Best of Menschheitsgeschichte - Thore W. Masge - E-Book

Best of Menschheitsgeschichte E-Book

Thore W. Masge

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Beschreibung

Die Erde, ein friedlicher Planet am Rande der Milchstraße, beherbergt ganz unfreiwillig die vermeintliche Krone der Schöpfung: den Menschen … glaubt dieser jedenfalls. Aber nun bringen wir den Wecker zum Sambatanzen. Die objektive Wahrheit entlarvt den Menschen als das sonderbarste, widersprüchlichste und unwirklichste Geschöpf aller Galaxien, aber beim besten Willen nicht als eine Spezies, die in einem Atemzug mit den Worten "geistreich" oder "weise" zu nennen wäre. Das mindert aber keinesfalls die Präsenz, die der Erdling in den Weiten des Weltraums genießt, ganz im Gegenteil, er kommt einer süchtig machenden Droge gleich. Nein, nicht als kleiner Snack oder Trip für zwischendurch, sondern als Hauptdarsteller in den fantastischen Telepathieshows. Aber was wäre die Menschheit ohne ein wenig Hilfe durch die intergalaktischen Wohltäter? Richtig, erst gar nicht entstanden oder schon längst wieder ausgestorben. Kein Wunder bei der Einfältigkeit, der Kriegslüsternheit und der zwangserotischen Beziehung zu den Papierhaufen namens "Geld". Hat der Mensch wirklich den Alkohol erfunden? Ist Area 51 eine Band? Gibt oder gab es Wesen wie Trump oder Hitler wirklich? Hatten da vielleicht außerirdische Wissenschaftler, interstellare Pauschaltouristen oder der omnipotente Zufall die Finger im Spiel? Weltbewegende Fragen über Fragen. Wer die Antworten möchte: bitte die soziale Hängematte in die aufrechte Position gefahren, den Kadaver anschnallen und los geht's mit der gnadenlosen Reise in die Abgründe der Simplizität. Ein kleiner Abstecher in die narzisstische Gegenwart und eine Verschnaufpause in der Zukunft, zählen zu den Hauptattraktionen der Odyssee durch die kurzweiligste aller Menschheitsgeschichten. Möge der allmächtige Zippedäus mit Euch sein.

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Thore W. Masge

Best of Menschheitsgeschichte

Die aufrichtigste Wahrheit über den Erdling seit es Außerirdische gibt

Jetzt mit schonungsloser Gegenwart, verbesserter Zukunft

Imprint

Best of Menschheitsgeschichte

Thore W. Masge

[email protected]

Copyright: © 2017 Thore W. Masge

Satz & Umschlaggestaltung: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Published by epubli

www.epubli.de

Ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Inhalt

Vorwort

Die ultrakurze Geschichte der Menschheit

Die Gegenwart oder das Zeitalter der (un)sozialen Medien

Zukunft oder nicht Zukunft, das ist hier die Frage

Nachschlag

Alien oder Mensch, Mensch oder Alien – gleich oder ungleich!

Musikalische und cineastische Kunstwerke über Außerirdische

Wenn alles zu spät ist? Her mit den Waffen!

Was sind die spannendsten Krankheiten der Menschheit – oder sind es gar keine?

Die wesentlichen Dinge, die Aliens auf der Erde sehen wollen (ohne dass die Menschheit dabei ausgerottet wird):

Die wesentlichen Dinge, die Aliens nicht bei der Menschheit sehen wollen:

Das menschliche Kuriositätenkabinett

Die Tränen des Einhorns

Das verlorene Ei des Adolf Hitler

Das Mittel gegen Demenz oder wie die Meeresbewohner die Gesundheit der Menschen beeinflussen!

Weihnachtsmann oder Christkind, ist das nicht das Gleiche?

Fußball – oder: Die Luft ist raus, das Geld bleibt!

Model – oder: Die Schönheit kommt von außen!

Rastafari – oder: Ist das Leben nicht ein endloser Rausch?

Zucker oder Salz, Hauptsache weiß und wirksam!

Die Frage aller Fragen: Was ist verflucht noch mal der Sinn des Lebens?

McSmith-Burger – oder: Wenn Fett und Zucker miteinander rummachen

Tiere – oder: Was man alles mit nichtmenschlichen Lebewesen anstellen kann

Zaubertrank – oder: Die spinnen, die Menschen!

Aschenputtel – oder: Wohin die Liebe führen mag

Feen – oder: Wünsch dir was!

Die Büchse der Pandora – oder: Neugierde ist nicht immer eine Zierde!

Nachwort

Quellen und weiterführende Literatur

Vorwort

Wer freiwillig, zufälligerweise, unter dem Einfluss von Gedankenkontrolle oder mithilfe latenter Gewaltandrohung dieses Buch liest, der sollte wissen, dass es kein ganz normales Buch ist. Es ist ein Buch über die Erde und deren Bewohner. Es misst sich nicht an gängige Schemata oder unausgesprochenen Vereinbarungen der irdischen Schriftstellerzunft. Wohlklingende Prosa, die beliebten Versmaße Hendekasyllabus, Trochäus und Anapäst oder grammatikalische Wunderkonstruktionen werden außer Acht gelassen. Auch einen Hauch an Erotik (obwohl es vermutlich für jeden erdenklichen Gegenstand Objektophile gibt), innige Liebelei oder exzessive Gewalt (diese ist aber wenigstens in abgeschwächter Form vorhanden, immerhin) wird man vermissen. Unter den trendigen Kategorien der Bücher über Vampire, Magier, Werwölfe oder intensiven greyschen Sexualpraktiken ist es ebenfalls nicht einzuordnen.

Glücklicherweise ist dieses Buch nicht schon wieder ein langweiliges Geschichtsbuch, welches vor nicht zu merkenden Fakten strotzt. Vielmehr ist es Buch eine Leidenschaft von mir, der ehrenwerten Fantasma Unsinnixa Nonsensika (Freunde dürfen Fun sagen) vom Planeten Messia (in einer weit, weit entfernten Galaxie, wirklich verdammt weit weg), die sich beruflich und privat mit der außergewöhnlichen Spezies des Menschen befasst. Zahlreiche irdische Devotionalien befinden sich in den Räumlichkeiten meines allspeziesumfassenden Kuriositätenkabinetts. Zufälligerweise bin ich die Gründerin und die erste Vorsitzende des Fanklubs Menschheit, kurz: das M-Team. Daher veröffentliche ich dieses Manuskript mit bestem Wissen und Gewissen als eine huldvolle Hommage (oder wird es ein Nachruf? – mal abwarten) an die bravourösen Erdlinge, daher kann ich mir einige persönliche Kommentare nicht verkneifen. Ein gutes Training für das Bewältigen anspruchsvoller Satzkonstrukte ist es darüber hinaus auch.

Aber was macht diese Menschen – zweibeinige Geschöpfe mit für den aufrechten Gang unangemessener Körperbehaarung – überhaupt so interessant, dass es sich lohnt, ein ganzes Buch darüber zu verfassen? Die Erdlinge, wie sie sich selbst in Anspielung auf den aberwitzigen Namen ihres Planeten nennen, sind schließlich nicht die hässlichsten Wesen aller Planeten, sondern landen im galaktischen Ranking knapp hinter den Eitervögeln auf einem der vorderen Plätze. Sie sind nicht ganz so unintelligent wie das Volk der Sinecerebro, die vollkommen ohne gedankensteuernde Strukturen auskommen.

