Bionic Wealth - Kim Y. Mühl - E-Book

Bionic Wealth E-Book

Kim Y. Mühl

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Beschreibung

Bionic Wealth entschlüsselt und überträgt die Wunder dieser Welt auf die Vermögensanlage. Hoch digital. Und doch zutiefst menschlich. Die Natur ist agil. Sie ist hypervernetzt. Sie ist nachhaltig. Sie ist ständig im Wandel. Und sie hat Jahrmillionen Vorsprung in der Orchestrierung von komplexen Prozessen und Systemen. Schon der Bionik-Vorreiter Leonardo da Vinci hat dies intuitiv gespürt, als er die erste Flugmaschine am Vorbild der Vögel entwarf. Seither ist es mithilfe der Bionik gelungen, biologische Phänomene auf die Architektur, die Luft-, Schiff- und Raumfahrt, die Robotik und Sensorik, sowie auf viele andere Bereiche zu übertragen -- bis hin zu Computerviren, künstlichen neuronalen Netzwerken und evolutionären Algorithmen. Und sogar agile und dezentrale Organisationsformen orientieren sich heute (wieder) an der Natur. Die nächste Generation der Vermögensanlage orientiert sich am Leben und setzt auf das bereichernde Zusammenspiel von Menschen und NextGen-Schlüsseltechnologien. Höchste Zeit also, dass wir uns fragen: Was kann die Finanzbranche von der Natur lernen und wie können wir dieses Wissen ins digitale Zeitalter übertragen? Auf rund 600 Seiten beleuchtet die Meta-Studie die wichtigsten Auswirkungen, Chancen, Trends und Herausforderungen des Digitalen Wandels im Asset und Wealth Management, im Private Banking sowie in der Vermögensanlageberatung und -vermittlung und teilt wertvolle Einblicke und Impulse in die Erfolgsfaktoren der vier Säulen der bionischen Vermögensanlage: 1. Bionic Advisors gelingt es, sich mithilfe bionischer Technologien auf die zwischenmenschliche Kundenbeziehung zu konzentrieren, während im Hintergrund eine smarte digitale Maschinerie die ganzheitliche Kundenbegleitung sicherstellt. 2. Bionic Asset/Wealth Manager schöpfen in einem offenen und stark vernetzten Ökosystem die Potenziale digitaler Schlüsseltechnologien aus, um die zunehmende Komplexität im Markt zu meistern und überlegene Portfoliomangementmethoden und -strategien zu entwickeln. 3. Bionic Leader organisieren ihren Wirkungskreis nach dem Vorbild natürlicher Organisationsmodelle und (Selbst-)Führungsprinzipien agil, empathisch, flexibel und wertschätzend, während ihre Teams sich voll entfalten und in weniger Zeit bessere Ergebnisse erzielen. 4. Bionic Innovation Manager wenden moderne Methoden an, um innovative Produkte und disruptive Geschäftsmodelle zu entwickeln und/oder sinnvolle Digitalisierung von sinnloser Scheindigitalisierung zu unterscheiden

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Bionic Wealth

Bionic WealthExecutive SummaryVorwortOrientierungshilfeAnmerkungÜber den AutorDie Bank der Zukunft ist hybrid!Einleitung: Die Digitale (R)EvolutionTEIL I:DIE GROßEN TREIBER DER DIGITALEN (R)EVOLUTION DER VERMÖGENSANLAGETitelKapitel 1: Das digitale GeschäftsmodellKapitel 2:  Die Bionik orientiert sich am LebenKapitel 3: Private Banking und die digitale VermögensanlageKapitel 4: Das neue NutzerverhaltenKapitel 5: Die Erwartungshaltung der Kund:innenKapitel 6: Exzellenter KundenserviceKapitel 7: Wirkungsvolle KundenkommunikationKapitel 8: Der Omnikanal-AuftrittKapitel 9:  Die Plattformökonomie krempelt den Markt umKapitel 10: Marktdaten sind das Lebenselixier der digitalen VermögensanlageTEIL II: DIE WICHTIGSTEN SCHLÜSSEL-TECHNOLOGIEN UND TRENDSKapitel 11:  Das Potenzial der CloudKapitel 12: Die Blockchain schafft VertrauenKapitel 13: Künstliche Intelligenz (r)evolutioniert die WeltKapitel 14:  Die sechs größten Zukunftsbereiche der VermögensanlageKapitel 15: Bionic Advisory und die hybride Vermögensanlage setzen die BenchmarkTEIL III:ORGANISATION UND MANAGEMENT IM DIGITALEN ZEITALTERKapitel 16: Lean Value Chains steigern den GewinnKapitel 17:  Bionic Leadership und Management im digitalen ZeitalterKapitel 18: Die Herausforderungen der digitalen VermögensanlageKapitel 19: Ist die digitale Vermögensanlage wirklich zukunftsfähig?SCHLUSSTEIL:DIE ZUKUNFT DER PROFESSIONELLEN VERMÖGENSANLAGE IST HYBRID!Kapitel 20 — FAZIT:  Bionic Wealth ist die nächste Stufe der Digitalen (R)EvolutionKapitel 21: Strategische HandlungsfelderZusammenfassungSchlusswortAbkürzungsverzeichnisAbbildungsverzeichnisStichwortverzeichnisFallstudienverzeichnisLiteraturverzeichnisDanksagungDisclaimerImpressum

Bionic Wealth

Die nächste Generation der Vermögensanlage ist inspiriert vom Leben

Die große Meta-Studie zu den Chancen und Risiken der Digitalen (R)Evolution im deutschen Finanzbereich — TEIL 2 —

Kim Y. Mühl

Executive Summary

„Digital first“ ist Bullshit!

Die Zukunft ist hybrid! Wer etwas anderes behauptet, will Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas verkaufen, oder hat die zwei wichtigsten Faktoren aus den Augen verloren, die Ihr Kerngeschäft sichern: Ihre Kund:innen und Ihre Mitarbeiter:innen. Ja, Die Digitalisierung macht es erforderlich, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken, zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen oder komplett neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Und ja, Ihre Digitalstrategie entscheidet definitiv über Erfolg oder Misserfolg! Doch erfolgreiche Digitalstrategien sind weder vollkommen durchautomatisiert noch setzen sie auf vorschnelle Scheindigitalisierung (Digiwashing). Erfolgreiche Digitalstrategien kombinieren das Beste aus der analogen und der digitalen Welt. Sie sind hoch digital und bleiben zugleich zutiefst menschlich.

Wir befinden uns im größten Umbruch seit der industriellen Revolution

Die Plattformökonomie stellt unser Wirtschaftsverständnis auf die Probe, während disruptive Big- und FinTechs die Kundenansprüche und -bedürfnisse maßgeblich prägen. Um ihre Systemrelevanz auch im digitalen Zeitalter zu rechtfertigen, agieren erfolgreiche Finanzunternehmen deshalb kompromisslos kundenzentriert und begreifen sich selbst sowohl als Vermögensberatung-/verwaltung als auch als Technologieunternehmen und Ökosystem. Je nach Positionierung bündeln sie eigene wie auch externe Produkte als Omnikanal-Kundenplattform, oder geben als Produkt- und Infrastrukturspezialist:innen kundenzentrierte Angebote und Expertise weiter.

Ein gewaltiger Unterschied zur industriellen Revolution liegt allerdings in der Art der Wertschöpfung: In einem offenen und stark vernetzten Ökosystem können aufgeschlossene Finanzunternehmen mit entsprechendem Digitalisierungsgrad am Wachstum der anderen teilhaben. Sie profitieren von den Produkten und Dienstleistungen Dritter und schöpfen das Potenzial neuer Schlüsseltechnologien (u.a. Blockchain, Cloud Computing oder Künstliche Intelligenz) voll aus.

Gleichzeitig erreicht der Markt eine nie gekannte Komplexität: Ohne moderne Kernbanksysteme und effektive Middleware werden Sie nicht in der Lage sein, den richtigen Umgang mit Marktdaten und Regularien zu meistern und dabei den permanent steigenden Kundenansprüchen gerecht zu werden. Den Wettbewerb gewinnt, wer über die schnellste und leistungsfähigste IT-Infrastruktur, die smartesten Algorithmen und Technologien, die richtigen Informationen, und vor allem die beste Strategie und Kompetenz zur Kundenakquise und -begleitung verfügt.

Hinzu kommt, dass der Digitale Wandel massive Auswirkungen auf das Anforderungs- und Talentprofil von Vermögensberater:innen und -verwalter:innen hat. Neben der Fachexpertise werden insbesondere Agilität, Empathie, Digitalität, Mut, Offenheit, Transparenz und Verantwortungsbewusstsein immer stärker in den Mittelpunkt rücken. Zugleich müssen sie einen New Data Muscle entwickeln und lernen, mit neuen Technologien zu arbeiten. Dies gelingt nur, indem sie sich von Konkurrenzdenken lösen und Technologien als Ergänzung begreifen, anstatt als Bedrohung. Dieses symbiotische Zusammenwirken von Mensch und Maschine ist es, was das überlegene Bionic-Modell ausmacht: von der Natur inspirierte Technologien, Methoden und Prozesse, die es Ihnen ermöglichen, die nächste Stufe der Digitalen (R)Evolution agil zu erklimmen.

Die Bionik orientiert sich am Leben

Die interdisziplinäre wissenschaftliche Disziplin der Bionik beschäftigt sich mit dem Übertragen von biologischen Phänomenen auf die Technik, die Technologie und seit einiger Zeit auch auf Organisationsmodelle, Prozesse und Systeme. Dieser Forschungsansatz begreift die Natur als eine Quelle der Inspiration; als eine Welt der Wunder, die Millionen Jahre Zeit hatte, um komplexe Ökosysteme zu erschaffen und bis ins kleinste Teilchen zu organisieren. Die so entstandenen Fähigkeiten, Eigenschaften und Lösungen können wertvolle Impulse für den zunehmend komplexer, vernetzter und digitaler werdenden Finanzmarkt liefern.

Sie gestalten die Digitale (R)Evolution in Ihrem Unternehmen!

Diese systematische Meta-Studie beleuchtet die Auswirkungen, Chancen und Herausforderungen der Digitalen Transformation im Asset und Wealth Management, im Private Banking sowie in der Vermögensanlageberatung und -vermittlung. Im Fokus steht dabei stets die Frage:

Wie wirkt sich der Digitale Wandel auf den Finanzbereich aus und welche Möglichkeiten eröffnet die Bionik in diesem Zusammenhang für die Vermögensanlageberatung, -vermittlung und -verwaltung?

Auf rund 600 Seiten sind die wichtigsten Erkenntnisse aus mehreren Jahren sorgfältiger Recherche, intensivem Austausch und visionärer Konzeption gebündelt. Dies bietet Ihnen vor allem eines: Informationsvorsprung. Als Entscheider:in aus dem Finanzbereich profitieren Sie von diesem Wissen und erhalten wertvolle Einsichten in die interessantesten Trends, die größten Herausforderungen und die wichtigsten Erfolgsfaktoren der hybriden Vermögensberatung und -verwaltung. Darüber hinaus stelle ich Ihnen die vielversprechendsten bionischen Ansätze und Handlungsmöglichkeiten vor, die ich zum heutigen Zeitpunkt identifiziere. Diese unterteile ich in die vier Säulen des Bionic Wealth:

Bionic Advisory —

Bionic Advisors gelingt es, sich mithilfe bionischer Technologien auf die zwischenmenschliche Kundenbeziehung zu konzentrieren, während im Hintergrund eine smarte digitale Maschinerie die ganzheitliche Kundenbegleitung sicherstellt.

Bionic Asset & Wealth Management —

Bionic Asset & Wealth Manager schöpfen in einem offenen und vernetzten Ökosystem das Potenzial digitaler Schlüsseltechnologien aus, um die zunehmende Komplexität im Markt zu meistern und (r)evolutionäre Portfoliomangementmethoden und -strategien zu entwickeln.

Bionic Leadership —

Bionic Leader organisieren ihren Wirkungskreis nach Natur-inspirierten Organisationsmodellen und (Selbst-)Führungsprinzipien agil, empathisch, partizipativ und wertschätzend, während ihre Teams sich voll entfalten und in weniger Zeit bessere Ergebnisse erzielen.

