Blue Blue Eyes - Alice Gabathuler - E-Book

Blue Blue Eyes E-Book

Alice Gabathuler

5,0

Beschreibung

LOST SOULS LTD. - So nennt sich die Untergrundorganisation um den jungen Fotografen Ayden, den kaputten Rockstar Nathan und den charmanten Verwandlungskünstler Raix. Sie alle haben als Opfer von schweren Verbrechen überlebt und dabei einen Teil ihrer Seele verloren. Nun verfolgen sie nur ein Ziel: Jugendliche in Gefahr aufspüren und versuchen, sie zu retten. Dabei kämpfen sie gegen Entführer, Mörder, das organisierte Verbrechen und gegen die Dämonen ihrer Vergangenheit. IHRE NEUSTE MISSION: Kata Benning. 18 Jahre alt. Augen so blau wie das Meer. Tief in sich ein Geheimnis, das sie vor sich weggeschlossen hat. Ein Bombenanschlag auf ihre Adoptiveltern zerstört ihre Zukunft, stellt ihre Gegenwart infrage und führt sie in eine Vergangenheit, in der nichts war, wie es schien. Sie gerät in einen schmutzigen Krieg um gestohlene Daten. Ihr Leben wird zum Pfand mächtiger und gefährlicher Feinde. Doch sie hat starke Verbündete an ihrer Seite: Lost Souls Ltd.

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For Chris. The Fighter.

Special Thanks to Ernst Eggenberger and Riccarda Vedana for the Song »Blue Blue Eyes«.

Broken dreams

Hanging over the cliff

From a frozen past

Into a flaming future

Blue Blue Eyes

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

1.

Aydens Füße flogen über den Boden, rasend schnell und doch zu langsam. In seinen Ohren rauschte das Blut, in der Lunge stach der Atem, in der Brust hämmerte die Panik. Er kam zu spät!

Der Mann am Rande der Klippe hatte mit sich und der Welt abgeschlossen. Ein starker Wind drückte den beigen Regenmantel gegen seinen hageren Körper und spielte mit dem schütteren Haar. Eine einsame Seele am Ende eines langen Weges. Aber er war nicht allein. Vor ihm kniete eine junge Frau. Ein tödliches Stück Metall verband die beiden zu einer schicksalhaften Einheit. Der Griff lag in der Hand des Mannes. Die Mündung drückte gegen die Stirn der jungen Frau. Eine einzige, kleine Bewegung des Zeigefingers konnte ihr Leben auslöschen.

»Nimm mich!«, schrie Ayden. »Nimm mich, nicht sie!« Als sie Aydens Stimme hörte, hob die junge Frau den Kopf und wandte ihm ihr Gesicht zu.

Ein klirrendes Geräusch zersplitterte den Traum. Ayden schnellte hoch, wirbelte herum und packte gleichzeitig den Baseballschläger, der griffbereit neben ihm auf dem Schreibtisch lag. Leere Energy-Drink-Dosen flogen über die Kante ins Leere, folgten der Schwerkraft, prallten scheppernd auf dem alten Holzboden auf und rollten in alle Richtungen davon. Jeder Muskel in Aydens Körper war angespannt, während er sich blitzschnell um die eigene Achse drehte, den Schläger fest umklammert, und sich nach der Ursache des Geräuschs umsah.

»Ayden?«

Reflexartig holte Ayden zum Schlag aus.

»Ayden, ich bin’s!«

Die Stimme drang von draußen in den Raum, etwas dumpf, aber ruhig und besonnen. Ayden schaute aus dem Fenster und entdeckte seinen Freund und Boss Joseph, wie er seine Hand hob und gegen die Scheibe klopfte. Aydens Körper entspannte sich. Joseph hatte das Geräusch verursacht, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Mit zitternden Händen stellte Ayden den Schläger an die Wand und öffnete das Fenster.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Joseph.

Ayden nickte.

Joseph bohrte nicht weiter nach. »Du hast eine Kundin«, sagte er.

»Bin beschäftigt. Ich arbeite.«

Zumindest hatte Ayden das getan, bis er beim Warten auf Igors Mail vor Müdigkeit und Erschöpfung eingeschlafen war.

»Wenn du für die Baseball-Endrunde trainierst, kann deine Arbeit ruhig einen Moment warten. Die Kundschaft ist wichtiger.«

Joseph konnte ganz schön hartnäckig sein, wenn es um das Geschäft ging – oder darum, Ayden aus einem seiner fiebrigen Zustände zu holen, in denen er sich manchmal verlor.

Ayden warf einen Blick auf seinen Bildschirm. Ein knappes Dutzend Mails war eingegangen, seit er weggedöst war. Er überflog die Absender. Igors Name war nicht darunter.

»Keine Zeit.« Mit der linken Hand tastete Ayden nach dem Stuhl, den er vorher beim Hochschnellen weit von sich gestoßen hatte, mit der rechten bewegte er die Maus. »Ich muss …«

»Du siehst aus wie hingekotzt«, unterbrach ihn Joseph. »Wahrscheinlich hast du wieder die ganze Nacht vor deiner Maschine gesessen …«

Ayden blendete Joseph aus. Weil der Stuhl zu weit weggerollt war, tippte er die neue Nachricht an Igor im Stehen.

»… geht mich ja nichts an, aber …«

Ayden drückte die Senden-Taste. »Gib mir fünf Minuten«, bat er.

»Die Kundin …«

»Wird warten, wenn es dringend ist.«

»Fünf Minuten. Mehr gebe ich dir nicht.«

»Komme gleich«, murmelte Ayden. Etwas musste schiefgegangen sein. Igor hätte sich längst melden müssen. »Mach schon«, beschwor er den Russen. »Antworte!«

»Redest du mit mir?«, hörte er Joseph fragen.

Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, schüttelte Ayden den Kopf. Er musste sich konzentrieren! Wenn er jetzt einen Fehler machte, riskierte er Kata Bennings Leben.

Die nächsten paar Minuten starrte Ayden auf den Bildschirm und überlegte, was er tun würde, wenn ihm Igor die so dringend benötigten Informationen nicht rechtzeitig liefern konnte. Dabei verschwammen die Buchstaben, bis er nur noch Katas tiefblaue Augen vor sich sah, die ihn verfolgten, seit er das erste Mal eine Aufnahme von ihr gesehen hatte. Noch nie war eine Mission schwieriger und gefährlicher gewesen als diese; noch nie hatten Ayden und seine Freunde über so wenige Fakten verfügt und sich so sehr auf Gerüchte und Andeutungen verlassen müssen. Igor sollte die Lage klären, doch Stunde um Stunde war ohne die erwartete Nachricht von ihm verstrichen. Hatten sie das Schicksal zu sehr herausgefordert?

Obwohl Ayden darauf gewartet hatte, zuckte er zusammen, als der Signalton eine hereinkommende Mail ankündigte. Endlich!

