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Das Standardwerk zur ganzheitlichen Blutdiagnostik Laboranalysen von Blutproben sind ein gängiges Mittel, den Gesundheitszustand von Patienten besser zu verstehen. Doch bedeutet ein und derselbe Wert – beispielsweise Cholesterin, Harnsäure oder Cortisol – nicht immer das Gleiche. Er muss im Gesamtzusammenhang der Befunde und des ganzen Menschen betrachtet werden. Erst dann können die wahren Ursachen von Erkrankungen etwa im Stoffwechsel, Lebensstil oder der Ernährung erkannt werden. Doch selbst erfahrene Fachleute verlieren angesichts der unzähligen Parameter zu Blutbild, Vitaminen und Spurenelementen, Nährstoffen, Enzymen und Hormonen schnell einmal die Übersicht. Der Experte für ganzheitliche Therapie Lothar Ursinus erklärt aus Sicht der Schul-, Regulations- und Komplementärmedizin, worauf es bei der Interpretation einer Blutdiagnostik ankommt und wie sich körperliche, seelische und geistige Aspekte in ihr widerspiegeln. Auf dem neuesten Stand der Forschung unterstützt dieses Buch Sie dabei, die besten Maßnahmen für Ihre Patienten zu ergreifen.
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Seitenzahl: 494
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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors oder des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
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ISBN Printausgabe 978-3-8434-1555-2
ISBN E-Book 978-3-8434-6534-2
Lothar Ursinus:
Blutwerte ganzheitlich interpretieren
Das Standardwerk zur Blutdiagnostik für Therapeuten
© 2015, 2019, 2024 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Anna Twele, Schirner, unter Verwendung einer Grafik des Autors sowie # 187920536 (© gopixa), www.shutterstock.com
Print-Layout: Anna Twele, Schirner
Lektorat: Ina Keller & Bastian Rittinghaus, Schirner
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany
www.schirner.com
Erweiterte Neuausgabe 2024 mit neuem Titel (vormals »Mein Blut sagt mir …«) – 1. E-Book-Auflage Mai 2024
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Einleitung
Was ist an Blut so interessant?
Zur überarbeiteten Auflage
Die Grundlagen von »Labor ganzheitlich«
Die vier Grundbausteine von »Labor ganzheitlich«
Das kategoriale Ordnungssystem – der Lüscher-Würfel
Der Zellstoffwechsel als einheitliches Bezugssystem
Die Matrix – das Zelle-Milieu-System
Interpretation der Laborwerte – die Ampeldiagnostik
Blutbild
Bedeutung der Blutwerte
Erythrozyten – die roten Blutkörperchen
Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff
Hämatokrit
MCV – mittleres Zellvolumen der Erythrozyten
MCH – mittlerer zellulärer Hämoglobingehalt
MCHC – mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration
Retikulozyten
Leukozyten – die weißen Blutkörperchen
Neutrophile Granulozyten
Lymphozyten
Eosinophile Granulozyten
Basophile Granulozyten
Monozyten
Thrombozyten
Biochemie – Elektrolyte
Die vier steuernden Elektrolyte im Zellstoffwechsel
Kalium – unterstützt das Selbstvertrauen
Natrium – schenkt Zufriedenheit
Calcium – steht für die eigene Freiheit
Magnesium – das Supermineral für die Selbstachtung
Beurteilung der Elektrolyte in Vollblut und Serum
Säure-Basen-Gleichgewicht
Chlor – wichtig für den Säure-Basen-Haushalt
Phosphat anorganisch – das Mineral der eigenen Freiheit
Die essenziellen Spurenelemente Eisen und Kupfer
Eisen – Ausdruck der Marskräfte, das männliche Prinzip
Ferritin – Speichereisen
Transferrin – das Eiweiß für den Eisentransport
Serumeisen
Hämoglobin – unser Bluteisen
Lösliche Transferrinrezeptoren – LTR
Eisen im Vollblut
Kupfer – Ausdruck der Venuskräfte, das weibliche Prinzip
Laborbeispiele zum Eisen- und Kupferstoffwechsel
Weitere wichtige Spurenelemente
Zink – der Partner vieler Enzyme
Selen – der Radikalenfänger
Jod – ein lebenswichtiges Spurenelement
Biochemie – Vitamine
Vitamin A – Retinol
Vitamin B1 – Thiamin
Vitamin B2 – Riboflavin oder Lactoflavin
Vitamin B3 – Niacin
Vitamin B5 – Pantothensäure
Vitamin B6 – Pyridoxin
Vitamin B7 – Biotin
Vitamin B9 – Folsäure
Vitamin B12 – Cobalamin
Vitamin C – Ascorbinsäure
Vitamin D (Calcidiol) und das D-Hormon (Calcitriol)
Vitamin E – Tocopherol
Vitamin K – Phyllochinon/Menachinon
Organe
Leber und Galle – die Nachtarbeiter
Verbindung zu anderen Organen
Leber und Galle im Labor
Bilirubin
Gamma-GT (Gamma-Glutamyltranspeptidase)
Transaminasen – GOT und GPT
GLDH (Glutamatdehydrogenase)
CHE (Cholinesterase)
Alkalische Phosphatase
Emotionale Bedeutung von Leber und Galle
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Die Niere – das Organ der Individualisierung
Verbindung zu anderen Organen
Die Niere im Labor
Kreatinin
Harnstoff
Cystatin C
Serumelektrolyte
Kupfer
Emotionale Bedeutung der Niere
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Die Milz – das Organ der Mitte
Die Milz im Labor
Emotionale Bedeutung der Milz
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Die Bauchspeicheldrüse – das Doppelorgan
Die Bauchspeicheldrüse im Labor
Amylase
Lipase
Pankreas-Elastase
Emotionale Bedeutung der Bauchspeicheldrüse
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Das Herz – Pumpe oder Sinnesorgan?
Das Herz im Labor
Creatin-Kinase – CK und CK-MB
Hydroxybutyrat-Dehydrogenase (HBDH)
Troponin
Kalium
Emotionale Bedeutung des Herzens
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Der Darm – die Wurzel der Gesundheit
Darmbarrierestörungen – Leaky Gut
Darmbarrierestörungen im Labor
Zonulin
I-FABP
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Stoffwechsel
Was ist der Stoffwechsel?
Synthese- und Energiestoffwechsel
Stoffwechselstörungen, ihre Ursachen, Folgen und Symptome
Auswirkungen der Ernährungsweise auf den Stoffwechsel
Kohlenhydrate
Triglyceride
Cholesterin
Oxidiertes LDL-Cholesterin
Harnsäure
HbA1c (Langzeitzuckerwert)
LDH – Lactatdehydrogenase
Eiweiß
Gesamteiweiß
Aminosäure Phenylalanin
Aminosäure Tyrosin
Aminosäure Tryptophan
Fettsäuren
Wenn Nahrungsmittel krank machen
Nahrungsmittelallergien – Epigenetik
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Genetik
Auswirkungen der Nahrungsmittel, die der Stoffwechsel nicht kennt
Diaminoxidase
Was tun bei Reaktionen auf Nahrungsmittel?
Umweltbelastungen und Möglichkeiten der Entgiftung
Die körpereigene Entgiftung
Glutathion
Bestimmung einzelner Giftstoffbelastungen
Naturheilkundliche Unterstützung der körpereigenen Entgiftung
Immunsystem
Akute Entzündungen
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
C-reaktives Protein (CRP)
Immunglobuline
Immunglobulin A (IgA)
Immunglobulin G (IgG)
Immunglobulin M (IgM)
Immunglobulin E (IgE)
Chronische und niedriggradige Entzündungen
Chronische Entzündung
Niedriggradige Entzündung (Silent Inflammation)
Hormone
Tanz der Hormone
Untersuchung der Hormone
Hypothalamus und Hypophyse
Hypophysenhormone und ihre Funktionsweise
Wachstumshormon (STH)
Prolaktin
Oxytocin
Antidiuretisches Hormon (ADH)
Schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH)
Adrenokortikotropes Hormon (ACTH)
Luteinisierendes und Follikelstimulierendes Hormon (LH und FSH)
Analoge Entsprechung
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Schilddrüse
Schilddrüsenhormone und ihre Bedeutung
Schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH)
Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin)
Schilddrüsenhormon Reverse-T3 (rT3)
Schilddrüsenautoantikörper
Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion
Analoge Entsprechung
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Steroidhormone
Pregnenolon – Marker des hormonellen Alters
Nebennieren
Cortisol – das Alphahormon
Dehydroepiandrosteron (DHEA)
Untersuchung der Nebennieren – Adrenalin-Stress-Index
Analoge Entsprechung
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Keimdrüsenhormone im Lauf des Lebens
Die Pubertät
Der weibliche Zyklus
LH (Luteinisierendes Hormon)
FSH (Follikelstimulierendes Hormon)
Progesteron
Östradiol
Testosteron
Prolaktin
Dehydroepiandrosteron-Sulfat – DHEA-S
Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG)
Geschlechtshormone im Labor
Hormonelle Balance
Ausgleich hormoneller Störungen
Heilpflanzen
Homöopathische Heilmittel
Hormonersatztherapie (HET)
Bioidentische Hormontherapie (BHT)
Weitere Unterstützung für das Hormonsystem
Unerfüllter Kinderwunsch – ein Traum wird (nicht) wahr
Seelisch-geistige Aspekte der Laboranalyse
Mangel an Selbstvertrauen
Mangelnder Schutz gegenüber äußeren Einflüssen
Wandlung, Veränderung und Erneuerung
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Fremdbestimmung
Erkrankungen – Ausdruck einer gestörten Regulation
Autoimmunerkrankungen
Ganzheitliche Sicht
Anthroposophische Sicht
Hashimoto-Thyreoiditis
Der systemische Lupus erythematodes (SLE)
Degenerative Erkrankungen
Die Matrix – der Ausgangspunkt für degenerative Erkrankungen
Degenerative Skeletterkrankungen
Degenerative Erkrankung der Gefäße
Neurodegenerative Erkrankungen
Weitere degenerative Erkrankungen
Osteoporose (Knochenschwund) oder Osteomalazie (Knochenerweichung)?
Eine Erkrankung mit einem relativen Calciumüberschuss im Knochen
Silizium tut den Knochen gut
Calciumverlust führt zu Osteomalazie
Analoge Entsprechung
Migräne
Ganzheitliche Sicht
Es gibt viele Auslöser, aber nur eine Ursache
Insulin und Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Hilfe im Akutfall
Vorbeugende Behandlung
Sodbrennen – ein Problem der Magensäure?
