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Ist das wirklich möglich? In seinem Israelurlaub trifft der eher unscheinbare Oliver auf keinen Geringeren als … Jesus. Der Auferstandene ist in aller Heimlichkeit für eine Chefvisite zurückgekehrt, um hier nach dem Rechten zu sehen und „ein paar wichtige Dinge anzustoßen“. Dabei soll Oliver ihm helfen. Der folgt Jesus, und zusammen begeben sie sich auf eine verrückte Reise. Jesus verhält sich auch diesmal so völlig anders, als man es erwartet hätte: reißt eine Papst-Audienz an sich, stellt sich fundamentalistischen Demonstranten in den Weg oder sorgt mit Spontanheilungen beim Stadtbummel für reichlich Verwirrung. Und aus den unscheinbaren Begegnungen, die die beiden erleben, beginnen bald große Dinge zu entstehen. Jesus kommt für einen Kurzbesuch auf die Erde. Überraschend, witzig und mit viel Tiefgang. Der neue Roman von Albrecht Gralle.
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Seitenzahl: 248
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Albrecht Gralle
Chefvisite
Die unerwartete Rückkehr des Auferstandenen
Roman
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-96140-004-1
© 2017 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelgrafik: Dietmar Reichert
Satz: Brendow Web & Print, Moers
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
www.brendow-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Teil I – Fahren
1
2
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4
5
6
7
8
9
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Teil II – Gehen
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Teil III – Sitzen
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Teil IV – Aufstehen
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27
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29
30
31
Nachbemerkung
Weitere Bücher
Wir fuhren von Tel Aviv nach Jerusalem mit einem Leihwagen. Ein guter Freund von uns heiratete dort, und wir waren zur Hochzeit eingeladen. Vor ungefähr zwanzig Jahren waren meine Frau und ich schon einmal in Israel gewesen. Ich war gespannt, wie sich das Land verändert hatte.
Tel Aviv wie eh und je: eine moderne internationale Stadt mit allem, was dazugehört. Pulsierendes Leben. Inzwischen waren eine Menge Hochhäuser dazugekommen und die latente Angst vor Anschlägen. Dann: Jerusalem. Geschäftig, durchweht von Geheimnissen. Die Altstadt: eng und laut und voller Gerüche.
An einem Schabbat, Ende September, geschah es. Eine mörderische Hitze lastete tagsüber auf der Stadt, obwohl die heiße Zeit ja schon vorbei war. Ich konnte nicht schlafen, und da unser Freund in der Nähe des Ölbergs wohnte, stand ich auf, um mir die Beine zu vertreten und etwas kühle Luft zu genießen. Natürlich nahm ich den Schlüssel mit und schloss die Haustür ab. In Israel musste man mit allem rechnen.
Es war nicht mehr ganz dunkel, der Himmel hatte eine fahle Färbung angenommen, und ich konnte in dem Dämmerlicht den Weg schon gut erkennen. Hinter einer Wolkenbank ahnte ich den Sonnenaufgang. Die Luft fühlte sich angenehm kühl an, eine Wohltat nach der schweißtreibenden Nacht.
Ich ging den Trampelpfad, der neben dem Haus vorbeiführte, nach oben. Ein paar Hunde jaulten um die Wette, und eine Polizeisirene schrillte weit entfernt durch die Stadt.
Inzwischen war es heller geworden. Plötzlich blieb ich stehen, ich hatte ein Geräusch gehört und versteckte mich hinter einer der wild wachsenden Akazien.
Da sah ich einen Mann den Berg herabkommen. Ich traute meinen Augen nicht. Er war vollkommen nackt. Vor einem der Häuser blieb er stehen, öffnete ein Tor und nahm sich von einer Wäscheleine eine Hose und ein Hemd herunter, die er in aller Ruhe anzog.
Als er weiterging, sah ich, dass auf der Leine nichts fehlte.
Ich zwinkerte mit den Augen. Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht.
Der Mann ging jedenfalls weiter und kam direkt auf mein Versteck zu. Ich wich zurück und bekam Angst.
Er blieb vor mir stehen und sagte: „Du brauchst keine Angst zu haben! Wahrscheinlich wunderst du dich, woher ich komme, was? Ein nackter Mann, der vom Ölberg heruntersteigt! Und ich kann übrigens nicht nur Brote vermehren, sondern auch Hosen und Hemden.“
„Ja“, nickte ich, „ich habe mich … ahm … gewundert“, und überlegte fieberhaft, wie ich möglichst schnell von hier verschwinden könnte. Gleichzeitig hielt mich irgendetwas fest. Ich war erstaunt, dass er Deutsch mit mir sprach. Und seine Stimme war so freundlich und gleichzeitig sehr bestimmend und präzise, eine seltsame Mischung. Seine Augen blickten mich an, als hätte er sich seit zwanzig Jahren nach mir gesehnt und wäre froh, mich endlich zu treffen. Meine Angst verschwand.
