Ich helfe mir selbst - Diabetes - Dr. Andrea Flemmer - E-Book

Ich helfe mir selbst - Diabetes E-Book

Dr. Andrea Flemmer

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Heute weiß man: Gegen Diabetes lässt sich einiges tun. Oft helfen schon kleine Veränderungen, um die Blutzuckerwerte maßgeblich zu verbessern. Dr. Andrea Flemmer hat für diesen Ratgeber alle wichtigen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung und die richtige sportliche Betätigung zusammengefasst. Sie stellt außerdem alle Möglichkeiten der konventionellen und der alternativen Medizin vor – ganz im Sinne einer integrativen Medizin. Dabei ist es ihr wichtig, dass Patienten individuelle Wege finden, ihren Diabetes in Schach zu halten. Das gelingt mit diesem Ratgeber: Alle erfolgversprechenden Maßnahmen der Selbsthilfe kompakt präsentiert!

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Seitenzahl: 142

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Die Zielwerte bei DiabetesBlutdruck< 140/85 mmHgLDL-Cholesterin< 100 mg/dl (2,6 mmol/l)Triglyceride< 150 mg/dl (1,7 mmol/l)Blutglukose nüchtern80–120 mg/dl (4,4–6,7 mmol/l)Blutglukose 1–2 Stunden nach dem Essen130–160 mg/dl (7,2–8,9 mmol/l)HbA1c6,5–7,5 % (48 und 58 mmol/mol)

Erreichen Sie diese Zielwerte mit einer Ernährungs- und Bewegungsanpassung und auch den vorgeschlagenen Heilpflanzen nicht, ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll.

Um Folgeerkrankungen vorzubeugen bzw. rechtzeitig zu erkennen, sind folgende regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt zu empfehlen:

Viertel- bzw. halbjährlich:

• Gewicht und allgemeine Daten zum Wohlbefinden

• Blutdruck

• HbA1c-Wert

• Kontrolle und Besprechen der notierten selbst gemessenen Blutzuckerwerte

• Mikroalbuminurie

• Füße (Ausschluss von Nerven- und Durchblutungsstörungen sowie das Vorhandensein von Wunden)

• Zähne und Zahnfleisch beim Zahnarzt

Jährlich:

• Untersuchung der Netzhaut beim Augenarzt

• Prüfung der Nervenfunktion

• Untersuchung der Beingefühle

• Bestimmung der Blutfettwerte (Gesamtcholesterin, LDL-, HDL-Cholesterin, Triglyceride)

• Bestimmung des Kreatininwertes zum Ausschluss von Nierenproblemen

• Zustand von Herz- und Blutgefäßen, dabei eine Untersuchung des Herzens mittels Belastungs-EKG und Ultraschall (Herzsonografie)

• Überprüfung der Schilddrüsenfunktion

• Bei Insulinpflicht: Verhärtungen an den Spritzstellen

VORWORT

DIABETES TYP 2 – WICHTIG ZU WISSEN

Was ist Diabetes und wie entsteht die Krankheit?

Diabetesformen

Diabetes Typ 2 – Symptome und Diagnose

Mit Diabetes Typ 2 leben

Ist Diabetes Typ 2 heilbar?

Selbsthilfe bei Diabetes: So arbeiten Sie mit diesem Buch

ZUCKER UND DIABETES

Einige Fakten zu Zucker

Die verschiedenen Zucker und ihr Vorkommen

Hilfreich für Diabetiker: die Kohlenhydrateinheit

Der glykämische Index

Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe

Süßstoffe

Zuckeraustauschstoffe

Künstliche Süßstoffe und ihre Nachteile

Die Dosis macht das Gift

Vorsicht „zuckerfrei”!

Warum wird Fruchtzucker nicht mehr empfohlen?

