durch und schüttelte sich. Es ging ihr gut. Das hier war gut. Es war sogar prima. Ja, der Laden sah chaotisch aus, aber er lag direkt am Strand. Adam schien nett zu sein und sie zu mögen. Allerdings hatte ihre letzte Chefin auch nett gewirkt und den Eindruck erweckt, Clare zu mögen, bis sie sie gefeuert hatte.

Aber es gab keinen Grund zu der Annahme, dass Adam das Gleiche tun würde. Man musste sich schon ziemlich anstrengen, um bei einem dreimonatigen Ferienjob gefeuert zu werden.

Was wohl passieren konnte, wenn sie tatsächlich gefeuert wurde? Würde man sie sofort nach Hause schicken? Wahrscheinlich müsste sie jemand anderem Platz machen.

Sie stellte sich vor, wie sie nach zwei Wochen wieder zu Hause aufkreuzte und ihrer Mutter sagen musste, dass sie zum dritten Mal in weniger als zwei Jahren gefeuert worden war.

Clare fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und stöhnte. Vielleicht sollte sie sich zwanzig Minuten aufs Ohr hauen.

Sie warf ihre Tasche auf den Boden, legte sich aufs Bett und schloss die Augen.

3. Kapitel

Clare hatte ihr Studium mit einundzwanzig Jahren abgebrochen, nachdem ihr Vater gestorben war. Ihre Mutter war verständnisvoll gewesen und hatte sie ermutigt, sich die Zeit zu nehmen, die sie brauchte, um dann frischen Mutes zurückzukehren. Und als Clare zwei Jahre lang mit dem Rucksack um die Welt gereist war, hatte ihre Mutter nichts dagegen einzuwenden gehabt.

»Viele Leute machen ein Sabbatjahr«, hatte sie gesagt. »Es ist gut, andere Länder und Kulturen kennenzulernen.«

Als Clare zurückgekehrt war, hatte ihr Zimmer auf sie gewartet. Ihre Mutter war bereit gewesen, sie zu unterstützen, bis sie sich in einem neuen Job eingewöhnt hatte und sich eine eigene Wohnung suchen konnte.

Und als sie das erste Mal gefeuert worden war, hatte ihre Mutter das Ganze sehr philosophisch betrachtet.

»Auf dem Arbeitsmarkt weht ein harter Wind«, hatte sie gesagt. »Du wirst schon etwas anderes finden.«

Erst als Clare zum zweiten Mal gefeuert wurde, schlug ihre Mutter vor, dass sie ihr Studium abschließen sollte. Clare versprach, darüber nachzudenken, und meinte es ernst. Doch als dann der September kam und verging, ohne dass sie etwas unternahm, fing ihre Mutter an, sich Sorgen zu machen.

Sie wollte wissen, warum Clare nicht zurück an die Uni gehen wollte, und Clare hatte keine gute Erklärung dafür. Dann wollte sie wissen, warum Clare in letzter Zeit keine Vorstellungsgespräche gehabt hatte, warum es sie nicht zu kümmern schien, ob sie einen neuen festen Job fand, und warum sie aufgehört hatte, sich darum zu bemühen.

Am Abend nachdem Clare die Anzeige der Buchhandlung am Strand gesehen hatte, stocherte sie in ihrem Abendessen herum, und als sie aufsah, stellte sie fest, dass ihre Mutter sie mit einer Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen beobachtete.

»Irgendwelche vielversprechenden Neuigkeiten bei der Jobsuche?«, hatte sie gefragt.

