Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In unseren Lebensmitteln sind 70.000 bis 100.000 künstliche Stoffe bekannt. Das kann beunruhigen, wenn man bedenkt, dass das, was man isst, sich eines Tages in den Knochen, im Herzen, ja sogar im Gehirn wiederfindet. Und nicht nur gesundheitliche Gründe sprechen für qualitativ hochwertige Bio-Lebensmittel. Viele entscheiden sich auch aus Gründen wie Klimaschutz und artgerechter Tierhaltung dafür. Doch wie erkenne ich Bio-Produkte zweifelsfrei? Bei welchen Lebensmitteln ist es wichtig und wann geht es zur Not auch konventionell? In ihrem Ratgeber stellt Dr. Andrea Flemmer Angebot und Umfeld von Bio auf den Prüfstand. Sie nennt alle guten Gründe für Bio-Lebensmittel, gibt einen Überblick über die Biosiegel und erklärt, warum Bio seinen Preis wirklich wert ist.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 160
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort von Sarah Wiener
Vorwort
Bio-Lebensmittel – für Ihre Gesundheit
Inhaltsstoffe in Lebensmitteln
Vitamin C
Mineralstoffe
Antioxidantien
Weitere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe
Gesundheitsgefahr Pestizide
Längst bewiesen: Bio ist gesünder
Was sagen Studien zur gesunden Ernährung?
Das macht eine gesunde Ernährung aus
Bio-Lebensmittel und die Umwelt
Artgerechte Tierhaltung
Was bedeutet „artgerecht“?
Kriterien für artgerechte Tierhaltung
Beispiele für artgerechte Tierhaltung
Artgerecht halten, schonend schlachten
Mehr gesunde Inhaltsstoffe im Fleisch
Nie wieder Angst vor BSE
Vorteile von artgerecht erzeugtem Fleisch
Chemie in der Landwirtschaft
Pestizide
Probleme beim Einsatz von Pestiziden
Andere Möglichkeiten des Pflanzenschutzes
Glyphosat – das umstrittene Herbizid
Pestizide und das Artensterben
Nitrat
Gentechnik
Gentechnik in der EU und weltweit
Was ist Gentechnologie?
Nutzen und Risiken gentechnisch veränderter Lebensmittel
Gentechnik und die Gesundheit
Was erlaubt das Gesetz?
Saatgut
Die Artenvielfalt bewahren
Ergänzende Konzepte rund um die ökologische Landwirtschaft
Permakultur
Biologisch-vegane Landwirtschaft
Biozyklisch-veganer Landbau
„Ugly Food“
Die iFarm-Technologie
Die „Duck-Academy“
Bioprodukte und Nachhaltigkeit
Fairer Handel
Klimafreundliche Ernährung
Kampf dem Verpackungsmüll
Unverpackt-Läden
Transport
Ökologische Landwirtschaft und Umweltschutz
Pflege und Erhalt natürlicher Grundlagen
Schutz der Gewässer
Schonung von Luft und Klima
Geringerer Energiebedarf
Bio – mehr als nur ein gutes Gefühl
Bio-Lebensmittel eindeutig erkennen
„Bio“ und „Öko“ sind geschützte Begriffe
Verordnung der Europäischen Union
Sicherheit für den Verbraucher
Das EU-Bio-Siegel ist Pflicht
Bio-Mischprodukte
Entscheidend: die Kontrollstellen
Bio in der Schweiz
Die wichtigsten Regeln des ökologischen Landbaus
EU-Bio und Verbands-Bio – die Unterschiede
Größter Unterschied: Teilumstellung
Tierhaltung
Tierschutzmaßnahmen
Futter von Umstellungsbetrieben
Kennzeichnung
Düngung
Zusatzstoffe
Verfahren zur Lebensmittelherstellung
Bioprodukte aus dem Ausland
Bioprodukte kaufen
Bio aus dem Supermarkt
Bio aus dem Naturkostladen
Was dürfen Bio-Lebensmittel kosten?
Wie viel teurer ist Bio?
Preisvergleich der Stiftung Warentest
Discounter oder Feinkostladen?