Zucker sinnvoll reduzieren

DIE RICHTIGE ERNÄHRUNG FÜR DIABETIKER

Allgemeine Ernährungsempfehlungen

Den Eiweißanteil erhöhen

Das richtige Fett wählen

Die Vorteile von Ballaststoffen nutzen

Kohlenhydrate reduzieren

Viel trinken – aber das Richtige

Vorsicht Fertiggerichte!

Spezielle Ernährungsempfehlungen für Diabetiker

Übergewicht abbauen – Normalgewicht halten

Der Speck am Bauch ist besonders gefährlich

Bin ich überhaupt zu dick?

Nicht weniger, sondern bewusster essen

Ein kritischer Blick auf aktuelle Ernährungstrends

Abnehmen mit Volumetrics

Heilfasten bei Diabetes – eine wirksame Therapie

BEWEGUNG IST DAS ZAUBERMITTEL

Warum Bewegung wichtig ist

Bessere Insulinwirkung durch Bewegung

Nur im Doppelpack: Bewegung und Ernährung

Richtig eingestellt

In Bewegung kommen

10.000 Schritte am Tag

Welche Sportarten sind geeignet?

Bewegung auf Rezept

Kontrolle ist wichtig

Wie oft sollte man trainieren?

HEILPFLANZEN BEI DIABETES EINSETZEN

FOLGEERKRANKUNGEN VON DIABETES

ANHANG

Hilfreiche Adressen

Buchtipps

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus Typ 2. Diese Krankheit verursacht sehr viel Leid und Folgekrankheiten, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll.

1960 waren noch weniger als ein Prozent der Bevölkerung betroffen, heute sind es schon etwa zehn Prozent. Die Zahlen schwanken je nach Quelle zwischen sechs und neun Millionen Deutschen, darunter etwa zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Alljährlich erkranken rund 500.000 Menschen neu an Diabetes Typ 2. Männer sind stärker betroffen als Frauen, ebenso die Menschen in den neuen Bundesländern (11,8 Prozent). Damit handelt es sich um ein Volksleiden und eine drohende Epidemie. Deutschland hat übrigens die höchste Diabetesrate in ganz Europa.

Die Ursachen für Diabetes Typ 2 sind eine genetische Veranlagung gekoppelt mit einer ungesunden Lebensweise, also falscher Ernährung und zu wenig Bewegung. Daher haben sehr viele Typ-2-Diabtiker Übergewicht. Um dem grassierenden Übergewicht und damit unter anderem dem Diabetes Typ 2 entgegenzuwirken, fordert die WHO, den Zuckergehalt an der gesamten Kalorienzufuhr auf maximal 10, besser noch auf 5 Prozent zu senken. Dies soll durch Besteuerung von zuckerhaltigen und die Steuerentlastung von gesunden Lebensmitteln erreicht werden. Denn die Industrie mischt immer mehr Zucker – vor allem Fruchtzucker – in normale Lebensmittel, so dass man sehr genau aufpassen muss, was man kauft und isst. Der hohe Konsum an süßen Getränken tut sein Übriges.

Mehr als 30 Kilo Zucker isst der Deutsche durchschnittlich im Jahr. Da verwundert es nicht, dass die Zahl der Diabetiker und Menschen, die durch Übergewicht krank werden, zunimmt. Inzwischen hat man es oft gehört und gelesen: Zu viel Fett ist natürlich auch ungesund. Wie gefährlich jedoch Zucker ist, wissen viele Verbraucher nicht – auch, weil einige große Zuckerverbände entsprechende Studien bewusst zurückhalten.

Diabetes Typ 1 ist erblich bedingt und man kann selbst relativ wenig dagegen tun. Der sogenannte Altersdiabetes, auch bekannt als Typ-2-Diabetes, bietet hingegen viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Dies ist sogar meist ohne Medikamente möglich – mit Selbsthilfemaßnahmen. Und hier setzt dieser Ratgeber an.