Nein, der Mensch ist das sonderbarste, widersprüchlichste und unwirklichste Geschöpf aller Galaxien. Die Menschen streben den ganzen lieben langen Tag nach Ruhm, Macht und Geld, töten einander aus den niedersten Gründen oder ruinieren mit Hochgenuss den eigenen Planeten, nur um wohlhabend, flott, trendig oder hip zu sein. Kein anderes bekanntes Wesen zeigt solche egoistischen, niederträchtigen und selbstzerstörenden Verhaltensweisen gegenüber dem eigenen Planeten und der eigene Rasse (und natürlich allen anderen Rassen – man möchte auf der Welt der Menschen kein Schwein sein, kein Baum, kein Sinecerebro (das will man sowieso nicht) und auch ich bin froh, dass die wirklich verdammt weit weg sind). Zudem sieht sich der Mensch als Mittelpunkt der Welt, als Krone der Schöpfung und die höchst entwickelte Lebensform aller Zeiten, Gegenden und überhaupt an (er kennt allerdings auch nichts anderes).

Aber die Realität, so wissen wir (die meisten anderen, nicht die Menschen), zeigt das Gegenteil auf. Eventuell fallen die Dahmerschen Kannibalen oder die Märtyrer vom Planeten Isis in eine ähnlich wirklichkeitsverdrehende Kategorie. Jedoch sind die Beweggründe für deren Verhalten Hunger oder die Aussicht auf wunderschöne Jungfrauen, die im Paradies auf sie warten.

Von Region zu Region gibt es enorme Unterschiede zwischen den Rechten und Pflichten der Menschen. In einigen Ländern ist es erlaubt, Alkohol zu trinken, auf dem Grill Schweine zu braten oder Drogen zu konsumieren. In anderen Länder stehen diese Dinge, Homosexualität oder autofahrende Frauen unter Strafe bzw. oder werden zumindest vom Gesellschaftssystem verachtet – meist jedoch bekommt man wenigstens einen Stein an den Kopf oder die Anzahl der Tastorgane halbiert. Es gilt die Vorherrschaft des Tripple M: Moneten, Macht und Männlichkeit. Sofern ein kleines schrumpeliges Ding zwischen den Beinen baumelt, scheint dieses gleichzeitig mit extra Rechten verbunden zu sein, frei nach dem Motto: Ich mega Gehänge, du mir gehorchen!

Betrachtet man die übrigen Erdbewohner, die sogenannten Tiere, sieht deren Verhalten ganz anders aus. Diese begnügen sich damit zu essen, zu trinken, zu kopulieren und zu schlafen (und darauf zu achten, nicht von den Menschen gegessen, getrunken oder kopuliert zu werden). Ein Übermaß an Völlerei sorgt durch den Verlust der Nahrung zu einem Rückgang der eigenen Population, sodass sich das Vorkommen der Arten von allein in der Waage hält. In guten Zeiten gibt es eine hohe Anzahl an Individuen, in schlechten entsprechend weniger (wenn Menschen in der Nähe sind, eher weniger, denn Menschen sind für Tiere in der Regel identisch mit schlechten Zeiten – außer es handelt sich um stark behaarte Tiere, deren Haar möglichst flauschig ist). Ebenso sind Symbiosen unter unterschiedlichen Tierarten häufig, so spielen z. B. Frösche für Spinnen die Kammerjäger oder giftige Anemonen gewähren Fischen Unterschlupf.

Gäbe es den Menschen nicht, würde ein ausgewogenes Gleichgewicht aller Populationen herrschen, die neben den Zyklus des Lebens lediglich von Naturgewalten und dem Wetter abhängig wären. Gäbe es den Menschen nicht, hätten wir Aliens kein spannendes Telephatie-Abendprogramm und müssten uns mit sinnvollen Tätigkeiten oder lästigen Hausarbeiten beschäftigen. Randgruppen üben nun mal immer ihren besonderen Reiz aus und was das betrifft, sind die Menschen absolute Spitze.

Aus diesen prachtvollen Gründen wage ich es (aus Sicht der galaktischen Fangemeinde), eine kurze Geschichte der Menschheit von der Niederkunft der ersten Kleinstbewohner in Mexiko (bedingt durch das Institut des Lebens) bis zur heutigen Generation der Konsumjunkies (mit vorinstallierter Online-Sucht) zu verfassen. Auch die kleinen außerirdischen Eingriffe wie das Feuer oder die Pyramiden sowie berühmte Außerirdische/Nichtaußerirdische auf dem Planeten Erde sollen ihre Erwähnung finden. Abgerundet wird das Ganze durch die spektakulärsten Funde mit Menschenbezug aus dem firmeneigenen Kuriositätenkabinett, die – Achtung: Sensation! – bei einem einschlägigen Auktionshaus zu ersteigern sind. Darunter befinden sich das seit Jahrzehnten verlorene Ei des A. Hitler, erlesene Einhorntränen, schmackhafte Burger oder der magische Zaubertrank eines gewissen Druiden aus dem ehemaligen Gallien.

Wenn ich die Leser mit den vorliegenden Erkenntnissen vor den Kopf stoße, so möchte ich verdeutlichen, dass in diesem Buch mit Welt nicht die aberwitzige irdische Variante – mit der Erde im Mittelpunkt einer kleinen Galaxie oder gar ausschließlich dieser Planet – zu verstehen ist, sondern vielmehr alle über hundert Milliarden Galaxien zusammen unter diesen Begriff fallen. Der inflationäre Gebrauch des Wortes Welt auf der Erde für Begriffe wie Weltmeisterschaften, Weltkrieg, Weltmarktführer, Weltrekord oder Weltuntergang muss leider hingenommen werden (versuche ich aber, um die eigene Selbstbeherrschung nicht zu verlieren oder andere Rassen wütend zu machen, zu korrigieren).

Zwar ist der Mensch der eigenen Namensgebung nach weise, aber wer würde sich schon, auch als Vollidiot, Unterentwickelter oder Spätzünder bezeichnen? Das macht man nicht, man wählt lieber aus einer bereits untergegangenen Sprache wohlklingende Bezeichnungen wie Homo sapiens sapiens (nach irdischer Weisheit: doppelt gemoppelt hält besser), das klingt viel pseudoschlauer. Laut dem Wortsammelkonstrukt Duden ist der Mensch sogar mit der Fähigkeit ausgestattet, logisch zu denken, zu sprechen und damit ein höchstentwickeltes Wesen. Das mag unter der eigenen Käseglocke stimmen, kommt im Vergleich zu anderen Spezies aber oftmals einer Farce oder Beleidigung gleich – im Falle der Menschen ziemlich oft … eigentlich immer. Der Ausspruch Du bist genauso klug wie ein Mensch hat schon den besonnensten Außerirdischen in Rage gebracht. Aber die finale Menschwerdung ist nicht abgeschlossen und nimmt beständig an Fahrt auf. Wahrscheinlich (wobei die Wahrscheinlichkeit schon mit dem Auftreten der ersten Nachkommastelle zu existieren beginnt) wird in tausenden von Jahren der Satz einem Kompliment gleichkommen – oder auch nicht.

Alle anderen Spezies (nicht pflanzlich oder tierisch – bei den Dimensionen wäre es schneller, das irdische Wikipedia von A bis Z zu lesen) werden in diesem Buche vereinfacht als Außerirdische, Aliens, Intergalaktische oder Ähnliches bezeichnet, also Wesen, die nicht ursprünglich auf der Erde leben.

