Bildungsnotstand und Erziehungsdefizite in Deutschland - Aribert Böhme - E-Book

Bildungsnotstand und Erziehungsdefizite in Deutschland E-Book

Aribert Böhme

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Beschreibung

Ein Land, wie die Bundesrepublik Deutschland, das entscheidend darauf angewiesen ist, Kindern und Jugendlichen eine gute und zukunftsfähige Bildung angedeihen zu lassen, sollte dringend darauf achten, dass ein sich schon seit vielen Jahren abzeichnender, höchst bedenklicher Trend nicht noch weiter fortsetzen wird, der nicht zuletzt im Zuge des nur allzu oft naiven und einem blinden Digitalisierungswahns folgend einen Weg eingeschlagen hat, bei dem erprobte und bewährte pädagogische Konzepte systematisch ignoriert werden. DIe Situation in weiten Teilen des Schulbetriebs ist längst höchst bedenklich, mit der ebenso vorhersehbaren wie bedenklichen Konsequenz, dass das Bildungsniveau vieler SchülerInnen auf breiter Front erschreckend gesunken ist. Immer wieder muss unverhältnismäßig viel Zeit und Energie für das Einfordern elementarer Selbstverständlichkeiten ver(sch)wendet werden, um überhaupt noch halbwegs ordentliche Grundlagen für konstruktive Lernprozesse schaffen zu können. Es wird allerhöchste Zeit, dass auch und vor allem sprichwörtlich "entscheidende" Leute im Bildungswesen erkennen, dass eine allzu vorschnell und kritiklos praktizierte Digitalisierung eben vorhandene Probleme nicht lösen wird, sondern nicht selten vielmehr zu deren weiterer Zementierung führen wird. Keine noch so smarte KI-Software, wie sie seit einiger Zeit vor allem seitens weniger Global-Player angepriesen wird, kann und wird die menschlichen Qualitäten guter und kompetenter Pädagoginnen und Pädagogen auf absehbare Zeit ersetzen, die nicht zuletzt darauf fußen, SchülerInnen auch hinsichtlich deren Persönlichkeitsbildung zu schulen. Viel entscheidender wäre es, konzentrierten sich viele LehrerInnen vor allem wieder darauf, Kindern elementare F#higkeiten wie Lesen und Schreiben beizubringen. Schließlich ist längst unübersehbar, dass nicht wenige Kinder die Grundschulen mit höchst mangelhaften Basisfähigkeiten verlassen, die ihnen dann vorhersehbar auf weiterführenden Schulen mitunter erhebliche Probleme bereiten. Eine in unserer Zeit allerorten zu beobachtende Digitalisierungseuphorie löst eben keine zentralen Probleme im schulischen Betrieb, sondern führt vielmehr dazu, dass sozusagen "alter Wein in neuen Schläuchen" als Allheilmittel gegen eine in weiten Teilen zu konstatierende Bildungsmisere verkauft wird. Es wird Zeit, diesen "Zug des Irrsinns" noch rechtzeitig auf ein neues, zukunftsfähiges Gleis zu führen, bevor es endgültig zu spät sein wird.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Rahmenbedingungen

Der ganz „normale“ Wahnsinn

Elementarbausteine des Lernens

Überforderte Eltern?

Lehrkörper

Ganztagsschule: Eine gute Lösung?

Kindesmisshandlungen

Nachhilfe: Ein boomender Markt

Konsequenzen mangelnder Erziehungsarbeit

Wege aus der Krise

Alibi-Veranstaltungen

Aufstand der Anständigen

Hyperaktivität, Dyskalkulie und Legasthenie auf dem Vormarsch?

Fehlende Grundfertigkeiten

Überambitionierte Eltern

Digitalisierung ersetzt keine Pädagogik

Ungerechte Startbedingungen

Elementare Merkregeln

Danksagungen

Zunächst danke ich meinen engagierten Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern, die erkannt haben, dass ein sich willenloses Ergeben in die teils bedenklichen Strukturen mancher Schulen, schlussendlich eine „Fahrkarte nach Nirgendwo“ sein wird. Allen Eltern, die mir in unzähligen Gesprächen signalisiert haben, dass auch sie mit vielen Vorkommnissen an manchen Schulen keineswegs zufrieden sind, danke ich an dieser Stelle ausdrücklich für die Mut machende Unterstützung. Allen Eltern, die sich völlig zu recht gegen nicht selten unübersehbare Missstände an manchen Schulen zur Wehr setzen, gilt mein Dank.

Ein besonderer Dank gilt nicht zuletzt auch all’ den Lehrkräften, die mir – oftmals „hinter vorgehaltener Hand“ – ausdrücklich bestätigt haben, dass so manche „interne Struktur“ unübersehbar marode, und nicht selten auch von Mobbing und Ignoranz geprägt ist. Dieses Buch soll vor allem dazu beitragen, Eltern und Lehrkräfte guten Willens dahingehend zu ermutigen, klar erkennbare Missstände offen und ehrlich zu thematisieren, damit unsere Kinder Schule wieder als einen Ort konstruktiven Lernens begreifen können, und nicht als einen Ort, an dem es sich nicht selten Chaoten und Ignoranten „gemütlich“ gemacht haben.

01. Vorwort

In einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland, das entscheidend auf die Ressource Bildung angewiesen ist, einem Land, dem nicht zuletzt durch die PISA-Studie dokumentiert worden ist, dass es empfindliche Defizite im Bildungsbereich hat, ist es an der Zeit eine ebenso schonungslose wie konstruktive Bestandsaufnahme vorzunehmen, die einerseits nach den Ursachen der zu beklagenden Misere fragt, anderseits Lösungswege zur Verbesserung des in Teilen bedenklichen Schulwesens aufzeigt.

Die u. a. in der PISA-Studie konstatierten Defizite sind nicht – wie leider vielerorts noch immer behauptet wird – ein „Naturgesetz“, bei dem sich eine wachsende Schülerzahl einer Situation gegenübersieht, die sozusagen „naturgegeben“ ist. Vielmehr ist unübersehbar, dass sich die in Teilen wenig erfreulichen Ergebnisse der PISA-Studie auf eine unheilvolle Mischung diverser Ursachen zurückführen lassen. Aus der Fülle möglicher Ursachen, die sich teils noch gegenseitig verstärken, seien hier nur genannt: Zunehmende Auflösung klassischer Familienstrukturen, eine wachsende Zahl Alleinerziehender, sich ausbreitende Ängste um die eigene wirtschaftliche Existenz, unstrukturierte und zuweilen chaotische Lebensverhältnisse, sinkende Leistungsbereitschaft, in Teilen mangelhafte Lehrerausbildung, fehlendes Einfühlungsvermögen in die Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen, eine offenbar wachsende Zahl überforderter Eltern, Missachtung elementarer Erziehungsregeln, fehlende Führungskompetenzen auf Seiten mancher Eltern sowie einiger LehrerInnen, fehlende Vorbilder, unkontrollierter Medienkonsum, fehlende Aufmerksamkeit Kindern gegenüber, wachsende Ignoranz, schwindendes Wertesystem, fehlende Vermittlung von Tugenden, zuweilen nicht ausgeprägte Konsequenz beim Durchsetzen wichtiger Erziehungsbausteine usw. Diese Liste ließe sich problemlos erweitern.

Im Interesse einer differenzierten Analyse sei klar gesagt, dass eine Pauschalkritik, wie sie andernorts zu lesen gewesen ist, bei der z. B. der Eindruck suggeriert werden sollte, alle LehrerInnen seien pädagogisch unfähig, einerseits schlichtweg falsch ist, anderseits nur als polemisch bezeichnet werden muss. Ebenso sei schon an dieser Stelle klar gesagt, dass es viele sehr engagierte Eltern gibt, die sich vorbildlich um die Erziehung und Bildung ihrer Kinder kümmern. Ebenso offensichtlich ist aber, dass es bedauerlicherweise eine wachsende Zahl Eltern gibt, die sich entweder nur noch sehr rudimentär, oder in Teilen auch gar nicht mehr um eine konstruktive und notwendige Erziehung ihrer Kinder kümmert. Auf Seiten der Lehrerschaft ist zudem mit Sorge festzustellen, dass die Unterrichtsqualität sowie vor allem auch pädagogische Fähigkeiten bei einer nicht unerheblichen Zahl von Lehrerinnen und Lehrern wenig rühmlich sind, mit der ebenso unerfreulichen wie perspektivisch bedenklichen Konsequenz, dass das u. a. in der PISA-Studie zu recht beklagte Leistungsniveau weiter sinken wird. Dem gegenüber gibt es fraglos auch viele LehrerInnen, die mit großer Fachkompetenz und sehr viel Engagement einen qualitativ hochwertigen Unterricht anbieten bzw. anbieten möchten. Ebenso bedauerlich wie bedenklich ist aber, dass es zunehmend schwieriger geworden ist, unter den sich teils dramatisch verschlechterten Rahmenbedingungen eine Unterrichtsqualität anzubieten, die einerseits mit Blick auf konstruktive Zukunftsperspektiven zwingend wäre, anderseits im Interesse einer persönlichen Weiterentwicklung auch wünschenswert ist. Ein unverhältnismäßig großer und nicht zu verantwortender Teil der täglichen Energie, die LehrerInnen aufbringen müssen, gilt nicht mehr den zu vermittelnden Wissensinhalten, sondern vielmehr einem nicht selten erfolglosen Versuch, undisziplinierte und zunehmend verhaltensauffällige Kinder zu bändigen, die in einem oftmals unerträglichen Ausmaß jeden noch so gut strukturierten Unterricht schon im Ansatz ersticken. Die ebenso unübersehbaren wie perspektivisch dramatischen Folgen dieses beklagenswerten Missstandes lauten dann nahezu zwangsläufig: Schlechte Zeugnisse, mangelhafte Ausbildungsmöglichkeiten, wirtschaftliche Not, Frustration über fehlende gesellschaftliche Anerkennung, überdurchschnittlich hohe Krankenstände, fehlender Lebenssinn usw.

