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Charlie Chaplin gilt als der erste Weltstar der Geschichte. Über 1000 Bücher über sein Leben sind bereits erschienen – und das weltweit in fast 100 Sprachen. Man kann getrost behaupten, dass der »Mythos Chaplin« eine zeitlose Strahlkraft besitzt. Dennoch hat sich bisher kein Buch den Erfolgsgeheimnissen Chaplins gewidmet, so aufbereitet, dass sie sich zur Anwendung für erfolgsinteressierte Menschen eignen. Dieses Ziel verfolgt das Buch. Eine kurze Chaplin-Biografie am Anfang des Buches gibt einen Eindruck davon, welche Leistungen er vollbracht hat und mit welchen Filmen er über viele Jahrzehnte hinweg zum Weltstar wurde. Ausgehend von dieser Biografie werden einzelne Schlüsselepisoden aus Chaplins Leben herausgegriffen und die dahinter liegenden Erfolgsfaktoren extrahiert. Doch damit nicht genug: Jeder einzelne Erfolgsmechanismus wird noch einmal als ultimativer Erfolgstipp zusammengefasst und so für das Leben aller Leser anwendbar gemacht. Insgesamt wurden 60 Prinzipien herausgearbeitet, die in verschiedenen Lebensbereichen und -situationen hilfreich sind. Fast 50 Jahre nach Chaplins Tod schließt dieses Buch eine Lücke und gibt den bisher umfassendsten und tiefsten Einblick in die Gedankenwelt und die persönlichen Erfolgsstrategien von Charles Chaplin.
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Seitenzahl: 213
Veröffentlichungsjahr: 2024
Markus Leyacker-Schatzl
Charlie Chaplin
Charlie Chaplin
ERFOLGSGEHEIMNISSE einer LEGENDE
Markus Leyacker-Schatzl
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
Wichtiger Hinweis
Zum Zweck der besseren Lesbarkeit und um die Kraft in Chaplins Lebensgeschichte und die Essenz seiner Erfolgsstrategien zu bewahren, wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
Originalausgabe, 1. Auflage 2024
© 2024 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
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Redaktion: Anne Büntig-Blietzsch
Korrektorat: Anke Schenker
Umschlaggestaltung: Sabrina Pronold
Umschlagabbildungen: Umschlagvorderseite: CHARLIE CHAPLIN as himself circa 1915 Portrait by WITZEL, L.A. Masheter Movie Archive / Alamy Stock Photo; Umschlagrückseite: Chaplin Archives, Copyright © Roy Export S.A.S and/or Roy Export Co. Ltd. Used with permission.
Fotos im Bildteil: Photos from the Chaplin Archives, Copyright © Roy Export S.A.S and/or Roy Export Co. Ltd. Used with permission.
Satz: ZeroSoft, Timisoara
eBook:ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-808-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-579-6
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-580-2
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Dieses Buch ist Charles Chaplin gewidmet, dessen Lebenswerk und Vermächtnis weit über seine filmischen Meisterwerke hinausgeht.
Ich werde diesen Moment nie vergessen. Plötzlich bin ich auf einen Schatz gestoßen. An einem Ort, an dem ich nie damit gerechnet hätte. Ein Schatz, der den Beginn einer spannenden und faszinierenden Reise bedeutete und der mein Leben veränderte.
Als Kind sah ich mit meinen Großeltern ein paar alte Chaplin-Kurzfilme und amüsierte mich über das hektische Gerenne und den Klamauk. Ein paar Jahre später konnte ich mit diesen scheinbar oberflächlichen Filmchen jedoch nichts mehr anfangen.
Kurz nach meinem 20. Geburtstag lief im Fernsehen Chaplins Film Der große Diktator. Es war einen Tag nach Weihnachten 1997, draußen fielen dicke Schneeflocken, und ich saß staunend vor unserem alten Röhrenbildfernseher. Wie konnte es sein, dass der »Stummfilmclown« Charlie Chaplin ein solch filmisches Meisterwerk erschaffen hatte?
Ich konnte es mir nicht erklären.