Ein Problem der Gallensäure
Analoge Entsprechung
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Wege zur stabilen Gesundheit
Vital- und Stoffwechselanalyse
Gesunde Ernährung – individuelle Ernährung
Das Stoffwechselprogramm von »gesund + aktiv«
Genetische Stoffwechselprägung
Der individuelle Ernährungsplan
Mahlzeitenfrequenz
Dauerstress – eine natürliche Reaktion wird zum Problem
Naturheilkundliche Unterstützung und Hinweise für die Praxis
Laborbeispiele aus der Praxis
Beispiel Marcus
Ergebnisse und Befund der Vital- und Stoffwechselanalyse mit Hormonstatus
Zusammenfassung der Erkenntnisse und Therapieansätze
Beispiel Susanne
Ergebnisse und Befund der Vital- und Stoffwechselanalyse mit Hormonstatus
Zusammenfassung der Erkenntnisse und Therapieansätze
Beispiel Kurt
Ergebnisse und Befund der Vital- und Stoffwechselanalyse
Zusammenfassung der Erkenntnisse und Therapieansätze
Allgemeines
Danksagung
Literatur und Quellennachweis
»Labor ganzheitlich«
Bildnachweis
Über den Autor
Register
»Sollen wir das Magazin kaufen, ist es für uns interessant, und kann es unsere Produktpalette ergänzen?«, war eine Fragestellung, mit der ich mich in jungen Jahren als kaufmännischer Leiter eines Zeitschriftenverlages immer wieder konfrontiert sah. Ich analysierte, rechnete und bewertete, um eine Entscheidung treffen zu können. Diese Aufgaben machten mir viel Freude, und ich fand es spannend, mit Daten und Fakten zu arbeiten.
Durch ein Managementseminar zum Thema »Kommunikation und Zusammenarbeit« lernte ich eine neue Komponente kennen: die Spiritualität. Als Analytiker und nüchterner Rechner stand diese Sphäre bis dahin noch nicht in meinem Fokus. Auch die Tatsache, dass es viele Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht erklären oder mit Daten und Fakten belegen kann, hatte mich bislang nicht sonderlich interessiert. Die Impulse des Seminars veränderten meine Sicht- und Denkweise. Für meine Entscheidungsfindung waren nun nicht mehr nur klare Fakten ausschlaggebend – die Komponenten Menschlichkeit und Spiritualität gewannen zunehmend an Bedeutung. Sie wurden in mir immer stärker, und ich merkte, dass mein Umfeld der reinen Businesswelt nicht mehr meiner inneren Berufung entsprach. Ich entschloss mich, meine Managertätigkeit aufzugeben und einen anderen Weg einzuschlagen.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit, diesem inneren Ruf nachzugehen, entschied ich mich für eine dreijährige Ausbildung zum Heilpraktiker. Anfangs kamen mir immer wieder Zweifel, ob es wirklich sinnvoll war, aus einer sicheren Tätigkeit mit einem guten Gehalt in die ungewisse Zukunft der Selbstständigkeit zu wechseln. Heute weiß ich, dass es genau der richtige Weg für mich war.
Im Januar 1986 wurde ich stolzer Vater eines Sohnes. Zum selben Zeitpunkt erhielt ich auch meine Urkunde, die es mir erlaubte, als Heilpraktiker tätig zu sein. Im April war es dann so weit: Ich eröffnete meine erste Praxis in Hamburg. Endlich konnte ich mein Wissen aus der Ausbildung für das Wohl meiner Patienten nutzen. Jeder von ihnen war für mich eine neue Herausforderung, und ich beschäftigte mich intensiv mit dem Krankheitsgeschehen jedes Einzelnen. Mir kam dabei zugute, dass ich mich während meiner Ausbildung weniger mit den Symptomen einer Erkrankung auseinandergesetzt hatte als vielmehr mit der Fragestellung: Was war im Organismus nicht im Gleichgewicht und produzierte eben diese Symptome? Dafür hatte ich einen ausgezeichneten Lehrer, Mirko Berger, damals Medizinstudent, der mir die kompliziertesten Zusammenhänge mit einfachen Worten verständlich erklären konnte. Er war es auch, der mir beibrachte, die physiologischen Hintergründe und – im Krankheitsfall – die pathophysiologischen Entgleisungen zu erkennen. Dieser Ansatz hat meinen Forschergeist geweckt und mich seither fasziniert. Dabei ging es eben vorrangig nicht um das Benennen, sondern um das wirkliche Verstehen einer Erkrankung. Das ganzheitliche Zusammenspiel der einzelnen Organe und Systeme auf körperlicher und seelisch-geistiger Ebene wurde zu meiner Leidenschaft und fasziniert mich noch heute.
Über das komplexe Geschehen »Mensch« gibt es leider kein umfassendes Handbuch. Es wäre auch kaum möglich, alle Facetten unseres Körper-Geist-Seele-Systems zu beschreiben. Für ein besseres Verständnis der physiologischen Abläufe habe ich mich mit der anthroposophischen und der Traditionellen Chinesischen Medizin beschäftigt. Wichtige Hinweise fand ich in den Büchern von Prof. Dr. Jürgen Schole, Dr. Wolfgang Lutz und Dr. Bodo Köhler, Regulationsmediziner, die mir die Systeme näherbrachten, die den Körper steuern. Insbesondere durch die Arbeiten von Dr. Bodo Köhler erkannte ich, dass Krankheiten oder Symptome Ergebnisse einer gestörten körperlichen Regulation sind. Mir wurde klar, dass wir erst dann Symptome entwickeln, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, die körperlichen und seelisch-geistigen Disharmonien zu kompensieren. Als wesentliche Ursachen für die Fehlregulation des Stoffwechsels beschreibt Prof. Dr. Jürgen Schole: Dauerstress, zu kohlenhydrathaltige Ernährung, Bewegungsmangel und Umweltgifte. Dieses Wissen setze ich in meiner Praxis täglich diagnostisch und therapeutisch um.
Als im Sternzeichen Jungfrau Geborener war es mir immer wichtig, für eine sichere Diagnose eine objektive Basis zu haben. Zu Beginn meiner Praxistätigkeit arbeitete ich viel mit Irisdiagnose, Stuhluntersuchungen und Urinanalysen. Später nutzte ich das Vegatest-Verfahren nach Dr. Dr. Schimmel. Hierbei wird bei dem Patienten an einem Akupunkturpunkt der Hautwiderstand gemessen und dabei anhand von Testampullen die Resonanz mit gewissen Substanzen und Organsystemen überprüft. Doch diese Methode war mir auf Dauer nicht objektiv genug. Auch Stuhlanalysen brachten mir keine Klarheit, da sie nur ein Endgeschehen dokumentierten und nicht die dafür verantwortlichen regulativen Störungen aufzeigten.
Durch meinen Freund und Kollegen Thorsten Hollmann bin ich zur Labordiagnostik gekommen. Das war für mich zumindest eine objektive Darstellung körperlicher Zusammenhänge, wenn ich sie bis zu diesem Zeitpunkt auch als eher grob empfand. Ich erkannte jedoch bald, dass sich nicht nur der Befund der Schulmedizin, sondern auch das Befinden des Patienten in den Labordaten widerspiegelte. Im Laufe der Zeit wurde das Blut für mich ein vielseitiges Instrumentarium in der ganzheitlichen Diagnostik.
Um meine eigenen Ideen und Vorstellungen in Bezug auf Laboruntersuchungen, Interpretation und Darstellung der Laborergebnisse verwirklichen zu können, habe ich mit zwei Partnern, Peter Farenholtz und Thomas Pregartbauer, 1999 die Laborgemeinschaft für ganzheitliche Medizin in Hamburg gegründet. In dieser von Ärzten und Heilpraktikern zusammen genutzten Einrichtung biete ich auch meine Seminare zur ganzheitlichen Blutbildinterpretation an. Das ist ein Teil meiner Vision: die Anwendung objektiver, wissenschaftlicher und gleichzeitig ganzheitlicher Diagnostik in naturheilkundlich orientierten Praxen.
»Blut ist ein ganz besonderer Saft« – das behauptete bereits Mephisto in Goethes Faust. In der Tat: Ohne die fünf bis sechs Liter Blut, die unaufhörlich in unserem Körper zirkulieren, wären wir nicht lebensfähig. Über diesen Kreislauf werden alle Organe des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
Der Philosoph, Naturwissenschaftler und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner hat einmal davon gesprochen, dass das Blut auf seinem Weg durch den Körper die verschiedenen Eindrücke und Informationen mit sich nimmt, die in das Blut dann gleichsam eingeschrieben und im Zuge der Erneuerung und Erfrischung in der Lunge dann wieder gelöscht werden – so, wie Notizen von einer Tafel gewischt werden, damit diese neue Informationen aufnehmen kann.
Im Blut befinden sich wichtige Stoffwechselprodukte. Das macht den roten Lebenssaft für die Medizin besonders interessant, denn aus den Laborwerten lassen sich objektive Erkenntnisse gewinnen. Sie geben unter anderem Auskunft über Funktion und Zustand der Organe, Menge der vorhandenen Mineralien, Vitamine, Aminosäuren, Metalle, Fette und vieles mehr.
Der ganz besondere Saft beherbergt noch eine Menge weiterer Geheimnisse, die es zu entdecken gibt. In diesem Buch interpretiere ich Blutwerte nach klinischer, naturheilkundlicher und ganzheitlicher Sichtweise. Sie werden dort analoge Entsprechungen einzelner Laborparameter auf seelisch-geistiger Ebene entdecken. Sie erfahren beispielsweise, warum die Schilddrüse reagiert, wenn die Galle gestaut ist, oder was die Nieren mit Asthma zu tun haben.
Der Körper ist ein fantastisch funktionierendes System, in dem es keine isolierten Organe gibt. Alles ist mit allem verbunden und ergibt zusammen eine Einheit. »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile«, sagte bereits Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) mit seinem systemischen Blick auf das Ganze.
Ich habe dieses Buch geschrieben, weil es mir ein Anliegen ist, meine Erfahrungen aus fast 40 Jahren naturheilkundlicher Praxistätigkeit Heilpraktikern und Ärzten zugänglich zu machen. Das Wissen habe ich bisher nur in Seminaren und Vorträgen weitergegeben. Mit diesem Buch erfülle ich auch den Wunsch vieler meiner Seminarteilnehmer, die Gedanken zu den Laborwerten einmal in schriftlicher Form festzuhalten. Es sind meine über Jahrzehnte gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen zu einzelnen Laborwerten und Erkrankungen. Sie wurden beeinflusst und ergänzt durch die anthroposophische, chinesische und abendländische Medizin, die westliche Naturheilkunde, die wissenschaftliche Labormedizin und nicht zuletzt durch die vielen Patienten, die ich auf ihrem Weg der Gesundung begleiten durfte.
Die angegebenen Therapiemöglichkeiten sollen nicht den Besuch beim Heilpraktiker oder Arzt ersetzen. Es sind Hinweise für Therapeuten, die aufzeigen, mit welchen Behandlungen ich in der Praxis gute Erfahrungen sammeln durfte.