Kurz: Ein Teufelskreis, der seinen Ursprung entscheidend in einer schlechten Erziehungs- und Bildungsarbeit findet, den es im Interesse unserer Kinder einerseits sowie im Interesse einer perspektivisch günstigen Weiterentwicklung unserer gesamten Gesellschaft anderseits, dringend zu korrigieren gilt.

Diese hier beschriebene Bestandsaufnahme aus der Sicht eines seit 1988 tätigen, freiberuflichen EDV-Dozenten, 28fachen Buchautors, Psychologischen Beraters sowie Privatlehrers, beleuchtet die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass ein ebenso repräsentatives, wie in weiten Teilen einheitliches Bild gezeichnet wird, das zu der ebenso offensichtlichen wie elementaren Erkenntnis geführt hat, die da lautet: Wehret den Anfängen. Ganz gleich, ob die vielfach beschriebene Bildungs- und Erziehungsmisere aus der Sicht einer Grundschule, einer weiterführenden Schule, eines Weiterbildungsinstituts usw. betrachtet wird, zeigt sich immer wieder, dass es letztlich elementarste Erziehungsregeln (Vermittlung von Werten, ein Wissen um Recht und Anstand, Erziehung zu Respekt und Disziplin, Toleranz und Mitmenschlichkeit, Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer usw.) sind, die vielfach entweder gar nicht mehr, oder nur sehr punktuell vermittelt werden, mit der unübersehbaren Konsequenz, dass geordnete und somit konstruktive Lernprozesse zunehmend erschwert, nicht selten sogar unmöglich gemacht werden.

Sinn und Zweck dieser Bestandsaufnahme ist es keineswegs Pauschalkritik zu üben. Ebenso wenig wie es die SchülerInnen gibt, ist es sinnvoll von den Lehrerinnen und Lehrern, oder von den Eltern zu sprechen. Allerdings gehört zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme sicher auch, dass offensichtliche Missstände klar und deutlich benannt werden, bei der auslösende „Schwachstellen“, wie z. B. überforderte Eltern und pädagogisch unfähige LehrerInnen im Interesse einer notwendigen und wünschenswerten Verbesserung nicht geschont werden dürfen.

Die entscheidende Motivation zur Publikation dieses Buches ist darin zu sehen, dass der Autor seit vielen Jahren mit einer Mischung aus Verwunderung und Verärgerung beobachtet, dass immer wieder unverhältnismäßig viel Energie auf das Einfordern von „Selbstverständlichkeiten“ ver(sch)wendet werden muss, so dass konstruktive Lernprozesse in einem sehr bedenklichen Ausmaß blockiert werden, wobei die dramatischen Folgen dann u. a. in der PISA-Studie zum Ausdruck kommen. Gerade im Interesse unserer Kinder ist es unverantwortlich, dass ihnen die Chance für eine gute Bildung u. a. schon dadurch genommen wird, indem verantwortlich leitende Lehrpersonen tagtäglich mit „Nebenschauplätzen“ beschäftigt werden, die da lauten: Einfordern elementarster Anstandsregeln, Auseinandersetzungen mit teils völlig chaotischen Kindern, Austausch mit Eltern, denen nicht selten selbst einfachste Benimmregeln fremd zu sein scheinen, Schlichten von nicht selten gewalttätigen Auseinandersetzungen usw. Kurz: Nahezu täglich wird viel zu viel Energie darauf ver(sch)wendet, überhaupt erst einmal einen auch nur ansatzweise passablen Rahmen für einen dann folgenden Unterricht zu ermöglichen. Eine solche Situation, wie sie sich – nahezu unabhängig von der jeweiligen Schulform – täglich beobachten lässt, ist einerseits absurd, anderseits unverantwortlich. Im Interesse all’ derer, die eine Schule als einen Ort begreifen möchten, an dem Kinder eine gute und zukunftsweisende Bildung und Erziehung erhalten sollen, wird es allerhöchste Zeit, dass sich vor allem auch solche Eltern und LehrerInnen zu Wort melden, die erkennbar unter den oftmals chaotischen und völlig inakzeptablen Zuständen in alltäglichen Schulsituationen leiden.

Die hier vorliegende Bestandsaufnahme möchte alle Eltern und LehrerInnen dazu ermutigen, klar und unüberhörbar daran mitzuarbeiten, dass sich die in Teilen bedenklichen Zustände an unseren Schulen entscheidend verbessern. Solange viele Eltern und LehrerInnen nur „im kleinen Kreis“ oder „hinter hervor gehaltener Hand“ ihren berechtigten Unmut äußern, gibt es kaum eine realistische Chance, dass vor allem solche Leute zum Umdenken gezwungen werden, die durch nicht selten verantwortungslose Ignoranz und Arroganz entscheidend dazu beitragen, dass es solche beklagenswerten Zustände an unseren Schulen gibt.

Vor dem Hintergrund unzähliger Gespräche mit Eltern und Lehrern, die der Autor im Laufe seiner langjährigen Lehrtätigkeit geführt hat, weiß er nur zu gut, dass es schon lange einen Nährboden für eine längst überfällige Veränderung chaotischer Zustände gibt. Bedauerlicherweise, wenngleich in Teilen auch nachvollziehbar, schrecken bisher viele Eltern aus Sorge vor möglichen Sanktionen gegen ihre eigenen Kinder davor zurück, klar und deutlich zu fordern, dass sich entscheidende Dinge im Schulalltag verändern müssen, damit Kinder überhaupt eine Chance auf eine gute Bildung bekommen. Ebenso offensichtlich ist es, dass auch viele LehrerInnen aus Angst sich im Lehrerkollegium zu outen, davor zurückschrecken, die Argumente, die sie „unter vier Augen“ kommunizieren, genauso deutlich anderen Kolleginnen und Kollegen sowie der Schulleitung gegenüber, offen aussprechen. Kurz: Offensichtlich chaotische und inakzeptable Zustände im Schulalltag werden nicht selten dadurch zementiert, indem verantwortlich „entscheidende“ Stellen zuweilen – wider besseres Wissen – Augen und Ohren verschließen, anstatt sich endlich um elementar notwendige Veränderungen zu kümmern. Es wird allerhöchste Zeit, dass sich alle Eltern und LehrerInnen guten Willens unübersehbar Gehör verschaffen, denn Schulen sollten nicht etwa ein Ort sein, an dem es sich einige Leute sehr bequem gemacht haben, auf Kosten derer, die aus naheliegenden Gründen noch nicht erkennen können, wohin eine „Reise“ geht, die von zuweilen pädagogisch unfähigen Lehrerinnen und Lehrern, begleitet wird.

Was wir brauchen sind einerseits Eltern, die erkennen, dass eine konstruktive Erziehung eben keineswegs einen Selbstzweck darstellt, sondern vielmehr eine elementare Voraussetzung dafür ist, Kindern einen konstruktiven und somit zielführenden Schulbesuch erst zu ermöglichen. Anderseits brauchen wir LehrerInnen, die sich nicht nur – wie zuweilen zu beobachten – Pädagogen nennen, sondern auch als solche handeln. Es ist schon mehr als befremdlich, zu sehen, dass es auf Seiten der Lehrerschaft Personen in einer nicht unerheblichen Zahl gibt, deren pädagogische Fähigkeiten alles andere als hinreichend sind. Ernsthaft verwundern kann dies nicht, da dieser so wichtige Teilbaustein im Rahmen der bisherigen Lehrerausbildung nicht in dem Maße geschult wird, wie es schlussendlich für alle Beteiligten notwendig und wünschenswert wäre.