Igor hielt sich kurz und knapp, wie immer:

Zweite Quelle brauchte länger. Habe jetzt doppelte Bestätigung. Scheint, dass es viel schneller losgeht als geplant. Heute Nachmittag. Zielpersonen warnen. Viel Glück.

In wenigen Stunden! Aydens innere Unruhe löste sich in einem langen, tiefen Atemzug. Kata Bennings Schuljahr endete erst morgen. Sie war im Internat. In Sicherheit. Es ging jetzt bei der Sache nur noch um Stefan und Brigitta Benning, eigentlich kein Fall für Lost Souls Ltd.

Die Organisation kümmerte sich um die Unwissenden, um junge Menschen, deren Leben in Gefahr war. Die Seelen, die drohten verloren zu gehen, so wie Aydens Seele verloren gegangen war.

Stefan und Brigitta Benning waren für ihr Tun selbst verantwortlich. Sie hatten, im Gegensatz zu Kata, eine Wahl gehabt und sich entschieden. Wer so lebte wie sie, spielte auf Risiko und holte den Tod mit an Bord. Trotzdem taten Ayden und seine Leute alles, um den Anschlag auf sie abzuwenden. Noch blieben ihnen ein paar Stunden. Ihre Kontaktperson in der Schweiz kümmerte sich darum. Ayden griff zum Handy und wählte Raix’ Nummer.

Der Zug verlangsamte seine Fahrt, passierte das zerfallende Gebäude im Kieswerk und rollte vorbei an den Güterhallen, die selbst an diesem strahlenden Sommertag düster wirkten. Kata war zu Hause, aber es fühlte sich nicht an wie Heimkommen. Von der kleinen Provinzstadt ging etwas Erdrückendes aus, etwas, das sich lange vor der Ankunft auf Kata gelegt hatte und mit jedem Kilometer schwerer geworden war. Jetzt, kurz vor dem Ziel ihrer Reise, bereitete ihr sogar das Atmen im stickigen Bahnwaggon Mühe. Sie musste sich in Erinnerung rufen, weshalb sie hier war, um nicht einfach sitzen zu bleiben, weiterzufahren und darauf zu warten, dass die Landschaft offener und das Atmen wieder freier wurde.

Hastig strich sich Kata eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn, stand auf und hängte ihren kleinen, ledernen Rucksack um. Als sie nach dem Koffer griff, den sie im Leerraum zwischen den Sitzreihen abgestellt hatte, glaubte sie, die Blicke ihrer Mitreisenden in ihrem Rücken fühlen zu können. Seit sie an der letzten Station in die Regionalbahn umgestiegen war, war sie ihnen ausgewichen, auch jenen der Frau zwei Abteile weiter vorne, die sie kannte und die ihr freundlich zugenickt hatte. Selbst eine nette Frage der älteren Dame, die ihr gegenüber saß, hatte Kata so einsilbig und abweisend beantwortet, dass sie sicher sein konnte, für den Rest der Fahrt unbehelligt zu bleiben.

Es lag an ihr, nicht den anderen, die keine Schuld an den Gefühlen hatten, die in ihr tobten. Sie alle konnten Katas inneren Sturm nicht sehen, denn er spiegelte sich nicht auf ihrem Gesicht. Kata hatte gelernt, ihn gut hinter einer Maske zu verbergen, einer Maske, die auf ihre Mitmenschen arrogant, vielleicht sogar ein wenig trotzig wirkte. Dessen war sie sich nur allzu bewusst, doch sie brauchte diesen Schutz vor zu viel Nähe und vor allem vor Fragen, auf die sie keine Antworten kannte. Es war, als gäbe es irgendwo in ihrer Seele eine Tür zu einer verborgenen Welt, in der ein Teil von ihr lebte, den sie nie kennengelernt hatte. Eine ganze Weile schon versuchte Kata, diese Tür aufzustoßen. Sie wollte sich nicht länger fremd bleiben, aber irgendetwas verwehrte ihr den Zugang. Deshalb schottete sie sich ab und ließ so gut wie nie jemanden hinter ihre Maske blicken. Auch jetzt nicht.

Im Wissen um die Augen, die auf sie gerichtet waren, zog sie den Rollkoffer ungelenk durch den Gang. Er schlug gegen Knie und Beine von Mitreisenden, ihr Rucksack blieb an einer Sitzlehne hängen. Kata hörte die missbilligenden Seufzer und wusste, dass man von ihr erwartete, sich zu gedulden und am Schluss auszusteigen, doch sie wollte nur noch raus, an die frische Luft.

Als der Zug mit einem Ruck anhielt, prallte der füllige Herr mit den schmierigen Haaren, der etwas zu dicht zu ihr aufgeschlossen hatte, gegen ihren Rücken. Während er eine Entschuldigung murmelte, legte er wie beiläufig seine Hand auf ihren Arm und streifte dabei mit seinen Fingern ihre Brust. »Notgeiler Bock!«, sagte ein Junge, der aus einem Manga entsprungen zu sein schien, so laut, dass es alle hören konnten. Das Gesicht des Mannes lief tomatenrot an. Seine Hand verschwand in seiner Hosentasche.

Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür. Erleichtert stieß Kata die stickige Luft aus ihrer Lunge und stieg aus. Auf dem Bahnsteig drehte sie sich zu dem Jungen um. Einen Augenblick lang verlor sie sich in seinen feinen, von blauen Haarsträhnen umrahmten Gesichtszügen. Sie wusste nicht, was ein Paradiesvogel wie er an einem Ort wie diesem tat, aber zum ersten Mal, seit sie das Internat verlassen hatte, entspannte sie sich. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Der Junge zwinkerte ihr zu.

»Hey, Chao, da bist du ja!«

Ein wunderschönes, schwarzhaariges Mädchen rannte auf den Paradiesvogel zu und schlang seine Arme um ihn. Durch Katas Herz ging ein Stich. Schnell schaute sie weg. Sie war keine, mit der die Paradiesvögel dieser Welt flogen. Dazu war sie zu ernst, zu verschlossen und, wie ihr Silas gnadenlos klargemacht hatte, auch zu langweilig. Durchschnittliche braune Haare, unentschlossen zwischen kurz und lang, durchschnittliche Kleidung, ohne Style, durchschnittliche Figur, womit Silas darauf anspielte, dass sie keine Hose der Größe zero trug. Nur ihre Augen waren etwas Besonderes, aber Silas hatte das nicht gereicht.

Katas Finger umklammerten den Griff ihres Koffers etwas heftiger, ihr Puls beschleunigte sich. Morgen war ihr achtzehnter Geburtstag. Ihr Neuanfang. Sie war nach Hause gekommen, um Abschied zu nehmen.

