Yvette und die Gewitterhexe - Halina Monika Sega - E-Book

Yvette und die Gewitterhexe E-Book

Halina Monika Sega

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Beschreibung

Im zweiten Band: "Yvette und die Gewitterhexe" muss sich Yvette der Gewitterhexe stellen, obwohl sie immer noch keine Hexensprüche beherrscht. Auch das Wünschen kann sie nicht lassen, bis es ihr entzogen wird. Doch weder Luzifer, Leon noch die Gewitterhexe nehmen darauf Rücksicht. Alle Bösewichte trachten nach Yvette, um ihr zu schaden. Doch sie haben die Rechnung ohne den Hexenmeister und Kunigunde gemacht. Ob es aber auch diesmal gelingt, die Bösen zu bezwingen ... abwarten!

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Seitenzahl: 213

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Widmung:

Gewidmet ist „Yvette und die Gewitterhexe“ meiner geliebten Pudel-Prinzessin und Seelenhund Lilly. Sie hat mich am 24.09.2018 nach 15 wunderbaren Jahren für immer verlassen. Du bist und bleibst mein EIN und ALLES für ewig. Deine Liebe und Treue zu mir wird unvergessen bleiben. Du warst mein Schatten überall wo ich hinging. Mein Tröster in schweren Zeiten und mein Beschützer gleichermaßen. Du warst mein größter Reichtum auf Erden. Mein Engel, du erhofftest nicht viel … nur meine Nähe und meine Liebe, die ich dir bedingungslos schenkte. Mein Schatz, ich vermisse dich so unendlich. Deine bedingungslose Liebe wird in meinem Herzen wohnen bleiben alle Tage meines verbleibenden Lebens. Mein einziger Trost ist, dass wir uns an der Regenbogenbrücke wiedersehen und dann niemals mehr trennen werden.

Ich liebe dich unendlich Lilly, für immer und ewig, und ich vermisse dich ganz schrecklich!!! – Mama

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

Vorwort

Ich konnte es nicht lassen und habe mich schon lange dafür entschieden, dass es mit meiner weißen Hexe Yvette weiter gehen soll. Selbstverständlich gibt es seit 2009 meine Yvette-Geschichte als Theaterstück unter dem Titel „Hexe wider Willen“ und seit Mai 2012 auch als Buch. Aber leider hatte ich mit meinem Hexenbuch beim cenarius-Verlag kein Glück, und ich musste neue Wege beschreiten. Der Grund dafür war nicht, weil wir das Theaterstück neu probten, denn an der Fortsetzung habe ich damals auf Wunsch des Verlages ab und an geschrieben. Am Ende war es unter den Gegebenheiten unglücklicherweise nicht mehr wie geplant durchsetzbar. Jedoch lag es nicht an mir, sondern weil der Verlag seine Türen schließen musste. Trotzdem wollte ich meine Yvette und die weitere Geschichte sowie den Handlungsbogen nicht begraben. Deshalb habe ich mich entschieden, Yvettes ersten Teil noch einmal unter dem Titel „Yvette und die Hexe der Unterwelt“ zusätzlich mit Yvettes Vorgeschichte zu veröffentlichen. Ansonsten würde es keinen Sinn ergeben, den zweiten Teil „Yvette und die Gewitterhexe“als Neuerscheinung zu veröffentlichen, wenn man nicht mehr an den ersten Teil herankommt. Aber es ist mir ein ganz besonderes Anliegen, Yvettes Geschichte weiterzuerzählen, und das nicht nur im vorliegenden zweiten Band. Es wird auch einen dritten Teil „Yvette und die Teufelin Santana“ geben, der mir bereits seit Wochen im Kopf herumschwirrt. Diese Fortsetzung plane ich entweder 2019 oder 2020 zu realisieren und dann zu veröffentlichen.

Jetzt bleibt mir nur noch, meinen Lesern viel Spaß beim Lesen des zweiten Teils „Yvette und die Gewitterhexe“ zu wünschen.