»Tut mir leid, Mum. Es wird sich schon etwas ergeben. Die Leute kommen doch gerade erst aus den Weihnachtsferien zurück.«

Ihre Mutter sah sie traurig an. »Ich … ich mache mir einfach Sorgen um dich, Clare. Du bist nicht glücklich. Du versuchst nicht einmal, glücklich zu sein.«

»Ich versuche, nicht unglücklich zu sein.«

»Ich weiß«, sagte ihre Mutter. »Ich weiß, dass du deinen Vater vermisst«, fügte sie nach einem Moment hinzu. »Ich vermisse ihn ja sogar selbst, dabei waren wir schon ein Jahrzehnt geschieden, als er gestorben ist. Aber du hast noch dein ganzes Leben vor dir.«

»Es geht nicht um Dad. Ich weiß nicht, was los ist.«

»Ich wüsste nur gern, was du vorhast«, hakte ihre Mutter nach. »Es ist nicht richtig, in deinem Alter noch zu Hause zu wohnen und jeden Monat den Job zu wechseln.«

Clare wusste, dass ihre Mutter es nur gut meinte, aber sie konnte ihr keine befriedigende Antwort geben.

»Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt«, sagte sie später am Abend, als sie mit Lina telefonierte. »Sie hat ja recht. Ich sollte mir eine feste Stelle suchen – einen Job, von dem ich leben kann –, ausziehen und erwachsen werden.«

»Wahrscheinlich«, pflichtete Lina ihr bei. »Tante Maggie hat meiner Erfahrung nach oft recht. Du könntest dich aber auch bei der Buchhandlung auf Bali bewerben.«

»Ich weiß. Würde ich ja gern.«

»Komm schon!« Lina lachte. »Warum nicht? Du könntest den Job bekommen – und dem langen, grauen, englischen Januar entkommen.«

»Ich wette, auf solche Stellen bewerben sich Tausende von Leuten. Den Job würde ich nicht bekommen.«

»Irgendjemand muss ihn bekommen.«

»Ja, irgendjemand muss auch im Lotto gewinnen.«

»Hör zu, du hast offensichtlich einen Durchhänger«, sagte Lina und klang nun etwas energischer. »Du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du nur noch grübelst. Mach was Ungewöhnliches! Und was kostet es dich schon? Es ist nur eine weitere Bewerbung.«

Clare zögerte kurz.

»Sollte ich nicht versuchen, mir eine feste Stelle zu suchen?«, fragte sie dann. »Sollte ich nicht herausfinden, was ich langfristig beruflich machen will?«

»Vielleicht. Aber das herauszufinden, ist ein langfristiges Ziel. Kurzfristig solltest du mal ein bisschen Party machen. Dann hast du vielleicht mehr Energie, um Entscheidungen zu treffen. Und wer weiß, vielleicht kommen dir da ja auch ein paar Ideen.«

»Meinst du?«

Lina war Hochzeitsfotografin und hatte die ersten zehn Jahre nebenbei als Empfangsdame gejobbt. Seit ein paar Jahren konnte sie ganz vom Fotografieren leben, wobei Clare wusste, dass ihre Auftragslage immer noch recht schwankend war.

»Woher wusstest du, dass du Fotografin werden willst?«, wollte Clare wissen.

»Na ja, ich habe schon immer gern mit Kameras herumgespielt und meine Freundinnen fotografiert«, antwortete Lina. »Dann bat mich eine von ihnen, auf ihrer Hochzeit zu fotografieren, weil sie sich keinen Profifotografen leisten konnte, und da habe ich … Ich fand es einfach toll.«

»Macht es dir immer noch Spaß? Jetzt, nachdem …«

»Meistens. Die Akquise nervt manchmal, aber das Fotografieren an sich macht mir immer noch Spaß.«

Clare fiel nichts ein, was sie so sehr liebte wie Lina die Fotografie – so sehr, dass sie sich zehn Jahre lang abrackern würde, nur um es als Beruf ausüben zu können.

»Weißt du, ich hatte das nie so geplant«, verriet Lina. »Ich habe einfach den Job gemacht, der anstand. Und dann den nächsten. Und dann habe ich weitergemacht, weil ich Spaß daran hatte, und jetzt ist es mein Beruf. Es ist in Ordnung, unsicher zu sein, aber das sollte einen nicht davon abhalten, Dinge auszuprobieren. Risiken einzugehen.«

Nachdem sie aufgelegt hatte, rief Clare erneut die Anzeige auf. Es kam ihr immer noch unmöglich vor, immer noch wie ein Traum.

