Beziehungspflaster - Nina Ponath - E-Book

Beziehungspflaster E-Book

Nina Ponath

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Beschreibung

Weil ihr Freund auf einer Party fremdgeknutscht hat, ist Gina nach zwei Jahren Beziehung wieder allein – und hat erst einmal genug von der Liebe. Dumm nur, dass ihre Seelenverwandte Malena, die eigentlich dauersolo ist und Gina in die Geheimnisse des Singledaseins einweihen sollte, sich ausgerechnet jetzt zum ersten Mal verliebt. So ist Gina ziemlich hilflos, als sie plötzlich eine ganze Reihe von Verehrern abwehren muss. Denn wie wird man einen Kerl los, der einen anbaggert, sich dann aber nur unterhalten will? Und was entgegnet man einem Typen, der einen erst küsst und dann abserviert? Als sich auch noch Ginas Eltern trennen und Malena von ihrem Liebsten betrogen wird, scheint es bewiesen: Männer sind Penner. Oder kann Gina doch noch einen netten Jungen finden, der sie vom Gegenteil überzeugt? Mit Malena schließt sie eine waghalsige Wette ab.

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Nina Ponath

Beziehungspflaster

Roman

Inhalt

Dies geht an …

… alle Mädels, die das Leben umarmen, den Freitagabend mit dem einen oder anderen Sektchen in der Disco verbringen, tanzen, lachen und sich schließlich beim Engtanz zu Robbie Williams’ Angels Hals über Kopf verlieben. Es ist für alle, die einen Kuss an einem Freitagabend als Beginn einer zukünftigen Langzeitbeziehung interpretieren, Eroberungspläne schmieden, Pärchen-Aktivitäten planen, sich jeden Freitagabend in seine Stammdisco begeben … mit dem ernüchternden Ergebnis, dass das wieder mal der falsche Kerl war, der nun wild knutschend mit einer anderen an der Theke sitzt. Gegen diese Verletzung des Egos hilft nur eines – das, was schon immer geholfen hat, wenn es plötzlich irgendwo wehtut: ein Pflaster. Nicht so eins, wie wir es früher mit drei Jahren bekamen, eins von Hansaplast mit einem tanzenden Winnie Pooh darauf, sondern ein Beziehungspflaster …

Für alle Ginas und Malenas da draußen, die sich mit Beziehungspflastern trösten!

1. Die perfekte Lebensform sieht für Sie folgendermaßen aus:

a)Ich bin lieber allein, als mich festzulegen. Wozu eine Beziehung eingehen, wenn noch jemand viel Besseres kommen könnte?

b)Ich kann nicht gut allein sein und bin deshalb ständig in einer Beziehung. Meistens beende ich Beziehungen sogar erst dann, wenn schon jemand Neues in Sicht ist.

Familienfeiern sind für jeden Beteiligten die reinste Folter. Alle Mitglieder einer Familie leiden darunter, sich zu Weihnachten oder zu anderen lästigen Anlässen wie einer Hochzeit oder dem siebzigsten Geburtstag des Opas zusammenzufinden und einander Interesse und Spaß vorzuheucheln, obwohl doch eigentlich alle wissen, dass jeder am liebsten unmittelbar nach der Begrüßung unter einem billigen Vorwand wieder verschwinden würde. Am schlimmsten sind Familienfeiern allerdings, wenn man keine Chance hat, frühzeitig aufzubrechen, »um den Wellensittich zu Hause zu füttern«, weil man leider noch nicht volljährig ist und die Eltern ausgesprochen wenig Spaß verstehen. Wenn man sich zudem gerade von seinem Freund getrennt hat und von allen Seiten mit Mitleid oder Fragen bombardiert wird, obwohl man einen grausam dröhnenden Schädel hat, dann sind Familienfeiern nicht nur schlimm, sondern geradezu unerträglich.

Seit mittlerweile fünf Stunden und 21 Minuten bin ich Single. 5:09 Uhr war es nämlich, als mir die Frage, die mich seit elf Monaten beschäftigte, mit einem Schlag beantwortet wurde. Die Frage lautete: Ist er es wert, mich selbst und meine Freundinnen zu vernachlässigen, weil er mich jede freie Minute sehen will? Es war schlimm genug, dass ich deshalb weder Zeit noch Lust hatte, weiterhin meinen Hobbys nachzugehen, dass ich fett wurde und in einem Zustand permanenter Müdigkeit lebte, weil ich bis in die tiefe Nacht hinein mit ihm telefonierte. Am Ende rasierte ich mir nicht einmal mehr die Beine, weil er seit dem gemeinsamen Sommerurlaub ohnehin wusste, dass die Evolution noch nicht so weit fortgeschritten ist, uns Mädels von dem lästigen Gebrauch eines Nassrasierers zu befreien.

Nun, 5:09 Uhr gestern Nacht entschied ich mich endlich, gegen Hüftspeck, Müdigkeit und Selbstverfall anzugehen. Zugegeben, die Entscheidung wurde mir durch angetrunkenen Mut und Marks Verhalten erheblich erleichtert: Kaum angekommen im Schuppen, der Diskothek, in der meine beste Freundin Malena und ich meinen – inzwischen ehemaligen – Freund treffen wollten, begrüßte dieser mich mit dem Unheil verkündenden Satz: »Du, ich muss dir was sagen.«

Was er mir beichten wollte, hieß Annika, war erst 16 Jahre alt, ziemlich klein, pummelig und sah mit ihren strähnigen langen Haaren und Augenbrauen, die noch nie im Leben eine Pinzette gesehen hatten, tatsächlich ziemlich scheiße aus. Aber Kerle sind offenbar sehr kompromissbereit, wenn es darum geht, sich Abwechslung zu verschaffen. Sie sei ihm früher am Abend über den Weg gelaufen und wahrscheinlich habe er sie nur mit mir verwechselt in seinem Zustand, meinte er. Jedenfalls hatte er mit ihr rumgeknutscht.

Dass die angebliche Verwechslung mit dieser ungepflegten Öko-Schnepfe mich mehr aufregte als Marks unverzeihliche Tat, zeigte mir eines: Malena hat recht! Männer sind wie Autos – hat man eines, verpflichtet man sich mit dem Kauf leider nicht nur zum Spaß (Fahren), sondern auch dazu, die lästigen Nebenwirkungen (Versicherung, Benzinkosten, Autowäsche etc.) zu ertragen, und wünscht sich am Ende, man könnte wieder wie in den alten Zeiten kostengünstig Fahrrad fahren. Deshalb lässt Malena ihr Auto meistens stehen und ihre »Beziehungen« beschränken sich grundsätzlich auf die zwanzig Minuten vom Small Talk bis zum Nachspiel. Das ist wahrscheinlich auch nicht jedermanns Sache, aber immerhin bleibt einem so erspart, am Samstagmorgen zwei Stunden lang wort- und regungslos neben dem scheintoten Freund zu verharren, der tiefer schläft als die Übernachtungsgäste einer Ausnüchterungszelle. Und es ist allemal besser, als anschließend den gesamten Vormittag damit zu verbringen, dem immer noch verkaterten Freund beim Wii-Spielen zuzugucken, weil man in einem Anflug anfänglicher Verliebtheit vorgetäuscht hatte, man wäre ein absoluter Fan von Videokonsolen – nur um ihm zu gefallen.