„Es war mal wieder soweit“, fuhr er fort. „Ich bin zurück.“
„Aha“, sagte ich und setzte gleich hinzu: „Und woher … woher kommen Sie?“
„Du kannst mich duzen“, sagte er lächelnd. „Ich heiße Jeschua.“
Ich stellte mich mit Oliver Sanders vor und wiederholte meine Frage: „Also, woher kommst du?“
Er deutete nach oben. „Aus dem Himmel, obwohl er ja nicht oben ist. Er ist um uns herum und liegt gleich um die Ecke. Die ganze Erde ist ja erfüllt mit seiner Herrlichkeit.“
„Aus dem Himmel“, wiederholte ich nicht gerade geistreich und blickte auf seine nackten Füße. „Ist es nicht ein bisschen steinig, hier barfuß zu gehen?“
„Oh, das macht mir nichts“, wehrte er ab. „Ich habe keinen zerbrechlichen Körper mehr. Das war nur beim ersten Mal so. Ich kann auch durch Wände gehen, wenn es sein muss. Dieser Körper ist eine deutliche Verbesserung. Du wirst selbst einmal so einen erhalten, wenn du auferstehst und eintauchen wirst in die vollkommene Freude! Keine Kopfschmerzen, keine Gicht, kein Rheuma, kein Durchfall und nie mehr Muskelkater.“
Ich blickte ihn an, und in seinem Blick lag so viel Freude und Zuwendung, dass in mir der Verdacht aufstieg, es könnte tatsächlich Jesus sein. Zumindest war Jeschua die hebräische Form davon.
„Du bist …?“, fragte ich vorsichtig weiter.
„Ja, ich bin es. Gehen wir in die Altstadt. Ich mag die Atmosphäre, wenn die Stadt erwacht und man den ersten Kaffee zusammen trinkt.“
Er ging tatsächlich völlig entspannt über den Schotter. Als ob er Hobbit-Füße hätte mit einer dicken Hornschicht unter der Fußsohle.
„Darf ich dich mal … anfassen?“, fragte ich.
„Bitteschön.“
Ich berührte vorsichtig seinen Unterarm. Er fühlte sich deutlich wärmer an als 37 Grad, und es war mir, als ob etwas wie eine sanfte Kraft durch meine Finger floss.
„Da kommt kein Messer durch, keine Kugel, nicht einmal eine Atomexplosion könnte diesem Körper etwas anhaben“, sagte Jeschua.
Ich strich über seinen Bart, und er knisterte, als ob er elektrisch aufgeladen wäre.
„Es fühlt sich nach sehr viel Kraft und Energie an“, sagte ich.
„Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft“, zitierte er und fügte hinzu: „Wenn ich will, kann dieser Körper so hart wie ein Diamant werden oder so durchlässig wie Radiowellen.“
Als wir in die engen Gassen Jerusalems eintauchten, fingen die Händler gerade an, ihre Waren auszubreiten. Eine Gruppe von jungen Männern hing vor einem großen Gebäude herum. Vielleicht suchten sie Arbeit. Hinter einer Biegung sahen wir ein Café. Ein Mann mit einem dünnen Kinnbart und einem Burnus um den Kopf nickte uns zu und winkte uns heran.
Jeschua sprach mit ihm arabisch und bestellte uns zwei Tassen Kaffee und eine Schale mit Nüssen. Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz vor sieben.
Der Kaffee war stark, schwarz und heiß.
Jeschua schien ihn zu mögen.