Kurz nach Silvester stöberte ich in einem Buchgeschäft. Dort entdeckte ich ein dickes schwarzes Buch mit der Silhouette Chaplins darauf: Chaplin. Sein Leben, seine Kunst. Der Name des Autors – David Robinson – sagte mir nichts, aber ich konnte es nicht glauben, dass jemand mehr als 860 Seiten über einen Schauspieler schreiben konnte, der vor über 100 Jahren geboren worden war und der mit scheinbar dümmlichem Klamauk berühmt wurde.
Ich dachte an Chaplins flammende Schlussrede in Der große Diktator – sein Appell für Freiheit und Menschlichkeit hallte in meinen Gedanken nach. Hätte ich diese Rede nicht gehört, so hätte ich das Buch wahrscheinlich achselzuckend zurück ins Regal gestellt. Doch Chaplins Worte hatten mich berührt, und ich begann, in dem Buch zu schmökern.
Die Fülle an Informationen und Details schien überwältigend, und doch lasen sich die ersten Seiten wie der Beginn einer faszinierenden Lebensgeschichte. Ich fühlte mich elektrisiert und kaufte das Buch.
In diesem Moment konnte ich nicht ahnen, dass dieser Tag der Beginn einer Reise war, die 15 Jahre dauern sollte – und dieses Buch war mein Reiseticket.
Zu Hause angekommen, verschlang ich es förmlich. In den Momenten, in denen ich kurz aufblickte, um das Gelesene zu verarbeiten, blickte ich in die verschneite Landschaft. Das war Anfang des Jahres 1998, und ich war dabei, meinen Lebensweg zu finden. Einerseits versuchte ich, mein Studium (Jus/Jura) ehrgeizig zu verfolgen, auf der anderen Seite stand ich kurz davor, mein erstes Unternehmen zu gründen und ein Hobby zum Beruf zu machen.
Während ich auf die verschneiten Bäume blickte und die Worte dieses Buches nachwirkten, verspürte ich die Faszination für Chaplins Werk und eine tiefe Verbundenheit mit ihm als Mensch. Seine Herausforderungen berührten mich, seine Gedanken und Erfolge inspirierten mich.
Zu Recht gilt David Robinsons Werk Chaplin. Sein Leben, seine Kunst bis heute als das umfangreichste Buch über Charlie Chaplin. The Times in London schrieb sogar darüber: »Wenn Sie noch mehr wissen möchten, als Sie in diesem Riesenwerk finden […], dann sind Sie absolut wahnsinnig.«
Doch ich wollte mehr wissen. Viel mehr. Aber nicht jedes historische Detail, sondern ich wollte alles über Chaplin als Mensch erfahren – über seine Persönlichkeit und sein Mindset. Ich wollte die Antwort auf die Frage finden, wie ein Junge aus den Londoner Slums, der weder lesen noch schreiben konnte, zum ersten Weltstar der Geschichte und zur unsterblichen Legende werden konnte.
So begann meine Reise zu Chaplin, die über 15 Jahre dauern sollte. 15 Jahre, in denen ich sein Werk studierte, alles über ihn als Schauspieler, Filmemacher, Komponisten und Mensch las und recherchierte. Weit über 1.000 Bücher widmen sich bisher Chaplins Leben und Werk. Seit fast 100 Jahren erforschen Filmhistoriker jeden Aspekt seines Werkes. Aber kein Historiker oder Autor machte sich jemals zuvor auf die Suche nach dem wahren Schatz – dem größten Vermächtnis von Charlie Chaplin: dem Geheimnis seines Erfolges.
Ich analysierte sein Lebenswerk und sein Mindset bis ins Detail, um die Essenzen seines Welterfolges und seiner Größe als Mensch zu entdecken. Diese Reise hat mein Leben und mein Wirken geprägt, und ich habe die Antwort auf diese Frage gefunden.
Diesen kostbaren Schatz möchte ich nun mit Ihnen teilen.