Am wichtigsten ist eine Änderung der Ernährung, die unter anderem hilft, das richtige Gewicht zu erreichen. Hier gilt es für diejenigen von uns, die an Süßem nur schlecht vorbeikommen, neben einer Umstellung der Ernährung den richtigen Zucker zu finden, der den Insulinspiegel nicht beeinflusst. Direkt hinter der Ernährung kommt die Bewegung. Wer sich regelmäßig bewegt, schützt sich vor Übergewicht, stärkt seine Muskeln und aktiviert den Stoffwechsel.

Welche Möglichkeiten es gibt, um sich das Leben mit Diabetes Typ 2 leichter zu machen und die Krankheit möglichst ganz zum Verschwinden zu bringen, erfahren Sie in diesem Selbsthilferatgeber. Ich habe für Sie die besten Maßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengesucht – ganz im Sinne einer integrativen Medizin.

Ein genussreiches Leben wünscht IhnenDr. Andrea Flemmer

DIABETES TYP 2 – WICHTIG ZU WISSEN

Der Arzt hat bei Ihnen einen Diabetes Typ 2 diagnostiziert, und Sie sind verunsichert. Was bedeutet das für Ihr Leben? Was können Sie tun? Um diese Fragen zu beantworten, ist es wichtig, dass Sie zunächst die Erkrankung und die Vorgänge in Ihrem Körper verstehen. Mit diesem Wissen können Sie dann Ihre Lebensgewohnheiten kritisch unter die Lupe nehmen und die Weichen zur Selbsthilfe so stellen, dass Sie Ihren Diabetes gut in den Griff bekommen und sich dabei eine hohe Lebensqualität bewahren.

Was ist Diabetes und wie entsteht die Krankheit?

Sechs bis acht Millionen Menschen sind allein in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt, davon haben 90 Prozent einen Diabetes mellitus Typ 2. Die Tendenz ist steigend und die Dunkelziffer wird auf mindestens zwei Millionen geschätzt. Darüber hinaus gibt es etwa 15 Millionen Menschen, die sich derzeit in einem sogenannten Prädiabetes, also einem Vorstadium von Diabetes Typ 2, befinden.

Die Zahl der Diabetiker nimmt stetig zu, in Deutschland sowie weltweit.

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die auf der Störung der Funktion der Bauchspeicheldrüse beruht. Beim Diabetes Typ 1 zerstört das körpereigene Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Warum das geschieht, ist noch nicht geklärt. Diese Autoimmunerkrankung entsteht meist im Kindes- oder Jugendalter und ist nicht heilbar. Bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 spielen mehrere Faktoren eine Rolle: eine genetische Prädisposition, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Hat ein Elternteil Diabetes Typ 2, liegt das Risiko für das Kind, ebenfalls daran zu erkranken, bei etwa 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit steigt auf 80 Prozent, wenn Vater und Mutter betroffen sind. Entscheidender als die genetische Veranlagung ist allerdings die Lebensweise. So sind die Hauptursachen für Diabetes Typ 2 Übergewicht und Bewegungsmangel – und diese Faktoren können Sie selbst beeinflussen.

Der Blutzuckerspiegel ist das A und O

Das wichtigste Kennzeichen bei der Diagnose eines Diabetes ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel, denn dieser zeigt an, dass der Körper den Zucker aus der Nahrung nicht mehr in die Zellen einschleusen kann.

Wir brauchen eine gewisse Menge an Zucker im Blut, und zwar in Form von Traubenzucker (Glukose). Dieser liefert dem Körper die Energie, die er benötigt, damit das Gehirn und andere Organe funktionieren.

Glukose ist ein Einfachzucker, der kleinste Bestandteil der Kohlenhydrate. Wir nehmen ihn mit der Nahrung auf, in Form von Obst, Gemüse, Kartoffeln oder Brot. Die Nahrung wird verstoffwechselt, die Kohlenhydrate werden aufgespalten und die kleinen Zuckerbausteine gelangen aus dem Darm in das Blut. Nun müssen sie zur Energieerzeugung auf die Körperzellen verteilt werden. Bildlich gesprochen ist der Zucker das Holz, das in der Körperzelle, dem „Ofen“, verbrannt wird: Es wird Energie daraus gewonnen.