Der Paradiesvogel und seine Freundin verloren sich in den Menschen, die zum Ausgang strömten. Einige überquerten zielstrebig den Bahnhofsplatz, andere warteten alleine oder in kleinen Trauben vor dem Ausgang auf Freunde oder Familienmitglieder. Kata brauchte sich nicht umzusehen. Stefan und Brigitta waren nicht hier, denn Kata hatte ihnen verschwiegen, dass sie einen Tag früher als geplant anreiste. Die beiden hätten sie womöglich in einer überdimensionierten Limousine abgeholt, eine dieser peinlichen Überraschungen, die Stefan und Brigitta sich immer wieder einfallen ließen. Überraschungen, mit denen sie ihre häufigen Abwesenheiten und die zunehmende Entfremdung wiedergutzumachen versuchten. Ein kurzfristiger Überschuss an Aufmerksamkeit und Zuneigung, ein Überhäufen mit teuren Dingen, an denen Kata nichts lag. Natürlich funktionierte es nicht. Das wusste Kata und das wussten Stefan und Brigitta, doch sie hielten den Schein aufrecht und spielten dieses Spiel nun schon eine ganze Weile. Eine zu lange Weile für Kata. Sie hatte entschieden, es zu beenden.

Sie verließ das Nest, um herauszufinden, was sich hinter der Tür ihrer Seele verbarg. Vielleicht lernte sie dabei zu fliegen. Es musste ja nicht gleich der schillernde Flug eines Paradiesvogels sein. Auch Spatzen flatterten durch die Lüfte und für den Anfang reichte ein Flugzeug. Beim Gedanken an das Ticket in ihrem Koffer fühlte sich Kata so unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Es machte ihr nichts aus, den Koffer zu den Schließfächern zu schleppen. Sie ertappte sich sogar dabei, ein albernes Lied zu summen, während sie die Münzen einwarf. Die eine Nacht, die sie noch zu Hause war, brauchte sie ihren Koffer nicht. Morgen würde sie in ein neues Leben abheben.

Vor dem Bahnhofsgelände entschied sie sich spontan, zu Fuß nach Hause zu gehen, auch wenn es ein ziemliches Wegstück war. Die Sonne schien, es war warm und es würde das letzte Mal sein. Außerdem ließ es sich während eines Spaziergangs wunderbar darüber nachdenken, wer sie in Zukunft sein könnte. Sie würde die verborgene Tür in sich aufstoßen, jemand anderes werden und trotzdem sie selbst bleiben.

Katas Blick suchte die Außenseiter, die es wie an jedem größeren Bahnhof auch hier gab. Sie saßen auf der Mauer hinter den Buswartehäuschen, der Abfall der Gesellschaft, wie Stefan und Brigitta sie nannten. In Kata hatten diese Menschen immer zwiespältige Gefühle ausgelöst. Einerseits waren sie ihr unheimlich, andererseits war sie von ihnen fasziniert, weil sie es wagten, sich der Norm zu widersetzen, die eine anonyme Masse aufgestellt hatte wie einen Zaun um ein peinlich sauber gehaltenes Grundstück mit putzigen Gartenzwergen. Ab morgen bin ich kein Gartenzwerg mehr, dachte Kata.

Bis jetzt hatte sie immer einen sicheren Bogen um die kleinen Gruppen gemacht, heute ging sie direkt auf sie zu. Sie wollte sich die Gesichter einprägen. Alle. Die glücklichen, die hoffnungsvollen, die zufriedenen, die traurigen, die müden, die resignierten, die verlorenen. Sie wollte das Leben spüren, so, wie es sein konnte, wenn man es geschehen ließ, und nicht plante wie die perfekte Schulkarriere oder die perfekte Dinnerparty.

Ein paar der Herumlungernden waren ihr vertraut, andere neu und fremd. Etwas abseits saß einer, den sie noch nie gesehen hatte. Mittelgroß, mit Rastalocken, einem bunten T-Shirt und weiten Hosen. Bedächtig legte er Tarotkarten vor sich hin und schaute ab und zu hoch, um dem Treiben um ihn herum zuzusehen. Als er Kata entdeckte, zuckte er zusammen.

»Kata?«, rief er.

Verdutzt blieb sie stehen. Woher kannte er ihren Namen? Was wollte er von ihr? Ihr irgendeine Geschichte auftischen und hoffen, es springe etwas heraus? Ein Bier? Ein Bahnticket in die nächste Stadt? Geld?

»Kata!«

Diesmal fragte er nicht, sondern sagte ihren Namen in einem drängenden Ton, der ihr Angst machte. Hastig wandte sie sich ab und entfernte sich von der Gruppe.

Hinter sich hörte sie das Klirren von Glas, leises Fluchen, dann gehetzten Atem. Die neugierigen Mienen der Passanten bestätigten ihr, dass der unheimliche Kerl ihr folgte. Sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie beinahe rannte. Es reichte nicht. Sie war nicht schnell genug. Eine starke Hand packte sie am Arm. Kata schrie auf, wurde herumgerissen und blickte direkt in das Gesicht des Jungen mit den Rastalocken.

»Das Geld ist im Rucksack«, stieß sie hervor.

»Ich will dein Geld nicht«, flüsterte er und zog sie näher an sich heran. »Du bist Kata Benning, nicht wahr?«

Sollte sie lügen? So tun, als wäre sie jemand anderes? Laut um Hilfe schreien? Dem Kerl heftig auf die Füße oder gegen das Schienbein treten? Hilfesuchend schaute sich Kata um. Sie konnte sehen, wie die Leute ihre Blicke abwandten.

»Du musst mich mit jemandem verwechseln.« Ihre Stimme quietschte. »Ich …«

»Geh nicht nach Hause!«

»Was?«

»Du darfst nicht nach Hause gehen!«

Der Typ roch nach Bier, wollte kein Geld, redete wirres Zeug. Ein Spinner! Aufdringlich und lästig, aber nicht gefährlich. Ihren Namen konnte er irgendwo aufgeschnappt haben.

»Vielleicht solltest besser du nach Hause gehen«, versuchte sie ihn loszuwerden.

»Es geht hier nicht um mich. Es geht um dich. Du bist in Gefahr.« Er drückte seine Finger schmerzhaft in ihren Arm. »Geh. Nicht. Nach. Hause.«

»Du tust mir weh.«

Sofort lockerte sich der Griff ein wenig. »Es wird etwas Schreckliches passieren!«

»Hör auf!« Kata wollte sich von dem Wirrkopf losreißen.

»Hau ab, du Penner!«, rief ein Mann, der stehen geblieben war. »Oder ich benachrichtige die Polizei.«

Das war der Startschuss für die Gaffer, die bis jetzt nur zugeschaut hatten. Ein paar von ihnen kamen auf die beiden zu.

»Ich bin Raix. Ich will dir nichts tun! Bitte!«, drängte er. »Du darfst nicht nach Hause!«

Endlich ließ er sie los und verschwand, bevor ihn sich jemand vornehmen konnte.

Etwas mehr als die fünf versprochenen Minuten später trat Ayden über die Schwelle von Josephs Fotogeschäft. Die Kundin war noch da. Sie stand vor der Wand, an der Joseph Aydens Bilder ausstellte.

»Sie interessieren sich für eines der Fotos?«, fragte Ayden.

