Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wo ist mein Platz im Leben? Diese Frage stellt sich jeder Mensch. Bei Christen kommt noch die Frage nach der göttlichen Berufung hinzu. Doch nicht jeder vermeintliche "Ruf Gottes" hat etwas mit Gott zu tun, sondern vielmehr etwas mit unserer Persönlichkeit. Auf unserem Lebensweg gilt es deshalb, sich mit beidem intensiv auseinanderzusetzen: mit Gottes Willen und unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur. Denn je besser wir uns selbst kennen, desto besser können wir Gottes Willen für uns verstehen. Michael Großklaus bahnt einen Weg durch den Dschungel wichtiger Lebensfragen und gibt praktische Hilfestellungen, um zuversichtlich und voller Gottvertrauen in die Zukunft zu gehen. Ein wertvoller Ratgeber, der besonders gut für junge Menschen geeignet ist. Aha-Effekte garantiert! Ich lade dich ein, mit mir auf Spurensuche zu gehen. Der Weg führt uns durch einige wichtige Bereiche des Lebens und des Glaubens und wird dir praktische Tipps geben, damit du immer mehr erkennen kannst, was Gott in deinem Leben vorhat. Michael Großklaus
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 150
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Über den Autor
Dr. Michael Großklaus ist Pastor der Gnadenkirche in Villingen-Schwenningen, einer evangelischen Freikirche mit rund 300 Mitgliedern.
Seit 2008 ist der Theologe und Psychologe Studienleiter bei der Biblisch-Therapeutischen Seelsorge (BTS) und unterrichtet dort künftige Lebens- und Sozialberater. Außerdem arbeitet er als Dozent an Hochschulen und theologischen Ausbildungsstätten sowie als Coach und Supervisor in Kirchen, Freikirchen und Sozialeinrichtungen.
Michael Großklaus ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
www.michaelgrossklaus.de
Vorwort
„Lasst uns Menschen machen, uns ähnlich, in unserem Bild. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bilde Gottes schuf er sie und er schuf sie als Mann und Frau.“ 5
(1. Mose 1,27)
Diese Verse aus dem 1. Buch Mose sind vielen bekannt. Sie beschreiben in Kurzform die Erschaffung des Menschen. Jeder Mensch ist von Gott und „nach dem Bilde Gottes“, also als EbenbildGottes geschaffen worden. Wohlgemerkt nicht jeder Christ, sondern jeder Mensch. Auch wenn es sonderbar klingt: Christen sind auch (nur) Menschen! Aber eben wie alle anderen Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen.6 Was bedeutet das nun? Worin zeigt sich die Ebenbildlichkeit Gottes? Menschen sind ja nicht Gott gleich, sonst wären sie Götter. Menschen sind weder allmächtig noch allwissend, noch sind sie allgegenwärtig. Menschen sind auch nicht heilig und rein, geschweige denn Liebe oder Licht – all dies sind göttliche Attribute. Aber worin zeigt sich nun die Ebenbildlichkeit Gottes (imago dei) für den Menschen? Und warum spricht Gott in oben genannter Bibelstelle immer wieder von sich in der Mehrzahl (Lasst uns …, uns ähnlich …, in unserem Bild)?
Man kann die Ebenbildlichkeit jedes Menschen unmittelbar von der Trinität Gottes ableiten. Die Dreieinigkeit Gottes ist zwar nicht explizit im Alten und Neuen Testament theologisch ausführlich dargelegt und hat darum auch heute noch etliche Kritiker, bildet aber dennoch eine wesentliche theologische Grundlage des Christentums über die Jahrtausende. Diese Dreieinigkeit schimmert an einigen Stellen im Neuen Testament durch (Matthäus 28,19; 1. Thessalonicher 5,23 u. a.). Gott ist Vater, Gott ist Sohn und Gott ist Heiliger Geist. Gleichzeitig ist Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht dasselbe. Denn der Vater starb nicht am Kreuz, auch kam der Sohn an Pfingsten nicht auf die Erde und die Stimme aus dem Himmel bei der Taufe und Verklärung Jesu war weder die Stimme des Sohnes noch des Geistes, sondern die des Vaters, der sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn …“ (Vergleiche: Matthäus 3,17; Matthäus 17,5; 2. Petrus 1,17).
Bibelstellen wie „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.“ (Johannes 12,45) oder „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10,30) weisen auf die Wesensverwandtschaft zwischen Gott, dem Vater, und Gott, dem Sohn, hin. Jesus meinte nicht: „Wer meine Augenfarbe und Körpergröße etc. sieht, der weiß auch, welche Augenfarbe und Körpergröße mein himmlischer Vater hat.“ Jesus wurde für knapp 30 Jahre ein Mensch und lebte unter Menschen auf dieser Erde. Davor und danach war er ein göttliches Wesen.7 Bei dieser Aussage ging es ihm also um Wesensverwandtschaft. „Drei in Eins“ und „Eins in Drei“ war, ist und bleibt ein christliches Mysterium. Etwas, was wir nie ganz erfassen werden und was uns im Dialog mit anderen großen Welt-Religionen (Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) immer wieder zu schaffen macht. Dem Vorwurf, wir würden drei Götter verehren, liefert unsere Dreieinigkeitslehre immer wieder Futter – damit müssen wir leben. Hier sei auch erwähnt, dass der hebräische Begriff „elohim“ auf den sogenannten Pluralis Majestatis, also die göttliche Mehrzahl, verweist. „Elohim“ hat die Endung im und dies ist im Hebräischen ein Beleg für die Pluralform. So steht es auch im ersten Vers der Bibel: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Auch hier verwendet das Hebräische den Begriff „elohim“ (Plural). Mit anderen Worten: Der dreieinige Gott erschuf die Himmel („schamajim“, auch Mehrzahl) und die Erde. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist waren bei der Schöpfung beteiligt. Darum: „Lasst UNS Menschen machen, nach UNSEREM Bild, UNS ähnlich.“ Wenn Gott aber tatsächlich ein dreieiniges Wesen ist und er jeden Menschen nach seinem Bild erschaffen hat, dann könnte dies bedeuten, dass auch jeder Mensch eine Art trinitarischesWesen ist. Natürlich nicht als Gott, aber als Mensch. Dies könnte man zum Beispiel auch von 1. Mose 2,7 herleiten: „… da bildete Gott, der HERR, den Menschen aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“ Für Seele verwendet das Alte Testament den Begriff „nefesh“. „Nefesh“ taucht über 750 Mal im Alten Testament auf und bezeichnet nach jüdischem Denken den ganzen Menschen – mit Aspekten im somatischen, psychischen und spirituellen Bereich. Mit anderen Worten: Jeder Mensch ist ein somatisches Wesen (Wasser, Haut, Knochen, Neuronen, Hormone, Muskeln, Sehnen …), er ist ein psychisches Wesen (Kognitionen/Denken, Emotionen/Fühlen, Motivationen/Wollen), und er ist ein spirituelles Wesen (Sinnfragen, Ewigkeitsfragen, Transzendenzpotenzial). Und auch hier gibt es zwar Zusammenhänge, wenn wir nur an den Begriff Psychosomatik denken, aber genau wie in der Trinität Gottes, darf man weder alles vermischen, noch zu sehr voneinander abgrenzen.
Vor diesem Hintergrund ist Ganzheitlichkeit schon auf den ersten Seiten der Bibel zu finden und beschreibt ein geniales Modell eines biblischen Menschenbildes (Anthropologie).8 Wohlgemerkt eines biblischen Menschenbildes, denn das Alte Testament beschreibt mehrere Menschenbilder – je nach historischem Kontext und dem Hintergrund des Autors. Die Menschenbilder des Alten Testamentes sind aber ganz sicher nicht dualistisch9, sondern monistisch10, das heißt: Es gibt nur einen Gott und keine miteinander streitenden Gottheiten. Gott steht über allem, ihm gehört die Erde (Psalm 24,1), und der andauernde Kampf zwischen Gut und Böse ist ein schönes Motiv für Märchen und Mythen, nicht jedoch für die biblische Wahrheit. Gott steht über allem, und dann kommt lange nichts. Dass jeder Mensch von Gott erschaffen ist und wieder mit Gott in Verbindung treten kann, ist eines der größten Wunder überhaupt.
Der Mensch wird im Alten Testament immer in seiner Ganzheit gesehen, und jüdisches Denken ist ganzheitlich ausgerichtet. Körperliche, psychische und spirituelle Anteile sind dabei nicht als gegensätzliche, sondern als sich ergänzende und gleichzeitig untrennbare Aspekte des Menschseins zu verstehen. Geht man von der Trinität Gottes aus, dann kann man die Ebenbildlichkeit Gottes so verstehen, dass der Mensch trinitarisch geschaffen ist – und zwar jeder Mensch, egal ob Christ oder Buddhist, Moslem oder Atheist.
Den spirituellen Bereich nennt die Bibel den Geist des Menschen, und Paulus formuliert im Römerbrief, wofür dieser da ist – nämlich um sich mit dem Heiligen Geist zu verbinden. Von daher könnte potenziell jeder Mensch als Geschöpf Gottes wieder mit seinem Schöpfer in Verbindung treten. „Der Heilige Geist bezeugt zusammen mit unserem (menschlichen) Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Römer 8,16). Wenn diese Aussage stimmt, dann entsteht die Verbindung mit Gott, besser die Gotteskindschaft, nicht durch irgendwelche frommen Werke, sondern dann, wenn der Heilige Geist sich mit dem menschlichen Geist verbindet. Dann wird ein Geschöpf Gottes zu einem Kind Gottes – analog zu einem Kabel und einer Steckdose. Sobald die Verbindung steht, fließt der Strom.
Wenn Menschen spirituell aktiv sind, egal woran sie auch glauben, dann heißt dies gemäß dem Verständnis des Evangelisten Johannes aber nicht, dass sie automatisch mit dem Heiligen Geist, also mit Gott selbst, verbunden sind. Deshalb ermutigt uns Johannes in seinem ersten Brief: „Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1. Johannes 4,1).11 Weil jeder Mensch Geschöpf Gottes ist und von ihm mit Geist ausgestattet wurde, hat auch jeder Mensch die Möglichkeit, mit Gott in Verbindung zu treten. Ebenbildlichkeit Gottes bedeutet also: Genau wie Gott ein dreieiniges Wesen ist, sind auch wir Menschen trinitarisch. Für Christen ist gerade vor seelsorgerlichem Hintergrund wichtig: Bitte nicht den spirituellen, geistlichen Bereich von den beiden anderen (Soma und Psyche) abkoppeln. Gott ist eben nicht für alles in unserem Leben zuständig. Er nimmt uns vieles nicht ab. Wir Menschen tragen zum Beispiel Verantwortung für unseren Körper, also für Ernährung, Trinkgewohnheiten, Schlaf … Wo immer Christen diese Verantwortung in falscher Weise an Gott abgeben, kann das verheerende Folgen haben und ist vor einem biblischen Menschenbild abzulehnen. Diese Externalität12 verhindert leicht die gottgewollte Einstellung, sein Leben in den Griff zu bekommen und verantwortlich damit umzugehen.
Soweit einige Ausführungen zur Ebenbildlichkeit des Menschen. Konkret wird es nun im zweiten Schritt, wenn wir uns der Persönlichkeit des Menschen widmen. Auch dies ist ein herausragendes Kriterium des Menschen und untermauert seine Einzigartigkeit im Schöpfungskontext.
Ich glaube, dass nur der Mensch eine einzigartige Persönlichkeit besitzt. Ich gebe dem Schweizer Reformator Johannes Calvin aus dem 16. Jahrhundert ausdrücklich recht, wenn er davon ausgeht, dass die Selbsterkenntnis mit der Gotteserkenntnis und die Gotteserkenntnis mit der Selbsterkenntnis einhergeht. So richtig es also ist, dass man sich kein Bild oder Abbild von Gott machen darf,13 so deutlich kann man festhalten, dass jeder Mensch ein Ab-, genauer ein Ebenbild Gottes ist. Und genau diese Ebenbildlichkeit lässt sich in faszinierender Weise durch die Individualität der menschlichen Persönlichkeit bestaunen. Gehen wir jetzt den nächsten Schritt und lernen wir die spannenden Inhalte dieser Persönlichkeit, die jeder Mensch hat, etwas genauer kennen.
5 Wörtlich verwendet der hebräische Text hier die Begriffe männlich und weiblich.
6 Der Sündenfall hat daran nichts geändert, wie man in 1. Mose 9,6 nachlesen kann.
7 Als Jesus auf der Erde war, war er göttlich und menschlich zugleich. Davor und danach rein göttlich.
8 Meiner Einschätzung nach ist vielen (gerade auch jungen) Christen das biblische Menschenbild (Anthropologie) nicht mehr geläufig, was für das Glaubensleben aber eine wesentliche Grundlage ist und dringend wieder bekannt gemacht werden sollte.
9 Dualismus ist ein Ansatz, der Gut und Böse quasi als eigenständige Quellen beschreibt, die in ständigem Kampf miteinander stehen.
10 Monistisch ist nicht zu verwechseln mit monotheistisch (Ein-Gott-Glaube).
11 An dieser Stelle sei auf das bei Gerth-Medien erschienene Buch Okkult belastet oder psychisch krank – ein Leitfaden für Kirche, Gemeinde und Beratung (2019) verwiesen.
12 Externalität, auch Externalisation genannt, meint die Einstellung, dass Umstände von außen verantwortlich sind für das eigene Ergehen. Wer so denkt, gibt die Verantwortung für sein Leben gerne an andere ab und nimmt eine Opferrolle ein. Solche Menschen haben häufig keine hohe Ich-Stärke, was erhebliche Konsequenzen im Alltag mit sich bringen kann.
13 2. Mose 20,4 verbietet Bildnisse.
Im zweiten Abschnitt dieses Buches soll grundlegendes Wissen über die menschliche Persönlichkeit vermittelt werden. Wohlgemerkt: grundlegendes Wissen. Wer mehr Einzelheiten und fachliche Zusammenhänge kennenlernen möchte, dem seien zum Beispiel die beiden im Vorwort erwähnten Fachbücher empfohlen.
Der Begriff „Persönlichkeit“ ist von seiner Bedeutung her äußerst vielschichtig. Außerdem glaube ich, dass – so geläufig der Begriff auch ist – das Ausmaß seiner Bedeutung eher unbekannt ist. Meines Erachtens kann man den Wert und die Bedeutung der menschlichen Persönlichkeit nicht hoch genug einschätzen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, wie zentral sich unser gesamtes Leben um unsere Persönlichkeit dreht. Dies sage ich nicht nur aus psychologischer, sondern auch aus theologischer Perspektive. Viele Probleme werden erkannt und leichter gelöst, wenn man sich der Bedeutung der eigenen Persönlichkeit bewusst ist. Ähnlich verhält es sich mit Konfliktsituationen im zwischenmenschlichen Bereich. Wo Menschen wissen, warum sie wie ticken, sind sie in der Lage, effektive Schritte zu gehen, die ihr Leben nachhaltig verbessern und den Umgang mit anderen vereinfachen. Es genügt nicht, wenn Gott mich kennt; es hilft auch enorm, wenn ich selbst mich kenne. Dazu später mehr.
Ich habe mich an dieser Stelle für zwei Definitionen des Persönlichkeitsbegriffes entschieden, weil sie in meinen Augen das gesamte Spektrum dessen, was der Begriff Persönlichkeit beinhaltet, sehr gut und treffend abdecken. Der Duden formuliert Persönlichkeit wie folgt: „Persönlichkeit ist die umfassende Bezeichnung für die Beschreibung und Erklärung des einzigartigen und individuellen Musters von Eigenschaften eines Menschen, die relativ überdauernd dessen Verhalten bestimmen.“ Eine zweite Definition entnehme ich dem Buch des aktuell profiliertesten Persönlichkeitspsychologen in Deutschland, Jens B. Asendorpf. Er schreibt in Persönlichkeit – Was uns ausmacht und warum: „Persönlichkeit ist die Gesamtheit aller nichtpathologischen Persönlichkeitseigenschaften, nämlich individueller Besonderheiten in der körperlichen Erscheinung und in Regelmäßigkeiten des Verhaltens und Erlebens, in denen sich jemand von Gleichaltrigen derselben Kultur unterscheidet.“14
Jedem Leser fällt auf, dass die zweite Definition mehr Trennschärfe enthält, weil sie die menschliche Persönlichkeit genauer definiert – dies mit gutem Grund. Persönlichkeit hat es verdient, vor wissenschaftlichem Hintergrund mit der Lupe genauestens untersucht zu werden. Darum ist diese Definition heute auch Standard im Bereich der Persönlichkeitsforschung und Persönlichkeitspsychologie.15
Die Persönlichkeit von uns Menschen ist – wie schon erwähnt – wichtiger als wir gemeinhin annehmen, denn sie kann nie beiseitegelegt werden. Persönlichkeit ist immer da, unabhängig, ob und wie gläubig wir sind. Ich bin fest davon überzeugt: Persönlichkeit prägt unser Glaubensleben mehr, als umgekehrt unser Glaubensleben unsere Persönlichkeit prägt! Allein diese Aussage verdeutlicht, wie sinnvoll es ist, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen – sowohl vor psychologischem als auch vor theologischem Hintergrund. Man muss diese Aussage nicht teilen, aber wenn sie tatsächlich stimmt, dann würde die Beschäftigung mit der Thematik gerade auch gläubigen Menschen von großem Nutzen sein. Beginnen wir mit einigen kurzen biblisch-theologischen Erwägungen und sehen wir uns noch einmal einen der drei engsten Jünger Jesu an.
Petrus war ein besonderer Apostel. Wir lesen seine Berufungsgeschichte,16 und ab diesem Erlebnis war er einer der Zwölf, die für knapp drei Jahre mit Jesus in Galiläa umherzogen. Der verheiratete Petrus, der Beruf und Familie verließ, hatte sein Herz auf der Zunge, war Sprecher der Apostel, äußerst schnell mit Ideen und impulsiv. Manchmal hätte er durchaus etwas länger überlegen sollen, bevor er seine Meinung hinausposaunt hat (manche sprechen ihm cholerische Züge zu).17 Prinzipiell meinte er es meistens gut, aber gut gemeint ist eben noch lange nicht gut gemacht. Dies war und ist zu allen Zeiten so. Auch manch gläubiger Mensch meint es auch heute ja sooo gut mit uns. (Eltern können es auch sooo gut mit ihren Kindern meinen, was allerdings nicht immer gut bei denen ankommt.) Dass das Verhalten von Petrus mehr mit seiner Persönlichkeit als mit seinem Glauben und seiner Hingabe an Christus zu tun hatte, würde ihn vermutlich verblüffen, ihm aber gleichzeitig auch erklären, warum er durch seine Art mehrmals ins Fettnäpfchen tappte.
Einige Beispiele: Als Petrus beruhigt hätte schlafen können (zum Beispiel im Sturm auf dem See Genezareth, als Jesus mit im Boot war), war er wach und voller Angst. Als er wach hätte sein sollen (beim Gebet mit Jesus im Garten Gethsemane), hat er geschlafen. Bei der Verhaftung Jesu hatte er den glorreichen Einfall, dem Diener des Hohepriesters Kajaphas, Malchus, den Kopf abzuschlagen. Da er jedoch mehr mit Angeln und Netzen vertraut war, traf er glücklicherweise nur dessen Ohr. Auch seine Ankündigung im Vorfeld der Verhaftung Jesu als Sprecher der Apostel: „Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“18, war nicht von Dauer, denn die dreimalige Verleugnung Jesu folgte auf dem Fuß.19