Warum Bio seinen Preis wert ist
Sparen an Lebensmitteln hat teure Folgen
Realistische Kostenrechnung
Warum konventionelle Produkte so günstig sind
Aus Wasser wird Schinken
Getränke
Künstliche Aromen
Tarnen und täuschen
Bio – mehr fürs Geld
Wann ist Bio wirklich wichtig?
Fleisch
Fisch
Eier
Milch und ihre Produkte
Pflanzendrinks
Streichfette und Öle
Obst und Gemüse
Getreideprodukte
Pseudogetreide
Nüsse und Kerne
Pilze
Süßigkeiten
Gewürze
Getränke
Säuglings- und Kleinkindernahrung
Fertiggerichte
Knabberartikel
Anhang
Hilfreiche Adressen
Quellen
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie halten dieses Buch in den Händen, also haben Sie den wichtigsten Schritt bereits getan: Sie informieren sich aktiv über Ihren „Treibstoff“ – Ihr Essen. Es ist erstaunlich, dass die meisten Menschen wahrscheinlich besser darüber Bescheid wissen, welches Benzin am besten für ihr Auto ist, als über das, was sie am Leben und gesund erhält. Oder: hoffentlich gesund …
Für mich als Köchin und auch als Europaabgeordnete ist eines der wichtigsten Dinge die Qualität der Rohstoffe, die ich verarbeite. Denn ein Kartoffelsalat schmeckt am Ende nur so gut, wie die Kartoffeln, aus denen er gemacht ist. Bei mir schmeckt der Kartoffelsalat jedes Mal ein bisschen anders. Eben je nachdem, welche Kartoffelsorte, welches Öl, welchen Essig ich verwendet habe, ob ich mehr oder weniger Salz, Pfeffer, Kräuter beigegeben habe. Anders als bei den Fertigprodukten, die Sie in der Kühltheke Ihres Supermarkts finden. Da legen die Hersteller viel Wert darauf, dass jedes Schälchen Kartoffelsalat haargenau so schmeckt und so aussieht wie das nächste. Damit das gelingt, kippen sie ins Dressing, was die Lebensmittelchemie an Zusatzstoffen hergibt. Die Qualität der Basiszutaten ist meist vollkommen zweitrangig. Solange sie sich optimal maschinell verarbeiten lassen. Da darf keine Kartoffel zu unförmig sein. Und die absolute Hauptsache ist der Preis. Mit billiger Massenware lässt sich Profit machen. Da kommt es auf den Nährwert, die Zubereitung oder die Art der Herstellung – sprich: die Art der Landwirtschaft – nicht so an.
Das Ganze funktioniert aber nur, so lange wir – die Verbraucher – es auch mitmachen. Ich träume davon, dass alle Menschen mündige Verbraucher sind. Dass sie gesunde, nachhaltig produzierte Lebensmittel einfordern. Dass sie im Zweifel auch dazu bereit sind, ein wenig mehr dafür auszugeben. Deshalb bin ich froh und dankbar, wenn Autoren wie Dr. Andrea Flemmer sich des Themas annehmen. Dr. Flemmer gibt interessierten Verbrauchern ein so sachkundiges wie praktisches Buch an die Hand. Auf den nächsten Seiten erhalten Sie einen umfassenden Überblick über Bio-Lebensmittel, übersichtlich strukturiert, verständlich geschrieben. Ein Ratgeber für Ihren nächsten Einkauf. Damit Sie rundum gut informiert den nächsten Schritt gehen können: hin zu besserem, gesünderem Essen und einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Ihre
Liebe Leserin, lieber Leser,
Anfang der 1970er-Jahre entstanden die ersten Bioläden mit einem überschaubaren Sortiment aus Obst und Gemüse, Getreide und Ökopapier. Bio-Lebensmittel waren teuer, die Kundschaft bestand vor allem aus gut situierten, umweltbewussten Überzeugungstätern. Doch das ist längst vorbei. Mit der Zeit wurden die Läden größer, 1997 eröffnete in München der erste Biosupermarkt, inzwischen sind Bioläden und Biosupermärkte weit verbreitet. Auch jeder herkömmliche Supermarkt hat eine breite Auswahl an Bioprodukten im Angebot.