Die Frau drehte sich langsam um. Sie schien sich ihres Aussehens und ihrer Wirkung bewusst zu sein, denn sie ließ sich von Aydens Reaktion nicht verwirren. Es war ihm nämlich unmöglich, die Frau nicht anzustarren. Hätte er sie in einer Menge entdeckt, dann hätte er sie unbemerkt fotografiert. Es wäre eines jener Bilder geworden, die den Betrachter in seinen Bann ziehen. Diese Frau war in ihrer Natürlichkeit schöner als all die Hochglanzmagazinschönheiten. Sie trug ihre grauen Haarsträhnen mit Würde und Anmut, die Falten um ihre Augen erzählten von einem intensiven Leben, ihr sinnlicher Mund war keine Einladung, sondern eine Warnung, sie nicht zu unterschätzen. Aber was sie wirklich interessant machte, war der Abgrund, der sich in ihrem Blick auftat. Die meisten Menschen hätten ihn nicht bemerkt. Ayden, der mit Abgründen aufgewachsen war, erkannte ihn sofort. Obwohl er sicher war, die Frau noch nie gesehen zu haben, ritzte ihr Anblick etwas in ihm wie ein Schnitt, den man gar nicht richtig bemerkt, bis er zu bluten beginnt. Noch blutete es nicht.

»Was kostet dieses Bild?« Die Frau zeigte auf die Fotografie einer kargen Küstenlandschaft, die unvermittelt an einer Klippe endete.

Ayden schaute zu Joseph hinüber. Warum hatte er ihn von der Arbeit weggeholt? Hatte er der Frau nicht gesagt, dass dieses Bild unverkäuflich war? Joseph zuckte mit den Schultern, was so viel hieß wie, ja, er hatte es der Frau gesagt, und nein, sie hatte nicht auf ihn hören wollen.

»Es ist nicht zu verkaufen«, sagte Ayden.

»Zehntausend«, antwortete die Frau unbeeindruckt.

»Es ist nicht zu verkaufen«, wiederholte er.

Der Mund der Frau lächelte, ihre Augen nicht. »Alles ist zu kaufen. Es ist nur eine Frage des Preises. Stimmt’s?«

Ayden hatte das Gefühl, die Temperatur im Raum sinke. Er musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen. Schweigend schaute er die Frau an.

»Zwanzigtausend«, bot sie.

Hinter Ayden holte Joseph hörbar Luft. Zwanzigtausend Pfund. Damit könnten sie das undichte Dach reparieren und es bliebe genug übrig für einen neuen Computer. Das war der Moment, in dem es zu bluten begann.

»Das Bild ist unverkäuflich.«

»Schade«, sagte sie leise.

Für einen Sekundenbruchteil lag etwas Warmes in ihrem Blick, so kurz nur, dass Ayden sich fragte, ob er sich getäuscht hatte. Ohne das Bild noch einmal anzusehen, ging die Frau in Richtung Ausgang.

»Warten Sie!«, rief Joseph. »Alle anderen Bilder stehen zum Verkauf. Vielleicht …«

Sie reagierte nicht. Grußlos verschwand sie aus dem Blickfeld der beiden Männer.

»Du hast das Negativ. Was zum …«

»Und du hast gewusst, dass ich dieses Bild nie verkaufen werde«, unterbrach Ayden Joseph. »Wir hätten es nicht ausstellen sollen.« Er nahm die Fotografie von der Wand.

»Aber … Zwanzigtausend!«

»Die Frau hat recht.« Ayden ging zur Tür. »Alles hat seinen Preis. Das hier …« Er hielt das Bild in die Höhe. »Das hier kann man nicht mit Geld bezahlen.«

Auf dem Weg zurück in die alte Lagerhalle hinter Josephs Haus klingelte sein Handy. Das Display zeigte eine unterdrückte Rufnummer an. Ayden meldete sich erst, als er im Innern des Gebäudes war.

»Ja?«

»Sie ist hier!«

Raix’ gehetzte Stimme brachte die Angst in Ayden zum Schwingen. »Wer?«, fragte er, obwohl er die Antwort ahnte.

»Kata, Mann!«

Das musste ein Irrtum sein! Kata war im Internat! »Unmöglich«, flüsterte Ayden.

»Sie ist hier. Sag mir, was ich tun soll.«

Ayden stellte das Bild hin und hielt sich am Türrahmen fest. »Was hast du bis jetzt unternommen?«, krächzte er.

»Ich habe mit ihr gesprochen.«

»Du hast was?«

»Mit ihr gesprochen, Mann.«

Wenn etwas passierte, würde sich Kata an Raix erinnern. Sie würde der Polizei von der Begegnung mit ihm erzählen.

»Bist du noch dran?« Wie eine Kreissäge fräste sich Raix’ Stimme in Aydens Gedankengänge.

»Und was … was hast du ihr gesagt?«

»Na, dass sie nicht nach Hause soll.«

Die Polizei würde das sehr interessant finden, vor allem, wenn Igor recht behalten sollte und irgendwas im Umfeld der Bennings in die Luft flog.

»Ja, ich weiß, das war nicht sehr clever, aber was hätte ich denn sonst machen sollen?«, fräste Raix’ Stimme weiter.

Ayden atmete tief durch. Er musste ruhig bleiben. Nicht in Panik ausbrechen. Nicht einfach losrennen wie damals, sondern nachdenken. »Wo ist sie jetzt?«, fragte er.

»Auf dem Weg nach Hause.« Raix klang nun wie ein Schuljunge, der wusste, dass er seinen Lehrer verärgert hatte.

»Halt sie auf!«

»Wie denn?«

»Lass dir was einfallen! Folge ihr. Fang sie ab. Im schlimmsten Fall …« Ayden zögerte.

»Ja?«

»Im schlimmsten Fall bittest du die Bullen um Hilfe.«

»Die werden mich teeren und federn«, flüsterte Raix. »Vor allem, wenn sie herausfinden, dass ich es war, der sie angerufen und vor einem Bombenattentat gewarnt hat.«

»Es tut mir leid«, sagte Ayden leise.

Eine Weile lang hörte er nur den viel zu schnellen Atem seines Freundes. »Mein Land, mein Job«, hatte Raix gesagt, und war in die Schweiz zurückgefahren, obwohl ihn das ins Gefängnis bringen konnte.

»Okay«, quietschte es schließlich aus dem Gerät.

»Viel Glück.« Ayden sprach in eine tote Verbindung. Es gab nichts, was er tun konnte. Nichts. Er ließ den Türrahmen los und setzte sich auf den Boden. Mit tauben Fingern und einem grenzenlosen Gefühl der Ohnmacht starrte er auf die leere Klippe auf der Fotografie. Hinter ihr war nichts als blutrotes Meer.

Ich bin Raix.

Kata rieb mit der Hand über die schmerzende Stelle an ihrem Arm, dort, wo sich die Finger tief in die Haut gekrallt hatten.

Es wird etwas Schreckliches passieren.

