Calendar Girl - Begehrt - Audrey Carlan - E-Book

Calendar Girl - Begehrt E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Der dritte Band der Bestseller-Serie Calendar Girl Was als simpler Job begann, ist für Mia Saunders zur Reise ihres Lebens geworden. In Miami dreht sie ein Musikvideo mit Anton Santiago - Sex mit dem Gott des Hip Hop wäre perfekt, um alles zu vergessen. Doch plötzlich kann Mia manche Dinge nicht mehr zulassen ... Als sie im August in Texas die verschollene Schwester eines Ölbarons mimen soll und von dessen Familie warmherzig begrüßt wird, erkennt sie: Liebe kann schlimmer sein als jede Missachtung. Sie macht verwundbar. Im September kehrt Mia in ihre Heimat Las Vegas zurück, um für die Menschen zu kämpfen, die sie liebt. Entdecken Sie auch TRINITY von Audrey Carlan - super sexy, wahnsinnig spannend!

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Seitenzahl: 619

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Das Buch

»Liebte ich ihn? Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich. Aber ich durfte nicht darüber nachdenken, solange ich bei einem anderen Kunden war.«

Was als simpler Job begann, ist für Mia Saunders zur Reise ihres Lebens geworden. In Miami dreht sie ein Musikvideo mit Anton Santiago – Sex mit dem Gott des Hip Hop wäre perfekt, um alles zu vergessen. Doch plötzlich kann Mia manche Dinge nicht mehr zulassen ... Als sie im August in Texas die verschollene Schwester eines Ölbarons mimen soll und von dessen Familie warmherzig begrüßt wird, erkennt sie: Liebe kann schlimmer sein als jede Missachtung. Sie macht verwundbar. Im September kehrt Mia in ihre Heimat Las Vegas zurück, um für die Menschen zu kämpfen, die sie liebt.

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis der Verlag Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm.

Ihre Serie »Calendar Girl« stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue »Shades of Grey« gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Homepage der Autorin: www.audreycarlan.com

AUDREY CARLAN

Juli

August

September

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-1371-9

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Oktober 2016

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

© 2015 Waterhouse Press, LLC

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

The Calendar Girl – July / August / September

Übersetzung: Christiane Sipeer (Juli), Friederike Ails (August/September)

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

Buchgestaltung: Axel Raidt

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Rosa McAnulty

Der Juli ist dir gewidmet, meine puerto-ricanische Prinzessin. Danke, dass du dafür gesorgt hast, dass die Sprache und die Eigenheiten der Kultur Puerto Ricos authentisch und lebensecht sind. Du bist ein so wundervoller Teil meines Teams und Unterstützernetzwerks und vor allem eine Freundin.

BESOS, mein Engel.

Ketty McLean Beale

Der August ist dir gewidmet.

In einem Meer aus Fremden hast du mich gefunden, mir deine Freundschaft, ein Lächeln und deinen fabelhaften Sinn für Humor geschenkt. Ich werde nie vergessen, wie du meine erste Begegnung mit Kollegen zu etwas Besonderem gemacht hast. »Nie im Leben werde ich« … dich vergessen.

Karen Roma

Der September ist dir gewidmet, meine australische Freundin. Deine Rezensionen sind immer ehrlich, egal ob dich die Geschichte gepackt hat oder nicht. Und du gibst mir immer wieder aufs Neue eine Chance. Letztlich glaube ich, dass mich die konstruktive Kritik noch härter arbeiten und nach mehr streben lässt. Deinetwegen werde ich immer besser.

Danke, mein Engel.

Kapitel 1

Blond. Blauäugig. Groß. Eine Göttin. Meine Güte. Das Universum lachte mich aus, und ich stand völlig erstarrt da und musterte die Frau mit der Modelfigur von oben bis unten. Sie sah aus wie Rachels übermenschlich perfekte Schwester. Und ich dachte schon, Rachel sei umwerfend. Weit gefehlt.

Die Frau stand neben einem glänzenden schwarzen Porsche Boxster und wirkte ganz zappelig, als wäre sie unglaublich aufgeregt. Rhythmisch trommelte sie mit den Fingern gegen das Schild mit meinem Namen darauf, das sie hochhielt. Die Art, wie sie auffällig von einem Stilettoabsatz auf den anderen trat, verstärkte die glühenden Wellen nur noch, die sie auszuströmen schien. Aber vielleicht war das auch bloß die Hitze von Miami. Himmel, ich ging fast ein, und die Frau war einwandfrei zurechtgemacht, als wäre sie gerade einem Rockvideo entsprungen. Ihre Jeans war so eng, dass ich die schöne Kurve ihres Hinterns bewundern konnte. Aber das Tanktop war der Knaller. Quer über die großen Möpse stand Fass mich an und stirb geschrieben. Um den glatten Hals trug sie bestimmt zehn Ketten verschiedener Länge und Größe, teilweise mit Perlen. Ihr Haar war rockstarmäßig zu einem komplizierten Geflecht gezwirbelter und loser Strähnen zusammengesteckt.

Nachdem ich sie, wie mir schien, minutenlang angestarrt hatte, traf mich ihr stahlblauer Blick. Schnaufend warf sie das Pappschild durch das Autofenster und schlenderte zu mir herüber. Sie betrachtete meine fließenden schwarzen Haare, das leichte Sommerkleid und die schlichten Ballerinas, die ich an den großen Füßen trug.

»Das wird doch nie was.« Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. »Na los, Zeit ist Geld«, meinte sie flapsig über die Schulter. Der Kofferraum ging auf, und ich warf meinen Koffer hinein.

»Ich bin übrigens Mia.« Ich streckte die Hand aus, und sie setzte eine ultracoole Pilotensonnenbrille auf, drehte sich zu mir und sah mich über den Rand hinweg an.

»Ich weiß, wer du bist. Immerhin habe ich dich ausgewählt.« In ihrer Stimme schwang etwas Widerwille mit. Sie ließ den Wagen an und gab Gas, ohne darauf zu warten, dass ich mich angeschnallt hatte. Mein Körper wurde nach vorn geschleudert, und ich hielt mich am Armaturenbrett aus Glattleder fest.

»Hab ich dir was getan, oder wieso bist du so genervt?« Ich zog meinen Gurt zurecht und schaute sie von der Seite an.

Sie atmete langsam aus und schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht«, stöhnte sie. »Tut mir leid. Ich bin wütend auf Anton. Ich hatte gerade was Wichtiges zu tun, als er meinte, ich solle dich abholen, weil er unseren Fahrer braucht, damit er hinten im Escalade ein paar Groupies flachlegen kann.«

Ich schüttelte mich. Großartig, das hörte sich an, als sei mein neuer Boss für diesen Monat ein widerlicher Mistkerl. Nicht noch einer. »Das ist ja blöd.«

Sie bog schnell nach rechts auf den Freeway ein. »Können wir noch mal von vorn anfangen?« Ihr Tonfall war jetzt ernst und entschuldigend. »Ich bin Heather Renee, persönliche Assistentin von Anton Santiago, dem heißesten Hip-Hop-Star des Landes.«

»Ach, ist er das?« Wow. Mir war nicht klar gewesen, dass er eine so große Nummer war. Ich hörte nicht besonders viel HipHop. Eher Alternative und Rock.

Heather nickte. »Ja, alle seine Alben haben Platinstatus erreicht. Er ist der Glamour-Boy des Hip-Hop, und leider weiß er das auch ganz genau«, grinste sie. »Anton will dich gleich kennenlernen. Aber das da kannst du nicht anziehen.« Ihr Blick wanderte über das schlichte grüne Kleid, das ich trug. Es hob meine Augenfarbe hervor und ließ meine Haare fantastisch aussehen. Außerdem war es bequem auf der Reise.

»Warum nicht?« Ich zupfte am Saum des Kleides und wurde plötzlich unsicher.

»Anton erwartet eine Sexbombe mit Killerkurven.« Sie beäugte noch einmal mein Outfit. »Die Kurven hast du ja, aber das Kleid erinnert zu sehr an Sandra Bullock. So wirkst du wie das Mädchen von nebenan. Du musst etwas von den Sachen anziehen, die ich für dich gekauft habe. Im Haus wartet ein Schrank voller Klamotten auf dich. Nimm die. Er erwartet, dass du jederzeit ein Augenschmaus bist.«

Finster blickte ich aus dem Fenster, während der Porsche über den Ocean Drive fuhr. Art-déco-Gebäude mit Blick auf den Atlantik reihten sich an dem langen Küstenstrich aneinander.

»Also ist auf beiden Seiten Wasser?«, bemerkte ich, nachdem wir eine der großen Brücken überquert hatten.

