Berufung finden - Manuel Joseph Kugler - E-Book

Berufung finden E-Book

Manuel Joseph Kugler

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Beschreibung

Für alle Suchenden, die endlich ankommen wollen. Und für alle die spüren, dass da noch mehr im Leben ist, als Job-Rente-Tod.Wie wäre es zu wissen, wer man ist, was man im Leben will und wie man dort hinkommt? Endlich nicht mehr auf der Suche zu sein, Antworten zu finden? Das volle Potential ausleben...Für die meisten Menschen im westlichen Lebenssystem, ist das jedoch Realität: Arbeiten von montags bis freitags und fremdbestimmt sein Nie herauszufinden, wer man ist und was man im Leben wirklich will Das Gefühl: »Da ist mehr«, aber man kommt nicht dahinter, was es ist Trotz aller spirituellen Maßnahmen, tritt man auf der StelleIch bin Manuel J. Kugler und war an genau diesem Punkt in meinem Leben. Ich spürte eine tiefe Sehnsucht in mir, anzukommen, und mit meinem Sein die Welt ein bisschen besser zu machen. Heute lebe ich als freischaffender Autor ein freies Leben, und helfe anderen Menschen dabei, sich selbst zu finden.Das Leben kann auch so sein: Klarheit darüber, wer man ist, und was man will im Leben Einen Kompass, um genau dort hin zu kommen, wohin man will Leichtigkeit, Fülle und losgelöst sein vom Alltagsstress Eine sinnvolle Tätigkeit, die vielen anderen Menschen helfen kannDeshalb habe ich »Berufung finden« geschrieben und mein gesamtes Wissen inkludiert, wie wir uns selbst finden können und zwar, aus uns selbst heraus.Tiefgreifender RatgeberDas Buch ist kein "plumper Karriereratgeber" oder eine Anleitung zum schnellen Glück. Es ist ein tiefgreifender Ratgeber, der einen Prozess enthält, der mir, und vielen anderen Menschen, zu einem selbstbestimmten Leben verholfen hat.Es enthält folgende Teile:Teil 1: Was ist eine Berufung und weshalb ist es so viel mehr, als nur ein Beruf?Teil 2: Wie man seine Berufung nicht findet und warum Standardmethoden nicht helfenTeil 3: Der Herzsuche-Prozess: Ein Plan, mit 12-Schritten, zur eigenen BerufungTeil 4: Die Stolpersteine des Alltags aus dem Weg räumenTeil 5: Einige herzerwärmende Geschichten von Menschen, die den Schritt wagtenEin kraftvoller Bonus:Das Buch enthält 3 kostenfreie Audio-Erfahrungsreisen die dabei helfen, den inneren Prozess zu unterstützen. Sie stehen allen Leserinnen und Lesern zur Verfügung.Lesen Sie jetzt das Buch und finden Sie heraus, wer Sie wirklich sind und was Sie im Leben wollen.

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Table of Contents

Prolog

Teil 1 Ein gemeinsames Verständnis von Berufung

Kapitel 1 Was ist Berufung (nicht)?

Kapitel 2 Weshalb ist es gerade heute so wichtig, seine Berufung zu kennen?

Kapitel 3 Seit Jahrtausenden auf der Suche nach uns selbst

Kapitel 4 Die Rolle von Schule, Elternhaus und sozialem Umfeld

Kapitel 5 Berufung und Seele: Wie Berufung zur Seelenaufgabe wird

Kapitel 6 Weshalb wir Berufung mit Beruf gleichsetzen

Teil 2 Wie wir unsere Berufung nicht finden und was dazu führt, dass wir im Leben so schwer ankommen.

Kapitel 7 Das Problem mit derartigen Büchern

Kapitel 8 Wo wir vergebens nach unserer Berufung such(t)en

Kapitel 9 Der Einfluss der inneren Glaubenswelt

Kapitel 10 Die Glaubenswelt entschlüsseln und verändern

Teil 3 Ein radikal anderes Vorgehen

Kapitel 11 Raus aus dem Verstand, rein ins Herz!

Kapitel 12 Der Herzsuche-Prozess

Kapitel 13 Schritt 1: Ruhe finden – eine Berghütte für Ihr Leben

Kapitel 14 Schritt zwei: Was bisher geschah – ein Lebensrückblick

Kapitel 15 Schritt 3: Ein paralleles Universum, das alles verändern kann

Kapitel 16 Schritt 4: Mauern, die nur im Kopf bestehen

Kapitel 17 Schritt 5: Commitment zu uns selbst. Wollen Sie es wirklich?

Kapitel 18 Schritt 6: Innere Wegweiser erkennen und die Kraft der Intuition nutzen

Kapitel 19 Schritt 7: Wieder lernen, zu vertrauen – das Urvertrauen in uns finden

Kapitel 20 Schritt 8: Die Zeichen erkennen – alles Leben spricht mit uns

Kapitel 21 Schritt 9: Seelenbefragung – eine unvergessliche Unterredung mit Ihrer Seele

Teil 4 Das Alltagsleben und andere Dinge, die im Weg stehen

Kapitel 22 »Das ist ja alles schön und gut, aber für mich kann das nicht funktionieren, weil ...«

Kapitel 23 Einige kraftvolle Werkzeuge für Herz und Verstand

Teil 5 Einige herzerwärmende Lebensgeschichten

Manuel Joseph Kugler (der Autor)

Die Geschichte von Kira

Die Geschichte von Hanna

Die Geschichte von Thomas

Die Geschichte von Melli & Wallo

Epilog

Eine kleine Bitte an Sie, liebe Leserin, lieber Leser!

Kostenfreie Impulse

Autorenprofil

Danksagung

Impressum

Für alle bereiten Seelen und die, die im Begriff sind, es zu werden.

Und für meine Frau Diana und unsere Söhne

Maximilian und Noel Taavi sowie alle Kinder, die uns noch in das Abenteuer Leben folgen.

Prolog

M

ich erreichte einmal mehr eine E-Mail mit etwa diesem Wortlaut: »Lieber Herr Kugler, auf Ihrer Internetseite sprechen Sie über die Berufung. Genau diese Frage quält mich schon so lange: Was genau ist meine Berufung? Und wie kann ich sie finden? Gibt es für jeden Menschen eine Berufung? Ist Berufung gleich Seelenaufgabe? Selbst wenn ich Antworten auf diese Fragen hätte, wie könnte ich dann meine Berufung (so es diese denn gibt) leben? Ich meine, haben wir nicht alle Verpflichtungen? Angenommen meine Berufung wäre die Arbeit mit Delfinen im Nordatlantik, aber sollte ich dann hier alles aufgeben?«

Nachrichten wie diese haben mich dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben. Nicht zuletzt durch meine eigene, jahrelange Suche nach (m)einer Berufung, kann ich diese manchmal quälenden Sinnfragen so gut nachvollziehen. Ich möchte Sie, liebe Leserin, lieber Leser ermutigen, dabei nicht aufzugeben, sich nicht zu ergeben im Dschungel Ihres alltäglichen Lebens. Nicht darauf zu hören, was andere Ihnen mit lieb gemeinten Ratschlägen ans Herz legen. Niemand lebt Ihr Leben, außer Sie selbst, denn dazu sind nur Sie höchstpersönlich imstande. Mit diesem Buch in den Händen unternehmen Sie einen weiteren Schritt in die für Sie vorbestimmte, »richtige« Richtung. Durch eigene Erfahrungen in der Suche nach meiner Berufung ist mir bestens bekannt, wie frustrierend die Unwissenheit in Bezug auf die wahren Aufgaben im Leben sein kann. Und doch lade ich Sie ein, auch auf die guten Seiten Ihrer Suche zu blicken: Sie wären nicht die Persönlichkeit, dieser wunderbare Mensch, der Sie heute sind, wenn Sie nicht bereits nach Antworten auf die zentralen Fragen Ihres Lebens gesucht hätten. Das Leben hat Sie längst an die Hand genommen und möchte Ihnen zeigen, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten in Ihnen wohnen und nur darauf warten, von Ihnen entdeckt zu werden. Sie haben es womöglich nur noch nicht in Gänze mitbekommen. Zum vorliegenden Buch versichere ich Ihnen jedenfalls, dass Sie es nicht durch Zufall in der Hand halten.

Im ersten Teil besprechen wir einige einleitende Konzepte. Es bedarf einer Einordnung des Begriffes »Berufung« und weshalb es gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist, sich mit dem Ihnen innewohnenden Ruf nach Antworten zu beschäftigen. Außerdem sprechen wir über die Rolle von Schule, sozialem Umfeld und der Gesellschaft bei der Suche der wahren Berufung.