An dieser Stelle finden Sie eine Zusammenfassung von Chaplins Leben, mit den wichtigsten Stationen und Meilensteinen. Dieser kurze Überblick soll eine Einordnung der folgenden Kapitel in Chaplins Leben erleichtern. »Chaplin-kundige« Leser können ihn aber getrost überspringen.
Wer nach dem Lesen der Vita und dem Studium dieses Buches mehr über Charlie Chaplins Leben und Werk erfahren möchte, dem seien die beiden Standardwerke empfohlen: Charlie Chaplins Autobiografie Die Geschichte meines Lebens und David Robinsons großartiges Werk Chaplin. Sein Leben, seine Kunst.
Steckbrief
Charles Spencer Chaplin Jr. wurde am 16. April 1889 in London geboren und war ein Universalgenie des Films: Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Schnittmeister, Komponist und Filmproduzent zugleich. Chaplin gilt als erster Weltstar des Kinos und zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Filmgeschichte.
Seine bekannteste Rolle ist die des »Tramps«, die von ihm erfundene Figur des Vagabunden mit Zweifingerschnurrbart, übergroßer Hose und Schuhen, enger Jacke, Bambusstock in der Hand und zu kleiner Melone auf dem Kopf. Die Figur vereinte kindlich-frechen Charme mit der Würde eines Gentleman – so wurde der Tramp zur Filmikone.
Charakteristisch für Chaplins Filme wurde die enge Verbindung zwischen Slapstick, tiefsinniger Komödie, philosophischen Ansätzen und ernsten bis tragischen Elementen.
Er begann seine Karriere schon als Kind mit Auftritten in den Londoner Music Halls. Als Komiker in den frühen Stummfilmkomödien feierte er bald große Erfolge und erarbeitete sich als beliebtester Stummfilmkomiker seiner Zeit nach und nach künstlerische und finanzielle Unabhängigkeit.
1918 gründete er sein eigenes Filmstudio und ein Jahr später – zusammen mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks und D.W. Griffith – die Filmgesellschaft United Artists.
Charlie Chaplin gehörte zu den Gründervätern der US-amerikanischen Filmindustrie – der Traumfabrik Hollywood.
Er wurde aufgrund seiner Filme und auch seines Privatlebens der Nähe zum Kommunismus verdächtigt, und es wurde ihm nach einem Auslandsaufenthalt 1952 die Rückkehr in die USA verweigert.
Er fand mit seiner Familie in der Schweiz ein neues Zuhause – im Manoir de Ban, in Vevey – und setzte seine Arbeit in Europa fort.
Seinen ersten Oscar erhielt er 1929 für seinen Film The Circus, den zweiten 1972 für sein Lebenswerk.
1973 bekam er den Oscar für die beste Filmmusik zu Limelight verliehen.
Charlie Chaplin war viermal verheiratet und hatte elf Kinder.
Charles Chaplin wurde in London als Sohn von Charles Chaplin Sr. (1863–1901) und Hannah Harriet Hill (1865–1928) geboren. Beide waren Künstler an den britischen Music Halls, der Vater Sänger und Entertainer, die Mutter Tänzerin und Sängerin.
Kurz nach Charles’ Geburt trennten sich seine Eltern. Charles und sein vier Jahre älterer Halbbruder Sydney (1885–1965) wuchsen bei der Mutter auf, die ihrem Beruf ab 1896 wegen psychischer Probleme nicht mehr nachgehen konnte. Da Chaplin Sr. regelmäßig seine Unterhaltszahlungen unterließ, lebte die Familie in großer Armut und musste immer wieder in den Armenhäusern Londons Zuflucht suchen.
Der kleine Charlie bekam 1894 erstmals und ungeplant die Chance, mit einer Gesangsdarbietung selbst vor Publikum aufzutreten, als seine Mutter mitten in einer Aufführung ihre Stimme verlor und der Bühnenmanager ihn vor einem lautstarken Publikum auf die Bühne führte. Als 9-Jähriger wurde er auf Empfehlung seines Vaters für die Music-Hall-Gruppe »The Eight Lancashire Lads« engagiert. Während der Tourneen der Lancashire Lads erhielt Chaplin Kost und Logis sowie eine einfache Schulbildung.