Ihre

Halina Monika Sega

Premiere Juni 2009

Yvette misstraute ihren Augen, während sie sie weit aufriss. Verwirrt schaute sie sich um, denn sie glaubte nicht, dass sie wieder zurückgekehrt war vom Hexenzirkel. Ruckartig setzte sie sich auf, und dabei rutschte ihre Bettdecke auf den Boden. Nachdenklich fuhr sie mit ihren Fingern durch ihr blondes, schulterlanges Haar. Wie war das möglich, dass sie sich in ihrem Zimmer befand und im Bett saß? Wieso siegte die Finsternis? Noch nicht einmal der Mond schien durch das Fenster, wie sie schulterzuckend feststellte. Die Ausnahme bildete nur das winzige, sternenförmige Nachtlicht, welches in der Steckdose wohnte und spärliches Licht im Raum verteilte. Die Gardine schwang wild hin und her, ohne dass der Wind blies und erinnerte sie an ein Gespenst im Schloss. War sie nicht vom blauen Feuerschein umgeben, der im Kräutergarten alles erhellte?

Erstaunt blickte sie auf sich herab. Hä, trug sie nicht gerade noch ein schimmerndes Hexenoutfit und nicht einen Schlafanzug mit rosa Schäfchen? Verwundert zog sie ihre Augenbraue hoch, während weitere Fragen sie beschäftigten. Wieso war sie hier? Wo waren ihre Hexenschwestern und der Hexenmeister? Ihre Mutter stand doch gerade noch bei ihr. Wie zur Bestätigung flog ihr Teddy Eddy vom Regal, landete auf ihrem Schoss und brummte laut. Erschrocken fuhr sie zusammen. Kein Wunder, dass ich so schreckhaft bin durch die letzten Ereignisse, tadelte sie sich und riss sich mühsam zusammen.

Plötzlich ging quietschend die Zimmertür einen Spalt auf. Verstohlen blickte sie über ihre Schulter. Aber sie konnte niemanden sehen. Ein Hauch von Furcht erfasste ihre Sinne, und sie hielt kurz die Luft an. Würde wieder eine Überraschung folgen?, fragte sie sich. Am liebsten hätte sie laut gerufen. Doch Yvette traute sich nicht, weil sie befürchtete, ihre Pflegemutter Ursula zu wecken. Sie konnte es nicht riskieren, Ursula brutal aus der Zwischenwelt herauszuholen. Schließlich warnte Kunigunde sie nicht umsonst, dass ihre Pflegemutter von allein erwachen müsste. Tief in Gedanken versunken stand sie auf und ließ Eddy zurück auf das Kissen plumpsen. Der Teddy kippte einfach auf die Seite. Aus ihrem rechten Augenwinkel erblickte sie, wie das Stofftier seine Pfoten auf und ab bewegte. Kopfschüttelnd beobachtete Yvette Eddy weiter und wunderte sich, woher sein Eigenleben stammte, denn er besaß noch nicht einmal ein Batteriefach. Bei nächster Gelegenheit schwor Yvette sich, Kunigunde danach zu fragen, ob er vielleicht verhext wurde.

Inzwischen schlüpfte sie in ihre weißen Einhornpantoffel und schlich vorsichtig zur Tür. Kein Geräusch war von draußen zu hören. Behutsam lugte sie durch den Spalt. Doch im Flur war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Es war nur unnatürlich still. Mulmig schaltete sie das Licht in ihrem Zimmer an. Die Helligkeit blendete Yvette, und sie kniff die Augenlider zu, öffnete sie aber gleich wieder. Endlich gewöhnten sich ihre Augen an das grelle Licht, und sie ließ ihren Blick schweifen. Erleichtert atmete sie durch, als sie keine Fremden ausmachte. Automatisch griff sie nach der Klinke, um die Tür zu schließen. Es gelang ihr nicht, sie herunterzudrücken.

Was war los? Wieso schaffte sie es nicht? Fassungslos starrte sie auf ihre Hand. Beunruhigt biss sie sich auf die Unterlippe und kaute darauf herum. Ununterbrochen probierte sie, die Klinke herunterzudrücken. Zwecklos war es, so oft sie es auch versuchte. Die Klinke bewegte sich keinen Millimeter. Ihr fiel nichts anderes ein, als es mit beiden Händen auszuprobieren. Wieder funktionierte es nicht!

Yvette nickte. Ja, was sollte das? Wollte sie jemand ärgern? Oder war wieder ein Feind anwesend, um ihr Probleme aufzuhalsen? Fassungslos tanzten ihre Augenbrauen hoch und nieder, während sie die Stirn runzelte.

