Bösewichte der Bibel - Michael Großklaus - E-Book

Bösewichte der Bibel E-Book

Michael Großklaus

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Beschreibung

Die Bibel steckt voller zwielichtiger Gestalten und unmoralischem Verhalten. Welche Gründe könnte es geben, dass dort so viele böse Menschen mit ihren schlechten Taten vorkommen? Was können wir trotz allem von ihnen lernen? Und: Ähneln wir diesen Bösewichten möglicherweise mehr, als uns lieb ist? Pastor, Seelsorger und promovierter Psychologe (Ph.D.) Michael Großklaus geht in vielfältigen Beispielen genau dieser Frage nach und kommt zu dem Schluss: Gerade die Schurken der Bibel verdeutlichen uns die Gnade und Kraft des Evangeliums. Und so enthält dieses Buch neben spannenden theologischen Erkenntnissen auch eine seelsorgerliche Kraft, die für seine Leser zum Segen werden kann.

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Über den Autor

Dr. Michael Großklaus ist Pastor, Psychologe, Hochschuldozent, Supervisor und Coach. Er leitet die psychologische Beratungsstelle Villingen-Schwenningen (BVS) und hält zahlreiche Vorträge im deutschsprachigen Raum. Von ihm bereits erschienen sind die Titel Okkult belastet oder psychisch krank? sowie Deiner Zukunft auf der Spur.

Dieses Buch ist allen Kindern Gottes gewidmet, die kleinere oder größere Fehler gemacht haben oder diese noch machen werden.

Vergesst nie das Lied von Pfarrer Arno Pötzsch, dennes drückt eine mutmachende Wahrheit aus:

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Toddoch ein in Gottes Gnade trotz aller unserer Not.

Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeitund werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

INHALT

VORWORT

1. WASSINDBÖSEWICHTE?

2. WARUMVONBÖSEWICHTENLERNEN?

Gnade

Vergebung

Erwählung

Lernen von den Fehlern anderer

3. BÖSEWICHTEINDERBIBEL

Judas Iskariot

Eva

Schifra und Pua

Kain

Abraham

Rebekka

David

Isebel

Petrus

Lot

Teufel

4. WIEGEHTMANMITBÖSEWICHTENUM?

Problematisches Verhalten überbewerten

Problematisches Verhalten unterbewerten

Böses Verhalten vertuschen

Gemeindezucht

Korrektur

Annehmen, ohne zu verharmlosen

5. SINDWIRNICHTALLEBÖSEWICHTE?

6. BÖSEWICHTEKÖNNENUNSMUTMACHEN

NACHWORT

VORWORT

Im Januar 2019 veröffentlichte die Schweizer Zeitschrift Blick die Ergebnisse einer Umfrage unter 7.000 Studenten aus 37 Ländern bezüglich der größten Bösewichte der Weltgeschichte. Auf den ersten fünf Plätzen waren Adolf Hitler, Osama bin Laden, Saddam Hussein, George W. Bush und Josef Stalin (mittlerweile würde sicher auch Wladimir Putin einen der vorderen Plätze belegen).

Knapp drei Jahre später, im Februar 2022, meldete sich eine Redakteurin der Zeitschrift Idea bei mir. Sie war Teilnehmerin einer meiner Vorträge auf dem 8. Christlichen Gesundheitskongress. Mein Thema dort lautete Gesunder Glaube für psychisch kranke Menschen über den dann in Idea berichtet wurde. Aufgrund dieses Vortrages kam die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, eine fünfteilige Serie für Idea mit dem Titel Bösewichte der Bibel und was wir von ihnen lernen können zu schreiben.

Genau so kam es, und mit der Osterausgabe 2022 begann diese Serie. Ich stellte fünf Bösewichte vor und zeigte praktische Lektionen daraus auf. Die Reaktionen der Leserinnen und Leser von Idea war so positiv, dass es im Rahmen einer Kooperation zwischen Idea und dem Verlag Gerth Medien (mit dem ich bereits zwei Bücher publiziert hatte) zur Veröffentlichung dieses Buches gekommen ist.

