Berührungen und Beziehungen bei Menschen mit Demenz - Luke J. Tanner - E-Book

Berührungen und Beziehungen bei Menschen mit Demenz E-Book

Luke J. Tanner

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Beschreibung

Sinnvolle Berührungen sind ein wichtiger Bestandteil echter person-zentrierter Pflege von Menschen mit einer Demenz, dennoch gelten sie angesichts der wahrgenommenen Risiken als zweitrangig. Dieses Buch stellt das Vertrauen in das Potenzial von Berührungen wieder her. Es zeigt auf, wie wichtig Berührungen für die Stärkung der Persönlichkeit, der Beziehungen und des Wohlbefindens sind und es thematisiert die Hemmnisse, die die Mitarbeiter davon abhalten, Berührungen wirkungsvoll zu nutzen. Luke Tanner stellt verschiedene Berührungsarten vor und geht in diesem Kontext auch auf die Themen Zustimmung und Schutz ein, um konkret zu zeigen, wie es im Rahmen der Pflege gelingt, die Vorzüge von Berührungen zu maximieren und deren negative Auswirkungen zu minimieren. Am Ende eines jeden Kapitels, die allesamt interessant und gut strukturiert sind, finden Pflege- und Gesundheitsfachpersonen Anleitungen, die ihnen Schritt für Schritt zeigen, wie sie die Einstellungen und Praktiken in ihrem Setting ohne großen Aufwand verändern können. "Das Buch ist ein willkommener Beitrag zu unserem Bereich. Es verweist auf die Bedeutung von Berührungen, setzt sich aber auch mit deren problematischen Aspekten auseinander. Es legt auf überzeugende Art und Weise dar, warum Berührungen in der Pflege von Menschen mit Demenz unverzichtbar sind." Dr. Murna Downs, Leiterin der School of Dementia Studies, University of Bradford

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Seitenzahl: 380

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Berührungen und Beziehungen bei Menschen mit Demenz

Luke J. Tanner

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Pflege:

Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld; Christine Sowinski, Köln; Franz Wagner, Berlin; Angelika Zegelin, Dortmund

Luke J. Tanner

Berührungen und Beziehungen bei Menschen mit Demenz

Ein person-zentrierter Zugang zu Berührung, Beziehung, Berührtsein und Demenz

Aus dem Englischen von Heide Börger

Deutschsprachige Ausgabe bearbeitet und herausgegeben von Carsten Niebergall

Luke J. Tanner. Massagetherapeut, Körperpsychotherapeut und Dementia Care Trainer, UK-London

E-Mail: [email protected]

Website: http://www.luketanner.co.uk/contact-us/

Carsten Niebergall (dt. Hrsg.) Gerontologe, Philosoph. Ehemaliger Leiter der Tertianum Bildungsinstituts, Berlingen sowie Bereichsleiter Alte(n) & Generationen am Careum Weiterbildung in Aarau

E-Mail: [email protected]

Website: http://alter-n.ch

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichtszwecken, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Pflege

z.Hd.: Jürgen Georg

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel: +41 31 300 45 00

E-Mail: [email protected]

Internet: www.hogrefe.ch

Lektorat: Jürgen Georg, Martina Kasper

Bearbeitung: Carsten Niebergall

Herstellung: Daniel Berger

Umschlagabbildung: Martin Glauser, Uttigen

Umschlaggestaltung: Claude Borer, Riehen

Satz: Claudia Wild, Konstanz

Druck und buchbinderische Verarbeitung: Finidr s.r.o., Český Těšín

Printed in Czech Republic

Das vorliegende Buch ist eine Übersetzung aus dem Englischen.

Der Originaltitel lautet „Embracing Touch in Dementia Care“ von Luke J. Tanner.

© 2017. Luke J. Tanner. First published by Jessica Kingsley Publishers, London

1. Auflage 2018

© 2018 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95855-2)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75855-8)

ISBN 978-3-456-85855-5

http://doi.org/10.1024/85855-000

Für Sophie und Rori. Ich hoffe, dass ihr in schwierigen Zeiten Trost, Sicherheit und Freude in der Zuneigung anderer Menschen findet.

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audio­dateien.

Anmerkung

Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Vorwort von Danuta Lipinska
Vorwort des deutschen Herausgebers
Würdigungen
Einleitung
1 Pflegemodelle und Berührungskulturen
1.1 Der klinische Dienst
1.2 Der gemischte Dienst
1.3 Der kreative Dienst
1.4 Der kongruente Dienst
1.5 Berührungen im Rahmen der Pflege
1.6 Zusammenfassung
2 Berührungen in der Pflege
2.1 Die Rolle von Berührungen in der Pflege
2.2 Ambivalente Botschaften
2.3 Berührungen sind tabu
2.4 Was werden die anderen denken?
2.5 Große Risiken und viele Vorzüge
2.6 Freundschaftliche Berührungen sind Pflegebestandteil
2.7 Aufgabenorientiertes Berührungstraining
2.8 Intuitive Berührungsarten
2.9 Berührungen als nonverbale Kommunikation
2.10 Risiken bei Berührungen demenzkranker Menschen
2.11 Die Unfähigkeit, Berührungen zuzustimmen
2.12 Anonymität in der institutionellen Pflege
2.13 Keine Zeit für Kontaktaufnahme
2.14 Berührungen bei Pflegeroutinen
2.15 Erotische Berührungen in der Pflege
2.16 Berührungen und Intimität
2.17 Massage- und Berührungstherapien
2.18 Berühren und berührt werden
2.19 Private und öffentliche Bereiche
2.20 Geschlecht und Gender
2.21 Empfindsamkeit älterer Menschen
2.22 Erhöhte Infektionsgefahr
2.23 Freundschaftliche Berührungen am Lebensende
2.24 Zusammenfassung
3 Wahrnehmung von Berührungen bei kognitiver Beeinträchtigung
3.1 Wahrnehmung von Berührungen
3.2 Handhalten, Umarmen oder Küssen
3.3 Wahrnehmung bei kognitiver Beeinträchtigung
3.4 Beziehungswahrnehmung bei kognitiver Beeinträchtigung
3.5 Situationswahrnehmung bei kognitiver Beeinträchtigung
3.6 Zusammenfassung
4 Tastsinn und Bindung
4.1 Lernen, Hilfe anzunehmen
4.2 Bindungsstile und frühkindliche Betreuung
4.3 Instabiler vermeidender Bindungsstil
4.4 Instabiler ambivalenter Bindungsstil
4.5 Destruktiver Bindungsstil
4.6 Berührungen und Bindungsstile
4.7 Berührungen und vermeidender Bindungsstil
4.8 Berührungen und ambivalenter Bindungsstil
4.9 Zusammenfassung
5 Berührung, Verwirrtheit und Ungewissheit
5.1 Demenz und der furchtbare Zweifel
5.2 Beobachtungen: subjektive Wahrnehmung von Pflege
6 Berührungen und nonverbale Zustimmung
6.1 Zustimmung bei kognitiver Beeinträchtigung
6.2 Körpersprache und nonverbale Zustimmung
6.3 Signale erkennen und Fehler vermeiden
6.4 Zusammenfassung
7 Berührungen, emotionale Bedürfnisse und Persönlichkeit
7.1 Identität
7.2 Beschäftigung
7.3 Bindung
7.4 Trost
7.5 Inklusion
7.6 Person-zentrierte Berührungen
7.7 Berührungen und alltägliche Interaktionen
7.8 Berührungen und person-zentrierte Pflege
7.9 Zusammenfassung
8 Berührungen, Beziehungen und Intimität
8.1 Berührung ist Beziehungserfahrung
8.2 Intimität in professionellen Beziehungen
8.3 Person-zentrierte Berührungen
8.4 Zusammenfassung
9 Berührung im Rahmen pflegerischer Aufgaben
9.1 Aufgabenorientierte Berührungen
9.2 Auswirkungen auf die Persönlichkeit
9.3 Aufgabenorientierte Berührungen und klinische Pflegemodelle
9.4 Routinebasierte Pflege
9.5 Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche
9.6 Infektionsmanagement
9.7 Veränderungen von Berührungskulturen
9.8 Zusammenfassung
10 Widerstand gegenüber Berührungen im Pflegekontext
10.1 Widerstand gegen aufgabenorientierte Berührungen
10.2 Zustimmung der Betroffenen erlangen
10.2.1 Elizabeth
10.2.2 Iris
10.2.3 Charlotte
10.2.4 George
10.2.5 Sarah
10.2.6 Irene und David
10.3 Die Methode hinter dem Unsinn
10.4 Eine spielerische Pflegekultur
10.5 Zusammenfassung
11 Erotische Berührungen und sexuelle Intimität
11.1 Sex, Alter und Demenz thematisieren
11.2 Sexuelle Intimität und emotionale Bedürfnisse
11.3 Zustimmung, Fähigkeiten und Fürsorgepflicht
11.3.1 Relevante Informationen über sexuelle Beziehungen
11.3.2 Auf Gefühle abzielende geschlossene Fragen
11.3.3 Warten und nicht forcieren
11.3.4 Metaphern und Vergleiche akzeptieren
11.3.5 Gegenstände und Bilder mit Themembezug
11.3.6 Vergangenheit nutzen – über Gegenwart sprechen
11.3.7 Die andere Realität akzeptieren
11.3.8 Stress und Angst reduzieren
11.3.9 Falsche Entscheidungen respektieren
11.4 Zusammenfassung
12 Mit Dingen in Berührung kommen
12.1 Lernen, sich entwickeln und Dinge berühren
12.2 Den Kontakt zu Dingen verlieren
12.3 Auswirkungen von reizarmen Umgebungen
12.4 Gute Ausstattung der Umgebung
12.5 Zusammenfassung
13 Schlussbetrachtung
Anhang 1: Tool zur Beobachtung von Berührungen (TOT)
Erläuterung der Quality of Touch Schedule
Negative restriktive Berührungen
Negative protektive Berührungen
Aufgabenorientierte Berührungen
Expressive aufgabenorientierte Berührungen
Person-zentrierte Berührungen
Durchführung einer Beobachtung
Empfehlungen für die Ergebnisinterpretation
Anhang 2: In der QUTS-Liste verwendete Klassifikationen
Anhang 3: Beobachtungsformular
Anhang 4: Beobachtungsformular – Zusammenfassung
Anhang 5: Trainingsübungen zum Thema Berührung
Berührungen bei den Trainingsübungen
Lernen durch reflektive Auseinandersetzung
Trainingssetting und Gruppengröße
Übung 1: Ein Moment der Berührung
Übung 2: Mit und ohne Berührung
Übung 3: Die Deutung einzelner Berührungsarten
Übung 4: Die Welt aufgabenorientierter Berührungen
Übung 5: Ein Besuch beim Arzt oder Zahnarzt
Anhang 6: Checkliste – Sicherheit im Umgang mit Berührungen
Literatur
Weiterführende Literatur
Dementia Care Literatur im Verlag Hogrefe
Autoren- und Herausgeberverzeichnis
Sachwortverzeichnis
Anmerkungen