Mit dieser Erkenntnis verwarf ich den Gedanken, vor seinen Augen mit einem seiner Freunde rumzumachen, ganz schnell wieder (nicht zuletzt aus Mangel an anwesenden attraktiven Freunden) und nutzte Marks Fehltritt als glücklichen Anlass, um auf der Stelle Schluss zu machen. Danach investierten Malena und ich unser gesamtes Geld in Drinks, um das Ende meiner elfmonatigen Knechtschaft zu feiern.

Und deshalb sitze ich nun, nach nur zwei Stunden Schlaf, mit dem schlimmsten Kater meines Lebens mitten auf einem Acker – zumindest indirekt, denn um mich herum sind immerhin Wände, die die Sicht auf die Felder versperren. Trotzdem, bei der Anreise zum Dorflokal Opas Wahl habe ich Papa ernsthaft gefragt, ob wir uns versehentlich in die russische Tundra verfahren hätten. Aber nein, Opa hatte sich tatsächlich diesen Laden hier zum Feiern ausgesucht. Vermutlich wegen der adretten Kellnerinnen, die selbst schon locker als Rentnerinnen durchgehen könnten, und der Auszeichnung für die »gute deftige Hausmannskost« an der Wand, deren unglaublicher Wert durch einen goldenen Rahmen betont wird. Herzlichen Glückwunsch!

Und jetzt werde ich genervt von allen Seiten.

»Gina, du siehst etwas blass aus, geht es dir nicht gut?« Gut beobachtet, Tante Ellie! Mit einem Kopf, der sich so dumpf und platt anfühlt, als hätte ein Walross darauf gesessen, sieht man meistens nicht so blendend aus.

»Gina hat gestern wieder mal die Nacht zum Tage gemacht – und einen über den Durst getrunken.« Danke, Mama.

»Ach, die heutige Jugend …« Allein Tante Ellies Blick verrät, dass sie zu der Sorte Erwachsener gehört, die niemals wirklich jung war. Wahrscheinlich verbrachte sie früher schon ihre Freitagabende am liebsten mit einem guten Buch und einer Riesenvorratspackung Nussschokolade auf der Couch, was ihren pferdeähnlichen Hintern erklärt.

Ihr verstörter Blick zeigt zudem mal wieder, wie langweilig mein Cousin Simon ist. Also wirklich. Da hat man schon keine Geschwister und setzt alle Hoffnungen auf seinen einzigen Cousin – und der ist von einem ganz anderen Stern. Simon ist zwei Jahre älter als ich und hat ein Abi von 1,1. (Wie schafft man so was? Ich peile momentan 2,9 an – aber selbst für den Schnitt brauche ich noch eine ordentliche Portion Glück.) Nach einer langen Zeit des Elbisch-Lernens investiert er seine Intelligenz nun in chemische Experimente und die Froschzucht. Ehrlich, sein größtes Hobby ist es, nach Mutationen des Laubfroschs zu forschen. Das macht es relativ schwer, sich gut mit ihm zu verstehen.

Inzwischen werde ich auch noch von Onkel Thorsten attackiert. Wahrscheinlich will er sich gegen den Eindruck wehren, er sei nur eine Art Haustier von Tante Ellie und befolge ihre Befehle.

»Tja, wer feiert, muss auch aufstehen können, sag ich immer.«

»Ach, tust du das?« Zu wem denn? Zu Simon doch sicherlich nicht! Oder verbirgt Tante Ellie etwa ein geheimes Doppelleben als spielsüchtige Alkoholikerin vor uns?

Seufzend stütze ich meinen Kopf auf die Hand. Um mich herum dreht sich alles noch ein bisschen. Wie viel lieber würde ich es mir in meinem Bett gemütlich machen; daneben könnte ich ganz bequem einen Eimer stellen und müsste dieses eklige Würgen in meinem Hals nicht unterdrücken. Einfach frei heraus damit. Opa zwinkert mir aufmunternd zu. Ha, der hat mir das Ganze hier doch schließlich eingebrockt!

»So, liebe Leute, ich danke euch allen, dass ihr so zahlreich erschienen seid und es mir ermöglicht habt, im Kreise meiner Liebsten zu feiern. Das Büfett ist eröffnet!«

Na super, ich verzichte dankend. Spiegeleier und Roastbeef zu einer Uhrzeit, zu der der Durchschnittsdeutsche gerade mal ins erste Knoppers beißt. Aber Mama wirft mir schon zornige Blicke zu. Okay, ich gebe mich geschlagen. Dann stehe ich eben auf und gönne meinem übersäuerten Magen ein bisschen Brot. Vielleicht geht’s mir danach ein wenig besser.

»Wie läuft’s denn eigentlich mit dem Führerschein?«, fragt Tante Ellie interessiert, während sie sich hinter mir Speck und etwas, das aussieht, als wäre es schon einmal verdaut worden, fröhlich auf den Teller schaufelt.

Leider kaue ich gerade an einem Stück Brot. Gleichzeitig Fragen zu beantworten überfordert mein verkatertes, dehydriertes Gehirn, das schon unter normalen Umständen nicht sonderlich multitaskingfähig ist, dermaßen, dass ich mich verschlucke und einen riesigen Hustenanfall bekomme.

Wenn ich so darüber nachdenke, ist das gar nicht so schlecht, da ich mittlerweile bei meiner 52. Fahrstunde angelangt bin und mein Fahrlehrer Günther immer noch keinerlei Anstalten macht, mich zur praktischen Prüfung zuzulassen. Erst letzte Woche meinte er, ich sei zwar ein niedliches Mädchen und eine seiner liebsten Schülerinnen, aber das ändere absolut nichts an der Tatsache, dass wir, bevor er mich zur Prüfung anmelden könne, noch ein gehöriges Stück Arbeit vor uns hätten. Und das nur, weil ich beim Abbiegen statt des Blinkers aus Versehen den Scheibenwischer eingeschaltet habe. Als ob das so schlimm wäre! Ich kenne genug Leute, die genauso fahren, obwohl sie einen Führerschein haben. Mamas Auto zum Beispiel braucht mindestens einmal im Jahr eine neue Lackierung, weil sie ständig beim Ausparken unsere Pforte rammt, die »irgendwie schmaler geworden ist«.

»Wie liefen denn bei dir die Abiturprüfungen? Hast du ein gutes Gefühl?«

Oh weh, da fragt Ellie mich was. Vage nicke ich. Obwohl ich mich so sehr bemüht hatte, die Erinnerungen an meine Klausuren zu verdrängen, weiß ich selbst mit Kater und Schlafmangel noch, dass ich zumindest meine Matheklausur ziemlich in den Sand gesetzt habe. Egal, Medizin will ich eh nicht studieren und selbst wenn, dann muss ich mich halt auf den ukrainischen Markt einkaufen. Oder es einfach wie Ellie machen – Hochzeit statt Studium.

»Und wie geht es deinem Freund? Wie hieß er noch? Mark, oder?«, fragt meine Tante jetzt. Man kann ihr nicht nachsagen, dass sie schnell aufgibt. Ignoranz? Kein Grund für Ellie, die Konversation einzustellen.