Unter dem Titel Mein Blut sagt mir … erschien 2015 die erste Auflage dieses Buches für Fachleute und Laien. Es wurde 2019 überarbeitet und um viele neue Laborparameter ergänzt. In der jetzt vorliegenden Neuausgabe, die sich vorrangig an Therapeuten richtet, gehe ich ausführlich auf die Grundlagen von »Labor ganzheitlich« ein. Ich hoffe, das trägt zu einem noch besseren Einblick in die ganzheitlichen Zusammenhänge im Organismus bei. Auf Wunsch vieler meiner Seminarteilnehmer habe ich dem kategorialen Ordnungssystem nach Max Lüscher viel Raum geschenkt. Das Denkmodell ist eine gute Grundlage, um Wechselwirkungen und Zusammenhänge im Organismus anschaulich darzustellen. In der täglichen Praxis ist es für mich ein wichtiges Instrument dafür geworden, Krankheiten zu verstehen und Ansatzpunkte in der Therapie zu finden.
Da sich dieses Buch immer mehr zu einem Standardwerk für Therapeuten entwickelt hat, habe ich mich dafür entschieden, für den selbstbestimmten Patienten und an Gesundheit interessierten Laien ein separates Buch herauszubringen, in dem ich ausschließlich Laborwerte nach ganzheitlichen Gesichtspunkten leicht verständlich erläutere.
In der ganzheitlich orientierten Labormedizin wurden in letzter Zeit interessante neue Marker entwickelt. Neben dem Zonulin für entzündliche Darmbarrierestörungen gibt es jetzt mit dem I-FABP (Intestinal-fatty acid binding protein) die Möglichkeit, ebenso degenerative Darmbarrierestörungen zu erkennen. Neben dem 25-OH-Vitamin D3 sind wir nun fähig, die Endstufe des Vitamins, das D-Hormon, im Labor zu bestimmen. Die Untersuchung beider Werte in Kombination ermöglicht eine umfassendere Beurteilung des Vitamin-D-Status im Körper. Die ausführliche Erläuterung beider Werte soll dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für dieses Vitamin bzw. Hormon zu gewinnen, und zudem die Frage klären, ab wann eine Substitution notwendig ist und welcher Schaden durch eine Überdosierung angerichtet werden kann.
Ich beschäftige mich ausführlich mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen aus anthroposophischer Sicht. Dieser gedankliche Ansatz kann dazu beitragen, ein Verständnis für deren Ursachen und Verlauf zu erhalten. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Thema für alle Medizinexperten, aber nicht nur sie, von Interesse ist.
Ein besonderes Augenmerk richte ich auf degenerative Erkrankungen, die ihre Gemeinsamkeit in einer katabolen Stoffwechselentgleisung aufgrund einer Schwäche im Aufbaustoffwechsel haben. Insbesondere gehe ich auf die immer häufiger auftretenden neurodegenerativen Erkrankungen ein, die Zeichen des »Überflusses« sind und über eine gesunde Lebensführung möglicherweise vermeidbar wären. Ich habe mich erneut mit dem Thema der Geschlechtshormone und den im Zusammenhang mit ihnen auftretenden Symptomen beschäftigt. Dabei bin ich zu einer interessanten Erkenntnis gelangt, die ich im Abschnitt »Tanz der Hormone« (S. 256) beschreibe. Dazu gehört auch das aktuelle Thema »Migräne«. Im Kapitel »Erkrankungen« (S. 333) erläutere ich die physiologischen Abläufe, die zu einer Migräneattacke führen, um deutlich zu machen, dass es für diese Erkrankung viele Auslöser gibt, aber nur eine einzige Ursache.
Die vorliegende Ausgabe spiegelt mein aktuelles Wissen wider, das sich in einem laufenden Prozess der Wandlung und Veränderung befindet. Daher freue ich mich schon jetzt auf die nächste Neuausgabe mit weiteren Erkenntnissen über die Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist!
Die Methode »Labor ganzheitlich« beschreibt den Weg von der sicheren Diagnose zur ganzheitlichen Therapie. Die Basis dafür sind Blutwerte, die in jedem Labor in Deutschland erhoben werden können. Die Besonderheit liegt in der ganzheitlichen Interpretation dieser Werte. Im folgenden Kapitel werden der gedankliche Hintergrund beschrieben sowie die Module, die der Methode von »Labor ganzheitlich« zugrunde liegen.
Grundsätzlich sollen Laboranalysen nicht das Kranksein des Patienten objektivieren, sondern vor allem dem Arzt oder Heilpraktiker ein genaueres Verständnis des körperlichen Zustandes des Patienten geben. Das geschieht am besten mithilfe eines Bildes jenseits von Krankheit und Diagnose, das helfen soll, das individuelle Befinden jedes Einzelnen zu erfassen, um ihn dann ursachenorientiert ganzheitlich zu behandeln. Dieses Bild kann entstehen, wenn die Erkenntnisse der forschenden wissenschaftlichen Medizin, Aspekte der Quantenphysik, das jahrhundertealte Wissen der Traditionellen Chinesischen (TCM) und der abendländischen sowie die Erfahrungen der anthroposophischen Medizin und der Naturheilkunde gleichwertig berücksichtigt werden. Auf diese Weise werden Laborwerte lebendig und verständlich. »Labor ganzheitlich« stellt somit die Brücke zwischen der Schulmedizin und der Naturheilkunde dar.
Die Methode von »Labor ganzheitlich« basiert auf vier Grundbausteinen, die ich im Folgenden ausführlich erläutern werde:
• Das kategoriale Ordnungssystem, der Würfel von Max Lüscher, in dem sich polare Beziehungen und Wechselwirkungen nachvollziehen lassen.
• Der Zellstoffwechsel als einheitliches Bezugssystem und kleinste Funktionseinheit.
• Die Extrazelluläre Matrix (EZM) – das System der Grundregulation nach Pischinger, der Ort an dem das einheitliche Zusammenspiel sämtlicher Körperzellen stattfindet.
• Die Interpretation der Laborwerte mittels »Ampeldiagnostik«: Das Optimum der Analyseergebnisse wird zur neuen Norm.
Um die Zusammenhänge und Wechselwirkungen im lebenden Organismus besser erfassen zu können, nutzt »Labor ganzheitlich« das Denkmodell des vierpoligen Würfels von Max Lüscher als kategoriales Ordnungssystem.
Bei dem Namen Lüscher denken sicherlich viele Menschen sofort an den »Lüscher-Farbtest«. Schauen wir uns einmal sein Vermächtnis an:
»Der Würfel als kategoriales Denkmodell. Rezeptiv – direktiv, konstant – variabel, integrativ – separativ, das sind Kategorien des Denkens, mit denen man Emotionen und Verhaltensweisen definieren kann. Ich wünsche, dass es denjenigen, die sich um das Verstehen dieses Denkmodells bemühen, eine Hilfe in ihrem Leben bedeutet.«
(Max Lüscher am 30. Januar 2017).
Darin wird deutlich, dass er als Psychologe intensiv nach einer Möglichkeit gesucht hat, das komplexe Seelenleben eines Menschen abzubilden. Sein vierpoliges System der Regulations-Psychologie, den Lüscher-Würfel, hat Professor Dr. Max Lüscher erstmalig 1953 vorgestellt.
Für das Verstehen des Erlebens von Gefühlen hat Max Lüscher in seinen Büchern Der 4-Farben-Mensch und Das Harmoniegesetz in uns verschiedene emotionale Kategorien beschrieben. Danach vollzieht sich emotionales Erleben innerhalb von drei physiologischen Dimensionen, die jeweils aus zwei Polaren bestehen.
Kategoriales Ordnungssystem nach Max Lüscher
Dimension I: direktiv – rezeptiv
In der ersten Dimension geht es um die beiden möglichen Positionen oder Einstellungen zu einer Sache oder einem Gegenüber. Max Lüscher unterscheidet die gegensätzlichen Beziehungen »autonom« (selbstbestimmt, anordnend) und »heteronom« (fremdbestimmt, annehmend). Im kategorialen Ordnungssystem werden sie als »direktiv« und »rezeptiv« bezeichnet und auf der horizontalen Ebene dargestellt. Direktiv ist jemand, der sich zur Wehr setzt, alle Widerstände und Hindernisse überwindet, selbst entscheiden und nicht vom Wohlwollen anderer abhängig sein möchte. Direktive Menschen sind meist Chefs, befehlen und ordnen an, sind eher autoritär und eigenwillig. Bekannt ist es als das männliche Prinzip. Rezeptiv hingegen ist jemand, der vorrangig wahr- und annimmt, der sich beeinflussen lässt, unterlegen, aufgeschlossen und mitfühlend ist. Ein Mitarbeiter, der geführt und über den bestimmt wird, der das akzeptiert, was vorgeschlagen oder empfohlen wird, handelt rezeptiv. Solche Menschen sind begeisterungsfähig und empfindsam. Sie werden stark von ihren Gefühlen beeinflusst und neigen dazu, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt zu sein. Bekannt ist es als das weibliche Prinzip. Direktiv steht somit für bestimmend sowie anordnend, rezeptiv für annehmend sowie folgend.
Dimension II: konstant – variabel
Als zweite notwendige Unterscheidung beschreibt Lüscher die Zeit-Raum-Richtungen »konstant« (stabil) und »variabel« (wechselnd). Sie befinden sich im kategorialen Ordnungssystem in der vertikalen Ebene. Konstant ist ein Mensch, der ruhig und stabil bleibt, dessen Verhalten zeitlich von Dauer ist und auch als »introvertiert« bezeichnet werden kann. Variabel hingegen ist eine zeitlich begrenzte Einstellung, die sich immer wieder verändert. Es entspricht der Aufgeschlossenheit für das Neue und Moderne und wird auch als »extrovertiert« bezeichnet.
Dimension III: integrativ – separativ
Die dritte Dimension sind die Diagonalen im Lüscher-Würfel. Rot und Blau bilden die Integrationsachse, Gelb und Grün die Separationsachse. Das zum Blau gehörende Element Wasser (Sedation) verbindet alles miteinander, und das zum Rot gehörende Element Feuer (Stimulation) egalisiert. Beides ist ein Aspekt der Integration, eines Prozesses der Vereinigung und des Sich-Einordnens. Das gelbe Luftelement (Dilatation) verteilt und trennt. Das grüne Erdelement (Kontraktion) zieht alles zusammen und trennt somit ebenfalls. Separation beschreibt den Prozess des Differenzierens und der Teilung. Das Element steht auch für das Verlassen der Komfortzone, um neue Erfahrungen zu machen, wodurch eine andere Sichtweise möglich wird, Belastendes zu erkennen und zu benennen und Nützliches vom Schädlichen zu unterscheiden (gelber Quadrant).
Aus den drei beschriebenen Dimensionen mit der jeweiligen Polarität ergeben sich vier Grundstrukturen. Max Lüscher hat jeder Struktur eine Farbe zugeordnet, die dem Erleben, Empfinden und Verhalten der Struktur entspricht. Am meisten aber liegt Lüscher an den vier Selbstgefühlen, die von diesen Farben des Würfels unbewusst angesprochen werden.