„Aber wieso kannst du essen und trinken mit diesem himmlischen Körper?“, fragte ich leise, um jedes Aufsehen zu vermeiden. „Ich dachte, im Himmel sei alles irgendwie ätherisch, leicht, luftig und so weiter.“
„Der Himmel ist härteste Realität“, erwiderte er. „Eigentlich die Realität an sich. Und ein himmlischer Körper schließt alles ein, was ein irdischer kann, aber er geht darüber hinaus. Das habe ich damals doch auch schon gezeigt. Ich habe nach meiner Auferstehung mit meinen Schülern Fische und Brote gegessen und habe ihnen am Tag vor der Kreuzigung versprochen, Wein mit ihnen zu trinken im Reich Gottes. Das war alles ernst gemeint.“
„Aber wie geht das? Du hast doch gesagt, es sind zwei … Wirklichkeiten?“
Jeschua lächelte. „Du willst es aber genau wissen, was?“
„So etwas interessiert mich“, sagte ich. „Was wirklich spannend ist, das sind doch immer die Details, zum Beispiel bei einem Mord oder bei der Liebe.“
„Ja, da ist etwas dran. Nun, die himmlische Wirklichkeit kann das Irdische aufnehmen und verwandeln, aber nicht umgekehrt. Mein irdischer Körper wurde ja auch aufgenommen und verwandelt. Der Tod ist verschlungen in den Sieg … Und die Geschmacksnerven eines Auferstehungskörpers sind hundertmal intensiver. Dieser Kaffee ist frisch, und die Bohnen sind erstklassig. Natürlich nichts gegen das Getränk im Himmel, das dem Kaffee ähnlich ist.“
Ich fasste es nicht: Kaffee im Himmel? Ob es dort auch Kaffeeautomaten gab? Wahrscheinlich eher nicht.
Jeschua sagte etwas zu dem Wirt, der daraufhin lachte.
„Meine Güte“, sagte ich. „Die Auferstehung! Darüber streiten sich die Theologen seit Hunderten von Jahren. Ob du geistig auferstanden bist oder symbolisch, ob dein toter Körper gestohlen wurde oder ob du wiederbelebt wurdest oder nur scheintot warst. Es gibt zig Variationen.“
„Ja, das Wort Auferstehung kann missverständlich sein“, nickte er. „Bei meiner Auferstehung wurde ja keine Leiche neu belebt. Bei mir war es eher eine Verwandlung. Aber die Evangelien erzählen das doch alles: das leere Grab, die Begegnungen im Garten oder die beiden Wanderer auf dem Weg nach Emmaus, die Szene am See Genezareth – fremd und dann doch wieder bekannt …“
„Den meisten fällt es schwer, an so etwas zu glauben“, sagte ich und fragte: „Aber warum kommst du nackt aus dem Himmel? Gibt es da keine Kleider?“
„Doch schon, aber die bewegen sich nicht nach irdischen Regeln. Sie gehorchen der Schwerkraft des Himmels, und das würde hier komisch aussehen. Sie fangen an zu flattern, wenn es hier windstill ist, weil sie sich nach deinen Stimmungen richten. Sie wechseln die Farben, wenn dir danach ist. Das würde auffallen. Auch die Engel mussten sich irdische Kleider besorgen, wenn sie auf der Erde sichtbar wurden und nicht gleich auffallen wollten.“
„Das wusste ich nicht.“
„Jedenfalls“, sagte Jeschua, „es war kein Zufall, dass du mir begegnet bist. Irgendjemand sollte alles einmal aufschreiben. Ich finde, es ist an der Zeit, dass es einen Bericht über meine Wiederkunft gibt und über andere Ereignisse, die sich anbahnen. Ich werde übrigens daran arbeiten, dass sich dieses Buch überall verbreitet.“
„Ich kann nicht schreiben“, sagte ich.
„Dann such dir jemand, der das für dich erledigt. Ich werde dir dabei helfen. Mach dir auf alle Fälle Notizen.“
„Wieso gerade ich?“, fragte ich weiter.
„Darauf werde ich nicht antworten“, sagte Jeschua. „Aber bilde dir nicht ein, dass du deshalb etwas Besonderes bist.“
Ich merkte, dass es keinen Sinn hatte, an dieser Stelle weiterzubohren und steuerte auf ein neues Thema zu: „Ich dachte immer, deine Wiederkunft geschieht mit Macht und Herrlichkeit, mit Trompeten und Posaunen, und so weiter.“
„Meine Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit steht auf einem ganz anderen Blatt. Das verborgene Reich Gottes ist noch nicht vollendet und muss noch weiterwachsen, bis die Zeit reif ist für den Durchbruch meiner letzten Wiederkunft. Das Potenzial der Menschen“, fuhr er fort, „ist noch längst nicht ausgeschöpft. Sie sind nicht so böse und so dumm, wie immer behauptet wird. Schließlich sind sie Ebenbilder Gottes. Und meine Erlösung hat viele positive Kräfte auf dieser Erde freigesetzt, Samenkörner, die ausreifen müssen. Aber ab und zu muss ich doch nach dem Rechten sehen, damit sich die Dinge im Sinne des Reiches Gottes entwickeln und sich der ganze Aufwand mit der Passionsgeschichte gelohnt hat.“
„Aber warum dann dieses ganze Gerede von der Wiederkunft?“
„Nun, es ist gut, das Ziel zu kennen, und übrigens erscheine ich jedes Mal in Macht und Herrlichkeit bei allen, die mit mir verbunden sind und sterben und damit in den Himmel entrückt werden. Ich zeige ihnen ihr neues Zuhause, wie ich es versprochen habe. Insofern ereignet sich die Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit jeden Tag bei Tausenden von meinen Freunden, wenn sie hinüberwechseln. Aber eben noch nicht so bald auf der Erde. Das braucht noch Zeit.“
„Und wieso“, fragte ich, „wussten wir nichts von deinen heimlichen Wiederkünften?“
„Oh“, sagte er lächelnd und rührte in seinem Kaffee, „ihr hättet es wissen können. Es steht alles geschrieben.“
„Wo denn?“, fragte ich.