Nein, wahrscheinlich klemmt nur die Klinke so wie gestern bei meiner Pflegemutter. Hoffnung keimte in ihr auf, und sie startete einen erneuten Versuch. Wild rüttelte und zerrte sie am Türgriff. Wieder nichts! Enttäuscht ließ sie ihre Hände sinken. »Okay, dann bleib eben auf!«, meckerte sie, drehte sich um, stampfte auf ihr Bett zu und ließ sich resigniert hineinfallen. Seufzend angelte sie nach ihrer heruntergefallenen Bettdecke, die sie über sich bis zum Kinn hochzog. Plötzlich knallte die Zimmertür zu, und sie zuckte erschrocken zusammen. Yvette wagte nicht nachzuschauen. Unmut spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. Doch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, drangen laute Schritte an ihre Ohren. Yvettes Nackenhaare stellten sich kerzengerade auf, und sie bebte vor Furcht. Sogar ihr Herzschlag beschleunigte sich. Vor lauter Aufregung stieß sie mit ihrem Ellenbogen Eddy an. Sein Fell kitzelte, aber zum Lachen brachte es sie nicht, dafür war sie viel zu aufgewühlt.

Nicht, dass etwa die Hexe der Unterwelt einen Weg gefunden hat zurückzukehren? Der Gedanke setzte sich in ihrem Kopf fest und ließ sie nicht mehr los. Zitternd tastete sie nach dem Stofftier und ergriff es. Panisch presste sie Eddy an ihre Brust. Keinen Augenblick zu früh, denn sie spürte bereits, wie Hände nach ihren Schultern griffen.

Luzifer schmunzelte, als ihm in den Sinn kam, wie er die Menschen zu Tode ängstigte und ihnen einen Blick in die Hölle ermöglichte. Daher erkannten diese Kreaturen, dass es höllisch heiß und dunkel war. Dazu roch es ständig nach Schwefel, und Feuer regnete von der Decke. So bemerkten sie, dass der entstandene Qualm einem die Sicht raubte und der Boden überwiegend aus Gluten bestand, die nie erloschen. Jedes Geschöpf war durch den Höllenfürsten gewarnt, und so verbreitete er überall Panik, nicht nur im labyrinthartigen Tunnelsystem der Teufelchen. Luzifers Höllenreich bestand überwiegend aus unzähligen, von Fackeln beleuchteten Grotten, Vertiefungen und verschachtelten Schluchten, die direkt ins schwarze Nichts führten. Wer sich nicht auskannte, verlief sich und war für immer verloren.

Luzifer genoss die angenehme Wärme, bedingt durch den Erdkern, der die Hölle wie ein Wintermantel umschloss. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch, und doch schwitzte keiner, Angstschweiß ausgenommen. Wiederum erwarteten die Menschen Schreie von den gequälten Seelen. Dies entsprach aber nicht den Tatsachen, denn kein Geräusch drang je aus einer der zahlreichen Grotten, die als Gefängniszellen dienten. Es herrschte unheimliche Stille. Nicht einmal ein Windzug war zu spüren, außer Luzifer befehligte es. Die Unglücklichen, die in der Hölle hausten, durchlebten den blanken Horror ganz mutterseelenallein. Niemand wagte es, sich einzumischen oder den Verdammten zu helfen.

Der Höllenfürst kannte nur ein Gesetz in seinem grauenvollen Reich: die Nichteinmischung der Bewohner. Keiner widersetzte sich, denn dies würde bedeuten, das eigene Schicksal wäre noch unerträglicher.

Luzifer war der Fürst der Boshaftigkeit und der Meister der Qualen. Seine Diener wagten ebenso nicht, vor ihm zu stehen, sondern krochen am Boden herum wie Ungeziefer. Heute hatte er besonders schlechte Laune, und dies verhieß nichts Gutes. Er ging wütend in seinem Gemach umher. Normalerweise quälte er neue Verdammte. Doch lieber tigerte er wie ein wildes, verirrtes Tier umher, während sein Blick auf das unbenutzte Bett fiel. Knurrend riss er eins seiner blutroten Kissen hoch und zerfetzte es mit seinen Krallen. Schwarze Rabenfedern rieselten herab und wirkten wie frisch gefallener Schnee, der den Boden bedeckte.