In diesem Buch wird es nicht darum gehen „den schwarzen Peter“ nur von einer Seite zur anderen Seite zu schieben. Es ist auch nicht das erklärte Ziel, schon durch die Wortwahl einen Nährboden zu bereiten, der primär nur der Befriedigung einer billigen Polemik dient. Begriffe wie sie andernorts zu lesen sind, wie z. B. „Hass“, werden hier bewusst vermieden. Zum einen deswegen, weil eine derartige Wortwahl leicht dazu neigt, diffuse Ressentiments noch weiter zu schüren, zum anderen auch deswegen, weil dadurch Menschen abgeschreckt werden könnten, die letztlich entscheidend zur Verbesserung der teils sehr bedenklichen Situation im Schulalltag beitragen könnten. Zu einer schonungslosen Bestandsaufnahme gehört aber sehr wohl, dass klar als solche erkennbare und inakzeptable Verhaltensweisen seitens mancher Beteiligter (SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, Schulleitungen, Schulverwaltungen usw.) deutlich und ungeschönt dargestellt werden. Dies ist nicht zuletzt deshalb dringend notwendig, weil sich u. a. in vielen Gesprächen mit Betroffenen immer wieder gezeigt hat, dass noch immer vielen Eltern offenbar gar nicht bewusst zu sein scheint, unter welch’ extremen Bedingungen ihre Kinder an manchen Schulen lernen „dürfen“. Insofern ist eine schonungslose Beschreibung eine wesentliche Voraussetzung zum Einfordern und Begleiten sich verbessernder Rahmenbedingungen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die folgende Beschreibung subjektiv gefärbt ist, wobei sich der Autor nach besten Kräften darum bemüht, sachbezogen zu argumentieren. Jede Leserin und jeder Leser, der über ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen verfügt, wird nach der vollständigen Lektüre vermutlich nachempfinden können, dass es aber auch die eine oder andere Passage gegeben hat, bei der auch persönliche Befindlichkeiten bzw. Gefühlsdarstellungen vermittelt worden sind. Dies zu leugnen wäre unehrlich, und ist zudem auch nicht gewollt. Vor dem Hintergrund der Fülle einerseits sowie zuweilen eingedenk der persönlich verunglimpfenden Erfahrungen anderseits, die der Autor mit einigen Menschen machen „durfte“, wäre es wohl eher ungewöhnlich, wenn nicht auch zum Ausdruck gebracht worden wäre, dass hier eine Mischung aus Enttäuschung und Verärgerung entscheidend dazu beigetragen hat, deutlich mehr Eltern und LehrerInnen dahingehend zu sensibilisieren, endlich konsequent und nachhaltig dafür zu sorgen, dass eine immer wieder eingeforderte „gute Bildung für unsere Kinder“ nicht nur in schönen Sonntagsreden vorkommt, sondern vielmehr im gelebten Schulalltag.

Schon an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich hier um eine äußerst komplexe Thematik handelt, die sicher nicht mit einem „Patentrezept“ gelöst werden kann. Anderseits soll aber klar und deutlich beschrieben werden, dass es entscheidend „elementarste Regelverletzungen“, gepaart mit einer in Teilen unübersehbaren Ignoranz und Arroganz seitens mancher Leute, sind, die maßgeblich dafür verantwortlich zeichnen, dass sich im Schulalltag chaotische und höchst bedenkliche Tendenzen haben entwickeln können, um nicht zu sagen, auf dem Vormarsch sind.

Diese hier vorliegende Bestandsaufnahme versucht Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, die sich „wie ein verhängnisvolles Krebsgeschwür“ durch weite Teile des Erziehungs- und Bildungswesen, ziehen.

Nicht zuletzt durch die interdisziplinäre Tätigkeit des Autors entsteht ein umfassendes Bild, das nicht bei einigen Teilaspekten verharrt, sondern es soll deutlich werden, welche Abhängigkeiten zwischen a) mangelhafter Erziehungsarbeit, b) schlechten Rahmenbedingungen in Teilen des Bildungswesens und c) Chancen im weiteren Lebensverlauf, bestehen.

Zur Person

Der Autor arbeitet seit 1988 als freiberuflicher EDV-Dozent in der Informatik-Ausbildung. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er ca. 8000 – 9000 Menschen; quer durch nahezu alle Bildungsschichten, in EDV-technischer Hinsicht unterrichtet. Zu seinem Kundenstamm gehören ebenso regional tätige Institute, wie weltweit operierende Softwareunternehmen. Des weiteren hat der Autor an öffentlichen Schulen diverse Unterrichtsangebote (EDV, Schach usw.) verantwortlich begleitet und ist als Leiter einer Hausaufgabenbetreuung tätig gewesen. Seine bis dato 24 Sachbücher und 3 Romane sowie seine Entwicklungsarbeit in der Neuroinformatik (Implementierung eines Neuronalen Netzes zur Prognose von Sportwetten) führten zur ehrenvollen Aufnahme in das WHO-IS-WHO-Lexikon (Deutschland & Europa). Regelmäßig unterrichtet und begleitet der Autor PrivatschülerInnen unterschiedlicher Schulformen, wobei er ein Schwergewicht auf die Vermittlung und das Training hilfreicher Lerntechniken legt. Abgerundet wird das Profil durch einen abgeschlossenen Fernlehrgang zum Psychologischen Berater, auf dessen Grundlage der Autor vor allem Kinder und deren Eltern psychologisch begleitet, die oftmals durch den Schulalltag sowie durch familiäre Rahmenbedingungen überfordert sind.

Nun wünsche ich Ihnen eine ebenso anregende, wie nachdenklich stimmende Lektüre, die hoffentlich ein wenig dazu beitragen kann, Eltern und LehrerInnen zunehmend dafür zu sensibilisieren, konstruktiv und tatkräftig daran mitzuwirken, dass sich die in Teilen schlimmen Zustände an unseren Schulen sowie die ebenfalls in Teilen beklagenswerten Rahmenbedingungen im häuslichen Umfeld, signifikant verbessern, damit unsere Kinder die Voraussetzungen zur Teilhabe an einer perspektivisch lebenswerten Zukunft bekommen.

Düsseldorf, im Frühjahr 2019, Aribert Böhme

02. Rahmenbedingungen

Schaut man nach möglichen Ursachen für die teils unübersehbar bedenklichen Zustände an unseren Schulen, sieht man sich zunächst einer hohen Komplexität gegenüber, die sich in unterschiedlichen Formen darstellt. Bei näherer Betrachtung wird aber schnell klar, dass ein erheblicher Teil der zu recht beklagenswerten Umstände auf relativ wenige Elementardefizite zurück geführt werden können, die da z. B. lauten:

Fehlen klarer und verbindlicher Strukturen

Zunehmende Respektlosigkeiten

Missachtung klar formulierter Regeln

Mangelhafte Erziehung

Wenig ausgeprägter Gemeinschaftssinn

Überforderte Eltern

Zerrüttete Familienstrukturen

Verwahrlosung der Sprache

Fehlende Aufmerksamkeit

Darüber hinaus ist die Feststellung, dass die finanziellen Spielräume häufig unerfreulich begrenzt sind zwar richtig; ebenso wahr ist aber auch, dass ein nicht unerheblicher Teil der nachfolgend geschilderten Defizite entweder gar nichts, oder nur sehr rudimentär mit einer knappen Ausstattung von Finanzmitteln zu tun haben. Vielmehr fällt auf, dass es oftmals sehr elementare Erziehungsdefizite sind, die dann gehäuft zu beklagenswerten Folgen führen, wie sie hier aufgeführt werden. Von daher besteht eine konstruktive Problemlösung nicht ausschließlich in einer Aufstockung finanzieller Mittel, sondern vielmehr darin, Kinder wieder dahingehend zu erziehen, elementare Kompetenzen zum Besuch einer Schule zu erwerben, deren Grundlagen maßgeblich schon in den Elternhäusern erworben werden sollten. Allein die konsequente und nachhaltige Erziehung zu Werten wie Respekt, Toleranz, Empathie, Ordnungsliebe u. e. m. könnte entscheidend dazu beitragen, dass viele der beklagenswerten Rahmenbedingungen entweder gar nicht erst entstehen, oder zumindest deutlich reduziert werden.

Aus der Fülle der beobachtbaren Missstände seien hier einige zentrale Aspekte genannt, die sich nahezu täglich in weiten Bereichen des schulischen Umfelds machen lassen.

