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Gustave Flaubert (* 12. Dezember 1821 in Rouen, Haute-Normandie; † 8. Mai 1880 in Canteleu, Haute-Normandie) war ein französischer Schriftsteller, der vor allem als Romancier bekannt ist.
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Inhaltsverzeichnis
Briefe aus dem Orient
Fußnoten
Gustave Flaubert
Briefe aus dem Orient
Aus: Reiseblätter
Gustave Flauberts Gesammelte Werke Erste deutsche, von den Rechtsnachfolgern Flauberts autorisierte Gesamt-Ausgabe Herausgegeben von Dr. E. W. Fischer Achter Band Reiseblätter
J. C. C. Bruns' Verlag Herzogl. Sächs. und Fürstl. Schaumb.-Lippische Hof-Verlagsbuchhandlung Minden i. Westf.
Hofbuchdruckerei von J. C. C. Bruns, Minden i. W.
An Parain.
Croisset, Samstagabend.[1]
Ich habe Dir eine große Neuigkeit mitzuteilen, mein lieber Onkel (es ist nicht meine Heirat): ich reise im nächsten Oktober mit Du Camp nach Ägypten, Syrien und Persien. Mein Gesundheitszustand, der nicht besser, sondern im Gegenteil schlimmer wird, hat mich gezwungen, in Paris M. Cloquet zu einer Konsultation aufzusuchen, und er hat mir sehr zu den heißen Ländern geraten. Wenn Du kommst, werde ich Dir das alles ausführlich erzählen; ich habe Dir viel darüber zu sagen. Euch werde ich während meiner Abwesenheit, die fünfzehn bis achtzehn Monate dauern wird, meine arme Mutter empfehlen. Meine Mutter will ihr Haus in Rouen vermieten, denn sie beabsichtigt, einen guten Teil dieser Zeit in Nogent zu verbringen. Das ist auf jede Weise das beste, was sie wird tun können.
Bis zu meiner Abreise sind wir, meine Mutter und ich, darin übereingekommen, über diese Reise kein Wort mehr zu reden, und zwar aus zwei Gründen; der erste: es ist unnütz, sich im voraus zu quälen und schon vorher seine Betrübnis zu erregen; der zweite: da ich meinen verfluchten Heiligen Antonius noch nicht fertig habe (denn er ist immer noch am Leben, der Schlingel! obgleich ich darüber mager werde), so würde mich das stören und am Arbeiten hindern.Du weißt, alter Kamerad, der Gedanke, ich soll aufgestört werden, stört mich auf, und davon habe ich gerade genug, ganz abgesehn vom Orient, der hinter meinem Tische tanzt, und von den Glöckchen der Dromedare, die mir lauter als der Lärm meiner Phrasen in den Ohren klingen. Obgleich also diese Reise beschlossen ist, spricht man hier kein Wort davon, verstehst Du?
Der Sieur Du Camp und ich, wir haben uns ausgerechnet, daß unsere Mittel uns sehr reichlich erlaubten, einen Diener zu nehmen, was beinahe unentbehrlich ist. Wir brauchen einen moralisch wie physisch soliden, intelligenten und lebhaften Burschen, der Anstrengung gewöhnt ist und ein Gewehr zu handhaben weiß. Ich habe an den jungen Leclerc gedacht, dessen letzter Streich mich in der guten Meinung, die ich von ihm hatte, nur bestärkt hat. Wenn man ihn wiederfände, meinst Du, er möchte mitkommen?
Glaubst Du, die Wahl ist gut? Falls er gegenwärtig in Nogent ist, würde ich Dir noch einmal schreiben, um meine Bedingungen anzugeben; wenn er in Paris ist, ist es möglich, seine Adresse zu bekommen? Im letzteren Fall müßte er Du Camp aufsuchen. Denke daran, bitte.
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