Grausam fletschte er die spitzen Zähne, und ein gefährliches Knurren kam über seine schwarzen Lippen, während sich sein rotes Gesicht verfinsterte. Nichts hielt ihn mehr auf, als er zum Ausgang seines Gemachs schritt und es verließ. Er kochte vor Wut, wegen der letzten Schlappe, die ihm durch den Hexenmeister und seine Anhänger erteilt wurde. Brummend bog er um die Ecke, und seine Schritte hallten durch die Höllengänge, die an einen Irrgarten erinnerten. Erst als er die Grotte der Illusionen erreichte blieb er abrupt stehen. Mit seinem Zeigefinger berührte er den Sensor, in einer winzigen, verborgenen Nische, welche kaum mit bloßen Augen auszumachen war. Pfeifend öffnete sich ein Gittertor, und er trat ein in das Gewölbe. Es entpuppte sich als ein kahles Verlies. Im Inneren fiel kein Licht hinein. Problemlos konnte der Höllenfürst auch im Dunkeln sehen, und als er die schemenhafte Gestalt erblickte, grinste er hinterhältig. Luzifer genoss es, die Hexe der Unterwelt kopfüber und gefesselt von der Decke baumeln zu sehen. Ihr Gesicht war gezeichnet von Qual, und ihre langen Haare waren zerzaust und völlig ergraut. Ein panischer Schrei verließ ihren Mund, als sie ihn bemerkte. Dies beeindruckte ihn überhaupt nicht, und er schaute finster mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen zu ihr herüber.

»Na, wie gefällt es dir hier? Meinst du, es reicht?«, fragte er und durchbohrte sie mit seinem eiskalten Blick. Als er keine Antwort erhielt, knurrte er wie ein Wolf, denn ihr Versagen ärgerte ihn maßlos. Dies wollte er nicht auf sich beruhen lassen. Die Panik seines Gegenübers verbesserte seine Laune nur für einen Wimpernschlag. »Gut, dann können wir fortfahren, deine Ruhephase war lang genug, findest du nicht auch?«, erkundigte er sich mit amüsierter Stimme. Die Hexe der Unterwelt schwieg und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Dein Schweigen deute ich als Zustimmung«, konnte er sich nicht verkneifen zu erwidern. Grinsend hob er die Hände nach oben, und sofort schossen von überallher Flammen auf die Hexe der Unterwelt zu. Innerhalb einer Sekunde war sie umzingelt von lauter Feuerzungen. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, als die Flammen nach ihr hungerten. Ein unmenschlicher Schrei verließ ihren Mund.

»Oh, das ist Musik für meine Ohren!«, tönte er, und seine Augen leuchteten violett im Feuerschein. Dabei grinste Luzifer wie ein Honigkuchenpferd. Inzwischen hallten ihre Schreie weiter durch ihr Gefängnis. Luzifer rieb sich freudig die Hände, während er mitleidlos die Hexe der Unterwelt ihrem Schicksal überließ. Obwohl es nur eine Illusion war, schien sie es für wahr zu halten. Er konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken, während er seine schwarzen, engelsgleichen Flügel aufspannte und sie auf und ab bewegte. Entzückt hob er ab und entschwand aus dem Verlies wie ein Gespenst in der Nacht. Der Eingang verschloss sich hinter ihm, ohne sein Zutun. Unbeeindruckt schwebte er zu seinen mit rotem Samt gefütterten Wänden des Audienzzimmers. Wie ein Luftzug drang er ein und wurde von gedämmtem rotem Licht empfangen. Es stammte von zehn leuchtenden Fackeln, die tief ins Mauerwerk hineinragten.

Dort traf er auf Beelzebub, der ungeduldig auf einem von Luzifers roten Chefsesseln hin und her rutschte. Sein Untergebener hatte ihn längst in der Spiegelwand hinter seinem Schreibtisch erspäht, wie ihm das Gesicht des Teufelsgesellen verriet. »Pünktlich wie immer, Lakai«, brummte der König der Hölle.

»Mein Fürst, Sie haben nach mir verlangt? Wie kann ich dienlich sein?«, faselte Beelzebub drauf los, als ob er sich auf der Flucht befand. Seine Anspannung wuchs, und er versank noch tiefer in dem Chefsessel, während Luzifer ihn passierte, den Kiefernschreibtisch umschiffte und sich vor dem Spiegel in voller Größe aufbaute. »Da deine Schwägerin so kläglich scheiterte, sind wir wieder am Anfang!«

»Ich verstehe nicht, mein Fürst?«, gestand Beelzebub und rutschte wieder hin und her.

