Bildung und soziale Ungleichheit - Anna Brake - E-Book

Bildung und soziale Ungleichheit E-Book

Anna Brake

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Beschreibung

Über die großen Schulleistungsstudien PISA, TIMSS und Co. ist das Problem der bildungsbezogenen Ungleichheit auf die Agenda von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit zurückgekehrt. Danach erweist sich die soziale Herkunft der Schüler und Schülerinnen als eine zentrale Stellgröße für deren Bildungsbeteiligung. Der Band knüpft an diese Befunde an und erweitert dabei den Blick auf die Zusammenhänge von Bildung und soziale Herkunft in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur die institutionellen Bildungsprozesse in der Schule, sondern auch in der vorschulischen Betreuung, an den Universitäten und im beruflichen (Aus)Bildungs- und Weiterbildungsbereich werden beleuchtet. Darüber hinaus nehmen die Autoren auch zentrale informelle Bildungskontexte wie Familie, Peers, Freizeit und Mediennutzung in ihrer Beteiligung an der Reproduktion sozialer Ungleichheit in den Blick.

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Seitenzahl: 348

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Über die großen Schulleistungsstudien PISA, TIMSS und Co. ist das Problem der bildungsbezogenen Ungleichheit auf die Agenda von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit zurückgekehrt. Danach erweist sich die soziale Herkunft der Schüler und Schülerinnen als eine zentrale Stellgröße für deren Bildungsbeteiligung. Der Band knüpft an diese Befunde an und erweitert dabei den Blick auf die Zusammenhänge von Bildung und soziale Herkunft in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur die institutionellen Bildungsprozesse in der Schule, sondern auch in der vorschulischen Betreuung, an den Universitäten und im beruflichen (Aus)Bildungs- und Weiterbildungsbereich werden beleuchtet. Darüber hinaus nehmen die Autoren auch zentrale informelle Bildungskontexte wie Familie, Peers, Freizeit und Mediennutzung in ihrer Beteiligung an der Reproduktion sozialer Ungleichheit in den Blick.

Dr. Anna Brake arbeitet am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Augsburg. Prof. Dr. Peter Büchner war Professor am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Marburg.

Grundriss der Pädagogik/ Erziehungswissenschaft
Band 35

Herausgegeben von Werner Helsper, Jochen Kade, Christian Lüders, Frank-Olaf Radtke und Werner Thole

Bereits erschienen:

Band 2 J. Abel/R. Möller/K.P. TreumannEinführung in die Empirische Pädagogik

Band 3 I. Diehm/F.-O. RadtkeErziehung und Migration

Band 5 Kade/Helsper/Lüders/ Egloff/Radtke/Thole (Hrsg.)Pädagogisches Wissen

Band 11 J. Kade/D. NitteI/W. SeitterEinführung in die Erwachsenenbildung/ Weiterbildung

Band 12 Edelmann/Schmidt/TippeltEinführung in die Bildungsforschung

Band 13 Ulrich HeimlichIntegrative Pädagogik

Band 14 Roland ReichenbachPhilosophie der Bildung und Erziehung

Band 15 Sigrid NoldaPädagogik und Medien

Band 16 Georg PeezEinführung in die Kunstpädagogik

Band 17 Franz HamburgerEinführung in die Sozialpädagogik

Band 18 Jutta EcariusGeneration, Erziehung und Bildung

Band 19 Friedrich SchweitzerPädagogik und Religion

Band 21 Jörg ZirfasPädagogik und Anthropologie

Band 23 Ingo RichterRecht im Bildungssystem

Band 24 Andreas WernetHermeneutik – Kasuistik – Fallverstehen

Band 25 Klaus PrangeSchlüsselwerke der Pädagogik Band 1: Von Plato bis Hegel

Band 26 Klaus PrangeSchlüsselwerke der Pädagogik Band 2: Von Fröbel bis Luhmann

Band 28 Harm KuperEvaluation im Bildungssystem

Band 30 Barbara RendtorffErziehung und Geschlecht

Band 32 K. Prange/G. Strobel-EiseleDie Formen des pädagogischen Handelns

Band 34 Christel AdickVergleichende Erziehungswissenschaft

Anna Brake

Bildung und soziale Ungleichheit

Eine Einführung

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrofilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Alle Rechte vorbehalten © 2012 W. Kohlhammer GmbH Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany

ISBN: 978-3-17-020374-7

E-Book-Formate

epub:

978-3-17-027758-8

mobi:

978-3-17-027759-5

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung: Die soziale Selektivität des Bildungsgeschehens als gesellschaftliches Konfliktfeld