Bio ist nicht mehr exklusiv: Das größere Angebot und gesunkene Preise machen ökologisch produzierte Lebensmittel für sehr viele Käufer attraktiv. 2018 stieg der Absatz an Biowaren um 5,5 %. Der Umsatz lag bei 10,91 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Mitte der 1990er-Jahre lag der Umsatz noch unter einer Milliarde. Weltweit liegt der Umsatz an Biowaren bei über 100 Milliarden Dollar. Umfragen zufolge greifen mehr als 78 % der Bevölkerung zumindest immer mal wieder zu Bioprodukten, 25 % der Befragten sehr häufig. 22 % kaufen nie Bioprodukte – das waren 2017 noch 29 %.
Der steigende Bedarf will gedeckt werden, und so strebt die Politik an, den Anteil des ökologischen Landbaus bis 2030 auf 20 % der gesamten Landwirtschaftsfläche Deutschlands zu erweitern. Die Pläne des Bundeslands Bayern sind sogar noch ehrgeiziger: Schon bis 2025 sollen es mindestens 20 % und bis 2030 30 % der Landwirtschaftsfläche sein.
Warum sind Bioprodukte auf dem Vormarsch? Fragt man die Konsumenten, gibt es vielerlei Gründe. Die artgerechte Tierhaltung wird angeführt und die regionale Herkunft der Produkte, die frischere Lebensmittel verspricht. Aber auch die geringere Schadstoffbelastung der Produkte und die Vorteile für die eigene Gesundheit sind wichtige Aspekte.
Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, doch es gibt viele Unsicherheiten rund um das Thema. Sind Bioprodukte wirklich gesünder? Sind sie tatsächlich besser für die Umwelt? Ist überall dort, wo Bio draufsteht, auch Bio drin? Wie erkennt man gute Bioprodukte? Dies sind alles Fragen, denen ich in diesem Buch nachgehen werde.
Bleiben Sie gesund – wünscht Ihnen Ihre
Die Antwort auf die Frage, warum wir Bio-Lebensmittel kaufen sollten, lautet in der Regel: Sie sind gesünder und schmecken besser. In diesem Kapitel gehen wir der Frage nach, ob das stimmt.
Was versteht man eigentlich unter Gesundheit? Sicherlich nicht die viel zitierte „Abwesenheit von Krankheit“. Nein! Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert in ihrer Satzung Gesundheit als „ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Erkrankungen und Gebrechen“. Sie sagt auch, dass die Ernährung weltweit ein wichtiger Eckpfeiler in der Gesundheitsversorgung sein soll.
Ernährung ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheit.
Die Ernährung ist also ein wichtiger Aspekt der Gesundheit. Was aber macht eine gesunde Ernährung aus? Allem voran die Art der Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, mit all den Nährstoffen, die darin enthalten sind.
Diese Nährstoffe brauchen wir, damit unser Körper funktioniert und wir gesund bleiben. Der Körper verändert sich ständig. Die Körpergewebe werden ununterbrochen repariert und erneuert, ständig wird auf- und abgebaut. Jede Zelle ist an diesen Aufbau- und Erneuerungsprozessen beteiligt. Die gesamte Darmschleimhaut erneuert sich innerhalb von zwei bis drei Tagen, die Haut innerhalb von drei bis vier Wochen, der Umbau der Knochen dauert einige Jahre. Damit diese Prozesse reibungslos funktionieren, brauchen die Zellen Nährstoffe, und die bekommen sie aus dem, was wir essen.
Der Gesundheitswert eines Lebensmittels drückt sich also unter anderem darin aus, wie viele und welche Nährstoffe es enthält: wie viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate und sekundäre Pflanzenstoffe.
Da ist die Tatsache, dass 70000 bis 100000 künstliche Stoffe in Lebensmitteln bekannt sind, sicherlich nicht beruhigend. Jährlich kommen sogar noch etwa 10000 Substanzen neu dazu. Die Universität Leicester in England hat bei einer Untersuchung in einer einzigen Körperzelle eines 30-jährigen Menschen 500 künstliche Stoffe gefunden. Gesundheitsrisiken nicht ausgeschlossen.
70000 bis 100000 künstliche Stoffe in Lebensmitteln sind bekannt.
Seit längerer Zeit befassen sich Experten damit, welche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln dazu beitragen können, die Gesundheit zu erhalten. Sie suchen nach Substanzen, die gesundheitliche Schäden verhindern und vor Krankheiten schützen können. Es wurde bereits eine Reihe solcher wirksamen Inhaltsstoffe entdeckt und es kristallisiert sich heraus, dass Bio-Lebensmittel höhere Konzentrationen der wertvollen Substanzen enthalten. Zu einigen gibt es inzwischen konkrete Erkenntnisse, insbesondere zu Vitamin C, Mineralstoffen und Antioxidantien.
BIOAKTIVE WIRKSTOFFE
Zunehmend rücken bioaktive Wirkstoffe in den Mittelpunkt des Interesses. Dazu gehören neben Ballaststoffen die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, die zahlreiche positive Wirkungen haben: Sie sind krebsvorbeugend, wirken zum Teil gegen Mikroorganismen und schützen damit vor Infektionen. Sie wirken gegen Blutgerinnsel, beeinflussen das Immunsystem, hemmen Entzündungen und regulieren den Blutdruck. Manche senken den Cholesterinspiegel, regulieren den Blutzuckerspiegel und wirken verdauungsfördernd. Insgesamt unterstützen sie unsere Gesundheit in einer Welt mit hoher Umweltverschmutzung, künstlichen Zusatzstoffen in Lebensmitteln, viel Stress und oft genug einer insgesamt ungesunden Lebensweise.
Diese bioaktiven Wirkstoffe sind also eine wunderbare Sache, allerdings gibt es davon vermutlich 10000 auf der Welt. Davon etwa 250 in europäischen Pflanzen, von 120 ist ihre Funktion bekannt. Wie soll man nun herausfinden, welche heilsbringenden Substanzen in welchem Lebensmittel enthalten sind? Von einigen Lebensmitteln wissen wir, dass sie sehr viele davon aufweisen, zum Beispiel Grünkohl und Knoblauch. Aber die anderen? Sind sie weniger gesund? Müssen tatsächlich Tausende von Untersuchungen durchgeführt werden, um dem gesundheitlichen Wert der verschiedenen Lebensmittel auf die Spur zu kommen?
Glücklicherweise ist das nicht nötig. Dank moderner Verfahren können Lebensmittel inzwischen sehr schnell auf spezielle gesundheitliche Wirkungen getestet werden.
Immer wieder ist zu lesen, dass Bioobst und Biogemüse vitaminund mineralstoffreicher ist, und kritische Stimmen versuchen dies immer wieder zu widerlegen. Derartige Untersuchungen sind nicht einfach durchzuführen, da der Vitamin- aber auch der Mineralstoffgehalt von Obst, Gemüse und anderen Nahrungsmitteln von vielen Faktoren abhängt: Dauer des Transports, Art der Lagerung, Sonnenexposition, Sorte, Standort, Witterungsverlauf bzw. klimatische Bedingungen, Erntezeitpunkt, Lagerzeit, Reifegrad etc. All dies erschwert es, wissenschaftlich gesicherte Daten zum Vitamin- und Mineralstoffgehalt von Lebensmitteln zu ermitteln.
Inzwischen gibt es jedoch hervorragende wissenschaftliche Tests, die ergaben, dass Bioobst und Biogemüse tatsächlich mehr Vitamine und Mineralstoffe enthalten als herkömmliche Produkte. Natürlich gibt es Ausnahmen, zum Beispiel haben altes oder gar verschrumpeltes Obst und Gemüse viele Vitamine verloren, Bio hin oder her. In folgenden Lebensmitteln konnte die Vitamin-C-Konzentration bestimmt werden:
Bio-Lebensmittel haben nachweislich einen höheren Gehalt an Vitamin C als herkömmlich angebaute Produkte.
• Bio-Weißkraut enthielt 30 % mehr Vitamin C als herkömmliches Weißkraut.
• Bio-Äpfel hatten ganz allgemein höhere Vitamin-C-Gehalte als herkömmlich angebaute Äpfel.
• Biologisch angebaute Paprikasorten enthielten mehr Vitamin C als herkömmlich angebaute.
Grund dafür ist die Art der Düngung: Wurden beim Anbau anstelle von Kunstdünger Mist und andere natürliche Düngersubstanzen (wie im Bioanbau vorgeschrieben) verwendet, enthielten die Tomaten deutlich mehr Vitamin C. Dasselbe Ergebnis ergab sich bei Mangold, Kohl und grünen Bohnen. Die Resultate waren eindeutig: Organisch gedüngte Produkte neigen ganz allgemein zu einem höheren Vitamin-C-Gehalt als konventionell erzeugte Lebensmittel. Ein Vergleich der unterschiedlichsten Qualitätsmerkmale bei Gemüse, das auf kompost- bzw. stallmistgedüngten Parzellen (wie dies beim Bioanbau geschieht) gewachsen war, ergab im zwölfjährigen Durchschnitt gegenüber (konventionell üblicher) Handelsdüngung um 28 % mehr Vitamin C.
Bewiesen ist, dass eine gesteigerte Stickstoffdüngung, wie sie mit Kunstdünger üblich ist, zu einer deutlich erkennbar verminderten Vitamin-C-Konzentration zum Beispiel in Zitrusfrüchten wie Orangen, Zitronen, Grapefruit und Mandarinen sowie in Gemüsearten wie Blumen- und Weißkohl, Eissalat und Lauch führt. Als Ursache der verringerten Vitamin-C-Gehalte wird ein Verdünnungseffekt durch das gesteigerte Wachstum der Pflanzen infolge der hohen Stickstoffzufuhr vermutet. Eine organische Düngung bietet den Pflanzen hingegen eine harmonische Nährstoffzusammensetzung, damit sie reichlich Vitamine und andere Nährstoffe bilden können. Auch den Einsatz an Herbiziden (chemische Mittel zur Unkrautvernichtung) im konventionellen Landbau ist der Vitaminkonzentration der damit behandelten Lebensmittel oft abträglich.
Um von dem höheren Vitamin-C-Gehalt zu profitieren, sollten Sie Bioprodukte der Saison kaufen, die aus der Region stammen, also geringe Transportwege und -zeiten aufweisen. Denn dieses Obst und Gemüse kann voll ausreifen, bevor es geerntet wird, und hat dadurch mehr Zeit, Vitamine zu bilden.
Über den höheren Vitamin-C-Wert hinaus fand man heraus, dass Biomilch deutlich mehr Vitamin E sowie mehr Betacarotin als herkömmliche Milch enthält.
In verschiedensten Studien wurden in Bio-Lebensmitteln auch höhere Konzentrationen an Mineralstoffen gefunden, zum Beispiel:
• Bio-Zwiebeln enthielten deutlich mehr Kalzium, Magnesium, Bor, Bismut und Selen.
• In Kartoffeln fand man deutlich höhere Mengen an Phosphor, Magnesium, Mangan, Eisen, Kobalt, Kupfer, Zink, Selen und Nickel, dafür weniger von dem gesundheitsschädlichen Kadmium.
Ganz allgemein fand man insbesondere mehr Eisen in ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Außerdem weisen sie mehr Magnesium, Kupfer und Phosphor auf. Dies wurde auf die größere Wurzelaktivität und den möglicherweise größeren Bodenvorrat an diesen Stoffen zurückgeführt.
Im zwölfjährigen Durchschnitt fand man 18 % mehr Kalium, 10 % mehr Kalzium und 77 % mehr Eisen und Magnesium in Bio-Lebensmitteln. Dagegen war der Nitratgehalt um fast 100 % niedriger (93 %), und das weniger erwünschte Natrium war immerhin um 12 % geringer.
Zu den Antioxidantien zählen unter anderem die Vitamine E und C sowie sekundäre Pflanzenstoffe, wie Betacarotin, Flavonoide, Phytoöstrogene, Protease-Inhibitoren und Sulfide sowie Phenolsäuren (insbesondere die Gerbsäuren). Sie sollen vor verschiedenen Krankheiten schützen, zum Beispiel vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose und Krebs, indem sie zellschädigenden Prozessen vorbeugen. Diese werden von sogenannten freien Radikalen verursacht, daher werden Antioxidantien auch als „Radikalfänger“ bezeichnet. Sekundäre Pflanzenstoffe sind zudem dafür bekannt, dass sie die antioxidative Wirkung der Vitamine A, C und E um ein Vielfaches übertreffen bzw. steigern können.