Wenn man sich mit Bösewichten der Bibel beschäftigt, wird einem klar, dass es viele, ehrlich gesagt, sehr viele von ihnen gibt. Und selbstverständlich nicht nur in der Bibel. Auch in der Kirchengeschichte waren Männer und Frauen alles andere als perfekt oder fehlerfrei. Da lief einiges gehörig schief. Wobei dies eigentlich kein Problem ist, denn den Anspruch auf Perfektion und Fehlerlosigkeit haben wir Christen (hoffentlich) nicht.

Aber gleich von Bösewichten zu reden und darüber ein Buch zu schreiben, muss das wirklich sein? Ja, in diesem Buch muss das sein. Ich wage es einfach mal. Und wer bin ich? Ich bin seit über 25 Jahren Pastor, habe neben meiner theologischen Ausbildung zusätzlich 2016 in Psychologie promoviert, leite seit zehn Jahren eine psychologische Beratungsstelle, war 2021 / 22 als Professor für Psychologie tätig und arbeite jeden Tag mit Menschen.

Ganz früher war ich Polizist, da traf ich mehr klassische Bösewichte in meinem beruflichen Umfeld. Aber ich treffe sie auch heute noch, ich würde sie nur anders bezeichnen. Menschen, die Fehler machen, Männer und Frauen, die falsche Entscheidungen in ihrem Leben treffen bzw. getroffen haben, und irgendwie habe ich den Eindruck, es gibt viele davon, auch im Umfeld von Kirche und Gemeinde. Quer durch alle Altersgruppen und Denominationen gibt es solche Menschen, die selten alles richtig machen.

Verlieren wir zuerst einige Worte über die Guten, bevor wir uns dann den Bösen zuwenden. Denn es gilt auch hier der Spruch: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wir werden nach und nach feststellen, dass es die puren Bösewichte genauso wenig gibt wie die puren Heiligen. Und weil das so ist, werden wir uns selbst immer wieder in einzelnen Bösewichten wiederfinden, was gar nicht schlimm ist, wie wir noch sehen werden. Aber natürlich gibt es sie auch, die Helden der Bibel, die richtig guten Menschen, beeindruckende Vorbilder für uns Christen, Menschen, über die man wenig, bis nichts Negatives weiß. Echte Heilige der Heiligen Schrift. Allerdings sind es sehr wenige: Man kann sie an einer Hand abzählen.

Hier sind sie: Henoch, der nicht nur sehr alt wurde, sondern in so einer besonderen Verbindung mit Gott gelebt hatte, dass dieser ihn direkt in den Himmel zu sich entrückte (1. Mose 5,22+24). Wir finden keine einzige negative Aussage über Henoch, nachdem dieser Mann Gottes 300 Jahre gelebt und Söhne und Töchter gezeugt hatte. Unter anderem Metuschelach, der gemäß biblischem Zeugnis der älteste Mensch der Welt war. Das Lebensalter seines Vaters Henoch betrug 365 Jahre, so viele Tage hat heute ein Jahr.

Auch die Erzählung von Hiob beschreibt einen wahren Helden Gottes, der trotz massivster Nöte, Prüfungen und Leidenszeiten Gott die Treue hielt. Die Bibel beschreibt ihn als fromm, rechtschaffen, gottesfürchtig und dass Böse meidend (Hiob 1,1). Dieser Mann, der in einen Handel zwischen Gott und Satan geriet und an dem sich der Teufel letztlich die Zähne ausbiss, obwohl ihn seine eigene Frau ermutigte, Gott abzusagen, ist ein Held des Alten Testaments.

Auch Daniel, dieser junge Hebräer wurde zu einem beeindruckenden Vorbild für seinen Mut und sein Gottvertrauen in einem fremden, gottlosen Land. Seine drei Freunde gingen im wahrsten Sinne durchs Feuer für Gott, und Daniel schreckte auch vor hungrigen Löwen nicht zurück. Daniel und seine drei Freude erlebten spektakuläre Wunder und die Bewahrung Gottes, weil sie sich weigerten, fremde Götzen anzubeten.

Josef soll als letztes Beispiel für einen echten Helden der Bibel erwähnt werden. Ein Junge, der vom Vater verwöhnt, von den Brüdern verkauft, zu Unrecht verurteilt und immer wieder vergessen wurde, blieb Gott treu. So treu, dass auch Gott ihm treu blieb, darum heißt es mehrfach: „Aber Gott war mit Josef.“ Was für eine Biografie mit Happy End nicht nur für ihn, sondern für seine gesamte Familie und ein großes Volk. Über seinem Leben steht der Satz: „Die Menschen haben es böse gemeint, aber Gott hat es gut gemeint“ (1. Mose 50,20).

Es gibt zahllose Helden der Bibel, Männer und Frauen im Alten Testament (Esther wäre ein Beispiel für eine Frau). Sicher keine sündlosen Menschen, aber man liest wenig bzw. nichts Negatives über sie. Heilige der Heiligen Schrift.

Ähnliches findet sich im Neuen Testament, allen voran natürlich vom Sohn Gottes, Jesus von Nazareth, von dem gesagt wird, dass er ohne Sünde war (Hebräer 4,15). Ob er als „Gott-Mensch“ überhaupt hätte sündigen können, darüber stritten und streiten sich Theologen bis heute.

Aber auch die Christen in Thessalonich, die Thessalonicher, waren richtig gut drauf, geradezu vorbildhaft, wie man in den ersten Versen des 1. Thessalonicherbriefs nachlesen kann: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unseren Gebeten und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus. Brüder und Schwestern, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid; denn unser Evangelium kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Fülle. Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen. Und ihr seid unsere Nachfolger geworden und die des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Makedonien und Achaia.“

Es erinnert an die Christen der Gemeinden in Smyrna und Philadelphia in den Sendschreiben der Offenbarung, über die Jesus ebenfalls nichts Negatives („aber ich habe gegen dich“) schreiben konnte (Offenbarung 2+3).

Ja, es gab diese großartigen Menschen, echte Vorbilder. Aber, wie schon erwähnt, sind es wenige, sehr wenige, verschwindend wenige.

Die allermeisten Männer und Frauen, die uns in den 66 Büchern der Bibel begegnen, sind Menschen wie wir. Mit Stärken und Schwächen, mit Macken und Kanten, mit Fehlern und Sünden. Manche dieser Schwächen sind so markant, dass man sie als Bösewichte bezeichnen muss. Diese Bösewichte hatten teilweise so viel auf dem Kerbholz, dass man sich ernsthaft fragt, warum sie überhaupt Einlass in das Buch der Bücher gefunden haben. Passen Unheilige zur Heiligen Schrift? Oder hat diese Tatsache vielleicht etwas mit Gottes Genialität zu tun und war es göttliche Absicht?

Möglicherweise. Es könnte nämlich sein, dass wir uns als Christen, die ebenso kleinere und größere Fehler machen, viel eher mit solchen Bösewichten identifizieren können als mit denen, die nahezu fehlerlos sind. Und wenn einer das am besten weiß, dann Gott selbst.

Im Grunde sticht der Gott-Mensch Jesus von Nazareth aus allen Menschen der Bibel heraus. Er war, wie schon erwähnt, ganz Gott und ganz Mensch.

Wer aufmerksam die vier Evangelien liest, die zuverlässigste Quelle über Jesus, dem werden manchmal mehr die göttlichen, manchmal mehr die menschlichen Eigenschaften bei ihm auffallen. Mal tat er spektakuläre Wunder, dann war er wieder müde. Mal sprach göttliche Weisheit aus ihm, dann musste er Dinge erfragen usw. Jesus war, ist und bleibt unergründbar und unberechenbar, und das ist gut so.

Ansonsten befinden sich die allermeisten Personen der Bibel in einem Bereich, wo Scheitern, Versagen und Niederlagen, wo bewusstes und unbewusstes Sündigen zum Leben dazugehören. Ich finde, es zeichnet die Bibel aus, dass sie so realistisch ist.

Gottes Wort stellt Menschen nicht auf einen Sockel und hält keinem eine rosarote Brille vor Augen. So gesehen ist die Bibel voller Bösewichte, und es entspricht dem Wesen Gottes, auch oder gerade mit solchen Menschen Geschichte zu schreiben.

An dieser Stelle leuchtet eine seelsorgerlich kostbare Wahrheit auf, denn es ist für uns alle beruhigend und tröstlich zu wissen, dass Gott damals wie heute auf krummen Zeilen gerade schreiben kann und will.

So kann dieses Buch über die Bösewichte der Bibel neben spannenden theologischen Erkenntnissen auch seine seelsorgerliche Kraft entfalten und all denen zum Segen werden, die in ihrem Leben als Nachfolger Jesu Dinge getan haben oder noch tun werden, von denen sie im Grunde wissen, dass es keine guten Dinge sind.

Die Geschichten der Bösewichte in der Bibel sollen das Licht der Größe und Gnade Gottes ganz hell aufleuchten lassen und jeden Leser und jede Leserin anstrahlen. Deshalb ist auch der Untertitel bewusst gewählt, denn wir alle können von diesen Halunken und zwielichtigen Gestalten aus der Bibel lernen. Von diesen Männern und Frauen zu lernen, gelingt dann, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen und ihre Lektionen ernst nehmen.

Ich lade jeden Leser und jede Leserin ein, sich mit mir gemeinsam auf die Reise zu machen, quer durch das Buch der Bücher Männer und Frauen kennenzulernen, bei denen einiges gehörig schiefgelaufen ist.

Michael Großklaus

Frühjahr 2023

1. WAS SIND BÖSEWICHTE?

Diese Frage ist leicht zu beantworten. Bösewichte sind Menschen, die böse Dinge tun. So weit so gut, bzw. so weit so böse. Aber um dem Begriff Bösewicht vor christlichem oder besser vor biblischem Hintergrund gerecht zu werden, lohnt es sich, genau hinzusehen. Darum geht es in diesem ersten Kapitel. Wir wollen gemeinsam die Frage beantworten, was denn genau Bösewichte überhaupt sind.

Die Bibel ist ein Buch voller Menschen und ihrer Geschichten mit Gott. Er, der Schöpfer, hatte sich ein Gegenüber ausgedacht und es als sein Ebenbild und Krone der Schöpfung mit einem klaren Herrschaftsauftrag ausgestattet – Mann und Frau, wörtlich: männlich und weiblich (1. Mose 1,27), sollten über die von Gott geschaffene Erde herrschen. Scheinbar dachte Gott in diesen Kategorien der Geschlechtlichkeit, als es darum ging, Menschen einzuteilen. Mann und Frau, männlich und weiblich, damit endete für ihn nach biblischem Zeugnis das Schöpfungsprojekt. Die Menschen sollten herrschen, nicht beherrscht werden.

Die Bewertung Gottes, die dann zu lesen ist, sehr gut (1. Mose 1,31), wurde vor dem Sündenfall nie relativiert oder zurückgenommen. Danach jedoch schon bald. Die Schlange und Adams und Evas Ungehorsam Gott gegenüber veränderten die gesamte Menschheit und gaben ihr eine neue Richtung. Sünde brachte die ungetrübte Gemeinschaft zwischen Gott und seinen Ebenbildern ins Wanken.

Nur drei Kapitel weiter lesen wir: „Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den HERRN, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden …“ (1. Mose 6,5-6). Gott reute es, Menschen erschaffen zu haben, wie krass ist das denn?

Der Sündenfall machte etwas mit diesem Planeten, in allen Bereichen. Die gesamte Schöpfung ist seither fehlerhaft, von Sünde durchdrungen, der Vergänglichkeit unterworfen, und Entropie machte sich immer mehr breit. Entropie meint mit einfachen Worten, dass überall da, wo man etwas sich selbst überlässt, es dann zu Unordnung kommt. Und diese Unordnung zeigte sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer und immer wieder. Der Durcheinanderbringer hinterließ seine Spuren schon früh in der Menschheitsgeschichte, und auch der Neuanfang mit Noah und seiner Familie änderte daran letztlich nichts.

Das gesamte Alte wie auch das gesamte Neue Testament beschreiben eine Welt in Unordnung. Selbstverständlich ist dennoch jeder Mensch Ebenbild Gottes und gilt vor biblischem Hintergrund nach Pflanzen und Tieren weiterhin als Krone der Schöpfung.

Dass ausgerechnet die Krone der Schöpfung viele Bösewichte hervorbrachte, verwundert also nicht. Von daher sind Bösewichte eine natürliche Folge des Sündenfalls und aus diesem Grund gibt es so viele davon. Kleinere und größere, irgendwie logisch.

Anthropologisch gesehen kann jeder Mensch, analog zur Trinität Gottes, als eine Art trinitarisches Wesen mit somatischen, psychischen und spirituellen Aspekten verstanden werden. Neutestamentlich formuliert Paulus explizit Leib, Seele und Geist. Gemäß Römer 8,16 verbindet sich der Heilige Geist mit dem Geist des Menschen und bezeugt so dessen Gotteskindschaft.

Inwieweit die menschliche Persönlichkeit unser Leben beeinflusst und welche Rolle sie für unsere Berufung spielt, kann in meinem Buch Deiner Zukunft auf der Spur – Wie du deine Berufung findest und welche Rolle deine Persönlichkeit dabei spielt erfahren werden. Persönlichkeit spielt eine viel wichtigere Rolle im Leben von uns Menschen als wir ahnen.

In diesem Buch soll nicht über jeden Bösewicht berichtet werden; das würde zu viele Seiten füllen. Aber einige sollen beleuchtet werden. Dabei möchte ich weniger schreiben, warum sie taten, was sie taten, vielmehr, was man von ihnen lernen kann. Letztlich wird dadurch Gott als derjenige gezeigt, der zu allen Zeiten auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, und dies soll jedem Leser und jeder Leserin vor Augen malen, mit was für einem Gott wir es zu tun haben. Er kann alles und alle dazu gebrauchen, um seine genialen Pläne durchzusetzen.

Bösewichte sind Männer und Frauen, Alte und Junge, Reiche und Arme, Christen und Nichtchristen, wir und die anderen, ich und du. Wenn wir verstehen, dass im Grunde jeder Mensch von Natur aus Sünder ist, fällt es uns leichter, dem Gedankengang zu folgen, dass wir alle mehr oder weniger Bösewichte sind (dazu später mehr). Dieses Buch kann und will ein Spiegel für jeden Leser sein. Alles vor dem Hintergrund der kostbaren Wahrheit, dass Gott mit menschlichem Scheitern und Versagen problemlos klarkommt. So will dieses Buch Mut machen, entgegen aller negativen Erlebnisse und Taten diesem Gott weiter zu vertrauen. Bevor wir uns die Bösewichte ansehen, gilt es allerdings, noch eine wichtige Frage zu beantworten.

2. WARUM VON BÖSEWICHTEN LERNEN?

Es gibt einige Gründe, warum wir von Bösewichten der Bibel lernen können. Diese Gründe haben damit zu tun, dass wir die Handlungen dieser Männer und Frauen vor dem Licht einiger gewichtiger theologischer Begriffe sehen sollten. Diese theologischen Begriffe, eigentlich Grundwahrheiten, sind so zentral, dass man ohne ein Verständnis von ihnen kaum in der Lage ist, von Bösewichten zu lernen. Da dieses Buch nicht den Anspruch besitzt, ein theologisches Fachbuch sein zu wollen, sollen die theologischen Grundbegriffe so praktisch wie möglich und so theologisch wie nötig den Bösewichten vorangestellt werden. Sie bereiten den Boden, die Grundlage, auf der wir die Bösewichte der Bibel genauer betrachten werden. Beginnen wir mit einem Begriff, der wahrscheinlich mehr bedeutet, als wir jemals verstehen können.

Gnade

Ich weiß nicht, wie oft ich das Lied Allein deine Gnade genügt in den letzten drei Jahrzehnten gesungen habe. Den Text dieses Liedes werde ich in seiner Tiefe wahrscheinlich nie ganz durchdringen.

Gnade ist umfangreicher und kraftvoller als wir glauben. Dass ich seit 2009 Pastor einer Gemeinde bin, die ausgerechnet Gnadenkirche heißt, berührt mich immer wieder und zwar in zweierlei Hinsicht. Einmal, weil mir der Aspekt der Gnade Gottes, seit ich Christ bin, besonders wichtig ist, und zum Zweiten, weil ich aus meinem Leben unzählige Erlebnisse mit der Gnade Gottes berichten könnte. Allein mein beruflicher Werdegang – Polizist, Pastor, Beratungspsychologe, Professor, Supervisor – hat sehr viel mit Gottes Gnade zu tun. Amazing Grace könnte ich jeden Tag aus ganzem Herzen sagen oder singen.

Gnade ist für mich die mächtigste und erstaunlichste Eigenschaft Gottes. Es stimmt wirklich: Allein deine Gnade genügt. Wer das göttliche Prinzip der Gnade verstanden hat, kann von Bösewichten lernen.

Ohne an dieser Stelle auf eine gründliche Wortstudie einzugehen, sei dennoch festgehalten: Gnade ist ein zentraler Begriff für das Leben als Christ. Martin Luthers Sola Gratia