Heather vollführte eine ausholende Handbewegung. »Die Lagune Biscayne Bay und der Atlantik befinden sich jeweils auf einer Seite des Streifens. Wie du siehst«, sie zeigte nach oben zu einer Reihe von Hochhäusern, »sind die meisten Gebäude hier Hotels, wie das Colony Hotel und andere bekannte Wahrzeichen. Und dann gibt es noch die Leute«, sie wackelte mit den Augenbrauen, »die es sich leisten können, hier zu wohnen. Wie Anton.«

Ich betrachtete flüchtig die Häuser, während der Porsche die Straße entlangschoss und der Wind mir durch die Fenster das Haar aufwirbelte. Unzählige kräftige Farben fielen mir auf, wie ich sie nicht oft zu sehen bekam. In Vegas war alles irgendwie braun oder terrakottafarben. In L. A. fand sich von strahlendem Weiß bis hin zu verschiedenen gedeckten Farbtönen alles, was dem kalifornischen Flair entsprach. Aber hier leuchtete die Welt in hellem Orange, Blau und Rosa zusammen mit Weiß.

»Siehst du die ganzen Häuser?« Heather wedelte kurz mit der Hand im Wind in Richtung der Hotels, darunter das Colony und das Boulevard. Ich nickte und beugte mich ein Stück zu ihr, um eine bessere Sicht zu haben. »Abends leuchten die alle in Neonfarben. Fast wie in Vegas.«

Vegas. Wahrscheinlich riss ich die Augen auf, als mein Herz zu pochen anfing. Ich verspürte einen schmerzhaften Drang, der mir fast das Herz abdrückte. Den Drang, Maddy und Ginelle anzurufen. Oh Gott, Gin würde sich unglaublich aufregen, wenn ich ihr erzählte, was in Washington, D. C. passiert war. Besser, ich erwähnte es gar nicht. Vielleicht konnte ich ja damit durchkommen? Die Idee hatte auf jeden Fall was für sich. »Das ist ja cool. Ich stamme eigentlich aus Vegas. Ich freue mich schon darauf, die Gebäude leuchten zu sehen.« Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und genoss die leichte Brise, die langsam die Spannung vertrieb, die mir aus D. C. und Boston, wo ich Rachel und Mason hatte zurücklassen müssen, noch in den Knochen steckte.

Ich holte mein Handy heraus und schaltete es ein. Es gab mehrere Töne von sich. Ich überflog die Nachrichten. Rachel bat mich, mich zu melden, wenn ich angekommen war. Tai fragte, ob der neue Kunde ein Gentleman sei oder ob er sich wieder ins Flugzeug setzen solle. Und eine SMS von Ginelle. Oh Mist. Das war nicht gut.

Mein Magen fühlte sich so riesig an wie der Grand Canyon, als ein unendliches Grauen sich darin ausbreitete.

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Du wurdest verletzt? Und warst im Krankenhaus? Wieso zum Teufel habe ich das in einer SMS von Tais Bruder erfahren? Wenn du nicht schon tot bist, bringe ich dich um!

Ich sog Luft durch die Zähne und schrieb zurück.

An: Hurenschlampe

Von: Mia Saunders

Nur ein kleiner Zwischenfall. Da war nichts weiter. Alles okay. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich ruf dich später an, wenn ich beim Latin Lov-ah bin.

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Latin Lov-ah? Echt jetzt? Der ist die Riesennummer im Hip-Hop und heiß wie eine Habanero.

An: Hurenschlampe

Von: Mia Saunders

Soll aber das Hinterletzte sein, wie ich gehört habe.

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Also an meinen Hintern dürfte der jederzeit … am besten mit der Zunge!

An: Hurenschlampe

Von: Mia Saunders

Du bist doch pervers!

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Ich wäre gern die Beilage zu seinem Hauptgericht. Der Churro zum Nachtisch. Der flambierte Flan, den er auspustet und ableckt.

An: Hurenschlampe

Von: Mia Saunders

Hör auf! Blöde Schlampe. Meine Güte, gegen dich bin ich ja ’ne Heilige.

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Na wenigstens weiß ich, dass du garantiert mit an Bord bist, wenn ich zur Hölle fahre!

Ich lachte laut auf, und Heather fragte: »Arbeit?« Sie zeigte auf mein Handy. Ich stellte es lautlos und steckte es in meine Tasche.

»Tut mir leid. Meine beste Freundin fragt, was bei mir los ist.« Ich seufzte und warf meine Haare über die Schulter. Die Hitze machte mir zu schaffen. Ich beugte mich vor und drehte die Klimaanlage auf, damit sie mich abkühlte. Ah, viel besser. Heather schien sich nicht daran zu stören, die kühle Luft zu verschwenden, denn sie hatte auch noch die Fenster unten.

»Seid ihr eng befreundet?« Sie spitzte die Lippen und bog in eine Tiefgarage ein.

Ich runzelte die Stirn. Welchen Teil von »beste Freundin« hatte sie nicht verstanden? »Ja. Enger geht’s nicht. Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten.«

Sie schnaufte und parkte ein. »Du Glückliche. Ich habe keine Freunde.« Ihre Worte trafen mich wie ein Stromschlag.

»Wie meinst du das? Jeder hat Freunde.«

Heather schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Arbeite zu viel, um Beziehungen zu pflegen. Anton hat immer Vorrang. Ich bin zwar nur seine persönliche Assistentin, aber ich muss den Laden zusammenhalten. Außerdem habe ich einen Abschluss in Betriebswirtschaft. Vielleicht treffe ich eines Tages die Entscheidungen für einen Künstler. Wenn ich mir meine Träume erfüllen will, muss ich hart arbeiten.«

»Scheint so.« Ich zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Sie ging entschlossen an einer Reihe beeindruckender Luxusautos vorbei auf einen Fahrstuhl zu.

»Wow«, flüsterte ich, als ich einen Blick auf den Mercedes, den Range Rover, einen Escalade, BMW, Bentley, Ferrari und noch andere europäische Wagen erhaschte, die ich nicht genauer betrachten konnte. Doch plötzlich erblickte ich etwas, das mich wie angewurzelt stehen bleiben ließ – ich klebte förmlich am Beton fest. Die heißesten Maschinen, die ich je gesehen hatte.

Eine BMWHP2 Sport – weiß mit blauen Felgen und 1170 Kubikzentimetern. Ich hätte mir fast in die Hose gemacht. Dann war da noch eine MV Augusta F4 1000, das einzige Bike der Welt mit radial angeordneten Ventilen. Ich drehte mich um, ließ meinen Koffer los und berührte den scharfen Sitz des dritten Gerätes. Eine Icon Sheene komplett in Schwarz mit glänzendem Chrom. Ich streichelte darüber wie ein Liebhaber, folgte mit der Fingerspitze den runden Kurven und kräftigen Kanten. Diese Maschine kostete über einhundertfünfzigtausend Dollar. Scharfes Teil. Macht mich auch gleich ganz scharf.

Luft, ich brauchte Luft! Ich keuchte, ging in die Hocke und konnte meine Augen immer noch nicht von der Schönheit abwenden. Süßes Baby, komm zu Mama. Ich hätte in dieser Garage wohnen und einfach die Maschinen meiner Träume anstarren können.

»Äh, hallo? Erde an Mia! Was zum Teufel tust du da?«

Ich hörte ihre Stimme, antwortete aber nicht. Sie war wie eine lästige Mücke, die immer wiederkam, egal wie oft man danach schlug.

Ich stand langsam auf, holte tief Luft und sah mir die Reihe noch einmal an. Am Ende ragte eine orangeschwarze und hochgetunte KTM Super Duke hervor. Wahrscheinlich die Erschwinglichste der ganzen Sammlung und weit oben auf der Liste der Wahnsinns-Bikes, die ich mir eines Tages vielleicht würde leisten können. »Wem gehören die Maschinen?«, fragte ich. Meine Stimme klang im Angesicht der supersexy Zweiräder eine Oktave tiefer.

»Anton. Das ist sein Haus. Hier drinnen befinden sich sein Studio, sein Tanzclub, sein Fitnessstudio und natürlich das Penthouse, in dem er wohnt. Die anderen aus seinem Team haben auch jeweils eine Wohnung hier im Gebäude. Du hast sogar dein eigenes Loft, in dem wir sonst Promis unterbringen, die zu Besuch kommen, oder Leute, die an einem seiner Alben mitarbeiten.«

»Fährt er auch mit den Bikes?«

Sie grinste. »Bikerbraut, was?«

»Kann man so sagen.« Ich musste mich zwingen zu antworten, auch wenn ich den Blick noch nicht von den wunderschönen Maschinen losreißen konnte.

»Vielleicht nimmt er dich ja mal mit.«

Das erregte meine Aufmerksamkeit. »Mitnehmen?«

Sie nickte und lächelte hübsch. Mit diesem Lächeln hätte sie jedes Produkt der Welt bewerben können.