Die unheilvollen Worte hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt und bildeten einen bizarren Kontrast zu den bunten Vorgärten, an denen sie auf ihrem Weg nach Hause vorbeikam. Raix’ Warnung passte nicht in diese Welt der getrimmten Rasen und glitzernden Wasseroberflächen der Pools, alles ein bisschen wie in den Magazinen für schöneres Wohnen. Die einzigen Gefahren, die hier lauerten, waren die gut verborgenen Abgründe hinter der aufrechterhaltenen Fassade vom gelebten Traum. Manchmal platzte so ein Traum und das perfekte Paar, das eben doch keines war, trennte sich. Oder eins der Kinder war nicht so geraten, wie es sollte, worauf es diskret in ein Internat abgeschoben wurde, falls es nicht schon in einem war. Das hatte Raix mit etwas Schreckliches jedoch bestimmt nicht gemeint. Aber was dann? Wenn etwas gefahrlos war, dann das Leben von Katas Eltern. Sie gingen keinen waghalsigen Hobbys nach, rauchten nicht, tranken in Maßen und sogar das Auto, das sie fuhren, verfügte über maximale Sicherheitsstandards.

Adoptiveltern, korrigierte sich Kata, worauf sich umgehend ihr schlechtes Gewissen meldete und ihr Undankbarkeit vorwarf. Nein, undankbar war sie nicht, doch sie war erleichtert gewesen, als Stefan und Brigitta ihr vor ein paar Jahren mit ernsten Gesichtern mitgeteilt hatten, dass sie nicht ihr leibliches Kind war, denn es bestätigte ihren Verdacht, nicht wirklich zu ihnen zu gehören, und das nicht nur, weil sie das Blau ihrer Augen vergeblich in den Augen von Stefan und Brigitta gesucht hatte.

Eigentlich führten sie ein gutes Leben, etwas langweilig zwar, und an einem Ort, den sich Kata nicht ausgesucht hätte, aber alles in allem war es ein angenehmes, ruhiges Leben. Nur manchmal ahnte Kata Brüche unter der Oberfläche, aber gehörten Brüche nicht einfach dazu?

Vielleicht suchte sie zu tief. Vielleicht lag der Grund für ihr Unbehagen in der Oberflächlichkeit dieses Lebens, denn wenn sie darüber nachdachte, dann war für Stefan die Definition von etwas Schrecklichem ein Kratzer im Lack seines Oldtimers und für Brigitta ein Fleck auf der Designerbluse. Um gegen die Unbill der Welt abgesichert zu sein, hatten sie für alles eine Versicherung, sogar für ihren Todesfall.

Todesfall.

Tief in Kata begann etwas zu vibrieren. Vorhin, an der Bahnhofstraße, da hatte sie den Alkohol gerochen, das Verrückte in dem Typen gesehen, der sie festgehalten hatte. Jetzt aber fiel ihr sein Gesichtsausdruck ein. Angst hatte darin gelegen. Ein unübersehbares Flehen, als er sie gebeten hatte, nicht nach Hause zu gehen. Was wusste Raix, das sie nicht wusste? War er die Gefahr, vor der er sie gewarnt hatte? Hatte er seinen Namen genannt, um ihr damit zu drohen? Oder um ihr zu zeigen, wie ernst es ihm war? Das Vibrieren in Kata wurde stärker, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Ohne stehen zu bleiben, schaute sie sich um.

Außer einem Gärtner, der Sträucher am Straßenrand zurückschnitt, konnte sie niemanden entdecken. Sie drückte ihre Hand gegen den Magen, als könne sie damit die aufsteigende Angst tief in sich zurückhalten. Da ist nichts, redete sie sich ein, nur ein Wirrkopf, dem langweilig geworden war und der sich deshalb ein wenig aufspielen wollte.

Kata schalt sich eine ängstliche Kuh. Verlegen nahm sie die Hand vom Magen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es war alles in Ordnung! Trotzdem drehte sie sich noch einmal um. Der Gärtner stand jetzt reglos da und musterte sie neugierig. Bestimmt war ihm ihr seltsames Verhalten aufgefallen! Schnell senkte Kata den Blick und ging weiter.

Sie versuchte, ihre Gedanken abzulenken, indem sie an ihren Geburtstag dachte. Achtzehn. Der Tag, an dem sie offiziell erwachsen wurde, der Tag, an dem sie ihr Leben ändern wollte. Noch wusste sie nicht, wie sie Stefan und Brigitta von ihrem Flugticket nach London erzählen sollte, schon gar nicht, wie sie ihnen erklären konnte, dass sie da einfach hinfliegen würde, ohne genaue Pläne und Ziele. Ausgerechnet sie, die noch nie irgendwo alleine hingereist war!

Ein Polizeiwagen bog in die Straße ein und fuhr Kata langsam entgegen. Schlagartig war das Vibrieren wieder da. Es rüttelte an den Magenwänden und löste Übelkeit aus. Sollte sie das Auto anhalten und die beiden Beamten über Raix’ seltsames Verhalten und seine Warnung informieren? Sie stellte sich die Reaktion der Polizisten vor: ein verständnisvolles Lächeln, ein paar beruhigende Worte wie zu einem verängstigten Kleinkind.

Der Wagen war jetzt auf ihrer Höhe. Katas Herz klopfte viel zu schnell und pochte dabei hart gegen die Brust. Vielleicht …

Zu spät.

Der Wagen fuhr an ihr vorbei.

Kata atmete auf, froh darüber, die Polizisten nicht angehalten zu haben. Im schlimmsten Fall hätten sie die Beamten nach Hause gefahren und mit ihren Eltern sprechen wollen. Nicht auszudenken, wie die beiden reagiert hätten, wenn sie, flankiert von zwei Polizeibeamten, vor der Haustür gestanden hätte!

Wie hatte sie nur so überreagieren können? Morgen wurde sie erwachsen. Es war an der Zeit, sich auch wie eine Erwachsene zu benehmen. Schon bald würde sie alleine in England sein und sich in ganz anderen Situationen zurechtfinden müssen.

In einer hastigen Bewegung wischte sich Kata ihre schweißnassen Handflächen an ihrer Jeans trocken. »Alles in Ordnung«, machte sie sich selber Mut. »Es wird nichts Schreckliches passieren.« Außer vielleicht eine zu pompöse Geburtstagsfeier, fügte sie in Gedanken hinzu.

Als Kata bei der nächsten Abzweigung in die Sackgasse zum Haus ihrer Familie einbog, glaubte sie, eine bunt gekleidete Gestalt mit Rastalocken in einer Einfahrt verschwinden zu sehen. Das Vibrieren setzte als Beben wieder ein. Mit zusammengepressten Lippen starrte Kata auf das Gebüsch, das ein gutes Versteck bot, und überlegte, was sie tun sollte. Sie war eine gute Sprinterin und konnte sich im Notfall nach Hause retten. Aber wahrscheinlich hatte sie sich nach all der Aufregung einfach nur geirrt und da war niemand. Vorsichtshalber wechselte sie die Straßenseite, bereit loszuspurten, wenn dieser Raix wirklich da war und auf sie losgehen sollte. Alles blieb ruhig. Nichts geschah. Unbehelligt passierte Kata die Einfahrt.

