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Bei einem Besuch in Charles Popes Geschäftsräumen platzt John Bellasis unliebsam hinein. Marias Mutter besteht weiter auf der Hochzeit mit John, während das Herz ihrer Tochter sich dagegen sperrt. Aber Maria ist nicht die Einzige, die mehr über Charles Pope erfahren will.
Julian Fellowes, der Autor von "Downton Abbey", entführt die Leser ins 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht eine unerhörte Liebesgeschichte. Fellowes lässt dabei die Zeit Charles Dickens‘ lebendig werden, zeigt, wie sich der alte englische Adel und die Händler, die mit der Errichtung des Commonwealth reich und mächtig geworden sind, arrangieren müssen. Dabei ist ganz in der Nähe des Buckingham Palastes das teuerste Viertel Londons, Belgravia, entstanden.
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Seitenzahl: 71
Buch
London, 1841. James Trenchard ist ein ehrgeiziger Mann, der sich mit seinem Baugewerbe einen gewissen Wohlstand erarbeitet hat. Vor 25 Jahren starb seine Tochter im Kindbett. Ihr Sohn Charles, Spross einer heimlichen Liaison mit einem Mann aus dem Hochadel, wurde in die Obhut eines Geistlichen gegeben und seine Herkunft vertuscht. Jetzt droht das Familiengeheimnis enthüllt zu werden. Einzig die beiden Großmütter Anne Trenchard und Lady Brockhurst können den Enkelsohn vor üblen Machenschaften bewahren. Trotz des unterschiedlichen gesellschaftlichen Standes müssen sie gemeinsam für den Enkel einstehen. Können sie das Geheimnis um Charles’ Herkunft lüften und alles zum Guten wenden? Und wird er die Frau heiraten können, die er liebt, obwohl sie einem anderen versprochen ist?
Autor
Julian Fellowes wurde 1949 in Ägypten geboren, wuchs in England auf und studierte in Cambridge. Er ist Schauspieler und preisgekrönter Autor von Romanen, Drehbüchern und Theaterstücken; für »Gosford Park« wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet, die Serie »Downton Abbey« hat ihn weltweit berühmt gemacht. 2009 wurde er in den Adelsstand erhoben. Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, lebt mit seiner Frau Emma im Südwesten der englischen Grafschaft Dorset.
Auf Deutsch liegen außerdem seine Romane »Snobs« und »Eine Klasse für sich vor«.
Julian Fellowes
Belgravia
Ein Geschäftsmann
Roman
Aus dem Englischen von Maria Andreas
C. Bertelsmann
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Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Belgravia« im Verlag Weidenfeld & Nicolson, an imprint of The Orion Publishing Group Ltd., London.1. Auflage
Copyright © 2016 by Julian Fellowes
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016
beim C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: bürosüd, München, unter Verwendung eines Motivs von The Orion Publishing Group, London
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-20730-4V001www.cbertelsmann.de
Was zuvor in Belgravia geschah …
Anne und James Trenchard machten sich immer größere Sorgen, dass die Countess ihr gemeinsames Geheimnis bald öffentlich machen würde. Damit nicht genug – das Verhältnis zwischen James und seinem Sohn Oliver verschlechterte sich rapide. Um die Situation zu retten, erschien Anne unangemeldet bei der Countess, um sie zur Rede zu stellen – mit unerwarteten Ergebnissen.
Ein Geschäftsmann
Als Lady Brockenhursts offene Kutsche vor dem Haus am Eaton Square anhielt, konnte Ellis ihre Neugier kaum zügeln. Sie stand so dicht am Fenster von Mrs Trenchards Ankleidezimmer, dass die Scheibe beschlug, und verrenkte sich schier den Hals, um zu verfolgen, was unten auf der Straße vor sich ging. Die Countess, die einen eleganten Hut mit Feder und einen Sonnenschirm trug, beugte sich vor, um ihrem Kutscher Anweisungen zu geben. Neben ihr saß Lady Maria Grey, ebenfalls durch einen zierlichen, fransenbesetzten Sonnenschirm vor der warmen Sonne geschützt. Sie trug einen hellblau-weiß gestreiften Rock und dazu eine enge, marineblaue Jacke im Uniformstil. Eine Haube im passenden Blau, besetzt mit cremefarbener Spitze, rahmte ihr Gesicht. Kurzum, Maria sah, ganz wie beabsichtigt, einfach hinreißend aus. Die Damen stiegen nicht aus der Kutsche. Stattdessen kam einer der Kutscher an die Tür und klingelte.
Ellis wusste, dass sie gekommen waren, um ihre Herrschaft abzuholen, und so lief sie, so schnell sie konnte, zur Treppe und brachte alles Nötige hinunter. Mrs Trenchard wartete schon in der Eingangshalle.
»Brauchen Sie mich heute Vormittag noch, Madam?«, fragte die Zofe und hielt Anne einen grünen, pelzgefütterten Umhang hin.
»Nein, vielen Dank.«
»Sicher ist ein schöner Ausflug geplant, Madam?«
»Ein sehr schöner.« Anne schwelgte viel zu sehr in Vorfreude, um der Frage größere Aufmerksamkeit zu widmen. Es war ihr gelungen, ihr Ziel vor James geheim zu halten, deshalb würde sie es nicht ausgerechnet ihrer Zofe verraten.