Die vier Grundstrukturen und Selbstgefühle
Grundstruktur 1: Blau, entspricht »rezeptiv«, »konstant« und »integrativ«. Zu ihr gehört das Selbstgefühl der eigenen Zufriedenheit. Sie wird durch den Philosophen »Diogenes von Sinope« symbolisiert, der in einem Fass lebte und auf die Frage von Alexander dem Großen, ob er ihm einen Gefallen tun könne, nur antwortete: »Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!« Diogenes hat weder durch Reichtum noch durch Macht oder eine bahnbrechende Erfindung Ruhm erhalten. Sein Ideal war die geistige und materielle Unabhängigkeit. Er war scharfsinnig, witzig, schlagfertig und willensstark. Menschen mit eigener Zufriedenheit besitzen nicht nur das Selbstvertrauen, zu fordern, sondern auch das nötige Selbstwertgefühl, verzichten zu können. Sie sind bescheiden, friedliebend und fürsorgend. Wer sich aber zu leicht zufriedengibt, landet in der Selbstverleugnung. Der Betroffene gibt die Möglichkeit auf, sein Leben selbstbestimmt zu führen. Ein Mangel an eigener Zufriedenheit hingegen wird zur Selbstunzufriedenheit, der ständigen Angst und Sorge, im Leben zu kurz zu kommen. Blau steht in Polarität zu Rot, dem Selbstvertrauen. Eine Ausgewogenheit beider Pole zeigt sich durch die Bereitschaft, sowohl verzichten als auch geben zu können.
Grundstruktur 2: Grün, entspricht »direktiv«, »konstant« und »separativ«. Zu ihr gehört das Selbstgefühl der Selbstachtung. Es ist der »Edelmann« in uns, der Selbstachtung besitzt, seinen innersten Überzeugungen folgt, wahrhaftig und echt ist, und nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Bei übertriebener Selbstachtung kommt es zu Stolz, Selbstüberschätzung, Rechthaberei, Machtanspruch oder Arroganz. Bei zu wenig Selbstachtung hingegen entsteht Selbstzweifel mit dem Bedürfnis nach Anerkennung. Grün steht in Polarität zu Gelb, der eigenen Freiheit. Das harmonische Miteinander beider Pole zeigt sich durch eine Erdverbundenheit mit gleichzeitiger Leichtigkeit des Seins.
Grundstruktur 3: Rot, entspricht »direktiv«, »variabel« und »integrativ«. Zu ihr gehört das Selbstgefühl des Selbstvertrauens. Es wird vom Bild des »Robinson Crusoe« in uns symbolisiert, der, ganz auf sich selbst angewiesen, etwas aus seinem Leben macht. Wer aus eigener Initiative eine neue Aufgabe meistern möchte, z. B. das erste Mal allein Autoreifen wechselt oder zum ersten Mal eine Reise in fremde Länder selbst organisiert – wer einen Einfall hat und all seine Kraft und Fähigkeiten einsetzt, um ihn zu verwirklichen, in dem fließt das Pionierblut eines Robinson Crusoe. Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die körperliche und geistige Leistungskraft. Wird das Selbstvertrauen übertrieben, kann es zu Selbstübersteigerung und zu Prahlerei kommen. Ein Mangel an Selbstvertrauen kann sich durch Selbstmitleid äußern. Die Polarität zum Selbstvertrauen ist die im blauen Quadranten befindliche eigene Zufriedenheit. Ist Blau dominant, kann sich daraus eine Unterforderung der eigenen Möglichkeiten ergeben.
Grundstruktur 4: Gelb, entspricht »rezeptiv«, »variabel« und »separativ«. Zu ihr gehört das Selbstgefühl der eigenen Freiheit. Dieses Gefühl wird in uns vom Bild des »Hans im Glück« symbolisiert. Nur wenn wir unabhängig von Geld, Prestige und anderen materiellen Werten sind, können wir uns wirklich frei fühlen. Frei, all die Gelegenheiten zu ergreifen, die das Leben uns bietet: neue Möglichkeiten, neue Beziehungen oder neue Ideen. Es beinhaltet die Hinwendung zum Leben, die Lust auf Neues und Veränderung. Wird die eigene Freiheit übertrieben, kann daraus Selbstflucht entstehen, und es kommt zu Unverantwortlichkeit. Aus zu wenig Freiheit hingegen resultieren Selbstzwang, Perfektionismus und die Situation, sich für alles verantwortlich zu fühlen. Gelb steht im Gegensatz zu Grün dafür, die gegebenen Möglichkeiten wahrzunehmen, sich dabei aber treu zu bleiben.
Als Diagnoseverfahren hat Max Lüscher ein Testsystem entwickelt, das aus acht unabhängigen Einzeltests besteht. Darin werden 23 genau definierte Farben sowie sieben verschiedene Formen berücksichtigt. Durch die Testprozedur wird eine Zuordnung zu kategorialen Erlebnis-, Empfindungs- und Verhaltensmustern reproduzierbar ermittelt. Der Zustand spiegelt sich in den vier Farben und den von Lüscher zugeordneten Selbstgefühlen wider.
Ausgehend von dem Gedankengang, dass die Psyche einen Einfluss auf die Regulationsprozesse im Körper nimmt, hat Dr. Bodo Köhler erkannt, dass das von Max Lüscher entwickelte kategoriale Ordnungs- und Bezugssystem universelle Gesetzmäßigkeiten und Lebensprozesse vereint. Es eignet sich deshalb als wissenschaftliches Basismodell zur Einordnung sämtlicher polarer Zusammenhänge, die im Kosmos und damit auch im Menschen existieren.
Das universelle Gesetz der Vierheit war schon immer ein Bestandteil unserer Existenz. Es gibt beispielsweise vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen und vier Tageszeiten. Die Basis der ursprünglichen chinesischen Medizin ist die 4-Elemente-Lehre mit den fünf Wandlungsphasen. Durch Übersetzungsfehler wurde daraus allerdings die 5-Elemente-Lehre. Die Mediziner des Mittelalters gingen davon aus, dass die Gesundheit des Menschen vom ausgewogenen Verhältnis seiner vier Körpersäfte abhängig sei. Dazu zählen Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Wenn einer davon überwiegt, entsteht das sanguinische, das cholerische, das phlegmatische oder das melancholische Temperament. Dieses kann an bestimmten Charakterzügen und in der Physiognomie eines Menschen erkannt werden.
Der Atomphysiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli wies nach, dass Materie aus den drei massetragenden Teilchen Proton, Neutron, Elektron und dem fast masselosen Neutrino, also aus vier Bausteinen besteht. Daraus ergibt sich das universelle »3 + 1«-Gesetz. Es ist für alle Funktionssysteme im Menschen bis hin zur Psychoregulation gültig.
Bodo Köhler hat die bahnbrechenden Erkenntnisse zur Stoffwechselregulation nach Prof. Dr. Jürgen Schole und Dr. Wolfgang Lutz in den Lüscher-Würfel eingeordnet. Beide Stoffwechselexperten wiesen nach, dass eine Regulation des Zellstoffwechsels nur möglich ist, wenn Cortisol (Nebennieren) und Thyroxin (fT3- und fT4-Wert der Schilddrüse) als katabol wirkende Hormone gemeinsam mit Somatropin (STH, Wachstumshormon der Hypophyse) und anabolen Peptiden in Zelle und Zellkern anwesend sind. Die Ausgewogenheit dieser vier Komponenten wird als Basisregulation bezeichnet.
Die Zuordnung in die einzelnen Quadranten erfolgt nach den Regeln des kategorialen Ordnungssystems: direktiv-rezeptiv, konstant-variabel und integrativ-separativ.
Somatropin (STH) wird auf Anforderung des Hypothalamus von der Hypophyse ausgeschüttet. Bei der Zellteilung ist es für die Ausreifung und Differenzierung zuständig. Das Hormon bleibt konstant im Blut, wenn es nicht durch Insulin oder Dauerstress blockiert wird. Es ist integrativ, denn es unterstützt den Erhalt des Zellstaates. Zudem entspricht Somatropin den Kriterien konstant (anabol) und rezeptiv (basisch) und gehört somit in den blauen Quadranten.
Anabole Peptide sind Reservehormone für alle Reparatur- und Entzündungsprozesse. Beispielsweise gelten die messbaren anabolen Peptide der Leber, IGF-1 und IGF-3, als Entzündungsparameter in der Labordiagnostik, da sie Entzündungen unterstützen (im Gegensatz zu Cortisol im gelben Quadranten, das Entzündungen hemmt). Die anabolen Peptide unterstützen das Somatropin, wenn es durch psychischen Dauerstress oder einen zu hohen Insulinspiegel gehemmt wird. Sie sind konstant (anabol), direktiv (sauer), separativ und somit im grünen Quadranten einzuordnen.
Thyroxin vereint alle Eigenschaften des roten Quadranten in sich: variabel (katabol), direktiv (sauer) und integrativ. Es besitzt Eigenschaften des Feuerelements und trägt zum Erhalt der Körperwärme bei.
Cortisol als wichtiges Stresshormon und Entzündungshemmer ist gemeinsam mit Thyroxin für den Energiestoffwechsel zuständig, entspricht also katabol-variabel. Als Entzündungshemmer ist es rezeptiv und bildet auf der Separationsachse eine Polarität zu den entzündungsunterstützenden anabolen Peptiden. Daraus ergibt sich die Einordnung in den gelben Quadranten.
Basisregulation des Zellstoffwechsels
Aber nicht nur diese Stoffe lassen sich nach dem kategorialen Ordnungssystem sortieren. Grundsätzlich gilt, dass es sich bei jeglicher Zuordnung immer um eine in sich geschlossene Funktionseinheit handeln muss, deren Komponenten in direkter Wechselwirkung miteinander stehen. So können beispielsweise die Mineralien, Organe, Funktionskreise der TCM, Geschlechtshormone oder Neurotransmitter im kategorialen Ordnungssystem ihrem Wirken im Stoffwechsel entsprechend eingeordnet werden. Daraus ergibt sich der ganzheitliche Ansatz, den ich im Umgang mit Erkrankungen verfolge.
Zuordnung der vier Geschlechtshormone und vier Mineralstoffe
Im kategorialen Ordnungssystem können auch Krankheiten den vier Quadranten zugeordnet werden. Dabei steht allerdings nicht der Krankheitsname im Vordergrund, sondern die jeweils individuelle Ausprägung, die Ursache, der Verlauf oder der Charakter des akuten Krankheitsprozesses.