„Zum Beispiel bei Lukas. Da gibt es eine Szene auf dem Ölberg. Die Engel sagen sehr klar und deutlich am Tag der Himmelfahrt: Ihr Leute aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird genauso wieder herabkommen, wie ihr ihn jetzt habt in den Himmel entschwinden sehen.
Da steht nichts von Pauken und Trompeten und Macht und Herrlichkeit. So still wie ich gegangen bin, genau so still werde ich immer wieder zu euch zurückkommen. Unerkannt, und nur von Einzelnen wahrgenommen. Man sollte das, was Engel sagen, wirklich einmal ernst nehmen.“
„Wann war denn deine letzte Ankunft gewesen?“
„Das vorletzte Mal vor ungefähr dreihundert Jahren. Eine Schwellenzeit in Europa: neues Denken, Freiheit des Einzelnen, der Aufschwung der Wissenschaften, Aufbrüche in den Kirchen. Dann war ich 1945 hier, als die Welt in Trümmern lag. Ich habe Hoffnung ausgesät bei Leuten, denen alles genommen worden war. Es gab viel zu tun … Fast war ich versucht, Ende der achtziger Jahre wiederzukommen, um die Ost-West-Barrieren abzubauen, aber es gelang uns auch so durch die intensive Arbeit des Heiligen Geistes – und durch Gorbatschow.“
Er blickte auf eine altmodische Uhr an der Wand und sagte: „Du musst demnächst zurück, sonst wirst du vermisst. Wir treffen uns am Samstag in einer Woche in Hannover, bei der Marktkirche gegen Mittag. Dann sehen wir weiter.“
Er reichte mir die Hand.
Ich schüttelte sie. Sie war warm und vollgepackt mit Energie. Eigenartiges Gefühl.
„Hast du denn Geld bei dir?“, fragte ich.
„Kein Problem. Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden, da werde ich wohl ein bisschen Geld auftreiben können.“
Das waren seine abschließenden Worte, die mir auf dem Rückweg in mein Quartier noch lange in den Ohren klingelten, vor allem quälte mich die Frage:
Warum leben wir in dieser chaotischen Welt, wenn er doch alle Macht in Händen hat und alles ändern könnte? Aber das habe ich erst später begriffen.
Ansgar Kolnik fuhr den Wagen vor das Haus und stieg aus. Er beeilte sich, so schnell er konnte, nach oben in seine Wohnung zu kommen. Seit gestern war er wie elektrisiert. Sein einsames Leben als Witwer war bisher in ruhigen Bahnen verlaufen, denn mit seinen einundachtzig Jahren hatte er sich noch relativ gut gehalten. Er ging nur mit Stock, ohne Rollator, durch die Gegend, fuhr mit dem Auto kürzere Strecken. Und das Gehör funktionierte halbwegs. Erst vor Kurzem hatte er eine Hörhilfe beantragt.
Sein Leben floss in einer geruhsamen Routine dahin. Er war inzwischen nicht mehr traurig über den Verlust seiner Frau, die vor fünf Jahren gestorben war. Jetzt, wo er seinen Haushalt einigermaßen selbst versorgte, mit der Tochter in der Nähe, verspürte er sogar ein gewisses Maß an Freiheit. Niemand versuchte, ihn von seinen Ideen abzubringen oder Verbesserungsvorschläge zu machen. Neulich hatte er in einer gemischten fröhlichen Runde gesagt: „Seitdem ich allein lebe, mache ich komischerweise alles richtig.“ Die Männer hatten alle gelacht, die Frauen weniger.
Und so gingen die Tage gemächlich dahin. Bis gestern.
Seit gestern wurde Ansgars Leben wieder aufregend, denn er hatte etwas entdeckt, und das hing mit dem Neubau gegenüber zusammen.