Bionic Innovation Management —

Bionic Innovation Manager wenden moderne Methoden an, um innovative Produkte und disruptive Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen.

Welche bionischen Elemente weist Ihr Geschäftsmodell bereits auf und wie können Sie die Grundsätze der Bionik in Ihr Unternehmen künftig einbetten, um ein wahrhaftiges Bionic Business zu werden? Welche IT-Infrastruktur und welche Software werden dafür benötigt? Und wie werden bionische Unternehmen wirkungsvoll geführt? Dies und mehr erfahren Sie in dieser Meta-Studie.

Sie hatten nie so viele Möglichkeiten wie heute! Das digitale Zeitalter hält eine Fülle von Möglichkeiten für aufgeschlossene Finanzunternehmen bereit, neue Ertragsquellen zu erschließen, Kosten zu senken, die Servicequalität zu verbessern und die Kundenbindung zu stärken. Das Wichtigste, was Sie jetzt tun können, ist eine zukunftsweisende Rolle in Ihrem Wirkungskreis einzunehmen, eine sinnvolle und verantwortungsbewusste Digitalstrategie aufzustellen und diese konsequent umzusetzen. Die Hebelwirkung der Entscheidungs- und Umsetzungskraft liegt in Ihren Händen. Willkommen in der aufregenden Welt der bionischen Vermögensanlage!

Vorwort

Die Vermögensanlage befindet sich im Umbruch

Als die Branche vor über zwanzig Jahren damit begann, das elektronische Finanzgeschäft für ihre Kundschaft einzuführen, leisteten sie Pionierarbeit in den Anfängen dessen, was wir „Digitalisierung" nennen. Heute kämpfen viele dieser Finanzinstitute um ihre Zukunftsberechtigung, während sie sich von allen Seiten mit Herausforderungen konfrontiert sehen: Steigender Wettbewerb, sinkende Erträge, steigende Kosten, veraltete Geschäftsmodelle und komplexe regulatorische Anforderungen setzen der Finanzbranche enorm zu. Der scheinbar chronische Niedrigzins und verschärfte Regulierungen setzen vor allem Banken und Versicherungen ordentlich zu und sorgen mehr denn je für Kostendruck. Die Vermutung ist daher naheliegend, dass zinstragende Geschäfte auch in naher Zukunft keine hohen Erträge abwerfen werden.

Die seit Jahrzehnten profitablen Produkte und Dienstleistungen stehen nun im Wettbewerb zu einfachen, kostengünstigen und schnörkellosen Lösungen von digital-affinen Start-ups aus dem Finanzbereich. Nach meiner Einschätzung kann dies nur zu einer zusätzlichen Fokussierung auf das Private Banking-Geschäft führen. Und damit zu zusätzlichem Wettbewerb. Gleichzeitig fordern Kund:innen immer mehr Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und werteorientierte Produkte und Dienstleistungen. Zudem ist das in der Finanzkrise verlorene Vertrauen der Kund:innen in Finanzdienstleister:innen und -produkte noch immer nicht komplett wiederhergestellt und die in der Vergangenheit zelebrierte Intransparenz in Bezug auf Entscheidungen (geheime Board Meetings und Absprachen im Hinterzimmer) und die Preispolitik (versteckte Gebühren) wird nicht länger hingenommen.

Jetzt stehen die Finanzinstitute unter digitalem Zugzwang. Sie sind an der Reihe nachzuziehen — oder still unterzugehen. Kaum ein Begriff beschreibt besser, womit sich der deutsche Finanzsektor derzeit konfrontiert sieht, als der Terminus ‚Zugzwang‘. Ursprünglich aus der Schachterminologie kommend beschreibt er eine Situation, in welcher der oder die Spieler:in die eigene Situation mit dem nächsten Zug nur verschlechtern kann. Es gibt kein Aussetzen im Schach, so dass der Zugzwang eine sehr raffinierte Art ist, das Spiel zu gewinnen.

Mit der Digitalen Transformation verhält es sich ähnlich. Doch anders als beim Schach gilt in der Finanzbranche: Sie haben immer eine Wahl. Vor jedem Digitalisierungsvorhaben und jeder Entscheidung dürfen Sie sich fragen: Handelt es sich hierbei wirklich um einen sinnvollen Zug? Oder drängen Ihre Konkurrent:innen, Ihre Aktionär:innen und/oder Ihr Ego Sie zu einem Zug, der Sie letztlich ins Abseits drängen wird?

„Digital first“ ist Unsinn

“Alles was automatisiert werden kann...“ muss es deshalb noch lange nicht auch werden! Wer etwas anderes behauptet möchte Ihnen meistens etwas verkaufen. Seit einigen Jahren setze ich mich nun schon intensiv mit der Digitalisierung im Finanzbereich auseinander. Dabei habe ich beobachtet, wie Prozesse vorschnell — d.h. nicht-zielführend und ohne sichtbaren Mehrwert — automatisiert werden, während wesentliche menschliche Elemente der Vermögensanlage sowie die Hyperkomplexität der digitalen Welt außer Acht gelassen werden. Egal wie ich es betrachte, ich komme immer wieder zum gleichen Schluss: Die Zukunft der Vermögensberatung und -verwaltung kann nur in hybriden Lösungsansätzen liegen; hoch digital — und doch mit einer ausschlaggebenden menschlichen Komponente.

Besonders großes Potenzial schreibe ich dabei der Bionik zu, einer Philosophie und Methodik, bei der die Natur als Inspiration für Technologie und Prozesse dient. Denn: Kein Mensch ist in der Lage, komplexe Ökosysteme agiler zu orchestrieren oder schneller auf Veränderungen zu reagieren, als die Natur. Auf diesem Prinzip beruhen auch die Bionic Advisory und das Bionic Wealth Management, eine hybride Form der Vermögensanlageberatung und -verwaltung, die sich aktuell in unterschiedlichen Teilen der Welt entwickelt, in Deutschland aber leider noch so gut wie keine Aufmerksamkeit genießt. Bis jetzt.

Sie hatten nie so viele Möglichkeiten wie heute! Wie Sie im Verlauf dieser systematischen Meta-Studie erfahren werden, stehen aufgeschlossenen Finanzunternehmen im digitalen Zeitalter eine Fülle von Möglichkeiten zur Verfügung, neue Ertragsquellen zu erschließen, Kosten zu senken, die Servicequalität zu verbessern und die Kundenbindung zu stärken. In den folgenden Kapiteln habe ich einige der wichtigsten Trends und größten Herausforderungen im Markt für Sie zusammengetragen. Darüber hinaus stelle ich Ihnen die vielversprechendsten bionischen Ansätze und Handlungsmöglichkeiten vor, die ich zum heutigen Zeitpunkt identifiziere.

Um den Anschluss nicht zu verlieren und gestärkt aus der (zweiten) digitalen Finanzrevolution hervorzugehen, ist allerdings nicht nur Know-How vonnöten, sondern auch starkes Engagement, unbedingtes Commitment, ein hohes Level an Digitalität und neue Organisations- und Leadershipmodelle. Ihren persönlichen Einsatz kann ich nicht beeinflussen, aber ich kann Ihnen zu mehr Digitalität verhelfen. Genauer gesagt betrachte ich es sogar als meine Pflicht, die digitale Mündigkeit zu fördern, wichtige Impulse zu geben und mein umfangreiches Wissen über die Digitale (R)Evolution — bzw. die bionisch-digitale Bewegung — transparent und verständlich zu teilen.

Gleichzeitig möchte ich an Ihre Verantwortung als Leiter:in und Lenker:in plädieren, dieses Wissen im Sinne des gesellschaftlichen Wohls auszuschöpfen. Ich kann das Bionic Wealth-Konzept vordenken. Doch die schöpferische Umsetzungskraft liegt in Ihren Händen. Eines gleich vorab: Das Potenzial ist für alle gleich! Aber nicht jede/r ist gleich gewillt, es zu ergreifen. Beharren Sie auf Ihre digitale Mündigkeit. Haben Sie Mut, Hoffnung und Zuversicht. Haben Sie Spaß und Freude am Wandel. Und vor allem: Haben Sie Vertrauen in sich und Ihr Team. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Kim Y. Mühl, Hamburg, 27. Juni 2021

Orientierungshilfe

Kernfrage und Zweck der Meta-Studie

Wie wirkt sich die Digitale (R)Evolution auf den Finanzbereich aus und welche Möglichkeiten eröffnet die Bionik in diesem Kontext für die nächste Generation der Vermögensanlageberatung und -verwaltung?

Alle Menschen und alle Unternehmen sind einzigartig. Die fundamentalen Themen und Fragen, die das digitale Zeitalter kennzeichnen, sind es jedoch nicht unbedingt. Diese Publikation entstand aus dem Wunsch heraus, den Mythos Digitalisierung greifbarer zu machen, die digitale Mündigkeit zu fördern (Digital Empowerment) und Sie in Ihrer Digitalität sowie der damit einhergehenden Entscheidungsfähigkeit (Digital Prudence) zu stärken. Im frühen Verlauf meiner Recherche bin ich auf das bahnbrechende Forschungsfeld der Bionik gestoßen. Je mehr ich mich damit auseinandersetzte, desto offensichtlicher wurde für mich: Diese Publikation ist keine weitere Studie über die Digitalisierung, sondern ein Kompass in eine neue Welt. Sie soll die Bionik auf Ihren Radar bringen, die komplexen Zusammenhänge der hybriden Vermögensanlage entwirren und ein möglichst holistisches Bild der Auswirkungen der Digitalen (R)Evolution auf den Finanzbereich zeichnen.

Struktur der Meta-Studie

Ihre Zeit ist wertvoll

Zeit ist das kostbarste Gut und ich weiß Ihr Interesse an dieser Publikation aufrichtig zu schätzen. Gestatten Sie mir deshalb, eine Empfehlung auszusprechen, wie Sie dieses Buch gemäß Ihrer persönlichen Interessen lesen könnten: Wenn Sie sich grundlegend für die digitale Vermögensanlage bzw. die Digitalisierung der Vermögensberatung und -verwaltung interessieren, lade ich Sie herzlichst ein, das gesamte Buch in der von mir vorgesehen Reihenfolge zu lesen.

Wenn Sie bereits tief in die digitale Materie eingetaucht sind und sich von dieser Publikation einzelne Einblicke, Trends oder Handlungsempfehlungen versprechen, dann empfehle ich Ihnen direkt in die für Sie interessanten Kapitel zu springen. Orientierung hierfür gibt das Inhaltsverzeichnis, sowie das Stichwortverzeichnis, in dem sie die wichtigsten Themen und Schlüsselbegriffen finden.

Da diese Meta-Studie viele unterschiedliche Entscheider:innen unterstützen soll, lässt es sich leider nicht ausschließen, dass einige Passagen Ihnen persönlich zu flach, zu detailliert oder weniger relevant erscheinen werden. In diesem Fall können Sie sie getrost überspringen, denn alle Abschnitte dieses Werkes sind darauf ausgelegt, auch für sich allein gestellt zu funktionieren.

TEIL I: Die Treiber der Digitale (R)Evolution der Vermögensanlage

Der erste Teil dieser Meta-Studie schafft eine gemeinsame Verständnisbasis über die Digitale (R)Evolution der Vermögensanlage. Die Kapitel 1 bis 3 befassen sich mit den Grundlagen der Bionik, der Digitalisierung sowie der Vermögensanlage. Die Kapitel 4 und 5 behandeln das veränderte Nutzerverhalten sowie die Erwartungshaltung der Kund:innen an digitale Angebote. In Kapitel 6 bis 8 erfahren Sie, was adäquate Beratung und wirkungsvolle Kommunikation im digitalen Zeitalter ausmacht und wie Produkte und Dienstleistungen über eine Omnikanal-Strategie bereitgestellt werden können. Kapitel 9 analysiert die Auswirkungen der Plattformökonomie auf die Vermögensanlage und Kapitel 10 widmet sich mit Marktdaten im digitalen Zeitalter.