Die Zuordnung erfolgt streng nach den von Max Lüscher vorgegebenen Grundstrukturen des kategorialen Ordnungssystems. Danach ist das Krankheitsbild rezeptiv oder direktiv, konstant oder variabel, integrativ oder separativ. Aus dieser Einordnung ergibt sich immer der entsprechende Quadrant, in dem sich das Geschehen zeigt. Eine Erkrankung ist ein dynamischer Prozess, der in unterschiedlichen Stadien verschiedenen Quadranten zugeordnet werden kann. Er bewegt sich dabei jedoch immer nur auf der zugeordneten Achse (separativ oder integrativ). Beispielsweise beginnt die Multiple Sklerose im grünen und wandert im Laufe des Geschehens auf der Separationsachse in den gelben Quadranten. Die rheumatoide Arthritis (PcP) gehört als degenerative Erkrankung in den gelben Quadranten, im Stadium der akuten Entzündung (es handelt sich dabei um einen Heilungsprozess) finden wir das Geschehen allerdings temporär gegenüber im grünen Quadranten.
Diese Einteilung der Krankheitsbilder ermöglicht es, durch die Anwendung der Gesetzmäßigkeit der Wandlung bzw. Reziprozität den Hintergrund der Erkrankung zu beleuchten und daraus eine gezielte und effektive Behandlung abzuleiten.
Zuordnung der vier Krankheitsgruppen
In unserem Organismus hängt alles mit allem zusammen. Gleichzeitig unterliegen die Zellen und jedes Gewebe einer hierarchischen Ordnung, die im Hintergrund wirkt und durch unzählige ablaufende Wechselwirkungen unsere Erlebniswelt steuert. Auf diese Weise bringt das Unsichtbare das Sichtbare hervor, oder anders ausgedrückt: Geist erschafft und steuert Materie.
Zu dieser Ordnung gehört auch das Gesetz der Reziprozität. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des kategorialen Ordnungssystems. In der Grafik stehen die bipolaren Achsen von Integration (Blau/Rot) und Separation (Gelb/Grün) in einem wechselseitigen (reziproken) Verhältnis zueinander und bedingen sich gegenseitig. Das bedeutet, Störungen in der Integrationsachse (Blau/Rot) zeigen sich als Symptom auf der Separationsachse (Gelb/Grün) und umgekehrt. Beide Achsen können den Körper nur normal regulieren, wenn sie ausgeglichen sind.
Darstellung der Integrations- und der Separationsachse
Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern. Krebs, als neurodegenerative Erkrankung im gelben Feld, befindet sich in der Separationsachse. Die Erkrankung geht häufig mit Themen wie Zurückweisung mit Liebesentzug, Ausschluss aus einer Gruppe und fehlende soziale Integration einher. Das kann die Familie, den Beruf oder die Gesellschaft betreffen. Mit dem Wunsch, das zu kompensieren, werden faule Kompromisse eingegangen, was zu Authentizitätsverlust (Selbstachtung im grünen Feld) führt. Die Gefahr, an Krebs zu erkranken, besteht vor allem dann, wenn es auf der Separationsachse im grünen Quadranten zum Verlust von Wahrhaftigkeit und zur Fremdbestimmung kommt.
Die fehlende Regulation auf der Separationsachse muss auf der Integrationsachse ausgeglichen werden. Das führt häufig zu einer Überforderung im roten Quadranten, dem Ort der Energiebereitstellung und Wärme. Auch Dr. Waltraud Fryda geht in ihrem Buch Adrenalinmangel als Ursache der Krebsentstehung darauf ein (Adrenalin gehört ins rote Feld). In der TCM gilt Krebs ebenfalls als Kälteerkrankung, was einem Mangel im roten Quadranten gleichkommt.
Störungen in der Integrationsachse sind beispielsweise akute Entzündungen oder Allergien, die dem anabol-basischen blauen Quadranten zuzuordnen sind. Dieser steht normalerweise mit dem roten Quadranten in einem dynamischen Gleichgewicht. Erst dann, wenn in der Separationsachse der gelbe Quadrant (Nebenniere/Cortisol) gestört ist, kommt es zu Erscheinungen im blauen Feld. Entsprechend der übergeordneten Psychoregulation nach Max Lüscher symbolisiert Gelb Toleranz gegenüber der Umwelt, Offenheit für neue Ideen und die Vielfalt des Lebens. Wird das nicht gelebt, besteht eine Grundlage für Störungen im blauen Quadranten (akute Entzündungen und Allergien).
Die Einordnung ist sinnvoll, denn sie zeigt, ob die Therapie reziprok über die blaurote Integrations- oder die grün-gelbe Separationsachse erfolgen muss. Um weiter einzugrenzen, welcher Quadrant ein Störsignal aussendet und welcher hilfreich ist, findet ein weiteres Gesetz Anwendung: das Gesetz der Wandlung.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bilden die Wandlungsphasen eine zentrale Grundlage. Es handelt sich dabei um dynamische Strukturen und zeitliche Abläufe. Ein gutes Beispiel dafür ist die Organuhr bzw. sind die Funktionskreise der TCM.
Das »Gesetz der Wandlung« finden wir auch im kategorialen Ordnungssystem. Der normale Umlauf (Wandlung) erfolgt im Uhrzeigersinn, in der Grafik als »Helfer« bezeichnet. Im Gegenuhrzeigersinn können Störungen auftreten, in der Grafik als »Störer« bezeichnet.
Wechselwirkungen der Organsysteme
Zum besseren Verständnis möchte ich diesen Vorgang anhand einiger Beispiele erläutern.
Asthma bronchiale ist eine Erkrankung im Lungenbereich, bei der es zu einer Verengung der Bronchien (Verkrampfung, Kontraktion) mit Husten, Kurzatmigkeit und einer erschwerten Ausatmung kommt. Da die Steuerung der Atmung von den Nieren ausgeht, ist das Organ maßgeblich an allen Atembeschwerden beteiligt. Im kategorialen Ordnungssystem zeigt sich das Geschehen konstant, direktiv, separativ und als Kontraktion. Die Einordnung erfolgt demnach im grünen Quadranten.
Beispiel Asthma
Gemäß dem Gesetz der Wandlung liegt der Störer bzw. die Ursache für das Geschehen, das sich im grünen Bereich zeigt, im blauen Quadranten (Funktionskreis Niere/Blase, Kupfer, eigene Zufriedenheit), der Helfer im roten Feld (Funktionskreis Herz/Dünndarm, Eisen, Dynamik (Bewegung), Selbstvertrauen) und häufig der größte Mangel im gelben Bereich (Nebenniere, Cortisol), beispielsweise der Mangel an Toleranz gegenüber der Umwelt.
Im Funktionskreis Niere/Blase finden die Inkarnation und die Verteilung der aufgenommenen geistigen Einflüsse (Energien) statt. Störungen durch Traumata oder Verletzungen sowie eine Unterdrückung der Auseinandersetzung mit der Außenwelt in Form von Husten, Schnupfen oder fieberhaften Infekten können den Funktionskreis Niere/Blase schwächen. Störungen im Dünndarm durch Gaben von Antibiotika sowie Belastungen der Nebennieren durch Dauerstress bilden in der Summe die Grundlage für das Krankheitsbild Asthma.
In der anthroposophischen Medizin ist daher Renes Cuprum, das aus dem Organextrakt Niere und dem Metall Kupfer besteht, das Basismittel bei Asthma. Mehr zur möglichen Therapie finden Sie im Kapitel »Die Niere« (S. 141).
Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen sich im kategorialen Ordnungssystem im roten Quadranten.
Beispiel Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der Störer bzw. die Ursache für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt im grünen Quadranten. Die ernährungsbedingte Fettleber ist eine der wichtigsten Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinfarkt. Ebenso kommen chronische Entzündungen hinzu, die überwiegend ernährungsbedingt sind (zu viele schnell aufschließbare Kohlenhydrate). Der Helfer befindet sich im gelben Feld (Funktionskreis Lunge/Dickdarm, Neubeginn, Loslassen, Offenheit, eigene Freiheit, Kohlenhydrate, Diabetes mellitus) und der größte Mangel im blauen Quadranten (STH, Wachstumshormon).
Damit ist nicht das Cholesterin der Verursacher der Arteriosklerose mit der Folge eines Herz- oder Hirninfarktes, sondern ein Übermaß an Kohlenhydraten mit dem physiologischen Ergebnis eines Mangels an Wachstumshormonen und einer Fettleber.
Hinzu kommen die durch die Ernährung verursachten niedriggradigen Entzündungen, die dadurch entstehen, dass wir zu viel, zu oft, zu kohlenhydratlastig und die nicht zum Stoffwechsel passenden Nahrungsmittel essen.
Akute Entzündungen wie auch eine akut auftretende allergische Reaktion lassen sich im blauen Quadranten einordnen und haben ihre Ursache im gelben Bereich (Funktionskreis Lunge/Dickdarm und Cortisol der Nebennierenrinde).
Beispiel akute Entzündungen und Allergien
Der Helfer befindet sich im grünen Feld und steht für Selbstachtung und Festigkeit. Die Eigenliebe ist bei akuten Erkrankungen außer Acht gelassen worden. Hinzu kommt ein durch Dauerstress verursachter Mangel an anabolen Peptiden. Der Körper signalisiert diesen Mangel durch Symptome. Eine akute Erkrankung geht häufig auch mit einem Mangel im polaren roten Quadranten (Adrenalin) einher.
Degenerative Erkrankungen bis hin zu Krebs zeigen sich im gelben Feld und haben ihre Ursache im roten.
Beispiel degenerative Erkrankungen
Es ist der Quadrant des Funktionskreises Herz/Dünndarm und der Ort der Energie und Wärme. In der chinesischen und anthroposophischen Medizin gelten degenerative Erkrankungen als »Kältekrankheiten«. Eine wichtige Aufgabe erfüllt in diesem Zusammenhang das Adrenalin aus dem Nebennierenmark. Auch eine mangelnde Entgiftung von toxischen Einflüssen (materieller und immaterieller Art) beeinflusst über den roten den gelben Quadranten. Unterstützung erhält der gelbe Bereich vom blauen Quadranten, dem Funktionskreis Niere/Blase. Er steht für Urvertrauen, Beziehungen, Bindung und die eigene Zufriedenheit.
Das Prinzip der Über- und Unterwertung spiegelt die senkrechte Achse im Lüscher-Würfel wider. Überwertung ist vergleichbar mit einem Symptom, dem viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es ist beispielsweise der Schmerz, den wir bewusst wahrnehmen. Unterwertung hingegen entspricht der Ursache, die wenig Beachtung erhält, manchmal sogar ignoriert wird. Sie ist der eigentliche Auslöser im Unterbewusstsein.
Mit dem Lüscher-Würfel liegt ein Modell vor, das die universellen Prinzipien des Lebens abbildet und an dem sich die Wechselwirkungen der Einzelkomponenten darstellen lassen. Das Würfelmodell ist von hohem praktischem Nutzen. Die Berücksichtigung der Wandlungsphasen und der Reziprozität eröffnen neue Sichtweisen auf die Entstehung von Krankheiten sowie auf ganzheitliche Wege zur effektiven Therapie.
Als weiterführende Literatur empfehle ich Dr. med. Bodo Köhler Das Lehrbuch für die vereinte lebenskonforme Medizin. Bodo Köhler hat in diesem Lehrbuch viele wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen der letzten 100 Jahre zusammengefasst und damit neue Akzente in Diagnose und Therapie chronisch kranker Menschen gesetzt.