»Bestimmt nicht. Liebes, ich fahre nicht mit, ich fahre selbst.«

***

Heather gab mir ganze fünfzehn Minuten, um mich frisch zu machen, bevor sie mich zu Anton hinunterbringen wollte. Ich sprang unter die Dusche, wusch den Reisedreck ab und entdeckte das Outfit, das sie für mich herausgelegt hatte. Outfit war eigentlich nicht das richtige Wort. Was da auf dem Bett lag, waren ein Stofffetzen, eine Hotpants und Stilettos mit Riemchen, die sich bis zum Knie überkreuzten. Ich zog die Hose an und betrachtete die Saumlänge im Spiegel. Dem aufmerksamen Betrachter würde der Streifen Pobacke nicht entgehen. Na toll. Ich drehte mich nach vorn. Die Shorts war so kurz, dass das Taschenfutter unten herausschaute. Das Top war süß. Es war blusig und wurde an den Schultern von zwei dünnen Bändchen zusammengehalten. Ich schloss die Augen, zählte bis zehn und redete mir selbst gut zu.

Du schaffst das schon, Mia.

Vor etwas mehr als einem Monat bist du mit Tai und dem Modelteam im Bikini herumgesprungen. Das hier sind doch sogar noch eher richtige Klamotten. Außerdem bist du nicht aus moralischen Gründen oder Schicklichkeit hier, du sollst heiß aussehen und die weibliche Hauptrolle in einem Rockvideo spielen. Äh, einem Hip-Hop-Video.

Ich stöhnte und band mir einen Pferdeschwanz. Es kam mir vor, als wäre es tausend Grad heiß, aber vielleicht hatte sich auch nur meine Körpertemperatur erhöht.

Langsam atmete ich durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus, dann ging ich in den Wohnbereich. Dort war Heather und telefonierte. Sie musterte mein Outfit von den Zehenspitzen bis zu den Haaren. Als sie meinen Kopf sah, verzog sie das Gesicht. Ohne das Handy aus der Hand zu legen trat sie zu mir, zog am Haargummi und ließ mir die dicken Locken über die Schultern fallen. »Besser«, flüsterte sie und zupfte noch ein bisschen daran herum. Dann schnippte sie mit den Fingern und ging zur Tür.

»Hast du gerade ernsthaft nach mir geschnippt?« Der lockere Umgang, den wir auf der Fahrt vom Flughafen noch miteinander gehabt hatten, löste sich in Luft auf.

Heather hatte immerhin den Anstand, betroffen dreinzuschauen. »Tut mir leid«, formte sie mit den Lippen. »Ja, Anton, sie ist jetzt bei mir.« In ihren Worten schwang so viel Ärger mit, dass man ihn fast mit Händen greifen konnte. »Wir kommen in den Tanzraum. Ja, in fünf Minuten.«

»Tut mir leid, Mia. Anton macht mich ganz verrückt. Er ist leider gerade ziemlich in Eile. Ich wollte nicht unhöflich sein. Anscheinend waren die Hintergrundtänzer sehr schlecht. Die könnten sich wohl nicht mal bewegen, wenn sie Bienen in der Hose hätten.«

Ich versuchte, mit ihr zu lachen, aber es klappte nicht richtig. Panik rieselte durch mich hindurch und blieb schwer in meiner Magengrube liegen. Anton würde mit Sicherheit nicht begeistert sein, wenn er merkte, dass das weiße Mädchen hier nicht tanzen konnte. Wenigstens hatte er kein Widerrufsrecht. Er musste die Rechnung bezahlen, egal ob ich tanzen konnte oder nicht. Das stand nicht in meinem Profil, und ich hatte es auch nie behauptet.

Der Fahrstuhl ging auf, und wir standen in einem Raum, der komplett von Glaswänden umgeben war. Das normale Licht war ausgeschaltet, dafür flackerte Schwarzlicht, und ein paar Scheinwerfer waren auf mehrere Körper gerichtet, die sich zu dem wahnsinnig lauten Beat bewegten. Ein Mann in Jogging-Shorts und T-Shirt klatschte im Takt und rief den Tänzern Zahlen zu, vielleicht Positionen für ihre Füße oder Hände, keine Ahnung.

Heather führte mich an die Seite. Jetzt konnte ich mir Anton Santiago zum ersten Mal in Ruhe ansehen. Als ich seinen schlanken, muskulösen Körper betrachtete, blieb mir die Spucke weg. Der Raum um mich schien zu pulsieren wie ein Herzschlag, als Anton sich langsam in Bewegung setzte. Seine Schultern und Hüften bewegten sich zum Rhythmus der Musik. Sein Körper war von den vorstehenden Schlüsselbeinen über die sich wölbenden Brustmuskeln bis zum superdurchtrainierten Bauch mit Schweiß bedeckt. Er war nicht einfach nur gut in Form, sein ganzer Körper schrie: »Halt mich, berühr mich, zieh dich aus und schmieg dich an mich.«

Er wirbelte herum, und die Hintergrundtänzer imitierten die Bewegung, dann warf er sich auf die Tanzfläche … wortwörtlich. Er machte ein paar Liegestütze im Takt, erst normal, dann einarmig, wobei die Muskeln in seinen Unterarmen köstlich hervortraten. Dann machte er noch einen, diesmal mit einem zusätzlichen Schwung der Hüfte, so als würde er den Boden vögeln. Heiliger Mist … Ich wollte am liebsten zu ihm gehen und mich hinlegen, damit er den Move an einer lebendigen, atmenden und heißblütigen Frau üben konnte. Und mir war heiß. Verdammt heiß. Ich fächelte mir Luft zu und beobachtete, wie sein Körper zuckte, sich drehte und nach oben schnellte, wo er den Beckenstoß im Stehen wiederholte, zu dem Text, der extrem sexy war.

»Ride it baby, ride …« Körperwelle

»With me, I’ll go all night …« Stoß

»Let me do you right …« Körperwelle

»And ride it baby, ride …« Stoß

Er griff sich mit der großen Hand in den Schritt, zog sie nach oben und bäumte den Körper auf. Er sah aus wie ein goldbrauner Gott, der es seiner Traumfrau gerade besorgt hatte und den Zustand seiner Waffe überprüfte, bevor er sich wieder in die Sexschlacht stürzte.

Die Musik stoppte abrupt. »Okay, Leute, das reicht für heute. Anton, gut gemacht«, rief der Typ in der kurzen Hose.

Anton sagte nichts und reagierte nur mit einem sehr coolen Zucken des Kinns. Zwei Mädels hängten sich mit Wasser und einem Handtuch an ihn. »Oh, Anton, du warst der Hammer. Total scharf.«

Er blieb ein paar Meter vor mir stehen und hielt meinen Blick fest. Grün zu grün. Seine Augen funkelten, und ich war auf einmal erregt. »Geht jetzt.«

»Aber ich dachte, wir würden nach der Probe noch ein bisschen Spaß haben?« Die beiden rissen sich lautstark um seine Aufmerksamkeit.

Er runzelte die Stirn. »Anton wiederholt sich nicht gern. Vete al carajo«, sagte er und scheuchte sie mit einer Handbewegung weg. Den traurig verzogenen Gesichtern nach zu urteilen konnte das, was er gesagt hatte, nichts Gutes bedeuten. Später fand ich heraus, dass es »Verpisst euch« hieß.

»Lucita.« Er leckte sich die Lippen, und zwar so, dass einem der Rücken kribbelte und sich die Körpermitte verkrampfte. Ja, meine Pussy krampfte sich schon nach einem einzigen Lippenlecken zusammen. »Jetzt bist du also hier, was sollen wir denn nun mit dir anstellen?« Sein puerto-ricanischer Akzent stellte zumindest allerhand mit meinen Sinnen an. Er musterte meinen ganzen Körper noch einmal, langsam und tastend. Ich spürte seinen Blick so stark, als würde er mir mit der Hand über die Haut streichen.

Aus seinen grünen Augen sprach die nackte Lust. Wir standen da, wichen einander nicht aus und trugen einen stillen Kampf der Blicke aus. Nasenflügel bebten, Augen verengten sich, und schließlich brach ich das Schweigen.

»Du könntest mir was zu essen geben. Ich verhungere«, sagte ich. Heather, die viel näher bei mir stand, als ich dachte, lachte prustend auf und lockerte damit die Spannung zwischen mir und dem Latin Lov-ah. Als ich ihn jetzt vor mir stehen sah, war mir völlig klar, woher er den Namen hatte.

Er warf ihr einen Blick zu. »Entschuldige, Anton«, sagte sie und wandte sich ab, konnte ihr Lächeln aber nicht verbergen.

Anton streckte mir die Hand entgegen. »Dann sorgen wir dafür, dass du was zu beißen bekommst, Mia.« So, wie er das sagte, musste ich an hundert andere unanständige Sachen denken, nur nicht ans Essen. Ich leckte mir die Lippen und schmatzte.

»Oh ja, bitte.«

Kapitel 2

Anton führte uns zum Fahrstuhl, und hoch ging’s zum Penthouse, seiner Privatwohnung. Sobald die Tür aufging, trat er aus dem Aufzug und ließ uns stehen. »Du weißt ja, was zu tun ist, H«, rief er über die Schulter, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.

