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"Märchen sind langweilig", findet René. Ausgerechnet für Sachkunde muss er Rotkäppchen mit dem Wolf verbinden und den Froschkönig mit der goldenen Krone. Lieber würde er Fußballspieler ihren Trikots zuordnen. Währenddessen geht das Licht aus und er bekommt Besuch von der Feenherrscherin Blauelieschen. Ob es ihr gelingt, ihn davon zu überzeugen, wie spannend die Märchen der Elfen, Hexen, Kobolde und Einhörner sind? Elf unterschiedliche Märchen verbergen sich in der ummantelten Rahmenhandlung und eigenen sich zum Vorlesen ab fünf Jahre oder selber lesen ab 8 Jahre.
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Seitenzahl: 133
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Ich widme
„Blauelieschens Buch der Märchen“
meinen beiden Söhnen Dominic & René Sega
sowie allen Kindern jeden Alters dieser Welt
Märchen faszinierten schon unsere Großeltern, deren Eltern sowie unsere Eltern, unsere Kinder und sicherlich auch deren Kinder und Kindeskinder. Märchen sind nicht nur etwas für Heranwachsende, wie Kinofilme, Serien und zahlreiche Bücher bestätigen. Märchen sind aktuell und laden zum Verweilen oder zum Nachspielen ein.
Eine Welt ohne Märchen möchte ich mir nie vorstellen!
Als ehrenamtliche Lesepatin der Gladbecker Stadtbücherei freut es mich ganz besonders, dass ich bekannte sowie meine eigenen Märchen den Kindern im Kindergarten vorlesen und erzählen darf.
Märchen schaffen Raum zum Träumen und reißen einen mit in eine Fantasiewelt, die ihres Gleichen sucht.
Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, dieses Märchenbuch zu veröffentlichen, um auch andere an „Blauelieschens Buch der Märchen“ teilhaben zu lassen.
Ich habe eine Auswahl getroffen und elf meiner unterschiedlichen Märchen zusammengefügt, damit sich jeder von den Geschichten inspirieren lassen kann.
Das erste enthaltene Märchen ist überhaupt erst entstanden, weil mein Sohn Dominic dies als Hausaufgabe für die Grundschule erstellen musste. Damals fand ich die Idee hervorragend, ein bekanntes Märchen auf modern zu trimmen. Ich konnte nicht widerstehen und habe es ihm gleich getan. Dabei entdeckte ich meine Vorliebe, über Märchengestalten zu schreiben. Somit ist auch das 2 ½ Stunden lange Theaterstück „Das Märchen von X“, das im Januar 2009 in Gladbeck Premiere feierte, entstanden.
In diesem Stück verkörperten meine beiden Söhnen und meine Pudeldame Lilly Märchengestalten. Dabei habe ich die Anfangsidee von Regisseur Jörg Wilms aufgegriffen und das Theaterstück bis zu Ende verfasst, da mir das Bild von Rumpelstilzchen, wie er ein T-Shirt mit seinem Namen trägt, im Kopf herumgespukt ist.
Außerdem existiert auch die enthaltene Koboldgeschichte als Theaterstück und kann gerne bei mir angefordert werden, um es auf die Bühne zu bringen. Jedoch: Ein Märchenbuch ohne Zeichnungen wollte ich nicht herausbringen, und so haben mich vier Illustratoren bei meinem Märchenprojekt unterstützt. Sie haben dieses Buch mit ihren Zeichnungen nach meinen Vorstellungen bereichert und in meinen Augen perfekt gemacht.
Jetzt bleibt mir nur noch, meinen Vorlesern und Lesern viel Spaß beim Lesen zu wünschen, wenn die Feenherrscherin Blauelieschen ihre Märchen zum Besten gibt …
Ihre
Halina Monika Sega
Blauelieschens erster Auftritt
Hänsel und Gretel
Der eigene Wunsch
Der liebeskranke Kobold
Das lila Einhorn
Rotkäppchen und der gute Wolf
Das Mädchen mit dem Raben
Die Gabe der Waldelfen
Der perfekte Engel
Die drei Eichen
Die wahre Geschichte des Froschkönigs
Schneeflöckchens Reise
Blauelieschens Abschied
René sitzt im Deutschland-Trikot vor seinem blauen Schreibtisch und starrt auf den gelben Schnellhefter für den Sachunterricht. Daneben liegt ein Märchenbuch der Gebrüder Grimm. Aufmerksam liest er die schulische Arbeitsanweisung, wo er die Märchengestalten den passenden Gegenständen zuordnen soll.