TEIL II: Die Schlüsseltechnologien und Trends der digitalen Vermögensanlage

Der zweite Teil wagt einen Ausblick auf die wichtigsten Schlüsseltechnologien und Trends im Zusammenhang mit der digitalen Vermögensanlage. In Kapitel 11 bis 13 können Sie einen tiefen und fundierten Einblick über die Möglichkeiten der Cloud, der Blockchain und der KünstlichenIntelligenz für die Finanzbranche und Ihr Unternehmen gewinnen. Ein besonderes Augenmerk sollten Sie bitte auf Kapitel 14 legen. Hier werden sechs der aus meiner Sicht größten Zukunftsbereiche der digitalen Vermögensanlage vorgestellt. Auf Basis der bis hier vorgestellten Inhalte stelle ich in Kapitel 15 das Konzept der Bionic Advisory vor und argumentiere für die hybride Vermögensanlage.

TEIL III: Organisation und Management im digitalen Zeitalter

Im dritten Teil konzentriert sich diese Publikation auf zukunftsweisende Arbeits-, Organisations- und Leadership-Modelle, ohne die hybride Ansätze undenkbar sind. In Kapitel 16 haben Sie die Möglichkeit, mehr über die Verschlankung und Optimierung von Wertschöpfungsketten zu erfahren. Kapitel 17 bezieht sich auf Bionic Leadership und Management im digitalen Zeitalter, sowie auf die Frage, wie Mitarbeiter:innen erfolgreich durch den Digitalen Wandel begleitet werden können. Kapitel 18 beschäftigt sich mit einigen der größten Herausforderungen im Zusammenhang der Digitalisierung und der digitalen Vermögensanlage. Dieses Kapitel empfiehlt sich insbesondere dann für Sie, wenn Sie sich mit der Frage beschäftigen, wie Sie ihre Kund:innen im digitalen Zeitalter erreichen, begleiten und begeistern können, aber auch wie Sie mit Legacy IT, Regularien und der steigenden Komplexität im Marktdatengeschäft umgehen sollen. Kapitel 19 setzt sich kritisch mit einigen Gegebenheiten im Finanzgeschäft auseinander, die m. E. überholt, wenn nicht sogar aus dem Ruder gelaufen sind.

Schlussteil: Bionic Wealth — die Zukunft der professionellen Vermögensanlage ist hybrid!

Im Schlussteil teile ich meine Vision eines zukunftsfähigen Bionic Wealth-Managementkonzeptes. Basierend auf den in Teil I bis Teil III vorgestellten Kundenbedürfnissen, Veränderungen, Trends und Schlüsseltechnologien ziehe ich in Kapitel 20 Fazit und stelle Ihnen anschließend in Kapitel 21 konkrete Handlungsfelder vor. Diese dürften besonders interessant Sie sein, wenn Sie gut vorbereitet und zugleich möglichst schnell in die konkrete Umsetzung gehen möchten. Ich schließe die Meta-Studie mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Zusammenhänge dieser Publikation.

Anmerkung

 Das Aneignen und Teilen von Wissen ist mein Element und meine große Passion!

Als Autor, Business Coach und Botschafter für sinnvolle Digitalisierung und sinnstiftende Arbeit habe ich den Anspruch, eine holistische Perspektive auf die Auswirkungen des Digitalen Wandels zu vermitteln und Mut zu machen, wo andere Ängste schüren. Deshalb verfolge ich einen ganzheitlichen Ansatz bei der Wissensvermittlung und vertrete auch unkonventionelle Ideen und Theorien, die noch keine gängige Praxis in der Branche sind. Diese werden Sie vielleicht verwundern und Ihnen im ersten Moment womöglich sogar kontraintuitiv erscheinen. Ich lade Sie dennoch ein, den Impulsen eine Chance zu geben, denn ich bin zutiefst davon überzeugt, dass sie zukunftsweisend sind.

Inhalt und Qualitätsanspruch

Die in dieser systematischen Meta-Studie wiedergegebenen Informationen basieren auf der ausführlichen und gewissenhaften Recherche und Verarbeitung von über 17.000 Seiten Quellenmaterial (darunter wissenschaftliche Publikationen, Studien, Whitepaper, Interview-Transkripte und Blogbeiträge) sowie dem Austausch mit einer Vielzahl von Expert:innen und Entscheidungsträger:innen und nicht zuletzt auf meinen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken als ehemaliger Leiter für Research und Geschäftsentwicklung für den europäischen Markt eines global agierenden Private Banking-FinTechs.

Ich glaube an Empowerment, Ehrlichkeit und Eigenverantwortung

Aufklärung ist der Schlüssel zur Mündigkeit im digitalen Zeitalter; und somit unabdingbar für gute und verantwortungsbewusste Entscheidungen. Allen Bemühungen zum Trotz handelt es sich bei diesem Werk um eine subjektive Analyse der bisherigen, gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklung der Vermögensanlage. Daher möchte ich Sie gerne einladen, meine Aussagen und Kernbotschaften stets kritisch zu hinterfragen und auf deren Gültigkeit bzw. Anwendbarkeit in Ihrem konkreten Fall zu prüfen. Niemand ist so gut geeignet, die richtigen Weichen für Ihre Zukunft zu stellen, wie Sie selbst. Insofern möchte ich betonen, dass die Aussagen, Erklärungen und Handlungsempfehlungen in dieser Publikation keine Beratungsleistung darstellen. Alle Handlungen, die aus den Erkenntnissen dieser Publikation heraus angestoßen werden, unterliegen einzig und allein Ihrer eigenen Verantwortung — und somit Ihrem schöpferischen Geist.

Leserfreundlichkeit

Zugunsten der Leserfreundlichkeit werden Quellenverweise erst am Ende eines Absatzes angegeben, anstatt dem klassischen APA-, Oxford- oder Cambridge-Zitierstil zu folgen. Darüber hinaus habe ich einige Schlüsseltechnologien, Regularien und Private Banking-Instrumente aufgrund ihrer Komplexität vereinfacht dargestellt. Um einen „roten Faden“ zu gewährleisten, habe ich zudem einige für diese Meta-Studie weniger relevante (aber genauso spannende!) Themen gekürzt oder gestrichen. Im Verlauf dieses Buches finden Sie deshalb immer wieder Leseempfehlungen zur Vertiefung der verschiedenen Themenbereiche.

Gleichberechtigung

Im Verlauf dieser Publikation bemühe ich mich um eine möglichst gendergerechte Sprache. Dafür verwende ich den Gender-Doppelpunkt (Anleger:in), da dieser platzsparender ist als der Gender-Gap (Anleger_in) und mir persönlich besser gefällt als der Gender-Stern (Anleger*in) oder das Binnen-I (AnlegerIn). Für das ungeübte Auge kann dies gelegentlich den Lesefluss irritieren. Solange das generische Maskulinum jedoch die allgemein gültige Beschreibung für alle Geschlechter und Wesen sein soll, halte ich diesen Schritt für zwingend notwendig.

Mir ist bewusst, dass unsere Wirtschafts- und Finanzwelt noch weit entfernt ist von einer echten Gleichberechtigung. Gleichzeitig ist es meine Überzeugung, dass spätestens in der digitalen Arbeitswelt physische Attribute wie das Geschlecht, die Hautfarbe und sonstige körperliche Merkmale oder „Einschränkung" nicht den geringsten Einfluss darauf haben sollten, wie wir andere menschliche (und digitale) Wesen wahrnehmen und bewerten. Der Wandel beginnt mit uns, unserer Sprache und unseren Denkmustern.

Werden Sie Teil der Digitalen (R)Evolution und teilen Sie die Botschaft

Wenn Ihnen diese Publikation gefällt, so wäre ich aufrichtig dankbar, wenn Sie mir eine Rezension auf Amazon hinterlassen und die Publikation weiterempfehlen. So tragen Sie dazu bei, die darin enthaltenen Ideen und Ansätze in die Welt zu tragen. Veränderungen beginnen oft schon mit einem einzigen Impuls. Und neue Impulse kann die Finanzbranche definitiv gebrauchen.

Um mehr über meine aktuellen Projekte zu erfahren lade Sie wärmstens ein, www.bionicwealth.de sowie www.kim-muehl.com zu besuchen. Auch freue ich mich sehr, Sie in meinem Netzwerk zu begrüßen, bzw. Ihrem Netzwerk beitreten zu dürfen. Setzen Sie sich dazu einfach mit mir in Verbindung:

LinkedIn: kimmuehl

Xing: KimY_Muehl

Facebook: kim.y.muehl.autor

Über den Autor

Kim Y. Mühl

Botschafter für sinnstiftende Arbeit & sinnvolle Digitalisierung

Als Autor, Berater und Coach für zukunftsweisende Geschäftsausrichtung setze ich mich beruflich wie auch privat intensiv mit den Themen Bionik, Digitalisierung, Disruption, Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit und Wandel auseinander.

Mein Werdegang ist beschreibend für die Generation „(wh)Y?“. Angetrieben von meiner Neugierde aufs Leben erfüllt es mich, so viele Erfahrungen wie möglich zu machen, mir ein breites Wissensspektrum anzueignen und meine Erkenntnisse zu teilen. Je länger ich diesem Weg folge, desto besser bin ich in der Lage, erlerntes und erfahrenes auf andere Anwendungs- und Themengebiete sowie Lebensbereiche zu übertragen.

In einer auf Spezialisierung fokussierten Arbeitskultur, bin ich stolz darauf, mich Generalist und Quereinsteiger nennen zu dürfen. Ich hatte das große Privileg, viele Orte dieser Welt zu bereisen, in vier verschiedenen Ländern Bildung zu genießen und unterschiedlichsten Tätigkeiten nachgehen zu dürfen; unter anderem als: Assistenz der Geschäftsführung, Consultant, digitaler Nomade, Projektmanager, Freiberufler, Führungskraft, Ghostwriter, Gründer, Student, Rettungstaucher, und seit einiger Zeit auch Autor und Herausgeber.

Aus meiner ehem. Arbeit als Head of Research & Business DevelopmentEurope bei Privé Technologies, einem international agierenden FinTech-Dienstleister für NextGen-Private Banking-Lösungen, kenne ich die Herausforderungen, Trends und Möglichkeiten im globalen Finanzsektor aus erster Hand. Ironischerweise war es diese Branchennähe, die mich in meiner Kernaufgabe einschränkte, zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Anfang 2020 habe ich deshalb die Festanstellung aufgegeben, um mich voll und ganz auf meine Buch- und Beratungsprojekte zu konzentrieren. Das Ergebnis ist eine unabhängige Perspektive auf die Digitale (R)Evolution im Finanzbereich.

Ihr Partner für innovative Geschäftsentwicklung

Sie beschäftigen sich mit den Möglichkeiten und Chancen, die der Digitale Wandel Ihnen und Ihrem Unternehmen eröffnet und möchten mehr darüber erfahren, wie Sie dieses Wissen in der Praxis umsetzen können? Ganz gleich, ob sie noch auf der Suche nach Ideen sind oder bereits ein konkretes Digitalisierungsvorhaben planen und dabei die Erfolgsaussichten steigern, aber das Projektrisiko minimieren möchten: Ich bin der richtige Partner für Sie!

Gemeinsam gestalten wir den Digitalen Wandel

Ich begleite Sie bei der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung von sinnvollen Digitalisierungsstrategien und agilen Organisationsmodellen. Zu meinem Leistungsspektrum zählt insbesondere:

Accompaniment & Coaching — Purpose-Workshops; Begleitung beim richtigen Umgang mit digitalisierungsbedingten (Change) Veränderungen im Unternehmen; Wissensvermittlung zu digitalen Themen und Herausforderungen (Digital Literacy, Digital Empowerment & Thought Leadership).

Bionic / Disruptive Innovation — Gestaltung von zukunftsweisenden Produkten und Geschäftsmodellen; MVP-Design; Bullshit-Radar (2. Meinung zur Sinnhaftigkeit und der Erfolgsaussicht Ihres Digitalisierungsvorhabens).

Networking — Begleitung bei Ausschreibungen (Request for Proposal) und Bereitstellung eines breit aufgestellten Netzwerks von Digitalisierungsexpert:innen, Enabler:innen und Umsetzungspartner:innen.