Schon beim Betreten mancher Schulhöfe bzw. Schulgebäude sieht man sich nicht selten verschmierten Wänden gegenüber, sieht überquellende Papierkörbe, mutwillig zerstörte Einrichtungsgegenstände, wie z. B. eingetretene Türen, abgerissene Kabel, verdreckte Klassenräume, deren Böden mitunter mehr einer Müllhalde gleichen usw.

Ein Blick in viele Toilettenräume treibt auch hartgesottene Zeitgenossen schnell in einen Zustand von ekelerregender Übelkeit. Fehlendes Toilettenpapier, nicht vorhandene Seife, übel riechende Räumlichkeiten, verdreckte Toilettenbrillen, defekte Wasserspülungen usw. Das alles trägt nicht gerade dazu bei, dass sich Kinder dort wohl fühlen können. Selbstredend ist sicher, dass solche Bedingungen schon unter hygienischen Aspekten nur als äußerst bedenklich eingestuft werden müssen.

Vor dem Hintergrund teils knapper Finanzmittel ist sicher nachvollziehbar, dass Schulbücher mitunter über mehrere Jahre von Kindern nachrückender Klassen benutzt werden. Nicht ernsthaft nachvollziehbar aber ist, dass sich viele Schulbücher schon nach kürzester Zeit in einem erbarmungswürdigen, oder besser, in einem unwürdigen Zustand befinden. Nur zu oft ist zu beobachten, dass manche Kinder keinerlei Sorgfalt beim Umgang mit Schulbüchern walten lassen. Da werden Schulbücher durch Klassenräume geworfen, da werden bereits auf dem Boden liegende Bücher mit Füßen getreten, da werden Bücher zu individuellen Bastelarbeiten missbraucht, es werden Schmierereien in den Büchern angebracht, Seiten mutwillig heraus gerissen usw. Kurz: Alles Verhaltensweisen, die entscheidend darauf zurück geführt werden können, dass vielen Kindern ein achtsamer Umgang mit wertvollen Materialien vielfach nicht beigebracht worden zu sein scheint. Die ebenso offensichtlichen wie bedenklichen Folgen solcher Grobheiten zeigen sich dann u. a. darin, dass nachrückende Klassen mit Lehrmaterial „versorgt“ werden, das schon auf den ersten Blick erkennen lässt, welch’ schlimmes Schicksal dem einen oder anderen Buch widerfahren sein muss. Nicht zuletzt aus lernpsychologischer Sicht ist leicht nachvollziehbar, dass eine ohnehin schon oftmals schwach ausgeprägte Lernmotivation bei einigen Kindern durch den Anblick derart vergammelter Lehrmaterialien nicht positiv verstärkt wird. Perspektivisch verhängnisvoll ist der Umgang mit verdrecktem und zerstörtem Lehrmaterial vor allem auch deswegen, weil dann aus der Sicht vieler Kinder – aus berechtigten Gründen – keine Veranlassung mehr besteht, selbst achtsam und sorgsam mit dem ausgehändigten Lehrmaterial umzugehen. Obwohl dies nur ein kleines Beispiel aus einer Fülle vieler weiterer Verfehlungen ist, wird dennoch schnell klar, dass vergleichbare Missstände entscheidend dadurch verursacht werden, Kindern nicht schon frühzeitig beigebracht zu haben, fremdes Eigentum zu achten und pfleglich zu behandeln. Eine fehlende Erziehung zu Respekt und Ordnung, die sich dann u. a. in unterschiedlichsten Situationen des Schulalltags zeigt, wirkt sich schlussendlich nachteilig für alle Beteiligten aus. Insofern ist es wichtig, zu verstehen, dass das hier beschriebene Beispiel verdreckter und vergammelter Schulbücher keineswegs einen bedauerlichen Nebenschauplatz darstellt, sondern hier zeigt sich vielmehr eine sehr grundsätzliche Haltung mancher Kinder, die schlichtweg nicht gelernt haben, dass es viele gute Gründe dafür gibt, Lehrmaterial sorgsam zu behandeln. Es ist völlig klar, dass man den betreffenden Kindern zunächst keinen Vorwurf machen kann, denn offenbar gibt es auch in diesem Bereich unübersehbare Erziehungsdefizite. Kinder, die schon im Elternhaus gelernt haben, dass z. B. Bücher sorgfältig zu behandeln sind, werden dann auch in Situationen des Schulalltag kaum auf die Idee kommen, Bücher derart zu misshandeln, wie oben beschrieben. Abgesehen davon, dass der Anblick eines vergammelten Lehrbuches wenig erbaulich ist, darf der Hinweis nicht fehlen, dass auch konstruktive Lernprozesse somit empfindlich beeinträchtigt werden. Dieser Teilaspekt allein sollte, nein, müsste schon ausreichend dafür sein, Kinder zu einem pfleglichen Umgang mit Lehrmaterial anzuleiten. Die tägliche Erfahrung zeigt leider nur allzu oft, dass viele Eltern und LehrerInnen derart elementare Bausteine konstruktiver Lernprozesse kaum mehr angemessen korrigieren. Die Folgen für die entsprechenden Kinder sowie schlussendlich auch für unsere Gesellschaft als Ganzes, werden alles andere als erfreulich sein. Auch hier ist zu konstatieren, dass eine signifikante Verbesserung nur rudimentär mit einer Erhöhung finanzieller Mittel erreicht werden kann, sondern hier ist offensichtlich, dass ein respektloser und chaotischer Umgang mit Material oftmals mutwillig provoziert wird, der sowohl für die unmittelbar betroffenen SchülerInnen, wie auch für unsere Gesellschaft insgesamt, als bedenklich eingestuft werden muss.

Der über weite Strecken grundsätzlich chaotische Umgang mit Lehrmaterialien setzt sich auch bei Schulheften, Schulordnern und Federmäppchen fort. Ein erheblicher Teil der Schulhefte befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Man muss kein ausgebildeter Pädagoge sein, um zu erkennen, dass hilfreiche und sinnvolle Lernprozesse durch derart schlampige Hefte nicht sachgerecht gefördert werden. Es ist unübersehbar, dass viele Kinder seitens ihrer LehrerInnen und seitens vieler Eltern nicht mehr konsequent dazu angeleitet werden, sauber und ordentlich zu arbeiten. Schon in der ebenso wichtigen wie frühen Lernphase im Grundschulbereich lässt sich täglich beobachten, dass ein bedenklich hoher Anteil von Schulheften nur als restlos chaotisch bezeichnet werden muss. Da es sich dabei oftmals eben nicht um bedauerliche Einzelfälle handelt, sondern vielmehr offenbar den Regelfall darstellt, drängt sich die Frage auf, ob bzw. inwieweit Lehrkräfte und Eltern überhaupt noch derartige Schlampereien im Ansatz korrigieren. Die unübersehbaren Konsequenzen für Kinder, die unter derart bedenklichen Bedingungen lernen (müssen), zeigen sich an allen möglichen Ecken, die nachweisbar eben nicht auf den Grundschulbereich beschränkt bleiben, sondern vielmehr im weiteren Verlauf einer Schul- Berufs- und Lebenskarriere sichtbar werden. Von daher ist auch dies keineswegs ein Nebenschauplatz, sondern es geht darum, Kinder möglichst früh dahingehend zu erziehen, sich einen Arbeitsstil anzugewöhnen, der dann perspektivisch auch die begründete Hoffnung auf eine konstruktive Weiterentwicklung rechtfertigt. Lehrkräfte und Eltern, die über derart schädliche Schlampereien hinwegsehen, handeln ebenso schwach wie verantwortungslos. Schwach deswegen, weil sie offenbar kindliche Widerstände beim Austragen solcher Konflikte scheuen, verantwortungslos vor allem deshalb, weil klar sein sollte, dass sich konstruktive Lernprozesse eben nicht auf einem Fundament aufbauen lassen, dem entscheidende Grundlagen fehlen. Viele Beobachtungen im Schulalltag vermitteln den Eindruck, dass – auf den ersten Blick – Lehrkräfte bevorzugt werden, die den Kindern solche Schlampereien kommentarlos durchgehen lassen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle (z. B. bei Einzelgesprächen mit Kindern), dass Kinder sehr wohl begreifen, dass Ordnung eben kein Selbstzweck darstellt, sondern vielmehr ein wichtiges Hilfsmittel zur Strukturierung eigener Lernprozesse ist. Die Kritik richtet sich also nicht primär an die Kinder, sondern vielmehr an solche Lehrkräfte und Eltern, die nicht begreifen können und / oder wollen, dass sich eine Erziehung zu ordentlicher Heftführung nicht etwa gegen Kinder richtet, sondern vielmehr, dass sie im Interesse der Kinder notwendig ist. Kurz: Ein weiterer Aspekt, der primär nicht durch erhöhte Geldmittel, sondern mehr durch einen verantwortungsvolleren Umgang mit auszubildenden Kindern, verbessert werden kann.