Tu es, hörte sie Linas Stimme in ihrem Kopf. Tu es.

Also tat sie es. Sie schrieb eine Bewerbung. Ein Zoom-Interview und ein Wunder später hatte sie den Job.

Anschließend musste sie nur noch eine Autofahrt zum Bahnhof, eine siebzigminütige Zugfahrt zum Flughafen und schließlich einen brutal langen Flug überstehen.

Clares Mutter fuhr sie zum Bahnhof. Clare hatte befürchtet, dass sie versuchen würde, sie davon abzuhalten. Dass sie verärgert sein würde, weil sie davonlief – weil sie wieder davonlief –, aber sie schien eher erleichtert zu sein.

Sie wird doch wohl nicht froh sein, mich loszuwerden, überlegte Clare. Es gibt doch sicher einen anderen, netteren Grund.

Sie bogen gerade auf den Bahnhofsparkplatz ein, als ein Zug abfuhr.

»War das dein Zug?«, fragte Maggie.

»Natürlich«, erwiderte Clare und überprüfte auf dem Handy den Fahrplan. »In zwanzig Minuten kommt der nächste. Ich habe genug Zeit eingeplant, um zum Flughafen zu kommen. Das ist nicht meine erste Reise, Mags.«

Zu ihrer Überraschung schaltete ihre Mutter den Motor aus und löste den Sicherheitsgurt.

»Schon okay«, sagte Clare. »Du musst nicht mit reinkommen und mit mir warten.«

Maggie sah sie an. »Sei nicht albern. Ich werde dich drei Monate lang nicht sehen. Natürlich komme ich mit rein und warte.«

Clare hievte ihren Riesenkoffer aus dem Auto und schnallte sich den Rucksack auf die Schultern, dann gingen sie zum Bahnhof, um auf dem Bahnsteig zu warten.

»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Clare, während sie schrecklichen Bahnhofskaffee tranken.

»Was tut dir leid?«

»Ich weiß nicht, ob ich schon wieder weglaufe.«

»Hast du das Gefühl, dass du wegläufst?«, fragte ihre Mutter.

Clare zuckte mit den Schultern und legte die Hände um den heißen Pappbecher.

Maggie seufzte. »Ich bin nicht böse, weil du gehst. Ich bin froh, dass du eine Entscheidung getroffen hast.«

»Eine spontane, leichtsinnige Entscheidung«, erwiderte Clare mit einem schiefen Lächeln.

»Ach, Clare. Ich habe von dir Spontaneität und Leichtsinn erwartet, seit du zwei Jahre alt warst. Ich habe die spontane, leichtsinnige Clare vermisst.« Sie biss sich auf die Lippe und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich bin froh, dass du etwas tust, worauf du dich zu freuen scheinst«, sagte sie schließlich. »Es war für mich im letzten Jahr nicht leicht auszuhalten, dass du dich einfach so hast treiben lassen. Dass du so gelangweilt warst. Als du klein warst, hast du dich nie gelangweilt; du hattest ständig neue Pläne. In letzter Zeit war es, als hättest du das verloren. Als könntest du dich einfach nicht entscheiden. Als wüsstest du nicht, was du willst.«

Clare schwieg. Sie wollte ihrer Mutter gegenüber nicht zugeben, wie recht sie hatte und wie viel Angst ihr das bereitete. Nicht nur, weil sie nicht wusste, was sie mit sich anfangen sollte, sondern auch, weil sie befürchtete, dass es da draußen nichts gab, was sie wirklich wollte.

Ihre Mutter saß neben ihr und blickte auf die Bahngleise.