Gleich würde sie zu Hause sein. Hinter den Bäumen konnte sie schon das Fenster ihres Zimmers im Dachgeschoss sehen, aus dem man einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge hatte. Als Kind hatte sie sich manchmal vorgestellt, Schneewittchen zu sein, hinter den sieben Bergen. Einen Augenblick lang war sie nochmals fünf Jahre alt und saß auf der Fensterbank.

Die Stimme von Stefan riss sie aus ihrer Erinnerung. Kata sah, wie er und Brigitta in den Bentley einstiegen, der auf dem Vorplatz des stattlichen Anwesens stand. Wartet!, wollte sie rufen, doch genau in dem Moment stürzte sich jemand auf sie.

Sie fiel. Eng an einen fremden Körper gepresst. Ein Knall fuhr als überwältigender Schmerz durch ihre Ohren. Sie prallte auf, hart, aber nicht auf den Boden, sondern auf diesem fremden Körper. Oben wurde zu unten. Ein schweres Gewicht lag auf ihr. Stille.

Es regnete Splitter. Über ihr stieg ein Feuerball in den leuchtend blauen Himmel, umgeben von schwarzem Rauch. Durch den Schmerz in Katas Ohren drang ein dumpfes Pfeifen. Warme Flüssigkeit tropfte auf ihr Gesicht. Sie wollte sie wegwischen, doch sie lag unter einem Körper, der sich wie ein Schutzschild auf sie presste. Ihr Verstand sandte verstörende Botschaften aus, die sie alle abblockte. In ihrem Kopf wimmerte ein kleines Mädchen. Jemand schüttelte sie. Das kleine Mädchen rief nach seiner Mutter. Hände umfassten ihren Kopf, zwangen ihren Blick weg vom Rauch, der den Himmel füllte.

»Kata!«

Das kleine Mädchen in ihrem Kopf verstummte.

»Kata!«

Augen voller Panik starrten sie an.

»Kata!«

Aus wirren Rastalocken tropfte wie schwerer Regen Blut auf ihr Gesicht.

Etwas Schreckliches wird passieren.

Eine grausame Gewissheit flutete über Kata hinweg und riss sie in einen Abgrund voller Schmerz. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Aber in ihr drin, da schrie es. Laut und schrill.

In ihren tonlosen Schrei mischte sich das Geheul von Polizeisirenen. Der Körper rollte sich von ihr, das Gesicht verschwand und wurde abgelöst durch andere Gesichter, die weiter weg waren. Gesichter, in denen das Entsetzen stand. Eine Frau kam auf sie zu. Kata wusste, dass sie sie kannte, doch der Name fiel ihr nicht ein. Sie rappelte sich hoch, bevor die Frau bei ihr war, und hob abwehrend ihre Hände. Die Frau blieb stehen. Hinter ihr erkannte Kata die Einfahrt zu ihrem Zuhause. Flammen schossen in den Himmel. Mittendrin standen wie schwarze Totengerippe die Überreste des Bentley von Stefan und Brigitta.

2.

Ihren achtzehnten Geburtstag verbrachte Kata im Krankenhaus. Etwas, das sie weder sehen, riechen noch fühlen konnte, schützte sie wie dickes Panzerglas vor dem Leben, in das der Tod unerbittlich eingedrungen war. Ab und zu griff eine Hand nach ihr, fremde Haut legte sich auf ihre. Dann stöhnte sie, bis sich die Hand zurückzog. Sie hörte tröstende Stimmen und verschloss sich der Bedeutung der Worte. Am liebsten hätte sie einen Vorhang vor das Panzerglas gezogen und sich in sich selbst verkrochen.

Zwei Beamte besuchten sie, eine Frau und ein Mann. Sie vergaß ihre Namen, noch bevor sie zu sprechen begannen. Ihre Stimmen klangen dumpf und weit weg. Dort sollten sie auch bleiben.

Weit weg.

Aber die beiden hatten Fragen, die sie stellen wollten.

Die Frau zog einen Stuhl an Katas Bett und begann leise, aber bestimmt, zu reden.

Kata schüttelte den Kopf.

Der Mann sagte etwas zur Frau, worauf sie das Zimmer verließ und kurz darauf mit einem Notizblock und einem Stift zurückkam. Sie beriet sich leise mit dem Mann und begann dann zu schreiben. Als sie fertig war, hielt sie Kata den Block hin.

Gibt es Verwandte, die sich um Sie kümmern können?

Kata schüttelte erneut den Kopf.

Wer war der junge Mann?

Raix. Es war ein Name, nicht einmal ein richtiger, mehr nicht. Kata zuckte mit den Schultern.

Warum befindet sich in Ihrem Koffer ein Flugticket nach London?

Tränen schossen in Katas Augen. London war ein Traum gewesen. Ein Aufbruch in ein neues Leben. Sie wollte kein neues Leben mehr. Sie wollte ihr altes zurück. Das vor dem Feuerball und dem Totengerippe. Sie schloss die Augen und wartete darauf, dass die beiden Beamten sie alleine ließen, doch sie waren noch nicht fertig.

»Eine Frage noch«, drang die Stimme der Frau durch das Panzerglas.

Sie würden nicht gehen, nicht, bevor sie ihr auch die letzte Frage gestellt hatten. Kata öffnete die Augen. Vor ihr schwebte ein Papier in der Luft, auf dem dicke, schwarze Buchstaben auf und ab tanzten. Es dauerte lange, bis sie stillstanden und Kata ihnen ihre Bedeutung entlocken konnte.

Warum waren Sie dort? Sie hätten noch im Internat sein sollen.

Es war nicht mehr wichtig. Brigitta und Stefan waren tot. Kata blickte direkt in den Feuerball. Durch ihn hindurch schritt ein weißer Engel. Er beugte sich über sie und befühlte ihre Stirn. Seine Hand war kühl, in seinem Gesicht stand ein Lächeln. Schützend stellte er sich vor sie und schickte die Beamten aus dem Zimmer. Dann verließ er sie. Später kam er zurück und war einfach nur noch ein Arzt, der ihr mit sanfter Stimme erklärte, welche Pillen sie schlucken musste. Sie konnte ihn hören und verstehen, obwohl er ziemlich leise sprach. Jemand musste sie unter dem Panzerglas herausgezogen haben, als sie geschlafen hatte.

Irgendwann später kamen die Beamten zurück. Kata wusste nicht, ob immer noch ihr Geburtstag war, oder ob sie unbemerkt in einen neuen Tag geglitten war. Sie fragte sich, wie sich all die neuen Tage anfühlen würden und ob sie sich darin zurechtfinden würde.

»Welcher Tag ist heute?«, fragte sie mit einer Stimme, die ihr fremd war.

Die Frau nannte ihr den neuen Tag und das neue Datum. Dann stellte sie sich und ihren Kollegen vor. Patrizia Winkler und Beat Feurer von der Kriminalpolizei. Diesmal blieben die Namen in Katas Gedächtnis haften. Die beiden baten darum, mit ihr sprechen zu dürfen, ganz so, als seien sie nie zuvor hier gewesen.

