Bernsteinzauber 02 - Rot die Liebe - Susanne Gerdom - E-Book

Bernsteinzauber 02 - Rot die Liebe E-Book

Susanne Gerdom

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Juli ist von der ersten Sekunde an von Ronan fasziniert. Ihre Ferien auf einer Insel mitten im Meer werden ihr durch Schwimmausflüge mit dem attraktiven Jungen deutlich versüßt. Doch als die beiden sich näher kommen, merkt Julie, dass etwas nicht stimmt. Wieso stößt er sie immer wieder von sich, nur um dann zu ihr zurückzukehren? Als Juli schließlich herausfindet, was Ronan wirklich ist, ist es fast zu spät. Muss er ins Meer zu seinem Volk zurückkehren, oder finden sie gemeinsam einen Weg, die Zukunft an Land zu verbringen? Wird die Liebe siegen? Eine fantastische Liebesgeschichte in sechs Teilen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 80

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DIE AUTORIN

Foto: © Susanne Gerdom

Susanne Gerdom lebt und arbeitet als freie Autorin und Schreibcoach mit ihrer Familie und fünf Katzen am Niederrhein. Sie schreibt seit mehr als einem Jahrzehnt Fantasy und Romane für Jugendliche und Erwachsene.

Alle Teile von »Bernsteinzauber« auf einen Blick:

Grün die Erwartung, Teil 1 (19400)

Rot die Liebe, Teil 2 (19401)

Gelb die Eifersucht, Teil 3 (19402)

Blau die Tiefe, Teil 4 (19403)

Lila die Verzweiflung, Teil 5 (19404)

Golden das Glück, Teil 6 (19405)

Susanne Gerdom

Bernsteinzauber

Rot die Liebe

Teil 2

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Copyright © 2016 cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Carolin Liepins, unter Verwendung eines Fotos von © Shutterstock (Aleshyn_Andrei, aaltair)

mg · Herstellung: TG

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-19401-7V001

www.cbt-buecher.de

Cards on the table, we’re both showing hearts

Fünf

Der Himmel war wolkenbedeckt, als ich aufstand. Trotz der kühlen Luft, die durch mein Fenster zog, und der Gänsehaut, die sie auf meine Haut zauberte, freute ich mich auf das eiskalte Bad, das mich erwartete. Ich musste vollkommen verrückt sein.

Erst einmal sprang ich unter eine wirklich heiße Dusche, um die Müdigkeit aus meinen Knochen zu vertreiben. Dies war schon die zweite Nacht in Folge gewesen, in der ich nur sehr spät und dann unruhig Schlaf gefunden hatte. Der Heimweg mit Ronan hatte mich durchgerührt und aufgeschüttelt, und es hatte fast bis zur Morgendämmerung gedauert, bis sich die Aufregung über das, was geschehen war, wieder gelegt hatte.

Dazu kam Boys vollkommen unerklärlicher Anfall von – ich konnte es nicht anders nennen – von Eifersucht. Mein bester, mein ältester Freund, mein Bruder, mein Schatten, der ruhende Pol in meinem Leben, berechenbar wie der Lauf der Sonne, verlässlich wie ein Fels. Bei unserer Landung auf der Insel hatte er sich in ein Trickkästchen verwandelt, aus dem mir jederzeit unvermutet ein Kastenteufelchen ins Gesicht zu springen drohte. Ich erkannte ihn nicht wieder.

Aber jetzt hatte ich den Bungalow ganz für mich, die beiden schliefen immer noch. Noch dampfend von der heißen Dusche trank ich meinen Kaffee hastig im Stehen und rannte schon zur Tür hinaus, als der Becher noch im Spülbecken klirrte. Ich hatte es eilig!

Die Freude, Ronan gleich zu treffen und mit ihm zu schwimmen, sang durch meine Adern. Dass das Wetter eher trüb war, die Luft feucht und kalt und mein Streit mit Boy mir noch in den Knochen steckte – gleichgültig. Ich würde Ronan wiedersehen!

Wagemutig und unternehmungslustig hatte ich mich in meinen neu erworbenen schwarzen Badeanzug geworfen. Ein bisschen Reizwäsche-Feeling kam gerade recht.

Am Strand pellte ich mich aus meinen Kleidern und stand dann bibbernd und zögerlich am Wasserrand. Die Wellen leckten über meine Zehen und ließen sie augenblicklich zu Eis gefrieren. Durch die interessanten Löcher des Badeanzugs pfiff der Wind. Meine Gänsehaut bekam eine Gänsehaut. Und nirgends, wirklich nirgends war auch nur der Schatten meines Dates zu sehen!

Ich wickelte mich, so gut es ging, in mein Handtuch und warf zunehmend panische Blicke umher. Das war die Retourkutsche für gestern, Ronan hatte mich versetzt! Wahrscheinlich lag er schön im warmen Bett und lachte sich bei der Vorstellung tot, dass ich wirklich so megadämlich sein könnte, bei diesem Wetter hier aufzulaufen und auf ihn zu warten.

Wieder eine Welle, diesmal mit Schaumkrone. Etwas Nasses, Schleimiges wickelte sich um meinen Fuß. Ich machte einen unbeholfenen Hopser rückwärts, stolperte – und fiel in Ronans Arme. Er trug nur eine sehr knappe Badehose und war klatschnass. Wo war er hergekommen und wieso hatte ich ihn nicht bemerkt?

Ich vergaß all meine Fragen, denn nun lehnte ich an seiner Brust, von seinen Armen umfangen, und die Wärme, die er ausstrahlte, ließ meine Gänsehaut verschwinden. Er war nass, er stand im frischen Wind, aber er war so warm, als wäre er nicht aus der eiskalten Nordsee aufgetaucht, sondern gerade aus dem Bett gekrabbelt.

»Du bist da«, sagte ich nur, und er umfasste mich fester. Seine Augen schimmerten wie geschliffene Steine, die von einer versteckten Lichtquelle angestrahlt wurden, und in seinen unverschämt langen Wimpern hingen Wassertropfen, die wie Diamanten glitzerten. Ich sah unwillkürlich zum Himmel, aber der war nach wie vor dicht bewölkt.

»Juli«, sagte er und ließ mich mit deutlichem Widerstreben los. »Gehen wir schwimmen?«

Ich blickte auf das sturmgraue Meer und schauderte. »Ja, klar«, sagte ich laut.

Er lächelte und nahm meine Hand. Wir liefen ins Wasser und ich konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken, als das Wasser gegen meine Schenkel schlug. Meine Beine wurden augenblicklich taub.

Ronan hakte mich unter und zog mich mit ins Wasser, obwohl ich strampelte und abwechselnd lachte und schrie. »Es ist zu kalt! Ronan, ich sterbe!«

Sein lachendes Gesicht war das, was ich als Letztes sah, bevor er mich mit sich unter Wasser zog. Die eisige Flut schlug über meinem Kopf zusammen, ich war für Augenblicke blind und musste mich zwingen, den Mund geschlossen zu halten und nicht nach Luft zu schnappen. Ich war wie gelähmt, aber er hielt mich, zog mich schwimmend ein paar Meter weiter und ließ mich dann los. Ehe ich untergehen konnte, hatte mein Körper schon entschieden, dass er am besten schnell loskraulte, schon allein, um der lähmenden Kälte zu entgehen.

Nach einem Dutzend Schwimmzüge durch die Wellen begann der eisige Klammergriff zu weichen, meine beinahe blockierten Muskeln wurden wieder geschmeidig und bewegten sich nach alter Gewohnheit. Mein ganzer Körper prickelte, es war geradezu berauschend. Ich hob den Kopf über Wasser und lachte und schrie meine Freude heraus.

Ronan, der ruhig an meiner Seite schwamm, schlug mir leicht gegen die Schulter. »Zum Horizont«, sagte er. »Wer zuerst da ist.«

Ich sah nur noch die kleine mit Luftperlen gekrönte Schaumspur, mit der er verschwand. Wie konnte ein Mensch nur so dermaßen schnell schwimmen? Ronan brach jeden Weltrekord, da war ich mir sicher.

Ich bemühte mich redlich, den Anschluss nicht zu verlieren, aber sehr schnell kam der Moment, da war ich mutterseelenallein im wogenden, eiskalten Wasser, rundum nichts als die graublaue Ewigkeit, in der Himmel und Meer verschmolzen. Ich bekam Angst, zum ersten Mal in meinem Leben fürchtete ich mich vor der stillen Unendlichkeit der See.

»Ronan«, rief ich, und meine Stimme glich dem schwachen Krächzen eines verirrten Möwenjungen. »Ronan, wo bist du? Ich kann nicht mehr!« Meine Beinmuskeln froren zu harten Klumpen, ein Krampf drohte sie zu blockieren. Ich schlug panisch um mich, schluckte salziges, kaltes Wasser und fürchtete, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.

Ein warmer, fester Arm packte mich von hinten um die Taille und hielt mich. Ronans Wange drückte sich an meine, sein Atem strich über meinen Hals. »Keine Angst«, sagte er mit seiner dunklen, samtweichen Stimme, »ich bin doch bei dir.«

Ich drehte mich im Wasser, schlang meine Arme um seinen Hals, klammerte mich an ihn. »Nicht wieder«, stieß ich keuchend hervor. »Nicht wieder allein lassen!«

Er hielt mich fest und sicher. Wie konnte er so warm sein inmitten all dieser Kälte?

Das Zittern ließ nach, die Starre löste sich, mein Atem ging ruhiger. »Danke«, sagte ich und ließ ihn los. »Es geht wieder. Aber ich möchte zurück.«

Er nickte, dann zuckte ein Grinsen über sein Gesicht, er hielt mich wieder umschlungen und tauchte ab. Obwohl ich mich wehrte, war sein Griff so stark und fest, dass ich nichts dagegen ausrichten konnte. Hastig schnappte ich noch Luft und schloss meinen Mund, dann schlug das Wasser über mir zusammen.

Es war eine zauberhafte, beinahe magische Welt, in die er mich hinabzog, und ich hätte den Anblick sicherlich genossen, wäre ich mit Atemgerät und einem Neoprenanzug unterwegs gewesen und nicht ohne Luftvorrat in einem Badeanzug, der nur aus dekorativen Löchern bestand.

Aber das alles vergaß ich für Sekunden, weil die Welt, die sich vor meinen Augen ausbreitete, mich vollkommen in ihren Bann zog. Es war nicht so dunkel, wie ich es bei diesem trüben Wetter erwartet hatte. Rundum schimmerten und funkelten phosphoreszierende Lichter, tief unter uns schien sogar ein ganzes Lichterfeld zu glänzen, wie Sterne, wie eine versunkene Stadt. Auf diese Lichter tauchten wir nun rasend schnell zu. Es knackte in meinen Ohren, ich vollführte hastig den vom Tauchen gewohnten Druckausgleich, aber meine Lungen schmerzten und die Luftnot wurde drängend. Ich zappelte, trat Ronan gegen die Beine.

Er hielt inne, drehte sich so zu mir, dass wir Gesicht an Gesicht im Wasser trieben. Hoch über uns tanzten die kabbeligen Wellen der rauen Nordsee, aber hier in der Tiefe war das Wasser so ruhig wie ein Frühlingstag. Und ich ertrank gerade.

Ronan hielt meinen Hinterkopf fest und presste seine Lippen auf meine. Ich sah voller Angst in seine großen, strahlend grünblauen Augen, die so etwas wie eine schillernde, schützende Haut überzog. Mein panisch schlagendes Herz, meine nach Luft gierenden Lungen, der Schwindel, der mich erfasste, all das gaukelte mir vor, dass ich in den Armen eines fremdartigen Wesens schwamm, mit silbern glänzender Schuppenhaut, lang wehendem, blau schimmerndem Haar und zarten Schwimmhäuten zwischen den langen Fingern. Ein Wesen aus einem Märchen. Halluzinationen einer Ertrinkenden.