Heather führte mich in die entgegengesetzte Richtung. »Komm schon, ich glaube, wir brauchen einen Drink. Einen großen.«

Wir betraten eine offen geschnittene Küche. An einer Wand reihten sich über die komplette Länge weiße Schränke aneinander, die verschiedene schwarze verschnörkelte Griffe hatten, als seien es alles Einzelanfertigungen. Vor den Schränken und den Geräten vom Allerfeinsten erstreckte sich ein unglaublich langer Küchentresen. Unter der schwarzen Granitplatte standen akkurat aufgereiht zehn Hocker mit abgerundeter Oberseite. Ich zog einen heraus, setzte mich hin und zerrte die winzige Shorts so weit wie möglich herunter, damit nicht mein halber Hintern über den Rand des Hockers hing. Das würde bei niemandem gut aussehen.

»Magst du Granatapfel?« Heather holte zwei kristallene Martinigläser aus einem der Schränke.

Ich nickte. »Sehr sogar.«

Sie griff nach einer riesigen Flasche Grey-Goose-Wodka, einem Metallshaker und dem Saft.

»Also, was hat Anton mit mir vor?«, fragte ich, als sie Eiswürfel in den Shaker warf, großzügig Wodka dazugoss und dann einen Schuss Granatapfelkonzentrat.

Heather grinste. »Du meinst, außer dich zu vögeln?« Das war eher eine Anschuldigung als eine Frage. Ich stockte und konnte nicht fassen, wie dreist es war, was sie gesagt hatte.

»Jetzt tu nicht so. Ich hab doch gesehen, wie ihr zwei im Studio Augensex hattet. Ich geb dir noch bis heute Abend, dann liegst du unter ihm.«

Sie schob mir ein Martiniglas mit weinroter Flüssigkeit hin. »Prost«, sagte sie und nahm einen ordentlichen Schluck.

Ich tat dasselbe, denn ich brauchte etwas Mut, um ihr die Meinung zu sagen. »Du hältst nicht besonders viel von mir, oder?« Die Worte klangen so giftig wie der Biss einer Klapperschlange.

Heather runzelte die Stirn. »Machst du es nicht mit allen deinen Kunden? Du bist immerhin ein Escort.« In das eine Wort legte sie eine gehörige Portion Zorn.

Darauf knallte ich das Glas hin und verschüttete die rote Flüssigkeit auf dem Tresen. »Ich mache es, mit wem ich will und wann ich will. Das steht nicht in meinem Vertrag. Ich bin ein Escort-Girl und keine Hure.« Ich schnaubte und fügte hinzu: »Ich biete meine Gesellschaft an und befriedige Bedürfnisse. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich meine Kunden vögle.« Meine Stimme strotzte vor Empörung, obwohl ich strenggenommen schon ein paar meiner Kunden gevögelt hatte. Aber nicht alle.

Wen ich will und wann ich will. Punkt.

Gedanken an den Mann, der mir das Wer und Wann hatte aufzwingen wollen, schlichen sich finster in mein Unterbewusstsein. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die widerlichen Erinnerungen mit dem Vorschlaghammer zerschlagen, sie in einem stockdunklen Schrank eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen. Du hast keine Macht über mich.

Rachedurst strömte durch meine Brust und Kehle, befeuert durch die Angst vor dem, was kürzlich mit Aaron passiert war. »Jetzt weiß ich, wieso du keine Freunde hast. Du verurteilst, bist böse und einfach unverschämt!«

Heather ging ein paar Schritte zurück, bis sie gegen den gegenüberliegenden Tresen prallte und den gigantischen Luxuskühlschrank aus Edelstahl zum Wackeln brachte. Hätte ich nicht genau hingesehen, wäre mir das schimmernde Blau ihrer Augen nicht aufgefallen. Sie räusperte sich, legte sich die feine Hand mit langen Fingern auf die Brust und sagte: »Tut mir leid, Mia. Das war wirklich unverschämt von mir.«

»Und ob es das war!« Mein Mund tat schon weh, so fest biss ich die Zähne aufeinander. Ich leerte meinen Drink und übertünchte mit der brennenden Flüssigkeit die Säure, die sich in meinem Magen bildete.

Sie leckte sich die Lippen und blickte von einer Seite zur anderen. »Bitte, es tut mir leid, wirklich. Ich habe dich nicht engagiert, damit du mit ihm ins Bett steigst. Solche Frauen hat er mehr als genug. Du sollst die Hauptrolle in seinem neuen Video spielen. Eine Frau, die er will, eine Verführerin, die er nicht haben kann.«

Eine Verführerin. Na, das war doch mal was Neues. Es klang einfach lächerlich, vor allem nach der Unterhaltung, die wir gerade geführt hatten. Ich warf den Kopf zurück und lachte. Ein prustendes Schluckauf-Gelächter aus vollem Hals, das immer lauter und hysterischer wurde.

Heather zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Äh, okay, du bekommst keinen Tini mehr!« Sie zwinkerte mir zu, was die Situation deutlich auflockerte.

Ich stützte den Ellbogen auf den Tresen und legte das Kinn in die Hand. »Der Tag heute war echt merkwürdig. Ach was, der ganze Monat war irre. Das hier ist nur die Kirsche auf dem Kuchen, den ich mein Leben nenne.« Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Es wurde immer länger. Vielleicht sollte ich mich für kurze Zeit vom Latin Lov-ah abseilen und einen Haarschnitt klarmachen.

Entgegen dem, was sie gesagt hatte, mixte Heather uns noch einen Drink. »Können wir Waffenstillstand schließen? Ich will nicht, dass du mich hasst, und ich habe tatsächlich falsch verstanden, was es bedeutet, ein Escort-Girl zu sein.« Ihre blauen Augen wirkten in ihrem hübschen Gesicht groß und rund, beinahe unschuldig.

Ich streckte die Hand aus. Sie schaute darauf und griff irgendwie müde zu. Wir schüttelten uns die Hand. »Einverstanden.« Ich lächelte. Sie grinste zurück und wiederholte: »Waffenstillstand.«

»Wenn zwei Frauen sich bei alkoholischen Getränken die Hand schütteln, sollte ein Mann auf der Hut sein. Was heckt ihr beiden aus?« Anton kam herein. Er trug eine fließende weiße Leinenhose mit einem Tunnelzugband, das gefährlich nah an seiner Männlichkeit hing. Zu der Hose hatte er ein frisches mintgrünes Hemd angezogen und offen gelassen, so dass sein fein gestählter Bauch zu sehen war. Unter der lockeren Hose schauten perfekt pedikürte Zehen hervor. Himmel, sogar seine Füße waren zum Anbeißen. Das sagte viel aus über das wahnsinnig schöne Exemplar von Mann, das da vor mir stand. Ich sah zu, wie er sich elegant wie ein Berglöwe bewegte, auch wenn seine Muskeln ihn eigentlich beschweren müssten. Anton war nicht klein, aber auch nicht außerordentlich groß. Schätzungsweise eins achtzig, was für mich in Ordnung war, ich war ja nur eins fünfundsiebzig. Aber normalerweise zog ich größere Männer wie Wes und Alec vor.

Wes und Alec. Zwei Männer, zwei komplett unterschiedliche Gefühle, die mir durch den Körper rauschten, wenn ich an die beiden dachte. Eins weckte Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft, das andere weckte Begierde.

Anton ging zu Heather und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Also, H, Lucita hier wird die unerreichbare Traumfrau in meinem Video spielen?« Er drückte ihren Oberarm und zog sie freundschaftlich an sich, ließ dabei aber keine Sekunde den Blick von mir. Heather nickte stumm und verdrehte die Augen. Er hob die andere Hand an sein Gesicht und tippte sich mit der Daumenkuppe gegen die Unterlippe, während er mich beäugte. Es kam mir vor, als würde er nicht nur mit seinen Blicken, sondern auch mit den Fingerspitzen über jeden Zentimeter meiner Haut streichen.

Ich gebe es zu, mir wurde heiß. Richtig heiß. Der Typ sah nicht einfach nur gut aus, seine Bewegungen und die Art, wie er sprach, waren auch unfassbar verführerisch. Sein leichter puerto-ricanischer Akzent, und wie die Worte ihm förmlich von der Zunge rollten wie purer Sex … das gefiel mir. Auf dieses Gefühl hatte ich eigentlich keine Lust mehr, nach dem, was ich im Juni mit Aaron erlebt hatte. Aber siehe da, dieser Mann musste extrastarke Pheromone haben, denn ich spürte sie wie einen physischen Schlag gegen mein Geschlecht.

»Du bist echt heiß, Mädchen.« Er deutete kurz mit dem Kinn in meine Richtung. »Hast du auch ein paar Moves drauf?«

»Äh, was für Moves meinst du?«, fragte ich.

Er wirbelte auf den Zehenspitzen von Heather weg und bewegte sich in ein paar schnellen Kreisen um den langen Tresen herum, dann glitt er mit einem Händeklatschen, einem Hüftschwung und einer ruckartigen Bewegung des Oberkörpers zu mir. Anton blieb um Haaresbreite vor meinem Gesicht stehen und roch nach Seife und Kokosnuss, was mich daran erinnerte, wie ich an einem sonnigen Strand von Hawaii gelegen hatte. Genau da wollte ich jetzt auch sein, am liebsten unter diesem Sexgott.