Chaplins Vater starb 1901 an den Folgen seiner Alkoholsucht, Sydney sorgte nun für den Unterhalt von Bruder und Mutter, die mehrfach in Irrenanstalten eingeliefert und 1905 für geisteskrank erklärt wurde.
Chaplin war fast gänzlich auf sich allein gestellt, wurde mit seinem Halbbruder als 6-Jähriger erstmals in ein Waisenhaus gesteckt, trieb sich oft hungernd auf den Straßen Londons herum und lernte das unterste soziale Milieu kennen, das er genau beobachtete.
Bereits mit 13 Jahren verließ er endgültig die Schule. Er verdingte sich als Laufbursche, Zeitungsverkäufer, Drucker, Spielzeugmacher und Glasbläser, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Nach Ende seiner Verpflichtung bei den Lancashire Lads fand Chaplin kleinere Engagements an den Londoner Bühnen. Im Sommer 1903 spielte er in dem wenig erfolgreichen Theaterstück Jim, A Romance of Cockayne seine erste größere Rolle, für die er erste gute Kritiken erhielt. Es folgte die Rolle des Laufburschen Billy in der von William Gillette verfassten Bühnenversion von Sherlock Holmes. Diese Inszenierung wurde ein großer Erfolg. Chaplin ging bis 1906 insgesamt vier Mal mit diesem Theaterstück auf Tournee.
Auch Sydney Chaplin wirkte in dem Ensemble mit, verließ die Theatertruppe aber wieder, als er beim erfolgreichen Theaterproduzenten Fred Karno unter Vertrag genommen wurde. Charles folgte seinem Bruder und unterschrieb 1908 einen Zweijahresvertrag bei Fred Karno.
Bei Fred Karno, der die Tradition der komischen Pantomimenspiele fortführte, stieg Chaplin schnell zu einem der Hauptdarsteller auf. Sein erster Erfolg bei Karno war die Rolle des Trunkenbolds in dem Stück Mumming Birds. 1910 übernahm Chaplin die Hauptrolle in der Neuproduktion Jimmy the Fearless. Fred Karno bot Chaplin daraufhin an, mit einem Ensemble auf eine Tournee durch Nordamerika zu gehen – von Juni 1910 bis Juni 1912 spielte die Truppe in den Vereinigten Staaten und Kanada.
Zurück in London begeisterte vor allem Chaplins Rolle in A Night in an English Music Hall, einer Wiederaufführung von Mumming Birds, das Publikum und die Presse gleichermaßen.
Nach einigen Monaten in Europa schickte Karno sein Ensemble mit Chaplin für eine zweite Tournee nach Amerika. Diese Tournee verlief allerdings nicht so erfolgreich wie die erste, Chaplin erhielt in diesen Tagen ein Telegramm, das er zuerst als Einladung zur Nachlasseröffnung seiner New Yorker Großtante missdeutete.
Chaplin reiste für einen Tag zurück nach New York – statt einer Testamentseröffnung handelte es sich jedoch um ein Angebot von Mack Sennetts Keystone Studios. Am 25. September 1913 unterschrieb Chaplin schließlich einen Vertrag, mit dem er sich für ein Jahr als Filmschauspieler verpflichtete. Chaplin wurde vertraglich ein Gehalt von 150 Dollar in der Woche zugesagt. Er verließ im November 1913 die Karno-Truppe.
Anfang Januar 1914 trat Chaplin seine neue Stelle in den Keystone Pictures Studios von Filmproduzent Mack Sennett an. In den ersten Wochen hatte er große Probleme, mit den chaotischen und improvisierten Arbeitsbedingungen bei Keystone zurechtzukommen. Chaplin war von seiner Zeit bei Fred Karno monatelanges Proben an den Sketchen gewohnt, bis jede Geste und jede Pointe perfekt saß. Mack Sennett dagegen arbeitete fast immer ohne Drehbuch, es wurde spontan improvisiert, und seine Produktionen wurden schnell abgedreht. Der Star der Truppe war Ford Sterling, dessen wilde Grimassen in einem krassen Gegensatz zu Chaplins eher subtiler Komik standen.