»Hör mal, ich freue mich, dass du das machst«, versicherte sie. »Ich glaube, es wird dir guttun. Aber es sind nur drei Monate. Und was dann? Kommst du anschließend zurück und machst einfach so weiter wie bisher?«

Sie drehte sich zu Clare um, die auf den Pappbecher in ihren Händen starrte.

»Clare, ich möchte, dass du in diesen drei Monaten darüber nachdenkst, wie es danach weitergehen soll. Willst du an die Uni zurückgehen? Willst du einen bestimmten Beruf ergreifen? Willst du einen soliden, zuverlässigen, langweiligen Bürojob annehmen, der es dir ermöglicht, dich einem ausgefallenen Hobby zu widmen? Was auch immer es ist, ich werde dich unterstützen, aber du musst dich entscheiden. Wenn du dich nur weiter von einem Job zum nächsten hangelst, dann … weiß ich nicht, ob ich dich weiterhin zu Hause wohnen lassen sollte.«

Clare riss den Kopf herum und sah ihre Mutter an.

»Maggie!«, rief sie. »Wirfst du mich etwa raus?«

Ihre Mutter lächelte schief. »Nenn mich nicht Maggie«, sagte sie. Dann seufzte sie. »Clare, du bist fünfundzwanzig, du solltest von zu Hause flüchten. Aber ja, ich schmeiße dich wohl raus.«

Sie schüttelte leicht die Schultern und wirkte dabei, als wäre sie ziemlich stolz auf sich.

»Herrgott, Mum, gibt es wenigstens eine Schonfrist?«

»Ich glaube schon. Schließlich wirst du einen Jetlag haben.«

Clare musste unwillkürlich lachen. »Okay, toll. Ich komme also zurück, habe ein paar Tage Zeit, um mich zu erholen, und dann ist alles vorbei.«

Der Zug fuhr in den Bahnhof ein, und Clare und ihre Mutter standen auf. Clare schulterte ihre Tasche und umarmte Maggie etwas ungeschickt.

»Hab dich lieb, Mum.«

»Ich dich auch. Hab Spaß. Aber denk auch ein bisschen über das nach, was du tun willst.«

»Klar, natürlich, Mum. Ich werde ein bisschen darüber nachdenken, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen will.«

Clare stieg in den Zug ein, warf ihren Rucksack auf den Boden und ließ sich auf den Fensterplatz fallen. Also kein Druck.

Sie schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken, der Rhythmus des Zuges beruhigte sie. Alles würde gut werden. Sie hatte drei Monate Zeit. Drei Monate voller Sonne, Meer und Bücher.

Das war doch genug Zeit, um Zukunftspläne zu schmieden.

*

Jetzt, zwanzig Stunden und zwölftausend Kilometer später, hallte Clare beim Einschlafen die Forderung ihrer Mutter in den Ohren …

Als sie ein paar Stunden später aufwachte, wusste sie, dass noch jemand in der Wohnung war. Zuerst hätte sie nicht sagen können, woher sie es wusste, aber nach einem Moment hörte sie ganz deutlich, dass sich dort jemand bewegte. Es klang, als würde jemand mit nackten Füßen über den Holzfußboden tappen.

Adam wirkte nicht wie ein Typ, der vorbeikam, wann es ihm passte, aber wer sollte es sonst sein?

Clare setzte sich auf und lauschte angestrengt. Etwas knarrte. Vielleicht hatte sich jemand auf die Couch gesetzt. Wer nahm sich das Recht, in ihre (vorübergehende) Wohnung zu kommen und sich auf ihre (vorübergehende) Couch zu setzen?

Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie ärgerte sich etwas über sich selbst. Immerhin war sie zwei Jahre lang allein unterwegs gewesen; sie wusste sehr wohl, sich zu schützen. Aber nur weil hier ein Job auf sie wartete, hatte sie jegliche Vorsicht fahren lassen.

Doch dann richtete sich ihre Wut nach außen. Diese mikroskopisch kleine Wohnung war für die nächsten drei Monate ihr Zuhause. Wie konnte es irgendein Fremder wagen, ihr Angst einzujagen?