Weitere Projekte

Wenn ich nicht gerade schreibe oder Unternehmen bei ihrer Digitalstrategie unterstütze, stecke ich meine Zeit und Energie in die Disruptive Innovation Task Force, eine von mir entwickelte Methode zur Entfachung von Innovationspotenzial in Unternehmen, sowie in den Aufbau der SINNBOTSCHAFT, ein Sozialunternehmen mit dem Bildungsauftrag, das Leben in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen zu stellen und den Wandel hin zu einer lebenswerten Verantwortungsgesellschaft anzustoßen.

Vernetzen Sie sich mit mir

Wir wachsen am Austausch und Dialog. Wenn Ihnen diese Publikation und meine Vision einer hybriden und zukunftsfähigen Bank zusagt, dann wäre es mir eine große Freude, Ihrem Netzwerk beitreten zu dürfen. Sie finden mich beruflich auf LinkedIn (kimmuehl), Xing (KimY_Muehl) und Twitter (Kim_Y_Muhl), oder privat auf Facebook (kim.y.muehl) und Instagram (@kimmuehl). Ich freue mich sehr auf Ihre Kontaktaufnahme an:

Gerne unterstütze ich Sie mit meiner Expertise und/oder stelle Ihnen geeignete Umsetzungspartner:innen für Ihr Vorhaben vor.

Die Bank der Zukunft ist hybrid!

Kim Y. Mühl

Bank 4.0: Wie Digital Leader Gewinne steigern, Kosten senken und neue Ertragsquellen erschließen

Die große Meta-Studie zu den Chancen und Risiken der Digitalen (R)Evolution im deutschen Finanzbereich • TEIL 1

Hardcover • 416 Seiten • € [D] 34,95 • ISBN-13: 978-3752894646 Taschenbuch • 348 Seiten • € [D] 24,95 • ISBN-13 : 979-8581982174

Wie kann Ihre Bank von der Digitalen (R)Evolution profitieren?

Das digitale Zeitalter hält eine Fülle von Möglichkeiten für aufgeschlossene Finanzprofis bereit, mehr Digitalität in ihr Unternehmen zu bringen, Prozesse zu optimieren, Kosten zu minimieren, Gewinne zu maximieren, neue Ertragsquellen zu erschließen, die Kundenbindung zu stärken, das eigene Image mit einer smarten Positionierung zu verbessern und die persönliche Zukunft in der Branche zu gestalten. Das Wichtigste, was Sie als Digital Leader jetzt tun können, ist eine wirkungsvolle Digitalstrategie aufzustellen und konsequent umzusetzen.

Dieses Buch unterstützt Entscheider:innen aus dem Finanzbereich dabei, Antworten auf ausschlaggebende Strategiefragen zu finden und eine zukunftsweisende Rolle in der Branche zu spielen. Auf rund 300 Seiten beleuchtet die Meta-Studie die größten Auswirkungen, Herausforderungen und Risiken der Digitalen Transformation der Bank, stellt Ihnen die wichtigsten Chancen, Trends und Schlüsseltechnologien vor, und vermittelt seltene Einblicke in die Erfolgsfaktoren der Bank der Zukunft: der Bank 4.0.

Jetzt erhältlich als Hardcover, Taschenbuch und eBook auf Amazon.de, BoD.de, Bücher.de, Google Play, Osiander.de, Thalia.de, Weltbild.de, im Hugendubel und in Ihrer lokalen Buchhandlung. Mehr Infos: www.bionicwealth.de/bank-4-0/

Einleitung: Die Digitale (R)Evolution

Digitalisierung: Ein facettenreicher Begriff

Die Definition(en) der Digitalisierung

Für viele ist der Begriff ‚Digitalisierung' vom facettenreichen Schlagwort zum Angst- und Unwort geworden. Doch was genau bedeutet Digitalisierung? Wenn Menschen von Digitalisierung reden, dann reden sie häufig aneinander vorbei. Das liegt daran, dass das Thema so umfangreich ist und es keine einzelne, geschweige denn richtige Perspektive gibt. Für jeden Menschen bedeutet die Digitalisierung etwas anderes; auf jeden Menschen wirkt sie sich anders aus. Nicht wenige behaupten deshalb sogar, dass es sich bei der Digitalisierung genauso wie bei der Nachhaltigkeit, Identität oder dem Brunch um einen nicht-greifbaren Begriff handelt, der abgeschafft werden sollte.

Die Begriffe ‚Digitalisierung', ‚Digitale Transformationen' und ‚Digitaler Wandel' sind eine deutsche Erfindung! Wenn Sie sich schon einmal mit einem/einer US-Amerikaner:in, Chines:in, Südkoreaner:in oder Estländer:in, um nur einige Beispiele aufzuzählen, über die Auswirkungen und Möglichkeiten der Digitalisierung unterhalten haben, werden Sie vermutlich zwei interessante Erkenntnisse gehabt haben: Erstens werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein verständnisloses Gesicht geblickt haben. Zweitens werden Sie im Verlauf des Gesprächs erkannt haben, dass dieser Gesichtsausdruck nicht auf einen Mangel an Digitalität (technologisches Grundverständnis sowie digitale Fähigkeiten und Kompetenzen) zurückzuführen ist, sondern darauf, dass das Konzept der Digitalisierung aus Sicht Ihres Gegenübers vollkommen absurd ist. Absurd deshalb, weil das Konzept versucht eine derart tiefgreifende und allumfassende Veränderung zu beschreiben, die ein einziger Begriff gar nicht angemessen abdecken kann. Vielmehr wird Ihr Gegenüber von speziellen Themen und Technologien sprechen — etwa von Blockchain-Anwendungen, Künstlicher Intelligenz, oder Cloud-Lösungen. Doch das, so scheint es, entspricht nicht der Deutschen Kultur. Um eine kulturelle Brücke zu schlagen, behandelt diese Meta-Studie deshalb sowohl das Konzept der Digitalisierung als auch die mit diesem Begriff zusammenhängenden Technologien.

Die Digitalisierung und die Digitale Transformation sind weit diskutiertes Themen mit den unterschiedlichsten Definitionen. Dabei liegen die Erklärungen teils weit auseinander und reichen vom physischen Wandel analoger Informationen in digitale Daten bis hin zur abstrakten Ausschöpfung neuer Möglichkeiten. Ein ‚richtig‘ oder ein ‚falsch‘ gibt es hier nicht, denn die Wahrheit liegt i.d.R. bei dem oder Betrachter:in. Begrifflich betrachtet beschreibt die Digitalisierung den Umwandlungsprozess analoger in digitale Daten (und Prozesse). Und gleichzeitig bedeutet Digitalisierung eine Transformation, die weit mehr umfasst als Daten oder Prozesse.

„Unter Digitalisierung versteht man im engeren Sinn die Umwandlung von analogen Daten wie beispielsweise Texte, Bilder oder Töne in digitale Daten.“[i] —Andreas Kröhling, Senior Experte Corporate Responsibility bei Deutsche Telekom AG.

„Digitalisierung ist die Nutzung aller technologischen Möglichkeiten für ein neues Kundenerlebnis, erweiterte Geschäftsmodelle und einen Effizienzsprung in der Abwicklung.“[ii] —Andreas Pratz, Partner bei Strategy& Germany, PWC.

Eine der umfangreichsten Definitionen für die Digitale Transformation bieten die Autoren Prof. Dr. Daniel Schallmo und Prof. Dr. Andreas Rusnjak. Sie kumulieren eine Vielzahl diverser Definitionen und erklären: „Im Rahmen der Digitalen Transformation sind die Vernetzung von Akteuren, wie z.B. Unternehmen und Kunden, über alle Wertschöpfungsstufen hinweg und unter Einsatz neuer Technologien wesentliche Bestandteile. Darauf aufbauend erfordert die Digitale Transformation Fähigkeiten, die die Gewinnung und den Austausch von Daten sowie deren Analyse und Umwandlung in Informationen beinhalten. Diese Informationen sollen genutzt werden, um Optionen zu berechnen und zu bewerten, um somit Entscheidungen zu ermöglichen bzw. Aktivitäten zu initiieren. Die Digitale Transformation kann dabei für Unternehmen, Geschäftsmodelle, Prozesse, Beziehungen, Produkte etc. erfolgen, um die Leistung und Reichweite eines Unternehmens zu erhöhen.“[iii]

Fest steht: Der Digitale Wandel ist bedeutungsreich und sehr real

Ohne Frage handelt es sich bei der Digitalisierung um einen Megatrend, der unser Leben privat wie beruflich maßgeblich beeinflusst. Die Nutzung digitaler Technologien kann nicht nur Zeit und Kosten einsparen, sondern darüber hinaus die Produktivität massiv steigern. Dies kann sowohl zu materiellem Wohlstand führen als auch zu einer sinnhafteren Lebens- und Arbeitsweise führen. Zugleich bringt der Digitale Wandel aber auch tiefgreifende Veränderungen für uns, unsere Gesellschaft, unsere Kultur, unsere Arbeit, unsere Wirtschaft und nicht zuletzt für unser Finanzsystem mit sich. Wir agieren, konsumieren und kommunizieren anders als noch vor einigen Jahren. Je schneller sich Technologien weiterentwickeln, desto stärker verändert sich auch die digitalisierte Gesellschaft. Was für manche eine Bereicherung ist, sehen andere eher kritisch.

Digitalisierung ist die Zukunft die schon vor Jahren begonnen hat. Big Data, Smart Data, Disruption, Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge, Wearables, und erweiterte Realität sind stark diskutierte Themen, die für viele sogar zu inflationär eingesetzten Unwörtern verkommen. Das Potenzial und die Herausforderungen, die damit einhergehen, unterschätzen leider noch immer viel zu viele. Dabei ist die Digitale Transformation kein Hexenwerk, sondern eine Entscheidung. Eine Einstellung. Ein Weg in eine Zukunft, die schon begonnen hat.

Digitalisierung erfordert Vernetzung. Bisher geschlossene, separierte Systeme werden immer dichter vernetzt werden und zu einer Steigerung von Tempo, Adaptivität und Produktivität führen. In dieser Vernetzung von Millionen von Unternehmen und Organisationen sieht Prof. Dr. Fredmund Malik etwa die größte Herausforderung der modernen Komplexitätsgesellschaft. Gleichzeitig ermöglicht genau diese Vernetzung eine höhere Reichweite und einen leichteren Zwei-Wege-Dialog mit den Kund:innen.[iv]

Digitalisierung erfordert Anpassung. Um dem gesteigerten Tempo des digitalen Zeitalters folgen zu können, reicht die Höchstgeschwindigkeit (digitaler Prozesse, Kernsysteme etc.) allein nicht aus. Entscheidend ist vor allem Beschleunigung, denn die menschliche Anpassungsfähigkeit ist im Gegensatz zur Steigerung, mit der neue Technologien entwickelt werden, stark begrenzt.

Digitalisierung erfordert Teilen. Das Einbinden und Koordinieren wichtiger Stakeholder:innen hat mit dem Digitalen Wandel enorm an Relevanz gewonnen. Schon heute geht der Trend zur Arbeit auf gemeinsamen Plattformen. Grenzen verschwimmen und ihre Gültigkeit wird immer häufiger temporär begrenzt. Einerseits wird Projektarbeit immer gängiger. Andererseits gibt es nicht mehr die eine gesellschaftliche Norm. So finden auch Menschen mit außergewöhnlichen Interessen oder Überzeugungen eine Plattform.

Digitalisierung erfordert Umdenken. Digitale Informationen erlauben uns ein grundsätzliches Umdenken und Verschlanken von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen, Wertschöpfungsketten und Organisationen: Digitalisierung entlastet, verschlankt und vereinfacht. Gleichzeitig gestattet sie eine tiefe Detailschärfe, bietet genauere Kennzahlen und ermöglicht höchste Effizienz.