Mit der Hilfe unseres interstellaren Nasaldatenverarbeitungsprogramms und des Gockel-Translators (dem bekannten Hilfsprogramm zur Übersetzung in jedwede Sprache) ist es möglich, meine hochwissenschaftliche Fachliteratur sogar in die ordinäre irdische Sprache zu übersetzen. Dabei sind sprachliche Unzulänglichkeiten, Schreibfehler, Ungenauigkeiten in der Darstellung (oder, wie manche denken mögen, gequirlte Fäzes) der einseitigen monsantanischen Ernährung des Gockel-Translators (leider beharrt dieser auf sein gensublimiertes Futter und jegliche gesunde Alternative wird mit Inbrunst verweigert) geschuldet. Denn wo vorne nichts Sinnvolles hineinkommt, kann hinten nichts Vernünftiges rauskommen. Sogar bei uns zivilisierten (also außerirdischen) Wesen ist nicht alles perfekt – noch nicht!

Für die ganz empfindlichen und peniblen Leser habe ich extra im Datennetzwerk der Erde eine sogenannte Internetseite zur Meldung potenzieller Beschwerden und Fehler eingerichtet: http://www.mimimi-menno-heul-schluchz.fun. (Wichtig für den menschlichen Nutzer ist, sich zuvor zu registrieren, danach die Beschwerde / den Fehler in der Eingabemaske zu notieren, einen Vorschlag zur Verbesserung zu unterbereiten und abschließend die Kontodaten zur Abbuchung der Bearbeitungsgebühr anzugeben. Für mehrere Tatbestände wird die Gebühr exponentiell zur genannten Fehleranzahl erhöht. Die Gebührenhöhe richtet sich nach heimlicher interner Überprüfung des aktuellen Kontostands des Pedanten.)

Ob eine Erklärung, wie man sich in dieses Netzwerk von außerhalb der Erde einloggt, noch in dieses Buch aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.

Ansonsten kann der Hinweis gegeben werden, dass jegliche Form von Nörglern, Erbsenzählern und klein karierten Korinthenkackern erst einmal versuchen sollten, die irdische Sprache z. B. ins Altkroyptorückwärts oder in die Klick- und Schnalzlaute der Sinebucca zu übersetzen. Oder irgendeine andere Sprache. Viel Erfolg. Auf der Erde gibt es über 4.000 Sprachen, von denen rund 200 noch benutzt werden. Jede Sprache ist ein mehr oder weniger übler Mischmasch aus anderen Sprachen (sehr beliebt sind tote Sprachen, die mit lebendigen zu Unsäglichem vermischt werden), das Ganze befindet sich noch dazu in einem permanenten Veränderungsprozess. Diese vorliegende Übersetzung meines Werkes in zunächst eine irdische Sprache darf als Meilenstein intergalaktischer, ja ich möchte sogar behaupten interuniverseller Übersetzungskunst betrachtet werden.

Zusätzlich wurde das Buch aufgrund der Minderbegabung der irdischen Rasse von den ursprünglichen 13.131.131 Seiten auf wenige Hundert eingedampft. Somit ist die Gefahr eines geistigen Overkills gebannt und die tausendseitige Bedienungsanleitung zum Lesen der enthaltenen Informationen nicht notwendig.

Am Rande erwähnt: Es ist in den fernen Galaxien seit Äonen unüblich, Bücher als Informationsquellen zu nutzen, bloß die größten Nostalgiker bewahren derartige Druckwerke auf und genießen das haptische Gefühl sowie den leicht moderigen Geruch, den die Seiten verströmen. Die Mehrheit der Außerirdischen bedient sich eines telepathischen Netzwerks (online im Geiste) im Zusammenspiel mit Hochleistungscomputern, um Wissen, Vergnügen und Kurzweil zu erlangen. Um alle irdischen exobiologischen Wissenschaftler, die dieses Buch in die Finger bekommen, zu beruhigen: Es werden dafür keine erweiterten Drake-Gleichungen mit zahlreichen Wahrscheinlichkeitsfaktoren benötigt, kein Aussenden von Signalbotschaften durch das SETI-Institut, keine Riesenteleskopanlagen oder umweltbelastende Datenträger, die hin und hergeschickt werden. Spart euch den Bau exorbitanter Zuckerrübenpflanzungen und Zeichnungen im Wüstensand. Herzlichen Dank für die süßen Versuche Kontakt aufzunehmen, allerdings war, ist und wird es eine vergebene Liebesmüh bleiben.

Natürlich wird dieses Buch, da es in einer irdischen Sprache verfasst ist, hauptsächlich von Erdlingen gelesen. Nur wenige echte Menschheitsfans von außerhalb, werden sich der nicht unerheblichen Tortur unterziehen, ein Buch in dieser inadäquaten Ausdrucksweise zu konsumieren. Es wird daher auch noch weitere spezielle Hinweise nur für Erdlinge geben, die in der Originalausgabe so nicht enthalten sind. Zum Beispiel dieser:

Wie alle es alle Erdlinge schon immer ahnten – von Kant über Fermi (paradox, gab es ihn wirklich?) bis Hawkins – tummeln wir Aliens uns schon seit geraumer Zeit auf der Erde. Die aufkeimenden Verschwörungstheorien sind nichtig, der Erstkontakt schon ein alter Hut – wir sind mitten unter euch, wollen aber nicht entdeckt werden bzw. das übergeordnete Experiment nicht stören. Da gibt es keine interplanetarischen Interpretationsspielräume abzuklopfen, denn der große Bruder (eher Stiefbruder x-ten Grades, der mit erheblichen Zusatzfunktionen bestückt ist) hat immer alles im Blick.

Übrigens war das bekannte WOW!-Signal von 1977 kein orbitaler Jubelschrei über die Herausgabe der Debütausgabe des Frauenmagazins Emma durch die hochdekorierte Journalistin Alice Schwarzer oder der Versuch, die Attentate der Rote Armee Fraktion im Deutschen Herbst zu verhindern. Nein, es waren die Rückholungen zwei der bedeutendsten Außerirdischen auf der Erde mit den irdischen Namen Elvis Presley und Charlie Chaplin. Die realen Namen wären zu aufwendig zu lesen und werden aus Gründen der Anonymität hier auch nicht genannt.

Die Gemeinschaft nichtirdischer Intelligenzen und ich hoffen, dass die Menschen keinen Schreck bekommen, wenn mit diesem Buch die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit auf dem Tisch kommt. Es ist die aufrichtigste Wahrheit über die Erdlinge, seit es Schokolade gibt. Aber keine Panik, ihr könnt sowieso nichts dagegen machen; wir bzw. eure Bakterien haben euch voll im Griff. Spart euch die markerschütternden Schreie, die Ohnmachtsanfälle, kopflose Hamsterkäufe, die Flucht in Bunker oder den Griff zu jeglicher Art von Waffe. Euch bleibt nur das alles hinzunehmen; Mund abputzen und hoffen, einen der Netteren von uns kennenlernen zu dürfen. Aber wer sich vordrängelt oder es mit allen Mitteln versucht, wird nicht erfolgreich sein. Wer jedoch reinen Herzens ist, hat eine Chance (die sich allerdings unterhalb des sichtbaren Prozentbereiches bewegt). Die Suche nach uns, erbarmungslose Anbiederung oder auch die Verleugnung unserer Anwesenheit sind zwecklos. Wer nicht gefunden werden möchten, wird nicht gefunden, das haben wir drauf, glaubt mir. Ansonsten verfügen wir über diverse Hilfsmittel, um Geheimnisse zu bewahren oder rückwirkend zu reproduzieren. Das hat manch ein Erdling über sich ergehen lassen müssen, obwohl er rückblickend keine Erinnerungen daran hat (die kollektive Furcht vor Analsonden sollte euch allerdings zu denken geben).