Sie kniff die Augen zusammen, stand auf und stürmte ins Wohnzimmer.

»Wer zum Teufel bist du?«, fragte sie wütend.

Die Gestalt auf der Couch drehte sich zu ihr um und zog eine dunkle Augenbraue hoch.

»Ich bin Jack«, sagte er und wandte sich wieder dem Laptop auf seinen Knien zu.

Clare blinzelte in die Stille.

»Und was hast du hier zu suchen?«, fragte sie etwas lascher als geplant.

Jack seufzte und drehte sich wieder zu ihr um.

»Ich wohne hier«, antwortete er.

»Nein, das stimmt nicht, ich wohne hier.«

»Schon mal gehört, dass sich zwei Menschen eine Wohnung teilen?«

»Aber es gibt kein weiteres Bett …«

Clare verstummte, als sie bemerkte, dass die dritte Tür jetzt offen stand. Anscheinend befand sich dort ein anderes Schlafzimmer mit einem weiteren Bett, neben dem ein offener Koffer auf dem Boden lag.

»Oh«, sagte Clare.

Adam hatte einen Jack erwähnt, als er sie vom Flughafen abholte, oder? Und hatte er während des Vorstellungsgesprächs nicht von einer anderen Person gesprochen?

Sie konnte sich nicht genau erinnern. Sie war davon ausgegangen, dass sie mit Adam zusammenarbeiten würde, und hatte nicht weiter nachgefragt. Aber dieser Jack musste aus demselben Grund hier sein wie sie.

»Das war mir nicht klar«, gestand sie. »Wir wohnen also zusammen?«

»Sieht so aus.«

Fantastisch. Drei Monate in einer Wohnung so groß wie ein Schuhkarton, und das mit einem seltsamen, arroganten Mann.

»Bist du gerade angekommen?«, fragte Clare.

»Jepp.« Der Punkt am Ende seiner Antwort war deutlich zu hören. Er schien entschlossen zu sein, ein richtiges Gespräch um jeden Preis zu vermeiden.

Clare verdrehte die Augen und ging in die Küche, um nach Kaffee zu suchen.

»Es ist noch nichts da«, sagte Jack, als sie einen Schrank öffnete. »Adam hat aber gesagt, dass er uns bald Vorräte bringt.«

Clare neigte den Kopf zur Seite und sah ihn zum ersten Mal richtig an. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten, und die Augen, die fest auf den Bildschirm seines Laptops gerichtet waren, dunkelbraun. Gerade hatte er sie zusammengekniffen, aber eigentlich waren sie groß und ausdrucksvoll.

Jack hatte einen amerikanischen Akzent, aber nicht sehr ausgeprägt, so als hätte er viel Zeit außerhalb der Staaten verbracht. Er trug eine dunkle Hose und ein graues Hemd, das sich um seine Schultern spannte. Über der Armlehne des Sofas lag ein Sakko und – sie blickte auf die Schuhe neben der Tür – ja, er trug Oxford-Schuhe. Sie kam zu dem Schluss, dass er eindeutig gut aussah, wenn auch ein wenig zu glatt.

Und er war etwas zu schroff. Sie wollte diesen schroffen Mann – diesen unhöflichen Mann – nicht attraktiv finden. Und schon gar nicht, wenn sie drei Monate lang mit ihm in dieser Miniwohnung festsaß.

»Ziehst du dich in den Tropen immer so an?«, fragte sie deshalb.

Er blickte zu ihr hoch. »Und du?«

Clare sah an sich hinunter und errötete. Sie trug immer noch die Yogahose und das weite Flanellhemd, was für die Fahrt zum Flughafen in der eisigen Londoner Morgendämmerung sinnvoll gewesen war. Den Mantel hatte sie ihrer Mutter gegeben, als sie in den Zug gestiegen war, trotzdem war sie immer noch eindeutig winterlich gekleidet.