»Können Sie mich hören?«, fragte Frau Winkler.

»Ja«, antwortete Kata.

»Wir möchten Ihnen gerne etwas vorspielen.«

Kata verstand nicht, was Herr Feurer damit meinte. Er schien ihre Verwirrung zu spüren und hielt ein Abspielgerät in die Höhe. »Wir haben einen Anruf aufgezeichnet und möchten, dass Sie ihn sich anhören.«

Der neue Tag half nicht gegen die Angst, die diese Worte in Kata auslösten. »Ist es wichtig, dass ich …«

Frau Winkler schien den Grund für Katas ängstliches Zögern zu ahnen. »Es sind nicht die Stimmen Ihrer Eltern«, erklärte sie. »Aber es ist etwas, das Ihnen die Erinnerung zurückbringen kann. Wir würden gerne noch damit warten, aber die Zeit drängt.«

Die Aufnahme konnte keine Erinnerungen zurückbringen. Sie waren alle noch da, waren nie weggewesen.

»Ist gut«, willigte Kata ein.

Herr Feurer drückte eine Taste. Es rauschte kurz und dann füllte eine gehetzte Stimme den Raum bis in den hintersten Winkel.

»Das … Das ist ein Bombenalarm. Heute Nachmittag, Familie Benning, Berggasse.«

Heute Nachmittag.

Kata hatte sich in der neuen Zeit noch nicht zurechtgefunden, doch eines war klar: Heute Nachmittag war unwiderruflich vorbei.

»Wissen Sie, wer er ist?«, fragte Frau Winkler.

»Er heißt Raix.« Kaum hatte sie seinen Namen ausgesprochen, hatte Kata das Gefühl, ihn verraten zu haben. »Er … Er hat mich gerettet«, schob sie hastig nach. »Er ist verletzt. Er hat geblutet. Am Kopf.«

Darum schien es Frau Winkler nicht zu gehen. »Kennen Sie seinen richtigen Namen?«, hakte sie nach.

Seinen richtigen Namen! Kata verbarg ihre Erleichterung darüber, Raix nicht ans Messer geliefert zu haben. Die beiden Beamten würden es nicht verstehen. Sie verstand es ja selber nicht. »Nein«, sagte sie. »Ich …«

»Haben Sie ihn vorher schon einmal gesehen?«, unterbrach Herr Feurer sie.

Wieder antwortete Kata mit einem »Nein«.

»Bestimmt nicht?«

Die Art, wie Herr Feurer sie das fragte, verunsicherte Kata. Hatte sie Raix schon öfters am Bahnhof gesehen? Sie konnte sich nicht erinnern.

»Ich … Ich glaube nicht.«

Die beiden Ermittler wechselten einen Blick, den Kata nicht deuten konnte.

»Ich meine … Ich bin nicht sicher. Am Bahnhof hängen immer Leute herum. Manche von ihnen habe ich schon öfters gesehen. Aber dieser Raix ist mir noch nie aufgefallen.«

»Bei der ersten Befragung am Tatort waren Sie sich noch sicher.«

Kata schwieg. Sie konnte sich nicht erinnern. Wenn es eine solche Befragung gleich nach der Explosion gegeben hatte, dann lag sie in einer anderen Zeitzone, einer, zu der sie keinen Zugang mehr hatte.

Frau Winkler holte Kata mit ihrer nächsten Frage wieder zurück in die neue Zeit. »Woher kennen Sie dann seinen Namen?«, wollte sie wissen.

»Er hat ihn mir genannt.«

Wieder schauten sich die beiden Beamten an. In diesem Moment begriff Kata, wie seltsam es war, dass ihr jemand, der anonym bei der Polizei angerufen hatte, seinen Namen verraten hatte.

»Ihre Nachbarn sagen aus, Sie hätten sich nicht gegen diesen Raix gewehrt.«

Kata erinnerte sich an das Gewicht auf ihrem Körper. An Blut, das aus Rastalocken auf ihr Gesicht tropfte. An die Panik in Raix’ Augen. Und daran, dass sie nicht schreien konnte.

Herr Feurer räusperte sich. Sie schaute hoch. Wie lange hatte sie dagelegen, in Gedanken versunken? Einige Sekunden? Einige Minuten? Waren das jetzt die neuen Tage? Würde sie nun für immer von Rissen in der Zeit verschlungen und an irgendeinem neuen Ort ausgespuckt werden?

»Er hat mich gerettet«, wiederholte sie.

»Er ist vom Tatort geflohen. Haben Sie dafür eine Erklärung?« Die Stimmen wurden härter, die Fragen drängender.

Kata schüttelte den Kopf. Es gab für nichts eine Erklärung. Weder für Raix’ Verhalten, noch für den Tod von …

Nein. Nicht daran denken.

»Oder für das Flugticket nach England in ihrem Koffer?«

Sie sah die tanzenden Buchstaben, erinnerte sich an den Schreibblock, sah sich selbst, in einem anderen Leben, das Flugticket in der Hand. Aufgeregt, aber auch erschrocken über ihren eigenen Mut.

»Es ist nicht mehr wichtig«, flüsterte sie heiser.

»Warum war der Koffer in einem Schließfach? Warum …«

Ein Klopfen an der Tür unterbrach Frau Winkler. Sie zuckte mit den Schultern. Als es erneut klopfte, erhob sich Herr Feurer, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Kata hörte Stimmen. Herr Feurer verließ den Raum.

Frau Winkler reichte Kata ein Glas Wasser. Als sie es ansetzte, schlug es gegen ihre Zähne und ein Teil der Flüssigkeit rann ihr aus den Mundwinkeln über das Kinn. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihre Hand zitterte. Schnell stellte sie das Glas wieder hin und wischte sich ihr Kinn trocken. Mit der gleichen Bewegung war sie sich nach der Explosion übers Gesicht gefahren. Danach war ihre Hand voller Blut gewesen. Ein Teil davon aus kleinen Splitterwunden in ihrem Gesicht, der größere stammte von Raix.

Raix. Wer war er? Warum hatte er von der Bombe gewusst?

Erschöpft lehnte sich Kata zurück. Zum Ausruhen blieb ihr keine Zeit. Die Tür öffnete sich. Herr Feurer kam zurück, nicht allein, sondern in Begleitung eines elegant gekleideten älteren Mannes, der aussah, als sei er direkt dem Porträt einer englischen Adelsfamilie entstiegen. Obwohl Kata keine Ahnung hatte, was sie mit einer Aristokratenfamilie verband, war sie sicher, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Sie konnte sich jedoch nicht erinnern, wann und wo. Er kam auf sie zu, streckte seine Arme aus und legte sie auf ihre Schultern.