1.1 Bildung als Gegenstand von Elterninteressen

1.2 Bildung als Privileg?

1.3 Bildungsferne als Stigma?

1.4 Bildung und gesellschaftliche Teilhabe

1.5 Der Abbau von Bildungsungleichheiten zwischen Anspruch und Realität

2 Chancengleichheit im Bildungswesen – Konfliktlinien im historischen Rückblick

2.1 Bildung im Spannungsfeld zwischen Symbol- und Realpolitik

2.2 Restaurations- und Stagnationsphase nach dem Zweiten Weltkrieg

2.3 Bildungsexpansionsphase seit Mitte der 1960er Jahre

2.4 Von der ersten zur zweiten Bildungskatastrophe in Deutschland

3 Bildung und soziale Ungleichheit: Begriffliche Klärungen und theoretische Perspektiven

3.1 Bildungsungleichheit – Bildungsungerechtigkeit

3.2 Die vielen Gesichter der bildungsbezogenen sozialen Benachteiligung

3.3 Soziale Herkunft

3.3.1 Erikson-Goldthorpe-Portocarero-Klassen (EGP)

3.3.2 Der Internationale Sozioökonomische Index (ISEI)

3.3.3 Index of Economic, Social and Cultural Status (ESCS)

3.3.4 Ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital nach Bourdieu

3.3.5 Bildungsmilieus

3.4 Bildung

3.4.1 Begriffsgeschichtliche Notizen

3.4.2 Unterschiedliche Blickrichtungen auf das Bildungsgeschehen

3.4.3 Die Vielgesichtigkeit des Bildungsbegriffs

3.4.4 Zur Neuformatierung des Bildungsverständnisses

4 Bildungserfolg und soziale Herkunft: Erklärungsmodelle für das Zustandekommen von Bildungsungleichheiten

4.1 Natürliche Begabungsunterschiede als Legitimation für Bildungsungleichheiten

4.2 Schichtspezifische Sozialisation

4.3 Theorien der rationalen Bildungswahl

4.4 Die Familie als Reproduktionsinstanz – der Beitrag Pierre Bourdieus

4.5 Institutionelle Diskriminierung

4.6 Ungleichheitsverstärkende Effekte des Bildungssystems

4.7 Schlussbemerkung

5 Bildung und soziale Herkunft

5.1 Bedeuten mehr Bildungschancen auch mehr Bildungsgerechtigkeit?

5.2 Von Anfang an – Bildungsungleichheiten im Vorschulalter

5.2.1 Die Ungleichheitsrelevanz des Bildungsorts Familie

5.2.2 Die Ungleichheitsrelevanz des Besuchs vorschulischer Bildungseinrichtungen

5.3 Herkunftsbezogene Bildungsbenachteiligung in der Primarstufe

5.4 Herkunftsbezogene Bildungsbenachteiligung beim Übergang in die Sekundarstufe I

5.5 Herkunftsbezogene Bildungsbenachteiligung in der Sekundarstufe I

5.6 Klassenwiederholungen und Rückstufungen

5.7 Soziale Ungleichheit beim Hochschulzugang und im Hochschulstudium

6 Bildung und Migration

6.1 Was bedeutet »Migrationshintergrund«?

6.2 Daten zum Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem

6.3 Stationen der Bildungsbenachteiligung

6.3.1 Vorschulische Bildung

6.3.2 Rückstellung von der Einschulung

6.3.3 Klassenwiederholungen

6.3.4 Schulformbezogene Bildungsbeteiligung

6.4 Erklärungsansätze für migrationsspezifische Benachteiligungen

7 Bildung und Geschlecht

7.1 Ein Blick zurück

7.2 Die Geschlechterdifferenz im allgemeinbildenden Schulwesen

7.2.1 Bildungsbeteiligungsquoten

7.2.2 Verzögerte Schulkarrieren

7.2.3 Geschlechterdifferente Kompetenzprofile

7.3 Geschlechterdifferenzen in der Berufsausbildung

7.4 Geschlechterdifferenzen auf dem Arbeitsmarkt

7.5 Geschlecht und Hochschule

7.6 Ursachen geschlechterdifferenter Bildungschancen

7.6.1 Die sog. »Feminisierung« des Lehrkörpers34

7.6.2 »Doing gender« in der Schule

7.6.3 Biologische Erklärungsansätze

8 Bildung und soziale Ungleichheit – Resümée und Ausblick

8.1 Bildung als allgemeine Zukunftsressource und Alltagsbildung als unterschätzte Dimension des Bildungsgeschehens

8.2 Bildungsprozesse im Spiegel ihrer soziokulturellen Distinktions- und Segregationswirkung

8.3 Bildung als Gegenstand sozialer Interessenkonflikte

8.4 Bildungsbiographien in der Mehrgenerationenperspektive zwischen Aufstiegshoffnung und Abstiegsdruck

8.5 Risikobiographien in der Folge von Bildungsarmut

8.6 Ausblick: Reformperspektiven im Hinblick auf eine Verringerung der sozialen Selektivität beim Bildungsgeschehen

Literaturverzeichnis

Grundriss der Pädagogik/ Erziehungswissenschaft