Die kleinste Einheit in allen biochemischen Abläufen unseres Körpers ist die Körperzelle mit ihrem Stoffwechsel. Zellen bilden die Ordnung für den Aufbau verschiedener Gewebe wie Muskeln, Knochen, Nerven oder Organe. Dabei werden sie von übergeordneten Zentren in uns überwacht. »Labor ganzheitlich« nutzt den Zellstoffwechsel als einheitliches Bezugssystem in der Diagnose und der Therapie von Erkrankungen.
Anaboler und kataboler Stoffwechsel
In der Stoffwechselmedizin werden zwei Formen und Phasen des Zellstoffwechsels unterschieden: der anabole Stoffwechsel, auch »Synthesestoffwechsel« genannt, umfasst alle Aufbauvorgänge, und der katabole Stoffwechsel, auch »Energiestoffwechsel« genannt, sorgt für die kontinuierliche Energiebereitstellung im Organismus. In einem gesunden Organismus besteht ein ausgewogenes Verhältnis dieser beiden Vorgänge. Während der katabole Stoffwechsel am Tag dominiert, in der aktiven Phase, übernimmt der anabole Stoffwechsel nachts, in der Phase von Ruhe und Regeneration, das Steuer. Dieses Wechselspiel wird auch als Regulation und Anpassungsfähigkeit bezeichnet.
Die wissenschaftlichen Grundlagen dazu veröffentlichten Prof. Dr. Dr. Jürgen Schole und Dr. Wolfgang Lutz bereits 1985. Von Jürgen Schole stammt der denkwürdige Satz: »Gesundheit ist die Fähigkeit der schnellstmöglichen Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen.«
Erkrankungen, Symptome oder Missempfindungen haben ihre Ursache in einem gestörten Zellstoffwechsel. Dieser ist abhängig von Psyche, Ernährung, Stress und äußeren Bedingungen. Damit der Mensch gesund bleibt, muss die kleinste Funktionseinheit auf sämtliche Einflüsse von innen und außen reagieren und sich anpassen.
Chronische Erkrankungen können in zwei Gruppen eingeteilt werden:
• entzündliche Erkrankungen mit starrer anaboler Stoffwechsellage durch eine verminderte katabole Aktivität
• degenerative Erkrankungen mit starrer kataboler Stoffwechsellage durch eine verminderte anabole Aktivität
Mehr zu Zellstoffwechselstörungen in Diagnose und Therapie finden Sie im Kapitel »Stoffwechsel« (S. 177).
Der Zellstoffwechsel als kleinste biologische Grundfunktion des Lebens hängt von der Regulationsfähigkeit der Matrix ab. Das ist der Ort, an dem das einheitliche Zusammenspiel sämtlicher Körperzellen stattfindet. Jeder Reiz von außen oder innen, jeder Austausch zwischen den Organzellen verläuft über die Matrix. Der Wiener Arzt Prof. Dr. Alfred Pischinger hat mit seinem Team die Matrix erforscht und 1975 bahnbrechende Erkenntnisse über die darin stattfindenden Prozesse in seinem Buch Das System der Grundregulation veröffentlicht.
Pischinger beschreibt erstmals das interstitielle Bindegewebe als Resonanzboden, auf dem sich alle Wechselwirkungen im menschlichen Organismus abspielen. Es ist das größte den gesamten Organismus durchziehende System. Es regelt den Zellstoffwechsel sowie das Zelle-Milieu-System und ist gleichzeitig der Ort aller Entzündungs- und Abwehrvorgänge und damit aller Lebensgrundfunktionen.
Eine Störung dieses Systems führt zwangsweise zu Erkrankungen. Dies konnte an Tausenden von Patienten beobachtet werden. Ebenso wurden Untersuchungs- und Behandlungsmethoden entwickelt, die darauf abzielen, die Funktionen der Matrix zu normalisieren. Auf diese Weise werden vor allem chronische Krankheiten einer Behandlung zugänglich. Der entscheidende Vorteil von Pischingers System ist, dass es alle bisherigen, zum Teil sehr verschiedenartigen Theorien der Medizin in ein lehr- und anwendbares Konzept integriert: die Humoralpathologie, die Organpathologie, die Neuralpathologie, die Zellular- und die Permeabilitätspathologie.
Aus Sicht von »Labor ganzheitlich« ist es wichtig, dass im eigenen Mikrokosmos eine Vernetzung aller Zellen besteht, damit alle nötigen Informationen an jedem beliebigen Ort und zu jeder beliebigen Zeit zur Verfügung stehen. Eine hohe Kohärenz liegt vor, wenn alle Zellen sich auf dem gleichen Informationsstand befinden. Dieser Zustand ist gegeben, wenn sämtliche überflüssigen Informationen materieller oder auch immaterieller Art, die das Grundsystem belasten, wieder gelöscht oder ausgeschieden werden.
Damit diese Kohärenz im System der Grundregulation besteht, ist ein ständiger Rhythmus von Neubildung und Wiederauflösung notwendig. Das bedingt eine hohe Dynamik und die Fähigkeit, alles Schadhafte und Überflüssige zu identifizieren und zu eliminieren. Diese Bereinigung ist ein wichtiger und notwendiger Prozess, um die Kohärenz in der Matrix, die Grundlage für Gesundheit, zu gewährleisten. Je belasteter der Zellzwischenraum ist, desto langsamer ist die Anpassung an wechselnde Bedingungen möglich.
Matrix – Pischinger-Raum
Die Struktur der Matrix wird im Kapitel »Degenerative Erkrankungen« (S. 350) noch einmal genauer erläutert. Wichtig an dieser Stelle ist, dass der Zellstoffwechsel von der Matrix abhängig ist und diese wiederum vom Zellstoffwechsel beeinflusst wird. Die Aufgabe der Matrix besteht darin, das einheitliche Zusammenspiel sämtlicher Körperzellen zu gewährleisten, indem alle Voraussetzungen für einen reibungslosen Energieaufbau- und Informationsaustausch immer wieder neu geschaffen werden. Sie ist damit für den gesundheitlichen Zustand des Organismus verantwortlich.
Unser Blut ist ein besonderer Saft, der eine Menge Geheimnisse birgt. Um ihm diese zu entlocken, erfolgt die Interpretation der Laborwerte von »Labor ganzheitlich« nach klinischen, naturheilkundlichen und ganzheitlichen Gesichtspunkten. Damit auch der Patient diese Sichtweise nachvollziehen kann und er die Möglichkeit hat, die Laborwerte besser zu verstehen, hat »Labor ganzheitlich« eine grafische Darstellung in Form einer Ampeldiagnostik gewählt. Sie unterscheidet sich gedanklich von allen grafischen Darstellungen anderer Labore – die Messergebnisse sind natürlich dieselben.
Laborinterpretation
Befund und Befinden – ein essenzieller Unterschied
Die klinische Diagnostik reduziert sich auf die Frage, ob ein Patient gesund oder krank ist. Im Rahmen der Notfallmedizin reicht diese Einteilung auch aus. Beim Arztbesuch erfolgt dann häufig aber die Aussage: »Die Laborwerte sind alle unauffällig.« Trotzdem hat der Patient Schmerzen, Missempfindungen oder anfallsweise Beschwerden. Für chronisch kranke Patienten (das betrifft etwa 80 % aller Patienten) ist diese grobe Einteilung zu gering differenziert.
»Labor ganzheitlich« unterteilt den Normbereich der klinischen Vorgabe in drei einzelne Abschnitte: Der grüne Balken markiert den unbedenklichen Wertebereich (Optimum), der an den Rändern jedoch kontinuierlich in einen gelben Warnbereich (Regulationsstörung) übergeht und schließlich in einen roten Alarmbereich (Klinisch) ausläuft. Das klassische Schwarz-Weiß-Schema, das nur ein Innerhalb oder Außerhalb des Normbereichs zulässt, wird dadurch um wertvolle Zwischentöne der Betrachtung bereichert. So lassen sich bereits frühzeitig Tendenzen einer Stoffwechselentgleisung oder der Schwächung einzelner Organe erkennen.
Ein weiterer und entscheidender Unterschied zur klassischen Laboranalyse liegt in der analog-sinnhaften Deutung der einzelnen Werte. Wenn wir davon ausgehen, dass Körper, Seele und Geist eine Einheit sind, finden alle körperlichen Symptome oder physiologisch ablaufenden Prozesse auch analog auf seelisch-geistiger Ebene statt. Jeder einzelne Tropfen Blut enthält schließlich die Information des ganzen Menschen. Laborwerte werden also nicht mehr nur funktionell interpretiert, sondern als Gesamtausdruck bestimmter Lebensprozesse, Lebensbedürfnisse oder Organaktivitäten betrachtet.
Lassen Sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen: Vitamin B12 ist im Körper unter anderem für die Zellerneuerung (Zellteilung) erforderlich. Bei einem Mangel ist die Zellerneuerung verlangsamt. Die Folge sind überalterte Körperzellen. Der Betroffene könnte frischer aussehen und sich vitaler fühlen, wäre genug Vitamin B12 vorhanden. Gleiches passiert analog auf seelisch-geistiger Ebene: Der Aspekt »Erneuerung« ist gehemmt. Dem Betroffenen fällt es schwer, Ideen in die Tat umzusetzen. Wird das Vitamin-B12-Depot wieder aufgefüllt, verbessert sich auf körperlicher Ebene des Betroffenen die Zellteilung, auf seelisch-geistiger Ebene ist es für ihn leichter, seine Vorsätze und Ziele umzusetzen. Er kommt aus der »Man müsste mal«-Haltung ins Handeln.
Wichtiger Hinweis
Die nachfolgenden Darstellungen und Beschreibungen der Laborwerte basieren auf den beschriebenen Grundlagen von »Labor ganzheitlich«. Sie können von der allgemeinen Lehrmeinung der Schulmedizin, aber auch von den Erkenntnissen der Naturheilkunde abweichen.
Das Blut besteht etwa zur Hälfte aus einer gelblichen Flüssigkeit, dem Blutplasma, und zur anderen Hälfte aus Zellen, sogenannten Blutkörperchen. Diese unterteilen sich in
• rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
• weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und
• Blutplättchen (Thrombozyten).
Die Bildung der Blutzellen findet beim Ungeborenen vor allem in Milz und Leber statt. Nach der Geburt übernimmt ausschließlich das Knochenmark diese Aufgabe. Für die Neubildung sind die Nieren als Impulsgeber und die Epiphyse (Zirbeldrüse) als Steuerungsorgan zuständig. In der anthroposophischen Medizin gehört die Blutbildung zum Bleiprozess. Folglich können potenziertes Blei (Plumbum metallicum praep.) oder die Kombination aus Epiphyse und Blei (Epiphysis/Plumbum) begleitend bei der Behandlung von Blutbildungsstörungen eingesetzt werden.