Nicht nur aus der Lernpsychologie ist bekannt, dass Lernprozesse entscheidend durch Freude am Lernen verbessert werden können. Unsere Kinder brauchen vor allem Vorbilder (Eltern, LehrerInnen usw.), die ihnen praktisch vorleben, dass Lernen sehr viel Freude und Genugtuung verschaffen kann. Was wir nicht brauchen sind LehrerInnen, die erkennbar oftmals nur noch einen Dienst nach Vorschrift absolvieren. Fehlendes Engagement, fehlende Begeisterungsbereitschaft auf Seiten mancher LehrerInnen, wird von den meisten Kindern schnell und zielsicher registriert. Ein weiterer Aspekt, der – im Guten wie im Schlechten – enorme Kräfte freisetzen kann, liegt schon in der Sprachwahl begründet. Kinder, die beispielsweise Sätze hören, wie z. B.: „Du musst jetzt in die Schule gehen“, oder, „Du musst jetzt deine Hausaufgaben machen“ usw., fühlen sich oftmals schon deswegen demotiviert, weil sie das Lernen im allgemeinen, und den Schulalltag im besonderen, als zwanghaft erleben. Viele praktische Erfahrungen im Umgang mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster Altersklassen zeigen immer wieder, wie enorm wichtig eine behutsame und kluge Sprachwahl ist. Der Satz: „Du darfst jetzt in die Schule gehen“ löst bei den meisten Kindern deutlich günstigere Denkprozesse aus, als es der Satz „Du musst jetzt in die Schule gehen“, jemals könnte. Auf den ersten Blick mag dies spitzfindig erscheinen, doch nicht zuletzt interdisziplinär tätige Lehrkräfte, die sich auch in wichtigen Begleitdisziplinen wie z. B. der Lernpsychologie & der Hirnforschung, auskennen, können durch ihre praktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oftmals bestätigen, dass allein schon die Verwendung einer situationsgerechten Sprache entscheidend günstigere Rahmenbedingungen schaffen kann. Insofern lautet eine Empfehlung, dafür zu sorgen, LehramtsanwärterInnen frühzeitig dahingehend zu sensibilisieren, fundamentale Elemente der Lernpsychologie einerseits, und Erkenntnisse der Hirnforschung anderseits, in die eigene Lehrtätigkeit zu integrieren.

Ein Grundübel, das maßgeblich zu schlechten Rahmenbedingungen beiträgt, ist eine vielfach zu beobachtende Gleichgültigkeit und Ignoranz Kindern gegenüber. Nur zu oft werden Kinder nicht mehr als eine Bereicherung und als ein Quell der Freude erlebt, sondern vielmehr als lästige Zeitgenossen, die irgendwie „ruhig gestellt werden“ müssen. Kinder, die im häuslichen Umfeld erleben, dass Eltern und andere Erwachsene ihren kindlichen Sorgen und Nöten zuweilen gleichgültig gegenüberstehen, erleben sich aus verständlichen Gründen nicht selten als minderwertig. Kinder, die von einigen Lehrerinnen und Lehrern oftmals nur als lästige Hindernisse beim Absolvieren des eigenen Tagespensums empfunden werden, haben kaum eine Chance, ein konstruktives und perspektivisch günstiges Lernklima zu gestalten.

Ein unübersehbares Übel, das sich insgesamt über weite Teile des Schulalltags ausbreitet, ist in einer gewachsenen Gewaltbereitschaft einiger Kinder und Jugendlicher zu sehen. Zugegeben, da mag man schnell auf ein gesamtgesellschaftliches Problem verweisen, doch eine solche Argumentation ist bei sorgsamer Analyse in dieser undifferenzierten Art und Weise schlichtweg falsch. Der zuweilen zu hörende Hinweis auf eben solche gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge dient nur zu oft als Deckmantel für solche Leute, die es sich in einem teils unübersehbar chaotischen und höchst bedenklichen System bequem gemacht haben. Natürlich ist es bequemer und leichter, sich hinter derartigen Worthülsen zu verstecken, als endlich eine ebenso schonungslose wie offene Analyse vorzunehmen, die Ursachen, klar benennt. Warum beispielsweise wächst die Gewaltbereitschaft? Warum werden Schulmaterialien oftmals mutwillig zerstört? Warum zeigen viele Kinder und Erwachsene ein in Teilen unübersehbares respektloses und rücksichtsloses Verhalten? Warum werden Begriffe wie „Hyperaktivität“, „Dyskalkulie“ usw. geradezu inflationär verwendet? Warum ist ein auch nur halbwegs konstruktiver Unterricht oftmals gar nicht mehr möglich? Diese Liste ließe sich noch stark erweitern, wobei aber nahezu durchgängig festzustellen ist, dass es primär wiederholte und penetrante Regelverletzungen elementarster Erziehungsgrundsätze sind, die maßgeblich und ursächlich dafür verantwortlich zeichnen, dass sich der Schulalltag oftmals nur als äußerst schädlich und bedenklich, zeigt. Kinder, die seitens ihrer Eltern, und seitens unterrichtender LehrerInnen, systematisch und konsequent zu Respekt und Anstand erzogen werden, dürften im Regelfall kaum mehr das Bedürfnis verspüren, sinnlose und destruktive Energie gegenüber Menschen und Materialien anzuwenden. Doch genau daran mangelt es in vielen Fällen sehr erheblich. Mit wachsender Sorge ist zu beobachten, dass die Zahl derer, die oftmals unübersehbar mit einer sachgerechten Erziehung überfordert zu sein scheinen, stetig gewachsen ist. Ernsthaft verwunderlich ist dies jedoch nicht, wenn man z. B. bedenkt, dass es bedauerlicherweise zum Standardprogramm mancher Kinder gehört, sich nachmittägliche Talkshows anzuschauen, die unreflektiert den Eindruck vermitteln (sollen?!), es sei z. B. völlig normal, dass pubertierende Teenager selbst schon Kinder bekommen. Es ist sicher kein Studium der Erziehungswissenschaften oder der Pädagogik nötig, um zu erkennen, dass derartige gesellschaftliche Tendenzen perspektivisch weiter dazu beitragen werden, das ohnehin in Teilen schon unüberschaubare Chaos noch weiter zu schüren. Mit Blick auf die Häufigkeit der Ausstrahlung solch’ geistigen Abfalls, liegt der Verdacht nahe, dass solche Trends offenbar bewusst gesteuert werden sollen, getreu dem Motto: Eine dumme und willenlose Menschenmasse lässt sich sehr viel leichter für eigene Zwecke manipulieren, als dies bei Kindern und Erwachsenen möglich wäre, die frühzeitig gelernt haben, „die Spreu vom Weizen zu trennen“.