Danksagung

Ich möchte allen danken, die mich zu diesem Buch inspiriert haben, ebenso wie den vielen anderen, die zu seiner Realisierung beigetragen haben.

Ich bedanke mich bei: Gladys Moore, die in hohem Alter in mein Leben getreten ist und mir in den wenigen Jahren unserer Bekanntschaft eine gute Begleiterin war. Michael Michell, der mich unterstützt und dabei immer wieder auf die Bedeutung zwischenmenschlicher Kontakte hingewiesen und mich dazu gebracht hat, mich gründlich mit den Auswirkungen meines eigenen Umgangs mit Berührung im Rahmen der Pflege auseinanderzusetzen. Gill Westland und dem Cambridge Body Psychotherapy Centre dafür, dass sie die Therapie, Theorie und Praxis entwickelt haben, auf denen meine Arbeit im Wesentlichen basiert. Der Association of Biodynamic Message Therapy, die meine Einstellung gegenüber Berührungen geprägt und meine Arbeit in den Anfangsstadien finanziell unterstützt hat. Ohne diese Unterstützung zu Beginn des Projekts hätte ich dieses Buch nicht schreiben können.

Ich danke auch: Benet Omerand, der mir gleich zu Anfang die richtige Richtung aufgezeigt und mich auf dem Weg unterstützt hat. Karen Poulter und allen Mitarbeitern des Red Oaks Care Home, Sussex, für ihr Vertrauen und dafür, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, die Massage in der Behandlung von Menschen mit Demenz auf eine außergewöhnliche und person-zentrierte Art und Weise durchzuführen. Penny Dodds von der Brighton University für ihre Anleitung, ihr Wissen und ihren Enthusiasmus. Fraser Dyer für die Beratung in Sachen Trainings- und Vermittlungsprozess, die für meine Workshops über Berührungen sehr wichtig war. David Sheard, weil er an mich geglaubt, mir viele Türen geöffnet und zu vielen interessanten Gelegenheiten verholfen hat, meine Arbeit weiterzuentwickeln. Peter Priednieks, weil er ein freundlicher Mentor für mich war. Sally Knocker für ihre Freundschaft, ihren Scharfblick und ihre Integrität. Helen Walton, die ein offenes Ohr für meine Belange hatte und meine Selbstvertrauen gestärkt hat. Daren Felgate für seine Aufrichtigkeit und Freundlichkeit. Allen anderen Mitarbeitern von Dementia Care Matters, die großartige Arbeit leisten und mit denen ich sehr gerne zusammengearbeitet habe. Bill und Anita von Wren Hall, Nottingham, die mich ermutigt haben, meine Ideen weiterzuentwickeln, es mir ermöglicht haben, sie in die Tat umzusetzen und mir Rückmeldungen gegeben haben, die für mich von unschätzbarem Wert waren.

Ich danke zudem allen Pflegepersonen, die sich ernsthaft, aufrichtig und unbefangen auf die seltsamen und wundervollen Trainingsübungen eingelassen haben. Ihre Erkenntnisse, Erfahrungen und Rückmeldungen waren von großer Bedeutung für dieses Buch. Außerdem danke ich den Familien Tanner, Kuipers und Rook, die mich enorm unterstützt und ermutigt haben. Ich brauchte viel Ermutigung und Bestätigung, die zu geben sie jederzeit bereit und in der Lage waren.

Zu guter Letzt danke ich den vielen Menschen in der stationären Demenzversorgung, mit denen ich Zeit verbracht habe. Sie haben mich inspiriert und herausgefordert, waren manchmal liebenswürdig und manchmal abweisend, aber immer aufrichtig. Ich hoffe, dass Sie irgendwo in diesem Buch auch Ihre Stimme hören können.

Copyright-Nachweis

Das Bild auf S. 92 stammt von Shutterstock®. Der Text auf S. 103 wurde mit freundlicher Genehmigung von Trinity Mirror Publishing Limited aus dem Sunday Mirror vom 28.02.2010 übertragen. Das linke Bild auf S. 110 wurde mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin, Karen Beate Nosterud (www.norden.org), aus Wikimedia Commons übertragen. Das rechte Bild auf S. 110, das obere Bild auf S. 111, das rechte Bild auf S. 111 sowie das rechte Bild auf S. 112 stammen von Getty Images; diese Bilder dienen nur Demonstrationszwecken und jede darauf abgebildete Person ist ein Model. Das linke Bild auf S. 112 stammt von Alamy Images; dieses Bild dient nur Demonstrationszwecken und jede darauf abgebildete Person ist ein Model. Das Bild auf S. 129, das Bild oben links auf S. 132 und das Bild unten rechts auf S. 132 stammen von Science Photo Library; diese Bilder dienen nur Demonstrationszwecken und jede darauf abgebildete Person ist ein Model. Das Bild oben rechts auf S. 132 wurde mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin, Beth (www.flickr.com/photos/bethann_k) aus Wikimedia Commons übertragen. Das Bild unten links auf S. 132 wurde mit freundlicher Genehmigung von MaxPixel (maxpixel.freegreatpicture.com) aus MaxPixel übertragen. Das Bild auf S. 187 wurde mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, Mpj29 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Front_of_Sensory_Homunculus.gif) aus Wikimedia Commons übertragen. Das Bild auf S. 210 wurde mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, Alex E. Proimos (www.flickr.com/photos/proimos) aus Wikimedia Commons übertragen.