Mit erfolgreicher Durchsicht der vorliegenden Unterlagen zur Beweisführung stellt sich den Erdlingen nicht die Frage, ob der Storch die Kinder bringt, wie das eigentlich mit den Bienchen und Blumen funktioniert, ob Gott Eva aus der Rippe Adams geschnitzt hat oder ob das Huhn oder das Ei zuerst da waren – alles Menschliche kommt von der fliegenden Kartoffel!

Der Blick in die Zukunft verrät, dass dieses Buch überall Verwendung finden wird. Für Kinder in der Schule als Geschichts- und Evolutionsbuch, für Ufologen, für Esoteriker, für Anthropologen – schlichtweg für jedermann und jederfrau (und ja: der Ausdruck jederfrau wird sich durchsetzen, allerdings erst nach den Gurkenwasser-Kriegen, dann aber auch nicht für lange, aber das ist ein anderes Thema).

Die Emanzipation ist für nichtirdische Intelligenzen, ein hohes Gut. Bei den Aliens werden keine Geschlechtsunterschiede gemacht; ein Außerirdischer kann alles sein, ob männlich, weiblich, sachlich, zwitterig, selbstbefruchtend, durch heiße Gedanken vermehrbar oder aus sich heraus auferstehend – alle werden gleich behandelt (so zumindest die Theorie).

Wer keinen direkten inhaltlichen Nutzen aus diesem Buch ziehen kann, der kann es ganz klassisch als Unterlage für das Kissen, als Stütze für einen wackeligen Tisch oder als Grillanzünder verwenden. Wie zu vernehmen ist, scheint ebenso der Geschmack nicht zu verachten zu sein, dazu können ein paar flambierte Spulwürmer und Schwefelwasserstoffgelee empfohlen werden.

Letztendlich bleibt: Für die einen ist es ein Blick in die Abgründe der schlimmsten Albträume, für die anderen die vermeintlich beste Geschichte, äh, Wahrheit der Welt (Welt im galaktischen Sinne, nicht im irdischen, aber für Erdlinge durchaus auch im irdisch-weltlichen Sinne bzw. weltlich-irdischen).

Die ultrakurze Geschichte der Menschheit

Es war einmal vor langer Zeit im unendlichen Weltraum eine weit, weit entfernte unterentwickelte Galaxie mit einem kleinen bewohnten Planeten namens Twrquillzprrzt-12,45³²mUmptz. Es gibt ihn – erstaunlicherweise – immer noch, er heißt inzwischen jedoch Erde.

Dieser Himmelskörper schwebt innerhalb der Milchstraße umher und ist ein eigentümliches Gebilde mit einem Alter von 4,6 Milliarden Jahren, einer Masse von 600 Trillionen Tonnen (die irdischen Maßeinheiten lassen leider keine genaueren Angaben zu, aber für die Erdlinge mögen die extrapolierten Taxierungen des Schätzeisens reichen) sowie seinem Taillen-Durchmesser von 12.750 Kilometern. Manch ein Außerirdischer fühlt sich bei diesen Maßen an die wohlgeformten Proportionen der eigenen Partnerin erinnert.

Weil circa zwei Drittel der Oberfläche mit Süß-, Salzwasser oder Eis bedeckt sind, wird dieser Planet auch der blaue Planet genannt. Im Laufe von Äonen haben sich durch ewiges hin- und herwabern von Steinplatten, hochquellendem Magma, Vulkanausbrüchen und Erdbeben sieben gesteinsreiche Kontinente ausgebildet.

Nach aktuellen Zählungen haben sich knapp 8,7 Millionen Organismen zu Wasser und zu Lande angesiedelt (vor der Ausbreitung des Menschen war diese Zahl um ein Vielfaches höher). Da vermag ein Bewohner des Planeten Lutum mehr Organismen unter dem linken Ohrenläppchen haben, als sich in der wässrigen Suppe der Erde verstecken können.

Dieser kartoffelförmige Planet, mit all seinen Dellen und Beulen, kreist friedlich durch das Weltall und beherbergt seit einiger Zeit die wohl spannendste Rasse im Universum: die zweibeinigen, einhirnigen, befleischten Menschen mit opponierenden Daumen und lückenhafter Körperbehaarung. Diese bemitleidenswerten Geschöpfe sind einzig in der Lage in einem Gasgemisch von möglichst genau 78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff, plus einigen Spurengasen, langfristig zu überleben. Leichte Verschiebungen der Gaszusammensetzung sorgen für eine rasche Ausdünnung der Population (daher ist für den Besuch bzw. Aufenthalt auf der Erde, neben der Körpergröße sowie der Gefräßigkeit, auch die Quantität und Qualität der Ausdünstungen außerirdischer Reisender eine zu beachtende Kenngröße, sonst kann aus einem entweichenden Körpergas rasch ein Genozid werden).

Menschen haben von Außerirdischen zumeist romantische Vorstellungen, gehen von kleinen grünen oder grauen Männchen aus, die sich die Zeit mit Analsonden vertreiben, oder stellen sich klauenbewehrte Fressmaschinen mit Reißzähnen und Zacken auf dem Rücken vor. Witzige Nebeninformation: Die schrägsten Darstellungen Außerirdischer stammen allesamt von außerirdischen Witzbolden.

Wir befinden uns im Jahr 2017 nach der Zeitrechnung des irdischen gregorianischen Kalenders (es gibt noch diverse andere, aber deren Verwendung verwirrt nur unnötig). Dieser beginnt nicht mit Null, sondern wird in vor und nach der Geburt eines oft zitierten Mannes namens Jesus eingeteilt. Vermutlich hat dieser, neben den gelobten Fähigkeiten Brot und Wein im Handumdrehen herzustellen, erst die Zahl Null erfinden müssen. (der viel genauere Interstellare Antimateriekalender, der sowohl die aktuelle Weltzeit als auch den exakten Tag der Entstehung allen galaktischen Lebens (eine exorbitant hohe Zahl, deren Darstellung hier unnötigen Platz verbrauchen würde) wird hier nicht betrachtet, denn sonst würde kein Mensch das Geringste verstehen können – die werden es so schon schwer genug haben). Einfacher ausgedrückt ist es das Jahr der Sonne oder des stolzen Feuer-Hahns (eins nach dem Affen und eins vor dem Hund), aber auf jeden Fall eins, das die Erde nachhaltig prägen wird (vor allem wegen diesem Buch!).

Aber zunächst ein kleiner Schritt zurück in der Geschichte. Vor ca. 65 Millionen Jahren, in der Zeit, in der laut unbestätigten Überlieferungen der gesamte Planet mit farbenfroher Kreide verziert war, geschah etwas Epochales für den Fortschritt des Lebens auf der Erde: Dieser bis dato öde Kleinstplanet wurde nach langwieriger, allweltlicher Auswahlprozedur vom Intergalaktischen Institut für Leben in Bioassay als Grundlage für den wissenschaftlichen Versuch zum Thema Wie höherwertiges Leben entstehen kann ausgewählt.

Das Hauptziel der Forschung war die Darstellung der Evolution in extremer Zeitlupe, denn auf den hochkultivierten Planeten des Universums, wie etwa dem Schleimplaneten Carisus oder der Heimat des Quizchampions Argute, vollzieht sich der Prozess der Veränderung von einfachen zu hochkomplexen endentwickelten Lebensformen in wenigen Jahrzehnten. Eine detaillierte Betrachtung der Geschehnisse ist somit kaum umzusetzen.

