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Der Bauplan des Jungbleibens.
Die Wirkweisen der Natur nachzuahmen und anzuwenden hat sich in vielen Bereichen des Lebens als bahnbrechender Vorteil erwiesen. Auch beim Thema Anti-Aging bietet die Natur dem Menschen hochgradig effektive Strategien.
Kultautor Ulrich Warnke, langjähriger Universitätsdozent für Bionik, zeigt, wie wir das Altern auf innovative Weise aufhalten können, indem wir den Bauplan der ewigen Jugend in uns aktivieren. Durch die gezielte Nutzung von Naturprinzipien wird die Ur-Information der Zellen regeneriert und das Altern bereits auf der Ebene der Gene verhindert: Gute Gene werden durch bestimmte Verhaltensweisen und Methoden an-, schlechte ausgeschaltet. Hierzu zählt die Aufnahme bioaktiver Stoffe aus verschiedenen Pflanzen, um unsere Zellen zu schützen und zu verjüngen, Bewegung im Sonnenlicht zur Bildung von Vitamin D, Reinigung auf Zellebene durch Autophagie und Apoptose oder auch Aufenthalte in der Natur, um biogene Wirkstoffe über die Luft sowie Lichtinformationen, die unsere innere Uhr steuern, aufzunehmen. Ein revolutionärer, wissenschaftlich fundierter Weg, um lange gut zu leben.
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Seitenzahl: 774
ULRICH WARNKEFLORIAN WARNKE
Bionische Regeneration
Das Altern aufhalten mit den geheimen Strategien der Natur
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.Von Ulrich Warnke sind bei Arkana und Goldmann außerdem lieferbar:Quantenphilosophie und Spiritualität (22179)Quantenphilosophie und Interwelt (22265)Die Öffnung des 3. Auges (22264)Bionisches Wasser (34247)
Vollständige Taschenbuchausgabe April 2021
© 2017 der Originalausgabe im Arkana Verlag, München
© 2021 Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: FinePic®, München
Bildnachweis: 1, 2, 3, 4: Infografik Hamburg, Sabine Timmann
Lektorat: Juliane Molitor
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
LG ∙ CF
ISBN 978-3-641-17873-4V003Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz
Vorwort – Die Geburt einer neuen Disziplin
Einleitung
TEIL I Warum so selten jemand 120 wird – das Problem der sekundären Alterung
1. Fragwürdige Theorien
Antioxidantien – Allheilmittel gegen das Altern?
Telomerase-Aktivierung als Jungbrunnen?
2. Alterung als Mangelzustand
Das Wachstumshormon
Weitere Mangelzustände
Konkrete Mangelerscheinungen im Alter
Mit grauen Haaren fängt es an
Defekte Energiekraftwerke
Zelluläre Seneszenz und Krebs
3. Die zwölf wichtigsten Alterungsfaktoren
1. Oxidative Schäden
2. Verzuckerung der Rezeptoren und funktionellen Eiweiße
3. Schäden an der DNA
4. Schädigung der Mitochondrien
5. Chronische Entzündung
6. Verlust der Autophagie
7. Rückgang der Hormonspiegel
8. Schwächung des Immunsystems
9. Neurologische Degeneration
10. Anfälligkeit für Krebs
11. Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
12. Programmierte epigenomische Veränderungen
4. Das Verjüngende macht krank, das Verteufelte ist lebenswichtig – zwei Seiten einer Medaille
Gift – eine Frage der Dosis und der Verträglichkeit
TEIL II Bionische Regeneration – die Lösung der Probleme
5. Mastersubstanzen für ein langes Leben
Mastersubstanz Nr. 1: Klotho reguliert den Mineralhaushalt
Mastersubstanz Nr. 2: AMPK reguliert die Zellenergie
Mastersubstanz Nr. 3: NAD+ sorgt für Reparatur und Langlebigkeit
Mastersubstanzen Nr. 4: Sirtuine halten den Alterungsprozess auf
Mastersubstanz Nr. 5: Nrf2, Zentrum der körpereigenen Antioxidantien
Mastersubstanz Nr. 6: p53, »Schutzengel des Genoms«
Mastersubstanz Nr. 7: mTOR, zentraler Kontrolleur mit Schwächen
Mastersubstanz Nr. 8: IGF-1, Vermittler von Wachstum