Die Bilder der Copper Sky Lodge auf S. 201 wurden mit freundlicher Genehmigung von Nancy Cunningham verwendet.

Die Bilder des Deerhurst Nursing Home auf S. 203 wurden mit freundlicher Genehmigung von Lesley Hobbs verwendet.

Die Bilder von The Royal Star und Garter Home auf S. 202 wurden mit freundlicher Genehmigung von Michelle Danks verwendet.

Die Bilder des Clydach Court Residential Care Home auf S. 201 wurden mit freundlicher Genehmigung von Sharon Griffith verwendet.

Vorwort von Danuta Lipinska

Ab dem Zeitpunkt unserer Empfängnis berühren wir und werden berührt. Diese Erfahrungen begleiten uns durch unser ganzes Leben, wie lang oder kurz, schön oder traumatisch es auch sein möge, und meistens nehmen wir sie als selbstverständlich hin. Luke Tanners inspirierendes und informatives Buch führt uns anschaulich vor Augen, wie wichtig dieser Sinn ist, sowohl für uns selbst als Menschen wie auch für unsere Beziehungen mit der Außenwelt.

Wie aktuelle statistische Zahlen nahelegen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass immer mehr Menschen, auch die, die wir lieben, eine Demenz entwickeln. Doch in den heutigen modernen Pflegeumgebungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass Risiken vermieden werden und „Berührung nur im Rahmen von Aufgaben stattfinden“, lassen selbst Pflegemodelle mit bewährter Praxis, bedingt durch unzureichendes Wissen, Furcht und mangelndes Vertrauen, informierten und proaktiven Umgang mit Berührungen vermissen. Dieses Buch konfrontiert uns hautnah mit der Bedeutung von Berührungen, ohne die wir alle verkümmern und zugrunde gehen würden. Es kontrastiert die subjektiven Wahrnehmungen von Demenzpatienten mit unseren und ist in einem persönlichen, aber professionellen Stil geschrieben, der uns ermutigt, unsere Methoden zu überprüfen und uns zu fragen, wie wir Menschen mit Demenz behutsamer unterstützen können.

Das Buch ist ein Geschenk an alle, deren Aufgabe es ist, Männer und Frauen mit Demenz professionell zu pflegen und zu unterstützen, kurzum, ich finde, es ist genau das, worauf wir alle gewartet haben.

Luke Tanner vermittelt in seinem Buch seine umfangreichen Erkenntnisse und Erfahrungen als Massagetherapeut und Ausbildungstrainer in diversen Pflegeumgebungen für Menschen mit Demenz und gibt Einblick in seine neue Rolle als Vater dieses praktischen Ansatzes. Seine umfangreichen und profunden Erkenntnisse und Erfahrungen geben uns Lesern die Gewissheit, in guten Händen zu sein. Der Text verzichtet auf Fachterminologie und ist weder dogmatisch noch auf Selbstdarstellung aus, er ist poetisch, doch überzeugend. Er zeugt von zahllosen Stunden, angefüllt mit harter Arbeit, Gesprächen und therapeutischen Beziehungen, und stärkt unser Vertrauen in eine Arbeit, die auf Forschung, Erfahrung und Integrität basiert.

Die Integration von Berührungen in die Versorgung von Menschen mit Demenzist ein Musterbeispiel für Authentizität, Klarheit, Aufrichtigkeit, Offenheit und Verständlichkeit. Erreicht wird dies durch reflektive Praxis, persönliche Geschichten, konkrete Beispiele, einfache Erklärungen komplexer Sachverhalte, anschauliche Vignetten und eine Vielzahl inspirierender, sinnvoller Übungen. Unprätentiös präsentiert Luke Tanner am Beispiel seiner kleinen Tochter seine eigenen Bedürfnisse und Wahrnehmungen von Berührungen und vermittelt so auf leicht verständliche Art, wie frühe Wahrnehmungen von Berührungen uns bis ins Erwachsenenalter begleiten, egal ob wir Demenz haben oder nicht.

Man wird im Zusammenhang mit dem Thema Berührungen schwerlich eine treffendere und klarere Beschreibung der Bindungstheorie finden. Wir erfahren konkret, wie wir unser Verhalten an bestimmte Bindungsstile anpassen können. Hilfreich ist auch die Bezugnahme auf Gesetze, die die Zustimmung und geistigen Fähigkeiten betreffen und vereinfacht dargestellt werden, um uns nicht zu überfordern.

In den einzelnen Kapiteln werden die Rolle der person-zentrierten Pflege und die verschiedenen Berührungsarten auf eine leicht verständliche Art präsentiert, die unser Wissen erweitert und uns entweder veranlasst, unsere Arbeitsweise umgehend zu verändern oder sie bestätigt. Wir lernen bewährte Übungen kennen, die wir am Arbeitsplatz weitergeben können, und erfahren, wie es durch Veränderungen unserer Sprache gelingt, unsere Intentionen und erwünschten Ergebnisse besser zu reflektieren.

Luke Tanner kritisiert weder unsere aktuelle Praxis oder Vorgehensweise, noch präsentiert er seinen Ansatz dogmatisch als die wahre Alternative, wenn er schreibt:

Berührungen sind und können in der Demenzpflege niemals eine Randerscheinung sein.

Sie sind ein zentraler Aspekt, der großen Einfluss auf die Lebensqualität der Menschen hat; sie können Beziehungen aufbauen oder zerstören, Leid erzeugen oder lindern, die Persönlichkeit zerstören oder stärken, die Autonomie fördern oder sabotieren. Zerstören sie die Persönlichkeit, summieren sich die Wahrnehmung von Berührungen im Rahmen der Pflege und die Wahrnehmung der Demenz und verstärken so die verhaltensbezogenen und psychologischen Symptome der Demenz.

Luke Tanner nimmt die Gefühle und Reaktionen von Menschen mit Demenz, ihren Betreuern und ihren Verwandten akribisch wahr und würdigt sie entsprechend. Die Integration von Berührungen in die Versorgung von Menschen mit Demenz richtet sich vor allem an professionelle Betreuer, Pflegende und Manager von Pflegeheimen und vermittelt ihnen Erkenntnisse und Einblicke, die sie beim Thema Berührungen zu einem erfolgreichen Umgang mit Risiken ermutigen sollen. Dank Luke Tanners person-zentrierter Sichtweise, die Einzelpersonen und Beziehungen in den Blick nimmt, gelingt es uns, authentischere Möglichkeiten zu finden, andere zu berühren und uns berühren zu lassen. Auf den ersten Blick mag diese Gegenseitigkeit befremdlich erscheinen, doch dann wird uns wieder bewusst, dass es bei der echten Betreuung genau darum geht. Wir müssen zum Kern der Dinge vorstoßen. Ich habe mich bei der Lektüre des Buches dabei ertappt, dass ich mich mit den Betreuern, Verwandten und Menschen mit Demenz gefreut habe, wenn sie einander auf körperlicher und seelischer Ebene aufrichtig umarmten.

Danuta Lipinska, MA, RegMBACP (accred.)