Zur Auswahl für die Forschung stand neben dem trostlosen Steinplaneten Exsangui oder dem bärchenhaften bunten Wolkenland auch noch jener kleine blaue Planet aus dem Herzen der Milchstraße. Auf Letzterem hatte sich in den vorherigen vier Milliarden Jahren des Bestehens kaum eine nennenswerte Entfaltung in Sachen Leben vollzogen. Aber es bleibt festzuhalten, dass das Leben auf Planeten mit elliptischen Bahnen, ohne feste Oberfläche, ohne Sonneneinstrahlung oder mit vielfältigen Pandimensionen grundsätzlich ohne Weiteres denkbar ist. Aufgrund der extremen Simplizität sowie der marginalen evolutionären Fortschritte des irdischen Universums, so wird zumindest gemunkelt, entschieden sich die Vorstandsvorsitzenden des Institutes für die Erde als Forschungsobjekt, ganz nach der Prämisse: Je simpler ein System, desto weniger kann kaputtgehen.

In Wahrheit wurden jedoch äußerst ausgebuffte, auf gar keinen Fall irrende Kriterien angewandt. Diese wurden über Jahrmillionen optimiert und werden seit jeher für die bedeutendsten Entscheidungsfindungen genutzt. In diesem speziellen Falle sollten sich unabhängige Vertreter (per Zufallsgenerator ausgewählt) für die Belange jeweils eines der zuvor genannten Planeten einsetzen und für diesen den normierten Entscheidungsprozess durchlaufen. Ein Planet kann aus vielerlei nachvollziehbaren Gründen nicht selbst an der Ausscheidungsprozedur teilnehmen (was nicht unbedingt vorteilhaft sein muss für den Planeten, wie die nachfolgende Gesichte verdeutlichen wird).

Mit der Anwendung des einfachen interstellaren Entscheidungsclusters für Unentschlossene wurden zunächst dreizehn (Achtung: in vielen Gegenden eine Glückszahl!) Runden beidhändiges (die aktuelle intergalaktische Diskriminierungsbeauftragte (mit der ich im Vorfeld einige interessante Gespräche führen durfte) lässt anmerken, dass bei einhändige Wesen mittlerweile auf diese Disziplin verzichtet werden darf, damals natürlich noch nicht) Stein-Papier-Schere-Echse-Alien-Schwiegermutter (die übermächtige, alles vernichtende Schwiegermutter kann vom Schnitt der Schere oder vom Biss der Echse besiegt werden) gespielt. Anschließend werden dreizehnmal bei Kopf oder Zahl entweder wehrlose siebenköpfige Mettroboter geköpft (die Köpfe wachsen aus Mett geformt nach, jedes Mal mit einer anderen grauenhaften Mutation) oder pangalaktische Zahlen tanzend und singend vorgetragen (das hat sich dann später sogar im Experiment niedergeschlagen und wird sogar in einigen irdischen Schulen gelehrt). Weitere Kriterien sind, auf elefantengroßen Sackratten hüpfen, mit bloßen Fäusten Nachttopfschlagen (es finden übervolle Exemplare Verwendung), Leprakopf-Wettessen und freihändiges Christbaumschmücken (die Bäume dürfen eine Mindestgröße von zehn Metern nicht unterschreiten – bei dieser Disziplin gab es ein dickes Lob von der Diskriminierungsbeauftragten, warum auch immer). Die Teilnehmer wurden bei der Entscheidungsfindung von einer dreizehnköpfigen Jury beurteilt. Diese Jury setzte sich zusammen aus fachspezifischen prominenten Wissenschaftlern aus den dreizehn Oberdistrikten des Universums. Über bemitleidenswerte und heillos überteuerte Medienkampagnen konnten sich diese als Jurymitglieder anbiedern und aufstellen lassen (besonders erfolgreich scheint DB vom außerfriesischen Planeten Campus Davidus zu sein, der gefühlt seit Äonen in jeder Jury vertreten ist). Die finale Bewertung ist nach diesem Modell im Allgemeinen recht simpel: Wer in allen Disziplinen die wenigsten Punkte sammelt, geht aus dem Wettstreit als glorreicher Sieger hervor. Dabei sind dann alle Gewinner, auch wenn einer nur verlieren kann.

Dieses Verfahren kann wie erwähnt auf alle Fragen des Alltags angewendet werden. Weißt du nicht, ob die roten Socken zur gelben Hose passen, ob du am Wochenende zur Schwiegermutter fahren oder welche Frau/Mann/Angelegenheit du überhaupt heiraten solltest? In all diesen Fällen ist das Entscheidungscluster eine schnelle Hilfe die richtige Antwort zu finden. Man kann allein die Matrix mit einer Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten durchlaufen (einmal je Möglichkeit – also zweimal das Ganze bei Ja oder Nein … bei komplexeren Fragestellungen kann das schon eine gewisse Zeit beanspruchen).

Die allzeitbereiten Juroren warten für ihren nächsten Einsatz auf dem eigens dafür produzierten Sternenhaufen. Direkt hinter der Loosergalaxie abbiegen, links am Planeten des Verlusts vorbei, fünfmal über dem Ruinennebel kreisen und gerade aus zum Sternenhaufen mit dem wohlklingenden Namen Privatinsolvenz. Im prachtvollen Gebäude namens Amt für Finanzen wird man schon sehnsüchtig erwartet.

Im Fall des Forschungsvorhabens standen nun also hart umkämpfte Darbietungen an. Durch die geschickte Wahl des Postens des Argumentationsführers (nur in diesem Fall schlägt im Bikini ein A ein Doppel-D), gewann die Erde letztendlich, knapp vor dem Steinplaneten, die begehrte Entwicklungshilfe. Wenige Wochen später wurden die beiden renommierten Wissenschaftler Jahwa und Adonei mit der Aufgabe betraut, eine passende Lebensform zur Besiedlung der Erde zu ermitteln. Sehr schnell war abzusehen, dass ausnahmslos die Gattung der Bakterien in Betracht kommen konnte, um den Ansprüchen des Zielplaneten zu genügen.

Die ausgewählte Art musste in der Lage sein, nicht nur den mehrtägigen Flug mit dem Raumtransporter zu überleben, vielmehr musste sie sich vor Ort den dortigen Begebenheiten extrem schnell anpassen können. Eine wichtige Eigenschaft war ein langsamer Reproduktionszyklus. Außerdem mussten die Bakterien die Fähigkeit besitzen, mit Mehrzellern Symbiosen eingehen zu können. Nur so war eine Evolution zu höheren Lebensformen realisierbar – schließlich gab es auf dem ausgewählten Planeten bereits einfache Bakterienarten und primitive Formen von Leben, die den neuen Stämmen als Startkapital dienen konnten.

Jahwa und Adonei ließen ihre Kessel dampfen, machten Abstriche von stinkenden Scutariern oder faulenden Würgnesseln, bestrichen millionenfach Nährmedien mit Kulturen, nutzten Antikörperanalysen, suchten in kosmischen Wirbeln, hinter dampfendem Sternenstaub und in weit entfernten Antimaterielöchern. Nach dreizehnjähriger Suche wurden die Wissenschaftler schließlich fündig (es waren sicher ein paar unnötige Jahre dabei, nur um die beliebte 13 zustandezubringen). Schließlich konnten zwei Bakterienstämme mit den gewünschten Eigenschaften erfolgreich extrahiert werden. Wie es in wissenschaftlichen Fachkreisen übliche Praxis ist, wurden den beiden Bakterienstämmen mit Erna und Detlef einprägsame Name verliehen (eine gute Entscheidung, denn die zweite Wahl wären Mandy und Rico gewesen).

Zeitgleich zur Bakteriensuche begann der Bau eines Raumschiffes zum Transport auf die Erde. So entstand ein unscheinbares, einer heutigen irdischen Kartoffel (sollte optisch zum Zielplaneten passen) gleichendes Raumschiff. Die Ausstattung sah neben dem Antimaterietreibstoff (inklusive Brennkammer), einem Bremsfallschirm, zwei unbequemen getigerten Rennsitzen und einem Notfallsteuerpult auch noch diverse Kartuschen mit Lebenserhaltungsbrei für die Insassen vor. Alles im allem entstand ein schmuckes kleines Gefährt (aus bakterieller Sicht, Aliens würde mit so einem Ding eher nicht reisen wollen).

Allein der Weg zum Zielobjekt war nicht ganz klar. Einige qualifizierte Wissenschaftler führten die Berechnungen der idealen Flugbahn, des idealen Zeitpunktes des Fluges und des perfekten Landeplatzes auf einer Sandfläche durch. Simpelste mathematische Grundkenntnisse waren nötig: Triangularverschiebung des Hyperraum-Zeit-Krümmungs-Diameters, parallel angefügt zur oktantischen Rotationskonstante der Tiefenakkumulation, reziprok zur Axialtransformation, hyperpoliert und mit dem Kehrwert der Ungleichheitsgleichung affektiert … sowie jede Menge Schleim und die Sache stand.

Kurze Zeit später wurden die Bakterienstämme mit den obligatorischen Feierlichkeiten des dreizehn Monate dauernden Siegesfestes geehrt und mit zahlreichen Vorschusslorbeeren überschüttet.

Schließlich, am Weltfeiertag der heiligen Urconsommeschildkröte, erhob sich die Flugkartoffel mit den beiden Passagieren aus den epischen Hallen des Weltraumbahnhofs Kosmodromo und begann ihre beschauliche Reise. Der Weg führte vorbei an implodieren Planeten, unter neu entstehende Universen hindurch, zu intergalaktischen Sternenschauern und vorbei am Rande alles einsaugender Schwarzer Löchern bis zum Zielort. Kurz vor der Ankunft wäre das Geschoss beinahe marodierenden Weltraumpiraten in das Fangnetz gegangen, die dreifach vorfrittierte Außenhaut ließ das Flugobjekt aber wie einen geölten Blitz durch die Maschen gleiten und die Reise unbeschadet fortsetzen (viel schmieren hilft immer, z. B. um Nippel durch Laschen zu ziehen, gegen Sonnenbrand oder um unkoschere Deals abschließen zu können).

Nach 13,13 Tagen Flugzeit landete das Raumschiff wie berechnet millimetergenau im Chicxulub-Krater auf der Halbinsel Yucatan. Wie zu erwarten war, lief alles glatt – na ja, fast alles, denn leider wurde aufgrund der Atmosphärendichte (Methanbildung sorgte für eine Verschiebung der Gasverhältnisse) die Fluggeschwindigkeit bzw. der Bremsweg ein wenig anomal berechnet. So landete die fliegende Kartoffel mit einem klitzekleinen Fitzelchen zu viel Schwung auf der Erdoberfläche. Bekannterweise ruft nach dem Wechselwirkungsprinzip (auf der Erde von einem Burschen namens Newton bemerkt, daher dort als Drittes newtonsches Axiom bekannt) jede Aktion eine Reaktion hervor. Im Falle des Flugobjektes bedeutete dieses, dass es aufgrund des marginalen Berechnungsfehlers mit der Kraft eines alles zerstörenden Meteoriten auf der Erde einschlug und eine bemerkenswerte Kettenreaktion an Zerstörungen auslöste. Neben der kilometerlangen und recht tiefen Schneise der Verwüstung, entstanden apokalyptische Druck- und Hitzewellen, wochenlange Erdbeben, Hunderte Meter hohe Flutwellen sowie sonnenverdunkelnde Staub-, Schwefel- und Rußwolken. Der gesamte Planet erlebte die dunkelste Zeit seiner Geschichte (heutige Pekinesen dürfen ähnliche Zustände fast täglich erleben). Viele Aliens hätten in einem Vergnügungspark mit ähnlichen Verhältnissen ihre Freude gehabt.

In Folge der zahlreichen Verwüstungen des Aufschlags, des fehlenden Sonnenlichts, der Sauerstoffarmut der Meere und der andauernden Kälte, kam es zu einem Massensterben. Damit was das Zeitalter der irdischen Dinosaurier schlagartig beendet. Lediglich die kleinsten und zähesten Wesen, wie Kakerlaken oder Krebse, konnten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen und blieben im Spiel.

Aber wer ist schon perfekt? Man kann den Wissenschaftlern keine Vorwürfe machen, da fehlte ein wenig die Feinabstimmung … Dafür sind Experimente schließlich da, wo gehobelt wird, da fallen Späne und bekanntlich lernt man aus Fehlern am besten … Immerhin war ein Notfallsteuerpult eingebaut, wenn auch völlig sinnlos – wenigstens sah es ultramodern aus.

Nach der holprigen Landung der Kartoffel und deren Auswirkungen, machten sich eine erste allgemeine Verunsicherung (die laut irdischen Suchanfragen immer noch besteht, jedoch in die Unterhaltungsbranche gewechselt ist) und leichte Anfälle von Verzweiflung in den intergalaktischen Lageberichtshallen breit. Die Wissenschaftler hatten nach quälend langen Versuchen fast abgeschlossen mit der Kontaktaufnahme und insgeheim war bereits ein Ersatzplanet für das Forschungsprojekt ins Auge gefasst worden.

Aber Bakterien sind zähe Burschen. Atomare Strahlung, absolute Minustemperaturen oder Säurebäder, das alles ist kein Problem für die kleinen Viecher – im Gegensatz zu dem albernen Notfallsteuerpult. Nachdem sich der Nebel des Chaos etwas gelichtet hatte, konnten die Signale der Raumkapsel von Detlef und Erna nach wenigen Tagen der Funkstille empfangen werden. Beide waren quietschfidel wie am Tag der Aussendung.

Durch diesen ominösen Zufall war der über 60 Millionen Jahre lange Weg für die beiden Bakterien bis zum Säugetier, und letztendlich zur Menschwerdung, freier als zuvor gedacht. Sämtliches Ende birgt immer einen Neuanfang (auch wenn nur Fliegen oder anderes Getier einen Platz zur Eiablage finden). Durch den Aufprall wurden ein Großteil direkter Nahrungsmittelkonkurrenten und Top-Prädatoren aus dem Weg geschafft – quasi eine kostenlose Anschubfinanzierung ohne Zinsen. Die Räuber-Beute-Beziehungen wurden neu geordnet – mit den kleinen und unscheinbaren extraterrestrischen Bakterien an der Spitze.

Um die Bakterien, die sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach geeigneten Symbionten und paarungswilligen Mehrzellern machten, genauestens beobachten zu können, ließen die beiden Wissenschaftler Jahwa und Adonei ein riesiges Mikroskop bauen. Das gilt, um es klar zu sagen, in diesem Fall nicht als voyeuristische Grenzüberschreitung. Die Wissenschaftler haben die Installation selbstverständlich im Vorfeld juristisch wasserfest durchchecken lassen. Nicht dass die geplante Krone der irdischen Schöpfung jemals auf die Idee käme, die interstellare Gemeinschaft zu verklagen.

Die Installation nutzte die Sonne als Lichtquelle und die Erdatmosphäre fungierte als Objektiv. Um die Funktion des Mikroskops zu vervollständigen, wurde ein Okular auf dem wenige Lichtjahre entfernten Planeten Visio installiert. Zusätzlich wurde dieser mit einer Drehkurbel, die per Telepathie zu steuern war, ausgestattet. Es sollte erwähnt werden, dass lediglich eine Kleinigkeit fehlte, um den freien Blick auf die Bakterien gewährleisten zu können: Es bedurfte einer Umsiedlungsaktion zahlreicher Planeten und Weltraumobjekte. Die Umsetzung der Planetenverschiebung ließ sich schnell bewerkstelligen, denn üppige Entschädigungszahlungen – oder, bei weniger verständnisvollen Völkern, die Nutzung des Planeten-schwupp-und-weg-Radierers (so durften schon eine Vielzahl an Gestirnen den Blick in den Lokus der Evolution riskieren) – wirken bekanntlich Wunder.

Zusätzlich wurde eine bewegliche Drehachse eingebunden, damit jeder Winkel der Erde aufs Genaueste betrachtet werden konnte. Über den magnetischen Bewegungsmechanismus, der sich an den Polkappen des Planeten befindet, konnten nun je nach Bedarf bestimmte Regionen besser visualisiert werden. Vor allem die Mittelachse des Planeten galt von vornherein als fruchtbare Region und war daher für die Wissenschaftsgemeinde besonders interessant.

Mithilfe der Bilder des Mikroskops konnte die langsame Evolution der Bakterienstämme dokumentiert werden. Die Entwicklung vollzog sich über die ersten Protoprimaten, die sowohl zu Wasser, auf dem Land als auch in der Luft leben konnten, weiter zu kleinen knubbeligen siebenäugigen Wollwesen, schwabbeligen Quallen oder putzigen Gummibärchen, bis hin zu den dauerphallustierenden Affenarten, die dem heutigen Menschen so verblüffend ähneln (nur, dass sie kostbare Bananen in der Hand hielten, statt Smartphones).

Und so keuchte, fleuchte und pulsierte das Leben lange vor der Ausbreitung des Menschen. Hier blinkte es, da stapfte etwas, an anderen Stellen entstanden unterirdische Tunnel, drüber balzte es und irgendwo in den Lüften flog etwas herum. Es gab scharenweise riesige, kleine und ultrakleine, hässliche, imposante und farbenfrohe Wesen – alles war so schön ausgewogen und friedlich – vor dem Einsetzen der menschlichen Invasion.

Durch Evolutionsprozesse, der vollständigen Vereinigung unterschiedlicher bakterieller Stämme und weiterer Zusammenschlüsse (das entwickelte sich auf diesem Planeten schnell zur allgemeinen Obsession) mit mehrzelligen Wesen, wurde über Millionen Jahre hinweg der heutige Homo sapiens sapiens (obwohl der Name trügerisch und für Außerirdische ein echter Schenkel- bzw. Tentakelklopfer ist, denn in Bezug auf die Denkleistung extraterrestrischen Wesen müssten das Wort sapiens mit einer siebenstelligen Zahl multipliziert werden) auf natürliche Art und Weise erschaffen.

Der kontinentale Aufbau der Erde und das vereinnahmende Verhalten der Bakterien sorgten für diverse, nebeneinander stattfindende Entwicklungsprozesse, die neuartige Spezies hervorbrachten. Freilich hat sich während der Evolution der ein oder andere Flop eingeschlichen. Viele Erdwesen starben erneut nach kurzer Zeit aus. Andere – wie Vögel, die nicht fliegen können, oder Fische, die Luft zum Atmen brauchen – existieren immer noch. Ein besonderer zweibeiniger Vorfahre war der im heutigen Raum Europas beheimatete Neandertaler. Dieser wies die menschlichen Vorzüge auf, wie den aufrechten Gang, das größere Gehirn (kognitive Revolution) und die offizielle Monogamie durch eine gemeinsame, elterliche Aufzucht des Nachwuchses (die Frau konnte sich somit rächen für die neun Monate mit dickem Bauch, geschwollenen Füßen und Fressattacken). Dieser Urmensch galt den Menschen lange Zeit als erstes irdisches Lebewesen, welches aktiv Werkzeuge nutzen konnte – keine Akkuschrauber oder Mixer, sondern Steine und Stöckchen, die mit etwas Geschick zu Äxten oder Schneidwerkzeugen umfunktioniert werden konnten. Damit konnte man schöne Fellfetzen aus Tieren schneiden, Schalen von Nüssen knacken oder unliebsame Widersacher im Handumdrehen von der Bildfläche verschwinden lassen – ein riesiger Urzeitspaß für Groß und Klein.

Nach wenigen Jahren nach ihrer Entstehung ertönten, durch die evolutionäre Ausbildung von modulationsfähigen Stimmbändern, schlichte Laute aus ihren Kehlen. Die Verknüpfung der einzelnen Geräusche zu Worten und Sätzen führte zu einer primitiven Art der Kommunikationen, die abermals die gemeinschaftliche Jagd erleichterte. So griffen mit einem Ugaagauga nicht sieben Neandertaler das linke Hinterbein des Mammuts an, sondern nutzten durch Absprachen Ugagugi, Ugiagiga und Uguagia die komplette Flanke des Tieres für einen erfolgreichen Todesstoß. Speziell dieser Erwerb der verbalen Kommunikation sorgte für eine weitreichende Entfaltung der kognitiven Fähigkeiten des Menschen, der sich somit vom Rest der Tierwelt abheben konnte. Die Männerwelt bereut noch heute bei jedem Abendessen mit der Freundin diesen evolutionären Schritt (zum Glück bietet der menschliche Kopf genug Hohlraum für einen direkten Durchzug der vielen Worte).

Auf fast allen Kontinenten bildeten sich in ähnlichen Zeithorizonten menschliche Wesen aus, jedoch setzte sich besonders der aus dem afrikanischen Raum stammende Homo sapiens sapiens als herrschende Rasse durch. Als invasive Art oder Spitzenprädator, gelang es dem Menschen durch die Nutzung von Waffen und Fallen die großen Lebewesen in den meisten Regionen des Planeten nach kurzer Zeit nahezu komplett auszurotten. Die meisten größeren Landbewohner hatten eine geringe Anzahl an Nachwuchs, der lange Aufzuchtzeiten bis zur Geschlechtsreife bedurfte (die kleinen sind halt nicht so auffällig beim stetigen Kopulieren und schneller im nächsten Loch verschwunden).

So brachten sämtliche Eingriffe in die Populationsabfolge enorme Konsequenzen für spätere Generationen mit sich. Aus diesem Grund finden sich größere Lebewesen wie Giraffe, Elefant oder Wal im aktuellen 21. Jahrhundert auf dem afrikanischen Kontinent und in den Ozeanen, denn nur dort gibt es noch genügend Rückzugsraum.