Zu den gleichfalls nahezu täglich zu beklagenden Rahmenbedingungen gehört ein oftmals unerträglich hoher Lärmpegel in den Klassenräumen. Dies geht nicht selten soweit, dass Lehrkräfte die eigene Stimme kaum mehr wahrnehmen können, da es an unterschiedlichen Stellen im Klassenraum oftmals zu extremen Lautstärkekonzentrationen kommt. Ein Gang durch so manches Schulgebäude – wohlgemerkt während offizieller Unterrichtszeiten – vermittelt häufig den Eindruck, man befinde sich auf einem Rummelplatz, nicht aber in einer Schule, in der Kinder zu konstruktiven Lernprozessen angeleitet werden. Es bedarf keiner tiefgehenden Analyse, um zu begreifen, dass unter derart miserablen Bedingungen ein guter und hilfreicher Unterricht kaum mehr möglich ist. Ein erheblicher Teil, der von Lehrkräften aufzuwendenden Energie besteht schon seit längerer Zeit nur noch darin, zunehmend chaotische Teile von Klassen zumindest soweit zu disziplinieren, dass ansatzweise so etwas wie Unterricht überhaupt erst stattfinden kann. Eine konstruktive und somit auch erfolgreiche Unterrichtsführung ist unter solchen Umständen über weite Strecken faktisch nicht mehr möglich. Die unübersehbaren Folgen sind dann u. a. darin zu sehen, dass derart zügellose und unerzogene Kinder im weiteren Verlauf ihrer Schulkarriere (z. B. in weiterführenden Schulen) dann sehr oft schmerzhaft erleben, dass eine chaotische und undisziplinierte Arbeitsweise eine „Fahrkarte nach Nirgendwo“ ist. Auch dies ist ein Aspekt, der ursächlich nicht mit höheren finanziellen Mitteln, sondern entscheidend durch eine konsequentere und nachhaltige Erziehung in den Elternhäusern verbessert werden müsste. Sowohl die Menge, als auch die oftmals chaotische Ausprägung der beklagenswerten Störungen, haben in vielen Klassen eine beängstigende Größenordnung angenommen, die aus naheliegenden Gründen unmöglich allein durch unterrichtende Lehrkräfte korrigiert werden kann. Kinder, die nicht selten elementarste Regeln von Anstand und Respekt im eigenen häuslichen Umfeld nicht kennen gelernt haben, haben aus verständlichen Gründen teils enorme Probleme im schulischen Umfeld. Von daher richtet sich die Kritik primär nicht an solche letztlich eher beklagenswerten Kinder, sondern vielmehr an Erwachsene (Eltern und LehrerInnen), die in einer mittlerweile bedenklichen Anzahl erkennbar nicht mehr auf eine konstruktive Erziehung achten. In diesem Zusammenhang erscheint auch der Hinweis auf einen schon oftmals diskutierten Elternführerschein mehr als überfällig. Getreu dem Motto, „Wehret den Anfängen“, wird es darauf ankommen, zu recht beklagenswerte Rahmenbedingungen im Schulalltag an der Wurzel zu packen. Eltern, denen erkennbar selbst jeglicher respektvolle Umgang mit anderen Menschen fremd zu sein scheint, können aus naheliegenden Gründen eben keine Kinder in einer Art und Weise erziehen, wie es aber zur konstruktiven Teilnahme in einer Schule notwendig und wünschenswert wäre. Es ist in diesem Zusammenhang sicher nicht hilfreich, hier – wie oftmals zu lesen und zu hören – nur mit dem Zeigefinger auf solche Eltern zu zeigen, sondern vielmehr wichtig ist, dass solche Eltern sachgerechte Hilfe und Unterstützung bekommen, die es ihnen perspektivisch ermöglicht, Kinder in einer Art und Weise zu erziehen, die erst elementare Voraussetzungen zum Besuch einer Schule, schaffen. Leider zeigt die tägliche Praxis, dass offenbar viele LehrerInnen vor der Fülle und Tiefe sich zeigender Erziehungsdefizite kapituliert zu haben scheinen. Nicht selten ist zu beobachten, dass auch gröbste Verfehlungen (Respektlosigkeiten manchen Lehrerinnen und Lehrern gegenüber, destruktive Verhaltensweisen im Unterricht usw.) nicht mehr zeitnah und konsequent geahndet werden. Stattdessen ist vielmehr ein ebenso inakzeptabler wie perspektivisch verhängnisvoller Trend zu beobachten, der so aussieht, dass es immer weniger LehrerInnen gibt, die offenbar noch den Mut und Einsatzwillen haben, offensichtliche Verfehlungen auch zielsicher zu sanktionieren. Ein derartiges Klima, bei dem in zunehmenden Maße zu beobachten ist, dass Kinder, Eltern und LehrerInnen, die sich ordentlich und respektvoll verhalten, eigene Verhaltensweisen einer wachsenden Zahl von Chaoten gegenüber auch noch rechtfertigen sollen, ist einerseits geradezu absurd, und führt anderseits unübersehbar dazu, dass das Kräfteverhältnis in einer beängstigenden und schädlichen Art und Weise mehr und mehr in Richtung derer verschoben wird, die keinerlei Voraussetzungen für eine konstruktive Unterrichtsteilnahme mitbringen. Von daher kann nur dringend dazu geraten werden, dass vor allem Eltern der Kinder, die noch Wert auf eine gute und konstruktive Ausbildung legen, sich deutlich intensiver und auch lautstärker dafür einsetzen, dass die in weiten Teilen inakzeptablen Verhältnisse in vielen Situationen des Schulalltags endlich im Interesse unserer Kinder signifikant verbessert werden.

Schaut man sich die Ernährungssituation vieler Kinder an, fällt auf, dass es eine relativ große Zahl von Kindern gibt, die ohne Frühstück zur Schule kommen. Schon aus ernährungsphysiologischer Sicht ist klar, dass dies kaum günstige Voraussetzungen für einen guten Schulbesuch sein können. Zuweilen ist es so, dass der Mittagstisch, der lobenswerter Weise z. B. im Rahmen Offener Ganztagsschulen angeboten wird, für manche Kinder die einzige Nahrungsquelle darstellt; sieht man einmal von eher wenig hilfreichen Süßigkeiten ab, die mitunter zwischendurch angeboten werden. Zugegeben, dieser Teilaspekt hat entscheidend etwas damit zu tun, dass eine bedauerlich große Zahl von Haushalten eine schwindende Wirtschaftskraft zu verzeichnen hat, die sich u. a. dann auch in einer Mangelversorgung zeigen kann. Insofern handelt es sich hier um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich nicht dadurch lösen lässt, indem z. B. einzelne Gruppen (Eltern, LehrerInnen usw.) gegeneinander arbeiten, sondern vielmehr dadurch, indem auch solidarische Werte wie Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit usw. in den Vordergrund der Betrachtung rücken.

Eine ebenso bedauerliche wie perspektivisch schädliche Entwicklung ist darin zu sehen, dass viele Kinder weder fachlich, noch empathisch begleitet werden. Ein Blick in so manches Arbeitsheft von Kindern zeigt schnell, dass oftmals elementarste Voraussetzungen für einen konstruktiven Lernprozess fehlen. Verdreckte Hefte, Schmierereien, Missachten von Linien und Kästchen, zusammenhanglose und chaotische Anordnung von Lerninhalten usw. Hier muss die Frage erlaubt sein: Was sind das für LehrerInnen, was sind das für Eltern, die solche offensichtlichen Schlampereien ohne erkennbare und nachhaltige Korrekturen ignorieren? Jeder pädagogisch und lerntechnisch auch nur ansatzweise gebildete Mensch sollte wissen, dass konstruktive Lernprozesse durch derartige Schlampereien empfindlich und zudem nachhaltig gestört werden. Kindern, denen nicht schon in der Grundschule ebenso systematisch wie konsequent beigebracht wird, ordentlich zu arbeiten, werden wesentliche Bausteine für nachfolgende Lernprozesse – ohne erkennbaren Grund – vorenthalten. Eine erhebliche Anzahl von Schulheften gleicht optisch mehr einer zerfledderten Toilettenpapierrolle, bei der an der einen oder anderen Stelle mehr oder weniger schlampige Einträge zu erkennen bzw. zu erahnen sind. Solche Beobachtungen sind keineswegs bedauerliche Ausnahmen, sie stellen vielmehr bei vielen Kindern den Regelfall dar. An dieser Stelle muss ebenso klar wie nachdrücklich gefordert werden, dass manche LehrerInnen erheblich konsequenter darauf achten müssten, Kinder zu einer konsequent ordentlichen Heftführung anzuleiten. Eine solche Forderung darf und sollte – wie leider vielfach zu beobachten – nicht am kindlichen (und / oder elterlichen Widerstand) scheitern, sondern es muss klar sein, dass genau solche Elementarforderungen nachweislich dazu beitragen, Kindern eine perspektivisch gute Lernplattform zu schaffen. Entgegen einer zuweilen zu hörenden Argumentation, „man solle kindliche Lernprozesse nicht zu früh stören“, zeigt der konkrete Umgang mit Kindern, die z. B. im Rahmen eines qualitativ hochwertigen Privatunterrichts den segensreichen Sinn und Zweck einer ordentlichen Arbeitshaltung erlernen, dass der überwiegende Teil der Kinder sehr wohl für die Sinnhaftigkeit einer sauberen Heftführung zu sensibilisieren ist. Kinder, die einmal praktisch erlebt haben, dass sie sich durch eine ordentliche Heftführung selbst den größten Gefallen getan haben, übernehmen diese Erfahrung meistens auch in den „offiziellen Schulunterricht“. Somit ist mehr als deutlich, dass schlampige und chaotisch geführte Hefte eben keineswegs ein Phänomen darstellen, dem sich LehrerInnen hilflos gegenübersehen müssen, sondern es drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass manche LehrerInnen und manche Eltern den Konflikt mit Kindern scheuen, der – aus verständlichen Gründen – beim Einfordern solcher Verhaltensweisen entstehen kann. Im Interesse einer perspektivisch guten Schulkarriere ist es aber unabdingbar, dass schon in der Frühphase solche Elementarbausteine zur Grundausstattung unserer Kinder gehören sollten. Eine Korrektur zu späteren Zeitpunkten ist – das belegen unzählige Erfahrungen bei der Arbeit mit Privatschülerinnen und Privatschülern unterschiedlicher Schulformen – ungleich schwerer. Von daher ist es also sowohl verantwortungslos, wie lerntechnisch unsinnig, wenn manche LehrerInnen schon im Grundschulbereich die hier beschriebenen Defizite nicht konsequent und zeitnah korrigieren. Dass dies grundsätzlich möglich ist, kann nicht ernsthaft bezweifelt werden.