»Moves, muñeca«, flüsterte er. Ich konnte seinen heißen Atem in meinem Gesicht spüren, die kleinen Luftstöße reizten meine Nerven und weckten meine Lustrezeptoren aus ihrem einmonatigen Schlaf.

Ich wich seinem Blick nicht aus und beugte mich vor, damit ich meine Wange an seine legen konnte, während ich ihm ins Ohr flüsterte: »Was heißt muñeca?« Ich sprach so leise, dass die Worte sanft seine Haut streiften.

»Puppe.« Seine Stimme war kratzig, als hätte er einen Löffel Sand verschluckt.

»Und Lucita?« Ich hielt meine Lippen etwas näher an seine Wange. Jetzt konnte ich die Stoppeln an seinem Kiefer spüren.

Er stöhnte und legte mir eine Hand auf die Hüfte, ganz federleicht. Mein Verstand beachtete es nicht weiter. »Kleines Licht.«

Kleines Licht? Ich zog den Kopf zurück, was die Intensität des Augenblicks und den Lustschleier, der uns umgab, durchbrach. »Kleines Licht?« Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Warum?«

Mit zwei Fingerspitzen strich er sachte über meine Schulter und weiter herunter über die empfindliche Haut an meinem Arm. Ich bekam eine Gänsehaut. Seine rauen Hände bewegten sich von meinem Handgelenk, das er festhielt, über meinen Arm und meine Brust bis zu meinem Herzen und drückten zu. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich hörte einen lauten Herzschlag. Meine Haut spannte sich an, beengte mich, und jeder Nerv befahl mir, zu rennen, mich zusammenzukauern … zu fliehen.

»Jetzt zeig ich es dir so richtig«, knurrt er, sein Atem schlägt mir entgegen, nass fliegt mir seine Spucke ins Gesicht.

Mein Körper ist gegen die Steinmauer der Bibliothek gepresst. Ich höre das widerliche Geräusch, wie er seinen Gürtel öffnet und den Reißverschluss herunterzieht. Es kommt mir vor wie meine eigene Totenglocke. Ich schreie so laut ich kann, aber er stürzt sich blitzschnell auf mich und beißt mir in die Lippe, dann schleudert er meinen Kopf gegen den Beton. Der Schmerz breitet sich in meinem Gesichtsfeld aus wie Sterne am Wüstenhimmel.

»Nein!«

»Nein!«, schrie ich und stieß den harten Körper weg, der mir zu nahe rückte. Ich sprang zurück und prallte gegen ein Sofa. Ein Sofa? Hä? Ich bewegte den Kopf hin und her und schüttelte den Nebel der Erinnerung ab, der meine Wahrnehmung trübte.

Heiliger Mist! Was war das denn bitte?

Zwei entsetzte Augenpaare schauten mich an, als ich wieder zu mir kam. »Mia!« Heather rang nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund.

»Lucita, ich … perdóname. Tut mir leid. Hab ich dir irgendwie wehgetan?« In Antons Stimme schwang Abneigung und etwas, das ich nur als Furcht bezeichnen konnte.

Oh Gott. Das lief gar nicht gut. Wieso hatte ich einen Flashback? Was hatte ihn bloß ausgelöst?

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Tut mir leid, Leute. Ich bin einfach müde von der Reise, denke ich, und ich habe noch nichts gegessen und den Martini so schnell getrunken … Ja, das war es bestimmt.« Hoffentlich war es das.

Anton kniff die Lippen fest zusammen. »Dann wollen wir dir mal was zu essen geben. Ich dulde es nicht, dass die Bedürfnisse meines Teams nicht beachtet werden. Kommt mit. H, wir gehen in unseren Lieblingsladen.« Er hielt mir die Hand hin, und ich griff zu. Die gewohnte Erregung war immer noch da, aber jetzt mischte sich auch etwas Nervosität darunter. Nur weil er meine Hand hielt. Was. Zum. Teufel. Das sieht dir gar nicht ähnlich, Mia. Ich musste schnell herausfinden, was mit mir los war. Aber wie?

Da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, folgte ich Anton und Heather durch die Tür. Mein Kopf war immer noch völlig durcheinander, und die Angst, die mich umkreiste, ließ sich nicht abschütteln.

***

Das Essen war großartig. Gnocchi al Gorgonzola hieß die Leckerei bei Il Gabbiano, dem teuren italienischen Restaurant, in das Anton mit uns ging. Ich war viel zu schlicht angezogen, aber das waren er und Heather auch. Als wir hereinkamen, folgten uns ein paar von Antons Sicherheitsleuten auf dem Fuß. Ein Auftritt wie die Königsfamilie. Der Restaurantbesitzer erspähte uns und kam auf uns zu, als würde er barfuß über glühende Kohlen laufen. Er wies uns sofort einen Ecktisch mit wundervoller Aussicht auf den Atlantik zu. Anton bestellte mit einer schwungvollen Geste und blendend weißem Lächeln ein paar Vorspeisen. Seine hellgrün-braunen Augen fesselten jede Frau im Umkreis von zehn Metern und erregten die Aufmerksamkeit der anderen Gäste. Heather und ich bestellten Antipasti, und weil ich etwas teuflisch Dekadentes mit einer Trilliarde Kalorien wollte, nahm ich meine heißgeliebten Gnocchi mit Sahnesauce. Der reinste Himmel für die Geschmacksknospen.

Anton aß sein Pastagericht mit Garnelen schnell und effizient, als würden die Tierchen sonst von seinem Teller zurück in den Ozean springen. Als ich ihn auf sein Esstempo ansprach, runzelte er die Stirn, wischte sich den Mund ab und schaute hinaus aufs Meer. Heather wechselte eifrig das Thema, bevor er antworten konnte. Anscheinend wusste sie etwas über diesen wunden Punkt, das mir nicht bekannt war. Ich warf ihr einen Blick zu, und sie schüttelte den Kopf. Die Unterhaltung drehte sich jetzt um das Musikvideo und wie der Plan dafür lautete.

In diesem Moment musste ich die gigantische Atombombe zünden. Ich könne überhaupt nicht tanzen, erklärte ich.

»Gar nicht?« Anton zog die Augenbrauen zusammen. Ich schüttelte den Kopf und biss mir auf die Lippe. Er strich sich mit der Hand über den Bartschatten und holte tief Luft. »Da müssen wir was machen. Du«, er deutete vom Kopf bis zur Tischplatte auf mich, »bist perfecto, äh, perfekt für die Rolle der Verführerin. H, du hättest keine Bessere aussuchen können. Aber das kleine Problem müssen wir lösen.« Er rieb sich die Hände, und seine Pupillen wurden dunkel. »Denkst du dasselbe wie ich?« Er sprach mit Heather, nicht mit mir.

Sie spitzte die Lippen, tippte mit dem Zeigefinger dagegen und zuckte mit den Schultern. »Wenn sie Zeit hat. Die Dance Company ist in San Francisco gerade fertig, und der fiese Typ, der sie und ihre Freundinnen gestalkt hat, ist auch weg.« Heather setzte sich bequemer hin. »Die Geschichte ist durch. Wenn du sie als Choreographin holst, würde das vielleicht auch die Probleme mit den Tänzern lösen. Ich ruf sie mal an und frage, ob sie dir den Hintern retten will. Du weißt aber, dass das teuer wird.«

Anton lachte. »Ist nicht alles teuer, H? Ich will sie. Ich habe keine Lust mehr auf den Idioten, den wir jetzt haben. Sie ist die Beste für zeitgenössische Sachen. Dazu noch die Latin-Elemente. Sie wird wissen, an welchen Schrauben man drehen muss. Ich will, dass alle Augen auf Mia gerichtet sind. Sie soll in dem Video total lecker und begehrenswert aussehen. Alle Männer werden sie haben wollen, aber keiner kriegt sie.« Er grinste anzüglich und steckte sich eine ganze Garnele in den Mund, dann warf er den Schwanz auf den Beilagenteller. Anton strahlte und war offensichtlich ganz begeistert von seiner Idee.

»Also, äh, wer ist denn diese Choreographin?«

Heather nahm einen Schluck von ihrem Weißwein und wischte sich den Mund ab. »Eine sehr talentierte zeitgenössische Tänzerin, die die letzten Jahre mit der San Francisco Dance Company auf der Bühne gestanden hat, deshalb konnten wir sie nicht weglocken.« Mit dem Weinglas in der Hand zeigte sie auf Anton. »Als wir letztes Jahr ihre Vorstellung gesehen haben, hat Anton sich in ihren Körper verliebt und in ihre Art, sich zu bewegen.«

Diese Information überraschte mich. »Du gehst ins Theater?«, hakte ich ein.