Die Darstellung des Blutbildes gehört zu fast jeder Laboruntersuchung. Im »kleinen Blutbild« werden die Anzahl der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten sowie der Hämatokrit, ihr Anteil am Gesamtvolumen, die Größe der Erythrozyten (MCV) und deren Eisengehalt (MCH) dargestellt. Das »große Blutbild« beinhaltet zusätzlich noch die Differenzierung der Leukozyten in ihre einzelnen Bestandteile.
Großes Blutbild
Referenzbereich
Männer
4,5 – 5,9 Millionen/μl Blut
Frauen
3,8 – 5,2 Millionen/μl Blut
Erythrozyten werden im Knochenmark gebildet und in der Milz sowie durch die Aktivität in den Gefäßen wieder abgebaut. Ihre Gestalt ist scheibenförmig, häufig mit einer Einbuchtung in der Mitte. Die Lebensdauer beträgt etwa 120 Tage. Bei einem gesunden Menschen findet ein ununterbrochener Auf- und Abbau statt.
Die Hauptaufgabe der Erythrozyten ist der Transport des Sauerstoffs, der sich an das in ihnen befindliche Protein Hämoglobin bindet. Diese Eiweißverbindung ist rot und gibt dem Blut seine Farbe.
Für die Herstellung der roten Blutkörperchen werden vor allem Eisen, Vitamin B12 und Folsäure benötigt. Fehlt einer dieser Stoffe oder ist er nicht in ausreichender Menge vorhanden, können nicht genügend Erythrozyten gebildet werden.
Erhöhte Erythrozytenwerte
Eine Erhöhung der Erythrozytenzahl verursacht kaum Symptome. Sie ist häufig eine Begleiterscheinung von Erkrankungen oder ein Hinweis auf Sauerstoffmangel. Werden im Blutbild vermehrt rote Blutkörperchen festgestellt, kann das folgende Ursachen haben:
• Blutkrankheiten mit einer anormalen Vermehrung der Blutkörperchen (Polyglobulie oder Polycythämia vera)
• Sauerstoffmangel durch längeren Aufenthalt im Hochgebirge oder chronische Lungenkrankheiten
• Tabakrauch (das im Tabakrauch enthaltene Kohlenmonoxid bindet sich an das Hämoglobin, das dann keinen Sauerstoff mehr aufnehmen kann)
• schwere Herzschwäche (es kommt so zu einem chronischen Sauerstoffmangel im Gewebe, der Körper reagiert mit der vermehrten Produktion von Erythrozyten)
• Nierenerkrankungen
• Tumore (häufig ein Zeichen bei Nieren- oder Leberzellkarzinom)
• Stoffwechselkrankheiten, z. B. Cushing-Syndrom (chronisch erhöhtes Cortisol)
• Hormontherapien mit Testosteron, Erythropoetin (Doping) oder Cortisonpräparaten
Reduzierte Erythrozytenwerte
Eine Verminderung der Erythrozytenzahl kann zu Konzentrationsstörungen, Schwindel, Leistungsschwäche, Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder Herzrasen führen. Ursachen dafür sind:
• Blutverlust (häufig bei chronisch starker Menstruation)
• Krankheiten des Knochenmarks (Leukämie, Tumore)
• Vitaminmangel (Vitamin B12, Folsäure, Vitamin C)
• Eisen- oder Kupfermangel
• chronische Infekte oder Entzündungen
• Tumorleiden
• Lebererkrankungen
• Bleivergiftungen
• chronische Nierenerkrankungen mit Einschränkung der Nierenfunktion
• Hormonstörungen der Schilddrüse, Hypophyse oder Nebenniere
• Medikamente, z. B. Schmerzmittel
Analoge Entsprechung
Die Farbe Rot steht für Dynamik und Kraft. Bei reduzierten Erythrozytenwerten fehlt dem Menschen diese Energie. Die grobstoffliche Sauerstoffversorgung entspricht analog betrachtet der geistigen Durchdringung. Fehlt es an Sauerstoff, ist diese geschwächt und die Wahrnehmung herabgesetzt. In diesem Zusammenhang ist das Organ Niere interessant. Sie ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin die Eintrittspforte des Chi (der körperlichen Energie) und in der westlichen Medizin Initiator der Blutbildung (Erythropoese).
Referenzbereich
Männer
13 – 18 g/dl
Frauen
12 – 16 g/dl
Das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, ist der wichtigste Bestandteil der Erythrozyten. Es besteht aus Eiweißketten und Eisen. Seine Hauptaufgabe ist die Bindung und der Transport des Sauerstoffs. Dieser wird in der Lunge aufgenommen und durch die Blutgefäße transportiert. Die Körperzellen gewinnen in Verbindung mit den Nährstoffen daraus Energie. Auf dem Rückweg sorgt das Hämoglobin für den Abtransport des Kohlendioxids, das dann über die Lunge ausgeatmet wird. Hämoglobin gilt im Blut als Säurepuffer. Die in der Naturheilkunde häufig beschriebene »Übersäuerung« hängt unter anderem von der Menge des im Blut befindlichen Hämoglobins ab. Ein Mangel daran kann Auslöser für eine Gewebsübersäuerung sein. Zur Beurteilung des Säure-Basen-Haushalts sollten daher immer auch die Elektrolyte im Vollblut und im Serum bestimmt werden. Nach Abbau der Erythrozyten in der Milz entsteht aus dem Hämoglobin das Bilirubin.
Neben der Anzahl der Erythrozyten ist die Höhe des Hämoglobinspiegels das wichtigste Kriterium einer Anämie oder Polyglobulie.
Erhöhte Hämoglobinwerte
Erhöhungen des Hämoglobinspiegels entsprechen meist einer parallel erhöhten Zahl an roten Blutkörperchen. Auslöser sind beispielsweise:
• längere Aufenthalte im Hochgebirge oder eine Lungenerkrankung (der Körper versucht, den Sauerstoffmangel durch vermehrte Bildung von Erythrozyten auszugleichen)
• verstärkte Blutbildung im Knochenmark bei gutartigen oder bösartigen Tumoren (Krankheitsbild der Polycythämie vera oder Polyglobulie)
• Medikamente, z. B. EPO (Erythropoetin, das auch von den Nieren gebildet wird), das beim Doping im Leistungssport Anwendung findet
Reduzierte Hämoglobinwerte
Verminderte Hämoglobinwerte im Blut entsprechen hinsichtlich der Ursachen denen einer verminderten Erythrozytenzahl:
• Eisenmangel ist eine der häufigsten Ursachen reduzierter Hämoglobinwerte. Der Körper kann ohne Eisen kein Hämoglobin bilden. Eisenmangel entsteht häufig bei Frauen mit einer zu starken Menstruation.
• Vitamin-B12- oder Folsäuremangel aufgrund einer unausgewogenen Ernährungsweise oder eines zu alkalischen Darmmilieus
• verstärkter Zellzerfall (Hämolyse – kann bei der Blutentnahme entstehen, wenn der Arm zu lange gestaut wird, durch Infektionen, Tumore oder Störungen im Immunsystem)
Analoge Entsprechung
Der rote Blutfarbstoff entspricht in der analogen Betrachtung dem Eisen. Grundsätzlich können physiologische Probleme in diesem Bereich der Frage nach der inneren Stabilität zugeordnet werden. Näheres zum Eisen in der analogen Betrachtung erfahren Sie im Kapitel über Eisen und Kupfer (S. 77).
Referenzbereich
Männer
0,40 – 0,52 g/dl
Frauen
0,35 – 0,47 g/dl
Blut ist buchstäblich dicker als Wasser. Die Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) sind die festen Bestandteile. Gemeinsam machen sie etwa 45 % des Blutes aus. Dieser Wert wird als Hämatokrit bezeichnet.
Erhöhte Hämatokritwerte
Erhöhte Hämatokritwerte vermindern die Fließeigenschaft des Blutes (Viskosität). Es kommt zu einer Mehrbelastung des Herzens und zu einer mangelhaften Durchblutung des Gewebes. Ursachen dafür können sein:
• extremer Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen, Durchfall oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr
• eine stark erhöhte Produktion roter Blutkörperchen (Polyglobulie) oder verminderte Sauerstoffsättigung der Erythrozyten bei Aufenthalt in großen Höhen
• Medikamente, z. B. Erythropoetin (EPO), das bei Nierenerkrankungen oder beim Doping genutzt wird
• Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit), bei der es zu einer Überladung des Körpers mit Eisen kommt (im Laborbefund ist das Eisen (Ferritin) stark erhöht)
Reduzierte Hämatokritwerte
Im Laborbefund reduzierte Hämatokritwerte können bedingt sein durch:
• alle Formen der Blutarmut (Anämie – die häufigste Ursache ist der Eisenmangel)
• Überwässerungen (beispielsweise in der Schwangerschaft)
• Infusionen oder eingeschränkte Nierenfunktion
Analoge Entsprechung
Die Fließgeschwindigkeit des Blutes entspricht dem Fluss der Gedanken. Sie können leicht und schnell (reduzierter Wert) oder langsam und träge (erhöhter Wert) sein. Die Vorstellung des »Fließens« kann auch auf den Stoffwechsel übertragen werden, der entweder leicht oder träge arbeitet.
Referenzbereich
Männer
82 – 98 fl
Frauen
82 – 98 fl
Der MCV (zu englisch »mean cell volume«) gibt Aufschluss über die durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen. Der MCV-Wert allein gibt jedoch noch keinen genauen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung. Erst in Verbindung mit weiteren Blutwerten ist eine explizite Diagnose möglich. Der MCV wird errechnet, indem die Menge sämtlicher Zellen im Blut durch die Anzahl der roten Blutkörperchen dividiert wird.
Erhöhtes MCV
Erythrozyten mit einem hohen MCV werden als makrozytär (große Zellen) bezeichnet. Die Ursachen dafür können u. a. sein:
• ein Mangel an Folsäure oder Vitamin B12, der auf eine einseitige Ernährungsweise, den erhöhten Verbrauch während einer Schwangerschaft, einen verminderten Intrinsischen Faktor im Magen oder eine verminderte Aufnahme im Darm (alkalischer Darm) zurückzuführen ist
• Schilddrüsenunterfunktion und Lebererkrankungen
• Reifungsstörung der roten Blutkörperchen im Knochenmark (aplastische Anämie)
Reduziertes MCV
Erythrozyten mit einem niedrigen MCV werden als mikrozytär (kleine Zellen) bezeichnet. Dies ist ein Hinweis auf:
• Eisen-, Kupfer- oder Vitamin-B6-Mangel.
Analoge Entsprechung
Sind die roten Blutkörperchen klein, können wir davon ausgehen, dass der Mensch sich auch in seinem Alltag selbst »klein macht«. Er lebt nicht sein wirkliches inneres Potenzial. In ihm schlummern viele Möglichkeiten, die im Äußeren noch nicht zum Erblühen gekommen sind. Hier gibt es eine Parallele zur Galle und zur Schilddrüse, deren Fehlfunktionen ähnliche Deutungen zulassen.