Keine Sorge übrigens: Im Studium (ich studierte Wirtschaftspsychologie) lag meine Stärke nicht eben im theoretischen Teil verborgen. Die Abschlussarbeit passierte die Zielflagge wohl nur dank des Wohlwollens des betreuenden Professors, was nicht an mangelnder inhaltlicher Tiefe lag, sondern am konsequenten Ignorieren der abstrakten Schreibweise einer wissenschaftlichen Arbeit. Wie das Leben so spielt: Mittlerweile begleite ich selbst Bachelorarbeiten - aber eben auf meine Art. Jedenfalls, wenn Sie an das erste Kapitel denken, haben Sie keine Sorge, dass ich mich in allzu theoretischen Konzepten verliere. Es ist mir nur wichtig, dass wir für die Zeit, in welcher Sie dieses Buch lesen, eine gemeinsame Sprache sprechen.

Im zweiten Teil beschreibe ich Ihnen, wie man seine Berufung nicht findet und welche Faktoren von Außen dafür gesorgt haben, dass Sie sich damit so schwertun. Hach ja, was habe ich selbst für eine Reise hinter mir, durch unzählige Bücher und Seminare, Gespräche mit Freunden und Coaches, YouTube-Videos und philosophische Rotweinabende. Letztere waren nicht verkehrt, nur meist recht theatralisch, da ich mich scheinbar immerzu im Kreis drehte, was dieses »Ding« namens Berufung betraf. Sie haben sicher selbst schon eine Menge unternommen, um herauszufinden, was Ihre Berufung sein kann.

In diesem zweiten Teil erzähle ich Ihnen ein wenig von den »Standardmethoden«, die man normalerweise anwendet, um die eigene Berufung zu finden. Und ich möchte das Ihnen vorliegende Buch mit Entschiedenheit von diesen Standardmethoden abgrenzen. Der Ansatz, den wir verfolgen und in Teil drei ausführlich besprechen werden, beruht auf der Grundlage meiner Arbeit mit den Menschen, die mich aufgesucht und um Rat zum Sinn ihres Lebens gebeten haben. Dieser Ansatz ist radikal anders und führt Sie zurück an jene Orte, wo Sie tatsächlich in Berührung mit Ihrem wahren Sein, Ihrer Seele und letztlich Ihrer Berufung kommen. Es ist eben jener Ansatz, der mir selbst nach Jahren der Sinnsuche zum Durchbruch verholfen hat.

Stellen Sie sich vor, Sie fänden mithilfe des dritten Teils Ihre Lebensaufgabe. Normalerweise ist das ein Grund zum Feiern und doch weiß ich um die Vergänglichkeit dieses Triumphs. Ein Phänomen, das ich leider vielfach beobachten musste: Längst nicht jeder Mensch, dem klar(er) wurde, worum es im eigenen Leben geht, richtet dieses Leben auch entsprechend den neuen Erkenntnissen und dem Ruf der Seele aus. Zu stark ist die Konditionierung des Verstandes, des Egos und des Umfelds, als dass wirkliche Veränderung stattfinden kann.

Der vierte Teil des Buches beschäftigt sich schließlich damit, was Sie unternehmen können (oder sollten, wenn es Ihnen ernst ist), um Ihre Lebenswirklichkeit an Ihre Seelenaufgabe(n) anzupassen. Er wird Sie vor den größten Stolpersteinen warnen, die Sie auf Ihrer Reise vor sich haben könnten.

In Teil fünf nehmen Sie an der Geschichte von Menschen teil, die ihr Leben verändert und nach ihrer wahren Berufung ausgerichtet haben. Auf meinen Reisen durch die Welt habe ich das Privileg, viele wundervolle Seelen kennenzulernen, die ein Leben jenseits der Standard-Konditionierung leben – im Einklang mit ihrer Seele. Daraus lässt sich eine Menge lernen, denn es sind Menschen wie Sie, die in einer ganz anderen Lebenswirklichkeit gefangen waren, ihr Leben in die Hand nahmen und für ihren Mut reichlich belohnt wurden. Sie finden weitere Berichte über deren Erfahrung in einem geschlossenen Bereich auf meiner Homepage.

Am Ende des Buches stehen die dafür notwendigen Zugangsdaten. Und um eines vorwegzunehmen: Es könnte mir keine größere Freude bereiten, als eines Tages auch von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, zu lesen, wenn Sie mir den Erfahrungsbericht Ihrer eigenen Reise zukommen lassen. Für den Moment lege ich Ihnen das ans Herz, was ich ausnahmslos jeder Klientin und jedem Klienten sage: Ich kann den Weg nicht für Sie gehen. Ich bin nicht in der Lage, Ihren eigenen Weg hin zu Ihrer Berufung zu durchlaufen. Sie leben Ihr Leben selbst und in Ihren Händen ist es naturgemäß am besten aufgehoben. Was ich dagegen tun kann, ist, den Weg ein Stück weit mit Ihnengemeinsam zu laufen.

Wie eine Taschenlampe in der Dunkelheit kann ich Ihnen dabei helfen, auf manchen sprichwörtlichen blinden Fleck zu stoßen, den Sie selbst übersehen. Immer vorausgesetzt, Sie lassen sich auf das vorliegende Buch ein und berücksichtigen die Themen, die ich Ihnen mit bestem Gewissen ans Herz lege.

Letztlich ist es von Vorteil, dass ich mein eigenes Leben führe und somit eine andere Perspektive auf das Dasein als Mensch habe als Sie selbst. Nutzen Sie die Einladung von mir aus einer anderen Perspektive. Ein Teil meines eigenen Lebens dreht sich außerdem darum, Menschen, die mich aufsuchen, zu helfen, ihr eigenes Potenzial zu erkennen. Ein Potenzial, das ich in Ihnen längst sehe und wahrnehme, das aber nutzlos bleibt, solange Sie es nicht auf Ihre Weise selbst wahrnehmen und annehmen. Somit wiederhole ich diesen, wie ich finde, wichtigen Satz in verkürzter Form einmal: Ich kann den Weg nicht für Sie gehen, aber ich kann ihn mit Ihnen gehen. Und dafür, dass Sie mich als Wegbegleiter ausgesucht haben, danke ich Ihnen von Herzen. Es zeugt von Vertrauen, dass Sie mich als Partner für solch zentrale Lebensfragen hinzuziehen. Entsprechend gab ich mir beim Schreiben dieses Buches jede Mühe, verzweifelte manchmal am Schreibprozess, warf alles um, kam zu dem Entschluss, dass es doch gut war, wie es war. Alles nur in der Hoffnung, dass Ihnen dieses Buch von größtem Nutzen sein wird.

Manuel Joseph Kugler

Teil 1 Ein gemeinsames Verständnis von Berufung

Kapitel 1Was ist Berufung (nicht)?

W

ährend diese Zeilen entstehen, befinde ich mich mit meiner Familie auf einer Weltreise. Diana, meine Ehefrau, ist mit unserem gemeinsamen Sohn gerade zum Strand aufgebrochen. Wir haben ein Wohnmobil erworben und es liebevoll eingerichtet, damit es zu einem Zuhause auf vier Rädern wurde. Die Wohnung in einem Außenbezirk von Nürnberg haben wir untervermietet und sind hoffnungsfroh und voller Neugier in unser Abenteuer aufgebrochen.

Schon nach kurzer Zeit war uns klar, dass wir alles richtig gemacht haben. Wir entdecken seither jeden Tag neue Seiten unserer wundervollen Welt und können frei und selbstbestimmt leben. Wir bereisen die atemberaubendsten Orte und auch bei uns selbst, in unserer inneren Welt, hat sich durch die Reise sehr viel verändert. Meine Arbeit habe ich dank der technischen Möglichkeiten einfach mitgenommen. Unterhielt ich bis vor kurzem eine Praxis für Klientenbesuche im Herzen von Nürnberg, so begleite ich heute meine Klienten online per Video. Das macht uns räumlich und zeitlich sehr unabhängig. In einiger Zeit werde ich neben meiner persönlichen Begleitung Seminare anbieten und freue mich bereits auf den dann intensiven Austausch, mit allen Teilnehmerinnen & Teilnehmern.

Ich erzähle Ihnen ein wenig von meiner eigenen Lebenssituation, damit Sie sich zum einen ein Bild von mir als Autor machen können (ich finde das immer sympathisch, wenn ich ein Buch lese). Zum anderen wünsche ich mir, dass Sie erkennen, dass es andere Lebenskonzepte gibt als das allgemeingültig westliche Konzept eines Erwachsenenlebens.

Mir geht es dabei nicht um Selbstdarstellung. Betrachten Sie bitte solche Auszüge aus meiner Lebensweise als reines Beweis- oder Anschauungsmaterial für alternative Lebenskonzepte.

Wenig überraschend, gestaltete sich mein persönliches Leben nicht immer in dieser Leichtigkeit des Seins. Jahrelang durchlief ich einen schwierigen Prozess, bis ich mich selbst fand und damit gleichzeitig meine Berufung.

Ehe wir uns mit all den Inhalten beschäftigen, die Ihnen dabei helfen werden, zu erkennen, was Ihre wahre Berufung ist, definieren wir zu Beginn einmal klar, was mit einer Berufung überhaupt gemeint ist.