Beraterin, Supervisorin, Trainingsberaterin,

Spezialistin für Alten- und Demenzpflege

Autorin von Menschen mit Demenz person-zentriert beraten.Dem Selbst eine Bedeutung geben (2010, Hogrefe Verlag)

Vorwort des deutschen Herausgebers

Der Weltkuschel- oder Knuddeltag (National Hugging Day) will immer am 21. Januar die Wichtigkeit von Umarmungen und Berührungen aufzeigen. Menschen organisieren Kuschelpartys und es werden kostenlose Umarmungen (Free Hugs) auf der Straße angeboten. Das ethisch verwerfliche und historisch nicht gesicherte Experiment des Stauferkönigs Friedrich II. um 1300, der Säuglinge von Ammen aufziehen ließ, ohne dass diese umarmt wurden, zeigt dass Berührungen lebensnotwendig sind. Die Säuglinge sind nach kurzer Zeit gestorben, obwohl ihre körperlichen Bedürfnisse erfüllt waren.

Der Psychologe, Martin Grunwald (2017), Leiter des weltweit einzigartigen Haptik-Labors der Universität Leipzig, zeigt in seinen Forschungen auf, dass der Tastsinn stärker mit der Psyche verbunden ist als der Seh- und Geruchssinn. Es gibt kein Säugetier, das sich ohne Berührung adäquat weiterentwickelt.

„Aus der Praxis für die Praxis“ so kann man die Vorgehensweise von Luke J. Tanner, dem Massage- und Körpertherapeut mit einer umfangreichen Expertise und Erfahrung in der Pflege von Menschen mit Demenz umschreiben. Sein Buch „Berührungen und Beziehungen bei Menschen mit Demenz. Ein person-zentrierter Zugang zu Berührung, Beziehung, Berührtsein und Demenz“ basiert auf jahrelangen Beobachtungen in britischen Pflegeheimen mit sehr unterschiedlichen Berührungskulturen. Es schließt eine große Lücke in der person-zentrierten Pflege und Betreuung und gleichzeitig eröffnet es neue Aufgabenbereiche für die professionell Pflegenden: es plädiert für einen spielerischen und suchenden Umgang mit Berührungen. Auch im neuen „Expertenstandard: Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ (DNQP, 2018) ist keine gesonderte Untersuchung über die Wirksamkeit und Notwendigkeit von freundschaftlichen Berührungsformen zu finden. Durch die sicherlich notwendige Professionalisierung von Pflegedienstleistungen sind freundschaftliche und auf Nähe basierende Berührungsformen durch eine missverstandene Angst vor Übergriffen in den Hintergrund getreten und gelten im „klinischen“ Pflegedienst häufig als Distanzüberschreitung und übergriffig. Professionelle oder emotionale Distanz wird zum Teil gefordert. Wenn berührt wird z.B. in der Körperpflege oder bei Transfers vom Bett auf den Rollstuhl, dann ist es ein Teil der pflegerischen Aufgabe und erwünscht. Eine Pflegefachperson verbringt im Durchschnitt etwa zwei Drittel ihres ganzen Handelns damit, Menschen zu berühren: Pflege ist auch „Handarbeit“. Darüber hinausgehende Berührungsformen, die nicht einem klinischen Zweck dienen, gelten nicht als Teil des pflegerischen Auftrages in einer Berührung vermeidenden Pflegekultur. Es ist ein Paradoxon: Obwohl zumindest im Pflegeheim viel berührt wird, leiden Bewohner, aber auch ältere Menschen im häuslichen Kontext, unter chronischen Berührungsmangel und wünschen sich mehr anteilnehmende und freundschaftliche Berührung außerhalb der Behandlungspflege. Das ist eine Form von emotionaler Vernachlässigung. Tom Kitwood (2017) nennt das eine maligne Pflegekultur.

In Pflegedokumentationen ist z.B. zu lesen, dass der Bewohner unkooperatives Verhalten in der Körperpflege bzw. der Widerstand gegen die Pflege zeigt. Anstatt sich zu überlegen, ob die Widerstände eventuell mit der distanzierenden und instrumentellen Berührungsart zu tun haben, wird es als Teil der dementiellen Erkrankung angesehen, weil keine kognitive Einsicht in die Notwendigkeit der Körperpflege besteht. Luke J. Tanner zeigt in eindrucksvollen Praxisbeispielen auf wie durch gezielte und anteilnehmende Beobachtung phantasievolle Alternativen gegenüber paternalistischen Pflegeinterventionen entwickelt werden können.

Hier gibt es sinnvolle Anknüpfungspunkte mit der Validationsmethode, die aber in manchen Ausformungen sich zu stark auf instrumentelle Techniken der verbalen und nonverbalen Kommunikation fokussiert. Der phänomenologisch-beschreibende Ansatz von Tanner ordnet sich nicht einer Methode unter und das ist sein Vorteil gegenüber normativen Pflegeinterventionen, weil offener und weniger dogmatisch.

Im deutschsprachigen Raum bietet das Konzept der Basalen Stimulation (Fröhlich, 2003) mit seiner Betonung der Leiblichkeit der menschlichen Existenz Anschlussmöglichkeiten für den Tannerschen Ansatz und ein fruchtbarer Austausch ist in Zukunft wünschenswert.

Für die Pflegepraxis sehr wertvoll wird dieses Buch durch seinen umfangreichen Anhang mit in der Praxis erprobten Beobachtungstools und Trainingsübungen, um im Pflege-Team die person-zentrierten Berührungsformen weiterzuentwickeln.

Luke J. Tanner hat dieses Buch nicht aus einer wissenschaftlichen Perspektive verfasst und verliert sich auch nicht in endlosen Diskussionen. Dennoch wartet es mit einer überzeugenden Systematik auf mit gleichzeitigen sehr persönlichen Erfahrungen und Praxisbeispielen. Dass eine gute Praxis aber auch Theorie braucht, zeigt sich bei Tanner darin, dass er sich sehr intensiv mit Kitwoods Bedürfnistheorie und der Bindungstheorie von John Bolwby (1979) auseinandersetzt und diese für die lebensnotwendigen Berührungen bei Menschen mit Demenz fruchtbar macht.

Ich wünsche diesem Buch viele Leser und dass es letztendlich das Wohlbefinden der Menschen unterstützt.

Carsten Niebergall im August 2018

Bowlby, J. (1979). The Making and Breaking of Affectional Bonds. London: Tavistock.

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege – DNQP (2018). Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz. Osnabrück: Hochschule Osnabrück.

Grunwald, M. (2017). Homo hapticus. Warum wir ohne Berührung nicht leben können. München: Droemer Knaur.

Kitwood T. (2016). Demenz (7. Aufl.). Bern: Hogrefe.

Fröhlich, A. (2016). Basale Stimulation in der Pflege – Das Arbeitsbuch (3. Aufl.). Bern: Hogrefe.