Erst Ende des ersten Monats wurde Chaplin in einem Film eingesetzt – es war der Einakter Making a Living, der unter der Regie von Henry Lehrman entstand, der auch den Helden der Geschichte spielte. Chaplin war der Bösewicht, dessen Auftreten an seinen Charakter aus dem Karno-Stück A Night in an English Music Hall erinnerte.
Chaplin war unzufrieden mit dieser Rolle und entwickelte für die folgenden Filme eine neue Figur. Der Legende nach lieh er sich ein altes Paar Schuhe von Ford Sterling und eine übergroße Hose von Roscoe »Fatty« Arbuckle, eine Melone von Arbuckles Schwiegervater, eine zu kleine Jacke von Charles Avery und den falschen Schnurrbart von Mack Swain. Der »Tramp« trat erstmals Anfang Februar 1914 in den Filmen Kid Auto Races at Venice und Mabel’s Strange Predicament auf.
Nachdem es zwischen dem Jungschauspieler Chaplin und den bereits erfahrenen Regisseuren immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten kam, versuchte Mack Sennett, Chaplin in einem von Mabel Normand inszenierten Filmen einzusetzen. Als es bei den Dreharbeiten zu einem Eklat zwischen ihm und Mabel Normand kam, glaubte Chaplin bereits, dass seine Tage bei Keystone gezählt waren. Doch die große Publikumsnachfrage nach Filmen mit Chaplin zwang Mack Sennett, ihm weiterhin freie Hand zu gewähren.
Chaplin wollte endlich selbst bei einem Film Regie führen, womit Sennett nicht einverstanden war, da er im Falle eines Flops nicht auf den Produktionskosten sitzen bleiben wollte. Als Chaplin sich bereit erklärte, notfalls mit seinen Ersparnissen die Kosten zu tragen, gab Mack Sennett nach. Sein Regiedebüt Caught in the Rain wurde am 4. Mai 1914 veröffentlicht und avancierte zu einem der bis dahin erfolgreichsten Filme von Keystone. In den letzten sechs Monaten seines Vertrages mit Keystone führte Chaplin mit nur einer Ausnahme bei allen seinen Auftritten selbst Regie.
Im Juni 1914 liefen die ersten Keystone-Filme mit Chaplin in Großbritannien an, und er wurde von der heimischen Presse gefeiert. Angesichts seines rasant gestiegenen Marktwertes forderte Chaplin von Sennett 1.000 Dollar pro Woche bei einer Fortsetzung des Vertrages. Es kam aber zu keiner Einigung, sodass Chaplins Vertrag bei Keystone Ende des Jahres 1914 nach 35 Filmen beendet wurde.
Er benötigte nun einen gemächlicheren Drehplan und mehr Freiheiten, die ihm Zeit lassen würden, sich mit der Psychologie seiner Filmfigur besser vertraut zu machen und sich darauf zu konzentrieren, die Qualität jedes einzelnen Films zu verbessern. Ebenso sehnte er sich nach gelegentlichen Verschnaufpausen, um wenigstens ein wenig Privatleben zu genießen.
Im November 1914 unterzeichnete Charles Chaplin einen Vertrag bei der Essanay Film Manufactoring Company, die ihm neben einer wöchentlichen Gage von 1.250 Dollar eine einmalige Zahlung über 10.000 Dollar garantierte.
Chaplin drehte im Januar 1915 seinen ersten Film His New Job in den veralteten Essanay-Studios in Chicago. Danach zog er aber zurück nach Kalifornien – ins dortige Essanay-Studio – und stellte seine eigene Stammbesetzung zusammen. Auf der Suche nach einer weiblichen Hauptdarstellerin entdeckte Chaplin die 19-jährige Edna Purviance, die schließlich in 35 seiner Filme mitspielte und mit der er bis 1917 auch privat liiert war.