Er stöhnt, fasst sich grimmig an die Stirn und fährt mit seinen Fingern durch sein dichtes, blondes, nackenlanges Haar.
„Blöde Hausaufgabe. Wieso kann ich nicht Fußballspieler ihren Trikots zuordnen? Nein, es müssen doofe Märchengestalten sein. Dazu habe ich keine Lust“, brummt er. Wütend schlägt er mit der Faust auf den Schreibtisch und trifft drei Buntstifte, die über die Kante kippen und herunter fallen. Sie rollen über den Teppichboden zum Papierkorb. Trotzdem macht er sich nicht die Mühe, sie aufzuheben, denn er ist mit seinen Gedanken weit weg. „Ach, wie blöd! Ich würde lieber Fußball spielen gehen in die Sporthalle!“, ruft er und schaut durch die zweigeteilte Scheibengardine aus dem beschlagenen Fenster. Leider kann er nichts erkennen außer den Scheinwerfern der vorbeifahrenden Autos. Verträumt zählt er sie, bis die Standuhr im Wohnzimmer sieben Mal schlägt.
„Verdammt, so spät ist es“, mault er und blickt wieder auf seinen Schnellhefter. Er hebt seinen Arm und stemmt den Ellenbogen gegen die Kante des Schreibtisches. Frustriert ballt er die Hand zur Faust und stützt sein Kinn darauf. Es fällt ihm schwer, sich auf die Hausaufgabe zu konzentrieren und er träumt vor sich hin, wie er beim Fußballspiel das Siegtor schießt.
„René, bist du gleich fertig?“, hört er die sanfte Stimme seiner Mutter. Erschrocken zuckt er zusammen und wendet den Kopf zu ihr. Er hat sie nicht kommen gehört und starrt sie mit großen Augen an. Dabei bewundert er ihre hochgesteckten Haare, die durch eine schwarze Spange in Form gehalten werden. Über ihrem Arm liegt die schwarze Lederjacke, passend zu ihrem Lederrock, und die violette Bluse ist bis zum Hals zugeknöpft. Er findet, dass sie aussieht, als ob sie gerade aus der Anwaltskanzlei kommt.
„Was?!“, ruft er erstaunt und kehrt langsam aus seiner Träumerei zurück in die Gegenwart.
„Wie lange brauchst du noch für die Hausaufgaben?“, fragt sie und berührt ihn zärtlich an der Schulter.
„Keine Ahnung“, knurrt er, greift schulterzuckend nach seinem gelben Füller und kaut darauf herum.
„Beeil dich, wenn du mit einkaufen gehen willst, sonst fahre ich ohne dich.“
„Mami, ich schaffe es nicht so schnell“, antwortet er seufzend und rollt mit den blauen Augen.
„Okay, bis später, Schatz! Dann fahre ich ohne dich los.“
René dreht sich weg, als seine Mutter aus seinem Zimmer läuft. Eine Minute später hört er ihre Schlüssel klimpern, wie sie dann die Haustür öffnet und wieder schließt.
„Märchen sind langweilig und öde. Jetzt muss ich zuhause bleiben“, motzt er, hantiert wie in Trance mit dem Füller herum und rutscht ab. „Mist“, flucht er, denn ein Tintenklecks verewigt sich mitten auf seinem Blatt. Grimmig rutscht er auf dem Schreibtischsessel mit Fußballmotiven herum. Zornig angelt er nach dem Tintenkiller und löscht den Fleck weg.
Erst dann macht er weiter und ordnet Schneewittchen den Apfel zu. Aschenputtel den goldenen Schuh und dem Froschkönig die goldene Krone. Die langen Stiefel natürlich dem gestiefelten Kater. Bei Hänsel und Gretel zieht er die Linie zum Pfefferkuchenhaus. Bevor er Rotkäppchen mit dem Wolf verbinden kann geht plötzlich das Licht aus.