»Willst du nicht oder tust du nur so, Lakai?«, knurrte Luzifer mit geballten Fäusten, während er seine Engelsflügel einfuhr.

»Ich bin nicht für ihre Taten verantwortlich, mein Fürst!«, piepte Beelzebub viel zu hoch, so dass Luzifers leerer Weinkrug einen Sprung bekam und auf dem Schreibtisch zu zerspringen drohte.

»Das meinte ich nicht«, antwortete Luzifer und amüsierte sich über das verwunderte Gesicht von Beelzebub. »Meine Spione haben mir mitgeteilt, du wärst ihr behilflich gewesen.«

»Ich schuldete ihr noch einen dämlichen Gefallen«, knirschte Beelzebub durch seine zugepressten Zähne mit betretener Miene.

»Seit wann schulden wir Höllenadel … Hexen Gefallen?«, zischte Luzifer und verzog angeekelt die Mundwinkel.

»Dafür wollte sie mir hundert unschuldige Seelen besorgen«, antwortete Beelzebub und bohrte seine Fingernägel tief in die Lehnen, die nun Spuren von Löchern hinterließen.

»Ausgerechnet sie … das ist ein Witz«, donnerte der Höllenfürst, stürmte auf Beelzebub zu, packte ihn zornig am Kragen und zerrte ihn hoch.

»Oh, mein Fürst, ich wollte nicht …«, würgte Beelzebub hervor.

»Schweig, du Ungeziefer, bevor ich mich vergesse!«, brüllte der König der Hölle vor ungezügelter Wut und ließ ihn los. Beelzebub verstummte, ruderte mit seinen Armen, während er auf den Boden knallte.

»Ich werde jeden zur Rechenschaft ziehen, der für den geschlossenen Hexenzirkel verantwortlich ist.«

»Mein Fürst, was kann ich tun, um Sie zufriedenzustellen?«

»Der weiße Hexenzirkel darf nicht geschlossen sein. Als ob wir nicht schon genug Ärger mit der Engelschar am Hals hätten. Jetzt gibt es wieder eine neue elfte Hexe. Warum wurde ich nicht früher von der bevorstehenden Gefahr verständigt?«, fragte Luzifer, und grauer Qualm entfleuchte aus seinem Mund und seinen Ohren.

»Ich wusste … es auch … nicht!«, stammelte Beelzebub, als ob ihm die Luft wegblieb.

»Alles nur Ausreden«, schrie Luzifer, und seine Augen funkelten hasserfüllt.

»Bestimmt hat jemand in der Überwachung geschlafen«, meinte Beelzebub, und seine Stimme vibrierte vor Panik.

»Bring mir den Schuldigen, damit ich ihn am lebendigen Leib rösten kann!«, befahl der Höllenfürst, während wieder Qualm aus seinem Mund herausdrang.

»Wie Ihr wünscht, mein Fürst!« Er kroch auf allen Vieren zum Ausgang.

»Warte!«, brüllte Luzifer scharf und deutete auf ihn. Beelzebub verharrte auf der Stelle und wandte sich um. Der Höllenfürst brummte verächtlich und rief aus: »Leon!«

Beelzebub rappelte sich hoch, verneigte sich und rannte aus dem Audienzzimmer. Luzifer schüttelte heftig den Kopf, denn seine Gedanken kreisten nur noch um die neue elfte Hexe. Er zermarterte sich das Hirn, wie er sie besiegen konnte. Am liebsten würde er diese Hexe wie eine Ameise zertreten. Tief in Gedanken versunken malte er sich weitere Zerstörungsmöglichkeiten für dieses Balg aus. Erst als er Leon in der Gefolgschaft von Beelzebub erblickte, zügelte er seine Wut und amüsierte sich über Leons Nervosität. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, denn dieser Wurm traute sich nicht, ihn anzusprechen. Mit gesenktem Haupt starrte Leon lauter Löcher in den Boden.

»Leon, warum hast du mich nicht informiert?«, zischte Luzifer missbilligend.

»Über was, mein Fürst?«, fragte der Diener der Hexe der Unterwelt eingeschüchtert.