Im Laufe der Geschichte des Menschen waren nicht nur reine Körperkraft und flinke Beine gefragt. Die Intelligenz (es wird allgemein gestritten, ob der Begriff in diesem Zusammenhang überhaupt zutreffend ist, aber ich möchte es der Einfachheit halber bei dieser Formulierung belassen) und die Fähigkeit der Werkzeug- bzw. Hilfsmittelgebrauch waren ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung. Höhlen wurden als Wohnräume genutzt und es wurden alsbald protzige Klamotten aus Tierfellen getragen. Tigertanga, Löwtrikots oder Pumaschuhe waren damals schon sehr beliebt.

Die menschliche Population wuchs aufgrund des steten und gefährlichen Überlebenskampfes geringfügig aber sukzessive an.

Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass sich der Übergang von den einfachen Bakterien (Erdlinge, bitte dieses nicht in der Gegenwart der Bakterien erwähnen, nicht dass der eigene Körper anfängt zu rebellieren und mit heimtückischen Krankheiten um sich wirft) zu höheren Lebensformen nach wenigen Generationen verselbstständigte. So gilt der Mensch zwar als eigenständiges Wesen, jedoch beherrschen ihn Bakterien im Inneren und auf dem Äußeren seines Körpers unablässig. Auf jede menschliche Zelle kommt eine Bakterie, der Mensch ist bestenfalls kurz nach dem Ausscheidungsprozess in der Überzahl, aber auch nicht lange. Würde eine einzige Bakterien-Art von den rund 10.000 unterschiedlichen Arten, die zumeist in der Darmflora enthalten sind, fehlen, könnten lebensnotwendige Funktionen des Menschen ausfallen. Die Gesamtheit der Bakterien bzw. deren Zusammensetzung als Mikrobiom ist abhängig von Alter, Ernährung und Gewicht des jeweiligen Menschen. Babys benötigen z. B. eine andere bzw. stärkere Immunabwehr als ausgewachsene Männer. Die nehmen aber im Regelfall auch nicht mehr jeden gefundenen Gegenstand, vom Steinchen über Regenwürmer hin zu Toilettenreinigern, in den Mund, oder?

Neben den für den Menschen notwendigen Bakterien, gibt es auch noch welche, die einen negativen Einfluss ausüben – Querulanten und Eigenbrötler, die sich im Zuge der Evolution von ihrem Aufgabengebiet entfernt und eigene Pläne entwickelt haben. Diese sowie Viren, Phagen etc. versuchen des menschlichen Mikrobioms habhaft zu werden. Liegt ein intaktes Immunsystem vor, wissen sich die körpereigenen Arten erfolgreich gegen den Angriff der Schädlinge zu wehren. Schnell herrscht dann wieder Zucht und Ordnung, nachdem die Gallenblase oral entleert oder die Fremdstoffe mit Eiter und Schleim ausgeschieden wurden (Menschen sind manchmal ganz schön widerlich, aber das Universum hat noch ganz andere Kaliber zu bieten). Ist die körperliche Abwehrzentrale gestört, können die winzigen Schmarotzer dem menschlichen Leben ein schnelles Ende bereiten.

Letztendlich ist der Mensch quasi ein riesiger Wirt und Transportzentrum für Bakterien zugleich. Diese beherrschen insgeheim die Erde (und nicht Geld oder Frauen). Aufgrund dessen kann auf Eingriffe der außerirdischen Wissenschaftler nicht ganz verzichtet werden. Der Erdling ist nämlich nicht in der Lage, die eigenen Bakterien und deren steten Fortpflanzungsdrang im Zaum zu halten, ansonsten würde der Bock zum Gärtner gemacht, der Ast abgesägt, auf dem gesessen wird, oder sich ins eigene Bein geschnitten, wie die Menschen sich ausdrücken würden – ein ganz schöner Ozean voll Gambalamba, wie man auf Alpha Centauri noch vor tausend Jahren gesagt hätte.

Eine progressive Regulation der Anzahl, Ausbreitung und Evolution von Bakterien und Zweibeinern ist somit unabdingbar.

Das Gedeihen der Menschheit war bei konstant fortlaufender Geschwindigkeit beschränkt. Die Wissenschaftler vom Institut waren über die Einfachheit und Langsamkeit des Fortschritts der Homo sapiens sapiens regelrecht erschüttert. Das Wort Schneckentempo dafür zu bemühen, wäre einer bodenlosen Beleidigung dieser Geschöpfe gleichgekommen. Daher entschied der Oberste Rat des Instituts ein wenig nachzuhelfen und den Menschen aus der Tristesse des Sammelns, Jagens, Essens, Schlafens und Beischlafens zu holen (unfreiwillig natürlich, der Erdling hätte ansonsten niemals mitgemacht). Es sollte sich herausstellen, dass dieses nicht das letzte Mal bleiben würde, bei dem den Menschen helfend unter die Arme gegriffen werden musste.

Es wurden wochenlange Workshops einberufen, Brainstormings durchgeführt und zahllose Abstimmungszeremonien vorgenommen. Einige irdische Monate gingen entscheidungslos ins Land. Grundsätzlich gab es einen Konsens, dass der Eingriff als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden und nicht per Evolutionsdünger oder künstlichem Zeitraffer nachgeholfen werden sollte. Nach langen Auswahlprozessen wurde entschieden, nicht die leichteste Methode zu wählen und außerirdische Kinder auf der Erde leben zu lassen. Im Konsens wurde eine Spezialmethode erschaffen, bei der mithilfe von Blitz und Donner Feuer erzeugt werden konnte. Trafen die Blitze direkt Gestein und nicht etwa holzartige Konstrukte, konnte der sogenannte Feuerstein entstehen. Dieser konnte wiederum über den Weg der Reibung die in sich vereinte Feuerkraft entladen und somit ebenfalls Feuer entfachen.

Für die Entladung von Donner und Blitzen (der Donner dient der Machtdemonstration der Außerirdischen über die Erdlinge und war anfangs als Gag vorgesehen) mussten spezielle Apparaturen gebaut werden. Damit wurden Hochspannungslichtbögen von über 170.000 Volt als zuckende Funkenentladungen und ohrenbetäubende Druckwellen aus der Erdatmosphäre auf den Planeten abgeschossen.

Der erste Mensch, ein dusseliger Bursche namens Phoenix, der in den Genuss dieses Spektakels kommen durfte, war so verzückt von den hell lodernden Farben, die aus dem auf diese Weise entzündeten Dornbusch emporstiegen, dass sein Pelzmantel Feuer fing und von ihm nichts als ein verkohlter Haufen Asche übrig blieb. Also von dem Mantel, nicht von dem Dussel, der den brennenden Pelz rechtzeitig ausziehen konnte. Noch heute heißt es Wie Phönix aus der Asche, was sich auf die vergeblichen Versuche des unbelehrbaren Kollegen bezieht, den verkohlten Mantel wieder anzuziehen.

Phoenix Familienclan, der den Spaß aus der Ferne mitbekommen hatte, war vorsichtiger und verstand es schließlich, einige angekokelte Finger später, das Feuer zu nutzen. Den Stock am richtigen Ende anfassen (!),Holzscheite aufstapeln, die Flammen von einem Stück zum andern überspringen lassen und regelmäßig ausreichend Holz nachlegen, so lautete das Geheimnis des steten Lebens des Feuers (in leichter Abwandlung auch für die zwischenmenschliche Liebe, so die Auswertung zahlreicher Schundromane über den Erdling). Blitzschnell wurden die positiven Eigenschaften und diversen Nutzungsmöglichkeiten des Feuers erkannt – es spendete Licht und Wärme. Aber vor allem schmeckten die erlegten Mammutstücke gegrillt besonders fabulös und ließen sich auch viel besser kauen.