»Ach Ellie, du kennst doch die jungen Leute. Beziehungen halten bei denen nicht länger als Eis in der Sonne«, sagt Mama gehässig.

Frechheit. Ich werde sie in Zukunft nicht mehr an meinem Liebesleben teilhaben lassen. Wobei sie mit ihrem dämlichen Spruch gar nicht so unrecht hat – zumindest was meine beste Freundin Malena betrifft, die schon mit mehr Typen im Bett war als so manche Vierzigjährige. (In jedem Fall mit mehr als Tante Ellie, die mit Onkel Thorsten zusammen ist, seit die beiden 15 waren. Igitt!) Malenas Begründung für ihr 68er-Revival, was Sexualmoral und Freizügigkeit anbelangt, ist, dass wir zur Coffee-to-go-Generation gehören.

C, Coffee-to-go-Generation, die: Diese Generation, bestehend aus den Jahrgängen der späten 1980er sowie der frühen 1990er, zeichnet sich durch ein hohes Maß an Unbeständigkeit und schnell wechselnden Begierden aus. So nehmen sich Angehörige dieser Altersgruppe nicht die Zeit, sich hinzusetzen, um einen Kaffee zu trinken, sondern stolzieren, die Handtasche in der einen Hand, einen Pappbecher, aus dem der Kaffee schwappt, in der anderen, telefonierend über den Bürgersteig. Warum es diese Generation so eilig hat? Vermutlich, weil alles sofort geschehen muss und man immer schon das Nächste will.

Beziehungsweise den Nächsten, denke ich grinsend, jedenfalls in Malenas Fall. Kaum hat sie mit einem Typen geschlafen, langweilt er sie. Bekundet er dann auch noch ernsthaftes Interesse an ihr, sinkt sein Ansehen bei ihr ins Unermessliche und sie will nichts wie weg, ab zum Nächsten.

»Wie schade«, bedauert Ellie meinen neuen Beziehungsstatus, »so kurz wart ihr doch gar nicht zusammen!«

Stimmt, elf Monate sind schon eine lange Zeit, besonders wenn man sich überlegt, was man sich alles hat entgehen lassen. Nun komme ich mir vor wie eine Oma, der kurz vor ihrem Lebensende klar wird, dass die Auswahl an Männern im Altersheim leider nicht mehr die beste ist und es besser gewesen wäre, sich rechtzeitig nach einem Neuen umzuschauen. Dann wäre einem der Typ mit dem sichtbaren Hörgerät und dem Goldzahn erspart geblieben.

Deprimiert stütze ich meinen Kopf auf meine Hand. Ist das anstrengend hier. Aber Ruhe ist mir wohl nicht vergönnt – Mama zickt mich sofort an: »Gina, jetzt reiß dich bitte zusammen, sonst gibt es das in Zukunft nicht mehr, dass du abends ausgehst, wenn wir am nächsten Tag eingeladen sind!«

Danke, Mama. Nur weil sie den Tag heute gesundheitsbewusst wie immer mit dem Sonnengruß und Reformhaus-Müsli begonnen hat, an dem jeder Vogel seine helle Freude hätte, heißt das nicht, dass sie mich diskriminieren muss. Genervt beiße ich in mein Brot.

»Schmeckt es dir nicht, mein Deern?«, fragt Opa besorgt.

Soll ich jetzt sagen: »Richtig erkannt, Opa, ich finde das Essen hier genauso grausam wie deine ganze Geburtstagsfeier und Brot ist das einzige Nahrungsmittel, von dem mir, wegen seiner Geschmacksneutralität, nicht sofort speiübel wird«, oder was?

»Doch, doch, Opa«, winke ich stattdessen ab. »Ich fange nur langsam an. Und das Brot ist hier besonders lecker.«

Opa lächelt begeistert, weil er glaubt, dass nun noch eine Person seine Liebe zu Nahrungsmitteln teilt, die eindeutig der Grund für seinen roten Kopf und den erhöhten Cholesterinspiegel sind. Wer hat sich eigentlich eine so überflüssige und bescheuerte Mahlzeit wie Brunch ausgedacht, mit Nahrungsmitteln, die kein Mensch auf der Welt zu so einer frühen Uhrzeit essen kann oder will? Das können ja nur die Engländer gewesen sein. In jedem Pauschalurlaub beweisen sie, ausgestattet mit Trekking-Sandalen und Sonnenbrand, dass sie schon vor 12 Uhr morgens ihren Tagesbedarf an Kalorien mit Würstchen und Rührei decken können, ohne sich übergeben zu müssen. Hut ab!

Mein Handy fängt an zu piepen. Mama wirft mir einen bösen Blick zu.

»Ach ja, die Handy-Generation.« Bloß weg hier, bevor Ellie gleich richtig loslegt. Simon hat bestimmt gar kein Handy. T9 kennt ja auch kein Elbisch.

»Tja, ich geh dann mal kurz raus …« Mama schüttelt missbilligend den Kopf, als ich zu meinem Handy greife und unweigerlich grinsen muss. Malenas Nachricht lautet: »Hey Gini, bist du gestern noch gut nach Hause gekommen? Hab mir ein Taxi mit Daniel Schulz geteilt. Strahlender S-Status bei mir. Habe lieb.«

Wie gut, dass Malena und ich unsere kleine interne Freundschaftssprache haben, mit der wir selbst vor den Ohren des Feindes (unsere Mütter) ungeniert kommunizieren können, ohne dass man uns unserer Straftaten überführen kann.

S, Sympathiemachen, das: Diese Tätigkeit wird des Öfteren leidenschaftlich von Malena ausgeübt. Da meine Freundin nie mit »Liebe« Erfahrungen gesammelt hat, wurde das allseits bekannte »Liebe machen« ihren Bedürfnissen entsprechend umgewandelt. Abgekürzt sprechen wir gelegentlich vom S-Status, der den gegenwärtigen Zustand der »Beziehung« beschreibt.

Ich kann’s nicht fassen: Malena hat also mit Daniel geschlafen, ausgerechnet Daniel, der jede Woche mit einer anderen zu sehen ist, außerdem Kettenraucher, Sitzenbleiber und Mitglied im Kegelverein ist! Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein! Ich muss dringend mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden, entscheide ich und lasse mich von meinen Eltern auf dem Rückweg bei Malena absetzen, um so zumindest abends der Familie zu entgehen.

2. Es ist Freitagabend und Sie gehen aus. Ein attraktiver Fremder macht Ihnen Avancen. Lassen Sie sich von ihm zu einem One-Night-Stand verführen?

a)Na klar! Ich bin jung und wenn er mir gefällt, warum nicht?

b)Auf gar keinen Fall! Ohne Gefühle läuft bei mir nichts.

Also, Malena, du hast ihn gefragt, ob er dein Auto sehen will?« Ich sitze in Malenas pinkem Zimmer und spiele den Beichtvater. Sie nickt schuldbewusst. Na, wenigstens etwas. Einsicht ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung.

»Und dann? Ihr seid mit einem Taxi zu dir nach Hause gefahren, um dein Auto anzugucken?« Ein komplett bescheuerter Abschlepptrick, der jedoch immer tadellos funktioniert.