Mastersubstanz Nr. 9: NF-kappaB, Vermittler von Entzündung
Mastersubstanz Nr. 10: p53 mutiert, Vermittler von Krebs
6. Wie richtige Ernährung das Leben verlängern kann
Fette und Fettsäuren
Konjugierte Linolsäuren, die gesunde Alternative
Die Vorteile von Omega-3-Fettsäuren
7. Regeneration durch Xenohormese
Wie Xenohormese vorzeitige Alterung und Krebs verhindert
Phytonutrienten und Gen-Silencing
Krebshemmende Salvestrole
Phytonutrienten bei Lichtexposition und im circadianen Rhythmus
Wie Phytonutrienten funktionieren
Wichtige Phytonutrienten zur Alterungs- und Krankheitsprävention
Spermidin – eine ganz besondere Wirksubstanz
Laminine
Wertvolles aus Olivenblättern und Olivenöl
Diindolylmethan (DIM)
Löwenzahn gegen Krebs
Apigenin
Artemisinin
Heilsame Frucht aus dem australischen Regenwald
Kreuzblütler gegen Krebs
Chili verringert das frühe Sterberisiko
Wie richtige Zubereitung die Phytonutrienten wirksam erhält
Cranberry/Preiselbeere
Graviola
Grapefruit
Die herausragende Rolle der Nüsse
Die überraschende Beteiligung der MicroRNA (miRNA)
8. Belastung, das archaische Hormesekonzept
Hormese heute
Mechanismen der Hormese
Nahrung und Bewegung
9. Das Energiekonzept
Lungenatmungsenergie
Zellenergie aus den Mitochondrien
Mitochondrien und die Alterung
Energiereiches Glutathion
Glutamin, Glutaminsäure und Glutamat
10. Manchmal hungern, ab und zu fasten – Kalorienrestriktion
Wie wirkt die Kalorienrestriktion?
Fasten und Hungern wie im archaischen Alltag
Mimetika aus der Natur
11. Licht als Gesundheitsgarant
Die gesunde Wirkung von Licht
Risiken und Nebenwirkungen von überdosiertem Licht
Licht und »Vitamin D«, die Unzertrennlichen
12. Hell-Dunkel-Rhythmus und Schlaf
Melatonin und seine Folgeprodukte
Melatonin im Alter
Melatonin und saisonal auftretende Depression (SAD)
Der optimierte Schlaf
Nahrungsaufnahme nach der Uhr
Basis-Ruhe-Aktivitäts-Zyklus (BRAC) und ultradianer Stress
TEIL III Anpassung des inneren Milieus an moderne Belastungen
13. Die vielen Aufgaben des Wasserstoffs
Ein übersäuerter Körper altert schneller
Elektronen einfangen
Wasser – Quelle des Lebens und Jungbrunnen für den Körper
Wasserstoff für die Gesundheit
14. Entzündungen – nützlich und schädlich
Die Rolle des Stickstoffmonoxids (NO)
Chronische Entzündungen als Alters- und Krankheitsverstärker
Phytonutrienten und weitere Substanzen zur Prävention chronischer Entzündungen
Phytonutrienten gegen oxidativen Stress und zur Neutralisation freier Radikale
15. Beseitigung von Müll und Abfall
Gewebeverzuckerung und degenerative Erkrankungen
Lipofuszin bewirkt mehr als Altersflecken
Beta-Amyloid und Alzheimer
Apoptose – der programmierte Zelltod
Autophagie – Großputz in den Zellen
16. Alkohol und seine Entgiftung
Auswirkungen langfristig hohen Alkoholkonsums
Entgiftung durch geeignete Zusatzstoffe
17. Die gesunde Bioflora – Symbiose mit Bakterien
Extrakt aus dem Zuchtchampignon Agaricus bisporus
Stärkung der Immunabwehr durch milchsaure Vergärungsprodukte
Pathogene Bakterien und das Immunsystem
Vitamin K₂
18. Regulation der Langlebigkeitsfaktoren
Verlust der Proteostase
Stammzellen aktivieren
Stärkungsmittel für das Immunsystem
Einige zusätzliche Substanzen für Langlebigkeit
Junges Blut macht alte Herzen jung
19. Prävention von Depression und Demenz
Natürliche Antidepressiva
Prävention von Demenz
TEIL IV Psychophysiologische Effekte von Naturkomponenten auf den Menschen
20. Die unbewussten Kräfte der Natur
Der Einfluss der Natur auf Körper und Psyche des Menschen
Die gesunde Wirkung von Terpenen in Wäldern
Der Einfluss von Sonnenlicht und Naturfarben auf den Menschen
21. Können wir uns gesund und jung denken?
Das Phänomen Bewusstsein/Unterbewusstsein
Was ist Geist, was ist Glaube?