Würdigungen

„Luke Tanner hat einen umfassenden und detaillierten Ansatz für den Umgang mit Berührungen entwickelt, mit dem es gelingt, zwischenmenschliche Kontakte in allen Stadien der Demenz aufrechtzuerhalten und neu aufzubauen. Mit seinem Wissen und seiner Kompetenz verhilft er anderen zu neuen Sichtweisen, Kenntnisse und Fähigkeiten. Er vermittelt nützliche und effiziente Strategien, die die Anbieter von Pflegedienstleistungen befähigen, ihren Mitarbeitern durch strukturierte, individuelle Lernangebote den Schritt vom Betreuer zum Pflegepartner der Menschen mit Demenz zu ermöglichen. Die Arbeit von Luke Tanner ist ein Plädoyer für eine authentische person-zentrierte Ausbildung in der Demenzpflegekultur!“

Teepa Snow, international anerkannte Ausbilderin im Bereich Demenz und Initiatorin der Demenzpflegeberatung Positive ApproachTMto Care

„Luke Tanner vermittelt in diesem Buch seine umfangreichen Erkenntnisse und Erfahrungen als Massagetherapeut und Trainingsberater in diversen Pflegeumgebungen für Menschen mit Demenz und gibt Einblick in seine neue Rolle als Vater des „praktischen Ansatzes“. Seine umfangreichen und profunden Erkenntnisse und Erfahrungen … geben uns die Gewissheit, dass seine Arbeit auf Forschung, Erfahrung und Integrität basiert.“

Danuta Lipinska, Beraterin, Spezialistin für Alten- und Demenzpflege und Autorin von Menschen mit Demenz person-zentriert beraten

„Individuelle person-zentrierte Pflege ist von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Es gibt viele Ansätze, die dieses Ziel anstreben und entsprechende Strategien anbieten, die gegebenenfalls zur Verbesserung der Beziehungen beitragen. Luke Tanner verdient Anerkennung dafür, dass er den Umgang mit Berührungen als einen solchen Ansatz so eindrucksvoll dargestellt hat.“

Alistair Burns, Professor für Alterspschiatrie, Universität of Manchester

“Ich hatte noch nie ein Buch über Berührungen gelesen und fand dieses hier sehr inspirierend und informativ. Ich halte den darin empfohlenen Umgang mit Berührungen für äußerst effizient, wenn es darum geht, Kontakt zwischen Menschen herzustellen.

Als examinierte Pflegeperson, die Menschen mit Demenz unterstützt, sind Berührungen für mich ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der Kommunikation. Ich freue mich, dieses Buch den Mitgliedern meines Teams vorstellen zu können, damit sie die Chance haben, ihr Wissen über den Umgang mit Berührungen und deren emotionale Bedeutung zu erweitern.“

Anita Astle MBE, examinierte Pflegefachperson und Managerin des Wren Hall Nursing Home, Nottingham

Einleitung

Körperkontakt ist Routine in der pflegerischen Arbeit. Je mehr Hilfe eine Person braucht, umso mehr muss sie auf die eine oder andere Art berührt werden. Professionelle Betreuer gehören zu den Menschen, die ihr Leben lang andere Menschen berühren und von diesen berührt werden. Dennoch haben professionelle Betreuer selten Gelegenheit der Frage nachzugehen, welche Bedeutung Berührungen im Rahmen ihrer Arbeit haben oder wie sie sich auf die von ihnen zu betreuenden Menschen auswirken. Infolgedessen führt die Frage, was in puncto Berührungen angemessen ist, häufig zu großer Verwirrung in den professionellen Pflegesettings. Addiert man zu dieser Verwirrung die mit der Berührung verletzlicher Menschen verbundenen Risiken hinzu, gibt es zahlreiche Gründe, die viele Betreuer daran zweifeln lassen, ob die professionelle Pflege der richtige Ort für körperliche Zuneigung ist. Da über Berührungen im Rahmen der professionellen Pflege und Pflegebeziehungen nicht gezielt diskutiert und debattiert wird, werden die Einstellungen gegenüber Berührungen im Bereich der Pflege oft von Gesprächen über Misshandlung, Ausbeutung und Gerichtsverfahren verdrängt.

Obwohl viele Gesundheitsfachleute die Begriffe „emotional distanziert“ und „professioneller Distanz“ ablehnen, haben viele professionelle Betreuer Angst, den Menschen, die sie betreuen, „zu nahe“ zu kommen. Anders ausgedrückt, professionelle Betreuer haben keine Ahnung, wie viel oder wie wenig Abstand sie halten sollten – 100 cm, 50 cm, 25 cm? Natürlich ist es völlig absurd, einen genauen Abstand anzugeben! Denn es ist metaphorisch und nicht wortwörtlich gemeint, wenn wir sagen, dass uns jemand „nahe“ oder „weniger nahe“ steht. Wir meinen also die Qualität der Beziehungen zwischen Menschen und nicht den konkreten Abstand zwischen ihnen. In Pflegesettings, in denen Berührungen tabu sind, hat dies unweigerlich Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Menschen, die dort leben und denen, die dort arbeiten. Schließlich haben wir die engsten, innigsten und vertrauensvollsten Beziehungen in der Regel zu den Menschen, die wir freundschaftlich berühren: Wir halten beispielsweise ihre Hand, begrüßen sie mit der „high five“, lehnen uns an sie an, umarmen, küssen, streicheln sie oder raufen mit ihnen (ich hatte einen großen Bruder!). In der Tat haben wir die längsten und engsten Beziehungen zu Menschen, die wir auf diese Art und Weise berühren und in der Regel bedeuten uns diese Beziehungen auch am meisten. Es sind Beziehungen, zu denen wir in schwierigen Zeiten Zuflucht nehmen, die uns das Gefühl geben, dazuzugehören, geliebt zu werden und die uns zeigen, wer wir sind. In diesem Buch geht es um solche Beziehungen und um Berührungen. Denn wie wir einander berühren, beeinflusst unweigerlich unsere Beziehung zueinander. Freundschaftliche Berührungen spielen in der Tat eine wichtige Rolle für den Erhalt der Beziehungen, die für unser Wohlbefinden von Belang sind. Finden Berührungen in der Demenzpflege nur im Rahmen von Behandlungen und der Durchführung von Aufgaben statt, werden es Betreuer schwer haben, Beziehungen aufzubauen, die Menschen mit Demenz brauchen, um sich geliebt, sicher und geborgen zu fühlen.

Während meiner Recherche für dieses Buch bin ich Betreuern begegnet, die außergewöhnlich geschickt im Umgang mit Berührungen waren. Sie waren jedoch weder ausgebildete Massagetherapeuten noch wendeten sie komplizierte Techniken an. Wahrscheinlich war ihnen nicht einmal bewusst, wie gut sie es schafften, mit ihren Berührungen auf die elementaren Bedürfnisse der Betroffenen zu reagieren, weil sie einfach intuitiv das Richtige taten. Es wirkte genauso natürlich wie ein Vater, der auf dem Sofa mit seinem Kind kuschelt, wie Kinder, die zusammenspielen, wie Partner, die einander trösten, wie eine Mutter, die ihr Baby beruhigt oder wie Freunde, die einander beglückwünschen. Es waren elementare Fähigkeiten, die sie im Laufe ihres Lebens gelernt hatten. Einer Betreuerin wurde dies bewusst, als sie mir beschrieb, wie sie eine Frau, die Kummer hatte, während eines Besuches in deren Heim in Monmouthshire, Südwales, getröstet hatte. Beim Erzählen ihrer Geschichte musste die Betreuerin plötzlich an eine Situation denken, die sie als Kind erlebte und ihr wurde klar, dass sie sich einfach so verhielt wie ihre Mutter, wenn sie Kummer hatte: „Sie berührte und streichelte mein Haar und ich beruhigte mich schnell und hörte auf zu weinen.“ Diese Betreuerin hatte erkannt, dass sie ihre Fähigkeit, andere zu trösten und zu beruhigen, der Erfahrung verdankte, dass sie selbst getröstet und beruhigt worden war. Dieses natürliche oder intuitive Verhalten kann und sollte seinen Platz in der Praxis der Demenzpflege haben. Die Anbieter von Pflegedienstleistungen werden mit Sicherheit Probleme bekommen, wenn sie speziellen Interventionen, Technologien und professionellen Techniken mehr vertrauen als diesen elementaren menschlichen Verhaltensweisen.