Digitalisierung erfordert Wachstum und Vielfalt. Digitalisierte Informationen sind unter minimalem Ressourcenaufwand beliebig oft reproduzierbar, können weltweit in Echtzeit (kostenfrei) verbreitet werden, fördern durch vergleichsweise geringe Transaktionskosten die Globalisierung, können dank mathematischer Algorithmen maschinell ausgewertet und verarbeitet werden und können insgesamt zu einer Steigerung der Markttransparenz führen. All dies wirkt wettbewerbsverschärfend: Innovationskraft, Kreativität und Leistungsfähigkeit werden belohnt.

Die Digitalisierung stellt Finanzakteur:innen vor eine neue Herausforderung und einen tiefgreifenden Strukturbruch

In den Medien ist die Sprache von ‚radikaler Neuerfindung‘ der etablierten Geldhäuser, von ‚Sieger:innen und Verlierer:innen der digitalen Revolution‘. Und das Risiko ist durchaus real, denn der Aufbau und die Funktionsprinzipien der meisten Unternehmen haben ihren Ursprung noch im 19. bzw. 20. Jahrhundert und sind der Komplexität, Dynamik und Geschwindigkeit der Zeit kaum noch gewachsen. Ihre interne Organisationsstruktur ist schlichtweg zu langsam und nicht anpassungsfähig genug, um die nötige Transformation von sich aus zu bewältigen. Einerseits sind sowohl die internen IT-Systeme als auch die externe digitale Infrastruktur nicht mehr in der Lage, diese neue Komplexität zu bewältigen. Auf der anderen Seite erwarten die Kund:innen zunehmend eine möglichst hohe Zugänglichkeit, Transparenz, Qualität und Benutzerfreundlichkeit der Produkte und Dienstleistungen. Diese Entwicklung wird durch zunehmende Regulierung noch weiter vorangetrieben.

Auch blockieren interne Entscheidungsprozesse und ein Mangel an offener Fehlerkultur Kreativität und Innovationskraft sowie die Fähigkeit zur Selbstregulierung vieler Unternehmen. Dabei liegen Anspruch und Wirklichkeit im Topmanagement zumeist weit voneinander entfernt. Denn: Dass sich etwas ändern muss, haben laut EY-Untersuchung über 90 % der Führungskräfte im Bankenbereich erkannt. Sie rechnen mit einer steigenden Relevanz der digitalen Themen und einer Zunahme des für die Bearbeitung digitaler Themen aufzubringenden Zeitanteils. Dabei macht die Umsetzung und Betreuung digitaler Themen bereits heute ein Drittel der Gesamtarbeitszeit der Mitarbeiter:innen aus.[v]

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich keinesfalls die Meinung vertrete, die Zukunft wird zu 100 % digital — Das wird sie nicht und das sollte sie auch überhaupt nicht sein. „Digital first“ ist ein nettes Claim, doch die Wahrheit ist: Die Zukunft ist hybrid. Weder wird menschliche Interaktion von Technologie gänzlich verdrängt werden, noch sollten Menschen mit Technologien um die Ausübung von Tätigkeiten konkurrieren, die für Menschen nicht länger sinnstiftend sind. Ich behaupte sogar, dass die Maxime „digital first“ nicht in Ihrem Sinne ist, sondern im Interesse von Berater:innen und Technologieunternehmen. Denn „digital first“ führt schnell zu einer Entscheidungsblindheit — zur Unfähigkeit zwischen sinnvoller Digitalisierung und sinnloser Scheindigitalisierung (Digiwashing) zu unterscheiden.

Die Digitale Transformation begann im 19. Jahrhundert!

Wir leben in einem spannenden Zeitalter. Täglich erscheinen neue Technologien und Innovationen auf dem Markt und lösen alte ab oder etablieren sich parallel. Besonders spannend zu beobachten ist die Geschwindigkeit, mit der sich diese Innovationen heutzutage verbreiten und die immer kürzeren Einführungsphasen, die sie durchlaufen, bevor sie eine kritische Nutzermasse erreichen. Grund hierfür sind vor allem zwei Faktoren: Erstens muss die Infrastruktur für die Verbreitung stimmen, und zweitens muss die Technologie einen für die Zielgruppe erschwinglichen Preis erreichen, welcher insbesondere durch Angebot und Nachfrage geregelt wird, aber auch durch Skaleneffekte und Fortschritte bei der Produktion und Distribution.

Um das an einem prominenten Beispiel zu verdeutlichen: Die Bibel ist eines der meist gedruckten Bücher der Welt. Doch erst mit der Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1450 konnte sie effektiv vervielfacht werden. Bis dahin schrieben Mönche die Bibel per Hand ab. Selbst gute Schreiber benötigten in der Regel einige Jahre für ein einziges Exemplar. Die Gutenberg Bibel konnte dagegen ab ca. 1452 deutlich schneller vervielfältigt werden. Bis von der Bibel 50 Millionen Exemplare im Umlauf waren, verging somit eine Zeit von mindestens 1500 Jahren. Und heute? Im Oktober 2016 brachte die deutsche Bibelgesellschaft das Buch als App (die-Bibel.de App) heraus. Kaum ein Jahr später verzeichnete sie allein in Deutschland 200.000 Downloads.[vi]

Doch nicht nur Bücher und Ideen benötigen immer kürzere Abstände von der Idee zur Umsetzung zur Marktreife bis zum Erreichen einer soliden Nutzermasse, sondern auch große technologische Erneuerungen — Innovationen.

Eine bahnbrechende Innovation war seinerzeit das Telegramm um 1840. In einer Zeit, in der es so gut wie keine privaten Telefone gab und Briefe mehrere Tage bis Wochen benötigten, um ihren Zielort zu erreichen, waren Telegramme die vergleichsweise schnellste Möglichkeit, Nachrichten übertragen. Wer eine Nachricht übermitteln wollte, musste zunächst ein Post- bzw. Telegrafenamt aufsuchen (erst in den 1860er-Jahren verbreitete sich der Haustelegraf in privaten Haushalten) und einem Beamten seinen gewünschten Text diktieren, sowie die Empfängeradresse mitteilen (Um 1900 war es üblich, eine beim Amt hinterlegte Telegramm-Adresse zu haben. Optional konnten Telegramme allerdings auch wie Briefe an eine gewünschte Adresse übermittelt werden.). Die diktierten Angaben wurden anschließend via Fernschreiber zu einem Post-/Telegrafenamt in Reichweite des Empfängers oder der Empfängerin gesendet. Im Empfängeramt wurde anschließend der empfangene Fernschreiber-Papierstreifen von einem Boten ausgetragen. Von der Aufgabe bis zum Empfang des Telegramms vergingen so lediglich 2 bis 4 Stunden.

Auf das Telegramm folgte das Telefon. Aufgrund der für Telegramme benötigten Infrastruktur blühte eine neue Wirtschaft auf: die Kabelindustrie und mit ihr die Grundvoraussetzung für die nächste große Informations- und Kommunikationstechnologie: das Telefon, 1861 vom deutschen Konstrukteur Philipp Reis erfunden und 1876 in einer alltagstauglicheren Version als Patent angemeldet von Alexander Graham Bell. Doch obgleich seit den 1880er-Jahren in den Ausbau eines flächendeckenden Telefonleitungsnetzwerk investiert wurde, waren Telefonverbindungen anfangs sehr kostspielig. Einerseits erfolgte die Vermittlung durch Telefonist:innen per Hand, andererseits war die Bandbreite der Leitungen stark eingeschränkt. Bis das Telefon eine Reichweite von 50 Millionen Nutzer:innen erlangt hatte, vergingen sagenhafte 75 Jahre.[vii]

Der Rundfunk revolutionierte die Verbreitung von Informationen. Der Funk wurde ursprünglich durch Experimente im Bereich der ‚drahtlosen Telegrafie‘ in den 1830er Jahren entdeckt. Mit der nächsten technologischen Erneuerung, dem Übermitteln von Informationen via Radio-/ Hochfrequenzübertragung, konnten erstmalig viele Menschen gleichzeitig und in Echtzeit erreicht werden. Brauchte das Radio noch 38 Jahre, um die ersten 50 Millionen Nutzer:innen zu erlangen, benötigte das Fernsehen lediglich 13 Jahre, das Mobiltelefon sogar nur zwölf Jahre.[viii]

Fast schon lächerlich schnell verhält es sich dagegen mit jeglichen Technologien seit der Erfindung und Etablierung des Computers und des Internets. Das Internet benötigte nach Einführung lediglich vier Jahre, bis 50 Millionen User erreicht wurden. Nicht einberechnet sind hier jedoch die konzeptionelle Entwicklung (die Idee zur Computer-Vernetzung wurde erstmals 1946 vom Sci-Fi-Autor Murray Leinster in der Kurzgeschichte A Logic Named Joe erwähnt) und Grundlagenforschung: Die erste Idee hatte Joseph Carl Robnett Licklider Ende der 1950er-Jahre. Daneben galt zu klären, was nun das Internet sein sollte ... CSNET? Arpanet? BITNET? MILNET? SMTP? FTP? HTTP? Usenet? Tim Berners-Lee’s Konzept vom verteilten Hypertext-Netz, aus welchem schließlich das World Wide Web (WWW) entstand, erfolgte 1989. Somit war es keinesfalls sicher, welches Internet sich letztlich durchsetzen würde — oder das es jemals etwas anderes als einen digitaler Spielplatz für Nerds sein könnte. Gerade zu Beginn des Computerzeitalters glaubten viele Menschen schlichtweg nicht an das Internet, bzw. sie verstanden es nicht. Das ist interessant, wenn wir bedenken, dass ein paar Jahre später etliche Akteur:innen das Internet am liebsten ausschalten würden. So forderte Trump 2015 etwa, Bill Gates möge bitte das Internet ‚schließen‘ um den Terrorismus zu bekämpfen.

Mit dem Internet als grundlegende Infrastruktur setzte sich auch eine neue Form des Briefes um: die E-Mail. Als Ray Tomlinson 1971 die E-Mail erfand, revolutionierte er die Art und Weise, wie wir kommunizieren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren das Telegramm und der Brief — gemeinhin als ‚Schneckenpost‘ bezeichnet — das Mittel der Wahl, um Informationen über eine Entfernung zu verbreiten. Tatsächlich war die E-Mail eine solche Innovation, dass die meisten Menschen sie anfangs gar nicht begreifen konnten. In Deutschland ging die erste E-Mail erst 1984 ein, 13 Jahre nach ihrer Erfindung. Bis heute weigern sich manche Unternehmen, von Brief auf E-Mail umzustellen. Und wer hätte sich auch für E-Mail begeistern sollen? E-Mail funktionierte zunächst nur zwischen zwei Computersystemen innerhalb eines lokalen Netzwerks. Um den Benutzernamen klar vom Computernamen zu trennen, verwendete Tomlinson das @, da es eines der am wenigsten verwendeten Zeichen ist… Heutzutage verwenden wir mehr @- und #-Zeichen als Kommata. Erst mit der Transformation des Arpanet zum Internet in den 1980er-Jahren konnte die E-Mail ihr Potenzial auch für wirtschaftliche Anwendungen beweisen und bekam 1982 ein eigenes Übertragungsprotokoll zugewiesen: das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP).[ix]

Den nächsten wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Informations- und Kommunikationstechnologie stellt das Smartphone dar. Entgegen häufiger Einschätzung beginnt das Smartphone allerdings nicht mit dem iPhone, sondern mit dem 1994 von IBM vorgestellten Simon bzw. dem 1996 vorgestellten Nokia 9000 Communicator, dem ersten internetfähigen Mobilgerät. Von einem mobilen Endgerät für die Masse kann hier jedoch nicht die Rede sein: Das Gerät kostete 2700 Deutsche Mark und wog ein halbes Kilogramm. In den folgenden Jahren versuchten auch diverse andere Anbieter, sich mit mobilen internetfähigen Endgeräten auf dem Markt zu positionieren. Doch erst das 2007 von Steve Jobs vorgestellte iPhone schaffte es schließlich, einen wahren Hype auszulösen. In einem Gerät kombinierte Apple den iPod (äquivalent zum MP3-Player), das Mobiltelefon und die Fähigkeit, ins Internet zu gehen. Innerhalb kürzester Zeit setzte sich das Smartphone durch und verdrängte weitläufig das Mobiltelefon. Schnell war die 50-Millionen-User-Marke geknackt, 2010 waren es sogar bereits 500 Millionen User.[x]

Die Zeit der mobilen Anwendungen (Apps). Das Smartphone (bzw. das Betriebssystem dahinter: Android, iOS, Blackberry ...) stellt die Grundvoraussetzung für eine vollkommen neue Art mobiler Programme und Anwendungen: Apps. Vor der ‚App-Epoche‘ mussten Anbieter:innen ihre Angebote und Dienstleistungen als Download (bzw. früher zunächst auf Diskette, dann CD und später DVD/Blu-ray) zur Verfügung stellen. Meist erfolgte dies über den Einzelhandel oder eigene Kanäle. Mit dem Smartphone konnten diese Programme in Form von Apps sehr viel günstiger, schneller und bequemer entwickelt, verteilt, installiert, geladen (/gestartet) und genutzt werden. Der größte Vorteil gegenüber herkömmlichen Computerprogrammen: ihre einfache und intuitive Bedienbarkeit, die auf dem Smartphone meist über einen einzigen Finger erfolgt.