Steuerung der Materie und Programmierung einer Matrix
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Register
Wie können wir verhindern, dass die Biologie einschließlich Zoologie und Botanik früher oder später zu einer Orchideendisziplin für Biologiestudenten wird, gern studiert, aber mit vergleichsweise mageren Berufsaussichten?
Diese Frage stellten wir – Prof. Dr. Werner Nachtigall, damals Leiter des Fachbereichs Zoologie an der Universität des Saarlandes, und ich – uns bei einem spontanen Treffen im Sommer 1990. Ich erwähnte die Bionik, eine Fachrichtung, die in der damaligen DDR bereits florierte und von einer hervorragenden russischen Forschung geprägt war. Wir glaubten beide, dass Bionik genau das Richtige für die Zukunft unserer Studenten sei.
1993 trafen wir uns mit maßgeblichen Vertretern des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und legten gemeinsam fest, wie Bionik definiert werden sollte. Die Arbeitsgruppe Nachtigall war stark mechanisch ausgerichtet, etwa in Richtung Flugmechanik von Vögeln und Insekten. Meine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Einflüssen von Umweltparametern, elektrischen und magnetischen Feldern, Licht und ganz allgemein mit den gesunden Funktionen des Menschen, den psychischen wie den physischen. Wir einigten uns also auf folgende Kurzdefinition:
Bionik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Umsetzung und Anwendung von Konstruktions-, Verfahrens- und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme befasst.1
Diese Definition wurde später ergänzt:
Dazu gehören auch Aspekte des Zusammenwirkens belebter und unbelebter Teile und Systeme sowie die wirtschaftlich-technische Anwendung von Organisationskriterien. Bionik betreiben bedeutet Lernen von den Konstruktionen, Verfahren und Entwicklungsprinzipien der Natur für eine positivere Vernetzung von Mensch, Umwelt und Technik.
Danach wurde noch mehrfach versucht, Bionik zu erklären. Allen Erklärungen ist eines gemeinsam: Es geht darum, das Wissen, das man aus der Beobachtung und Erforschung der belebten Natur gewonnen hat, im bionischen Innovationsprozess zum Einsatz zu bringen.
Schon 1990 hatte die Arbeitsgruppe von Professor Nachtigall zusammen mit mir die Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik (GTBB) gegründet, der im Laufe der Zeit Vertreter großer deutscher Firmen wie BASF, Mercedes, BMW, Schott, Bosch und viele andere beitraten. Ein Vorteil der Bionik ist ja, dass die Lösung einer Fragestellung »in natura« schon existiert, die prinzipielle Machbarkeit einer Innovation demnach nicht mehr nachgewiesen werden muss. Man kann sich also ganz auf das Entdecken der ihr zugrunde liegenden Prinzipien und deren Umsetzung konzentrieren. Die Bionik geht davon aus, dass Strukturen und Prozesse in der Natur über Jahrmillionen optimiert worden sind.2
Das schließt die Mechanismen des Alterns und Erkrankens ebenso ein wie Maßnahmen gegen das Altern und Erkrankungen. Verstärkt altern heißt, verstärkt anfällig für Erkrankungen zu sein. Eine Verhinderung von Erkrankungen bedeutet gleichzeitig eine Verhinderung des forcierten Alterns. Und umgekehrt: Altern verhindern heißt Krankheit verhindern. Die Natur »weiß« recht genau, wie das Eindämmen der Alterungs- und Krankheitsfaktoren funktioniert. Wir lassen diese Mechanismen nur nicht mehr zu – mehr noch, wir zerstören sie teilweise sogar.
Ich gab dieser speziellen Richtung der Bionik deshalb den Namen Bionische Medizin und rief die Arbeitsgruppe Technische Biomedizin ins Leben. Andere verstehen unter Bionischer Medizin allerdings eher die technisch-mechanische Umsetzung des in der Natur Beobachteten, etwa in der Biomechatronik und Robotik mit dem Ziel, Implantate quasi als Ersatzteile des menschlichen Körpers zu entwickeln.
Entsprechend sehe ich meinen Ansatz als ein Teilgebiet der Bionischen Medizin. In dem Ansatz verbindet sich anwenderorientierte Naturwissenschaft mit den Fachdisziplinen Physiologie, Ernährungswissenschaft und Biotechnologie zu einer molekularen Bionik. Es geht aber nicht darum, ein bestimmtes Produkt zu schaffen, etwa technische Spinnenseide, sondern darum, das einmalige Gut Gesundheit zu erfassen und die teilweise in Vergessenheit geratenen Evolutionsmechanismen dafür erneut anzuwenden.