»Hm, ja. Dann habe ich ihm Poldy gezeigt.«

P, Poldy, die: Poldy ist Malenas roter VW Polo, der sich mit seinem Prilblumen-Aufkleber und den gepimpten Felgen durchaus mit einem SLK messen kann – jedenfalls kommt er ähnlich gut an in der Männerwelt.

Malena und Poldy sind nun seit drei Monaten zusammen. Die Gute hat ihre Führerscheinprüfung nämlich sofort und pünktlich zum 18. Geburtstag bestanden. Hoffentlich klappt das bei mir auch. Und hoffentlich klappt das noch, bevor ich zu meiner hundertsten Fahrstunde antrete.

»Und?«

»Hm. Also, Daniel fand Poldy richtig toll, das war natürlich ein dicker Pluspunkt. Wenn ein Kerl dein Auto oder deinen Hintern nicht mag, hat das Ganze eh keinen Zweck. Wird man beides schließlich nicht so einfach los. Und dann haben wir im Auto eine geraucht.« Ich muss lachen.

»Hat er beim Sex eigentlich auch geraucht?«

»Mensch, Gina, sei nicht so blöd!«

Okay. Aber ist doch wahr: Wenn sich nachts einer den Wecker stellt, um akutem Nikotinmangel vorzubeugen, dann Daniel.

»Also, wir haben zusammen im Auto geraucht und uns wirklich nett unterhalten. Ich hatte echt das Gefühl, dass er mich mag, und irgendwie war es auch so, als würden wir uns schon richtig lange kennen. Also halt nicht so, als hätten wir uns erst vor ein paar Minuten kennengelernt. Und dann saßen wir da und haben geredet und geredet und, na ja, dadurch, dass wir so lange geredet haben, kannten wir uns dann ja eigentlich auch schon relativ lange.«

Stimmt, gemessen an der sonstigen Dauer von Malenas »Beziehungen« – zwei Minuten Vorspiel, zehn Minuten Sex, fünf Minuten anziehen und dann »Auf Nimmerwiedersehen« sagen – fallen die zehn Minuten Kennenlern-Unterhaltung wirklich erheblich ins Gewicht.

»Er meinte, er hätte mich immer schon ganz süß gefunden, und hat mir so lieb übers Haar gestrichen und mich geküsst. Und dann haben wir rumgemacht, nur geht das in Poldy ja nicht so gut, weil sie so eng ist. Für Autosex braucht man eigentlich mindestens ’nen 5er BMW oder noch besser einen Jeep. Wahrscheinlich haben deshalb die Surfertypen auch immer diese VW-Busse, damit sie sich für den Sex nicht extra ein Hotelzimmer mieten müssen, sondern schön preiswert im Auto bleiben können. Also, wir waren am Rummachen und dann habe ich vorgeschlagen, lieber in mein Zimmer zu gehen. Und den Rest kannst du dir ja denken.«

Ich nicke.

»Ihr seid also ins Zimmer gegangen und … Na ja, stimmt – ich kann’s mir denken.«

»Das Problem an der Sache ist nur: Er hat sich nicht gemeldet.« Malena guckt richtig zerknirscht.

»Na und? Sonst stört dich das doch nie.«

»Ja, stimmt schon. Eigentlich finde ich das sogar immer ganz gut. Es ist nur … Ach, ich weiß auch nicht.« Malena runzelt dramatisch ihre Stirn. »Ich glaube, ich hab mich ein ganz kleines bisschen in Daniel verknallt.«

Oh Mann, das darf doch nicht wahr sein! Da fängt Malena was mit Daniel Schulz an, was schon schlimm genug ist, und dann verknallt sie sich auch noch in ihn?! Er sieht ja gar nicht so schlecht aus, aber wenn er anfängt zu reden, wundert man sich, wie er es überhaupt schafft, einen Meter geradeaus zu gehen. Warum also verliebt sie sich in Daniel, warum nicht in einen seiner zwanzig Vorgänger?

»Also, Malena … ich will jetzt echt nicht gemein sein«, druckse ich herum, »aber findest du nicht, dass er so ein richtiger, na ja, Loser ist?«

Das war noch harmlos ausgedrückt.

»Nein. Du bist nur wieder mal wahnsinnig arrogant und herablassend.« Malena schüttelt beleidigt den Kopf.

»Mensch, Malena. Der Kerl kriegt doch nichts auf die Reihe. Der wohnt mit seinen 23 Jahren immer noch zu Hause, hat keinen Schulabschluss und gibt trotzdem monatlich fünfhundert Euro für Zigaretten aus. Der einzige Job, für den er eventuell qualifiziert wäre, ist einer als Pornodarsteller, so promiskuitiv, wie er ist.«

P, promiskuitiv: Den Begriff haben wir irgendwann nach Nelly Furtados Hit »Promiscuous« in unseren Wortschatz aufgenommen. Uns ist klar, dass Promiskuität eine bemitleidenswerte und durchaus ernst zu nehmende psychische Krankheit ist. Deshalb meinen wir es auch nicht böse, wenn wir Jungs, die einem ständig an die Wäsche wollen, so bezeichnen. Streng genommen ist Malena ja selbst etwas promiskuitiv.

»Na und? Selbst wenn, ich will ihn ja nicht heiraten. Außerdem kann ich dann immerhin sagen, ich hatte Sex mit einem Star.« Malena grinst amüsiert über ihren dämlichen Witz.

»Ich will mir nur eine schöne Zeit mit ihm machen und du meinst doch selbst immer, eine Beziehung würde mir mal guttun.«

Tja, das sagte ich neulich wirklich. Es hing damit zusammen, dass Malena meinte, Sympathiemachen sei auch nichts anderes als Small Talk, weil beides obligatorisch sei beim ersten Treffen. Ein sehr schockierendes Statement, fand ich, zumal ich von Small Talk sowieso nichts halte.

»Okay«, gebe ich mich geschlagen. »Hast du seine Nummer?«

»Nein, natürlich nicht! Ich frage Typen nie nach ihrer Nummer. Wenn sie was wollen, sollen sie sich gefälligst melden. Sobald man sie nach ihrer Nummer fragt, haben sie doch eh nur Angst, dass man ihnen eine Beziehung aufdrängen will und finden einen uninteressant.«

»Ich glaube, uninteressant wird man eher dadurch, dass man sofort mit jemandem in die Kiste steigt.«

»Aber das fand er doch toll!«

»Klar, aber dadurch wirst du so erreichbar für ihn. Jetzt weiß er, dass er sich alles nehmen kann, ohne eine Beziehung mit dir einzugehen.«

Das war alles nachzulesen auf den Dr.-Sommer-Seiten der Bravo. Besser kann man sein Taschengeld als Teenie gar nicht investieren – für 1,40 Euro lernt man alle wichtigen Lektionen fürs Leben.

»Vielleicht fand er das Ganze ja aber auch so gut, dass er deshalb mit mir zusammen sein will.«

Oh Gott.

»Mensch, Malena, du bist jetzt 18 und hattest noch nie einen Freund. An deinem Aussehen liegt es bestimmt nicht! Eher an deiner Einstellung.«

Und das stimmt. Malena ist wirklich hübsch mit ihren langen blonden Haaren und ihrer weiblichen Figur. Wenn ich dagegen irgendwann über meinen A-Cup hinauskommen würde, wäre ich sehr dankbar.