»Tu nicht so unschuldig, verdammt!«, brüllte Luzifer, und neue Wut glühte in ihm auf, während er auf Leon zuschritt.

»Meine … Herrin … hat es mir … verboten, Euer Lordschaft«, stotterte Leon und wagte immer noch nicht, Luzifer ins Gesicht zu schauen, »von ihrem Alleingang zu informieren.«

»Hat sie mehr zu melden als ich?« Die Frage explodierte regelrecht im Audienzzimmer, so laut hallte sie wider und wider wie ein Echo in den Bergen.

»Nein, natürlich nicht, mein Fürst! Aber …«

»Ich akzeptiere hier kein … aber!«, brüllte Luzifer weiter, und sein Gesicht wirkte noch röter als sonst. »Also, warum warst du so dumm?«

»Sie wollte Euer Lordschaft zufriedenstellen!«

»Mich zufriedenstellen? So ein Müll! Es ist alles schiefgelaufen! Diese Versagerin hat es ruiniert!«

»Kunigunde hat …«

»Ist sie kein Frosch mehr?« Leon schüttelte den Kopf und wagte nicht zu antworten. Luzifers Geduldsfaden riss endgültig, und er donnerte zornig: »Was weiß ich noch nicht? Seit wann werde ich nicht mehr ausführlich informiert? Ist es meinem Stab zu viel geworden, mich auf dem Laufenden zu halten, oder was?« Erregt ballte er seine Faust und schlug damit auf den Schreibtisch. Augenblicklich teilte dieser sich in zwei Hälften. Alle Schriftstücke, die ordentlich darauf lagen, purzelten wie Fallobst herunter. Sein PC ging zu Bruch und explodierte, während Funken in alle Richtungen sprühten. Die Sanduhr rollte gemächlich vor seine Füße und ging nicht zu Bruch. Luzifer tobte, während er seine schwarzen Engelsflügel weit aufspannte. Erzürnt bewegte er sie auf und nieder, hob schließlich ab und schwebte wie ein drohender Geist über seine Untergebenen. Gleichzeitig entstand ein Wirbelwind, welcher so stark blies, dass Beelzebub und Leon von den Füßen gerissen wurden. Beide Untertanen landeten bäuchlings auf dem Perserteppichboden. Doch sie verweilten keine zwei Sekunden, denn eine Böe erfasste sie und beförderte sie nach oben an die Decke, damit sie gleich wieder wie Steine herabstürzten. Dies wiederholte sich zehnmal, und bei jedem Aufprall stöhnen die Höllenuntertanen. Nach fünf Minuten hörte der Sturm auf zu blasen. Luzifer landete hinter seinem zerstörten Schreibtisch und fuhr seine Schwingen erneut ein. Mit einem Hechtsprung war er bei Leon, der ihn nur entgeistert anglotzte. Unbeeindruckt ging Luzifer Leon an die Gurgel und zerrte ihn vom Boden hoch.

»Ich, ich, ich … kann … nichts … dazu«, stammelte der Diener voller Panik und nach Luft ringend. Angewidert ließ Luzifer von ihm ab, und er landete erneut knallend auf dem Boden. Inzwischen wandte er sich Beelzebub zu. »Teufelsgeselle, lieg nicht so untätig herum!«

»Mein Fürst, natürlich nicht. Wie kann ich zu Diensten sein?«

»Immer die gleiche dämliche Frage!«, knurrte Luzifer und drohte ihm mit der Faust.

»Soll ich Leon in die Strafkammer schmeißen?«, fragte Beelzebub und erzitterte vor dem Höllenfürsten, während er in die hinterste Ecke kroch.

»Was zerbrichst du dir meinen Kopf«, schnauzte Luzifer, riss sein Teufelszepter von der linken Wand aus dem Ständer und peilte damit Beelzebubs Füße an. Luzifers unverkennbares Machtinstrument bestand aus einem Eisenstab und an der Spitze thronte ein menschlicher Skelettkopf mit Rubinaugen. Das seit Anbeginn der Zeit erwählte Teufelssymbol von Luzifer, erzeugte augenblicklich Panik beim Teufelsgesellen, denn er huschte zur Seite und keuchte: »Äh, ich …«

»Bin ich denn nur von Idioten umzingelt!« Wieder drang Qualm aus Luzifers Mund auf seinen Untergebenen zu. Bei Kontakt zischte es laut und verbrühte Beelzebubs Gesichtshaut. Stöhnend verkroch er sich hinter Leon, der sich nicht anders zu helfen wusste, als Schutz hinter einem der Chefsessel zu suchen.