Chaplin fokussierte sich zunehmend auf die Rolle des Vagabunden, der in seinem sechsten Essanay-Film The Tramp sogar zum Titelhelden wurde. Während in den frühen Filmen Chaplins der Slapstick überwog, zeigten sich in A Jitney Elopement und The Tramp romantische Elemente, die in The Bank sogar in einen traurigen Schluss mündeten.
Die ersten sieben Filme für Essanay entstanden in nur vier Monaten, doch in den folgenden Monaten versuchte Chaplin, seine Unabhängigkeit als Produzent durchzusetzen, indem er sich von der üblichen Fließbandmethode verabschiedete und sich deutlich mehr Zeit für die nächsten Projekte nahm. Seine letzten beiden von insgesamt 15 Filmen für Essanay wurden erst im Lauf des Jahres 1916 veröffentlicht, als Chaplin bereits bei der Mutual Film Corporation unter Vertrag stand.
Der neue Vertrag mit Mutual, der ihm ein wöchentliches Gehalt von 10.000 Dollar zuzüglich eines Bonus von 150.000 Dollar bei Vertragsabschluss garantierte, machte Chaplin zu einem der bestbezahlten Schauspieler. Seine Popularität wuchs von Film zu Film. Als er Ende Februar 1916 zur Vertragsunterzeichnung mit dem Zug nach New York fuhr, warteten riesige Menschenmengen auf die Ankunft des Stars.
Für Chaplin wurde in Los Angeles eigens ein neues Studio eingerichtet. Edna Purviance und andere folgten Chaplin von Essanay zu Mutual, unter anderen Kameramann Rollie Totheroh, der bis 1952 Chaplins wichtigster Kameramann blieb. Das Ensemble vervollständigten Albert Austin und der hünenhafte Eric Campbell, der in den meisten Filmen den Bösewicht spielte. Im Laufe des Jahres wurde die Crew durch Henry Bergman ergänzt, der als vielseitig einsetzbarer Nebendarsteller und Assistent Chaplin bis zu seinem Tod im Jahr 1946 begleiten sollte.
Chaplins Vertrag mit Mutual sah vor, dass innerhalb von zwölf Monaten zwölf Filme produziert werden sollten. Tatsächlich wurden aber nur die ersten acht Filme in dieser Zeit fertiggestellt, für die letzten vier benötigte Chaplin dann insgesamt zehn Monate. Einige der Mutual-Filme werden heute zu Chaplins besten Filmen gezählt.
Während Chaplin mit der Rollschuhbahn in The Rink und einer Rolltreppe in The Floorwalker erneut das komische Potenzial ungewöhnlicher Schauplätze aufzeigte, gilt The Pawnshop als ein Musterbeispiel für Chaplins »Komik der Transposition«, in der Gegenstände eine völlig neue Funktion einnahmen. Seine bekanntesten Filme aus der Zeit bei Mutual sind Easy Street und die Tragikomödie The Immigrant.
Für Aufsehen sorgte Ende des Jahres 1916 die nichtautorisierte Biografie Charlie Chaplin’s Own Story, deren Erscheinen nur mithilfe der Gerichte verhindert werden konnte. Gleichzeitig musste sich Chaplin gegen zahlreiche Nachahmer und Imitatoren wehren und verklagte mehrere Filmstudios, die mit Chaplin-Imitatoren Filme produziert hatten.
Nach Ablauf seines Vertrags mit Mutual suchte Charles Chaplin eine neue Produktionsgesellschaft, die ihm nicht nur die finanzielle, sondern auch die zeitliche Unabhängigkeit für die Produktion seiner Filme ermöglichte. Sydney Chaplin, der seit dem Herbst 1915 als Manager für seinen Bruder Charlie tätig war, fand diesen Partner in der First National, die mit der Verpflichtung Chaplins gegen die marktbeherrschende Position von Paramount Pictures antreten wollte. Es wurde ein Vertrag über acht Filme abgeschlossen, für die First National bereits vorab die Rekordsumme von mehr als 1 Million Dollar zahlte. Charlie Chaplin wurde sein eigener Produzent, behielt die Rechte an seinen Filmen und ließ in Hollywood ein Studio nach seinen eigenen Vorstellungen errichten.