Ellis hatte natürlich eine ziemlich genaue Vorstellung, wohin die Reise ging, hätte sich aber gern bestätigt gesehen. Doch wenn sie enttäuscht war, zeigte sie es nicht. »Sehr wohl, Madam. Viel Vergnügen.«
»Danke.« Anne nickte dem Lakaien zu, der ihr die Tür öffnete. Auch sie hatte einen Sonnenschirm dabei, nur für den Fall. Sie war gut vorbereitet.
Lady Brockenhurst und Maria lächelten ihr entgegen, als sie einstieg. Maria hatte den Platz gewechselt und saß nun mit dem Rücken zu den Pferden, eine große Aufmerksamkeit Anne gegenüber, die gesellschaftlich weit unter ihr stand und die Geste zu schätzen wusste. Dies fing gut an, und Anne war entschlossen, sich auch die nächsten Stunden durch nichts verderben zu lassen. Lady Brockenhurst war zwar nicht die Gesellschaft, die sie sich dafür ausgesucht hätte, aber sie hatten etwas gemeinsam, das würde keine von ihnen abstreiten, und diese Gemeinsamkeit würden sie heute sozusagen feiern.
»Sitzen Sie auch bequem, meine Liebe?« Anne nickte. »Dann können wir losfahren.« Der Kutscher nahm die Zügel, und das Gefährt rollte davon.
Caroline Brockenhurst hatte beschlossen, heute liebenswürdig zu Mrs Trenchard zu sein. Wie Anne freute sie sich darauf, den jungen Mann wiederzusehen, und sie empfand für diese Frau, die am Rand des Untergangs stand, stärkeres Mitgefühl als je zuvor. Sie glaubte nicht, dass es noch lange dauern konnte, bis alles ans Licht käme. Edmund würde dies keinen Abbruch tun, sondern die Erinnerung an ihn höchstens noch verklären, während Sophia Trenchards Ruf ruiniert wäre. Es war wirklich sehr traurig. Sogar sie vermochte das zu erkennen.
Anne blickte beim Vorbeifahren auf die Gartenmauern des Buckingham Palace. Wie seltsam war doch die Welt dahinter! Eine junge Frau Anfang zwanzig zog alle gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf sich. Männer wie James, kluge, begabte, tüchtige Männer strebten nach keinem höheren Ziel, als einmal bei Hofe empfangen zu werden, was sie nach allen ihren lebenslangen Erfolgen als Krönung ihres Daseins betrachteten. Doch was hatte sie geleistet, diese junge Frau? Gar nichts. Sie war einfach zur Welt gekommen. Anne war keine Revolutionärin. Sie wünschte sich für ihr Land keinen Umsturz herbei. Sie mochte die Republikaner nicht und würde mit Freuden vor der Queen in einen Hofknicks sinken, ergäbe sich jemals die Chance. Trotzdem wunderte sie sich über das Fehlen jeder Logik in dem System, in dem sie lebte.
»Ach, schauen Sie! Die Queen ist in London.« Maria blickte nach oben. Es stimmte. Auf dem Dach des Palasts am hinteren Ende des offenen Platzes flatterte die königliche Standarte. Anne betrachtete den riesigen Säulenvorbau mit der verglasten Wagenauffahrt, die die königliche Familie beim Ein- und Aussteigen aus den Kutschen schützen sollte. Und das, wenn man die Sache genauer betrachtete, vor aller Augen. Aber die Royals waren sicher daran gewöhnt, Gegenstand öffentlicher Neugier zu sein.
Die Kutsche fuhr weiter die Mall hinunter, und bald bewunderte Anne die glanzvolle Häuserzeile von Carlton House Terrace, die durch die Neuartigkeit und Pracht ihres Entwurfs auch noch zehn Jahre nach Fertigstellung beeindruckte.
»Ich habe gehört, dass Lord Palmerston die Nummer 5 belegt«, sagte Maria. »Kennen Sie die Häuser?«
»Ich hatte nie Gelegenheit, eines zu betreten«, erwiderte Anne.
Doch Maria ließ sich davon in ihrem Redefluss nicht bremsen. Sie war so aufgeregt wie ein Kind im Spielzeugladen, und alle wussten, warum. »Ach, wie gut mir der große alte Duke of York gefällt! Ich weiß nicht genau, warum er den Leuten so im Gedächtnis geblieben ist, aber ich freue mich darüber.« Sie hatten die Lücke zwischen den beiden Flügeln von Carlton House Terrace erreicht; hier führte eine breite Treppe zu einer hohen Säule hinauf, auf der die Statue des zweiten Sohns von King George III. stand. »Ich frage mich, wie groß die Statue in Wirklichkeit ist.«
»Darüber kann ich Ihnen Auskunft geben«, sagte Anne. »Ich war vor fünf Jahren hier, als das Denkmal aufgestellt wurde. Der Duke ist doppelt mannshoch, mindestens.« Anne lächelte Maria an. Sie mochte das Mädchen, keine Frage. Sie mochte Maria, weil Maria Charles mochte, obwohl es für die beiden kein Happy End geben konnte; doch darüber hinaus mochte sie Maria auch als Person. Sie besaß Witz und Wagemut und hätte Interessantes zuwege gebracht, wäre sie in einer anderen Gesellschaftsschicht geboren. Für die Tochter eines Earls mit begrenzten Mitteln waren die Möglichkeiten natürlich gezählt, aber das lag nicht an Maria Grey.