Ziel dieses Buches ist es, das Vertrauen in Berührungen wiederherzustellen und die Hindernisse zu benennen und zu eliminieren, die Menschen davon abhalten, sich anderen gegenüber menschlich zu verhalten. Meine Arbeit als Therapeut, Trainer und Berater hat es mir ermöglicht, viele Betreuer und Pflegeheimmitarbeiter in ganz Irland und dem Vereinigten Königreich auf das Thema Berührungen anzusprechen und darüber zu diskutieren. Dabei bin ich auf Faktoren aufmerksam geworden, die Menschen davon abhalten können, auf hilfreiche Art und Weise mit Menschen in Berührung zu kommen. Diese Faktoren sind:

die persönliche Einstellung gegenüber Berührung,feste Überzeugungen in puncto Berührungen in der Pflege,feste Überzeugungen in puncto alte Menschen und Menschen mit Demenz,routineabhängige Pflege und Aufgabenorientiertheit,Furcht vor Missbrauchsanschuldigungen,Bedenken wegen der Meinung anderer Leute,Mobiliar und Gestaltung von Gesellschaftsräumen.

Wahrscheinlich wird es uns nicht gelingen, die Einstellung von Menschen gegenüber Berührungen zu verändern, aber wir können viele andere Dinge verändern, die Teil der Pflegekultur sind. In diesem Buch geht es nicht darum, Menschen empfindsamer zu machen als sie sein wollen, es geht vielmehr darum, ihr Wissen über Berührungen zu erweitern, um zu erreichen, dass die Pflegekultur person-zentrierter wird. Folglich greift das Buch auch Themen auf, die die Bedeutung, die Durchführung und die Auswirkungen von Berührungen im Kontext des normalen Lebens und im Kontext professioneller Demenzpflegesettings betrachten.

Den Lesern wird auffallen, dass das Buch in einem sehr persönlichen Stil geschrieben ist. Es schildert persönliche Wahrnehmungen von Beziehungen, die im Rahmen von und durch verschiedene Kontakte aufgebaut, gepflegt und aufrechterhalten wurden. So begann meine Arbeit über Berührungen. Alles fing an in einem kleinen Pflegeheim in West Sussex und mit dem Kontakt zu Great Aunt Gladys. Als sie die Bedeutung von Worten immer weniger verstand, wurden Berührungen zunehmend wichtiger für sie. Ich lernte nicht nur das Potenzial von Berührungen kennen, sondern auch die negativen Auswirkungen einer funktionalen, aufgabenorientierten Pflegekultur. Bald nach ihrem Tod begann ich meine Arbeit als Massagetherapeut in Pflegeheimen für Menschen mit Demenz. Dabei kam ich in Kontakt mit den Tanten und älteren Verwandten anderer Menschen. In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt und erkannt, dass Berührungen und Körpersprache die therapeutische Beziehung prägen und dass die Pflegekultur Einfluss darauf hat, wie Menschen einander berühren. In einem Pflegeheim wurde eine Handmassage eher akzeptiert als die Massage anderer Körperteile. In einem anderen Pflegeheim wurde die therapeutische Massage akzeptiert, aber Umarmungen waren tabu. Eine Frau, die in diesem Heim lebte, fand dies ziemlich seltsam und sie fragte: „Braucht eine Hand denn wirklich eine Massage?“ Als ich über ihre Frage nachdachte, musste ich zugeben, dass eine Hand, wenn überhaupt, dann nur äußerst selten eine Massage braucht! Was Menschen allerdings manchmal brauchen ist: eine Hand zu halten oder einen anderen Menschen zu halten oder jemandem körperlich nahe zu sein.

Ich hatte auch das Glück, in wirklich vorbildlichen Pflegeheimen zu arbeiten, in denen die Menschen, die dort lebten und diejenigen, die dort arbeiteten, die Möglichkeit und die Freiheit hatten, den ganzen Tag mit anderen auf sinnvolle Art in Kontakt zu treten. In meiner Funktion als Massagetherapeut hatte ich mir vorgenommen, den Menschen jede Woche einige Momente der Sicherheit, des Wohlbefindens und der Verbundenheit zu bereiten. In manchen Pflegekulturen wurde jedoch darauf geachtet, dass es jeden Tag möglichst viele von diesen Momenten gab. Zudem war jeder Mitarbeiter angehalten, solche Momente zu ermöglichen. Durch den Kontakt zu den Menschen, die in diesen Pflegesettings lebten und denen, die dort arbeiteten, lernte ich, wie eine person-zentrierte Pflegekultur aussieht, sich anhört und anfühlt. Ohne diesen Kontakt hätte ich vielleicht nicht geglaubt, dass es möglich ist, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen mit Demenz sich sicher, frei und leistungsfähig fühlen. Die Entdeckung dieser besonderen Heime hat mich veranlasst, den Fokus meiner Arbeit zu verändern und anstatt einer Berührungstherapie für Einzelpersonen eine therapeutische Berührungskultur zu entwickeln. Obwohl das Buch die Literatur zum Thema Berührungen einbezieht, beruht es im Wesentlichen darauf, dass ich mir die Zeit genommen habe, Menschen, die im Bereich der Demenzversorgung leben und die, die dort arbeiten, zu beobachten, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu sprechen und sie zu berühren (das klingt sonderbar!). Die Menschen in diesen Pflegeheimen haben also einen maßgeblichen Beitrag zu diesem Buch geleistet. Sie haben mich gezwungen, jede Idee und jede Theorie über Berührungen im Kontext ihrer subjektiven Wahrnehmungen zu überprüfen und zu evaluieren. Aus diesem Grunde bin ich sicher, dass dieses Buch sich ausschließlich mit den Themen befasst, die maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie die Pflege von den Betroffenen wahrgenommen wird.

Ein Mensch hat das Buch unwissentlich und auf unerwartete Art und Weise geprägt – meine Tochter Rori. Ohne ihre Geburt, die in die Zeit fiel, kurz bevor ich mit dem Schreiben begann, wäre ein völlig anderes Buch entstanden. Durch den Kontakt zu Rori habe ich sehr viel über die Rolle von Berührungen in der Pflege gelernt – wie die Wahrnehmung von Berührungen ihr Befinden beeinflusst (Kap. 4), wie sich die Berührung von Dingen auf ihr weiteres Verhalten auswirkt (Kap. 12) und natürlich die Angst und Verzweiflung der Betreuer, wenn sie mit „Widerstand gegen die Pflege“ konfrontiert werden (Kap. 10). Wenn man Erkenntnisse über die Rolle von Berührungen in der Pflege gewinnen will und dabei auf persönlichen Erfahrungen setzt, gilt dies in vielen professionellen Zirkeln als kontraproduktiv (in einigen der überwiegend akademisch und wissenschaftlich orientierten sogar als tabu). Doch genau dieses Wissen ist wichtig für person-zentrierte Pflegeansätze, die ihre Existenz der Tatsache verdanken, dass wir uns mit unseren emotionalen Bedürfnissen und den Erfahrungen und Beziehungen, die uns zu der Person machen, die wir sind, auseinandergesetzt haben. Wir brauchen unser Selbstgefühl für unsere person-zentrierte Praxis. Ohne dieses Wissen mangelt es der Pflege nicht nur an Bedeutung, sondern auch an gesundem Menschenverstand. „Experten“ oder „Spezialisten“ für person-zentrierte Pflege demenzkranker Menschen können die subjektive Wahrnehmung der Pflege nur dann verbessern, wenn ihre Erkenntnisse von eigenen Erfahrungen abgeleitet sind. Das heißt, wir können uns gegenseitig helfen, Experten für person-zentrierte Pflege zu werden, wenn wir einander auffordern zu bedenken, was uns zu der Person macht, die wir sind. Bitte nutzen Sie die in den folgenden Kapiteln präsentierten Ideen, Erkenntnisse und Übungen in diesem Sinn.

Kapitel 1 diskutiert den Umgang der Betreuer mit Berührungen im Kontext der Pflegekultur und stellt vier verschiedene Berührungskulturen vor, die auf unterschiedlichen Pflegemodellen basieren. Wenn wir das Pflegemodell kennen, in dem wir arbeiten, können wir die Bedeutung von Berührungen in unseren Pflege-Settings nachhaltig verändern.