Seit der Einführung sogenannter Appstores können Applikationen verschiedenster Anbieter:innen auf einer Plattform bereitgestellt werden. Insbesondere für kleinere Anbieter:innen bedeutete das zunächst einen enormen Vorteil: Sie konnten ihre Sichtbarkeit (Exposure) stark steigern. Doch den Vorteil von Apps — und das Geld, das mit ihnen zu machen ist — erkannten schnell viele Unternehmer:innen. Heute füllen Millionen von Apps die App Stores. Und gleichzeitig war es nie einfacher, in kürzester Zeit 50 Millionen und mehr User zu erreichen, wie es die App Pokémon Go eindrucksvoll unter Beweis stellt: Nach nur 19 Tagen verzeichnete sie 50 Millionen Downloads.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Nutzer-Schwelle von 50 Millionen Menschen als Benchmark natürlich nur mäßig geeignet ist, da erstens um 1900 weniger Menschen auf der Welt lebten, und zweitens der Anteil sogenannter Entwicklungsländer weltweit sehr viel höher war als heute; die globale Kaufkraft ist seither stark angestiegen. Beeindruckend sind diese Entwicklungen jedoch nichtsdestotrotz!

Die Digitale (R)Evolution prägt unsere Gesellschaft

Evolution oder Revolution: eine Frage der Perspektive?

Der Begriff ‚Digitale Revolution‘ ist in aller Munde; fast schon so, als handle es sich hierbei um etwas Neues, etwas Bedrohliches. Dabei hat diese ‚Revolution‘ längst begonnen — ist für manche sogar Teil einer größeren ‚Digitalen Evolution‘. Bei der sogenannten Digitalen (R)Evolution handelt es sich im Grunde um den durch Computer- und Digitaltechnik ausgelösten Umbruch unserer Lebensweise hin zu einer digitalen Welt, ganz ähnlich wie die industrielle Revolution uns vor knapp 200 Jahren in die Industriegesellschaft führte.

Wir befinden uns mitten im größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch seit der industriellen Revolution. Nach dem US-Wirtschaftsjournalisten Nicolas Carr war die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert eine Revolution der menschlichen Hand- und Muskelkraft. Auf sie folgte im 20. Jahrhundert eine Revolution der Bewegungsorgane. Fortan konnte der Mensch mit dem Flugzeug fliegen, mit dem Auto, Zug, Schiff, etc. fahren und mit Raketenkraft sogar die Erde verlassen. Heute, im 21. Jahrhundert, „erleben wir die Industrialisierung des Gehirns“. Aufgaben, die bisher unser Gehirn leisten musste, werden von Technologie übernommen. Wir müssen immer weniger nachdenken; es sei denn wir entscheiden uns dazu. Im Umkehrschluss können wir uns stärker als je zuvor ethischen und philosophischen Fragen widmen und unsere freien Ressourcen für Kreativität und Innovation aufwenden.[xi]

„Wie alle Aufbrüche wird jedoch auch die Revolution verarbeitet, formatiert und schließlich zu einer neuen Restauration umerzogen. Aber nichts kann sie ungeschehen machen. Dass sie ausbrechen kann, ist das, was uns heutzutage am meisten fehlt.“[xii] —Anne Dufourmantelle (*1964; †2017), Philosophin und Psychoanalytikerin.

Werden wir künftig überhaupt noch gebraucht werden? Und was macht diese Revolution des Gehirns mit uns?

In den Medien wird mitunter von einem Digitalen Darwinismus nach dem Prinzip anpassen oder untergehen (engl.: adapt or die) gesprochen. Vertreter des digitalen Darwinismus propagieren, dass Unternehmen sich entweder an die radikalen Änderungen der Digitalisierung anpassen müssen oder untergehen werden.

Rein technisch betrachtet handelt es sich bei der Digitalisierung um die Aufbereitung und Speicherung von Informationen und Daten in einem digitaltechnischen System. Betrachtet man die Digitale Transformation allerdings im systemischen Kontext, bedeutet sie eine tiefgreifende Technologisierung von Branchen, Strategien, Organisationen und Soziokultur — eine Transformation. Diese beiden Definitionen stellen die Änderungen also einerseits als eine langwierige Entwicklung (Evolution) beziehungsweise als eine tiefgreifende Änderung (Revolution) dar. Wer es also genau nimmt, muss einräumen, dass wir eine Digitale (R)Evolution durchleben.

Die Digitale (R)Evolution ist eine hybride Mischung aus radikaler Revolution und langwieriger Evolution. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Frage, in welcher Phase der Digitalisierung sich eine Person oder ein Unternehmen befindet. Gerade bei Unternehmen lässt sich hier ein großer Unterschied feststellen. Was für die einen eine radikale und überraschende Revolution ist, ist für andere eine lange angekündigte Evolution. Wer früh auf den Digitalisierungszug aufgesprungen ist, für den/die durchleben wir seit langem eine digitale Evolution. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, welche die Digitale Transformation kleingespielt oder gar ignoriert haben. Sie stehen heute vor einer Revolution und können sich auf radikale Veränderungen einstellen.

Auch wenn die Digitale (R)Evolution auf den ersten Blick erschrecken mag, ist sie durch ihren Mehrwert eine Bereicherung unseres Lebens. Besonders seit der Erfindung des Internets sind uns viele neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Kommunikation eröffnet worden, durch die wir uns selbstständig weiterentwickeln können. Mit jeder neuen Technologie und jeder neuen Idee werden neue Schnittstellen für weitere Innovationen ermöglicht — und somit der nächste Schritt der digitalen Evolution. Die digitale Welt von heute vernetzt uns nicht nur, sie erlaubt uns mit fortschreitender technologischer Entwicklung auch, uns immer neuen Aufgaben zu widmen. Jede einzelne technologische Innovation, vom Internet bis zur Blockchain, war für sich gesehen eine kleine Revolution, die der Menschheit neue Möglichkeiten eröffnet hat und somit Teil der Digitalen (R)Evolution wurde.

„Der Wandel ist das Gesetz des Lebens; wer nur auf die Vergangenheit blickt, verpasst mit Sicherheit die Zukunft.“ —John Fitzgerald Kennedy (*1917; †1963), 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wir haben das große Privileg, in ein Zeitalter hineingeboren worden zu sein, das kaum bedeutsamer sein könnte. Unsere individuellen Entscheidungen und Handlungen haben das Potenzial, die Welt nachhaltig zu bewegen. Ich empfinde dies als ein großes Glück, aber auch als eine Verantwortung die bisweilen überwältigend wirkt. Das ist aber noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr habe ich mich dafür entschieden, mich auf die Möglichkeiten und Potenziale zu konzentrieren, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Und ich bin überzeugt, Sie können das auch.

Ob und in welchem Ausmaß Sie sich auf diese Digitale (R)Evolution einlassen, ist wiederum Ihre eigene Entscheidung. Um Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, möchte ich Ihnen gerne drei Fragen stellen, die Sie sich selbst grundsätzlich, aber auch jeweils themenspezifisch stellen können:

Was würde passieren, wenn Sie sich bewusst gegen die Digitale Transformation entscheiden? Würde sie deshalb stoppen oder würde sie unbeirrt fortschreiten?

Was würde sich in Ihrem privaten und beruflichen Alltag wahrscheinlicher verändern, wenn Sie sich bewusst gegen die Digitalisierung entscheiden? Würden Sie künftig noch erfolgreicher werden oder würden Sie früher oder später den Anschluss verlieren?

Wie könnte Ihre Lebens- und Arbeitswelt aussehen, wenn Sie sich auf die Digitalisierung einlassen? Würden Sie sich in einer Welt der Einschränkungen und Hindernisse wiederfinden oder in einer Welt voll ungeahnter Möglichkeiten?

Dass der Digitale Wandel der Gesellschaft, der Wirtschaft und jeder einzelnen Bank, Versicherung oder Vermögensverwaltung aufhört fortzuschreiten, nur weil wir uns persönlich dagegen verwehren, ist unwahrscheinlich. Natürlich gibt es auch heute noch Menschen — sogenannte digitale Aussteiger:innen und digitale Minimalist:innen — die sich gegen die Digitalisierung entschieden haben und damit glücklich und erfolgreich sind. Und doch stellen mehr und mehr Menschen fest, dass sie heute ohne mobile Endgeräte (Laptop, Smartphone, Smartwatch, Tablet) und digitale Plattformen (Amazon, Alibaba, eBay, Facebook, Google/Google Maps, LinkedIn, WhatsApp, Xing, YouTube, etc.) allmählich den Anschluss an die Gesellschaft und ihr soziales Umfeld verlieren. Und zwar unabhängig von der Corona-Krise.

Jede Generation nimmt die Digitale (R)Evolution anders wahr

Die digitale Welt Generation Z.

Bei Menschen, die ab etwa 1996 geboren sind, wird gängig von der Generation Z, bzw. den Digital Natives gesprochen. Diese Generation sah sich Zeit ihres Lebens von Technologie umgeben und hat die Digitale Transformation weder als eine Evolution noch als eine Revolution erlebt: In vielen Lebensbereichen musste die Generation Z nie einen klaren Unterschied zwischen digital und analog machen. So werden Konversationen etwa ganz natürlich auch über soziale Medien geführt. Das Smartphone ist eine alltägliche Begleitung; geht es kaputt oder kommt abhanden, fehlt ein Teil des Selbst.

Das soll nicht heißen, dass diese Generation ausschließlich digital kommuniziert. Analoge Kommunikation ist nach wie vor wichtig und wird auch von der Generation Z als die Gesprächsart mit dem größten Gefühl der Verbundenheit empfunden. Besonders interessant ist das Verhältnis dieser Generation zum Datenschutz: Während das Thema Datensicherheit an sich oft nebensächlich ist, gibt es wohl keine Generation, die so kreativ mit dem Datenschutz umgeht. Da sie keine Welt ohne digitale Kommunikation kennen, gehen sie auf den ersten Blick wohl sehr sorglos mit dem Umgang ihrer im Netz bereitgestellten Daten und Informationen um. Gleichzeitig ist es für viele dieser Generation heute selbstverständlich, mehrere digitale Identitäten / Profile gleichzeitig zu pflegen.

Die Digitale (R)Evolution aus Sicht der Millenials.

Als Millenials, bzw. Generation Y („Why?“), werden Menschen bezeichnet, die zwischen 1981 und 1995 geboren sind. Unter dieser Generation befinden sich sowohl Digital Natives als auch sogenannte Digital Immigrants. Sie sind die erste Generation, die bereits mit einem Großteil der heutigen digitalen Technik groß geworden ist. Da für ihre Eltern der Begriff ‚digital‘ in frühen Jahren jedoch noch nicht wirklich von Bedeutung war, tasteten sich die Millenials anfangs nur langsam und meist selbstständig an die Grundlagen der digitalen Welt an.