Hier kommt das Insulin ins Spiel. Dieses Stoffwechselhormon wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Bei der Regulation des Zuckerstoffwechsels bzw. des Blutzuckerhaushalts kommt ihm eine Schlüsselrolle zu:

• Zucker gelangt in die Blutbahn, die Blutzuckerkonzentration steigt an, daraufhin produziert die Bauchspeicheldrüse sofort Insulin.

• Das Insulin dockt an die Rezeptoren der Zellwände an, dadurch öffnen die Körperzellen sozusagen ihre Pforten und nehmen den Zucker auf. Im Inneren der Zelle wird der Zucker dann „verbrannt“, also unter Energiegewinnung abgebaut.

• Die Zuckerkonzentration im Blut sinkt.

Insulin ist ein wichtiges Hormon für den Stoffwechsel. Es dient vor allem dazu, Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen.

Befindet sich mehr Zucker im Blut, als die Zellen aufnehmen können, machen sie dicht. Der Einfachzucker – also die Glukose – wird dann wieder in einen Vielfachzucker umgebaut und in den Leber- und Muskelzellen gelagert. Diese Speicherform des Zuckers nennt man „Glykogen“, es dient als kurz- und mittelfristiger Energiespeicher. Auf diese Speicher kann der Körper bei Bedarf zurückgreifen, das Glykogen wird dann schnell wieder in Glukose umgewandelt. Zuerst werden die Speicher in den Leberzellen geleert, die besonders schnell Energie liefern. Nach längerer körperlicher Belastung geht es an die Fettdepots.

Bei Diabetikern kann die Glukose nicht mehr auf die Körperzellen verteilt werden, der Blutzuckerspiegel ist ständig erhöht.

Dass die Blutzuckerwerte sich in einem normalen Bereich bewegen, ist für das Funktionieren unseres Körpers sehr wichtig. Bei Gesunden fällt er praktisch nie unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l) und steigt selbst nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l).

Folgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels

Mit dem Harn werden auch Mineralien ausgeschieden, die die „innere Austrocknung“ noch verstärken. Daher sollten Diabetiker Mineralwasser statt Limonaden trinken, zuckerhaltige Getränke würden die Situation zuspitzen. Häufig führt der starke Durst dazu, dass die Krankheit – vor allem bei jungen Diabetikern – überhaupt entdeckt wird. Normalisiert sich der Blutzucker wieder, ist auch der Durst wieder normal. Da Betroffene so viel trinken, kann die Waage auch einige Kilos mehr anzeigen.

Diabetes mellitus bedeutet wörtlich „honigsüßer Durchfluss“. Früher diagnostizierten Ärzte die Erkrankung, indem sie den Urin kosteten – dieser schmeckt bei Diabetes süß.

Der Körper tut gut daran, den überschüssigen Zucker loszuwerden, denn er schadet den Blutgefäßen, den Organen und Nerven. Davon sind Herz, Nieren, Augen, Füße, Gehirn und Magen betroffen. Die Gefäßwände werden geschädigt, Ablagerungen hemmen den Blutfluss, in der Folge ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Organen eingeschränkt. Betroffene mit drei- bis vierfach erhöhten Blutzuckerwerten leiden unter Durchblutungsstörungen, fühlen sich meist müde und schlapp. Weitere Beschwerden sind häufige Harnausscheidungen, trockene Haut und Entzündungen.

Auch Darmhormone wirken bei der Blutzuckerregulation mit

Um den Blutzuckerspiegel auf der richtigen Höhe zu halten, arbeitet der Körper mit vielen verschiedenen Mechanismen, die ein komplexes Zusammenspiel ergeben. Daran sind neben dem Insulin noch weitere Stoffwechsel-, Wachstums- und Darmhormone sowie Botenstoffe beteiligt.

Besonders interessant ist hierbei das Darmhormon Glukagon-Like-Peptid 1 (GLP-1, Darminkretin), das aus der Darmschleimhaut freigesetzt wird, wenn wir Kohlenhydrate oder Fette essen. Es hat verschiedene Wirkungen auf den Stoffwechsel. Die wichtigsten sind:

• Anregung der Insulinausscheidung in der Bauchspeicheldrüse

• Hemmung der Zuckerproduktion in der Leber

• Steigerung des Sättigungsgefühls und Verzögerung der Magenentleerung

Die Wirkung des Hormons hängt vom Traubenzucker ab, es ist also nur bei hohen Blutzuckerwerten wirksam. Der Vorteil ist, dass es bei Werten unter 65 mg/dl (3,6 mmol/l) den Blutzuckerspiegel nicht mehr weiter senkt und damit keine Unterzuckerung auslöst. Verschiedene Medikamente wirken auf dieses Darmhormon.

Diabetesformen

Man unterscheidet zwischen drei Formen von Diabetes:

• Diabetes Typ 1

• Diabetes Typ 2

• Schwangerschaftsdiabetes

Diabetes Typ 1

Diabetes Typ 1 wird auch als „Jugendlicher Diabetes“ bezeichnet, da die Erkrankung meist im Kindes- oder Jugendalter bzw. vor dem 40. Lebensjahr aufritt. Die Betroffenen sind typischerweise schlank. Sie benötigen von der Diagnose an eine Insulintherapie.

Ungefähr 5 Prozent aller Diabetiker haben Typ-1-Diabetes, rund 300.000 Betroffene gibt es in Deutschland, etwa 25.000 davon sind Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren.

Bei Diabetes Typ 1 richtet sich die Immunabwehr gegen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren, und zerstören diese nach und nach. Sind 80 Prozent der Zellen zerstört, stellt die Bauspeicheldrüse ihre Funktion ein und produziert kein Insulin mehr – und dies auf Dauer. Damit der Blutzucker auf die Zellen verteilt werden kann, müssen die Betroffenen lebenslang Insulin spritzen, und zwar mehrmals täglich. Heutzutage handelt es sich dabei um eine Substanz, deren chemische Struktur dem menschlichen Insulin entspricht. Man nennt es auch „Normalinsulin“ und es wird in der Regel gentechnisch hergestellt.

Bei Diabetes Typ 1 stellt die Bauchspeicheldrüse dauerhaft ihre Funktion ein.

Warum die Erkrankung ausbricht, weiß man noch nicht so genau. Eine gewisse Rolle spielt die Vererbung: Hat ein Elternteil Typ-1-Diabetes, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind ihn auch bekommt, bei 5 Prozent. Sind beide Elternteile Typ-1-Diabetiker, liegt sie bei 20 bis 40 Prozent. Man kann dem Diabetes Typ 1 nicht vorbeugen und bislang ist er leider nicht heilbar.

Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), meint dazu: „Dem Typ-1-Diabetes lässt sich nicht vorbeugen. Bei einer gut eingestellten Zuckerkrankheit können Betroffene aber ein fast normales Leben führen.“

Diabetes Typ 2

Bei Diabetes Typ 2 funktioniert das Regulationssystem für den Blutzucker nicht mehr. Die Körperzellen sprechen nicht mehr auf das Insulin an, es entsteht eine Insulinresistenz. Dies ist oft ein schleichender Prozess.

Wie oben besprochen, wirkt das Insulin als eine Art Türöffner. Sobald der Blutzuckerspiegel erhöht ist – zum Beispiel nach dem Essen –, wird von den Betazellen der Bauchspeicheldrüse Insulin produziert, das an die Körperzellen andockt und den Zucker (Glukose) einschleust. Der Blutzuckerspiegel sinkt, alles ist im Gleichgewicht.

Befindet sich jedoch zu oft zu viel Zucker im Blut, kommt das System irgendwann an seine Grenzen. Das Insulin versucht immer wieder, die Mengen von Glukose in den Zellen unterzubringen, diese reagieren ob des Überangebots aber immer schlechter auf das Insulin. Das betrifft vor allem die Leber- und Muskelzellen, also diejenigen Körperzellen, die den Zucker brauchen oder speichern. Die Glukose gelangt nicht mehr in die Zellen, der Blutzuckerspiegel sinkt kaum ab und die Betazellen produzieren unablässig weiter Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Der Insulinspiegel im Blut bleibt übermäßig hoch, die Körperzellen stumpfen immer mehr ab, schließlich stehen Insulin und Glukose gemeinsam vor den verschlossenen Zellen. Das nennt man Insulinresistenz.

Irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse von der ständigen Insulinproduktion überfordert, sie drosselt die Produktion, bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommt. Nun fehlt dem Körper tatsächlich das Insulin, die Glukose kann nicht mehr auf die Zellen verteilt werden, die Blutzuckerwerte steigen und bleiben hoch. Der Diabetes Typ 2 hat sich manifestiert.

Wie bereits gesagt, ist die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, erhöht, wenn Blutsverwandte auch erkrankt sind. Dennoch müssen noch andere Faktoren hinzukommen, um die Erkrankung ausbrechen zu lassen. Die bedeutendsten sind falsche Ernährung und Bewegungsmangel, weitere Faktoren sind Rauchen und Stress.

Das Programm „rauchfrei“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft Ihnen, mit dem Rauchen aufzuhören (siehe Seite 137).

Früher wurde Typ-2-Diabetes auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet, da er sich meist erst im fortgeschrittenen Alter entwickelte. Das Alter ist auch heute noch ein Faktor, der zu beachten ist. Im Rahmen einer Studie stellte man fest, dass nahezu 40 Prozent der Teilnehmer in der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen entweder bereits an Diabetes Typ 2 oder einer Vorstufe davon litten. Zwei Drittel der Patienten mit Diabetes Typ 2 sind über 60 Jahre alt. Bei weiteren 16 Prozent der untersuchten Personen wurde eine vorübergehende Störung des Zuckerstoffwechsels bemerkt.

Diabetes Typ 2 wurde früher als Altersdiabetes bezeichnet, da vor allem ältere Menschen diese Diabetesform bekamen.

Dennoch ist heute auch die Anzahl der jungen Betroffenen beunruhigend hoch: Man schätzt, dass 5.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an Diabetes Typ 2 erkrankt sind und jedes Jahr kommen 200 Neuerkrankte hinzu. Dabei wird die Diagnose bei immer jüngeren Menschen gestellt.

Typische Merkmale von Diabetes Typ 1 und 2

Schwangerschaftsdiabetes

Ungefähr 2 bis 4 Prozent der Schwangeren erkranken an einem Schwangerschaftsdiabetes, der sich aufgrund der Hormonumstellungen entwickelt.

Das Problem ist, dass einige der Hormone, die der Körper während der Schwangerschaft ausschüttet, die Zuckerverwertung mindern. Die Körperzellen können dann insulinresistent werden und brauchen immer mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel auf der richtigen Höhe zu halten. Die Bauchspeicheldrüse schafft das eine Zeit lang, doch irgendwann kann sie nicht mehr genügend Insulin produzieren, der Blutzuckerspiegel steigt an, meist ab der 24. Woche. Eine zu hohe Blutzuckerkonzentration gefährdet zum einen die gesunde Entwicklung des Kindes, zum anderen gelangt die hohe Zuckermenge über die Nabelschnur zum Kind und ernährt es übermäßig. Schon ab der 12. Schwangerschaftswoche ist die Bauchspeicheldrüse des Fetus soweit entwickelt,