Schlägt man den Duden auf, so steht dort unter anderem geschrieben: »Besondere Befähigung, die jemand als Auftrag in sich fühlt«. Als Beispiel wird »die Berufung zur Künstlerin« genannt. Grundsätzlich, so finde ich, steckt in dieser Definition Brauchbares:

»Eine besondere Befähigung, die jemand als Auftrag in sich fühlt«

Die genannte Definition des Duden ist für mich ein Teil der Berufung. Sie fußt auf der kollektiv in unseren Köpfen wohnenden Sehnsucht nach dem Besonderen in uns. Somit sind wir nur allzu leicht, für den romantischen Gedanken zu haben, dass es in uns diesen einen Ruf gibt. Diese eine Sache, die wir finden müssen und die uns bis an das Lebensende begleitet. Das, was uns immer und zu jeder Zeit Freude bereitet, nie langweilig wird und uns auf ewig faszinieren kann. Wie der Ruf einer Künstlerin eben. An diesen Zeilen vermögen Sie zu erkennen, was mir an dieser Definition nicht gefällt. Und gleichzeitig, dass es diese vom Verstand gemachte und von der Gesellschaft geschärfte Annahme gibt, es gäbe diese eine Sache, die uns als Individuum ausmacht. Man müsse sie eben nur finden und dann ist alles gut. Auf der einen Seite gibt es hartnäckige gesellschaftliche Normvorstellungen und Menschen werden schulisch zu gleichförmigem Denken erzogen. Andererseits wird behauptet, dass in jedem Menschen ein besonderer Ruf existiert nach einer Sache, die man außergewöhnlich gut kann. Na, bravo. Erkennen Sie einen möglichen Grund für Ihr ureigenes Dilemma, welches mit der Suche nach Ihrer Berufung verbunden ist?

Eine neue Definition von Berufung

Ich werfe eine neue Definition von Berufung in den Ring. Behalten wir aus dem Duden zunächst einmal das Gute bei. Nach allem, was ich weiß, dem, was ich bei mir selbst beobachtet habe und bei den vielen Menschen, deren Prozesse ich begleiten durfte, bin ich von einer Sache überzeugt: davon, dass es sich tatsächlich um einen Ruf handelt, den wir in uns tragen. Ein Ruf, den wir allerdings in unserem lauten Alltagsleben allzu häufig nicht hören. Aber es ist eben nicht nur der Ruf nach einer einzigen Sache oder einem einzelnen Beruf (z. B. Künstler sein). Vielmehr werden uns von unserer Seele die Lernfelder zugerufen, auf denen wir aktiv sein dürfen. Die Seele ist es, die uns ständig mit Botschaften versorgt und versucht, uns mit der Nase auf die richtige Fährte zu lenken, damit wir erkennen, worum es in unserem Leben wirklich geht. Nur sind wir eben meist so sehr damit beschäftigt, ein künstlich erschaffenes Lebensmodell aufrechtzuerhalten, dass wir jenen Ruf nicht hören. Dabei ist der Ruf der Seele wie ein kraftvoller Magnet, der uns unbewusst anzieht, der uns an die richtigen Stellen im Leben schickt und dafür sorgt, dass wir zur rechten Zeit mit den richtigen Menschen in Kontakt kommen.

Der Prozess der Berufung dauert lebenslang. Es ist ein Weg der Weiterentwicklung auf seelischer Ebene mit dem Fokus, im Einklang mit den seelischen Lernfeldern zu handeln. Der Ruf unserer Seele ist so kraftvoll, dass er niemals verstummt. Auch dann nicht, wenn Sie sich durch ein hohes Einkommen und spektakuläre Anschaffungen oder Urlaube ablenken. Glauben Sie mir, ich habe es versucht. Diese leise Stimme der Unzufriedenheit schweigt niemals. Sie verändert sich erst, wenn wir ihr Gehör schenken und beginnen, uns mit unserer wahren Natur zu beschäftigen. Bringen wir ein wenig von dem Geschriebenen zusammen und stellen eine eigene Definition von Berufung auf:

Berufung

Dem inneren Ruf unserer Seele folgend, beginnen wir uns mit uns selbst zu beschäftigen und damit, warum wir wirklich hier sind. Es geht darum, sich ein Leben im Einklang mit seinen seelischen Lernfeldern zu erschaffen, was uns lebenslanges Glück und inneren Frieden schenkt.

Wichtig ist, dass Sie behalten, dass es bei Berufung eben nicht nur um einen Beruf geht oder um die eine Sache, die Sie als Mensch ausmacht. Es ist viel mehr das seelische Lebensprinzip im Sinne der Lernfelder, die wir als menschgewordene Seele mitbringen. Und damit haben wir bereits den Schlüssel für dauerhaftes und lebendiges Glück: Bringen wir unser Leben im Einklang mit den Rufen unserer Seele und lassen uns darauf ein, steht einem Leben voller Leichtigkeit und Freude nichts mehr im Wege.

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, eine veränderte Sichtweise auf das Thema Berufung bei Ihnen zu hinterlegen. Und dass ich Sie anregen konnte, über diese Themen ein wenig nachzusinnen.

Im weiteren Verlaufe wird es immer wieder einmal eine Definition oder einen Standpunkt, eine Sichtweise auf bzw. von etwas geben. Sie müssen mit dieser Sicht auf die Dinge nicht einverstanden sein. Im Gegenteil: Denken Sie über all Jenes nach und erzeugen Sie Ihre eigenen Definitionen für Ihr Leben. Viel zu selten hat man uns in der klassischen Schullaufbahn und im gesellschaftlichen Kontext beigebracht, kritisch und eigenständig zu denken. Fühlen Sie sich frei, genau dies zu tun und Ihre eigene Meinung über alle Themen dieses Buches zu bilden. Danke, dass ich Sie ein Stück auf Ihrer Lebensreise begleiten darf. Im nächsten Kapitel widmen wir uns der Frage, weshalb es gerade heute von so großer Bedeutung ist, sich mit seiner wahren Berufung auseinanderzusetzen.

Kapitel 2 Weshalb ist es gerade heute so wichtig, seine Berufung zu kennen?

N

och nie hatten wir eine solche Fülle an Möglichkeiten, uns auszudrücken und unser Leben nach unseren Wünschen zu gestalten. Sie können heute alles aus Ihrem Leben machen, was Sie wollen. Möchten Sie Delfintaucherin auf den Philippinen werden? Bitte schön. Ihnen steht eine Karriere als Online-Marketer besser? Bringen Sie Ihr Licht unter die Menschen. Sie möchten erst Kunstgeschichte studieren und im Anschluss ein Jahr ins Ausland gehen? Hier ist Ihr Flugticket. Verstehen Sie, was ich damit ausdrücken möchte? Es war in der Menschheitsgeschichte noch nie so leicht möglich, sich auszuleben und von einer grundsätzlichen Sicherheit in der Welt zu profitieren. Technologischer Fortschritt (der Fluch und Segen sein kann) und hervorragende Reiseverbindungen machen es möglich. Allein unsere Elterngeneration hatte diese Privilegien noch nicht. Eine Generation zuvor und wir befinden uns in der Kriegs- oder Nachkriegszeit. Was davor kam, war die Industrialisierung mit 12–16 Stunden Arbeitstagen und dem puren Kampf ums Überleben. Und davor die Landwirtschaft mit der Abhängigkeit von der Witterung und derselben Arbeitsbelastung.

Der springende Punkt ist dieser: Sie liebe Leserin, lieber Leser haben alle Möglichkeiten, sich vollständig auszuleben und alles aus Ihrem Leben zu machen, was Sie sich vorstellen können. Ihre Schulbildung und Studienabschlüsse, ein deutscher, österreichischer, schweizerischer oder französischer Pass ermöglicht es Ihnen, in nahezu jedes Land der Welt einzureisen und sich auf Wunsch niederzulassen. Also frage ich mich, weshalb Sie nicht genau dies tun und stattdessen ein Buch, mit dem Titel »Berufung finden« lesen. Die Antwort ist ebenso simpel wie verstörend, einleuchtend und ernüchternd, und im Grunde so selbsterklärend wie kaum etwas anderes. Die Wahrheit ist, dass Sie diese Fülle an Möglichkeiten erdrückt und Sie niemals gelernt haben, wirklich in Ihrem Inneren danach zu suchen, was Sie im Leben wollen. Sie und ich können als »im Westen Geborene« auf der Welt sprichwörtlich alles tun. Und da wir in keiner Schule gelernt haben, in uns selbst hineinzuspüren und mit diesem intuitiven Wissen die richtigen Entscheidungen für unser Leben zu treffen, kann genau diese Freiheit über kurz oder lang sehr frustrierend sein.

Stellen Sie sich einmal einen in Gefangenschaft lebenden Löwen vor, der jeden Tag die Savanne aus seinem Käfig beobachtet und gar nicht erkennt, dass das Gatter eigentlich nie verschlossen war. Das stimmt einen recht traurig, nicht wahr? Und doch hat es mit Ihrer Lebenssituation zu tun, denn in Ihrem Leben ist das Gatter hin zu Ihren wahren Lebensaufgaben ebenfalls nicht geschlossen. Sie haben nur nicht gelernt, durch es hindurchzugehen.