»Du hast Kevin vergessen!«

Ach ja, tatsächlich. Vor vier Jahren belegten Malena und ich einen Standardtanzkurs, ehrlich gesagt, weniger um zu tanzen, als um Jungs kennenzulernen. Mit 14 Jahren gab es nun mal keine besseren Möglichkeiten. Irgendwann lud dann Malenas Tanzpartner Kevin – der, wie der Name schon sagt, aus dem Osten kam – sie, mich und einen seiner Freunde zu einem DVD-Abend ein. Das Resultat war, dass Malena und Kevin wild herumknutschten, während ich schockiert danebensaß und mir gleichzeitig Kevins Freund vom Hals halten musste. Besser gesagt musste ich seinen Fuß abwehren, der hartnäckig an meiner dreckigen Snoopy-Socke herumkreiste und beinahe mein unrasiertes Bein freigelegt hätte. Den munter füßelnden Freund habe ich zum Glück nie wiedergesehen, Kevin hingegen schon, als Malena mich am kritischen siebten Tag ihrer Beziehung panisch anrief: Kevin sei zu Besuch und sie habe ihn so dermaßen satt, dass sie ihn nicht mehr ertragen könne. Kurz darauf kreuzte ich bei ihr auf und erlöste sie unter dem Vorwand, wir müssten ganz dringend ein Referat über Menschenaffen vorbereiten. Kevin wurde also weggeschickt und der Tanzkurs beendet.

»Malena, das zählt nicht. Das waren gerade mal sieben Tage und das Ganze ist vier Jahre her!«

Malena guckt beleidigt. »Vielleicht würde eine Beziehung mit Daniel länger halten.«

»Sei froh, wenn er sich nicht meldet«, sage ich. »Sobald man zusammen ist, muss man sich beherrschen, um beim Sex nicht einzuschlafen und sich von den Essensgeräuschen des anderen nicht zu übergeben.«

Ehrlich, zu viel Nähe ist absolut unattraktiv. Eigentlich ist es viel leichter, verliebt zu sein, wenn man mit seinem Schwarm nichts zu tun hat, als wenn man täglich neue Macken vor Augen geführt bekommt.

Wahrscheinlich ist Loser-Daniels Desinteresse überhaupt nur der Grund, weshalb Malena sich in ihn verknallt hat. Ganz klarer Fall von Jagdinstinkt. Wer will schon jemanden haben, der einem hinterherläuft? Das wäre ja langweilig. Es ist doch viel interessanter, eine Abfuhr zu bekommen und ordentlich von oben herab behandelt zu werden. Grundsätzlich kann es nur böse enden, wenn man als Mann einem Mädchen verliebte SMS schreibt. Wenn ich da beispielsweise an meine Freundin Luise denke, die massig Verehrer hat …

»Warte mal, Luise kennt den!«

Mit Luise bin ich befreundet, seit ich sechs Jahre alt war und in einem rosa Tutu in den Ballettunterricht gescheucht wurde. Luise ist das totale Gegenteil von Malena: Sie hat seit zwei Jahren ihren festen Freund Tim, findet One-Night-Stands und Leute, die welche haben, furchtbar und würde mit einem Typen wie Daniel nicht mal sprechen. Dass sie ihn kennt, ist ihr sogar peinlich und einzig und allein darauf zurückzuführen, dass er mal in sie verliebt war. Kein Wunder, dass sich Luise und Malena bei so unterschiedlichen Geschmäckern nicht sonderlich gut verstehen.

»Meinst du, sie hat Daniels Nummer?«, fragt Malena hoffnungsvoll.

»Kann gut sein.«

Malena ist daraufhin ganz aus dem Häuschen: »Oh, Gini, dann muss sie mir die unbedingt geben! Der Sex mit Daniel war besser als Gokart fahren!«

Na, unter den Umständen.

»Okay, dann lass uns am Montag mit ihr was trinken gehen«, gebe ich mich geschlagen.

Vielleicht ist das sogar das Geheimnis einer funktionierenden Beziehung: Suche dir deinen Freund nicht nach seinem Charakter, sondern nach seinem Penis aus. Besagter Körperteil schenkt einem wenigstens immer zuverlässig Aufmerksamkeit und tischt dir keine Ausreden auf, wenn er dich mit einer ungepflegten 16-Jährigen verwechselt hat.

*

Ähnlich diskret gestylt wie ein Model für ein Fotoshooting, kommt Luise auf uns zu. Malena und ich sitzen bereits an einem gemütlichen Tisch in der Ecke des Cafés und nippen an einer Cola light, Malena in pinker Sweathose à la Paris Hilton beziehungsweise Barbie, ich in Jeans und Kapuzenpulli.

Luise zieht in ihrem Aufzug (schwarze Seidenhose, lila Pullover mit Puffärmeln und gefälschte Gucci-Tasche) natürlich sämtliche Blicke der männlichen Anwesenden auf sich. Ich verstehe nicht, wieso ausgerechnet sie, die einen Freund hat, mit dem sie glücklich ist, uns Singles alle potenziellen attraktiven Verehrer wegnehmen muss.

»Hey, ihr Süßen!« Luise umarmt uns und verteilt Küsschen.

»Und, wie war eurer Tag so?«

»Ganz gut … Hatten schon um zwölf Schulschluss und seitdem laufe ich in Jogginghose herum«, sagt Malena fröhlich.

Luise zieht eine Augenbraue hoch. Klar, sie schminkt sich wahrscheinlich sogar zum Schlafengehen. Malena, der der abwertende Blick nicht entgangen ist, macht schon den Mund auf, um zu kontern. Ich sollte mir schleunigst was überlegen.

»Mein Tag war total beschissen«, werfe ich ein.

»Oh, Süße, warum?«

»Ähm … Ja, also …« Na toll, ich hätte die beiden doch lieber sich selbst überlassen sollen.

»Ach ja, du hattest eine Fahrstunde!«, ruft Luise. Sie guckt, als wäre sie Albert Einstein, dem gerade spontan die Relativitätstheorie eingefallen ist. Wie erniedrigend, dass inzwischen alle schon ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass meine Fahrstunden grundsätzlich danebengehen. Super, jetzt muss ich ihnen also von meinem Horrordate mit Günther erzählen. Dabei wollte ich das, was heute los war, ursprünglich nicht einmal unter Folter verraten.

»Was ist denn passiert, Gini?« Malena guckt neugierig von der Getränkekarte hoch.