Nicht selten ist zu beobachten, dass manche Kinder keinerlei empathische Begleitung bei ihren Lernprozessen erfahren. Da gibt es Pädagoginnen und Pädagogen (oder solche, die sich so nennen), denen erkennbar jegliche pädagogische Fähigkeiten im Umgang mit denen ihnen anvertrauten Kindern zu fehlen scheinen. Da gibt es Eltern, bei denen schon auf den ersten Blick klar wird, dass sie sich nicht selten geradezu belästigt fühlen, wenn Kinder Fragen stellen. Da gibt es Lehrkräfte und Eltern, die offenbar so intensiv in eigene Probleme verstrickt zu sein scheinen, so dass die Bedürfnisse und Sorgen der eigenen Kinder nur als störend empfunden werden. Da gibt es Lehrkräfte – noch dazu an „entscheidender“ Stelle, die den Kindern ein denkbar schlechtes Vorbild dadurch vermitteln, indem sie rauchend durch die Gänge des Schulgebäudes laufen, wo doch jeder auch nur halbwegs gebildete Mensch wissen sollte, dass die Folgen des Rauchens – sowohl individuell, wie auch gesamtgesellschaftlich – überaus ungünstig sind. Da gibt es Lehrkräfte und Eltern, die zur Befriedigung des eigenen schwaches Ego, Kinder „zwischen den Fronten aufreiben“, mit der ebenso naheliegenden wie schädlichen Konsequenz, dass solche Kinder extrem verunsichert werden, da sie aus verständlichen Gründen noch nicht entscheiden können, wessen Argumentation schlussendlich die richtige ist. Da gibt es Lehrkräfte, die eigene Befindlichkeitsstörungen auf dem Rücken verunsicherter Kinder austragen, indem sie mehr oder weniger offen andere Kolleginnen und Kollegen zu diskreditieren versuchen. Da gibt es Schulleitungen, die sich offenbar lieber auf Tagungen zeigen, um dort zu glänzen, anstatt sich endlich um die Belange zu kümmern, die sich an der eigenen Schule unübersehbar aufgetürmt haben. Da gibt es Lehrkräfte in leitenden Positionen, die gegenüber Dritten klar und unmissverständlich kundtun, dass sie andere Lehrkräfte, die sich gleichfalls in einer leitenden Position befinden, nicht wertschätzen. Die gleichen Lehrkräfte werden aber dann oftmals schon kurze Zeit später in heuchlerischer Eintracht mit eben denen gesehen, die sie noch kurz zuvor verbal herunter geputzt haben. Leute, die derartige ebenso offensichtliche wie verachtenswerte Verhaltensweisen offen thematisieren, werden dann recht schnell gemobbt. Nun, psychologisch sind solche Verhaltensweisen sehr leicht zu durchschauen. Natürlich ist es erheblich einfacher, undifferenziert und dümmlich über Dritte zu lästern, als einmal selbstkritisch zu hinterfragen, ob man nicht selbst maßgeblich dazu beiträgt, dass die andernorts ebenfalls beklagte „schlechte Stimmung“ eben ursächlich genau deshalb entsteht, weil derart viel Unehrlichkeit und Heuchelei im Schulalltag gelebt wird?! Kurz: Lehrkräfte, denen wir unsere Kinder tagtäglich anvertrauen, sollten und müssen auch persönlich in einer Art und Weise charakterfest sein, die sowohl die Fähigkeit zur Selbstkritik einschließt, wie auch die Fähigkeit, empathisch und zielsicher zugleich auf Kinder einwirken zu können. Lehrkräfte, denen es erkennbar zuweilen mehr um eine zweifelhafte Befriedigung des eigenen Ego zu gehen scheint, sind nicht dazu geeignet, Kinder in einer Art und Weise zu erziehen, die ihnen die Voraussetzungen für einen perspektivisch günstigen Schulalltag ebnen könnten.

Zu den ebenfalls beklagenswerten Rahmenbedingungen gehört zerstörtes und verschmutztes Mobiliar, wobei hier keineswegs Mobiliar gemeint ist, das aus Altersgründen ausgetauscht werden müsste, sondern vielmehr um solches Mobiliar, das erkennbar mutwillig zerstört worden ist. Mit einem nicht selten erschreckend hohen Aggressionspotenzial zerstören manche Kinder mit höchst destruktiven Verhaltensweisen wertvolle Einrichtungsgegenstände, wie z. B. Stühle, Tische, Wandtafeln, Türen, Fenster usw. Dies allein wäre schon schlimm genug, doch damit nicht genug. des Öfteren ist zu beobachten, dass es nicht selten LehrerInnen gibt, die sehenden Auges solche aggressiv handelnden Kinder eben nicht davon abhalten, in derart destruktiver Art und Weise eigene Aggressionen gegen Einrichtungsgegenstände zu entladen. Getreu dem Motto: „Was kümmert es mich? Es sind schließlich nicht meine Möbel, und es sind auch nicht meine Kinder“, werden durch eine solch’ verantwortungslose Ignoranz völlig falsche und schädliche Signale gegeben. Doch auch damit nicht genug. Lehrkräfte, die sich engagiert darum bemühen, solche inakzeptablen Verhaltensweisen konsequent zu sanktionieren, sehen sich nicht selten kurze Zeit später Eltern gegenüber, denen erkennbar jegliches Verständnis dafür zu fehlen scheint, dass es keinesfalls zu akzeptierende Kavaliersdelikte heranwachsender Kinder sind, wenn diese rücksichtslos Mobiliar zerstören. Stattdessen ist es vielmehr des Öfteren so, dass sich Lehrkräfte, die sich in einer verantwortungsbewussten und konsequenten Weise um eine ebenso klare wie nachhaltige Lösung derartiger Aggressionen kümmern, respektlosen und uneinsichtigen Eltern gegenüber auch noch rechtfertigen sollen. Eine ebenso absurde, wie perspektivisch überaus schädliche Situation, die sich geradezu zwangsläufig gegen unsere Gesellschaft im ganzen richten wird, wenn hier nicht endlich konsequent Einhalt geboten wird. Einmal abgesehen davon, dass derart aggressive Verhaltensweisen grundsätzlich abzulehnen sind, ist nicht zu übersehen, dass durch eben genau solche nicht geahndeten Verhaltensweisen erhebliche Kosten für unser Gemeinwesen entstehen, die schlussendlich wieder die Solidargemeinschaft zu finanzieren hat. Kurz: Es ist sicher unbestreitbar, dass die finanzielle Ausstattung unserer Schulen in Teilen wenig günstig ist. Ebenso wahr ist aber, dass ein erheblicher Teil allein dadurch eingespart werden könnte, würden sowohl Eltern wie auch LehrerInnen deutlich konsequenter darauf achten, dass destruktive Verhaltensweisen jeweils sofort zeitnah und angemessen sanktioniert werden. Die gegenwärtige häufig zu beobachtende Sachlage sieht bedauerlicherweise oftmals eher so aus, dass viele Eltern und LehrerInnen lieber weg schauen, aus Angst, unbequem zu erscheinen, oder aus Angst vor nicht selten unangenehmen Konsequenzen. An dieser Stelle sollte klar werden, dass es geradezu absurd ist, wenn anständige Menschen sich erkennbar asozialen Leuten gegenüber auch noch dafür rechtfertigen sollen, dass sie aggressiven Kindern Einhalt gebieten. Auch hier gilt: Wehret den Anfängen. Es hilft wenig, nur darüber zu klagen, dass es zunehmend aggressive Kinder in unseren Schulen gibt, sondern entscheidend ist, ebenso klar wie schonungslos darauf hinzuweisen, dass es nicht selten elementarste Erziehungsdefizite sind, die erst zu den beschriebenen Verhaltensweisen führen. Eltern und LehrerInnen, die derart offensichtliche Zusammenhänge zuweilen leugnen, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie offenbar unfähig sind, Kinder zu einem sozial verträglichen Verhalten anzuleiten, das ihnen dann auch dabei hilft, elementare Voraussetzungen für ein günstiges Lernklima zu schaffen.