Bionische Medizin, wie ich sie vertrete, bedeutet Optimierung der Gesundheit. Das ist etwas, das die Natur bestens beherrscht und das wir uns von ihr abschauen können. Und darum geht es in diesem Buch.
Ich, Florian Warnke, interessiere mich schon seit langer Zeit für die psychische und physische Wirkung der Natur, die Wirkung ihrer Farben, Düfte und Rhythmen und habe mein Wissen in das Extrakapitel »Die unbewusste Macht der Natur« eingebracht. Was ich dort zusammengestellt habe, öffnet uns die Augen für Verknüpfungen, an die wir sonst nicht herangeführt werden. Die Weisheit der Natur hat diese Verknüpfungen installiert. Sie steuern uns, ohne dass wir es merken. Wenn wir ihre Vorteile erkennen und bewusst nutzen, läuft unser Leben in sicheren Bahnen, und wir können länger glücklich leben. Gleichzeitig wird deutlich, wie falsch wir nicht nur von der Gesellschaft und der Politik, sondern vor allem von unseren Gewohnheiten gesteuert werden. Das Wissen, das hier präsentiert wird, ist elementar für ein Umsteuern.
Saarbrücken, Januar 2017
Ulrich Warnke
Florian Warnke
Jeanne Calment (21. Februar 1875 bis 4. August 1997) wurde 122 Jahre und 164 Tage alt. Sie verbrachte ihr ganzes Leben im südfranzösischen Arles, arbeitete in einem Künstlerbedarfsgeschäft, das der Familie ihres Mannes gehörte, und hielt sich bei der Ausübung verschiedener Sportarten wie Tennis, Radfahren, Schwimmen und Rollschuhlaufen viel im Freien auf. Mit Anfang achtzig wandte sie sich einer neuen Sportart zu, dem Fechten. Etwa zur gleichen Zeit verkaufte sie ihre kleine Wohnung gegen Zahlung einer Leibrente. Es schien absehbar, dass die betagte Dame bald sterben und die Wohnung somit frei werden würde. Doch daraus wurde nichts. Jeanne Calment überlebte den viele Jahre jüngeren Käufer und zog erst mit 110 in ein Altersheim. Mit 117 versuchte sie, sich das Rauchen abzugewöhnen, was allerdings nicht wirklich klappte. Und das war nicht ihr einziges Laster. Auch dem Portwein war sie zeitlebens zugetan. In ihren letzten Lebensjahren war sie nach einem Knochenbruch zwar auf den Rollstuhl angewiesen, doch geistig wach und rege blieb sie bis zu ihrem Tod.
Wenn ein Mensch es geschafft hat, so alt zu werden, könnten wir es dann nicht alle schaffen? Allgemein anerkannt ist, dass unser Leben von der genetischen Anlage her ungefähr 122 Jahre dauern könnte. Vielleicht aber auch viel länger.
Es geht aber gar nicht nur darum, so alt wie irgend möglich zu werden. Es geht auch nicht nur um ältere Menschen, für die das ein ganz großes Thema sein mag, sondern auch um junge. Das Altern als Abweichung von der optimalen Ausstattung mit Hormonen und Proteinen beginnt bereits mit etwa 20 Jahren. Und viele Verhaltensweisen heutiger Jugendlicher forcieren das Altern. Hat das Altern aber erst einmal begonnen, läuft der Alterungsprozess immer schneller ab. Es lohnt sich also darzustellen, wie dieser Abbauprozess entgegen dem Trend verlangsamt werden kann, und zwar mit Hilfe vergessener und neu entdeckter Prinzipien der Natur.
Wir sind archaische Zivilisationsmenschen. Das bedeutet, dass viele Funktionen unseres Organismus heute noch genauso ablaufen wie vor zigtausend Jahren.
Die alles bestimmenden Prinzipien der Evolution für die Konstruktion des Organismus Mensch sind: Bewegen (Explorieren) im Sonnenlicht zum Zweck des Sammelns von Nahrung. Zubereitung und Essen der gesammelten Nahrungsmittel. Schlafen in der Nacht. Und das alles zusammen mit anderen Menschen. Die Evolution sichert uns ein langes Leben, vorausgesetzt, dass dieses Leben nicht vorzeitig durch Angreifer wie Bakterien und Viren oder durch einen Unfall beziehungsweise gewaltsam beendet wird.