»Na ja, also … Erst mal habe ich den Motor nicht anbekommen«, gestehe ich. »Das ist ja eigentlich nichts Neues und nicht schlimm, aber ich habe ihn gleich drei Mal hintereinander abgewürgt. Günther war total gereizt und meinte, ich solle mir mal vorstellen, der Motor wäre ein netter Typ. Mit dem würde ich ja auch sanfter umgehen. Das fand ich richtig eklig, ich meine, es geht ihn wirklich überhaupt nichts an, wie ich mit Jungs umgehe. Daran soll er nicht einmal denken, so fett und alt, wie er ist!«

Wirklich, viele Fahrlehrer sind die allergrößten Idioten, die uns während der Fahrstunde ohnehin schon chronisch überforderte Mädels auch noch sexuell belästigen. Günther, der nebenbei bemerkt allerhöchstens 1,65 Meter groß ist und mir damit knapp bis zur Nase reicht, fragte mich bei meiner ersten Fahrstunde ganz interessiert, ob es denn im Moment einen »Mann an meiner Seite« gäbe. Nicht einmal in der Fahrschule bleibt einem das leidige Thema »Typen« erspart. Ein ganzes Gespräch hat mir Günther heute anlässlich meines neuen Single-Status aufgedrängt. Er könne mich verstehen, es sei in meinem Alter wirklich schwierig mit den Jungs, da die einem immer nur an die Wäsche wollten. Aber ich solle mir keine Sorgen machen, er kenne den absoluten, ultimativen und immer funktionierenden Beziehungstauglichkeits-Test: »Frag deinen Typen einfach, ob er dir sein Auto leiht! Wenn es ihm ernst mit dir ist, lässt er dich damit fahren. Wobei bei deinem Fahrstil ein wenig Misstrauen natürlich nachvollziehbar ist, hahahaha!« Wirklich urkomisch.

»Ekliger Perverser«, stimmt Malena mir zu.

»Außerdem warst du zu Mark doch eigentlich immer ganz nett.«

»Na ja … Ist ja auch egal. Auf jeden Fall ist mir dann etwas wirklich Peinliches passiert. Vor mir ist ein Auto nach links abgebogen und deshalb musste ich anhalten, mitten auf der Straße. Im Prinzip ist also der dämliche Linksabbieger vor mir daran schuld.«

»Woran?«, fragt Malena alarmiert.

»Also, ich war halt zum Stehen gekommen und musste neu anfahren«, erzähle ich weiter und spüre, wie ich vornehm erröte, »und da habe ich versehentlich statt des ersten Gangs den Rückwärtsgang eingelegt. Wieso liegen die auch direkt nebeneinander?! Das ist ein echter Konstruktionsfehler – ist doch klar, dass einem so was mal passiert. Jedenfalls bin ich gegen das Auto hinter mir gefahren. Ich war so schockiert, dass ich gleich weiterfahren wollte. Aber Günther hat ganz energisch auf die Bremse getreten und mich angeschrien, dass ich aussteigen muss, sonst werde ich wegen Fahrerflucht angezeigt.«

»Ist doch klar, dass er sich aufregt. So was weiß man doch, Gini.«

Malena zeigt unsolidarisches Verständnis für meinen fetten Feind. Typisch – obwohl ihre Fahrprüfung jetzt schon ein paar Monate her ist, kann sie sich noch an alle tückischen Fallen erinnern, während ich, die jede Fahrstunde wieder die gleichen Fehler macht, immer wieder aufs Neue über die unendliche Fülle an Verkehrsregeln erstaunt bin. Oh Mann, wie soll das erst werden, wenn ich meinen Führerschein habe? Da greift Malena mir bestimmt ins Lenkrad und zieht die Handbremse bei jedem Stoppschild, das ich übersehe.

»Und, hast du den anderen Wagen beschädigt?«, will Luise, ganz Anwaltstochter, wissen.

»Nein. Deshalb war es auch total unnötig von Günther, sich so aufzuregen.« Mit Schaudern denke ich daran, wie ich aussteigen und mich bei dem Fahrer entschuldigen musste. Dabei kam ich mir vor wie die letzte Idiotin, weil er kaum älter als ich und noch dazu äußerst attraktiv war. Leider ist es nicht die allerbeste Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, indem man seinen Wagen rammt und ihn danach nach Schrammen absucht.

Luise muss loslachen. Wenigstens eine, die das nicht so ernst nimmt.

»Immerhin ist in deinen Fahrstunden mal was los.«

Tja, mir wäre ein bisschen weniger Aufregung ja lieb, aber irgendwie ziehe ich das Chaos an.

Als unsere Kibas gebracht werden, sind wir bereits mitten in einer Diskussion über Männer. Angezettelt wurde sie natürlich von Luise, die immer sehr an Gossip interessiert ist, wobei sie sowieso schon alles über jeden weiß. Sie ist wie eine wandelnde Gala. Zugegeben, das meiste erfährt sie von mir. Ich habe nämlich leider diese typisch weibliche Angewohnheit, absolut gar nichts für mich behalten zu können, selbst wenn ich es mir noch so fest vorgenommen habe. Gegen gewisse, von der Natur vorprogrammierte Eigenschaften kommt man halt beim besten Willen nicht an.

»Und du hast etwas mit Daniel Schulz am Start?«, fragt Luise Malena interessiert. Das ist mir gestern leider am Telefon rausgerutscht.

Malena guckt ertappt. Komm schon! Ich werfe ihr einen auffordernden Blick zu. Das ist die Chance!

»Kannst du mir vielleicht seine Nummer geben?«, fragt Malena schüchtern.

»Ähm, ich weiß nicht.« Luise scrollt durch das Telefonbuch ihres pinken, mit Strass beklebten iPhones. »Oh ja … Hier ist eine alte SMS von ihm: ›Hey Luise, wie isses so? Biste schon überall schön braun geworden? Würde das ja gern mal kontrollieren, wenn du wieder zurück bist.‹«

Luise grinst verlegen. »Ich muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt auf Sylt war, und es war Sommer …«

»Ist doch super. Das veranschaulicht das Niveau, auf dem man mit Daniel kommunizieren muss, sehr gut: Es gibt nämlich keins«, stelle ich fest.

»Oh, da habe ich eine gute Idee, was wir ihm Stilloses schreiben können!« Luise entreißt Malena ihr Handy und tippt wild auf die Tastatur ein. »Hey Daniel, fand es Freitag echt schön mit dir. Würde unsere Bekanntschaft gerne vertiefen …«

Das ist mal wieder typisch für jemanden in einer Dauerbeziehung: Weil ihr eigenes Leben so wahnsinnig eintönig und langweilig ist, nutzen sie jede Gelegenheit, um endlich mal wieder in den Genuss zu kommen, auf eine SMS warten zu müssen. Der eigene »Schatzi« (standhafter Begleiter seit mehr als sechs Monaten) antwortet nämlich immer nach maximal einer Minute. Luise wirkt jedenfalls ziemlich aufgeregt, als sie die ach so verruchte SMS mit Malenas zögerlichem Einverständnis abschickt.

»Hey!«

»Oh … hey. Was machst du denn hier?«

Vor unserem Tisch steht plötzlich Lukas. Er ist ein Schulkamerad und so etwas wie ein gemeinsamer Freund von Mark und mir. Eigentlich könnte man ihn sogar als meinen besten – weil nämlich einzigen – Freund bezeichnen. Bis vor Kurzem, als ich noch mit Mark zusammen war, haben wir uns ständig zu viert mit Lukas und seiner Freundin Steffi zu lästigen Pärchenaktionen getroffen (zum Beispiel ins Kino oder Cocktails trinken gehen, wahnsinnig spannend). Tja, irgendwie kommt es mir vor, als wäre das nun schon ewig her.