Weshalb ist es also heute so wichtig, sich mit seiner Berufung zu beschäftigen? Simpel ausgedrückt, hängt Ihre geistige und körperliche Gesundheit davon ab. Das Wissen, dass Sie eigentlich alles aus Ihrem Leben machen könnten, wenn Sie nur wüssten, was Sie wollen, wirkt auf Dauer wie ein Brandbeschleuniger hin zu physischen und psychischen Krankheiten. Sie fühlen sich womöglich recht hilflos, denn obwohl Sie schon so vieles probiert haben, will sich Ihnen Ihre Berufung nicht offenbaren. Und genau diese Hilflosigkeit ist es, die mich ganz persönlich an den Rande diverser Nervenzusammenbrüche brachte. Es ist deshalb heute so wichtig, sich mit der eigenen Berufung und dem Warum im Leben auseinanderzusetzen, weil jetzt alle Möglichkeiten dafür gegeben sind, das aus Ihrem Leben zu machen, was wirklich zu Ihnen passt.

Menschen aus früheren Epochen hatten diese Freiheit noch nicht. Vereinfacht gesagt: Ihre Seele weiß das und ermutigt Sie mit Nachdruck, sich auf die innere Suche zu begeben. Niemand anderes kann diesen Weg für Sie gehen. Keiner kann sich so sehr in Sie hineinversetzen, dass er oder sie Ihre Berufung für Sie herausfinden kann. Kein Coach der Welt (ich schließe mich da ein) kann den Weg für Sie gehen. Sie dürfen selbst aktiv werden und sollten es aus den genannten Gründen tun.

Unterlassen Sie es – und ich bin wahrlich kein Freund des Negativen –, riskieren Sie ihre geistige und körperliche Gesundheit. Von der seelischen ganz zu schweigen.

Verstehen Sie, weshalb es gerade jetzt so wichtig ist, zu handeln und sich mit seiner Berufung auseinanderzusetzen? Nicht, dass Menschen dies nicht von je her und von sich aus tun. Aber die genannten Punkte wirken wie Beschleuniger, und der Ausweg ist, sich intensiv mit sich selbst und dem inneren Ruf der Seele zu beschäftigen.

Und ich möchte Ihnen noch einen weiteren Aspekt aufzeigen, weshalb es gerade heute so wichtig ist, sich mit den zentralen Fragen der Existenz auseinanderzusetzen. Werfen wir dazu einen Blick in die westliche Welt: Von klein an werden wir darauf getrimmt, Leistung zu erbringen. Das Schulsystem vermittelt veraltetes Wissen und bringt bereits unseren Kleinsten bei, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, wenn sie Interessen außerhalb des Lehrplans entwickeln. Die darin befindlichen Autoritäten, sprich die Lehrerinnen und Lehrer, sind nicht infrage zu stellen. Sie wurden in einer Welt erwachsen, in der materielle Dinge über innerem Wachstum stehen und in der die Suche nach Sicherheit allgegenwärtig ist. Und genau damit fangen viele Probleme in Bezug auf Ihre Berufung an. Da permanenter Leistungsgedanke (Schulnoten, Bewertungen am Arbeitsplatz etc.) auf vermindertes kritisches Denken (die Autorität ist nicht in Frage zu stellen) sowie eingetrichtertem Sicherheitsdenken (z. B. es ist sicherer, angestellt zu sein als selbstständig) trifft, ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrheit der westlichen Gesellschaften schwertut, die wahre Berufung zu erkennen.

Nun bin ich persönlich in einem Elternhaus aufgewachsen, in welchem meine Eltern (meine Mutter zog mich größtenteils allein auf) mich nicht großartig einschränkten. Und dennoch hat es jahrelang gedauert, mich der kollektiv unterbewusst übernommenen und akzeptierten Glaubensmuster zu entledigen, die mein Sein stark beschränkt haben. Und ganz nebenbei die Suche nach meiner Berufung sehr erschwert haben.

Und mich suchen regelmäßig Klienten auf, bei denen das Elternhaus »anders« erzogen hat. Die meisten Eltern sind sich nicht im Geringsten im Klaren darüber, wie sehr die von Ihnen in ihren Kindern eingespielten Glaubenssätze nachwirken. Die Entscheidungen von 30-, 40- oder gar 50-jährigen »erwachsenen Kindern« werden dadurch noch immer sehr beeinflusst.

Damit sich diese Zustände ändern und wir für unsere Kinder und Kindeskinder eine lebenswertere Gesellschaft hinterlassen, braucht es Menschen wie Sie, die mutig danach streben, aus dem Hamsterrad des westlichen Lebens auszubrechen und sich selbst zu finden. Was immer Ihr wahres Potenzial ist, das immer in Ihnen steckt und »raus« möchte, sich erleben will, es ist etwas Großartiges. Man verändert ein System nicht (nur) politisch. Die Menschen im System, die sich selbst verändern, ihre Weltanschauung anpassen und ein erfülltes Leben führen, sind in der Lage, vorherrschende Systeme zu verändern und lebenswerter für alle zu machen.

Danke, dass Sie in Ihrer Entwicklung sind. Danke, dass Sie sich und der Welt die Chance geben, Missstände zu verändern und sie für alle Menschen gerechter und schöner zu machen. Auch deshalb ist es gerade jetzt so wichtig, sich mit sich selbst zu beschäftigen und dem Ruf der Seele zu lauschen.

All Ihre Bemühungen, die Sie dabei bisher auf sich genommen haben, waren gut für Sie. Auch wenn es den Anschein haben könnte, dass alles, was Sie unternommen haben, sinnlos war, so ist jeder Schritt wie ein Puzzlestück, das notwendig war, um das ganze Bild Ihres Seins zu erkennen. Seien Sie stolz auf sich und auf das, was Sie bereits erreicht haben.

Und nun lade ich Sie ein, mit mir einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und den jahrtausendealten Wunsch des Menschen nach Bedeutsamkeit und Antworten des eigenen Seins, zu betrachten. In der Retrospektive lassen sich so manche Pünktchen miteinander verknüpfen, die ein Gesamtbild ergeben.

Kapitel 3 Seit Jahrtausenden auf der Suche nach uns selbst

W

ir haben uns bisher damit beschäftigt, was Berufung ist und weshalb es gerade heute wichtig ist, sich mit dem seelischen Ruf zu beschäftigen. Doch war es schon immer so, dass Menschen nach dem Grund ihrer Existenz, nach diesem inneren Ruf gesucht haben? Suchten unsere Vorfahren genau wie wir nach ihrer Berufung, dem Sinn des Lebens? Damit befassen wir uns im vorliegenden Kapitel. Und um es vorwegzunehmen: Egal, in welche Epoche man blickt, immer schon suchen wir nach den Gründen für unsere Existenz.

Seit Anbeginn der Menschheit kursieren Fragen im individuellen und kollektiven Bewusstsein, weshalb Menschen existieren, womit der eigene Lebensunterhalt bestritten werden kann und welche Talente und Fähigkeiten in einem einzelnen Menschen wohnen. Ich habe Ihnen versprochen, keine theoretische Abhandlung zu schreiben oder Sie mit viel grauer Theorie zu langweilen. Seit geraumer Zeit inspirieren mich die Anthropologie, die Entwicklung des menschlichen Geschlechts und seine Reise allgemein. Schlicht bin ich brennend daran interessiert, wie sich das Leben in unterschiedlichen Epochen der Menschen angefühlt hat. Ich möchte Ihnen damit Hoffnung machen und das gute Gefühl vermitteln, dass Sie mit Ihrer Suche keineswegs allein sind.

Also studierte ich verschiedenste Werke von Anthropologen und Geschichtenerzählern. Und von vielen Weisen vergangener Epochen. Eine gute Einführung in die Anthropologie, für alle tiefer Interessierten, ist übrigens »Eine kurze Geschichte der Menschheit« von Yuval Noah Harari. Eine Empfehlung von Herzen.

Wenn ich sage, die Menschheit sucht seit Jahrtausenden, oder schlicht schon immer, nach Antworten wegen ihrer Existenz, dann treffe ich diese Aussage auf Grundlage vieler Werke, die ich zu dieser Frage nahezu verschlungen habe. (Schreiben Sie mir gerne für eine persönliche Auswahl. Die E-Mail-Adresse finden Sie im Autorenprofil.) Gleich, in welcher Epoche ich suchte, egal, aus welcher Richtung jemand stammte, immerzu waren dieselben Fragen im Raum: »Weshalb gibt es den Menschen? Weshalb gibt es mich? Was kann ich besonders gut? Worin liegt meine Bestimmung?«.

Das Interessante an dieser Feststellung, dass Menschen gewissermaßen von Anbeginn der Zeit nach Antworten auf diese und mehr solcher Fragen suchen, ist die Tatsache, dass sie unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Religion gestellt wird. Sicherlich gab und gibt es gehörige – nein, gewaltige – Einschränkungen und nicht jeder aktuell existierende Mensch hat die gleiche Möglichkeit, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Und dennoch: ob jemand reich, arm oder religiös ist, im Jahre 1482 lebte oder heute lebt, er stellt sich meistens die gleichen Fragen in Bezug auf seine Existenz wie schon Millionen Menschen vor ihm. Die Frage nach Ihrer Berufung, liebe Leserin, lieber Leser, ist so alt, wie Sie selbst und noch viel älter. Sie ist die zentrale Frage, mit der wir Menschen uns beschäftigen. Sie ist die grundlegendste Frage, die wir uns stellen können. Ohne uns diese Frage zu stellen, können wir kein Leben in Erfüllung, kein glückliches und zufriedenes Leben führen. Wenn wir im Laufe unseres Lebens die Antwort auf diese Frage nicht finden, hat es zur Folge, dass wir dieses Leben nicht so gelebt haben, wie wir es hätten tun können. Und das wussten bereits Äonen an Generationen vor Ihnen.

Wenn Sie sich also diese Frage stellen, weshalb Sie existieren und was Ihre Berufung ist, dann tun Sie dies, weil Sie fortgeschritten genug sind, um sie überhaupt zu stellen. Und wenn Sie sie fragen, sind Sie kurz davor, eine Antwort darauf zu finden. Seien Sie versichert, dass auch in sämtlichen Generationen vor Ihnen nach dem Sinn des Lebens bzw. der Existenz des Menschen geforscht wurde. Sie können ebenso sicher sein, dass die Antworten auf diese Frage von Bedeutung für Ihr Leben sind und sie es immer waren, für jeden Menschen, der diese Frage gestellt hat.

Viel zu viele Menschen verweilen heute im Tiefschlaf ihres Alltagslebens und sehen die größeren Zusammenhänge ihrer Existenz in keiner Weise. Und das ist nicht als Vorwurf an jene Menschen zu verstehen, sondern vielmehr eine logische und konsequente Folge dessen, was wir im nächsten Kapitel besprechen werden.

Wie Sie im Laufe des Buches feststellen werden, ist die Frage nach Ihrer Berufung eine Frage nach den tiefsten Tiefen Ihrer Seele. Und wann immer ein Mensch nach vorn gekommen ist, seine Bestimmung gefunden und damit sein eigenes Leben und häufig auch das Leben vieler anderer Menschen beeinflusst hat, hat er sich mit sich selbst und den Tiefen seiner Seele intensiv beschäftigt. Auch dies ist im Übrigen eine der Erkenntnisse aus den Studien der Menschheitsgeschichte: Diejenigen, die es am weitesten gebracht haben – damit meine ich die Menschen, die uns in Erinnerung geblieben sind, weil sie etwas Besonderes erschaffen oder wichtigen Einfluss gehabt haben –, waren allesamt an mindestens einem Punkt in ihrem Leben voller Verzweiflung. Ob des eingeschlagenen Weges bzw. welchen Weg sie gehen sollten. Barack Obama zum Beispiel studierte zwar Politikwissenschaften und später Jura, wusste jedoch lange Zeit nicht, wie er seine Thesen und Ansichten unter die Menschen bringen konnte. Er wollte das System verändern und gerechter gestalten, wobei er versuchte, dies von außerhalb des Systems zu erreichen. Bis er erkannte, dass das amerikanische System nur von innen heraus zu verändern ist. Sein Zögern hat ihn bekanntermaßen nicht davon abgehalten, später der 44. US-Präsident zu werden. Auch Barack Obama sinnierte über seine Aufgaben in diesem Leben. Herzlichen Glückwunsch, denn Sie beschäftigen sich wie viele solcher Menschen vor Ihnen mit Ihrem wahren Wesenskern.

Ich möchte Ihnen also Mut machen, sich selbst und der Welt zuliebe, die Frage nach Ihrer Berufung weiterzuverfolgen. Ihre Ahnen hatten noch nicht die Möglichkeiten, die Sie und ich heute haben. Wir haben alle Chancen, uns zu verwirklichen und zu erkennen, wer wir wirklich sind. Die Welt und alles Leben unterstützt Sie dabei wie nie zuvor.

Mit Mut fangen die größten Geschichten an. Und es ist die Geschichte der vielen Menschen vor uns, die uns Mut macht. Jeder Mensch, der je gelebt hat, hat sich irgendwann in seinem Leben mit der Frage beschäftigt, weshalb er existiert und was sie oder er mit seinem Leben anfangen soll. Wenn Sie an einem solchen Punkt stehen, dann beglückwünschen Sie sich, denn damit drücken Sie Ihr Menschsein vollkommen aus und gestalten Ihr Leben früher oder später nach Ihren eigenen, innersten Vorstellungen vom Leben. Außerdem möchte ich Ihnen versichern, dass die Antworten auf Ihre Fragen nicht mehr weit von Ihnen entfernt sind. So war es bei mir und bei vielen Menschen, deren Geschichte mir zuteilwurden, wofür ich sehr dankbar bin.

Weiterhin ist es mir an dieser Stelle ein Bedürfnis, Ihnen ein Buch ans Herz zu legen. Ich spreche von Rutger Bregmans Werk »Im Grunde gut«, in welchem er erklärt, dass die von vielen Menschen geteilte Sichtweise auf den Menschen – nämlich die, nach der der Mensch ein skrupelloses Monster wird, sobald man zivilisierte Rahmenbedingungen entfernt – nicht haltbar ist. »Im Grunde gut« zeigt stattdessen den Zusammenhalt der Menschen untereinander, besonders in schlimmsten Krisen. In diesen düsteren Zeiten (Weltkriege zum Beispiel) kehren Menschen zu ihrem eigentlichen, ursprünglichen Naturell zurück. Dieses Naturell ist jedoch entgegen der Meinung vieler, und ich schließe mich explizit vor dem Studium des Buches von Rutger Bregman ein, ein positives, warmherziges Naturell. Menschen vertrauen einander viel mehr, wenn man sie nur lässt. Sie geben ihr sprichwörtlich letztes Hemd für ihren Nächsten und erwarten dafür kaum eine Gegenleistung. Erst kürzlich las ich in einem sozialen Netzwerk über die Bereitschaft einer Familie, auf ihren Urlaub zu verzichten und stattdessen den Geschädigten einer Flutkatastrophe zu helfen. Das Leben steckt voller solcher Heldinnen und Helden, direkt vor unserer Nase und jenseits der allgemeinen Medienberichterstattung. Ich erlaube mir, etwas abzuschweifen und Ihnen von diesem wunderbaren Werk und diesem Beispiel zu berichten, weil ich mir wünsche, dass möglichst viele Menschen erkennen, dass der Mensch kein böses Raubtier ist. Wie wäre Ihre, unsere Welt, wenn wir im Vertrauen darauf leben könnten, dass die Menschen um uns herum nichts Böses im Schilde führen? Wir könnten uns viel besser auf unsere Entwicklung einlassen und darauf vertrauen, dass uns niemand Böses will. Es gäbe außerdem ein tieferes Verständnis und Mitgefühl allen Mitmenschen gegenüber. Wenn die Menschen »im Grunde gut« sind, entbehren sich auch viele Einschränkungen, die von Staaten auferlegt werden, um den Menschen vor sich selbst zu schützen. Wenn diese Beschränkungen wegfielen, dann würden auch die Glaubenssätze und Denkmuster fallen, die es heute noch so schwer machen, sich eingehend mit den Fragen nach der Existenz und der Berufung zu beschäftigen. Und eine solche Welt wünsche ich mir. Für Sie und auch für unsere Kinder.

Der Blick in die Vergangenheit sollte jedenfalls dafür sorgen, dass Sie zum einen erkennen, dass es dem Menschen schon immer ein Bedürfnis war, seine Existenz zu ergründen. Und dass es ihm, ganz gleich in welcher Epoche, darum ging, Sinn im Leben zu finden. Lassen Sie sich zudem von der Hoffnung anstecken, dass Sie gar nicht in einer solch feindlichen Welt leben, wie Sie womöglich gerade noch angenommen haben. Vertrauen Sie vielmehr darauf, dass alles für Sie laufen wird und Ihnen schon bald viele Unterstützerinnen und Unterstützer über den Weg laufen, die Ihnen in Ihrem neuen Lebensabschnitt helfen werden.

Kapitel 4 Die Rolle von Schule, Elternhaus und sozialem Umfeld

M

ein Blick schweift über den Atlantischen Ozean und ich sehe nur das Meer am Horizont, welches in dreierlei Farben zu mir spricht. Man sagt nicht umsonst, Fuerteventura sei die Karibik Europas.

Eingangs dieses Buches hatte ich kurz erwähnt, dass wir eine Weltreise unternehmen. Zum Überwintern haben wir uns die Kanaren ausgesucht, nicht die schlechteste Idee bei konstanten 20 bis 24 Grad Celsius und den herrlichen Stränden, die zum Verweilen einladen. Es dauerte einige Wochen, bis innere und äußere Ruhe Platz in unserem neuen Leben gefunden hatten. Vorher gab es ein Erlebnis, an welches ich zurückdenke: Ich saß am Strand, korrigiere – ich saß im Paradies – und fühlte mich dennoch exakt genauso »getaktet und unter Strom« wie in Deutschland. Ich empfand es als merkwürdig, so weit entfernt von unserem gewohnten Umfeld, inmitten einer paradiesischen Landschaft, so eingeschränkt zu sein.

Dann wurde mir schlagartig klar, weswegen ich mich so fühlte. Es lag daran, dass wir stur das »deutsche Programm« durchzogen, getaktet, mit »militärischer Disziplin«: »Was?! Schon 13:00 Uhr? Maximilian (unser Sohn) muss sofort etwas essen und dann schlafen! Sonst kommt sein gesamter Tagesplan durcheinander«. Erst als uns bewusstwurde, wie sehr wir noch unser altes Programm verfolgten, stellte sich Erleichterung ein. Anstatt uns auf das neue Leben einzulassen und aus der Intuition heraus zu handeln, zu essen und zu schlafen, wenn uns danach war, hielten wir uns an einen imaginären Zeitplan, den wir uns selbst auferlegt hatten.

Vermutlich ist dies ein Prozess, den jeder nur zu gut nachvollziehen kann, der selbst bereits schon einmal längere Zeit verreist war. Dieses Beispiel verdeutlicht auf eindrucksvollste Weise, wie sehr sich die in uns wohnenden inneren Glaubensgewohnheiten ausbreiten und weite Teile unseres Lebens in Beschlag nehmen. Diese Glaubensmodelle sind es, die das alltägliche Leben so fest im Griff haben, dass es sich lohnt, eben jene genauer unter die Lupe zu nehmen. Haben Sie schon einmal etwas von Glaubenssätzen gehört? Nun, vereinfacht ausgedrückt, ist ein Glaubenssatz eine in Ihnen wohnende Überzeugung, die Ihr Handeln, Denken und Fühlen stark beeinflusst. Diese Glaubenssätze sind wie ein automatisiert laufender Autopilot, der uns vermeintlich zielsicher durchs Leben navigiert. Und genau hier fangen viele Probleme an.

Hier einige Beispiele für Glaubenssätze, wie Sie im Unterbewusstsein gespeichert sein können:

»Die CDU ist eine konservative Partei.«

»Ein Kind darf man nicht vegan ernähren.«

»Angestellt sein ist sicherer als selbstständig sein.«

»Fleisch ist gesund/ungesund.«

»Am besten, man erlernt erstmal einen sicheren Beruf.«

»Man sollte die Wehrpflicht wieder einsetzen.«

»Es ist sicher schlauer, das angefangene Studium zu beenden.«

»Ich muss darauf achten, nicht zu viele Wechsel im Lebenslauf zu haben.«

»Jeder in der Abteilung denkt sicher, ich bin eine Spießerin.«

»Es ist richtig, zu impfen, und jeder sollte sich zum Wohle aller impfen lassen.«

Hand aufs Herz: Würden Sie einen dieser Sätze unterschreiben? Oder gänzlich andersherum: Lehnen Sie einen oder mehrere dieser Sätze ab? Wenn dem so ist, wovon ich in beide Richtungen ausgehe, dann berühren diese Sätze Ihr inneres Glaubenssystem. Jeder Mensch hat ein ganz eigenes psychologisches Glaubenssystem, welches Überzeugungen bildet oder ablehnt, Dingen zustimmt oder (vehement) dagegen ist. Je mehr sich Menschen über Dinge aufregen, umso näher dran sind Sie an seinem Glaubenssystem.

Eine kleine Parabel verdeutlicht das gesamte Ausmaß dessen, wie sehr das, was ein Mensch über sich glaubt, sein Leben bestimmt: Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein prachtvoller Löwe. Als Junges wurden Sie ausgesetzt und von einer liebevollen Schafsmutter aufgenommen. Sie wuchsen unter vielen Schafen auf und lernten, Ihr Verhalten zu übernehmen. Wie jedes Säugetier kopierten Sie das Handeln Ihrer Umgebung und nicht zuletzt das von Ihrer Mutter. Sie fraßen Gras und würden keiner Fliege etwas zu Leide tun. Später, als Sie ausgewachsen waren, entdeckt Sie ein anderer Löwe aus einer Gruppe von gefährlichen Raubtieren in der Savanne. Er sagt zu Ihnen: »Wieso verhältst du dich wie ein Schaf? Du bist ein kraftvoller Löwe!« Und Sie entgegnen: »Ich kenne aber nur das Leben als Schaf und deshalb bin ich wohl auch eines.«

Die Wahrheit in dieser Parabel geht sehr tief.

Diese von uns verinnerlichten Glaubensmodelle weisen den Weg durch den Alltag und haben durchaus eine Berechtigung. Unser Geist wäre schlicht nicht in der Lage, mit allen Informationen, in jeder Lebenssituation umzugehen. Daher bildet es automatisch gespeicherte Denkpfade, die eine Kategorisierung von verschiedenen Dingen vornehmen. Das Problematische an diesen verselbstständigten Denkmodellen ist, dass sie eben wie von selbst und ohne unser bewusstes Zutun ablaufen. Verdeutlichen wir dies kurz an einem simplen Beispiel: Haben Sie Autofahren gelernt? Versetzen Sie sich zurück in Ihre erste Fahrstunde. Stellen Sie sich vor, Sie sind 17 Jahre alt und Sie steigen zum ersten Mal in ein Auto ein, Ihr Fahrlehrer sitzt neben Ihnen. Abgesehen davon, dass Sie komplett überfordert sind mit allem, liegt Ihr Fokus voll und ganz auf jeder einzelnen Handlung: Kupplung kommen lassen, Schulterblick, erster Gang, zweiter Gang, bremsen. In Ihrem Denken ist kein Platz für Ihren Wocheneinkauf, Sie sind vollkommen fokussiert im Hier und Jetzt. Ist es heute noch genauso, wenn Sie in Ihr Auto steigen? Sind Sie bei einer Fahrt von München nach Berlin genauso konzentriert und bei der Sache? Es entsteht über die Zeit eine Menge mentaler Platz für den Wocheneinkauf. Oder anders ausgedrückt: Was meinen Sie, ist wohl die Hauptursache für Verkehrsunfälle?

Mit unseren Glaubensmustern verhält es sich genauso. Bringen Sie uns in 9 von 10 Fällen ans Ziel, fahren wir beim 10. Mal mit Vollgas gegen die Wand und erholen uns manchmal nur schwer davon. Die entscheidenden Fragen lauten nun: Woher haben Sie Ihre Glaubenssätze, die in Ihnen Ihr ganz persönliches Glaubensmodell erschaffen hat? Und vielleicht noch wichtiger, wie können Sie Ihre innere Glaubenswelt anpassen, um Ihre Berufung zu finden und ein zufriedenes, glückliches Leben zu erschaffen? Damit beschäftigt sich der Rest dieses Kapitels und ich bin froh, dass Sie sich mit diesem Material beschäftigen. Vielleicht ist Ihnen beim Lesen schon der Gedanke in den Sinn gekommen, wie kraftvoll diese inneren Glaubenswelten in Ihnen und Ihren Mitmenschen sind. Womöglich gesellte sich noch die Ahnung hinzu, dass, wenn Sie Ihre eigene Glaubenswelt ändern könnten, Sie im Stande wären, sehr viel in Ihrem Leben zum Positiven zu verändern. Möglicherweise haben Sie auch die Bedeutung von Glaubenswelten bei Ihren Vorgesetzten, Partnern, Kindern und liebsten Menschen erkannt. Seien Sie sich versichert: Je besser Sie in der Lage sind, die eigenen und fremden Glaubensmodelle zu erkennen, desto leichter wird Ihnen vieles im Leben gelingen. Vor allem auch die Suche nach Ihrer Berufung.

Beginnen wir mit der Suche nach dem Ursprung Ihrer Glaubenswelt

Ihre Glaubenssätze stammen in erster Linie von Ihren Eltern. Im Alter bis zu drei Jahren erlernen wir, »wie die Welt funktioniert«, und dies tun wir, indem wir die (beiden) Menschen beobachten, die die meiste Zeit um uns herum sind. Und das sind in der Regel unsere Eltern oder eben jene Bezugspersonen, welche uns im Alter von 0 bis 3 Jahren am nächsten standen. Wir übernehmen die Glaubenswelt der Eltern vollständig, koppeln uns zwar im Teenageralter davon ein Stück weit ab, behalten jedoch so viel mehr von diesen Glaubenssätzen, als uns manches Mal lieb ist. Wenn Sie ehrlich sind, macht es Ihnen vermutlich auch manchmal Angst, so zu werden wie Ihr Vater oder Ihre Mutter. Haben Sie gar selbst Kinder und ertappen sich dabei, Ihrem Nachwuchs die Sprüche um die Ohren zu werfen, die Sie so oft von Ihren Eltern zu hören bekamen? Der springende Punkt ist, dass wir uns zunächst in keiner Weise gegenüber der Glaubenswelt unserer Eltern wehren können. Als Kleinkinder sind wir nun einmal auf Gedeih und Verderb auf sie angewiesen und lernen die Welt ja erst kennen.

Damit verbunden sind jedoch einige gravierende Probleme, die Sie heute im Erwachsenenalter mit sich herumtragen. Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: In Ihnen stecken grundsätzlich die Überzeugungen und Weltanschauungen Ihrer Eltern und die Ihrer Ahnen. Diese sind auf einer Festplatte gespeichert, auf welche Sie selten oder gar keinen Zugriff erhalten, da sie im Unterbewusstsein verankert ist. Und diese Festplatte ist es, die mehr mit Ihrer Berufung zu tun hat, als Sie denken.

Wenn mich Menschen wegen der Suche nach Ihrer Bestimmung aufsuchen, dann ist die Löschung (oder Transformation) der von anderen übernommenen Glaubenssätzen stets ein großer Teil in meinen Beratungen und Seminaren. Müßig zu sagen, wessen Weltanschauung dabei am hartnäckigsten ist. Möglicherweise erwächst in Ihnen nun eine gesunde Portion Widerstand: »Ich bin doch sicher nicht wie meine Eltern!«, höre« ich den einen oder anderen von Ihnen laut denken. Und ich muss Ihnen recht geben. Sicher sind Sie nicht wie Ihre Eltern, denn schließlich sind Sie eine eigenständige Person. Ich bin mir zudem vollkommen darüber im Klaren, dass viele Menschen versuchen, das genaue Gegenteil von dem, was ihnen die Eltern vermittelt haben, zu erreichen. Bei genauerer Betrachtung schließen meine Ausführungen und diese Gedanken sich auch nicht aus. Sage ich ja nur, dass Sie Ihr erstes Weltbild von Ihren Eltern übernommen und die Welt wie aus deren Augen zu betrachten gelernt haben.

Freilich haben Sie sich zwischenzeitlich, nach allem, was Sie in Ihrem Leben erlebt haben, weiterentwickelt. Dennoch möchte ich Sie darauf hinweisen, dass vieles von dem, was uns unterbewusst steuert und uns in wichtigen Lebensentscheidungen beeinflusst, aus der Weltanschauung unserer Eltern stammt. Mancher mag von der »Stimme der Vernunft« sprechen, die in seinem Kopf aktiv wird, wenn er sich ein Lebensmodell vorstellt, das sehr weit von seiner Glaubenswelt (oder eben derjenigen der Eltern) entfernt liegt. Und genau jene Stimme der Vernunft verliehen unsere Eltern häufig die Stimme. Es gibt psychologische Studien, in welcher Probanden den Klang ihrer inneren Stimme einer Person aus ihrem Umfeld zuweisen sollten. Raten Sie mal, was die am häufigsten genannte Person war. Es war die Stimme der eigenen Mutter. Besonders bei Frauen ist dies zu beobachten, während bei Männern der Vater, so er denn in der Erziehung eine maßgebliche Rolle spielte, ebenso häufig genannt wurde.

Paradoxerweise übersehen wir diese inneren Programmierungen häufig und denken, wir treffen alle Entscheidungen des Lebens zum besten Wohle. Und wer hat uns im Kindesalter eingebläut, besser zu wissen, was gut für uns ist, als Mama und Papa?

Der zweite große Lieferant für Ihre Glaubenswelt ist die Schule. Ebenso wie das Glaubenssystem unserer Eltern ist das der Schule von elementarer Bedeutung.

Ich weiß nicht, ob Ihnen folgendes Bild schon einmal untergekommen ist: Wir sind im Reich der Tiere. Ein Lehrer, nehmen wir der Einfachheit wegen einen Pinguin, sitzt am Lehrerpult. Vor ihm sitzen Tiere unterschiedlichster Gattung, es sind seine Schüler. Nehmen wir an, es handle sich um einen Koala, einen Affen, eine Giraffe, einen Vogel, einen Fisch und einen Elefanten. Der Lehrer begrüßt seine Schüler und sagt ihnen, man mache heute einen Test, welcher benotet wird. Neugierig blicken die Schüler nach vorn zu dem Pinguin, welcher ihr Lehrer ist und warten auf den Test. Der Lehrer sagt den Schülern dann, es gehe darum, auf einen Baum zu klettern, und führt aus, je schneller es die Schüler nach oben schaffen, desto besser sei ihre Note im Test. Zur Erinnerung: Es handelt sich bei den Schülern um einen Koala, einen Affen, eine Giraffe, einen Vogel, einen Fisch und einen Elefanten. Und nun frage ich Sie, ist dies ein fairer Test? Haben alle genannten Gattungen die gleiche Chance, schnell – geschweige denn überhaupt – auf einen Baum zu klettern? Paradoxerweise hat nicht ein Mensch, mit dem ich darüber sprach, geantwortet, der Test sei fair. Und gleichzeitig akzeptieren wir genaudies als unser heute gängiges Schulsystem.

Der Test in dieser kleinen Parabel steht jedenfalls stellvertretend für den Leistungsgedanken in unserer Gesellschaft. Nicht, dass an Leistung an sich etwas verkehrt wäre, verstehen Sie mich hier bitte nicht falsch.

Anstatt jedoch alle Fähigkeiten und Talente aller Schülerinnen und Schüler in der Schule zu fördern, damit sie in der Lage sind, sich ein erfülltes Leben nach ihren individuellen Vorstellungen zu erschaffen, machen wir lieber alle Kinder gleich.

Und wer nicht in diese gleiche Vorstellung von einem Leben passt, lernt sehr schnell: »Mit mir stimmt etwas nicht«.

Meine eigene Schulzeit war geprägt von pädagogischem und systemischem Versagen. In diesem Buch findet sicher keine persönliche Abrechnung statt. Letztlich bin ich dankbar für meinen Werdegang, der genauso hat sein dürfen, um den Menschen aus mir zu machen, der ich heute bin und den ich gut leiden kann. Vielmehr weiß ich aus eigener Erfahrung und von den unzähligen Gesprächen mit Klientinnen und Klienten, alles ehemalige Schülerinnen und Schüler, wie sehr sie dieses Schulsystem geprägt hat. Es lehrt Gehorsamkeit, dass nur bestimmte Themengebiete gesellschaftlich relevant sind, dass wir stillsitzen müssen, dass uns der Lehrstoff vorgegeben wird und dass es nicht in Ordnung ist, anderer Meinung wie der Lehrkörper zu sein. Und was geschieht mit einem jungen Menschen, wenn er derartige Erfahrungen macht? Richtig, er entwickelt ein Glaubenssystem über die Gesellschaft, welches es ihm sehr schwer macht, sich davon zu emanzipieren und zu lernen, dass jeder Mensch ein wertvoller Teil der Gesellschaft ist.

Dem interessierten Leser sei, nicht nur des Schulthemas wegen, der Dokumentarfilm »Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen« ans Herz gelegt. Eine Gruppe Filminteressierter stellen zentrale Fragen über die Gesellschaft als solche und das Schulsystem. Sie zeigen auf, wie Schule funktionieren kann, ohne dass junge Menschen und Pädagogen regelmäßig daran zerbrechen.

Am Ende bleibt noch Ihr persönliches Umfeld, welches Glaubensvorstellungen maßgeblich beeinflusst. Zu Ihrem Umfeld zählen die Personen, die Sie am häufigsten zu Gesicht bekommen oder mit denen Sie jedenfalls die meiste Zeit verbringen. Dazu zählen neben Ihren Eltern Ihre Geschwister, die Familie, die oder der Partner, Ihre Kinder, Ihre Freunde, Ihre Arbeitskollegen, Ihre Bekannten usw. Auch von diesen Menschen übernehmen Sie unbewusst viele Glaubensgewohnheiten und fügen diese zumeist nahtlos in Ihre eigene Glaubenswelt mit ein. Innere Gedanken, die Ihr Umfeld betreffen, beginnen meistens mit »Kann ich das wirklich machen?«, »Kann ich wirklich meinen Job kündigen und ein Jahr ins Ausland gehen? Was denken die Kollegen? Meine Freunde?«, »Ich und Künstlerin? Ich hatte zwar eine Begabung in der siebten Klasse, aber was würden meine Freundinnen wohl denken, wenn ich ihnen erzählen würde, ich spiele mit dem Gedanken, meinen Job zu kündigen und Kunst zu studieren?«.

Es sind jene Gedanken, die fernab der Realität zukünftige Reaktionen unserer nächsten Menschen zum Inhalt haben und die uns davor zurückhalten, wirklich das zu tun, was wir im Leben möchten. Darüber hinaus gibt es etwas, was Sie und mich mindestens genauso beeinflusst, wie gerade beschriebene Gedanken. Ich spreche von kollektiven Denkmustern, übernommenen Überzeugungen, sprich Meinungen, die wir im Kollektiv mit den Menschen teilen, die uns am nächsten sind. Am einfachsten zu erklären ist dies, wenn Sie sich an Ihre Jugend zurückerinnern. In Ihrer Gruppe gab es damals vermutlich nur eine Meinung zu einem Thema. Alle dachten in der Regel dasselbe und wenn nicht, dann erzählten wir den Freunden nichts davon, sondern teilten nach außen hin den Standpunkt unserer Gruppe. Stichworte: Zugehörigkeitsgefühl und Angst vor Ablehnung. Heute ist dies mehr oder weniger noch genauso. Sicher nicht so ausgeprägt wie damals, aber dennoch ist es psychologisch in uns verankert, dass wir der Meinung der Menschen, mit denen wir am häufigsten zu tun haben, teilen (müssen). Zusammengefasst – und das wird Sie kaum überraschen –, spielt das eigene Umfeld eine nicht zu vernachlässigende Rolle bei der Suche nach der eigenen Berufung und stellt einen Stolperstein dar.

Die Formel für Ihre persönliche Glaubenswelt lautet zusammengefasst:

Eltern + Schule + Umfeld + Gesellschaft

Ihre Eltern prägten Sie von Geburt an mit ihren eigenen Glaubenssätzen. Daher überrascht es nicht, dass Kinder von Angestellten häufiger angestellt als selbstständig sind und umgekehrt. Die Schule vermochte Ihnen beizubringen, dass es gewisse Betätigungsfelder gibt, die gesellschaftlich akzeptiert sind und solche, die es nicht sind. In einem oder mehreren Punkten entwickelten Sie vermutlich ein Gefühl von »mit mir stimmt etwas nicht«, was heute dafür sorgt, dass Sie sich selbst für kleiner halten, als Sie sind.

Ich beobachte Letzteres bei ausnahmslos jedem Klienten und jeder Klientin: Wenn es darum geht, den Sprung zu wagen in ein neues Lebenskonzept, kommen unweigerlich vorher Zweifel auf: »Ich bin doch nicht qualifiziert, um X oder Y zu tun«. Das liegt daran, dass Sie in der Schule gelernt haben, dass es nur einen Weg gibt, neue Dinge zu lernen. Schlussendlich gibt es noch Ihr Umfeld, wobei Sie sich überlegen: »Kann ich den Menschen in meinem Leben wirklich erzählen, was in mir vorgeht, oder halten Sie mich dann für einen weltfremden Menschen?« Diese drei Punkte zusammengefasst ergeben ein Spinnennetz an Glaubenssätzen, die Sie geprägt haben und heute stark einschränken, Ihre Berufung zu finden, und wenn Sie sie gefunden haben, mit Leben zu füllen. Wir werden uns noch ausgiebiger mit diesen Themen im Buch beschäftigen.

Ich möchte Ihnen anhand von einigen Beispielen verdeutlichen, wie stark uns die innere Glaubenswelt daran hindert, die Berufung zu finden und ein Leben in Freude, Leichtigkeit und Glück zu leben. Es sind echte Geschichten von Klientinnen und Klienten.

Da wäre zum Beispiel die Konzernkarrieristin, nach dem Studium bei einem großen Konzern gelandet, hochkünstlerisch veranlagt. Jetzt ist sie Mitte 40, zwei Burnouts später fasste sie noch immer nicht den Mut, ihre »sichere« Stellung zu verlassen. »Ich kann doch nicht meinen sicheren Job aufgeben. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt: »Mädchen, einen solchen Job gibt man nicht auf«.«

Oder der Mittzwanziger, der einer großen Bank arbeitete. Hoch talentiert, ein Verkaufsgenie. Bei vielen anderen Banken auf dem Zettel, ein Telefonat mit dem Headhunter jagte das Nächste. Innerlich jedoch todunglücklich, seinen Kunden Produkte zu verkaufen, von denen sie »einfach nicht in dem Maße profitieren, wie sie könnten«. Die Lösung hieße Selbstständigkeit und freies Maklerdasein. »Selbstständig? Ach, ich weiß nicht. Das ist eine Menge Risiko. Und niemand, den ich kenne, der macht sich heute selbstständig. Ich bleib lieber angestellt.«

Und abschließend ein Schulthema. Eine Frau, Mitte dreißig. Schüchtern, vielleicht in sich gekehrt. Hochgradig spirituell veranlagt mit einem inneren, ungeheuren Drang, dem nachzugehen und womöglich ein ganz anderes Lebensmodell zu versuchen. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man mich als spirituelle Beraterin ernst nimmt. Ich habe doch keine Qualifikation dafür«.

Betrachten Sie diese drei Beispiele bitte sinngemäß und stark verkürzt dargestellt, um Ihnen einen Eindruck davon zu geben, worüber wir hier sprechen. Ich könnte Bände solcher Geschichten schreiben und vielleicht tue ich dies auch später. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hoffe ich, etwas neugierig gemacht zu haben, ja, vielleicht sogar skeptisch Ihrer eigenen Glaubenswelt gegenüber. Können Sie sich vorstellen, dass es auch Ihre innere Glaubenswelt, Ihre Überzeugungen sind, die Sie bisher daran gehindert hat, Ihre Berufung zu finden? Falls Sie darüber nachsinnen möchten, lade ich Sie herzlich dazu ein. Im Falle dessen, dass Sie dies bereits innerlich bejahen, sei Ihnen Teil vier dieses Buches wärmstens empfohlen. Er kümmert sich um genau diese Themen und ich gebe darin mein Möglichstes, um Ihnen zu helfen, störende Überzeugungen zu hinterfragen und aus Ihrem Leben zu verbannen.

Schon im nächsten Kapitel kann es sein, dass Ihre Glaubenswelt ohnehin einer Prüfung unterzogen wird. Ich versichere Ihnen, dass dies bei der weiteren Lektüre beileibe nicht die einzige Prüfung sein wird, und lade Sie ein, sich auf diesen Prozess einzulassen. Sie erhalten einen Spiegel, der Ihnen schonungslos ehrlich aufzeigen wird, wo Sie sich selbst durch Ihr Denken und Ihre innere Glaubenswelt einschränken. Ich lade Sie ein, dies offen und neutral zu sehen und vor allem, sich selbst nicht zu verurteilen. Sie wissen jetzt, woher Ihre Glaubensmuster stammen und darüber hinaus können Sie jederzeit entscheiden, sich von einigen dieser Glaubenssätze zu trennen. Gehen Sie weiter über Los, ziehen Sie keinen Glaubenssatz und kommen Sie direkt zum Grund Ihrer wahren Existenz.

Es war nicht das letzte Mal im Buch, dass das Thema Glaubenswelt aufgekommen ist. Auch an anderer Stelle werden wir uns eingehender mit ihr auseinandersetzen. Dies hat weniger damit zu tun, dass ich als Autor womöglich Gefallen am Thema gefunden hätte, als dass zwischen Ihnen und Ihrer wahren Berufung nicht viel mehr steht, wie die Einschränkungen Ihrer eigenen Glaubenswelt. Sie tun also gut daran, sich mit all den Facetten Ihrer Überzeugungen zu beschäftigen, um so den Weg für ein Leben ohne gedankliche Einschränkungen frei zu machen.

Und jetzt wartet bereits jemand auf Sie. Es ist Ihre Seele.

Kapitel 5 Berufung und Seele: Wie Berufung zur Seelenaufgabe wird

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ie beschreibt man mit wenigen Worten etwas derart Komplexes wie die menschliche Seele? Auf den ersten Blick scheint dies unmöglich zu sein und dennoch werde ich mich an dieser Übung versuchen. Was genau verstehen Sie unter einer Seele? Glauben Sie an eine Seele? Hat Ihrer Meinung nach jeder Mensch eine Seele? Sind Verstand und Seele etwas anderes als das Ego? Kann man eine Seele messen, also im Körper nachweisen? Wie drückt sie sich aus? Wie kommuniziert unsere Seele mit uns? Wie werden ihre Botschaften wahrgenommen und wer hat schließlich »den Hut« auf? Die Seele, Verstand oder doch jemand ganz anderes?

Schon anhand dieser wenigen Fragen lässt sich erkennen, dass das Unterfangen, die Seele zu beschreiben, kein leichtes ist.

Es gibt nichts Mystischeres und Geheimnisvolleres, wie die menschliche Seele. Seit Jahrtausenden beschäftigen wir uns mit ihr, ohne dabei wissenschaftlich Nennenswertes über sie herausgefunden zu haben. In der Psychologie (genauer gesagt in der Parapsychologie, die sich mit übernatürlichen Phänomenen beschäftigt) gab es vor einiger Zeit ein wegweisendes Experiment. So ist es Forschern gelungen, nachzuweisen, dass der menschliche Körper unmittelbar nach dem Eintritt des Todes wenige Gramm an Gewicht verliert.