Kapitel 2 enthält eine Liste mit unterschiedlichen Berührungsarten, die als Ausgangsbasis für ergiebige Diskussionen und Debatten über die Rolle von Berührungen in der Pflege genutzt werden können. Da diese Diskussionen auf verschiedene Arten der Kontaktaufnahme sowie deren Platz in der Demenzpflege eingehen, berühren sie wichtige Themen und Belange und offenbaren den Umgang des jeweiligen Settings mit Berührungen.

In Kapitel 3 geht es um die subjektive Wahrnehmung von Berührungen und um Faktoren, die sie beeinflussen. Die Kenntnis dieser Faktoren und die Auswirkungen einer kognitiven Beeinträchtigung auf diese lässt uns die Rolle von Berührungen in der Pflege und die demenzbedingte, veränderte Einstellung gegenüber Berührungen besser verstehen.

Kapitel 4 präsentierte wichtige Konzepte der Bindungstheorie und zeigt auf, dass die Wahrnehmung von Bindungen in den ersten Lebensjahren die Einstellung gegenüber Berührungen und Betreuung das ganze Leben bis ins hohe Alter beeinflussen kann. Viele Menschen mit Demenz lehnen es ab, Kontakt zu ihren Betreuern zu haben oder sich von ihnen trösten zu lassen. Dies erweckt oft den Anschein, als könnten oder wollten diese Menschen sich nicht helfen lassen. Die Aufklärung über instabile Bindungsstile hilft den Betreuern, manch eigenartige und oft schwer erträgliche Verhaltensweisen besser zu verstehen und zeigt ihnen, wie sie ihren Umgang mit Berührungen und pflegerischer Betreuung verändern können, damit sie Menschen mit instabilem Bindungsstil besser betreuen und leichter Kontakt zu ihnen aufzunehmen können.

Kapitel 5 führt einige der bereits angesprochenen Themen und Probleme weiter aus und schildert die Angst, Unsicherheit und Verwirrtheit, die die Erfahrung der Demenz mit sich bringen kann. Es zeigt auf, wie es kommt, dass diese Stress auslösende und sehr befremdliche Situation die Betroffenen für die Körpersprache anderer und deren Umgang mit Berührungen sensibilisiert. Dies bedeutet, es hängt maßgeblich von der Körpersprache des Betreuers und dessen Umgang mit Berührungen ab, wie Menschen mit Demenz sich in jedem Moment fühlen. Um einige dieser für Betreuer sehr belastenden Verhaltensweisen zu mildern, wird ihnen geraten, langsam zu gehen, sich häufiger hinzusetzen, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen.

Kapitel 6 widmet sich dem Thema Zustimmung zu Berührungen. Da eine kognitive Beeinträchtigung die Fähigkeit, eine informierte Zustimmung zu geben, einschränken kann, haben die Betreuer oft Bedenken, ob die Menschen mit Demenz mit einer Berührung einverstanden sind. Diese unklare Situation lässt sie befürchten, man könnte ihnen Fehlverhalten und/oder Missbrauch vorwerfen. Das Kapitel geht auf diese Befürchtungen ein und benennt körperliche Signale, die Wohlbefinden oder Unbehagen anzeigen, etwa ein bestimmter Gesichtsausdruck oder die Atmung. Da diese Signale Reaktionen des autonomen Nervensystems auf Berührungen sind, werden hier nonverbale Indikatoren genannt, die Zustimmung zuverlässig anzeigen. Betreuer, die die nonverbalen Anzeichen der Zustimmung kennen, können besser einschätzen, ob die Reaktion des Empfängers auf eine Berührung ihren pflegerischen Zielen entspricht.

Auf der Basis von Tom Kitwoods Modell der Bedürfnisse und verschiedenen Bildern, die Berührungen in alltäglichen sozialen Interaktionen zeigen, präsentiert Kapitel 7 ein System, das die Rolle von Berührung in der person-zentrierten Pflege erläutert. Aus der Darstellung des Zusammenhangs zwischen den verschiedenen Berührungsarten und den unterschiedlichen emotionalen Bedürfnissen geht hervor, dass „person-zentrierte Berührungen“ im Hinblick auf die Stärkung der Persönlichkeit und die Förderung des Wohlbefindens eine maßgebliche Rolle spielen.

Kapitel 8 beschäftigt sich intensiver mit person-zentrierten Berührungen, um über die Rolle von Beziehungen in der person-zentrierten Pflege aufzuklären. Person-zentrierte Berührungen sind Ausdruck einer Beziehung, die auf die emotionalen Bedürfnisse einer Person reagiert. Die Auseinandersetzung mit Beziehungen bringt das Thema Intimität in der professionellen Pflege ins Spiel und benennt eine Reihe von Faktoren, die die Entwicklung person-zentrierter Beziehungen verhindern.

In Kapitel 9 werden person-zentrierte und zielorientierte Berührungen, die Teil pflegerischer Aufgaben sind, verglichen und gegenübergestellt. Es wird zeigt, dass „aufgabenorientierte Berührungen“ in der Demenzpflege beinahe allgegenwärtig sind und den Lesern wird vor Augen geführt, wie die Beziehungen aussehen, die durch solche Berührungsart entstehen und wie sich diese auf die Persönlichkeit und das Wohlbefinden auswirken.

Kapitel 10 legt dar, wie eine schwere kognitive Beeinträchtigung die Wahrnehmung aufgabenorientierter Berührungen verändern kann. Betreuer, die über Berührungen und die Auswirkungen einer Demenz Bescheid wissen, sehen Berührungen im Rahmen von Pflegeroutinen in einem völlig anderen Licht. Aufgabenorientierte Berührungen werden von Menschen, die nicht logisch denken können, oft als Tortur empfunden. Betreuer, die Berührungen unter diesem Blickwinkel betrachten, können den „Widerstand gegen die Pflege“ deutlich besser nachempfinden. Das Kapitel enthält zudem eine Reihe von inspirierenden Beispielen, die zeigen, wie kreativ die Betreuer vorgegangen sind, um Betroffene, die nicht logisch denken können, zu motivieren, der Durchführung pflegerischer Aufgaben zuzustimmen. Die praktischen Richtlinien am Ende des Kapitels zeigen, wie Betreuer Betroffene zur „nicht kognitiven Zustimmung“ motivieren können, wenn diese aufgrund mangelnder geistiger Fähigkeiten Widerstand gegen die Pflege leisten.

Kapitel 11 setzt sich mit dem umstrittenen Thema erotischer Berührungen zwischen Menschen mit Demenz auseinander. Da dies in den Settings der stationären Pflege häufig als Verhalten wahrgenommen wird, das behandelt und unterdrückt werden muss, stellt dieses Kapitel einen alternativen Ansatz vor, der das Bedürfnis nach sexueller Intimität anerkennt und die beteiligten Menschen stärkt.

In Kapitel 12 geht es nicht mehr um interpersonelle Berührungen, sondern um das Berühren von Dingen. Es beleuchtet die Nachteile von tristen, unpersönlichen Pflegeumgebungen, in denen alles vor Menschen mit Demenz sicher verwahrt wird, und es macht deutlich, in welchem Ausmaß Dinge (ja, ich meine wirklich Dinge!) unsere Gefühle, unser Verhalten und unsere Identität prägen.

Jedes Kapitel enthält Maßnahmen zur Veränderung der Kultur, die den einzelnen Betreuern helfen, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen, und Anbieter von Pflegedienstleistungen in die Lage versetzen, einen Praxisentwicklungsprozess zu starten, der die Vorzüge von Berührungen in der Pflege maximiert und das Potenzial für Missbrauch minimiert.