»Ja, Lucita. Es beruhigt mich und verführt meine Muse. Ich sehe gern zu, wie Leute tanzen und Klassiker oder neue, innovative Stücke singen.«

»Wie auch immer«, unterbrach Heather. »Wir haben rausgefunden, dass sie ausschließlich am San Francisco Theatre Tanzunterricht gibt. Sie wird also nicht von San Francisco nach Miami kommen.« Den letzten Teil sagte sie zu Anton. Der zog die Augenbrauen zusammen. »Sie will wohl unbedingt bei ihren Schwestern bleiben. Aber wenn wir ihr genug bieten und uns schnell ans Telefon hängen, dann ist sie vielleicht doch bereit herzukommen, solange Mia hier ist und wir drehen. Das könnte dem Video genau den letzten Kick geben, den wir noch brauchen.« Heather stand abrupt auf. »Ich rufe gleich an.« Sie sah auf die Uhr. »Dort ist es drei Stunden früher, also alles klar.« Ohne eine weitere Bemerkung verließ sie den Tisch und ging auf den offenen Balkon.

Ich trank einen Schluck Wein und schaute hinaus aufs Meer. Der Wind umwehte uns, aber die Heizstrahler neben dem Tisch gaben genug Wärme ab. »Deine Assistentin ist ganz schön auf Zack.«

Anton lächelte. »Das ist sie. Deshalb behalte ich sie auch.«

»Darf ich offen sein?«, fragte ich und presste abwartend die Lippen aufeinander.

Er lehnte sich zurück, legte einen Fußknöchel aufs Knie und breitete die Arme aus. »Natürlich.«

»Warum redest du in einem so strengen Ton mit ihr? Hast du keine Angst, dass sie irgendwann wegläuft?« Ich fragte mich wirklich, warum man es bei einem Mann aushielt, der sich manchmal benahm, als sei er etwas Besseres, und sich dann wieder total entspannt und locker gab. Es war, als hätte er zwei verschiedene Gesichter.

»Wie kommst du denn darauf?« Er kniff die Augen zusammen.

Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht, weil du sie am Telefon anblaffst, vor ihr rumstolzierst, als sei sie deine Sklavin, und ihr im Vorbeigehen Befehle vor den Latz knallst.«

Anton verzog das Gesicht. »Heathers Meinung ist mir wichtiger als die aller anderen. Nur ihr schenke ich Glauben. Ich vertraue ihr bedingungslos.«

»Davon merkt man aber nichts.«

Anton nahm sein Glas und kippte den Rest seines Shiraz runter. »Hat sie etwa gesagt, dass sie wegwill?« Sein Tonfall bewies, dass ihm der Gedanke, Heather könnte ihn verlassen, ganz und gar nicht gefiel.

»Nein! Überhaupt nicht. Ich glaube eher, sie will mehr.«

»Mehr?« Die Frage hing schwer in der Luft. »Meinst du eine Beziehung?«

Ich schüttelte den Kopf. War er wirklich so selbstbezogen? Wenn ich mir seinen Körper und das überirdisch schöne Gesicht ansah, hatte er auch allen Grund dazu. Irgendwie. »Soweit ich weiß, nicht. Ich meinte das beruflich. Sie sagte, dass es ihr Traum ist, einen Künstler zu managen. Du scheinst auch keinen Manager zu haben.«

Anton hob die Hand und rieb sich mit der Daumenspitze über die wie zum Küssen gemachte Unterlippe. »Habe ich nicht. Normalerweise bespreche ich alle Entscheidungen mit H, und sie macht dann alles klar.«

Interessant. »Also managt sie dich eigentlich schon, nur ohne die Vorteile und die Macht, die der Titel Manager hat. Ist ja blöd für sie.« Ich fingerte lässig an meinen Haaren herum und setzte mich so zurecht, dass ich aufs Wasser schauen und ihm Zeit zum Nachdenken geben konnte. Das Meer war wunderschön. Mein Herz wurde schwer, als mir auffiel, wie sehr ich mein Zuhause vermisste.

Zuhause.

Mist. Es schien, als hätte ich mir ganz nebenbei eine Frage beantwortet, mit der ich mich schon seit Monaten herumschlug.

Mein Zuhause war Kalifornien.

Kapitel 3

Die Sonnenstrahlen fielen durch die Vorhänge und blendeten mich mit ihrer Helligkeit. Es war der dritte Tag, und ich hatte endlich mal das Gefühl, genug geschlafen zu haben. Am Tag zuvor hatte ein Riesentrubel geherrscht, ich hatte Termine bei der Kosmetikerin, den Stylisten und der Crew gehabt. An diesem Abend würden wir die Choreographin treffen. Sie sollte am Morgen ankommen und wollte gleich das ganze Team im Tanzstudio kennenlernen. Hoffentlich hieß das nicht, dass sie ein knallharter Feldwebeltyp war. Ich schwankte zwischen Angst und Aufregung und quälte mich mit der Frage herum, ob sie es wohl hinbekommen würde, dass ich mich nicht so bewegte wie Elaine in der gefürchteten Seinfeld-Folge, die Dad so liebte.

Das weiße Mädchen hier konnte nicht tanzen. Das war schon immer ein Zankapfel zwischen mir und meinem Agenten gewesen. Ich konnte einigermaßen singen, schauspielern und anscheinend auch ganz gut modeln, aber Tanzen lag mir einfach nicht. Ginelle dagegen tanzte wie eine junge Göttin. Ihre Arbeit bei der Dainty Dolls Burlesque Show hatte sie bekanntgemacht, und auf der Bühne lebte sie richtig auf. Obwohl sie sehr klein war, konnte sie mit ihrem Körper eine Menge anstellen und bewegte sich besser über die Bühne als alle anderen, die ich kannte.

Traurigkeit legte sich um mich wie ein Mantel. Gin wäre bestimmt liebend gern hier gewesen, um eine tolle Choreographin aus San Francisco zu treffen. Sobald ich wusste, wer sie war, würde ich Ginelle Bescheid sagen und herausfinden, ob sie vielleicht was über die mysteriöse Frau wusste, nach der Anton so verrückt war. Na ja, zumindest nach ihrer Tanzerei.

Mein Handy summte, als ich es einschaltete. Mit schlaftrunkenen Augen überflog ich die Nachrichten. Eine war von Maddy, die mir das Neueste von der Uni erzählte und sich bedankte, dass ich ihr wieder einen Scheck für Bücher und Essen geschickt hatte. Es ärgerte mich immer noch, dass ich nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen musste. Ich atmete tief durch und ließ jeden Tag ein bisschen mehr los. Mein Verantwortungsgefühl für meine kleine Schwester würde jedoch nie komplett verschwinden. Dazu war es viel zu fest in jeder Faser meines Wesens verwurzelt. Trotzdem musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass sie erwachsen war, mit ihrem Verlobten zusammenlebte und ihre beruflichen Ziele und ihre Zukunft fest im Blick hatte. Sie war glücklich, gesund und in einer tollen Beziehung mit einem Typen, der jede ihrer Launen anzubeten schien. Das sollte bloß so bleiben, ansonsten würde ich den Kerl festbinden und ihm jedes Brusthaar einzeln mit meiner extrem praktischen Pinzette ausreißen.

Die nächste Nachricht ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Meine beste Freundin konnte was erleben. Er konnte nur wissen, dass ich Geburtstag hatte, wenn es ihm jemand erzählt hatte.

An: Mia Saunders

Von: Wes Channing

Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du nächste Woche Geburtstag hast und in Miami bist. Nimm dir einen Tag frei. Du willst deinen Geburtstag doch sicher nicht mit einem Fremden verbringen. Ich komme dich besuchen. Mach dich bereit. Wir haben ein paar Monate nachzuholen.

Sofort rief ich die Schlange an, die den Mund nicht halten konnte.

»Hallo«, meldete sich eine verschlafene Stimme. »Alles klar, Mia?«, fragte sie dann und klang schon wacher.

»Wie konntest du nur?«, sagte ich heiser ins Telefon und hielt es wie einen schlagbereiten Hammer in der Hand.

Ginelle seufzte und murmelte: »Musste sein.« Sie gähnte.

»Ach wirklich? Es musste sein? Das ist deine Antwort? Ich bin so sauer auf dich«, zischte ich flüsternd in das Handy. Keine Ahnung, warum ich flüsterte, außer mir war niemand im Apartment.