Die Natur hat alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich der menschliche Organismus immer wieder selbst regenerieren kann. Die Zellen unseres Körpers werden regelmäßig ausgetauscht, wobei ein Masterplan unentwegt dafür sorgt, dass der Körper seine Form und Gestalt grundsätzlich behält. Selbstverständlich wissen wir, dass jeder Mensch altert und sich im Zuge dieses Alterungsprozesses auch äußerlich verändert. In der Kindheit und Jugend wird diese Veränderung positiv bewertet und als Reifeprozess bezeichnet. Bei älteren Erwachsenen spricht man von Degeneration, vom Funktionsverlust einzelner Organe oder sogar von Vergreisung und bewertet die damit einhergehenden Prozesse negativ.
Woran merken wir, dass unsere Mitmenschen altern und wir selbst natürlich auch? Welche sichtbaren und spürbaren Veränderungen nehmen wir wahr?
Der Zustand der Körperzellen und Blutgefäße verschlechtert sich.Das Gedächtnis lässt nach.Die Elastizität der Lunge nimmt ab.Die Körperhaltung verschlechtert sich.Die Hautelastizität nimmt ab, und Falten sind zu sehen.Die Beweglichkeit ist eingeschränkt.Koordination und Reaktionsfähigkeit lassen nach.Seh- und Hörvermögen verringern sich.Die Vitalität einschließlich der sexuellen Potenz lässt nach.Bei diesen Indikatoren handelt es sich um Symptome der Alterung und nicht um deren Ursachen. Es gilt jedoch, den Ursachen auf die Spur zu kommen – nicht zuletzt, um unsere Lebensqualität zu verbessern, denn es kommt weniger darauf an, wie lange man lebt, sondern wie gut man lange lebt.
Spätestens jetzt sollte klar sein, dass sogenannte Anti-Aging-Maßnahmen nicht der Weisheit letzter Schluss sind und auch gar nicht sein können, denn sie behandeln immer nur Symptome und überdecken deren Ursachen, was auf Dauer höchst schädliche Nebenwirkungen haben kann.
Verstärkt zu altern heißt, verstärkt anfällig für bestimmte Erkrankungen zu sein. Andererseits lassen uns ebendiese Erkrankungen deutlich schneller altern. Sie zu verhindern heißt also, schnelles und forciertes Altern zu verhindern. Dabei geht es gerade mal um eine Handvoll Krankheiten, die aber in unserer Gesellschaft ganz besonders verbreitet sind: Herzkrankheiten, Krebs, Schlaganfall, Alzheimer und Diabetes. Sie sind die Haupttodesursachen und beschleunigen neben anderen Faktoren, beispielsweise Bewegungsmangel, die sogenannte sekundäre Alterung des menschlichen Körpers.
Als primäre oder physiologische Alterung bezeichnet man zelluläre Alterungsprozesse, die auch in Abwesenheit von Krankheit ablaufen und dazu führen, dass wir, wenn wir unsere maximal erreichbare Lebensspanne (gegenwärtig ist das die von Jeanne Calment mit 122 Jahren) hinter uns gebracht haben, friedlich einschlafen oder an Altersschwäche sterben.
Und was können wir von Lebewesen lernen, die überhaupt nicht altern? Berühmt ist beispielsweise die unsterbliche Qualle Turritopsis dohrnii, die den Alterungsprozess sogar umkehren kann und dann einen Verjüngungsprozess durchmacht. Oder die Nacktmulle, die niemals Krebs bekommen und um Jahrzehnte länger leben als alle ihre Verwandten, obwohl sie zeitweise mehr freie Radikale erzeugen als ihre kürzer lebenden Verwandten.
Wenn wir nun denken, wir könnten die Erfahrungen aus Experimenten mit Tieren direkt auf den Menschen übertragen, handeln wir uns ein Problem ein. Menschen können unvorhersehbar anders reagieren als Tiere. Und leider sind die meisten Experimente zur verzögerten Alterung bisher lediglich an Tieren gemacht worden. Man spricht dann von Modellen. Beliebt dafür sind Nematoden, Fruchtfliegen, Zebrafische, Salamander, Nacktmulle, Ratten, Mäuse und Pythons. In diesen Modellen werden bestimmte Substanzen oft in Mengen pro Kilogramm Masse eingesetzt, die auf Menschen umgerechnet illusorisch hoch sind. Erst wenn man ganz sicher sein kann, dass nichts medizinisch Unvorhersehbares passieren kann, sind Menschen als »Versuchstiere« an der Reihe.