Beziehungskiller - Martin Mucha - E-Book

Beziehungskiller E-Book

Martin Mucha

4,9

Beschreibung

Der Wiener Universitätslektor Arno Linder begleitet seine Freundin ins Weinviertel. Mit eingeladen sind auch Lauras Auftraggeber, Kollegen und deren Lebensgefährtinnen. Es scheint ein erholsames Wochenende zu werden, wäre da nicht Arnos unheilvolle Gabe förmlich über eine Leiche zu stolpern. Die Polizei präsentiert zwar bald einen Täter, doch Laura ist nicht ›amused‹. Um seine Beziehung zu retten, bleibt Arno nichts anderes übrig als den wahren Täter aufzuspüren …

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Martin Mucha

Beziehungskiller

Kriminalroman

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung: Julia Franze

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

»Ma glaubat fast, de Justiz, de funktioniert.«

Kapitel 1

I

Anfang September ist eine gute Zeit in Wien. Der Sommer mit seiner Hitze ist vorüber, der Winter mit der Nässe und dem kalten Wind noch nicht da. In guten Jahren hat man einen ganzen Monat, bevor es dann grau und grauslich wird, manchmal hat man aber auch nur ein paar Tage. Egal aber, ob eine Woche oder einen Monat lang, die Stadt zeigt sich dann einfach von ihrer besten Seite. Die Luft ist klar, die satten Farben der Bäume in den Parks und auf den Hügeln ringsum leuchten, ein sanfter Wind treibt ein paar Blätter vor sich her, und manchmal, ja manchmal findet man sogar einen Wiener, der lächelt. Der Herbst – die Zeit der Wunder.

Es war einer dieser goldenen Tage, und ich war auf dem Weg zu Laura. Nicht, dass ich viel Lust auf ihr Vorhaben gehabt hätte, aber in jeder Beziehung kommt er irgendwann, der erste gemeinsame Wochenendausflug. Und zwar so unvermeidlich wie der erste Kuss, wie der erste Streit und wie die Frage: Sollen wir nicht zusammenziehen? Schlimmer hätte es nur noch dann kommen können, wenn der Ausflug einen Besuch bei Lauras Eltern beinhaltet hätte. Gott sei Dank war immerhin dem nicht so. Allerdings sollten ein paar von ihren Arbeitskollegen mit dabei sein.

Wobei Arbeitskollegen eigentlich nicht ganz stimmte. Laura hatte eine Firmenübernahme juristisch begleitet, die Übernahme war geglückt, und nun hatte der stolze neue Besitzer seine Geschäftspartner auf ein Wochenende in seinem Landhaus im Weinviertel eingeladen. Jeder der Kerle dort verdiente am Tag so viel wie ich im Jahr, und deren Badezimmerschlapfen waren sicher teurer als mein bester Anzug. Wäre aber alles noch zu ertragen gewesen, wenn nur Laura nicht so enthusiasmiert gewesen wäre. Für sie war das der Aufstieg in die Chefetage, wenn schon nicht beruflich, so doch sozial. Wir hatten mir zur Feier des Tages sogar gemeinsam neues Gewand gekauft, inklusive Schuhen und Hemden. Außerdem war ich genau instruiert worden, wie ich mich zu verhalten und nicht zu verhalten und über was ich zu reden und zu schweigen hätte. Auf keinen Fall durfte ich über griechische Literatur oder meinen Gehaltszettel sprechen, und, ach ja, natürlich musste der Mantel des Schweigens über alles gebreitet werden, was nur irgendwie auf die dunklen Seiten meines Privatlebens hinwies. Dabei hatte sie keinen Zweifel daran gelassen, dass sie es wirklich ernst meinte. Ich kam mir vor wie auf dem Prüfstand für meine Beziehungstauglichkeit, alle Voraussetzungen für ein wirklich schönes Wochenende waren also gegeben.

Ich bog in die Kupkagasse im 8. Bezirk ein, kam zu dem Haus, in dem Laura damals wohnte, und klingelte. Ich fühlte mich etwa so wie ein Volksschüler, der von der Lehrerin zum Direktor geschickt wurde und nun vor dessen Tür steht und klopft. Eine Drachenhöhle war lächerlich dagegen.

Es dauerte keine zehn Sekunden und die Gegensprechanlage surrte.

»Arno?«

»Genau der.«

»Lass deine Koffer unten und komm rauf, tragen helfen.«

»Gut.«

Ich ließ meinen alten Lederkoffer unten und stieg die Treppen hinauf. Lauras Wohnungstür stand offen, zwei Koffer waren zu sehen. Die schnappte ich mir und hielt nach meiner Herzensdame Ausschau.

»Laura?«

»Komm’ gleich, trag den Krempel runter, wir sind spät dran.«

»In Ordnung.«

Ich schleppte die beiden Koffer die Treppe runter. Schleppen war das richtige Wort, mit Tragen hatte das nichts mehr zu tun. Gut nur, dass Amnesty International das nicht mitbekam, die hätten Laura glatt wegen Sklaverei verklagt. Unten angekommen hätte ich mich dann am liebsten selbst verklagt, ich hatte nämlich den Autoschlüssel oben vergessen. Ich wollte gerade die Koffer stehen lassen, als sich oben im ersten Stock eines der Fenster öffnete und ein Schlüssel heruntergeflogen kam.

»Fang’ auf, du Genie!«, hörte ich noch, dann war das Fenster oben wieder zu und der Schlüssel in meiner Hand. Lauras Peugeot stand nur wenige Meter entfernt. Ein paar Schweißtropfen später hatte ich die Koffer im Auto verstaut. Wegen des Schiebedachs war im Kofferraum nicht allzu viel Platz, also hatte die Rückbank herhalten müssen. Ich sperrte wieder ab und blickte mich um. Von Laura war noch immer nichts zu sehen.

Also wieder die Treppe hinauf, obwohl ich für heute eigentlich schon genug Sport gemacht hatte. Die Tür war angelehnt, und ich ging hinein. Aus Lauras Schlafzimmer hörte ich Geräusche, hektisches Hinundhergehen und das Rascheln von Kleidern.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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