Lebt ein Mensch nicht seine wirkliche Identität, kann dies zu Sucht oder Depression führen. Es fehlt ihm an der inneren Stärke, das eigene Selbst zur Entfaltung zu bringen. Vitamin-B6- und Kupfermangel sind deutliche Anzeichen fehlender Energie zur Wandlung und Veränderung. Im Rahmen einer persönlichen Veränderung wirkt sich der Mangel als Blockade aus. Hier sollte auf jeden Fall immer die körperliche Ursache abgeklärt werden und eine Substitution der fehlenden Stoffe erfolgen.
Sind die roten Blutkörperchen groß, liegt eine mangelhafte Zellteilung und somit eine verminderte Zellerneuerung vor. Analog auf seelisch-geistiger Ebene ist die Kraft für die praktische Umsetzung von Ideen reduziert.
Menschen mit diesem Aspekt stagnieren in ihrer Entwicklung. Sie benutzen häufig die Redewendung »man müsste mal«, ohne dann konkret zu handeln. Immer wieder verblüffend war für mich in der Praxis die Reaktion von Patienten nach mehrmaligen Gaben von aktivem Vitamin B12 (VITAMIN B ACTIV von NewLife nutrition). Ihnen gelang es nun besser, die selbst gewählten Ziele umzusetzen. Sie spürten wieder die Energie in sich, etwas verwirklichen, erneuern, in die Hand nehmen zu wollen und zu können.
Auch wenn die Gabe von Vitamin B12 schnelle Veränderungen zeigt, ist es wichtig, auf körperlicher Ebene die Ursache für den zu alkalischen Darm zu finden und zu behandeln. Hier wirken am besten Bitterstoffe wie Amaratropfen von Weleda oder ein Mittel für die Regeneration des Darms wie COLO ACTIV von NewLife nutrition.
Referenzbereich
Männer
28 – 32 pg
Frauen
28 – 32 pg
Das mittlere korpuskuläre Hämoglobin (MCH) ist die durchschnittliche Konzentration des Hämoglobins in jedem einzelnen Erythrozyten. Es wird aus dem Verhältnis des Hämoglobins zum Hämatokrit ermittelt. Der Wert dient der Differenzierung von unterschiedlichen Formen der Blutarmut. Dazu sind allerdings weitere Parameter wie Ferritin, Retikulozyten, Vitamin B12, Vitamin B 6 und Folsäure erforderlich.
Erhöhtes MCH
Zu hohe MCH-Werte, auch hyperchrome Anämie genannt, sind fast immer mit einer Vergrößerung der Erythrozyten verbunden. Erhöhtes MCH gibt Hinweise auf:
• Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel
• Sind gleichzeitig die Retikulozyten reduziert, kann es sich um eine Störung im Knochenmark handeln.
Reduziertes MCH
Zu niedrige MCH-Werte, auch als hypochrome Anämie bezeichnet, sind häufig mit einer Verkleinerung der Erythrozyten verbunden. Auslöser dafür können sein:
• Mangel an Kupfer, Eisen oder Vitamin B6 (diese Werte sollten immer im Vollblut und nicht im Serum gemessen werden)
Analoge Entsprechung
Erhöhtes oder reduziertes MCH weist immer auf Mangelerscheinungen hin. Es fehlen die Fülle des Lebens, der Genuss und die Freude. Schauen wir uns Pflanzen an, die – wo auch immer sie ihren Nährboden finden – ihre ganze Blütenpracht zur Entfaltung bringen. Bei einem Defizit an Hämoglobin fehlt die Energie, sich im Leben durchzusetzen, sich zu behaupten und seinen eigenen Weg zu gehen. Für die persönliche Entwicklung ist es wichtig, einen positiven und dem eigenen Wesen entsprechenden Willen zu entwickeln, denn dadurch können Hindernisse überwunden werden. Dafür ist das Inkarnationsmetall Eisen nötig. Urtica dioica urt. (Brennnessel) stärkt zusätzlich das in uns bestimmende Element, wirkt erdend und unterstützt die innere Stabilität.
Referenzbereich
Männer
32 – 36 g/dl
Frauen
32 – 36 g/dl
Der MCHC weist die durchschnittliche Hämoglobinkonzentration der roten Blutkörperchen aus. Man berechnet ihn, indem der Hämoglobingehalt durch den Hämatokrit dividiert wird. Der Wert ist in der allgemeinen Diagnostik jedoch entbehrlich. Bei einigen wenigen Anämieformen kann er als Differenzialdiagnose herangezogen werden, z. B. bei einer schweren Form der Thalassämie (Mittelmeeranämie).
Referenzbereich
Männer
0,5 – 1,8 %
Frauen
0,5 – 1,7 %
Retikulozyten sind junge, noch unreife rote Blutkörperchen. Sie werden vom Knochenmark aus ins Blut ausgeschwemmt. Dort reifen sie dann innerhalb weniger Tage zu funktionsfähigen Erythrozyten heran. Für gewöhnlich ist der Anteil der Retikulozyten im Blutbefund sehr klein. Reduzierte oder auch erhöhte Retikulozytenanteile im Blut können auf Störungen in der Blutbildung hinweisen.
Erhöhte Retikulozytenwerte
Ist die Zahl der Retikulozyten erhöht, deutet dies auf eine gesteigerte Bildung neuer roter Blutkörperchen hin. Dabei kann es sich um einen normalen Regulationsmechanismus des Körpers handeln, einen bestehenden Mangel an Erythrozyten auszugleichen. Dieser kann durch vermehrten Blutverlust oder einen Mangel an Vitalstoffen entstanden sein.
Reduzierte Retikulozytenwerte
Zu wenig Retikulozyten weisen auf eine verminderte Neubildung der Erythrozyten hin. Dafür gibt es vielfältige Ursachen:
• Mangel an Vitalstoffen wie Eisen, Vitamin B12, B6 oder Folsäure
• Strahlen- oder Chemotherapie
• Nierenerkrankungen mit verminderter Produktion des Hormons Erythropoetin (EPO)
• Erkrankungen des Knochenmarks (dann sind alle festen Bestandteile im Blut gestört)
Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache des Geschehens. Der Vitaminmangel entsteht häufig durch einen zu alkalischen Darm (Harnstoff im Laborbefund erhöht) oder eine Ernährungsweise, die nicht der genetischen und epigenetischen Stoffwechselprägung entspricht. Bei einer allgemeinen Störung der Blutbildung (reduzierte Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten) handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen verstärkten Bleiprozess, dem in der anthroposophischen Medizin die Milz, die Epiphyse und das Saturnprinzip (Zerstörung) zugeordnet werden. In diesem Fall sollte der Einsatz des Mittels Epiphysis/Plumbum von Wala erwogen werden.
Referenzbereich
Erwachsene
3,9 – 10,0 /nl
Schulkinder
5,0 – 15,0 /nl
Kleinkinder
6,0 – 17,5 /nl
Neugeborene
9,0 – 30,0 /nl
Leukozyten sind kernhaltige Zellen im menschlichen Blut. Sie sind farblos und werden darum auch als weiße Blutkörperchen bezeichnet. Als »Gesundheitspolizei« unseres Körpers sorgen sie für die Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht sich auch bei allergischen Reaktionen, Giftstoffbelastungen, Wurminfektionen und Autoimmunkrankheiten.
Bildung und Unterteilung der Leukozyten
Leukozyten werden im roten Knochenmark als sogenannte Vorläufer- oder Stammzelle gebildet. Je nach Aufgabe und Funktion differenzieren sie sich anschließend in unterschiedliche Zellen.
neutrophile Granulozyten
50 – 70 %
Lymphozyten
25 – 40 %
eosinophile Granulozyten
1 – 5 %
basophile Granulozyten
0,1 – 3,0 %
Monozyten
2 – 8 %
Erhöhte Leukozytenwerte (Leukozytose)
Erhöhte Leukozytenwerte entstehen durch unterschiedliche Prozesse im Organismus. Diese können sein:
• Infektionen, vor allem durch Bakterien verursacht
• chronisch-entzündliche Krankheiten, z. B. Darmentzündungen oder rheumatische Entzündungen
• körperliche Anstrengung oder seelischer Stress, die das sympathische Nervensystem anregen
• Medikamente (vor allem Cortisonpräparate) oder vermehrt aufgenommene Giftstoffe
Sind alle Bestandteile des Blutes (Erythrozyten, Thrombozyten und Leukozyten) erhöht, handelt es sich um eine Blutbildungsstörung im Knochenmark. Die Ursache dafür muss abgeklärt werden. Aus Sicht der anthroposophischen Medizin gehört die Blutbildung zum Bleiprozess im Organismus. Die Untersuchung auf eine mögliche Bleibelastung ist anzuraten.
Reduzierte Leukozytenwerte (Leukopenie)
Die Anzahl der Leukozyten im Blut kann sich schnell verändern. Für die Reduzierung gibt es einige Auslöser. Dazu gehören:
• Viruserkrankungen oder Pilzinfektionen
• Medikamente wie Schmerzmittel, Psychopharmaka, Schilddrüsenmittel (Thyreostatika), Chemo- oder Stahlentherapeutika
• Vergrößerung der Milz durch Lebererkrankungen
• Darmbarrierestörungen (Leaky Gut entzündlich oder degenerativ)
Nach meiner Erfahrung ist die häufigste Ursache für niedrige Leukozyten die postprandiale Entzündung. Sie entsteht durch Störungen in der Darmbarriere, die einen entzündlichen oder degenerativen Charakter haben kann. Eine leichte Reaktion des Immunsystems auf Nahrung ist normal. Stärkere Entzündungen hingegen werden durch Nahrungsmittel, die nicht zum Stoffwechsel passen, hochkalorische Mahlzeiten oder eine erhöhte Mahlzeitenfrequenz hervorgerufen. Diese niedriggradigen Entzündungen gelten in der Schulmedizin auch als Ausgangspunkt für schwerwiegende Erkrankungen, wenn sie auf Dauer bestehen.
Analoge Entsprechung
Analog betrachtet, besteht bei geringer Anzahl Leukozyten auf seelisch-geistiger Ebene eine verminderte Abwehrleistung gegen äußere Einflüsse. Betroffenen Menschen fehlt es an innerer Standfestigkeit und Abgrenzung. Assoziieren wir die erhöhte Anzahl der Leukozyten mit einer verstärkten Abwehrbereitschaft, so besteht analog auch eine verstärkte Abwehr bzw. ein erhöhtes Aggressionspotenzial. Das ist sicherlich sinnvoll beim Kampf gegen Giftstoffe und Erreger, allerdings nicht bei fehlendem Gegner. Die Aggression kann sich in Form von Wut nach außen entladen oder gegen den Körper richten. Die Folge sind Stauungen in der Galle (Eisen-Kupfer-Quotient reduziert und/oder alkalische Phosphatase erhöht) oder Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis).