Ich helfe mir selbst - Gicht - Dr. Andrea Flemmer - E-Book

Ich helfe mir selbst - Gicht E-Book

Dr. Andrea Flemmer

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Die bekannte Ratgeberautorin Dr. Andrea Flemmer hat diesmal die besten Gicht-Therapiemaßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengetragen: Die Leser erfahren, wie sie nach der Linderung der akuten Schmerzen ihre Harnsäurewerte ins Lot bringen, wie sie am besten Übergewicht abbauen und warum Bewegung so wichtig ist. Dazu gibt es viele Tipps, welche Hausmittel und Heilkräuter bei Gicht helfen können und Sie erfahren, welche die neuesten Erkenntnisse zu Gicht sind. Wer die Ratschläge dieses Buches umsetzt, hat eine sehr gute Chance, dass die Gicht verschwindet, seine gesamte Konstitution sich verbessert und seine Lebensqualität wieder so wird, als wäre er nie von Gicht betroffen gewesen.

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Seitenzahl: 109

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Auf diese Werte kommt es an

VORWORT

GICHT – URSACHEN, SYMPTOME, THERAPIE

Das sollten Sie über Gicht wissen

Eine Krankheit mit Geschichte

Gicht ist meist erblich bedingt

Verschiedene Formen der Gicht

So entsteht Gicht

Die vier Stadien der Gicht

So wird Gicht diagnostiziert

Die Behandlung durch Ihren Arzt

Entzündung beseitigen und Harnsäurespiegel regulieren

Medikamente bei Gicht

Selbsthilfe bei Gicht

RICHTIG ESSEN HÄLT DIE GICHT IN SCHACH

Grundlagen einer gesunden Ernährung bei Gicht

Die purinarme Ernährung

Purinarme Ernährung in der Praxis

Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte und Kräuter

Nudeln und Getreide

Milch und Milchprodukte

Fette, Öle und Eier

Fisch und Meeresfrüchte

Fleisch, Schinken und Wurst

Desserts und Kuchen

Alkoholfreie Getränke

Alkohol

Fruchtzucker fördert Gicht

Wirkstoffe in Lebensmitteln

Kaffee senkt den Harnsäurespiegel

Magere Milchprodukte senken den Harnsäurespiegel

Vitamin C senkt das Gichtrisiko

Trauben lindern Schmerzen

Fleisch ohne Reue genießen

Die richtige Auswahl treffen

Tipps für die Fleischzubereitung

Fleischgerichte lecker entschärft

Burger und Co. ohne Fleisch

Ein gesundes Gewicht ohne Gichtanfälle

Bin ich überhaupt zu dick?

Gewicht und Gicht

Abnehmen – so gelingt es

SCHMERZEN UND GEWICHT IM LOT DURCH BEWEGUNG

So wirkt Bewegung

Die richtige Sportart finden

Ausdauersportarten

Funktionelle Sportarten

Bewegung im Alltag

Schritt für Schritt gesünder werden

Wie oft sollte man trainieren?

GICHT NATÜRLICH BEHANDELN

Heilpflanzen zur inneren Anwendung

Heilpflanzen, die Entzündungen und Schmerzen lindern

Harntreibende Heilpflanzen

Umschläge und Wickel

Akupunktur und Blutegeltherapie

Harnsäuretabelle

ANHANG

Hilfreiche Adressen und Webseiten

VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Gicht ist eine Störung des Stoffwechsels, bei der sich zu viel Harnsäure im Blut ansammelt. Die Harnsäurekristalle lagern sich unter anderem in Gelenken ab, was zu zahlreichen Beschwerden führt. Typisch für die Erkrankung sind stark schmerzende, gerötete und geschwollene Gelenke – meist ist der große Zeh als erstes betroffen.

Zwar wird Gicht häufig als Wohlstandskrankheit bezeichnet, da sie durch Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel gefördert wird. Doch die Neigung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel ist in den meisten Fällen angeboren.

Durch eine frühzeitige Therapie lässt sich Gicht meist gut behandeln. Und sie gehört zu den Krankheiten, bei denen Sie sich selbst sehr gut helfen können: Sie können die Harnsäure mit Hilfe einer einfachen Ernährungsumstellung senken und damit die Gichtanfälle lindern oder verhindern. Sie dabei zu unterstützen, ist das Ziel dieses Buches.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über den Gichtstoffwechsel und vor allem über die Behandlung von Gicht wissen müssen. Dazu habe ich für Sie die besten therapeutischen Maßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengetragen.

Wenn Sie die Ratschläge dieses Buches umsetzen, haben Sie eine sehr gute Chance, dass Ihre Gicht verschwindet, Ihre gesamte Konstitution sich verbessert und Ihre Lebensqualität wieder so wird, als wären Sie nie von Gicht betroffen gewesen. Noch nie war die Prognose für Gichtpatienten so gut wie heute. Nutzen Sie die Chance und helfen Sie sich selbst!

Viel Erfolg und gute Besserung wünscht Ihnen

GICHT – URSACHEN, SYMPTOME, THERAPIE

Die Gicht ist die häufi gste Form der Gelenkentzündung in Deutschland. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die Erkrankung entsteht, mit welchen typischen Symptomen sie einhergeht und wie sie konventionell behandelt wird.

Das sollten Sie über Gicht wissen

Eine Krankheit mit Geschichte

Bei der Gicht (Arthritis urica) handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die zum rheumatischen Formenkreis gerechnet wird. Die Zahl der betroffenen Erwachsenen in Deutschland, die erhöhte Harnsäurewerte haben, ist allein in den letzten Jahren drastisch angestiegen: von nur zwei auf 20 Prozent, wie der Fachzeitschrift „Der Internist” zu entnehmen ist. Über eine Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer ausgeprägten Gicht. Die gute Nachricht ist, dass Gicht zu den wenigen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gehört, die geheilt werden kann.

Zum rheumatischen Formenkreis werden über 450 Erkrankungen gerechnet, die alle mit Bewegungseinschränkung und Schmerzen verbunden sind.

Schon im Altertum gab es die Gicht, damals wurde sie als Podagra bezeichnet, das ist das lateinische Wort für „Fußfessel”. Angesichts der Tatsache, dass die Krankheit mit heftigen Schmerzen im großen Zeh beginnt, die das Laufen erschweren oder gar unmöglich machen, ist das ein sehr treffender Name. Eine veraltete Bezeichnung für die Gicht ist „Zipperlein”, das vom mittelhochdeutschen Begriff zipfen für „trippeln” abgeleitet ist und sich auf den Gang des Erkrankten bezieht. Die deutsche Bezeichnung „Gicht” stammt von dem althochdeutschen Wort gi-giht, das „Besprechung, Behexung” bedeutet. Damit wurden alle Arten von Gliederschmerzen und Lähmungen bezeichnet, deren Ursache man nicht kannte und die man kurzerhand bösen Zaubersprüchen zuschrieb.

Lange herrschte die Meinung vor, nur die Reichen und Mächtigen würden Gicht bekommen, als Folge ihrer exzessiven Essund Trinkgewohnheiten. Gicht war die „Krankheit der Könige”: Alexander der Große, Karl der Große, Ludwig XIV. und Friedrich der Große hatten sie, aber auch Wallenstein, Goethe und Bismarck.

Tatsächlich gehört Gicht zu den klassischen Wohlstandskrankheiten, sie ist nach den Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 die dritthäufigste Stoffwechselerkrankung: In Deutschland sind 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren betroffen. Inzwischen sind erhöhte Harnsäurewerte und Gicht in allen Bevölkerungsschichten der Welt zu finden. Sogar in China und Indien stieg die Zahl der Gichtkranken in den letzten 20 Jahren an – dank des wachsenden Wohlstands.

Bis zu 30 Prozent aller Männer haben erhöhte Harnsäurewerte, aber nur etwa fünf Prozent aller Frauen.

Heute können sich viele Menschen eine fleischlastige Ernährung leisten, und der hohe Fleischgenuss führt bei entsprechender Veranlagung zu einem Stoffwechselproblem. Fleisch enthält viele Purine und deren Abbauprodukt ist die sogenannte Harnsäure, die sich in Form von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben ablagert, was die für Gicht typischen Schmerzen zur Folge hat. Doch auch Fruchtzucker spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Dazu lesen Sie später mehr.

Gicht und Rheuma – Was ist der Unterschied?

Rheuma betrifft ebenfalls die Gelenke. Diese Erkrankung sieht man jedoch als Autoimmunerkrankung an. Das bedeutet, dass der Körper von Rheumapatienten sich selbst angreift und infolge einer chronischen Entzündung die Gelenkstrukturen zerstört. Das ist bei Gicht nicht der Fall.

Gicht ist meist erblich bedingt

In den meisten Fällen ist Gicht erblich bedingt. Ein angeborener Enzymdefekt ist dabei sehr selten, die häufigste erbliche Ursache ist eine Stoffwechselstörung. Dabei wird die Bereitschaft vererbt, Harnsäure anzuhäufen. Dass Gicht erblich bedingt ist, sieht man auch an einer familiären Häufung: Wenn Sie betroffen sind, leiden meist auch Ihre Eltern, Großeltern und Ihre Geschwister an Gicht.

Sind Sie erblich vorbelastet, bedeutet das jedoch nicht zwangsläufig, dass Sie auch an Gicht erkranken. Entscheidend dafür, ob die Gicht ausbricht oder nicht, ist Ihre Lebensweise. Essen Sie leidenschaftlich gerne viel Fleisch, vor allem Innereien? Sind Sie übergewichtig und trinken gerne und viel Bier? Dann leisten Sie dem Ausbruch der Krankheit Vorschub. Denn ernährungsbedingte Ursachen für Gicht sind eine purinreiche Ernährung, ein hoher Alkoholkonsum, Überernährung und Übergewicht. Zudem erkranken mehr Männer als Frauen. Ein typischer Gichtpatient ist also ein Mann über vierzig mit einem stattlichen Bierbauch.

Etwa die Hälfte aller Gichtpatienten hat Übergewicht. Nehmen sie ab, sinkt auch der Harnsäurespiegel.

Gicht kommt nicht allein

Meist tritt Gicht zusammen mit anderen Erkrankungen in Erscheinung. Patienten, die an Gicht leiden, sind oft übergewichtig, haben Bluthochdruck, ungünstige Blutfettwerte und Diabetes mellitus. Diese vier Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten werden unter dem Begriff „metabolisches Syndrom” zusammengefasst. In den USA leiden etwa 60 Prozent der Gichtpatienten unter diesem Syndrom. Im Rahmen einer chinesischen Studie fand man heraus, dass der Harnsäurespiegel umso höher lag, je mehr Komponenten des metabolischen Syndroms vorlagen.

Verschiedene Formen der Gicht

Primäre Gicht

Die erblich bedingte primäre Gicht betrifft 98 bis 99 Prozent der Patienten: Es ist also eine Veranlagung vorhanden und die Gicht wird dann meist durch eine falsche Ernährung ausgelöst. In 80 Prozent der Fälle ist eine gestörte Harnsäureausscheidung durch die Niere die Ursache dafür, dass die Harnsäurekonzentration im Blut allmählich ansteigt, bis der Wert eine kritische Grenze erreicht. Bei etwa 20 Prozent der Fälle geht dieser Anstieg auf eine vermehrte Harnsäurebildung aus Purinen infolge eines erblichen Enzymdefekts zurück.

Sekundäre Gicht

Die sehr viel seltenere sekundäre Gicht entsteht infolge anderer Erkrankungen oder durch Medikamente. Beispielsweise können Nierenerkrankungen oder Diabetes Typ 2 dazu führen, dass die Nieren weniger Harnsäure ausscheiden, sodass die Konzentration im Blut steigt. Eine sekundäre Gicht kann sich aber auch entwickeln, wenn viele körpereigene Zellen absterben – etwa bei Leukämie –, sodass sich im Körper viele Purine bilden.

So entsteht Gicht

Purine gelangen in das Blut

Jede Zelle in unserem Körper enthält einen Zellkern, in dem sich unsere Erbsubstanz, die DNA befindet. Bestandteil der DNA sind verschiedene chemische Verbindungen, die man Purine nennt und die bei der Gicht eine Hauptrolle spielen. Purine gelangen beim Abbau der Zellen ins Blut, sie werden aber auch mit der Nahrung aufgenommen. Besonders viele Purine sind enthalten in Innereien, Fleisch, Wurst, Fisch, Meeresfrüchten und Hefe. Etwa 60 Prozent der aufgenommenen Purine stammen aus Fleisch.

Aus welchem Grund auch immer die Zellen abgebaut werden, es werden immer Purine freigesetzt. So lebt eine Darmzelle nur ein bis zwei Tage, eine Hautzelle zwei bis vier Wochen und viele andere Körperzellen regenerieren sich innerhalb eines Jahres. Viele Körperzellen sterben zum Beispiel beim Fasten oder einer sehr raschen Gewichtsabnahme ab. Auch bei Bestrahlung oder Chemotherapie werden viele Zellen zerstört, deren Purine dann freigesetzt werden und in der Blutflüssigkeit landen.

Ganz gleich, ob Sie Purine mit der Nahrung zu sich nehmen oder ob sie durch Abbau von Körperzellen entstehen: Die Purine werden im Körper biochemisch umgebaut und über Zwischenstufen in Harnsäure umgewandelt. Die überschüssige Harnsäure wird zu 80 Prozent über die Nieren und den Harn ausgeschieden, zu etwa 20 Prozent über den Darm.

Die Harnsäurekonzentration steigt an

Wenn über die Nieren und den Darm dauerhaft weniger Harnsäure ausgeschieden wird, als im Körper produziert wird, steigt der Harnsäurewert im Blut an. Überschreitet der Wert eine bestimmte Grenze, bilden sich spitze Harnsäurekristalle, die über das Blut durch den ganzen Körper getragen werden und sich in Gelenken und Weichteilen ablagern. Die scharfkantigen Kristalle reizen das Gewebe in den Gelenken, es strömen Immunzellen ein und setzen Botenstoffe frei, die eine Entzündung hervorrufen.

Bei der Gicht kann die Harnsäurekonzentration das Zigfache einer gesunden Menge betragen.

Mit der Zeit entstehen größere Ansammlungen an Harnsäurekristallen und wenn die Krankheit fortgeschritten ist, bilden sich Gichtknoten, auch Tophi genannt. Diese führen verstärkt zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken – werden sie nicht behandelt, auch zu Gelenkschäden. Die Kristalle können sich auch in Organen, wie zum Beispiel in der Niere, ablagern und dort Funktionsstörungen verursachen.

Die Gichttophi können bis zu einem Zentimeter groß werden und man erkennt sie sogar im Röntgenbild. Die Knoten sind in der Regel nicht schmerzhaft, sie enthalten eine weiße Flüssigkeit bzw. Masse, die vor allem aus Harnsäureablagerungen besteht.

Erhöhte Harnsäurewerte

Bei einem Wert von zwischen 6,5 und 6,8 mg Harnsäure pro 100 ml Blut liegt die Harnsäure ist gelöster Form vor, sodass es zu keinen Störungen kommt. Sinkt der Wert unter 6,5 mg/dl, bilden sich die schädigenden Harnsäurekristalle, die über das Blut durch den ganzen Körper getragen werden, sich ablagern und Tophi bilden.

Meist entstehen sie in den Gelenken, sie können sich aber auch am äußeren Rand der Ohrmuschel oder auf dem Nasenrücken bilden.

Häufig von Gicht betroffene Gelenke.

Die vier Stadien der Gicht

Stadium 1: Asymptomatische Gicht

Zu Beginn verläuft die Gicht ohne irgendwelche Symptome oder Beschwerden. Diese Phase kann sich über Jahre oder Jahrzehnte hinziehen, bei manchen Patienten wird die Gicht nie akut. Die Harnsäurewerte sind in diesem asymptomatischen Stadium erhöht, entdeckt wird dies in der Regel aber eher zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung. Die meisten Betroffenen bemerken dieses Gichtstadium gar nicht.

Bei einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut – einer Hyperurikämie – sind Sie eigentlich noch nicht krank. Es ist aber eine ernsthafte Vorstufe davon und Sie müssen dies behandeln lassen bzw. Ihre Ernährung umstellen. Wird die Hyperurikämie sorgfältig behandelt, kann das in den meisten Fällen den Ausbruch der Gichterkrankung verhindern. Wird hingegen nichts unternommen, um die erhöhten Harnsäurewerte zu senken, kommt es in vielen Fällen zum zweiten Stadium.

Erhöhte Harnsäurewerte im Blut werden als Hyperurikämie bezeichnet.

Stadium 2: Der akute Gichtanfall