»Kata«, sagte er. »Es tut mir so leid.«

Ihr ganzer Körper versteifte sich. Sie wollte nicht berührt werden. Sie wollte nicht mit einer solch weichen Stimme angesprochen werden. Sie wollte nicht hören, dass es ihm leidtat. Er drang damit in jenen Teil von ihr, den sie abgekapselt und tief in sich vergraben hatte.

Der Mann musste ihre Abwehr gespürt haben, denn er zog seine Hände zurück. »Es ist eine Weile her.« Ein trauriges Lächeln legte sich um seinen Mund. »Ich bin’s. Dein Patenonkel John. Man hat mich darüber informiert, was geschehen ist.« Er sprach perfektes Deutsch mit einem kaum wahrnehmbaren englischen Akzent. »Ich habe Stefan und Brigitta versprochen, mich um dich zu kümmern, sollte ihnen je etwas zustoßen.«

Ayden fuhr mit der rechten Hand über das Foto auf dem Bildschirm. Sein Blick blieb an den blauen Augen hängen, Augen so tiefgründig wie das Meer an einem strahlend blauen Sommertag.

Kata hatte überlebt!

Nach den durchwachten Nächten der letzten Wochen war Ayden unendlich müde, aber noch war die Mission nicht zu Ende. Er wartete auf eine weitere Nachricht von Raix. Bis jetzt hatte er nur eine SMS erhalten.

Sängerin in Ordnung. Bassist fällt aus. Band spielt trotzdem.

Raix musste die Nachricht kurz nach der Explosion geschickt haben. Seither hatte er sich nicht mehr gemeldet. Das bedeutete nichts Gutes. Raix war die Zuverlässigkeit in Person – solange sein Kopf funktionierte. Leider tat er das nicht immer. Seit Raix in seiner ureigenen Hölle gewesen war, hatte er Aussetzer. Eine Verletzung am Kopf konnte ihn für Minuten, Stunden, Tage oder im schlimmsten Fall Wochen in eine Parallelwelt katapultieren, in der er sich weder an seinen Namen noch an seine Geschichte erinnerte. Das Einzige, das Ayden ein wenig beruhigte, war die Tatsache, dass die Medien keine Verhaftung von Raix meldeten.

Der Bombenanschlag auf Stefan und Brigitta Benning war nicht nur in der Schweiz das Medienthema Nummer eins. Aufmerksam las Ayden die Artikel, die sich weniger mit dem Anschlag selbst als mit seiner Auswirkung auf das Land beschäftigten. Die Schweiz, ruhiger Hafen und kleines Paradies, wurde in ihren Grundfesten erschüttert. Solch schreckliche Vorkommnisse kannte man dort nur aus dem Ausland. Während die offizielle Schweiz ihr Bedauern aussprach und versuchte, sachlich und ruhig zu informieren, stürzten sich die Medien auf den Fall, erst recht, nachdem sie herausgefunden hatten, dass Stefan Benning in der IT-Branche gearbeitet hatte.

Die Spekulationen jagten sich. Alles war denkbar, alles war vorstellbar: von CDs mit gestohlenen Steuerdaten, über mögliche Wirtschaftsspionage bis hin zu Beziehungen zur Mafia oder Terrororganisationen. Die Medien generierten die Schlagzeilen im Stundentakt. Und mittendrin war Kata. Das perfekte Opfer.

Die junge Frau, die einen Tag vor ihrem achtzehnten Geburtstag zur Vollwaise wurde. Die junge Frau, die mit angesehen hatte, wie der Wagen ihrer Eltern in die Luft geflogen war. Die junge Frau, die von einem verdächtigen Unbekannten zu Boden gerissen worden war. Die junge Frau, die überlebt hatte, aber deren Leben zerstört war.

Nachbarn der Bennings wurden vor Kameras gezerrt, aber soweit Ayden das mitbekam, wusste niemand so genau, wie der fremde junge Mann ausgesehen hatte. Abgesehen von den Rastalocken, an die sich alle erinnerten, widersprachen sie sich in ihren Beschreibungen. Ayden hoffte, dass Raix sich so schnell wie möglich von seiner Frisur getrennt hatte. Ansonsten blieb ihm nur das Warten. Keiner seiner Kontaktleute hatte von Raix gehört, für die Schweizer Polizei blieb er ein Phantom, vorausgesetzt, die Medien wurden von den Behörden richtig informiert. Offizielle Informationen über laufende Ermittlungen entsprachen fast nie dem tatsächlichen Wissensstand, das wusste Ayden nur zu gut. Er sorgte sich um Raix und es half ihm nicht, dass Raix gewusst hatte, was er tat, als er Aydens Organisation beigetreten war.

Lost Souls Ltd., verlorene Seelen mit beschränkter Haftung. Raix hatte gelacht und gesagt, irgendwie würde er da wirklich gut dazupassen. Nicht wegen seiner Seele, sondern wegen seines Kopfs, denn wenn es etwas gab, das nur über eine beschränkte Haftung verfügte, dann sein Kopf. Als verlorene Seele sah er sich nicht. Vielleicht, weil Teile seines Hirns lahmgelegt oder zumindest nicht mehr richtig verknotet waren. Ayden fragte sich oft, ob es das war, was Raix davor bewahrte, an seinem Schicksal zu zerbrechen, oder ob er zu jenen Menschen gehörte, die das Glück hatten, einen Teil ihrer kindlichen Naivität und Zuversicht für immer zu bewahren. Was es auch war: Ayden kannte niemanden mit einem ähnlich großen Herzen wie Raix.

Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es falsch gewesen war, Raix um Hilfe zu bitten. Es tröstete ihn nicht, dass Raix ihn für diesen Gedanken ausgelacht hätte.

»Ich bin das Limited im Namen unserer Organisation. Ohne mich geht es nicht.« Das würde Raix sagen. Und versuchen, die nächste verlorene Seele zu retten. So, wie er Kata gerettet hatte.

Ayden schaute in ihre tiefblauen Augen und glaubte, in ihnen eine Ahnung um ihr Geheimnis zu erkennen, aber das konnte nicht sein. Sie wusste nichts und das war gut so. Es gab Geheimnisse, die so schrecklich waren, dass man sie am besten für immer in den dunklen Tiefen beließ, in denen sie sich verbargen. Katas Geheimnis war von ihren Adoptiveltern mit ins Grab genommen worden. Dabei sollte es bleiben.

Innerhalb der Lost Souls Ltd. hatten sie um diesen Entscheid gerungen. Sie alle wussten, wie es war, mit den Geistern der Vergangenheit zu leben, mit diesen tiefen Wunden, die das Leben in ihre Seelen geschlagen hatte. Es gab Mitglieder, die keine Wahl gehabt hatten, weil sie brutal mit der Wahrheit konfrontiert gewesen waren, und es gab Mitglieder, die erst durch die Lost Souls ihre ganze Geschichte erfahren hatten. Vor allem sie waren es gewesen, die sich heftig dagegen gewehrt hatten, Kata in ihr Geheimnis einzuweihen. Ayden war der Entscheid nicht leichtgefallen, und noch immer war er nicht sicher, ob er das Richtige getan hatte.