In den vergangenen dreißig Jahren gab es zahlreiche neue Erfindungen, die das Leben der Menschen nachhaltig beeinflussten. So wuchs der Großteil der Generation Y mit dem Internet sowie dem Aufstieg der sozialen Medien (ab 1995) auf. Durch die neue Perspektive, die die digitalen Innovationen um die Jahrtausendwende bot, wurde die Digitale Transformation für die Generation Y zu etwas Spannendem, das sich ständig weiterentwickelt, während die analoge Welt Schritt für Schritt immer weiter ergänzt wird. Anders als die Generation Z, für welche „digital“ gleichbedeutend ist mit „normal“, nehmen Millenials die Digitalisierung zwar noch sehr bewusst war, gelten gleichzeitig aber auch als ihr größter Treiber.

Die Perspektive der Generation X auf die Digitale (R)Evolution.

Menschen, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden, gehören zur Generation X. Diese auch Generation bewegt sich nach eigenem Empfinden besonders bewusst und selbstbestimmt zwischen der digitalen und der analogen Welt. Ihre Jugend war geprägt von einer Zeit, in der Technologien anwendungsfreundlicher, portabler, zugänglicher und leistungsstärker wurden. So wuchs die Generation X etwa mit den ersten Mobiltelefonen auf (erfunden 1983), und bekam die Einführung der Compact Disk (CD, 1984), des Game Boy (1989) oder des Internet (1991) mit.

In die heutige digitale Welt hineingeboren ist die Generation X nicht, weshalb man sie auch als Digital Immigrants bezeichnet. Sie mussten sich mit der Zeit anpassen, um nicht von der rasanten Entwicklung abgehängt zu werden. Auch der Computer gewann in ihrem Leben zunehmend an Bedeutung und sorgte für gänzlich neue Möglichkeiten. Diese Generation hat die Digitalisierung sowohl als eine Evolution erlebt, als auch als Anreihung kleiner technologischer Revolutionen.

Die Digitale (R)Evolution der Baby Boomer.

Zwischen 1943 und 1964 sind die Menschen geboren, die zu dieser Zeit fast noch frei von digitalen Elementen im Alltag aufwuchsen. Sie werden als Baby Boomer bezeichnet, da sie in weiten Teilen Europas und Nord Amerikas die bis heute geburtenstärkste Generation waren und heute wesentlich zum demographischen Wandel beitragen. Gelernt haben sie den Umgang mit digitalen Strukturen als Kinder nicht. Innerhalb ihrer Karriere mussten sie sich deshalb immer wieder an die Entwicklung anpassen und ihre Kompetenzfelder erweitern. Als Kinder und Jugendliche haben sie die Markteinführung des Farbfernsehers (1967), der ersten Videospielkonsolen (1968) und Digitalkameras (1975), des Sony Walkman (1979) und natürlich der ersten Personal Computer (IBM PC, 1981) und Heimcomputer (z.B. der Commodore 64, 1982 oder der Apple Macintosh, 1984) miterlebt.

Die Generation der Baby Boomer war dabei, als die Stellweichen für unsere heutige digitale Arbeitswelt gestellt wurden. Gleichzeitig hat diese Generation im Verlauf ihres Lebens so viele Innovationen mitgekriegt, dass es für sie leicht ist, den Anschluss zu verlieren.

Zu Beginn des Internets waren viele Baby Boomer bereits über 30 Jahre alt und wurden in ihrer Ausbildung noch nicht auf eine digital vernetzte Arbeitswelt vorbereitet. Obwohl Baby Boomer den Digitalen Wandel von Beginn an miterlebt haben, empfinden sie die exponentiell zunehmenden Entwicklungen der letzten Jahre als Revolution, die sie noch immer zu Veränderungen und Anpassungen zwingt. Somit sind sie einerseits die Generation, die die Digitale Transformation in Bewegung gebracht hat und gleichzeitig auch die Generation mit den größten (existenziellen) Sorgen vor den Entwicklungen dieser Bewegung. Eine nicht unkritische Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass sie heute oft die Führungsriegen vieler Unternehmen ausmachen.

Eine Ausnahme gibt es jedoch unter den Baby Boomern: Silver Surfer, also digital-affine Menschen ab dem 50ten Lebensjahr, können sich sowohl digital als auch analog hervorragend arrangieren und behalten dabei ihre persönlichen Bedürfnisse im Blick. Sie haben die Entwicklung hin zur digitalen Welt schon in einer sehr frühen Phase mitbekommen und treiben sie bis heute aktiv voran.

Die Einflüsse der digitalen Welt auf Senior:innen.

Wer heute 70 Jahre und älter ist, ist in der Regel bereits in Rente und gehört der Gruppe der Senior:innen an. Die Kindheit dieser Generation verlief vollkommen ohne digitale Einflüsse, wenn man einmal vom Rundfunk und vom Telefon absieht. Gleichzeitig ist diese Generation die Einzige, die den Beginn der Digitalisierung bis zum heutigen Stand miterlebt hat. Seniorinnen und Senioren können deshalb ganz klar sowohl von einer digitalen Evolution als auch von einer digitalen Revolution sprechen. Diese digitale Entwicklung mag ihnen zunächst Angst machen, muss sich allerdings nicht unbedingt nachteilig auswirken: Die digitale Welt bietet auch den älteren Menschen die Möglichkeit, mit ihren Verwandten und Freund:innen in Kontakt zu bleiben, selbst wenn es die Bewegungsfähigkeit nicht immer zulässt. Mit neuen, speziell für Senior:innen entwickelten Technologien oder Angeboten, ‚lebenslanges Lernen‘ heute noch leichter und noch stärker gefördert als je zuvor.

Wie digital ist Deutschland?

Wie steht es um die Digitalität und die Digitalen Literacy der Deutschen und wie reagieren sie auf den Digitalen Wandel?

Der D21-Digital-Index 2019/2020 bestimmt auf einer Skala von Null bis Hundert den Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft in einem jährlichen Lagebericht. Der Index stützt sich auf die vier Säulen, die Subindizes Zugang, Kompetenz, Offenheit und Nutzungsverhalten: Zunächst werden mit Zugang und Kompetenz das Können festgestellt; damit sind sowohl technische Voraussetzungen als auch individuelle Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Geräten gemeint. Kompetenz ist die wichtigste Voraussetzung für den Digitalisierungsgrad und wird somit beim Index am stärksten gewichtet. Weniger stark wird die Einstellung gegenüber digitalen Medien, die sogenannte Offenheit, gewertet, sowie das Nutzerverhalten bei digitalen Anwendungen; beide spiegeln das Wollen wieder.[xiii]

Der Index wird ständig um neue Komponenten erweitert. So haben im vergangenen Jahr auch Wearables und digitale Sprachassistenten Eingang in die Befragung gefunden. Somit zeigt der Index auch an, inwieweit die Deutschen mit der Dynamik der weltweiten digitalen Entwicklung mithalten. Das Ergebnis zeigt, dass der Digitalisierungsgrad der Deutschen bei 58 Punkten liegt und damit 3 Punkte höher als im Vorjahr. Bei den Subindizes Zugang und Nutzungsverhalten konnte eine besonders positive Entwicklung festgestellt werden, was auf eine bessere technische Ausrüstung der Nutzer:innen zurückgeführt werden kann. Doch auch Kompetenz und Offenheit stiegen an.[xiv]

Digital Literacy bezieht sich auf die Kompetenz im Umgang mit digitalen Systemen und Medien. Digital Literacy beschreibt, wie flexibel oder souverän Nutzer:innen mit digitalen Anwendungen umgehen können. Der englische Begriff bedeutet wortwörtlich „digitale Lese- und Schreibfähigkeit“ und ist im Deutschen als Digitale Kompetenz, Digitale Medienkompetenz oder auch Informationskompetenz bekannt. Dazu zählt die Fähigkeit, digitale Plattformen und Medien zu nutzen, um Informationen zu beschaffen, zu bewerten und zusammenzustellen. Digital Literacy bezieht sich zudem auf den Grad der Aufklärung der Person zu den Mechanismen und Algorithmen hinter Plattformen (etwa nutzerbasierte Werbung). Im weiteren Sinne wird der Digitalen Kompetenz auch das Allgemeinwissen zu digitalen Themen und Begriffen zugeordnet. Die digitalen Kompetenzen einer Person können mitunter dadurch festgestellt werden, wie gut sie digitale Technologien und Medien anderen gegenüber erklären können.[xv]

Auffällig ist, dass sowohl das Alter als auch die Bildung und Berufstätigkeit eine wichtige Rolle spielt bei der digitalen Aufklärung. Am höchsten sind die Digitalen Kompetenzen bei den 14 bis 29-Jährigen ausgeprägt, gefolgt von Berufstätigen, die aufgrund ihrer Arbeit regelmäßig mit digitalen Systemen in Berührung kommen. Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und ältere Menschen hingegen verfügen nur über geringe Digitale Kompetenzen. So ist das Bewusstsein zwar gestiegen, dass kostenlose Apps mit dem Zugriff auf gesammelte Daten bezahlt werden. Für Senior:innen und für Personen mit niedriger Bildung bleibt diese Thematik laut D21 Digital-Index jedoch weiterhin kaum relevant. Auch die Akzeptanz von nutzerbasierter Werbung ist gestiegen; insbesondere die unter 30-jährigen gehen auffällig locker mit der Verwendung ihrer persönlichen Daten um.[xvi]

Es zeigt sich weiter, dass der souveräne Umgang mit Anfeindungen in sozialen Netzwerken, das Erkennen von Fake-News und die Nutzung mehrerer Quellen bei Recherchen im Netz immer weniger als Problem empfunden wird. Beim Aneignen von Digitalen Kompetenzen setzen der Befragten 76 % auf informelles Lernen, etwa durch Ausprobieren oder Tipps von Freunden und Verwandten, während 22 % formales Lernen durch Schulungen und Weiterbildungsangebote bevorzugten.[xvii]

Was digitale Anwendungen betrifft, so werden die Deutschen immer sicherer. 82 % der Befragten in der Lage, Suchmaschinen zu nutzen, um Informationen zu suchen. 71 % betreiben Online-Shopping und 70 % kommunizieren über Instant-Messaging Dienste wie WhatsApp, Threema, Telegram oder Signal. 60 % können mit gängigen Office-Programmen umgehen; jede/r Dritte gibt an, anderen bei Problemen helfen zu können. 58 % nutzen digitale Dienstleistungen wie Reiseportale oder Lieferdienste. 55 % nutzen Online-Banking Anwendungen. 44 % verwenden Online-Streaming Dienste und 43 % spielen über den Computer, das Smartphone oder die Konsole Videospiele. 41 % der Deutschen sind in der Lage über Google Docs oder Microsoft OneDrive mit anderen zusammenzuarbeiten und 36 % nutzen regelmäßig digitale Lernangebote. Das Schlusslicht bilden die Nutzung von Sprachsteuerung und Sprachassistenten (22 %) und Smart-Home-Anwendungen (15 %). Während Smartphone-Kompetenzen zunehmend stärker ausgeprägt sind, hat ein Großteil der Deutschen beim Umgang mit Computern noch Aufholbedarf. Zwar können knapp zwei Drittel der Befragten klassische Computerprogramme verwenden. Jedoch beherrschen nur 13 % eine Programmiersprache.[xviii]

Viele Deutsche tun sich schwer mit dem Verstehen und Wiedergeben von Fachbegriffen der digitalen Welt. Ein genaueres Hinterfragen zeigt zudem, dass das Verständnis der Bedeutung technologischer Begriffe noch recht oberflächlich ist. Viele Schlagwörter sind den Deutschen zwar ein Begriff, aber bei vielen fehlt noch das umfassende Wissen, diese Technologien auch erklären zu können. Sie können dem öffentlichen Diskurs — etwa bei Technologien im Arbeitsumfeld, Finanz- und Gesundheitsbereich, oder bei häuslichen Anwendungen — noch nicht uneingeschränkt folgen. Nur etwa die Hälfte traut sich zu, gängige Begriffe wie Cloud, künstliche Intelligenz oder Algorithmus zu erklären und maximal die Hälfte davon liegt mit der Erklärung richtig. Besonders spannend ist auch die Schlussfolgerung des D21-Berichts zu digitalen Kompetenzen im Arbeitsumfeld. Wie so oft gilt auch hier: „je (digital) kompetenter die Befragten sind, desto eher sehen sie den Bedarf, ihr Wissen zusätzlich zu erweitern“[xix]. Diese Erkenntnis dürfte jeder Expertin und jedem Experten vertraut sein.[xx]

Die Mehrheit der Deutschen möchte ihre digitalen Kompetenzen ausbauen. Die Ergebnisse des D21-Digital-Index lassen darauf schließen, dass die Deutschen ihren Aufholbedarf erkannt haben und durchaus offen sind für digitale Neuerungen; immerhin zwei Drittel wünschen sich, dass bereits in der Schule ein Grundstein an digitalem Wissen gelegt wird. Fast die Hälfte der Deutschen plant, ihr digitales Wissen auszubauen und stolze 76 % möchten das Internet nicht mehr missen.[xxi]

Wie steht es also um die Digitalität und den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft in Deutschland?