»Ich wollte mit Steffi was trinken gehen.«

Okay, so lange ist es vielleicht doch nicht her.

»Und dir geht es gut?« Lukas schielt misstrauisch auf meinen Kiba. Er vermutet wahrscheinlich, dass ich ihn heimlich mit einem Schluck aus einem Flachmann aufgepeppt habe.

Bevor ich mit meinem schönen neuen Single-Leben angeben kann, fällt mir auch schon Luise ins Wort: »Lukas, es geht dich überhaupt nichts an, wie Gina sich nun fühlt. Überhaupt, du solltest dich lieber um die Trinkgewohnheiten deiner Freundin kümmern. Ich dachte, mit 15 wäre Alkohol eigentlich noch verboten.« Ihre Antipathie gegenüber Lukas besteht schon seit einigen Jahren, genauer gesagt, seitdem Luise vor langer, langer, langer Zeit – das war noch vor Tim – mal in Lukas verschossen war und der sie abblitzen ließ. So etwas steckt Ego-Queen Luise natürlich nicht ohne Weiteres weg.

»Ich wollte ja nur sichergehen, dass es dir gut geht.« Lukas betrachtet mich eindringlich, so als würde er nach ersten verdächtigen Anzeichen wie einer roten Nase oder glasigen Augen suchen.

»Oh, da kommt Steffi«, bemerkt er plötzlich verschreckt. »Ich muss dann mal, sonst regt sie sich wieder auf. Viel Spaß euch noch.«

Lukas eilt davon, damit die blöde Steffi auch ja nicht auf ihn warten muss. Als die beiden sich hinsetzen, winkt sie kurz zu mir herüber. Jetzt, wo ich mich nicht mehr wegen der Pärchentreffen mit ihr verstehen muss, fällt mir auf, wie unsympathisch ich sie eigentlich finde, von den schlecht blondierten Haaren bis hin zu dem falschen Grinsen und ihrer Überheblichkeit. Total affektiert. Eigentlich hat Lukas, der – dafür, dass er ein Typ ist – wirklich sehr humorvoll und nett ist und nebenbei gesagt auch noch ziemlich gut aussieht, etwas viel Besseres verdient als diese oberflächliche kleine Schnepfe. Allein, dass die blöde Kuh mir jetzt nur noch zuwinkt. Früher kam sie an und hat Küsschen verteilt, als wäre sie meine beste Freundin.

»Hey …« Luise legt ihre Hand auf meinen Arm.

»Alles klar?«, fragt Malena.

»Nicht so betrübt gucken, jeder Liebeskummer geht vorbei. Und es gibt auch noch andere Typen als Mark.«

»Hm … ja.«

Ach ja, Mark. Stimmt, wegen dem habe ich gerade so ’nen komischen Kloß im Hals. Ich gucke hinüber zu Steffi und Lukas, die gerade dabei sind, sich zu küssen. Hoffentlich hatte er Döner zum Abendbrot – ich würde es ihr von ganzem Herzen gönnen.

»Wenn es euch nicht stört, würde ich jetzt gerne gehen«, sage ich und stehe auf.

Malena und Luise verstehen. Der erste Abend als Single in der Öffentlichkeit kann einem ganz schön auf den Magen schlagen.

3. Sie sind frisch verliebt. Was tun Sie, um Ihrem Schwarm näherzukommen?

a)Ich mobilisiere all meine Kräfte, spioniere ihm nach und schrecke notfalls auch vor Sachbeschädigung nicht zurück, um ihm näherzukommen.

b)Abwarten und Tee trinken. Wenn es ihm wichtig ist, wird er sich hoffentlich melden.

Wenn man von vornherein wüsste, dass die Jungen, in die man sich in einem Zustand temporärer Verwirrung verliebt, irgendwann zu Exfreunden werden, würde man sich vermutlich zurückhalten mit alldem, was man ihnen anvertraut. Denn an den obligatorisch ausgesprochenen Satz »Aber wir bleiben Freunde« hält sich eh keiner. In der Realität sieht es eher so aus, dass spätestens zwei Tage nach der Trennung sein gesamter Freundeskreis darüber aufgeklärt ist, dass ich die T9-Funktion meines Handys nicht bedienen kann und nicht weiß, was ein Server ist. Dagegen lachen sich meine Freundinnen darüber scheckig, dass mein Ex noch viel idiotischer ist, als sie eh schon dachten, weil er sich sein Bett mit Kuscheltieren teilt und bei Crazy, Stupid, Love in Tränen ausbricht. Eigentlich hatte ich mir bei jedem meiner vier Exfreunde vorgenommen, mit ihm befreundet zu bleiben und nicht zu lästern. Doch spätestens nach einem Monat war ich davon gelangweilt, immer wieder diejenige von uns beiden zu sein, die sich um den Kontakt bemüht und anruft. Und wenn ich dann auch noch kurz darauf erfahre, dass er sein »ach so gebrochenes Herz« an die vollbusige Nachbarin verschenkt hat, dann ist es endgültig vorbei mit den guten Vorsätzen.

So war es jedenfalls mit Julius und mir. Julius war mein erster Freund, aber ich machte Schluss, weil er sich nach dreimonatiger Beziehung immer noch nicht meinen Geburtstag merken konnte. Deshalb tauchte er auch ohne Geschenk und mit überraschter Miene bei mir auf und fragte, warum ich ihm denn nicht Bescheid gesagt hätte, dass es etwas zu feiern gab – seine Kumpels wären bestimmt gerne mitgekommen. Seitdem habe ich ihn nie wiedergesehen. Was ich damit sagen will: Es gibt gute Gründe dafür, dass wir Mädels auf den inflationär verwendeten Satz »Ich liebe dich« mit einem verschämten »Oh« oder allenfalls einem knappen »Ich dich auch« antworten – wir wissen ja eh, wie es endet.

»Und deshalb kann man sich Beziehungen gleich von vornherein sparen«, stelle ich fest. Es ist Dienstagabend, ich liege auf Malenas Bett und wir versuchen, ihr Handy zu beschwören, damit es endlich per SMS-Ton Freude verkündet.

»Kann sein«, sagt Malena schulterzuckend. »Ich muss mir darüber eh keine Gedanken machen, anscheinend will ja niemand mit mir zusammen sein.«

Daniel, der Mistkerl, hat sich auf unsere kreative SMS leider immer noch nicht gemeldet. Eine echte Frechheit, wo wir uns doch so viel Mühe gegeben haben. Malena sieht wirklich niedergeschlagen aus.

»Vielleicht hat Daniel ja nur eine neue Nummer«, schlage ich vor, um Malena zu trösten.

»Vielleicht war er aber auch letzten Freitag betrunkener als wir beide zusammen und erinnert sich an gar nichts mehr. Oder er war so schockiert darüber, was mit mir gehabt zu haben, dass er sich im Nachhinein total betrunken hat, um wenigstens jetzt keine Erinnerung mehr daran zu haben. Das nennt man aktive Verdrängung.« Malena greift seufzend nach einem leeren Joghurtbecher, der schon seit einigen Wochen gemeinsam mit anderen leicht verderblichen Lebensmitteln unter ihrem Bett gammelt, und spielt an ihm herum.