Sie stöhnte und gähnte noch einmal. »Mia, ich habe ene, mene, muh mit den Nummern der heißen Typen gespielt, die ich aus deinem Handy geklaut habe.« Ich verdrehte die Augen und biss die Zähne zusammen. Das war wieder typisch, dass sie die Telefonnummern gestohlen hatte, statt einfach zu fragen. »Dabei kam eben Wes heraus. Du solltest deinen Geburtstag nicht allein verbringen.« Ich hörte abermals ein hohes Gähnen, dann drang Ginelles normale witzige Art wieder durch. »Ich würde ja vorbeikommen, aber nach dem Urlaub im Mai kann ich mir nicht erneut freinehmen. Wie spät ist es überhaupt?«

Ich sah auf die Uhr auf dem Beistelltisch. Acht Uhr morgens an der Ostküste. Ich kicherte: »Fünf bei dir. Geschieht dir recht. Jetzt habe ich Wes am Hals.«

»Am Hals? Ach, ich hätte nichts dagegen. Wieso bist du überhaupt sauer?«

Gute Frage. Gin mischte sich ständig in meine Angelegenheiten ein, und ich war noch nie böse auf sie gewesen. Vielleicht lag es daran, dass ich noch nicht bereit war, Wes so schnell nach dem Debakel mit Aaron wiederzusehen, weil ich selbst erst einmal mit der ganzen Sache fertigwerden musste. All das zu dem ohnehin schon bedenklichen Umstand, dass ich mich gerade in Wes verliebte. Mist! Das war das Problem. Mein Kopf konnte mein Herz zur Seite schieben und bekämpfen, wie er wollte – am Ende war es wohl einfach eine Tatsache, dass ich in den dunkelblonden Sexgott verliebt war, der in tiefsitzenden Badeshorts oder einem Smoking genauso gut aussah wie splitterfasernackt. Wobei ich die nackte Version natürlich vorzog. Ich leckte mir die Lippen und dachte an unsere letzte Begegnung in Chicago zurück. Es war intensiv und sinnlich gewesen und bis in alle Ewigkeit in mein Gedächtnis eingebrannt.

»Hallo, Mia? Hast du einen Schwanz verschluckt? Das hoffe ich nämlich wirklich. Seit der Politikertyp seine Drecksgriffel an dir hatte, bist du mies drauf.«

»Gin! Er hat mich verletzt. Sei ein bisschen netter.«

Sie klang auf der Stelle sanfter. »Weiß ich doch, Schätzchen. Tut mir leid. Ich will einfach nicht, dass dieser Mistkerl dich kleinkriegt. Kein Mann hat solche Macht über dich. Denk dran. Das hast du nach dem ganzen Schlamassel zu mir gesagt, den du mit Blaine durchgemacht hast.«

Ich stöhnte. »Ich weiß nicht, Gin. Dieser Anton ist echt zum Niederknien heiß …«

Ginelle fiel mir ins Wort, wie immer: »Wahnsinn, wie gern wär ich jetzt an deiner Stelle. Okay, nicht genau an deiner Stelle. Du spielst ja ständig die Unnahbare. Siehst du mich und meine Supermöpse? Na komm, schau sie dir an, aber nein, du kriegst sie nicht. Ich würde schon längst vor dem Mokkagott knien und an seinem Frappuccino-Eis am Stiel lutschen.«

Ich lachte los. »Klar würdest du das, du kleine Nutte.«

»Wer, ich?« Sie tat überrascht.

Ich seufzte und warf mich wieder aufs Bett. »Aber Gin, hör mal zu. Als Anton mir zu nahe gekommen ist, bin ich sofort durchgedreht. Hatte einen richtigen Flashback zu dem Abend mit Aaron.« Mit finsterem Gesichtsausdruck riss ich an meiner Nagelhaut herum, bis es blutete. Der Schmerz war gar nichts verglichen mit der Befürchtung, dass mich das Ganze viel mehr beeinträchtigt hatte, als ich dachte.

»Hm, ich glaube, du brauchst ein bisschen Zeit. Setzt er dich unter Druck?« Ihre Stimme wurde ernst, dann höher und lauter. Das war eine Warnung. Gleich würde sie ausrasten.

»Nein, nein, nein. Überhaupt nicht. Nur am Anfang, da haben wir geflirtet, aber jetzt ist es, als hätte meine Libido eine eiskalte Dusche genommen.«

»Hm, vielleicht ist ein Besuch von Wes ja genau das, was du brauchst. Du weißt schon, damit du deinen Groove wiederkriegst.«

»Meinen Groove? Soll das dein Ernst sein?«

»Hey, dazu dass du eine durchtrainierte, wahnsinnig gutaussehende und dazu noch steinreiche Sahneschnitte nicht vögeln willst, fällt mir einfach nichts ein. Das widerstrebt mir mit allem, was ich bin.«

»Klar … so als Hure«, meinte ich, um die Stimmung aufzulockern.

»Damit kenne ich mich eben aus.«

Ich verdrehte die Augen und seufzte. »Na gut. Aber du schuldest mir was.« Ich musste mich bemühen, streng und unnachgiebig zu klingen, vor allem gegenüber meiner besten Freundin.Ich fand mich ziemlich überzeugend.

»Also verzeihst du mir, dass ich mich eingemischt habe?«, sagte sie mit piepsiger, fast nervöser Stimme.

Ich starrte an die Decke und ließ mich von den Stuckwirbeln beruhigen. »Ja, fürs Erste. Aber schreib keinen von ihnen mehr an. Ich meine es ernst, Gin!«

»Pfadfinderehrenwort!«, antwortete sie eilig.

»Du warst doch nie bei den Pfadfindern!«, schimpfte ich lachend.

»Hört sich aber gut an.« Sie kicherte.

»Ist ja auch egal. Dann schlaf weiter, du Dorfmatratze!« Ich grinste, und obwohl sie mich nicht sehen konnte, war ich sicher, sie hörte an meinem Tonfall, dass alles vergeben und vergessen war.

»Aye, aye, Captain Pussy! Hab dich lieb, Schlampe.«

»Ich dich erst, Miststück.«

Wir legten auf, und ich las Wes’ Nachricht noch einmal. In zwei Wochen würde er herkommen. Mein Geburtstag war am vierzehnten Juli. Am französischen Nationalfeiertag.

Ich sollte das lieber hinter mich bringen.

An: Wes Channing

Von: Mia Saunders

Ginelle hätte die Klappe halten sollen. Du brauchst wirklich nicht zu kommen. Mir geht’s gut. Aber lieb, dass du an mich denkst.

Lieb? Von Liebe? Schon wieder dieses Wort. Liebte ich Wes? Ernsthaft? Ich wusste es nicht. Vielleicht. Wahrscheinlich. Womöglich. Das war auf jeden Fall etwas, worüber ich nicht unbedingt nachdenken sollte, während ich schon wieder bei einem neuen Kunden war. Der, da hatte Gin absolut recht, ein unfassbar leckerer Mokkagott war. Und ein Player. Aber war ich das nicht selbst? Ich war mit Wes, Alec und Tai zusammen gewesen, und jetzt saß ich im Apartment des nächsten reichen Typen und machte mir Gedanken darüber, wie vögelbar er war.

Blitzschnell öffnete ich meine Internet-App und tippte das Wort Player ein. Das Internet spuckte hilfreicherweise Folgendes aus:

Player

1. Ein Gerät zur Wiedergabe von Bild und/oder Ton

2. Eine Software zur Wiedergabe von Audio-/Video- oder anderen Dateien

Nicht die Art Player, die ich im Sinn hatte. Direkt unter der Definition war ein Link zu einer anderen Seite namens Metropolitan Dictionary. Ich klickte darauf.

Player

Ein Mann, der andere manipuliert und mit ihnen spielt, vor allem, um Frauen zu verführen. Er gibt vor, sich für sein Gegenüber zu interessieren, obwohl es ihm ausschließlich um Sex geht.

Hm, also gab es nur männliche Player? Die Seite von mir, die die »Du kommst aus dem Gefängnis frei«-Karte hatte, wollte sie sofort einlösen, 200 Dollar einkassieren und die Parkstraße kaufen. Leider erlaubte mir mein von Selbsthass geplagtes Gewissen nicht, mich so positiv zu sehen. Der kritische, alberne Dummkopf in mir ließ mich Intellektipedia aufrufen. Auf die Seite konnte ich mich immer verlassen.

Und da stand ganz oben schwarz auf weiß genau das, was ich befürchtet hatte.

Player bezeichnet:

Einen Player in Bezug auf Partnersuche: ein Mann oder eine Frau, der/die Romanzen oder sexuelle Beziehungen mit dem anderen Geschlecht eingeht, ohne heiraten oder monogam leben zu wollen.

Mehr brauchte ich nicht zu lesen. Bestätigt. Mia Saunders, du bist ein Player.

***

Nachdem ich eine unchristlich lange Zeit damit verbracht hatte, meine Haut so lange heiß zu duschen, bis sie schmerzhaft und überempfindlich rosa war, ging ich zum Fahrstuhl. Heather hatte mich per SMS angewiesen, mir was Lockeres anzuziehen und mich mit Anton auf dem Dach zu treffen. Ich hatte keine Ahnung, warum auf dem Dach, aber sie bezahlten mich, daher folgte ich der Aufforderung einfach, ohne nachzufragen. Seit meiner Nachricht an Wes war eine Stunde vergangen, und er hatte noch nicht geantwortet. Ich wusste nicht, was ich von ihm hören wollte. Würde er darauf bestehen und sich in mein Herz kämpfen? Ein Teil von mir wollte das so sehr, dass ich kaum atmen konnte. Ein anderer Teil wollte einfach weitermachen wie bisher und unsere Beziehung belassen, wie sie war. Zumindest vorerst. Keine Erwartungen, kein Anrecht aufeinander, nur Freunde sein. Mit gewissen Vorzügen.

Freunde mit gewissen Vorzügen.