Die einzelnen Bände der Reihe »Grundriss der Pädagogik/ Erziehungswissenschaft« präsentieren jeweils grundlegende, wissenschafts- und berufsorientierte Einführungen in erziehungswissenschaftliche Teilgebiete und Themenfelder. Die Reihe wendet sich insbesondere an Studierende, aber auch an Berufspraktikerinnen in den verschiedenen pädagogischen Handlungsfeldern, an Lehrende in der akademischen Erstausbildung sowie in der Fort- und Weiterbildung. Die Systematik der Reihe ist orientiert an dem gewachsenen Ausdifferenzierungsprozess erziehungswissenschaftlicher Frage- und Problemstellungen. Sie greift die damit verknüpften Herausforderungen auch aus dem Umfeld der pädagogischen Arbeits- und Handlungsfelder systematisch auf und reflektiert die damit korrespondierenden Handlungsprobleme, neuen Unsicherheiten und sich wandelnden Aufgabenstellungen.

Mit den einzelnen Bänden der Reihe »Grundriss der Pädagogik/ Erziehungswissenschaft« soll der Blick für neuere Entwicklungen in den pädagogischen Handlungsfeldern, der erziehungswissenschaftlichen Forschung und der Theoriebildung geöffnet werden. Im Mittelpunkt stehen die pädagogischen Handlungsformen und Methoden im Spannungsfeld von Profession und Disziplin sowie das Verhältnis von Erziehung und Bildung zu wissenschaftlichen Diskursen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

Die Autorinnen und Autoren der Reihe sind Erziehungswissenschaftler, die die verschiedenen Fachrichtungen repräsentieren. Damit gewährleisten die einzelnen Bände der Reihe »Grundriss der Pädagogik/Erziehungswissenschaft« einen theoretisch fundierten, berufsfeldorientierten und empirisch abgesicherten Einblick in aktuelle Fragestellungen und Entwicklungen der Erziehungswissenschaft.

Herausgeber

Prof. Dr. Werner Helsper (Universität Halle-Wittenberg)

Prof. Dr. Jochen Kade (Universität Frankfurt am Main)

Dr. Christian Lüders (Deutsches Jugendinstitut München)

Prof. Dr. Frank-Olaf Radtke (Universität Frankfurt am Main)

Prof. Dr. Werner Thole (Universität Kassel)

Wenn Bildung etwas mit Macht zu tun hat, wird sie nicht dort zu finden sein, wo alle sind.

Und wenn Bildung dort ist, wo alle sind, wird sie nichts mehr mit Macht zu tun haben.

(Liessmann 2006, S. 54)

1 Einleitung: Die soziale Selektivität des Bildungsgeschehens als gesellschaftliches Konfliktfeld

1.1 Bildung als Gegenstand von Elterninteressen

»Wenn alle Eltern so lautstark und gewichtig darauf bestehen würden, dass ihre Kinder das Abitur machen, wie es Akademiker auch dann tun, wenn ihre Sprösslinge nur sehr mäßige Schulleistungen aufzuweisen haben, dann wäre der vorzeitige Abgang (aus weiterführenden Schulen) bei allen Gruppen so gering wie bei Kindern aus höheren Schichten.«

An dieser von Ralf Dahrendorf stammenden Beobachtung aus den 1960er Jahren über die spezifische Interessenwahrnehmung durch Akademikereltern im Hinblick auf die Bildung ihrer Kinder hat sich bis heute nur wenig geändert. Auch ein halbes Jahrhundert später unterscheidet sich das Elternverhalten in Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Bildungshintergrund deutlich, sobald es um die elterliche Einflussnahme auf das Bildungsgeschehen ihrer Kinder geht. Im Kern haben wir es dabei mit dem grundgesetzlich garantierten individuellen Elternrecht (Artikel 6, Absatz 2) und den sozial bedingten (ungleichen) Nutzungsformen dieses Rechts zu tun, das allen Eltern konkurrierend zum staatlichen Gestaltungsrecht von Bildungsprozessen in der Schule (Artikel 7, Absatz 1 Grundgesetz) eingeräumt worden ist.

Neben der individuellen Wahrnehmung von Elternrechten in der Schule verbinden besonders Akademikereltern auch kollektive (also gruppenbezogene) Rechtsansprüche auf die Schule (und deren Gestaltung). Erst aus dieser Verknüpfung von individueller und kollektiver Wahrnehmung von Elternrechten ergibt sich ein Problemzusammenhang, der für die Thematik dieses Buches von erheblicher Bedeutung ist: Wie sieht das Verhältnis von individuellem und kollektivem Elternrecht aus und welche (unterschiedlichen?) Formen der Wahrnehmung bzw. Nutzung dieses Rechts sind dabei erkennbar? Welche Bedeutung hat vor allem das kollektive Elternrecht, wenn man dessen Wahrnehmung weniger als Instrument für eine Abwehr staatlicher Eingriffe in die Privatsphäre der Familie sieht, sondern als willkommenes Instrument, um (kollektive) Elterninteressen öffentlich zu artikulieren und politisch durchzusetzen?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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