Dies erzürnte den Teufelslord noch mehr, und er schlug mit seinem Teufelszepter nach den beiden. »Bekomme ich endlich eine Antwort von euch Feiglingen!«, forderte Luzifer und setzte erneut an, seine beiden Untergebenen zu treffen.

»Natürlich, Sir«, meldete sich der Diener kaum hörbar und wich mehrmals aus.

»Ach, Leon«, begann er, »vielleicht möchtest du deiner Herrin Gesellschaft leisten? Ihre neue Grotte ist winzig. Aber man sagt: Platz ist in der kleinsten Hütte«, spottete der Höllenfürst und genoss die Panik seines Gegenübers, während Leon einen Buckel formte, um kleiner zu erscheinen. »Nein, mein Fürst! Ich möchte nur Ihnen zu Diensten sein«, antwortete der Angesprochene, wagte nicht Luzifer anzuschauen und blickte starr auf den Boden.

»Los, steht auf!« befahl Luzifer und zielte erneut auf ihn mit seinem Teufelszepter. Leon nickte, kroch zu Luzifer und küsste seine Füße.

»Der will tatsächlich nur seine Haut retten«, murmelte Beelzebub und kämpfte gegen einen Lachanfall an. Luzifer warf dem Teufelsgesellen einen zornigen Blick zu, dessen Lachen sofort erstarb. »Leon, wie kannst du mir schon dienen? Du hast ebenfalls versagt wie deine Herrin! Du hast diese neue weiße Hexe verschont!«, brüllte Luzifer, trat nach Leon, damit er das Küssen beendete, was ihn tierisch nervte.

»Kunigunde kam dazwischen und …«, presste der Diener heraus und wich zurück.

»Immer nur Kunigunde!«, unterbrach er Leon und spuckte neben ihn. Luzifers Spucke ätzte ein verfranztes Loch in den Perserteppich, als ob sich Säure darüber ergossen hätte.

»Seid ihr denn alle unfähig, eine kleine Hexe zu bezwingen? Vor allem eine halbe Hexe, die sicher noch nicht über ihre gesamten Hexenkräfte verfügt. Das ist doch lächerlich!«

»Doch gepaart mit Engelsgenen!«, widersprach Leon vorsichtig und zitterte am ganzen Leib, während er sich schwerfällig erhob.

»Was? Das darf doch nicht wahr sein! Wer von den Schlaumeiern hat sich mit einer Hexe gepaart?«

»Erzengel Michael«, gestand Leon mit gesenktem Haupt.

»Der Trottel Michael? Nein, ausgerechnet Michael! Der Lieblingsengel des Allmächtigen! Dieser Schuft hat ihn mir vorgezogen! Dabei wollte ich ihm nur gefallen. Doch was hat er stattdessen getan? Mich aus dem Himmel geworfen! Das ist doch unfassbar!« Völlig außer Kontrolle schnaufte der Höllenlord, als die Erinnerung ihn wie ein Donnerschlag heimsuchte. Er schüttelte die Vergangenheit wie ein nasser Hund ab, als ihm die elfte Hexe wieder in den Sinn kam. »Ich will, dass dieses Kind niemals ihre Hexenmacht ausübt. Ist das denn so schwer zu begreifen?«

Beelzebub und Leon schüttelten gleichzeitig ihre Köpfe. Als Luzifer dies registrierte, blickte er beide ärgerlich an und rümpfte die Nase, während er mit den Teufelszepter wieder auf sie zielte.

»Verzeiht, mein Fürst«, mischte sich Beelzebub ein, stand auf und wich einen Schritt zurück, »dass ich es nicht vorhergesehen habe, sonst hätte ich es verhindert.«

»Hm«, brummte Luzifer. »Wer mir diese Engelshexe bringt und sie mir zum Geschenk macht, den werde ich königlich belohnen.«

»So einfach ist es nicht! Kunigunde wird sie sicher hüten wie ihre Augäpfel«, überlegte Leon und erntete wiederum einen missbilligenden Blick von Luzifer. »Oh verzeiht, mein Fürst! Es ist unmöglich, ihr das Kind zu entreißen!«

»Ausreden immer nur blöde Ausreden! Schweig, oder ich reiße dir die Zunge heraus!«, donnerte Luzifer entrüstet, weil diese niedrige Kreatur es wagte, ihm zu widersprechen.