Fehlende Ordnungsstrukturen in Kombination mit teils ignoranten und zuweilen auch pädagogisch unfähigen Lehrkräften, führen in vielen Situationen des Schulalltags nahezu zwangsläufig zu den ebenso beklagenswerten wie perspektivisch bedenklichen Beobachtungen, die sich nahezu täglich im schulischen Umfeld machen lassen. Es ist unübersehbar, dass schon Kinder im Grundschulbereich seitens vieler Lehrkräfte nicht mehr zu einer ordentlichen und konstruktiven Arbeitsweise angeleitet werden. Ein Blick in viele Schulhefte zeigt schnell, dass oftmals keinerlei sachgerechte Struktur zu erkennen ist, die aber ihrerseits für konstruktive Lernprozesse vielfach unabdingbar ist. Kinder, die nicht frühzeitig und konsequent zu einer ordentlichen Arbeitsweise erzogen werden, erschweren sich – das belegen schließlich unzählige, praktische Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen weiterführender Schulen – unnötig ihre eigene, positive Schulkarriere. Aus der Sicht der meisten Kinder ist es leicht nachvollziehbar, dass zunächst Lehrkräfte als „angenehmer“ empfunden werden, die eben nicht beharrlich auf eine konsequente Einhaltung elementarer Ordnungskriterien achten. Im weiteren Verlauf wird aber um so deutlicher, dass es letztlich unverantwortlich ist, Kindern eine perspektivisch günstige Entwicklung schon dadurch entscheidend zu erschweren, indem offensichtliche Schlampereien eben nicht konsequent und beharrlich schon in den frühen Anfängen, sprich, in der Grundschulzeit, korrigiert werden. Von daher ist es eher sogar angebracht davon zu sprechen, dass Kinder schon in der so enorm wichtigen Grundschulzeit vielfach um positive Chancen ihrer Weiterentwicklung betrogen werden, weil es leider LehrerInnen und Eltern gibt, die solchen Elementarbausteinen eines konstruktiven Lernklimas nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenken, die aber entscheidend notwendig wären. Dass solche Beobachtungen keineswegs bedauerliche Einzelfälle sind, zeigt sich u. a. darin, wenn Kinder unterschiedlicher Altersklassen und unterschiedlicher Schulformen unterrichtet werden. Vielmehr sieht es so aus, dass sich grobe Schlampereien wie ein Geschwür quer durch nahezu alle Schulformen und Altersklassen, ausbreiten. Die ebenso offensichtlichen wie insgesamt schädlichen Konsequenzen lassen sich auch nicht durch eine oftmals zur Schau getragene Ignoranz mancher Lehrkräfte und Eltern, weg diskutieren; sie sind vielmehr ein bedenkliches Faktum, unter dem zunächst die betreffenden Kinder sowie im weiteren Verlauf unsere Gesellschaft als Ganzes zu leiden hat.

Dass neben fachlichen Kompetenzen vor allem auch pädagogische Fähigkeiten nötig sind, um Kinder in einer zugegeben schwierigen Zeit auf ein selbstbestimmtes und soziales Leben vorzubereiten, wird leider vielfach vergessen. Ein Blick in viele Schulen vermittelt in Teilen den Eindruck, dass dort Lehrkräfte unterrichten, denen erkennbar elementare pädagogische Fähigkeiten abgesprochen werden müssen. LehrerInnen, die zuweilen mehr damit beschäftigt sind sich durch einen Dschungel von Mobbing und Ignoranz zu navigieren, LehrerInnen, die eigene Probleme in einer unangemessenen Art und Weise mit in den Schulalltag bringen, LehrerInnen, die unübersehbar selbst Defizite hinsichtlich eines respektvollen Umgangs im täglichen Miteinander zeigen, sind wohl kaum geeignet, Kinder – noch dazu schwierige Kinder – sachgerecht in deren Entwicklungsprozessen zu begleiten. Vielmehr ist zu beobachten, dass ein nicht unerheblicher Teil unserer LehrerInnen selbst psychologische Hilfe in Anspruch nehmen sollte, da es fehlgeleitete Verhaltensweisen gibt, die einerseits offensichtlich, anderseits äußerst schädlich für die ihnen anvertrauten Kinder, sind. LehrerInnen, die beispielsweise in persönlichen Gesprächen erkennen lassen, dass ihnen jegliche Fähigkeit zu konstruktiver Selbstkritik fehlt, geben ein denkbar schlechtes Beispiel für heranwachsende Kinder, die es ohnehin schon schwer genug haben, sich in einer vielfach unsicheren Welt zurecht zu finden.

Ignorantes Verhalten findet man zuweilen auch bei manchen Schulleitungen. Da gibt es beispielsweise Rektorinnen, die sich offenbar lieber auf Tagungen blicken lassen, auf denen neue pädagogische Konzepte diskutiert werden, als sich um elementare Belange der eigenen Schule zu kümmern. Zugegeben, es ist allerdings bequemer und angenehmer, einen schönen Tagungstag zu erleben, bei dem im praxisfernen Raum Dinge beschlossen werden, die nicht selten schnell im praktischen Schulalltag widerlegt werden, als sich mit elementaren Defiziten im eigenen Schulbereich zu beschäftigen, deren konkrete Lösung zwar meist weniger Außenwirkung zeigt, als dies z. B. eine persönliche „Glanzvorstellung“ auf einer Tagung, kann, die aber im Interesse der anvertrauten Kinder vielfach erheblich wichtiger wäre. Schulleitungen, die wiederholt an sie herangetragene Anliegen ignorieren, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht im Interesse der ihnen anvertrauten Kinder handeln, sondern vielmehr primär ihr eigenes Ego zu befriedigen suchen. Hier kann nur angeraten werden, dass deutlich mehr Eltern als bisher eine Arbeitsweise seitens mancher Schulleitungen einfordern, die sich primär an den Bedürfnissen der SchülerInnen, weniger an persönlichen Wünschen so mancher Rektorin, orientieren. Oftmals drängt sich der Eindruck auf, dass Entscheidungen im Elfenbeinturm getroffen werden, die mitunter meilenweit von der täglichen Schulpraxis entfernt liegen. Eine Ausarbeitung und Implementierung neuer pädagogischer Konzepte sollte – im Gegensatz zur bisher oftmals gängigen Praxis – kein Selbstzweck sein, der primär dazu dient, „nette Treffen für Rektorinnen und Rektoren“ zu veranstalten, sondern vielmehr ist wichtig, dass die Ergebnisse solcher Zusammenkünfte im Interesse der zu unterrichtenden Kinder betrachtet werden, nicht jedoch dafür, dass manche SchulleiterInnen sich in eigenen Ideen sonnen können – und seien sie auch noch so absurd.

Zu den ebenfalls beklagenswerten Rahmenbedingungen des Schulalltags gehört nicht zuletzt eine bedenkliche wachsende Zahl verhaltensauffälliger Kinder, wobei viele Störungen weit jenseits eines Rahmen liegen, der sowohl aus organisatorischen wie auch aus fachlichen Gründen von den allerwenigsten Lehrkräften im Rahmen einer Regelschule sachgerecht korrigiert werden kann. So gehören beispielsweise zunehmend extrem aggressive Kinder zum täglichen Erscheinungsbild vieler Schulen, denen sich die meisten LehrerInnen – teils aus verständlichen Gründen – hilflos gegenüber sehen. Kinder, die nicht einmal ansatzweise in der Lage sind über altersgerechte Zeiträume einem konstruktiven Unterricht beizuwohnen, gehören ebenfalls zum täglichen Chaos in vielen Schulklassen. Eine nicht unerhebliche Zahl von Kindern kommt mit teils unübersehbaren gesundheitlichen Vorschäden zur Schule. Mangelhaftes Hören, nicht korrigierte Sehfehler usw. erschweren manchen Kindern schon im Vorfeld einen geordneten und sinnvollen Besuch einer Regelschule. Manche Kinder benehmen sich derart verhaltensauffällig, dass im Interesse der Betreffenden nur dringend anzuraten ist, psychologische und / oder verhaltenstherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund neuerer Forschungsergebnisse aus der Hirnforschung ist bekannt, dass es bei vielen Defiziten dieser Art entscheidend auf eine möglichst frühzeitige Korrektur ankommt. Kinder, die über viele Jahre hinweg mit Elementardefiziten durch den Schulalltag getrieben werden, haben meist kaum eine günstige Prognose hinsichtlich der weiteren Schul- und Lebenslaufbahn. Von daher wäre es wichtig, dass auch LehrerInnen erheblich mehr über derartige kausale Zusammenhänge lernen sollten, damit sie in der täglichen Praxis jeweils zeitnäher und sachgerechter reagieren könnten. Leider sieht die tägliche Praxis oftmals eher so aus, dass erkennbar verhaltensauffällige Kinder „mit durchgeschleppt werden“, anstatt sie rechtzeitig in eine ebenso notwendige wie hilfreiche Behandlung zu übergeben. Auch hier zeigt sich an vielen Stellen ein Verantwortungsdefizit mancher LehrerInnen und Eltern, die zuweilen aus purer Bequemlichkeit eben nicht rechtzeitig korrigierend eingreifen. Den konkreten Schaden tragen dann die so betroffenen Kinder davon; im weiteren Verlauf auch unsere Gesellschaft als Ganzes. Traurig, aber dennoch leider wahr.