Am 15. Januar 1918 begannen die Dreharbeiten zu A Dog’s Life, die erst nach zwei Monaten beendet wurden. Direkt nach Abschluss ging er gemeinsam mit seinen Freunden und Kollegen Douglas Fairbanks und Mary Pickford auf eine Tournee durch die USA, um für den Kauf von Kriegsanleihen zu werben. Chaplins nächster Film The Bond sollte dann auch ein Werbefilm für Kriegsanleihen werden. Chaplin arbeitete damals noch immer ohne Drehbuch, und nach einigen Mühen bei der Entwicklung der Handlung entstand schließlich Shoulder Arms, der zu einem der größten finanziellen Erfolge in seiner Karriere wurde.
Privat hatte Chaplin weniger Glück. Anfang des Jahres 1918 hatte er die gerade 16 Jahre alte Schauspielerin Mildred Harris kennengelernt. Chaplin und Harris heirateten am 23. September 1918. Der unglückliche Verlauf der Ehe lähmte Chaplins Kreativität und Schaffenskraft, die Dreharbeiten für die nächsten beiden Filme Sunnyside und Charlie’s Picknick verzögerten sich und wurden öfter unterbrochen. Am 7. Juli 1919 kam Chaplins Sohn Norman Spencer zur Welt, der aber drei Tage nach der Geburt starb.
Chaplins Schaffenskrise endete, als er in einem Theater den 4-jährigen Jackie Coogan entdeckte. Chaplin entwickelte sein neues Filmprojekt The Kid, in dem Jackie an seiner Seite spielen sollte. Chaplin erkannte, dass dieser Film deutlich länger als seine bisherigen Werke werden sollte.
Um First Nationals Wunsch nach der baldigen Veröffentlichung eines neuen Chaplin-Films zu erfüllen, griff er während einer Produktionspause von The Kid auf das noch unveröffentlichte Material von Charlie’s Picknick zurück, drehte einige neue Szenen und veröffentlichte schließlich im Dezember 1919 A Day’s Pleasure, einen Zweiakter, der in der Tradition seiner Filme bei Essanay und Mutual stand.
Voller Eifer setzte Chaplin die Arbeiten an The Kid fort. Während er ganz in die Arbeit versunken war, wurde er von der Scheidungsklage seiner Ehefrau Mildred überrascht. Da Mildred eine Abfindung über 100.000 Dollar ablehnte, drohte die Beschlagnahmung und Pfändung des nach einem Jahr endlich fertiggedrehten Films. Im August 1920 wurden daraufhin die gesamten Negative von The Kid heimlich nach Salt Lake City geschafft, wo Chaplin inkognito in einem Hotel einen ersten Rohschnitt anfertigte. Kurz darauf begann der Scheidungsprozess, der mit einer gütlichen Einigung endete. Der Premiere von The Kid am 6. Januar 1921 stand nun nichts mehr im Wege. Es war Chaplins erster Langfilm und wurde zu einem Riesenerfolg, der in den nächsten drei Jahren in rund 50 Ländern vertrieben wurde.
Da sich First National bei der Bezahlung Chaplins für The Kid wenig kooperativ gezeigt hatte, wollte Chaplin seine vertraglichen Verpflichtungen so schnell wie möglich erfüllen und seinen Vertrag beenden, da er inzwischen als Mitbegründer von United Artists einen eigenen Filmvertrieb besaß. Innerhalb von fünf Monaten entstand der Film The Idle Class. Die Dreharbeiten für Pay Day unterbrach Chaplin schon kurz danach, um im September 1921 zu einer Europareise zu starten. Diese führte ihn erstmals seit neun Jahren wieder in seine Heimat London. Chaplin wurde von der Begeisterung der Menschen überwältigt und hielt seine Erfahrungen in dem Buch My Trip Abroad fest.
Im November 1921 setzte er seine Arbeit an Pay Day fort, der sein letzter Zweiakter werden sollte. Chaplins letzter Film für First National, der Vierakter The Pilgrim, wurde in der Rekordzeit von nur 42 Drehtagen fertiggestellt. Erneute Streitigkeiten mit First National über die Vermarktung verzögerten aber die Premiere bis zum Februar 1923.