Die Deutschen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:[xxii]

Laut dem D21-Digital-Index gehören 18 % der Befragten zu den Digital Abgehängten, einer Gruppe die sich zu 14 % aus

Offliner:innen

ohne Internetzugang und zu 4 % aus

Minimal-Onliner:innen

zusammensetzt, die zwar einen Internetzugang haben, in der digitalen Welt aber weitgehend orientierungslos sind.

38 % der Befragten zählt der Index zu den Digital Mithaltenden; davon sind 30 %

Konservative Gelegenheitsnutzer:innen

und 8 %

Vorsichtige Pragmatiker:innen

. Erstere nutzen das Internet hauptsächlich zur Informationssuche und zum Online-Shopping, während letztere durchaus Geräte- und Plattformen verwenden und offen sind für Neues. Beide Gruppen sind von einer gewissen Vorsicht und Unsicherheit geprägt.

Erstmals seit der Erhebung bildet die Gruppe der Digitalen Vorreiter:innen die größte Gruppe mit 44 %. Diese Gruppe zeichnet sich durch ein junges Durchschnittsalter (35-43 Jahre) und überdurchschnittlich umfangreiche Gerätenutzung aus. Das entspricht einem Anstieg von 7 % seit dem Vorjahr. Allerdings ist diese Beschreibung mit Vorsicht zu genießen, denn zwischen den Untergruppen liegen gravierende Unterschiede hinsichtlich der Offenheit und dem Nutzungsverhalten, aber auch in Bezug auf die Digitalen Kompetenzen: Die

Reflektierten Profis

(27 %), die das Internet relativ sicher zu nutzen wissen, aber nicht bei jedem Trend mitmachen.

Progressive Anwender:innen

(12 %) weisen bereits hohe digitale Kompetenzen auf, kommen aber nicht an die

Technik-Enthusiast: innen

(5 %) heran, die rund neun Stunden am Tag (auch für berufliche Zwecke) online sind und die nahezu jedem neuen Trend folgen.

Abb. 0.1: Die Digitale Gesellschaft in Deutschland

(Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an D21 (2019)) 

[i] Kröhling (2017:24)

[ii] Pratz et al. (2013), zitiert in Herrmann & Heinke (2018:194)

[iii] Schallmo & Rusnjak (2017:5)

[iv] Vgl. Malik (2017:XXXf.)

[v] Vgl. Hays (2016:4)

[vi] Vgl. Smart Mobile Factory (2017)

[vii] Vgl. Statista (2012)

[viii] Vgl. Statista (2012) & Desjardins (2018)

[ix] Vgl. Wolski (2016)

[x] Vgl. Statista (2012)

[xi] Vgl. inkl. Zitat Carr (2010:9ff.)

[xii] Dufourmantelle (2018:298)

[xiii] Vgl. D21 (2020)

[xiv] Vgl. D21 (2020)

[xv] Vgl. D21 (2020), Horndasch (2019)

[xvi] Vgl. D21 (2020:26ff.)

[xvii] Vgl. D21 (2020:26ff.)

[xviii] Vgl. D21 (2020:22-29)

[xix] D21 (2020:57)

[xx] Vgl. D21 (2020)

[xxi] Vgl. D21 (2020:34)

[xxii] Vgl. D21 (2020:36)

TEIL I:DIE GROßEN TREIBER DER DIGITALEN (R)EVOLUTION DER VERMÖGENSANLAGETitel

Kapitel 1: Das digitale Geschäftsmodell

Auf einen Blick!

Das digitale Zeitalter macht neue Geschäftsmodelle möglich — und erforderlich.

Finanzunternehmen durchlaufen fünf Phasen der Digitalen Transformation

1.1. Traditionelle Geschäftsmodelle gefährden die Zukunftsfähigkeit

Der Digitale Wandel bricht mit alten Mustern und Monopolen

Im Wesentlichen hat der Finanzsektor zwei ökonomische zusammen:[i]

Die

Geldfunktion

, also die Liquidität und Geldversorgung.

Die

Allokationsfunktion

, also die in-/direkte Kapitalallokation, die Finanzdienstleister:innen zu Intermediären zwischen Kapitalgeber:innen und -nehmer:innen macht.

„Innerhalb der Finanzindustrie bestimmen Kreditinstitute, Finanzdienstleistungsinstitute, Versicherungen, Finanzmärkte sowie staatliche Institutionen das Marktgeschehen. Geschäftsbanken bieten ihren Kunden Geldanlagen an (Passivgeschäft) und verleihen diese Gelder wiederum in Form von Krediten (Aktivgeschäft), wohingegen sich Versicherungen auf das Absichern von finanziellen Risiken beschränken. Finanzmärkte verwalten und organisieren den Handel von Wertpapieren und Währungen. Zusätzlich sind staatliche und regulatorische Institutionen wie Zentralbanken für das Festsetzen von Leitzinssätzen, die Sicherstellung der Bankenliquidität und die Währungsstabilisierung verantwortlich.“[ii] —Alexander Braune, DB und Prof. Dr. Christian Landau, EBS Universität für Wirtschaft und Recht.

Noch verlassen sich viele etablierte Finanzunternehmen auf ihren monopolartigen Zugang zu Kund:innen. Gleichzeitig bietet ihnen ihre Funktion als Intermediär die Möglichkeit, „Profite durch die eigene Refinanzierung (zu) generieren. Banken erhalten von ihren Kunden Passiveinlagen gegen Zahlung von Zinsen (…). Gleichzeitig können Banken diese Kundeneinlagen wiederum in Form von Krediten weiterverleihen (…)“[iii]. Dies verleiht etablierten Finanzunternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren FinTechs. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ist der regelmäßige Kontakt zu Bestandskund:innen, den insbesondere Banken und Versicherungen — auch über ihre Filialnetzwerke — regelmäßig haben. Mit der Digitalen Transformation werden diese Vorteile allerdings zunehmend zu Nachteilen, denn sie setzen ein statisches und träges System voraus, dass sich zunehmend auch gegen Direktbanken, Online-Brokerage-Plattformen und andere Finanzdienstleister:innen behaupten muss.[iv]

Nicht jedes Finanzunternehmen wird es durch die Digitale (R)Evolution schaffen

Das klassische Finanzgeschäft, wie wir es heute kennen, wird es mittelfristig in dieser Form nicht mehr geben. Die Zeiten sicherer Profitabilität, in denen Kund:innen ihren Vermögensberater:innen und -verwalter:innen die ewige Treue schwören und blind vertrauen, während die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dabei zusieht wie Bankgeschäfte mit einem Handschlag geregelt und in unleserlicher Handschrift in den Büchern vermerkt werden sind definitiv vorbei (nach Wirecard und GameStop dieses Mal bestimmt auch wirklich).

Wer Excel-Tabellen und Telefax heute noch als adäquate Instrumente für die Vermögensverwaltung betrachtet oder noch in D-Mark rechnet, muss jetzt stark sein: Die bisherigen Einkommensströme werden schon sehr bald versiegen. Ohne digitale Prozesse und eine moderne IT-Infrastruktur wird es zukünftig schlichtweg unmöglich sein, dem stetig steigenden Level an regulatorischer Komplexität und den veränderten Ansprüchen der Kund:innen gerecht zu werden. Selbst wenn manuelle Umwege es kurzfristig möglich machen, der nationalen und internationalen Regulierung wie der EU-Richtlinie MiFid II (Markets in Financial Instruments Directive) oder dem US-Gesetz FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act) nachzukommen, so werden die zusätzlichen Kosten langfristig zum Verhängnis.

Schon vor Covid-19 war die Branche geprägt von einem verschärften Wettbewerbsdenken, einem steigendem Kostendruck, angeschlagenem Vertrauen seitens der Anleger:innen und dem zunehmenden Ruf nach Transparenz sowie risikoärmeren und nachhaltigeren Produkten. Hinzu findet gerade ein Generationenwechsel statt, bei dem relativ junge Menschen aufgrund von Erben, Startup-Erfolgen oder digitalen Fähigkeiten bereits über ein erhebliches Einkommen und Vermögen verfügen. Diese Zielgruppe hat im Vergleich zu den bisherigen Zielgruppen ein völlig anderes Verständnis von Digitalität und andere Wertevorstellungen. Folglich haben sie auch vollkommen andere Ansprüche an die digitale Vermögensanlage, als die bisherigen Zielgruppen.

Gleichzeitig ist die Bereitwilligkeit, den Dienstleister zu wechseln, massiv gestiegen. Spätestens mit der Umsetzung der Payment Service Directive II-Richtlinie (PSD2) sind Kund:innen nicht mehr an eine Bank gebunden und können je nach Bedarf unterschiedliche Dienstleister:innen nutzen, indem sie Drittanbieter:innen den Zugang zu ihren Bankkonten ermöglichen. Stattdessen versprechen maßgeschneiderte Technologielösungen, die auch das Finanzmanagement der Unternehmen erleichtern können, eine attraktive Zukunftsentwicklung im Finanzsektor zu sein.

Die traditionelle Vermögensanlage und die Rolle der Private Banker:innen befinden sich in einem fundamentalen Umbruch. Die Karten werden neu gemischt. Gestern belächelte digitale Nischenspieler werden übererfolgreich, während alteingesessene Traditionshäuser kurz vor der Pleite stehen. Unternehmen, die die Digitale (R)Evolution frühzeitig akzeptiert haben, geben heute den Ton an. Die Digitalisierung im deutschen Finanzbereich hat allerdings keinesfalls nur Verlierer:innen hervorgebracht, sondern auch Gewinner:innen. Heute geben jene Finanzinstitute die Richtung vor, die die Weichen frühzeitig auf ‚Digitalisierung‘ gestellt haben, sich mit direkten und indirekten Wettbewerbern zusammengetan haben, eine offene Fehlerkultur leben und agil und schnell auf Veränderungen am Markt reagieren können.

Wer heute als Finanzdienstleister:in relevant bleiben will, muss den Endkund:innen sowohl offline als auch online begegnen. Und zwar kanalübergreifend und möglichst ohne Medienbrüche bei denen sich die Kund:innen zwischen verschiedenen Plattformen oder Endgeräten neu einloggen müssen. Damit Sie sich auch in Zukunft neben Ihren Mitbewerber:innen behaupten können, müssen Sie jedoch nicht unbedingt deren Geschäftsmodelle kopieren. Vielmehr gilt es, sich über die eigene Strategie und neue Innovationsansätze im Markt (neu) zu positionieren und digitale Technologien und hybride Geschäftsmodelle voll auszuschöpfen. Denn: Das digitalisierte Finanzinstitut ist nicht einfach eine digitalisierte Version der klassischen Traditionshäuser, sondern ein Unternehmen, das seine internen und externen Prozesse digitalisiert und neue Technologien einsetzt, um Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den Kund:innen nutzen. In einem offenen und vernetzten Ökosystem arbeitet die digitale Vermögensanlage mit Drittanbieter:innen und FinTechs — jungen Finanztechnologie-Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen — zusammen, um den maximalen Mehrwert für Kund:innen zu liefern.

1.2. Gestatten: Das digitale Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell sichert den Unternehmenserfolg

Eine klare Definition für den Begriff digitales Geschäftsmodell zu erhalten, ist aufgrund der Vielzahl teils widersprüchlicher Definitionen in der Literatur und im Netz leider so gut wie unmöglich. Häufig scheitert es schon bei der Beschreibung des Begriffs ‚Geschäftsmodell‘.