»Ach, Gini, ich glaube, bei Daniel könnte ich mir sogar vorstellen, mit ihm zusammen zu sein! Immerhin hätte ich dann ein geregeltes Sexualleben und jemanden, der mir sagt, dass ich gut aussehe, selbst wenn ich gerade zwei Kilo zugenommen habe.«

Was sind denn das für Illusionen?!

»Dein geregeltes Sexualleben wird nach spätestens sechs Monaten unerträglich. Und sie sagen einem nur, dass man gut aussieht, weil sie die zwei Kilo, die man zugenommen hat, gar nicht bemerken – so selten, wie sie einen angucken«, sage ich bestimmt. Das ist leider so. Und je weniger die Kerle uns Mädels wahrnehmen, desto mehr Aufmerksamkeit schenken wir ihnen und bemerken dabei, wie sehr wir ihre Art hassen, die Cornflakes-Packungen aufzureißen, oder das widerliche Geräusch, das sie beim Schlucken von sich geben.

»Ich glaube, bei Daniel würde ich das alles in Kauf nehmen«, meint Malena, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Vorausgesetzt, er meldet sich.« Richtig deprimiert klingt sie.

Klar, was denkt er sich eigentlich dabei, erst mit ihr zu schlafen und sich dann nicht mehr zu melden. Gerade so, als wäre Sex für ihn nichts anderes als ein flüchtiger Begrüßungskuss.

»Dann musst du halt irgendwie nachhelfen«, sage ich nachdenklich.

»Moment! Wir kennen immerhin Daniels Nachnamen!« Malena grinst mich diebisch an. »11880. Da werden Sie geholfen.«

*

Zehn Minuten später finden Malena, Poldy und ich uns vor dem Haus der Familie Schulz wieder.

»Ich hätte nie gedacht, dass Daniel so wohnt«, sage ich nun schon zum zehnten Mal ungläubig. Für einen zukünftigen Pornostar ist es nun mal ungewöhnlich, mit 23 Jahren immer noch in dem Spießer-Reihenhaus seiner Eltern zu wohnen, die offensichtlich Angler und Fans von Gartenzwergen sind.

»Na ja, die Gartenzwerge sprechen doch eigentlich dafür, dass er aus gutem Haus kommt, oder?«, sagt Malena hoffnungsvoll.

»Auf jeden Fall. Gartenzwerge und Opel Astras sprechen immer für eine bodenständige Herkunft. Anders verhält es sich mit Swimmingpools und BMWs. Die lassen eher auf einen schlechten Charakter schließen.«

»Eben. Man sollte bei Beziehungen viel mehr in Schubladen denken. So würde man sich ’ne Menge Fehlgriffe ersparen.«

Damit hat Malena wieder mal recht. Hätte ich mir damals Marks Bett gründlicher angesehen, wäre mir gleich klar geworden, dass ein Kerl, der seinen Stoffhund »Strolchi« heimlich unter der Bettdecke versteckt, als Partner absolut nicht infrage kommt.

»Was ist denn mit tiefergelegten VW Golfs?«, frage ich und zeige auf ein schwarzes Exemplar, das langsam auf das Schulz’sche Grundstück fährt. »Sind die eher positiv oder negativ?«

»Oh mein Gott, Gini! Das ist er, das ist Daniel!« Malena ist völlig aus dem Häuschen.

»Guck, Gina, er steigt aus! Guck hin! Oh, schau mal, was er für einen süßen Hintern hat! Richtig durchtrainiert!«

»Mein Gott, Malena. Dann geh hin und sprich mit ihm.« Genervt verdrehe ich die Augen.

»Das kann ich nicht!« Panisch startet Malena Poldy, um zu flüchten.

So kenne ich meine Freundin ja gar nicht.

»Malena«, sage ich langsam und deutlich – so wie Eltern in der Regel mit dreijährigen Kindern reden, »du hast nicht umsonst bei der Auskunft angerufen und dich in deine teuerste Jeans gequetscht, die dir eigentlich schon seit zwei Jahren zu eng ist. Wir sind hierhergekommen, damit du mit Daniel sprichst, und das wirst du jetzt auch tun!«

Eine Sekunde lang muss ich dem Klang meiner Worte nachhängen: Wow, wenn alle Stricke reißen, sollte ich über eine Karriere als Motivationstrainerin nachdenken. Bei Malena zeigen sich jedenfalls Erfolge: Energisch schaltet sie in den Rückwärtsgang, setzt den Wagen nach hinten und – bum.

Daniel, der gerade den Schlüssel aus seiner Tasche kramt, zuckt erschrocken zusammen.

»Hey!« Wütend stampft er auf uns zu. »Ihr habt den Zaun plattgefahren!«

»Oh Gott, Gini, ich kann da nicht raus. Können wir nicht einfach die Zentralverriegelung einschalten und uns verstecken?«, schlägt Malena voller Verzweiflung vor.

»Wäre vielleicht das Beste«, stimme ich zu und will mich gerade ducken. Doch leider ist es zu spät dafür, weil ein zornroter Daniel bereits dabei ist, Malenas Tür zu öffnen.

»Also, das müsst ihr bezahlen, so etwas … Oh!«

Man kann richtig beobachten, wie es in Daniels Hirn zu rattern beginnt. Klar, wenn man schon mit mehr Mädchen geschlafen hat als ein Haremsbesitzer, ist es natürlich schwer, sich an jede seiner Sexualpartnerinnen zu erinnern. Aber dann macht es klick bei ihm.

»Wir hatten Sex!«, stellt Daniel begeistert fest.

»Hm«, Malena nickt verschämt. »Den Zaun bezahle ich dir natürlich.«

»Ach, jetzt lass mal den Zaun.« Auf Daniels Gesicht breitet sich ein dämliches Grinsen aus.

»Dann bist du die Malena, die mir gestern geschrieben hat!«

»Ja«, Malena scheint allmählich ein wenig aufzutauen. Dafür wünsche ich mir nun, im Boden zu versinken. Wirklich, so wie die beiden sich anschmachten, würde es mich nicht wundern, wenn sie sich gleich hier vor meinen Augen völlig ungeniert für ihr nächstes Sextreffen verabreden.

»Ich hatte ganz vergessen, wie heiß du bist«, bemerkt Daniel mit einem anerkennenden Blick auf beziehungsweise in Malenas Dekolleté.

»Willst du kurz mit reinkommen?«

»Ähm …« Malena wirft mir einen fragenden Blick zu. Bäh, ich will damit nichts zu tun haben!

»Dann gehe ich mal mit rein, wegen der Versicherung und so«, verkündet Malena, kein Stückchen verlegen, und verschwindet mit Daniel ins Haus.

Kopfschüttelnd steige ich aus dem Auto und frage mich, wie viel Zeit ich noch als Single verbringen muss, bis ich auch so verzweifelt bin, um die Schublade der tiefergelegten Volkswagen und der Muskelshirts als »gut« zu befinden.

4. Sie sind an einem netten jungen Mann interessiert und treffen ihn auf einer Party. Wie verhalten Sie sich?

a)Ich nähere mich ihm von hinten, gebe ihm einen neckischen Klaps auf den Po und schon lernen wir uns kennen.

b)