War das die Beziehung, die ich wirklich mit Wes führen wollte? Meinem Wes? Mist. Seit wann war er denn mein Wes? Vermutlich seit irgendwann zwischen dem Zeitpunkt, als ich mir eingestand, dass ich mich in ihn verliebte, und dem, als ich feststellte, wie sehr ich Kalifornien als mein Zuhause betrachtete. Nein, nicht einfach Kalifornien. Sein Haus in Malibu. Dort fühlte ich mich am ehesten wie ich selbst. Dort konnte ich einfach Mia sein.

Stöhnend drückte ich auf den Fahrstuhlknopf, und zwar mit einer Heftigkeit, dass mein Daumen wehtat. Ich schüttelte ihn und sah zu, wie die Zahlen in die Höhe kletterten. Warum jetzt? Nach dem desaströsen Erlebnis, nachdem ich mir bei Rachel und Mason in Boston die Wunden geleckt hatte und hierher gekommen war, wo ein heißer Typ nicht gerade zaghaft Bewunderung für mich zeigte, na ja, zumindest für meinen Körper? Hatte es irgendwann so kommen müssen? Dass ich mich fühlte, als würden meine Gefühle und Ängste unter der Oberfläche kochen wie Lava, ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte?

Der Aufzug machte »Bing« und katapultierte mich in eine sehr eigenartige Welt. Überall waren Pflanzen und Bäume. Feuchte Luft schlug mir entgegen. Ich konnte kaum atmen. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass man die Luft hätte schneiden können wie ein Stück Butter.

»Oh mein Gott …« Ich schluckte und versuchte reflexartig das Gefühl zu unterdrücken, ich wäre ein Fisch auf dem Trockenen.

»Lucita! Hier drüben«, hörte ich Anton rufen, sah aber nur eine männliche Gestalt in verschwommenem Weiß, die sich von Pflanze zu Pflanze bewegte. Bei näherer Betrachtung waren sein Hemd, seine Leinenhose und sogar seine Bootsschuhe weiß und mit Dreckspritzern bedeckt. Ein riesiger Sonnenhut im asiatischen Stil ragte über einen großen Busch, als ich mich ihm näherte.

Ich blieb stehen und starrte Anton an, der Unkraut jätete, indem er es hin und her drehte und herausriss, so dass das zottelige Wurzelgeflecht zum Vorschein kam. »Was machst du da?«

»Gartenarbeit. Hier sind noch Handschuhe. Hast du einen grünen Daumen?«, fragte er und klang dabei irgendwie hoffnungsvoll.

Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Bei mir geht alles ein.«

Er stand auf, und das Leinenhemd spannte sich über seine ganze Muskelpracht. Ein Anflug von Erregung meldete sich in meinem Unterleib, ebbte aber gleich wieder ab, als er näher kam, nah genug, um mich zu berühren. Nur schauen, nicht anfassen. Interessant.

»Dann werden wir das wohl ändern müssen.«

Ich zuckte mit den Schultern und zog die Handschuhe an. »Ich hab noch nie gegärtnert. Bei uns in Vegas gibt es eigentlich nur Trockengärten. Steine statt Rasen, Kakteen statt Büschen und Sukkulenten statt Blumen. Man muss nicht viel machen, um die Viecher am Leben zu halten.«

»Ach, der Spaß kommt doch davon, dass man etwas hegt und pflegt, das nichts mit einem zu tun hat.«

Was für ein schöner Gedanke.

»Hier, siehst du diese Pflanze?« Ich folgte mit dem Blick seiner Hand und betrachtete den wilden grünen Spross, der anders als die anderen schien. »Dieses Unkraut würde durch den ganzen Papau-Kübel wuchern.« Ich runzelte die Stirn, weil ich keine Ahnung hatte, was ein Papau war. Anton grinste. »Das ist ein Strauch, der blüht. Erkennst du das hier?« Er hielt einen Stiel mit einer Blüte hoch, wie ich sie noch nie gesehen hatte. In der Mitte war sie dunkellila wie eine Aubergine, und davon gingen drei lange hellgrün-gelbe Blütenblätter aus. Auf jeden Fall einzigartig. »Das Unkraut würde die ganze Pflanze befallen und die Schönheit in ihrem Inneren zerstören. Etwa so wie negative Gedanken.«

Negative Gedanken. »Wie denn das?«

Er lächelte leicht, und seine Augen leuchteten grün. »Setz dich zu mir, Lucita.« Ich gehorchte und pflanzte meinen Hintern auf den schmalen Rand des Kübels. »Negative Gedanken werden wie ein Samen in den Kopf gesät, und wenn sie dann keimen, besetzen sie den ganzen Verstand und rauben einem die Fähigkeit, Wahres und Schönes zu erkennen. Das Aufrichtige in einem Menschen oder einer Situation zu verstehen. Am Ende nehmen diese Gedanken überhand, und man verliert die Freude aus den Augen, die einem die Anwesenheit dieses Menschen spendet. Wie das Unkraut. Es wird wachsen und den ganzen Pflanzenkübel zuwuchern, bis alles Schöne zerstört und nur noch das übrig ist, was man überhaupt nicht haben wollte. Das Unkraut oder in diesem Fall die negativen Gedanken.«

»Du überraschst mich.« Ich legte ihm die Hand auf den Arm und drückte zu. Als er mir die Hand aufs Knie legte, erstarrte ich. Angst und ein Gefühl der Bedrohung krochen von seiner Berührung mein Bein hinauf und über meinen Körper, und meine Brust wurde ganz eng. Unwillkürlich hielt ich die Luft an. Seine grünen Augen musterten meine, dann schloss er die Augen und blinzelte langsam, bevor er mein Knie losließ. Sofort konnte ich wieder atmen. Ich drehte den Kopf zur Seite, umfasste die Knie mit den Händen und atmete verstohlen durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Er bemerkte es trotzdem. Aber er war anständig genug, nichts dazu zu sagen.

Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, antwortete er endlich auf meine Bemerkung. Er wackelte mit den Augenbrauen und leckte sich über die vollen, wie zum Küssen gemachten Lippen. »Ich überrasche fast jeden.« Soso, seine sarkastische Seite.

»Also ist Gärtnern dein Hobby?«

Er nickte. »Si. Ich sehe gern schönen Dingen beim Wachsen zu. Und ich esse gern, was ich angebaut habe.« Stolz mischte sich in seinen Ton. Dieses Hobby schien dem Latin Lov-ah wirklich etwas zu bedeuten, und irgendwie machte es ihn echter, ein bisschen bodenständiger.

Das Wort essen spukte mir durch den Kopf. Es erinnerte mich daran, wie er neulich gegessen hatte und wie er reagierte, als ich sagte, ich hätte Hunger. »Bist du ein Feinschmecker?«, fragte ich und spielte mit dem Blatt eines Busches, den ich nicht kannte. Alles war so exotisch und neu für meine unwissenden Augen.

Anton stand auf und schlenderte zu einem anderen Busch hinüber. »Essen ist eine Notwendigkeit. Jeder sollte was zu essen haben.«

»Hört sich an, als hättest du erlebt, wie es ist, nichts zu haben.«

Er spannte den Kiefer an und kniff die Lippen zusammen. Bingo!

»Erzählst du mir, warum du erstarrst, wenn ich dich anfasse, auch wenn ich es nur nett meine? Obwohl ich dich auch gern anders anfassen würde. Wenn du wolltest.« Seine Augen funkelten eindringlich und bewiesen, dass er mich tatsächlich genauso anziehend fand wie ich ihn. Aber es sollte einfach nicht sein.

Wir wanderten weiter durch die Reihen von Blumen und Sträuchern. Ich ignorierte seine Frage und die Bemerkung darüber, wie attraktiv er mich fand. »Was ist das?« Ich zeigte auf einen Strauch mit leuchtend gelben, flauschigen Kugeln und farnartigen, dunkelgrünen Blättern.

»Eine Süße Akazie. Sie blüht das ganze Jahr über, aber nicht anfassen …«, sagte er in dem Augenblick, als ich die gelbe Blüte berührte und von den Dornen gepikst wurde.

»Aua!« Ich zog meinen Finger weg und wedelte damit in der Luft herum. Er schnappte ihn und steckte ihn sich in den Mund. In diesem Moment passierten drei Sachen auf einmal.

Erstens wurde in meinem Bauch ein Feuer entfacht, das alle möglichen Gelüste und Bedürfnisse weckte, so dass es zwischen meinen Schenkeln ganz feucht wurde.

Zweitens schlang sich ein unheimliches, nagendes Angstgefühl um meinen gesamten Körper, das mich völlig bewegungsunfähig machte.

Drittens wurde mir schwarz vor Augen. Als ich sie öffnete, war ich wieder dort. An der verdammten Mauer.

Kapitel 4

»Du hältst dich wohl für was Besonderes?« Aarons Worte sind schneidend und boshaft und voller Gift.

Ich schüttle den Kopf und versuche, ihn zu beruhigen. »Überhaupt nicht.« Das ist die Wahrheit, aber seiner Reaktion nach zu urteilen sieht er das anders.