»Unglücklicherweise, mein Fürst, muss ich Leon zustimmen! Es wird nicht einfach sein, an das Kind heranzukommen!«

»Du auch noch? Bin ich denn nur von Feiglingen umzingelt!«, brüllte Luzifer und schlug mehrmals mit seinem Teufelszepter in die Luft. Eine Windböe entstand und erfasste Luzifers Untertanen, so dass sie Probleme hatten, sich auf den Füßen zu halten. Sie klammerten sich aneinander fest, während der Wind an ihnen zerrte und sie wegzublasen drohte. »Nein, mein Fürst! Aber wir brauchen einen teuflischen guten Plan, wie wir Kunigunde überlisten«, gelang es dem Teufelsgesellen, Luzifer zu beschwichtigen, denn die Windböe verschwand wie durch Zauberhand.

»Beelzebub, hast du vielleicht eine solchen Plan parat?«, erkundigte sich der Höllenfürst diesmal mit freundlicher Stimme. »Immerhin bist du sehr einfallsreich, das muss man dir lassen.« Beelzebub schüttelte den Kopf und wagte nicht, seinen Fürsten anzuschauen.

»Aber ich!«, rief Leon und blickte seinem Fürsten zum ersten Mal in die Augen.

»Seit wann hast du gute Pläne? Ich hörte, sie wurden dir alle von der Hexe der Unterwelt gestohlen.«

»Seit Euer Lordschaft meine Herrin entmachtet habt … sind sie in meinem Kopf zurück.«

»Dann lass hören, ich bin ganz Ohr!«, befahl der Höllenlord und schritt auf Leon mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen zu.

»Hexen kann man nur mit Hexen … austricksen.« Auch Leon grinste und äffte damit Luzifer nach.

»Aber deine Herrin hat versagt und steht nicht mehr zur Verfügung«, stellte Luzifer fest, und seine spitzen Augenbrauen schossen zu seinem schwarzen, gegelten Pony hoch.

»Diese Hexe … meine ich nicht, Euer Lordschaft!«

»Entschuldige, ich kann dir nicht ganz folgen, Leon?«, gab Luzifer zähneknirschend zu.

»Die Lösung ist ganz einfach«, stieß Leon hervor. Jetzt durchbohrte Luzifer den Diener regelrecht mit seinem Blick. »Du Narr, rede endlich und halte mich nicht mit Rätseln hin!«, drängte er ärgerlich und holte erneut mit seinem Teufelszepter aus. Getroffen am Arm jaulte Leon auf, während er herauspresste: »Gewitterhexe!«

»Wieso ausgerechnet diese Schreckschraube?«

»Mein Fürst, Leon meint, die Gewitterhexe ist noch verfügbar!«, rief Beelzebub und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich.

»Wie? Verfügbar?«, wunderte sich Luzifer stirnrunzelnd.

»Ihr wisst, mein Fürst, dass sie sich im Mittelalter von dem weißen Hexenzirkel losgesagt hat.«

»Stimmt! Diese Hexe habe ich fast vergessen! Und Ihr beiden meint … sie würde …« Leon und Beelzebub nickten wie abgesprochen.

»Fabelhaft … äh … und sie würde uns tatsächlich helfen?«

»Sicher, der Hexenmeister hatte sie verschmäht, und darüber war sie sehr verärgert«, bestätigte Beelzebub.

»Gefühle … Liebe! Teuflisch guter Plan! Könnte glatt von mir stammen«, stimmte Luzifer zu und lachte schallend.

»Schön, Euer Lordschaft, dass Ihnen der Plan zusagt«, entgegnete Leon und atmete erleichtert aus.

»Wo befindet sie sich? Wer geht zu ihr? Welcher von euch Pappnasen bringt sie hierher?« Beelzebub deutete sofort mit seinem Zeigefinger auf Leon. »Euer Lordschaft, ich weiß, wo sie haust«, erklärte der Diener hastig, und ein schiefes Grinsen fror auf seinen Lippen fest.