Bio-Lebensmittel enthalten mehr gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe.
Sekundäre Pflanzenstoffe wurden in höherer Konzentration in Bio-Lebensmitteln gefunden, wie Studien in verschiedenen Ländern ergaben, auch außerhalb Europas. So fand man in biologisch angebauten Paprikasorten mehr Phenole und Karotinoide. Eine Studie des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau in der Schweiz (FIBL) ergab: Bioäpfel enthielten 18 % mehr Phenole und 22 % mehr Flavonoide. Eine Zehnjahresstudie in den USA zeigte, dass Bio-Tomaten deutlich mehr Antioxidantien enthielten: 79 % mehr Quercetin und 97 % mehr Kampferol. Je länger die Tomaten biologisch angebaut wurden, umso größer wurde der Abstand zu den konventionellen Vergleichstomaten. Dies zeigt deutlich, dass Stickstoffüberdüngung und zu rasches Pflanzenwachstum den gesundheitlichen Wert von Tomaten reduzieren.
Ein weiterer großer Vorteil von biologisch angebautem Obst und Gemüse ist, dass man es nicht schälen muss. So bleiben bei Weitem mehr sekundäre Pflanzenstoffe erhalten. Denn zum Beispiel bei Paprika und Tomaten befinden sich in der Schale oder unmittelbar darunter 50- bis 60-mal so viele sekundäre Pflanzenstoffe wie im Rest des Gemüses. Auch eine Apfelschale enthält 100-mal so viele Flavonoide wie die restliche Frucht.
SEKUNDÄRE PFLANZENSTOFFE
Sekundäre Pflanzenstoffe sind keineswegs „zweitrangig“. Die Bezeichnung „sekundär“ unterscheidet sie vielmehr von den Kohlenhydraten, Fetten, Eiweißen und Ballaststoffen, die im primären Stoffwechsel der Pflanzen gebildet werden.
Im Rahmen einer zwölfjährigen Studie, die die unterschiedlichsten Qualitätsmerkmale bei Gemüse untersuchte, das organisch gedüngt wurde, fand man 23 % mehr Trockensubstanz, einen um 18 % höheren Eiweißanteil und 23 % mehr Methionin (ein Eiweißbaustein). Auch in einer anderen Studie wurde bei diversen Gemüsesorten (z. B. Hülsenfrüchte und Getreide) ein – im Vergleich zu konventionellen Produkten – erhöhter Gehalt an lebensnotwendigen Eiweißbausteinen festgestellt.
In einem Vergleich von Bio-Suppenmischungen mit konventionellen wurden in ersteren fünfmal höhere Mengen an Salicylsäure festgestellt. Die Substanz stärkt das Immunsystem und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Auch was Antioxidantien angeht, haben regionales, reif geerntetes Bioobst und Biogemüse deutliche Vorteile: Ist das Obst oder Gemüse nicht ausgereift, enthält es nur einen Bruchteil der gesunden Inhaltsstoffe. Durch Transport und Lagerung gehen zusätzlich viele dieser heilsamen Stoffe verloren.
Das größte Gesundheitsrisiko, das man selbst beeinflussen kann, ist immer noch das Rauchen. Die Wichtigkeit der Ernährung rückt aber immer stärker in unseren Fokus: Sie haben es in der Hand, Lebensmittel, die Ihrer Gesundheit schaden, zu meiden und durch gesunde zu ersetzen. Doch was macht Lebensmittel ungesund? Das sind weniger bestimmte Inhaltsstoffe, die Menschen nicht gut vertragen oder auf die sie sogar allergisch reagieren, wie Gluten, Weizen oder Laktose. Diese Inhaltsstoffe sind für die meisten Menschen kein Problem. Ganz anders sieht es bei Pestiziden oder Schwermetallen in Lebensmitteln aus: Diese gehören eindeutig zu den Gesundheitsrisiken.
Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen in Bio-Lebensmitteln schaden unserer Gesundheit.
