1,49 €
Auf einer Soiree bei Lady Brockenhurst bekommen Anne und James Trenchard ihren Enkel Charles Pope persönlich zu Gesicht. Alle Gäste des Abends sind von dem jungen Mann bezaubert – vor allem Maria Grey. Doch James befürchtet, dass Anne, ohne es zu wollen, den Keim für den Untergang der Familie Trenchard gelegt hat.
Julian Fellowes, der Autor von "Downton Abbey", entführt die Leser ins 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht eine unerhörte Liebesgeschichte. Fellowes lässt dabei die Zeit Charles Dickens‘ lebendig werden, zeigt, wie sich der alte englische Adel und die Händler, die mit der Errichtung des Commonwealth reich und mächtig geworden sind, arrangieren müssen. Dabei ist ganz in der Nähe des Buckingham Palastes das teuerste Viertel Londons, Belgravia, entstanden.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 59
Buch
London, 1841. James Trenchard ist ein ehrgeiziger Mann, der sich mit seinem Baugewerbe einen gewissen Wohlstand erarbeitet hat. Vor 25 Jahren starb seine Tochter im Kindbett. Ihr Sohn Charles, Spross einer heimlichen Liaison mit einem Mann aus dem Hochadel, wurde in die Obhut eines Geistlichen gegeben und seine Herkunft vertuscht. Jetzt droht das Familiengeheimnis enthüllt zu werden. Einzig die beiden Großmütter Anne Trenchard und Lady Brockhurst können den Enkelsohn vor üblen Machenschaften bewahren. Trotz des unterschiedlichen gesellschaftlichen Standes müssen sie gemeinsam für den Enkel einstehen. Können sie das Geheimnis um Charles’ Herkunft lüften und alles zum Guten wenden? Und wird er die Frau heiraten können, die er liebt, obwohl sie einem anderen versprochen ist?
Autor
Julian Fellowes wurde 1949 in Ägypten geboren, wuchs in England auf und studierte in Cambridge. Er ist Schauspieler und preisgekrönter Autor von Romanen, Drehbüchern und Theaterstücken; für »Gosford Park« wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet, die Serie »Downton Abbey« hat ihn weltweit berühmt gemacht. 2009 wurde er in den Adelsstand erhoben. Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, lebt mit seiner Frau Emma im Südwesten der englischen Grafschaft Dorset.
Auf Deutsch liegen außerdem seine Romane »Snobs« und »Eine Klasse für sich vor«.
Julian Fellowes
Belgravia
Adresse: Belgrave Square
Roman
Aus dem Englischen von Maria Andreas
C. Bertelsmann
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Belgravia« im Verlag Weidenfeld & Nicolson, an imprint of The Orion Publishing Group Ltd., London.1. Auflage
Copyright © 2016 by Julian Fellowes
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016
beim C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: bürosüd, München, unter Verwendung eines Motivs von The Orion Publishing Group, London
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-20727-4V001www.cbertelsmann.de
Was zuvor in Belgravia geschah …
Lord und Lady Brockenhurst erhielten Besuch von Stephen und John Bellasis, die finanzielle Unterstützung forderten. John hatte sich kürzlich mit Lady Maria Grey verlobt und begründete seine Ansprüche mit seinem Status als Erbe des Brockenhurst’schen Vermögens. Lady Brockenhurst hatte unterdessen Charles Pope aufgespürt und bereitete für die Trenchards eine Überraschung vor.
Adresse: Belgrave Square
Es war kurz vor zehn. Anne Trenchard zitterten vor Aufregung die Hände, ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie starrte in den Spiegel und versuchte Ellis mittels Gedankenübertragung zur Eile anzutreiben, damit sie an ihrer Frisur endlich den letzten Handgriff täte. Einige Nadeln des Diadems, das Anne trug, stachen ihr in die Kopfhaut. Noch vor Ende des Abends würde sie Kopfschmerzen haben, so viel stand fest.
Sie warf einen kurzen Blick zu der vergoldeten Uhr auf dem Kaminsims. Zwei ziemlich trotzig aussehende Putten hielten das Ziffernblatt zwischen sich in die Höhe. Zum Belgrave Square dauerte es mit der Kutsche weniger als fünf Minuten. Es wäre unhöflich, vor halb elf zu erscheinen, aber Anne war nicht sicher, ob sie sich weiter gedulden könnte.
Anne brachte für gesellschaftliche Verpflichtungen selten Begeisterung auf. Aber noch seltener bot sich die Chance, nach fünfundzwanzig Jahren zum ersten Mal dem eigenen Enkel wiederzubegegnen.
Konnte Lady Brockenhursts Nachricht denn stimmen? Anne brachte es nicht ganz fertig, es zu glauben. Wie würde er aussehen?, fragte sie sich und rückte an ihrem Diamanthalsband herum. Er hatte früher hellblaue Augen gehabt wie Sophia, aber alle Babys werden mit blauen Augen geboren, vielleicht hatte sich ihre Farbe verändert. Sie erinnerte sich an seinen Duft, warm und milchsüß, an seine strammen Beinchen, die Grübchen in den Knien, den starken Klammergriff seiner winzigen Hand. Sie erinnerte sich auch an alle Gefühle, die sie durchlitten hatte, an den Zorn und die furchtbar schmerzhafte Trauer, als er ihr weggenommen wurde. Unbegreiflich, wie ein so kleines, hilfloses Menschlein solche Gefühle wecken konnte! Anne hob Agnes, die wartend zu Füßen ihres Frauchens saß, auf den Schoß. Die bedingungslose Liebe des Hundes hatte etwas Tröstliches, oder steckte hinter seiner Treue nur das Bedürfnis nach Futter? Schuldbewusst, weil sich solche Zweifel in ihr regten, gab sie Agnes ein Küsschen auf die Nase.
»Bist du fertig?« James streckte aufgeregt den Kopf mit dem schütter werdenden Haar durch die Tür. »Susan und Oliver sind schon in der Eingangshalle.«
»Wir wollen nicht die Ersten sein.« Doch Anne lächelte über den Feuereifer ihres Mannes; nichts genoss er mehr als einen glanzvollen Abend in der vornehmen Welt, und was könnte vornehmer sein als ein Empfang bei den Brockenhursts?
»Werden wir schon nicht. Die haben doch vorab einen ersten Schwung Gäste zum Dinner eingeladen.« Das traf natürlich zu; sie gehörten zum »zweiten Schwung«. Anne wusste, dass James seine Seele verkauft hätte, um auf die Liste der Dinnergäste zu gelangen, aber dass ihm das nicht beschieden war, dämpfte seine Laune jetzt nicht. Merkwürdig, wie er vergessen zu haben schien, was die beiden Familien in Wirklichkeit verband. Anscheinend sollten sie so tun, als gäbe es keine Verbindung, kein Kind. Sollte Charles Pope wirklich anwesend sein, stand James natürlich ein jähes Erwachen bevor, aber es hatte keinen Sinn, ihn jetzt schon verrückt zu machen. Anne erhob sich. »Sehr gut. Ellis, könnten Sie mir bitte meinen Fächer holen? Den neuen Duvelleroy.«
Obwohl James ihr eine großzügige Apanage zukommen ließ, hatte Anne wenig Interesse an Mode; Fächer allerdings gehörten zu den wenigen Extravaganzen, die sie sich leistete. Sie hatte bereits eine umfangreiche Sammlung. Der Duvelleroy, handbemalt und kunstvoll gearbeitet, gehörte zu den besten; ihn behielt sie besonderen Gelegenheiten vor. Ellis gab ihn ihr in die Hand. Darauf war die neue französische Königsfamilie porträtiert, die eine Revolution vor einem Jahrzehnt auf den Thron gehoben hatte. Nachdenklich betrachtete Anne den dicklichen, angejahrten König. Wie lange würde es ihm gelingen, an der von Unruhen verfolgten Krone festzuhalten, die ihm so leicht wieder entgleiten könnte? Und wie lange würde sie selbst ihr eigenes Geheimnis bewahren können? Wie lange noch würden sie Fortunas Gunst genießen, bevor ihnen ihr ganzer Reichtum um die Ohren flog?