Das Buch enthält durchgängig Verweise auf die Trainingsübungen in den Anhängen, die den Betreuern die Möglichkeit bieten, durch Erfahrung, Reflexion und Analyse mehr über Berührungen zu erfahren. Das Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit der Berührungskultur in professionellen Pflegesettings, aber es enthält auch eine Fülle von Informationen, Beispielen und Anleitungen, die wichtig sind für Menschen, die eine Person mit Demenz betreuen oder sich um sie sorgen. Das Buch thematisiert sowohl die Rolle von Berührungen in der Pflegeindustrie als auch die von Berührungen innerhalb von Pflegebeziehungen im Allgemeinen. Unabhängig davon, ob Sie Betreuer, Pflegeperson, Manager, Beauftragter, Gesundheitsexperte, Vormund, pflegender Familienangehöriger, Wissenschaftler oder Forscher auf dem Gebiet Berührungen sind, möchte ich Sie einladen, mit mir gemeinsam das Thema Berührungen zu erforschen und darauf zu vertrauen, dass Sie, genau wie ich, mehr darüber erfahren, was person-zentrierte Pflege ausmacht.

1 Pflegemodelle und Berührungskulturen

„Ja, uns wurde gesagt, wir sollen sie nicht in den Arm nehmen, aber manchmal kann ich einfach nicht anders!“

(Äußerung einer Betreuerin, die in einem Pflegeheim für Menschen mit Demenz arbeitet)

Ich habe gehört, wie eine Betreuerin in einem Pflegeheim für Menschen mit Demenz, in dem ich als Massagetherapeut gearbeitet habe, dies sagte. Als ich diese Äußerung zum ersten Mal hörte, war ich schockiert, doch nachdem ich das Thema Berührungen mit einer großen Anzahl von Betreuern diskutiert habe, sind mir Äußerungen dieser Art inzwischen vertraut und sie haben mich veranlasst, mich mit folgende Fragen auseinanderzusetzen:

Wer hat ihr gesagt, dass freundschaftliche Arten der Berührung verboten sind?Wie würde ich mich fühlen, wenn ich eine von „ihnen“ wäre?Warum fiel es der Mitarbeiterin schwer, sich an das Verbot zu halten?Warum wird eine Massage akzeptiert und warum ist eine Umarmung verboten?Was ist, aus Sicht des Empfängers, der Unterschied zwischen einer Umarmung und einer Massage?Inwiefern wird diese Sicht durch die Erfahrung einer kognitiven Beeinträchtigung beeinflusst?

Die Betreuerin hat diese Äußerung gegenüber einem Familienangehörigen eines Pflegeheimbewohners gemacht. Es war die Tochter eines Herrn, den ich als Massagetherapeut besucht hatte. Die Tochter war über die Äußerung der Betreuerin, es sei besser, wenn die Mitarbeiter, den von ihnen zu betreuenden Menschen nicht zu nahekommen, nicht weiter verwundert. Obwohl ich erst seit ein paar Wochen in dem Heim arbeitete, hatte ich schon mehrere Bewohner in den Arm genommen. Ich fragte mich, ob die anderen dachten, ich käme den Bewohnern „zu nahe“. Bei meiner Einführung in den Dienst hatte man mir nicht gesagt, ich solle „sie nicht umarmen“, deshalb wusste ich nicht, woher die Einstellung gegenüber Berührungen kam. Es war eindeutig nicht die Meinung der Betreuerin, denn die hatte ja gesagt, dieses Berührungsverbot sei eine Anweisung, die für sie nicht leicht einzuhalten sei! In den folgenden Monaten stellte ich fest, dass diese Einstellung gegenüber Berührungen einfach existierte. Sie kam weder von einer bestimmten Person noch stammte sie aus einem Trainingsprogramm oder schriftlichen Richtlinien, sondern sie war einfach Teil der Kultur des Pflegeheims. Die Atmosphäre war, was Berührungen anbelangte, geprägt von Misstrauen und Skepsis.

Ich erinnere mich noch an die besorgten Blicke von zwei Betreuerinnen, als ich einer Frau, die ich wegen einer Massage besuchte, erlaubte, zehn Minuten ihren Kopf auf meine Schulter zu legen. Etwas später kam eine Pflegeperson zu mir mit weiteren Formularen, die ich ausfüllen sollte und erklärte mir, ich solle genau aufschreiben, was bei jeder Massage passiert. Mir wurde gesagt, diese zusätzliche Arbeit diene „meiner eigenen Sicherheit“. Ich fragte mich, wovor ich beschützt werden musste und war noch stärker verunsichert, was die Mitarbeiter wohl von mir dachten. Es passierte regelmäßig bei meinen Besuchen, dass ich die Hand eines Bewohners hielt, einem Bewohner über den Kopf strich, dass die Bewohner sich an mich lehnten oder mich in den Arm nahmen; viele Bewohner hatten oft Angst, fühlten sich nutzlos und allein gelassen. Angesichts dessen schien mir eine Umarmung sehr viel tröstlicher als eine Massage. Denn im normalen Leben trösten wir Menschen, die Kummer haben, ja auch nicht mit einer Massage, sondern mit einer Umarmung oder einer anderen freundschaftlichen Berührung. Dennoch hielt man in diesem Heim für Menschen, die Kummer hatten, eine Massage für die geeignetere Lösung als eine Umarmung. Welch merkwürdige Situation; viele Heimmitarbeiter riskierten eine Berührung nur, wenn diese wie eine Behandlung oder eine klinische Maßnahme aussah. Dies hatte für mich eine unsinnige Schreibarbeit zur Folge – und so kam es, dass ich Handhalten als „Handmassage“ und meine Umarmung als „Rückenmassage“ dokumentierte!

Wenn heute ein Anbieter von Pflegedienstleistungen verkündet, er glaube an die Bedeutung von Berührungen und stolz darauf hinweist, er biete Massagen an, werde ich misstrauisch! Denn ich befürchte, dies bedeutet, dass Menschen, die ängstlich, eingeschüchtert und alleine sind, eine professionelle Handmassage bekommen anstatt eine Person, die ihre Hand hält, oder einen Freund, der sie in den Arm nimmt. Um die Vorzüge von Berührungen zu maximieren und die durch den Umgang mit Berührungen erzielten Verbesserungen zu erhalten, muss unsere Pflegekultur verändert werden, und zwar deshalb, weil die Durchführung, Bedeutung und Auswirkung von Berührungen im Rahmen der Pflege maßgeblich von der vorherrschenden Kultur geprägt werden. Pflegekulturen sind gekennzeichnet durch die Art und Weise, in der die Pflege organisiert, durchgeführt und evaluiert wird sowie durch die Werte und Prinzipien, die diese Prozesse strukturieren und beeinflussen. Diese Faktoren haben unweigerlich Auswirkungen auf die Menschen, die davon abhängig sind, denn sie beeinflussen die sozialen Rollen, die Beziehungen, die Kommunikation, die Qualität von Interaktionen, die Gestaltung der Umgebung und natürlich auch den Umgang mit Berührungen und die Einstellungen gegenüber diesen. Um die Rolle von Berührungen innerhalb eines Pflegedienstes zu erkennen und zu beeinflussen, muss man sich mit seiner Pflegekultur auseinanderzusetzen.

Offenbar gibt es große Uneinigkeit, was dieses Thema anbelangt. Es kommt vor, dass Betreuer, die in dem gleichen Pflegesetting arbeiten, unterschiedliche Auffassungen darüber vertreten, welche Berührungsarten in der Versorgung von Menschen mit Demenz angemessen sind, und von Pflegeheim zu Pflegeheim wird der Umgang mit Berührungen oft sehr unterschiedlich gehandhabt. Doch in beiden Fällen gibt die Art und Weise, wie das Pflegeteam mit Berührungen umgeht, Aufschluss über das Pflegemodell. David Sheard beschreibt vier unterschiedliche Pflegemodelle: klinische, gemischte, kreative und kongruente (Sheard, 2014). Jedes Pflegemodell ist geprägt durch die Pflegephilosophie, die Werte und Überzeugungen, die Qualität der Beziehungen und das Ausbildungskonzept