Umweltschutzgruppen wie Greenpeace oder die Ernährungshüter von „foodwatch“ weisen schon seit langer Zeit darauf hin, dass die Rückstände von Pestiziden, Schwermetallen etc. in Lebensmitteln zu Problemen führen. Behörden und Industrie werden dagegen nicht müde, die Unbedenklichkeit solcher belasteten Lebensmittel zu betonen. „Keine akute Gesundheitsgefahr“, heißt es fast immer. Keine akute? Dann muss man wohl Dauerschäden befürchten?
So gut wie immer wird darauf hingewiesen, dass die Proben ja nur selten über den Grenzwerten liegen. Wie aber werden diese Grenzwerte festgelegt? Dazu gehören unter anderem Tierversuche, die jedoch nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar sind, wie sich immer wieder gezeigt hat.
Der Agrarwissenschaftler und Landwirt Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und Vorstandsmitglied des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), wird deutlich: „Als Allererstes müssen wir aus den Insektiziden so weit wie möglich raus. Wir haben bei den Neonicotiden gesehen, dass Mittel, die schon zugelassen waren, hinterher verboten wurden, da die Unbedenklichkeit nicht stimmte. Wir müssen da raus, das ist eine Frage der Vorsorge und der Vernunft!“
In Bioprodukten befinden sich keine Pestizide. Mehr darüber lesen Sie im Kapitel „Chemie in der Landwirtschaft“.
Nicht nur in unserem Land werden Pestizide ausgebracht. Lia Polotzek vom Bund Naturschutz berichtet in der Zeitschrift „Natur und Umwelt“ (2/20), dass es in Brasilien jedes Jahr mehr als 6000 Vergiftungen durch Pestizide gibt. Etwa 150 Menschen sterben daran, Tendenz steigend. Die riesigen
Monokulturen von Mais, Soja und Zuckerrohr werden häufig großflächig vom Flugzeug aus besprüht. „Jede vierte Gemeinde findet heute Rückstände gleich mehrerer Pestizide in ihrem Trinkwasser. Wofür auch die Bayer AG verantwortlich ist: Gemeinsam mit BASF und dem Schweizer Konzern Syngenta ist sie einer der größten Player im Geschäft mit Ackergiften in Brasilien.“ Unnötig zu erwähnen, dass die Gifte mit den behandelten Feldfrüchten auf unseren Tellern landen.
Die Sunday Times spricht davon, dass nach den Ergebnissen der Studie der Genuss von Bio-Lebensmitteln sogar das Leben verlängert.
Bereits 2007 konnte man im Newsletter Nr. 159 der „BioFach“, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, folgende Überschrift lesen: „Jetzt offiziell: Bio ist wirklich besser“. Was steckt dahinter? Die Online-Ausgabe der „Sunday Times“ berichtete von einer vier Jahre andauernden Studie, die 12 Millionen britische Pfund gekostet hatte und von der Europäischen Union unterstützt wurde. Dabei handelte es sich um das bisher größte Forschungsprojekt zu den Vorteilen von ökologischem Landbau und Bio-Lebensmitteln. Die „Sunday Times“ war der Ansicht, dass genau diese Studie die jahrelangen Debatten beenden und die Ansicht der Regierung ändern könnte, dass Bio-Lebensmittel nicht nur als Teil eines ganz speziellen Lebensstiles zu sehen sind, sondern dass diese Lebensmittel tatsächlich gesünder sind als die konventionell erzeugten.
Tatsächlich zeigte die Studie „Quality Low Input Food“ (QLIF), dass Bioobst und Biogemüse über 40 % mehr Antioxidantien aufweisen als konventionelles Obst und Gemüse. Der Koordinator der Studie, Agrarwissenschaftler Professor Carlo Leifert von der britischen Universität Newcastle, betonte, dass die Unterschiede so deutlich seien, dass auch Menschen, die nicht die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen, genügend wichtige Inhaltsstoffe zu sich nehmen, wenn sie sich mit Bioprodukten ernähren. Da die Bioprodukte mehr gesunde Inhaltsstoffe aufweisen, genügen vier Portionen Obst und Gemüse am Tag, um den Bedarf zu decken.