René schimpft: „Mist, was ist jetzt wieder kaputt?“
Doch es bleibt dunkel und er springt auf. Unglücklicherweise stößt er sich sein verkrustetes Knie an der Schreibtischkante. Schmerzverzerrt verzieht er die Mundwinkel, während seine Hand auf das Knie zuschießt, um es zu massieren.
Die Wunde stammt von seinem letzten Spiel, als sein Schulfreund Felix ihn brutal foulte. Humpelnd bewegt er sich vorwärts zur Tür. Da entdeckt er einen Lichtkegel, der am Boden des Flures auf und ab tanzt.
„Mami“, wispert er, schaut verunsichert auf den Lichtschein und hält den Atem an, als er ein leises Flattern hört.
Unterdessen wird der Lichtkranz größer und größer und bewegt sich langsam auf ihn zu. Es erinnert ihn an den Schein einer Taschenlampe, aber es schimmert als ob es aus lauter Glitzerpartikeln besteht.
Erschrocken macht er einen Satz nach hinten, als das Licht plötzlich auf ihn zurast und er wäre fast über die Kiste der Holzbahn gestolpert. In letzter Sekunde kann er sich abbremsen, muss sich aber ausbalancieren. Dabei wird er geblendet und kneift die Augen zu. Als er ein Flattern neben sich hört, reißt er die Augenlider auf und erkennt mitten im funkelnden Lichtkranz ein weibliches Wesen mit bläulichen Glitzerflügeln.
Es besitzt blaue lange Haare, die wie Wellen auf den Rücken fallen. Um den Kopf herum hat die Gestalt einen Blumenkranz mit lauter blauen Rosenblüten. Durch ihre Haarsträhnen lugen spitze Ohren, die ihn an eine Elfe erinnern. Die Haut ist zart bläulich und glänzend. Das Gewand mit vielen Funkelsteinchen glitzert ebenfalls blau, und es reicht der Unbekannten im Zickzack bis vor die Knie.
„Wer … bist … denn … du?“, stottert René, und Furcht steigt in ihm hoch, so wie gestern, als Leon ihm auf die Nase gehauen hat und er Nasenbluten bekam. Wie gern hätte er zurückgeschlagen, aber sein Klassenkamerad war ein Kopf größer und als Raufbold verschrien.
„Also, du bist das Kind, welches Märchen langweilig und öde findet?“, fragt sie mit hoher Stimme. „Das kann ich nicht auf uns Märchenwesen sitzen lassen.“ Naserümpfend schüttelt die Fremde den Kopf. „Das sind sie eben nicht! Es gibt etliche Geschichten, die spannend und interessant sind, auch für Jungen. Märchen sind nicht nur für Mädchen zum Träumen da.“
„Glaube ich nicht“, widerspricht er und schiebt trotzig sein Kinn vor.
„Kann es sein, dass du nicht richtig zugehört oder gelesen hast, wie vielseitig Märchen sind?“
Ungehalten deutet sie auf das Märchenbuch neben seinem Schnellhefter, welches augenblicklich in ein blaues Licht getaucht wird.
René brummt: „Ich kenne alle von den Gebrüder Grimm, und keines gefällt mir.“ Dabei beobachtet er staunend, wie das Licht weiter um seinen Schreibtisch tanzt.
„Es gibt nicht nur die Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Natürlich existieren viele Märchenbücher auch aus anderen Ländern oder aus der Neuzeit.“
Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Okay, dann beweise es mir“, bockt er, steuert auf sein rotes Rennautobett zu und lässt sich hineinfallen.
Das feenhafte Wesen tippelt ihm nach und bewegt leicht die Glitzerflügel. Wie auf Kommando hebt sie ab und schwebt auf den Jungen zu, während sie Glimmer verliert, welches auf den Boden rieselt. Als sie René erreicht, landet sie neben ihm und nimmt Platz.
„Na gut, dann werde ich es dir beweisen“, meint sie und tastet nach seiner Hand. Doch er zieht sie zurück.
„Da bin ich aber gespannt“, raunt er und grinst wie ein Lausbube. „Dir glaube ich gar nichts. Ich weiß ja noch nicht einmal wer du bist. Eigentlich soll ich nicht mit Fremden reden.“
„Ich bin Blauelieschen, die Feenherrscherin aus dem Feenland!“
„Feenherrscherin“, wiederholt er und stutzt, während er sie fragend anblickt und ruft: „Schieß los!“
In diesem Augenblick schlägt erneut die Standuhr. Diesmal acht Mal.
„Es gibt viele schöne Geschichten über fantastische Märchengestalten wie Elfen, Kobolde, Feen, Hexen, Zwerge, Einhörner und viele andere Wesen, die dir nicht geläufig sind.“
„Diese Märchengestalten kenne ich alle … wie langweilig! Hoffentlich kennst du ein gescheites Märchen mit Action, sonst kannst du gleich verschwinden.“
Mit fassungslosem Gesicht antwortet sie: „Hänsel und Gretel würde sicher deinem Anspruch gerecht.“
„Das kenne ich schon!“, ruft er entrüstet und verzieht die Mundwinkel, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
„Aber nicht diese Version.“
„Wenn du meinst. Dann beweise es mir endlich! Langsam aber sicher langweilst du mich!“
„Das werde ich …“, verspricht sie und lächelt ihn an.
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebten zwei Geschwister. Sie hießen Hänsel und Gretel. Ihre Mutter war früh gestorben.
Irgendwann verliebte sich ihr Vater neu und heiratete wieder. Die neue Ehefrau konnte ihre Stiefkinder nicht ausstehen. Sie motzte stets und zeigte ihre Abneigung jeden Tag. Ständig verprasste sie das Haushaltsgeld und ließ ihre Stiefkinder hungern. Den Kindern gönnte sie keine neue Kleidung und ließ sie in Lumpen zur Schule gehen.
Gretel und ihr Bruder beklagten sich nie, sondern trauerten heimlich um ihre verstorbene Mutter. Ihr Vater hatte keine Ahnung, weil er oft auf Dienstreise war.
Gelangweilt spielten Hänsel und Gretel am Computer „Super Mario“, als ihre Stiefmutter plötzlich das Kinderzimmer betrat und verstört ausrief: „Ich habe mein Smartphone im Wald verloren! Was mache ich bloß? Stellt euch vor es wird von einem Wolf gefressen! Dann klingelt es im Gebüsch und die Waldtiere nehmen Reißaus! Das würde bedeuten: Der arme Jäger müsste verhungern, weil er keine Beute mehr findet!“ Verzweifelt brach sie in Tränen aus und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Keine Angst, wir werden dein Smartphone finden“, antwortete Hänsel voller Mitleid und streichelte ihre Hand. Sie seufzte und strahlte ihre Stiefkinder an, während sie murmelte: „Wie naiv ihr seid!“
„Hä? Was meinst du damit?“, fragte Gretel und schaute sie mit großen Augen an.
Ohne zu antworten zückte sie ihre Geldbörse aus der Schürzentasche. Mit einem schiefen Grinsen zog sie ein unbenutztes Viererticket heraus und reichte es an Gretel weiter. Erstaunt nahm sie es in Besitz und fragte: „Wieso kommst du nicht mit?“
„Das würde ich gerne, aber ich habe einen Termin beim Frauenarzt! Ich glaube, … wir … bekommen Zuwachs“, säuselte sie und wischte mit dem Handrücken über die Stirn.
Verständnisvoll nickten die Geschwister und sie gingen zur nächsten Haltestelle. Dort fuhren sie mit dem Bus in den Mischwald. Als sie ihn erreichten suchten sie nach dem Handy. Es war zwecklos. Sie konnten es nicht finden. Erschöpft ließen sie sich nieder und überlegten, wie es weitergehen sollte. So beschlossen sie zurückzukehren.
Doch sie stellten fest, dass sie sich im Wald verirrt hatten. Sie suchten nach einem Ausweg und entdeckten ein kleines Häuschen, das aus lauter Lebkuchen bestand. Da ihre Mägen knurrten konnten sie sich nicht beherrschen und stürzten auf das Knusperhäuschen mit einer Satellitenschüssel auf dem Dach zu.
Hänsel entriss zwei braune, mit buntem Zuckerguss verzierte Pfefferkuchenmännchen und reichte eins an seine Schwester weiter. Sie knabberten daran, bis sie eine weibliche Stimme aus der Sprechanlage vernahmen.
„Knusper, knusper kneischen, wer knuspert an meinem Häuschen?“
„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“, antworten die Geschwister wie aus einem Mund.
„Ich dachte, der Wind ist ausgezogen“, krächzte die weibliche Stimme.
„Nein!“, rief Gretel und zuckte die Achseln.
„Wer dann?“, fragte die fremde Frau weiter.
„Wir sind Hänsel und Gretel!“, erklärte Hänsel schulterzuckend und stieß zitternd seine Schwester an.
Ein lautes Knarren ging durch das Knusperhäuschen, und die Eingangstür wurde mit Macht aufgerissen.
Eine alte, gebrechliche Frau mit krummen Rücken trat heraus. Sie stützte sich auf ihren Krückstock und musterte die Kinder von oben bis unten, bevor sie hauchte: „Auf euch hübschen Kinderlein habe ich gewartet. Endlich gibt es etwas Anständiges zu knabbern und eine Hilfe, die mir bei der Hausarbeit zur Hand geht.“
Die Geschwister schauten sich überrascht an und wussten nicht, was sie von der Unbekannten halten sollten.
„Ihr müsst Hunger haben und frieren. Los, kommt hinein in meine bescheidene Hütte.“ Ihre Warze auf der krummen Nase bewegte sich, als ihre Mundwinkel mehrmals hin und her zuckten.
„Ja, wir haben großen Hunger! Wenn Sie etwas zu Beißen für mich und meinen Bruder hätten, wären wir sehr dankbar.“
Die Knusperhausbesitzerin nickte und wies mit ihrem Zeigefinger nach innen. Auffällig waren ihre Fingernägel, die eine Länge hatten wie ein Zeigestock. Die Geschwister schauten sich an. Gretel nickte ihrem Bruder zu. Erst dann kamen sie der Aufforderung nach.
„Wo finden wir etwas zum Essen?“, erkundigte sich Gretel, als sie nichts Essbares entdeckte.
Als die Angesprochene dies hörte, kramte sie ihr Handy aus der Schürze. Sie wählte eine Nummer und bestellte eine Familienpizza mit Salami.
Der Pizzabote kam und brachte sie in Windeseile. Im Nu verspeisten die Geschwister das köstliche Essen. Dann stellte sich bei ihnen Müdigkeit ein und sie gähnten mit weit aufgerissenen Mündern. Die ältere Dame lud die Geschwister ein zum Übernachten. Dankbar stimmten die Kinder zu. Freundlich wies die Gastgeberin ihnen ihre Schlafplätze zu.
Am nächsten Morgen erwachte Gretel und stellte entsetzt fest, dass Hänsel verschwunden war. Sie suchte ihren Bruder im Knusperhäuschen. Jedoch konnte sie ihn nicht finden. So schlich sie nach draußen. Dort hatte sie mehr Glück und entdeckte ihn im Hundezwinger.
Von Hänsel erfuhr sie, dass die Alte ihn in die Mikrowelle stecken wollte, um ihn mit Haut und Haaren zu verspeisen. Aber er war ihr zu schmächtig. So beschloss sie ihn zu mästen.
Als Schritte an Gretels Ohren drangen versprach sie Hänsel, Hilfe zu holen, da die Zeit zu knapp war um ihn zu befreien.
Schnell verbarg sie sich im Knusperhäuschen. Dort fiel ihr das Handy ein und sie suchte danach. Als sie es im Vorratschrank fand, rief sie ihren Vater an und erzählte von der Alten und dem Knusperhäuschen mitten im Wald.
Nach einer Stunde fand der Vater es und kam mit seinem Tretmobil angerauscht.
Dies entging der Hausbesitzerin nicht und sie bemächtigte sich Hänsel. Knurrend zerrte sie ihn zum Backofen, weil er nicht in die Mikrowelle hineinpasste. Der Junge gebrauchte eine List, lenkte sie mit seinem Gameboy ab und entkam.
Wutschäumend stürzte sie auf Hänsel zu und rannte ihm hinterher. Doch er war zu flink und schlug Haken wie ein Hase. Unterdessen erblickte er seinen Vater, der auf den Backofen deutete und mit einer Handbewegung zu verstehen gab, sie dort hinzulocken. Es gelang ihm.