Bereits im Januar 1919 hatten Chaplin, die Schauspieler Douglas Fairbanks und Mary Pickford sowie der Regisseur D. W. Griffith beschlossen, einen unabhängigen Filmverleih zu gründen, um so einem drohenden Monopol der etablierten Studios entgegenzutreten. Chaplin war wie gesagt Gründungsmitglied und einer der vier Gesellschafter von United Artists. Nachdem sein Vertrag bei der First National ausgelaufen war, konnte Chaplin endlich seinen ersten Film für United Artists in Angriff nehmen und erfüllte sich den lang gehegten Wunsch, einen ernsten, dramatischen Film zu drehen. Der Film sollte außerdem Edna Purviance in ihrer ersten Hauptrolle eine neue Karriere eröffnen, da Chaplin sie nicht mehr als eine ideale Komödienpartnerin betrachtete.
Chaplin entwickelte die in Paris angesiedelte Geschichte des Liebesdramas A Woman of Paris, die er von November 1922 bis Juni 1923 mit Edna Purviance und Adolphe Menjou in den Hauptrollen drehte. Chaplin selbst war nur in einem wenige Sekunden dauernden Cameo-Auftritt als Gepäckträger zu sehen. Während der Produktionszeit des Films stand Chaplins Beziehung mit der Schauspielerin Pola Negri im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, die jedoch nur wenige Monate dauerte.
Die Premiere von A Woman of Paris am 1. Oktober 1923 wurde von den Kritikern gefeiert. Das von Chaplin mühsam entwickelte subtile Spiel der Protagonisten wurde als »Innovation« verklärt und dadurch zum Vorbild zahlreicher Filmregisseure der späten 1920er Jahre. Das Publikum konnte sich jedoch mit dem für Chaplin untypischen Melodram nicht anfreunden. Der Film wurde zwar kein Flop, aber war doch weniger erfolgreich als Chaplins Filme mit dem Tramp.
Um einen größeren Skandal abzuwenden, heiratete er 1924 die 16-jährige Lita Grey, die für seine nächste Produktion The Gold Rush als seine Filmpartnerin vorgesehen war. Lita war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Zwei Söhne wurden geboren – Charles Chaplin Junior (1925) und Sydney Earle (1926) –, bevor die Ehe 1927 in einem aufsehenerregenden Prozess geschieden wurde. The Gold Rush, die Tragikomödie über die Ära des Goldrausches, wurde einer von Chaplins größten Erfolgen, und er selbst sagte: »[…] mit diesem Film möchte ich in Erinnerung bleiben.«
Im Jahre 1928 drehte Chaplin die Komödie The Circus, der als Klassiker in seinem Werk gilt. Die Dreharbeiten waren von zahlreichen Problemen und Katastrophen überschattet.
Ende der 1920er Jahre – inmitten der Weltwirtschaftskrise – fand die Ära des Stummfilms in Hollywood ihr Ende. Das führte zu drastischen Umbrüchen in Hollywood. Die meisten Slapstick-Komiker der Stummfilmzeit waren plötzlich nicht mehr gefragt.
Trotz Warnungen seiner Kollegen drehte Chaplin im Jahre 1931 City Lights, einen weiteren Stummfilm, da die Figur des Tramps seiner festen Überzeugung nach nur im Stummfilm funktionieren konnte. Der Film war aber nicht gänzlich stumm – es gab eine musikalische Tonspur, die Chaplin selbst komponiert hatte. Dadurch wurde Chaplin nun erstmals auch zum Komponisten seiner Filme.
In City Lights schlüpfte Chaplin erneut in die Rolle des Tramps, der sich in einer großen Stadt in ein blindes Blumenmädchen verliebt. Die romantische Komödie mit gesellschaftskritischen Untertönen wurde ein massiver Erfolg bei Kritikern und Publikum – und das mehrere Jahre nach dem Ende der Stummfilmzeit.
1931 wurde Charlie Chaplin während der Promotion für City Lights