Sie verzog das Gesicht, senkte die Nase zu ihrer Schulter und roch, wie sie hoffte, unauffällig daran.

»Ich glaube, ich gehe duschen, wenn du nichts dagegen hast«, sagte sie dann.

»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte er und klang dabei … War er etwa erleichtert? »Ganz und gar nicht.«

4. Kapitel

Als Clare aus der Dusche kam, war die Wohnung leer, worüber sie ziemlich erleichtert war. Bei der Hitze wollte ihre Feuchtigkeitscreme nicht richtig einziehen, also setzte sie sich in ihrem Morgenmantel ein paar Minuten vor den Ventilator und wartete darauf, dass das klebrige Gefühl von ihrer Haut verschwand.

Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, dass sie sich eine derart kleine Wohnung mit einem Fremden teilen sollte, aber sie konnte das Beste daraus machen. Schließlich wollte sie ohnehin nicht viel Zeit hier verbringen. Außerdem, wenn zwei Leute im Laden arbeiteten, hatte sie vermutlich ziemlich viele freie Tage und damit auch viel Zeit, um die Strände und den Dschungel von Bali zu genießen.

Nach dem Eindruck zu urteilen, den sie von Seashore Books gewonnen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass der Umsatz die Anwesenheit von drei Vollzeitkräften rechtfertigte. Doch als sie jetzt so darüber nachdachte, war sie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob Adam überhaupt die ganze Zeit dort sein würde. Offenbar war er bei den vorherigen Buchhändlern nicht da gewesen, sonst würde der Laden vermutlich anders aussehen.

Nun ja. Sogar zwei Leute kamen ihr für diesen Laden viel vor.

Es ist eine Schande, dachte sie. Seashore Books könnte so cool sein, so direkt am Strand. Aber offensichtlich hat sich schon lange niemand mehr richtig darum gekümmert.

*

Als Clare den Rückweg zum Laden antrat, war schon Nachmittag, und sie hatte einen Bärenhunger. Sie war inzwischen viel passender gekleidet, hatte sich Jeansshorts und ein T-Shirt angezogen. Ihr Haar war noch nicht ganz trocken und kringelte sich so vorwitzig in die Stirn, dass es wie Absicht wirkte. Als sie in den Spiegel geblickt hatte, war sie mehr oder weniger zufrieden mit sich gewesen.

Adam schien der gleichen Meinung zu sein.

»Ja, jetzt wirst du dich viel wohler fühlen«, sagte er, als sie den Laden betrat.

Clare lachte. »Mochtest du den dicken Flanell an mir nicht?«

»O doch, natürlich«, antwortete er lächelnd, »aber das hier passt besser. Wie Betty Boop in der Waschanlage.«

»Genau das wollte ich erreichen«, behauptete Clare.

»Jetzt müssen wir ein paar wichtige Dinge besprechen«, sagte Adam in geschäftsmäßigerem Ton. »Erstens: Ihr müsst heute Abend zu uns zum Essen kommen. Lissie besteht darauf.«

»Ja, natürlich, das klingt …«

»Zweitens werde ich euch in den nächsten Tagen noch freigeben, damit ihr euch akklimatisieren, euch vom Jetlag erholen und euch kennenlernen könnt.«

Clare sah sich um und stellte fest, dass sie und Adam nicht allein waren. Jack stand etwas weiter hinten im Laden und hielt ein Buch in den Händen. Auch er hatte sich dem Wetter entsprechend umgezogen, allerdings hatte er sich für einen professionelleren, formelleren Look entschieden. Während Clare Sandalen trug, steckten seine Füße in Bootsschuhen; während sie ihre Beine zur Schau stellte, trug er eine makellose, hellbraune lange Hose; und während sie ihr T-Shirt lässig in der Taille geknotet hatte, war sein rauchblaues Hemd, obwohl aus zerknittertem Leinen, ordentlich in den Hosenbund gesteckt. Sein einziges Zugeständnis daran, dass er sich auf einer Ferieninsel befand, waren die hochgekrempelten Ärmel. Was ihm gut stand.

Er schien zu merken, dass er beobachtet wurde, und sah von dem Buch in seinen Händen zu Clare und Adam hoch. Sofort veränderte sich die Atmosphäre im Raum, wenn auch nur für eine Millisekunde. Er wirkte etwas verschlafen, als würde er aus einem Traum erwachen. Seine Überraschung war sympathisch, irgendwie liebenswert.

Sein Blick begegnete Clares, und sie schluckte. Hastig sah sie nach unten, wo ihr die Muskeln in seinen Unterarmen auffielen. Sie bewegten sich, als er das Buch in seinen Händen umdrehte. Ja, hochgekrempelte Ärmel standen ihm unbestreitbar gut.

Meine Güte, Clare! Hör auf damit. Er hat vorhin gesagt, dass du stinkst. Im Grunde hat er es dir gesagt. Also starr nicht so auf die schönen Arme dieses Mannes.

Sie zwang sich, wieder zu seinem Gesicht hochzublicken, und betrachtete ihn genauer. Es musste doch irgendeinen Makel geben. Etwas, was jegliche Anziehung sofort im Keim erstickte. Er war nicht besonders groß – vielleicht eins fünfundsiebzig –, aber neben Clares knappen eins sechzig wirkte er so. Er sah sie etwas zu durchdringend aus seinen dunkelbraunen Augen an und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.

Die Schultern unter dem zerknitterten Hemd wirkten wohlgeformt – muskulös, nicht massig –, und Clare fragte sich, ob sie ihm einen Strandausflug vorschlagen sollte. Nur so, als Experiment, ohne weitere Absichten.

So weit, so gut, aber das war nicht das Ziel der Übung gewesen.

Da war noch das Haar. Ja. Jacks dunkles Haar war so gepflegt, dass es geradezu brav wirkte. Ein sorgfältiger, akkurater Schnitt, mit etwas Gel an Ort und Stelle gehalten, aber nicht so viel, dass es glänzte und hart wurde. Ein typischer Business-Haarschnitt, der sagte: »Ich bin nicht zum Spaß hier, ganz gleich wie schief ich grinse.«

Schon besser.Konzentrier dich auf den braven Haarschnitt, nicht auf die wohlgeformten Schultern oder die muskulösen Unterarme.

Ihr Blick fiel auf seine Hände.

Verdammt.

Clare riss ihre Aufmerksamkeit von Jack los und richtete sie auf den Raum, dann wandte sie sich wieder an Adam.

»Danke, das ist sehr aufmerksam. Ein paar Tage Eingewöhnungszeit klingen perfekt.«

»Von wegen aufmerksam, das sind Erfahrungswerte«, entgegnete Adam. »Ich habe gesehen, welche Katastrophen passieren, wenn man jemanden direkt nach einem Zwölf-Stunden-Flug hinter die Kasse setzt. Und jetzt ab mit euch beiden. Ihr habt bestimmt Hunger. Esst zu Mittag, erkundet den Ort, lernt euch kennen.«

Clare drehte sich wieder zu Jack um, dessen schiefes Lächeln erloschen war. Die Aussicht, sie kennenzulernen, schien ihn ziemlich zu entsetzen.

Wunderbar, dachte Clare. Das könnten lange drei Monate werden.

*

»Also, wollen wir irgendwo etwas essen gehen?«, schlug Clare vor, als sie und Jack den Laden verließen.

Die Buchhandlung gehörte zu einer Reihe von Geschäften, die sich entlang eines kleinen Strandabschnitts befanden. Clare sah eine Modeboutique, ein Nagelstudio und ein paar kleine Restaurants, die alle direkt auf den Strand hinausgingen. Der makellose weiße Sand schmiegte sich warm um ihre Füße und rieselte zwischen ihre Zehen. Ein Stückchen weiter unten am Strand entdeckte sie die Sonnenschirme, die sie vom Auto aus gesehen hatte und die sich als leuchtende rote und orange Tupfen vom blauen Meer abhoben. Ihre Wölbung wurde von einer Spitze gekrönt, und an den Seiten hingen Troddeln.

Mit geschlossenen Augen wandte sie das Gesicht der Sonne zu und spürte, wie die Wärme in ihren Körper sickerte. Sie atmete die salzige Luft ein und lächelte. Das hier war wirklich das Paradies.

Als sie die Augen öffnete, blickte Jack auf sie herab. Der ironische Zug um seinen Mund trat noch deutlicher hervor als im Laden. Vermutlich ihretwegen. Es konnte gar nicht anders sein, und das nervte sie. Er hatte kaum mit ihr geredet – er hatte es vermieden, mit ihr zu reden –, und jetzt verzog er den Mund bei ihrem Anblick? Wahrscheinlich war er voller Vorurteile und hielt sie für seltsam.

Sie stellte ihre Füße etwas fester auf, schluckte und warf den Kopf zurück, als hätte sie nicht bemerkt, dass er sie wie ein seltsames Insekt musterte.

»Wir könnten uns etwas von einem Imbisswagen holen und am Strand essen?«, schlug sie vor.

»Oh, würdest du das gern tun?«

»Klar, das mache ich eigentlich immer am ersten Urlaubstag. Ich suche mir ein einfaches, billiges Gericht, das typisch für das Land ist, und esse draußen. Wolltest du in ein Restaurant gehen oder so?«

»Aha. Im Urlaub also.«

»Ja«, antwortete Clare langsam. »Ein Arbeitsurlaub, natürlich. Aber es war ja nur ein Vorschlag. Was wolltest du denn essen?«

»Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ich dachte, ich besorge mir einfach ein paar Lebensmittel und esse zu Hause.«

»An deinem ersten Tag hier?«

»Ich wüsste nicht, warum der erste Tag etwas so Besonderes sein sollte.«

Clare öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie musste einen Moment nachdenken, bis sie wusste, was sie erwidern sollte. Nachdenklich presste sie die Lippen aufeinander und ging los. Als Jack sich umdrehte und ihr folgte, war sie etwas überrascht, obwohl sie eigentlich gar nicht genau wusste, weshalb.

»Es ist so, als würde man jemanden kennenlernen und beschließen, ihm auf unbestimmte Zeit keine Fragen zu stellen«, sagte sie schließlich. »Nicht nach seinem Namen, nicht nach seinem Beruf, nicht danach, was er dort macht, wo man ihn getroffen hat. Es ist, als würde man ihm einfach die Hand schütteln und wieder gehen. Und in diesem speziellen Fall tust du das mit einem Ort, an dem du die nächsten drei Monate verbringen wirst. Du bist gerade deinem neuen Zuhause vorgestellt worden und würdest es ignorieren, weil du lieber in der Wohnung sitzt.«

»Aber in diesem Fall bleibt doch noch viel Zeit, um alles kennenzulernen. Wenn man jemanden trifft, von dem man weiß, dass man viel Zeit mit ihm verbringen wird, muss man sich doch nicht beeilen. Ich denke, man kann diese Fragen immer noch stellen. Und hoffentlich auch bessere Fragen.«

»Aber bei der ersten Gelegenheit, ein wenig in Erfahrung zu bringen – willst du erst mal gar nichts wissen?«

»Das würde ich so nicht sagen. Man kann auch einiges über einen Menschen herausfinden, ohne ihn auszufragen.«

Clare starrte ihn an. »Du meinst, du könntest etwas über Menschen erfahren, ohne mit ihnen zu sprechen?«

»Nicht alles.« Jack zuckte mit den Schultern. »Aber einiges.«

Clare schüttelte den Kopf. »Aber du erfährst mehr, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst«, widersprach sie. »Wenn du dich richtig engagierst.«