Das Haus, das in seiner Straße gerade fertig geworden war, hatte ihn schon die ganze Zeit interessiert. Er hatte die Bauabschnitte genau verfolgt und fasziniert zugesehen, wie sich alles allmählich zusammenfügte und perfekter wurde. Fast zu perfekt, dachte er.
Im Vorgarten hatte man Anfang September Rollrasen ausgelegt, zwei Zwergahornbäume gepflanzt, die schon drei Meter hoch waren, Büsche und Sträucher waren dazugekommen. Eine perfekte Rinne aus hellen Kieselsteinen umgab die Grundmauern. Schaukel und Klettergerüst wurden gesetzt.
Das Haus machte den Eindruck, als habe man es in einem Katalog fix und fertig bestellt, und nun wurde es genauso aufgebaut. Makellos.
Was Ansgar erstaunt hatte, waren auch die beiden Männer im Blaumann gewesen, die vorgestern in einem Pickup vorfuhren, einen Rasenmäher ausluden und professionell den Rasen mähten. Dabei gehörte zu der kleinen Familie ein kräftiger Vater, der den lächerlich kleinen Rasen mit Links hätte mähen können.
Vorgestern hatte sich Ansgar nun ein Fernglas besorgt und fast zwei Stunden in seinem Sessel hinter der Wohnzimmergardine verbracht. Dieses perfekt sterile Haus ließ ihn nicht los.
Was ihn neben der Perfektion besonders beschäftigte, waren die beiden Mädchen, die mit der jungen Familie eingezogen waren.
Beide waren blond, ungefähr zwischen acht und zehn Jahre alt und trugen ausgesuchte Kleider, die den Eindruck vermittelten, dass man sie nicht schmutzig machen sollte.
Jeden Morgen um halb acht wurden sie von einem schwarzen Volvo abgeholt, obwohl die Grundschule in Fußentfernung lag.
Seit einer Woche wusste er, dass die Mädchen nicht in die übliche Grundschule gingen, sondern in eine, die weiter entfernt lag, vielleicht in eine Privatschule oder in eine Walddorfschule. Das hatte er von Frau Tondorf im Erdgeschoss erfahren.
Aber das war es nicht, was ihn zum Nachdenken brachte und ihn aufgerüttelt hatte.
Gestern hatte er herausgefunden, dass die Mädchen nicht jeden Tag dieselben waren.
Von Weitem hätte man keinen Unterschied gemerkt. Aber durch das Fernglas hatte Ansgar gesehen, dass die blonden Mädchen von vorgestern und die blonden Mädchen von gestern verschiedene Kinder waren. Die Gesichter unterschieden sich in Kleinigkeiten: andere Lippen, bestimmte Wirbel an den Haaren, eine etwas andere Art zu gehen …
Und Ansgar war deswegen heute pünktlich zurückgekommen, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, an dem der schwarze Volvo vorfuhr und die beiden Mädchen ausstiegen. Immer um halb eins.
Er blickte auf die Uhr. Noch eine Minute. Tatsächlich! Der schwarze Volvo bog um die Ecke und hielt vor dem Musterhaus mit dem Rollrasen.
Die Türen gingen auf, und die Mädchen stiegen mit ihren Taschen aus dem Wagen.
Ansgar saß bewegungslos hinter der Gardine, das Fernglas vor den Augen, und starrte hinüber.
Dann ließ er es sinken.
„Wieder zwei neue Mädchengesichter mit blonden Haaren“, murmelte er. „Insgesamt also schon sechs verschiedene Mädchen.“
Ansgar zuckte zusammen, weil das Telefon klingelte.
Er rappelte sich aus seinem Sessel hoch und ging in den Flur zum Telefon.
„Ja, ja, ist ja schon gut, ich komme!“, sagte er zu dem Apparat und nahm ab.
„Ansgar Kolnik?“
„Ich bin’s Papa!“, sagte seine Tochter.
„Uta! Was gibt’s?“
„Wie geht’s dir denn?“
„Ganz gut. Aber du rufst sicher nicht bei mir an, nur um zu fragen, wie es mir geht.“
„Na ja, das wäre schon ein Grund gewesen. Aber außerdem wollte ich dich fragen, ob deine Lieblingsenkelin Frida drei Tage bei dir wohnen darf?“
„Oh!“, entfuhr es Ansgar.
„Wieso? Ist es dir nicht recht? Hast du wichtige Verpflichtungen?“ Die letzte Frage mit leicht ironischem Klang.
„Seid ihr denn beide unterwegs?“, fragte er zurück.
„Ich möchte zu einer Fortbildung, und dein Schwiegersohn ist von seiner Geschäftsreise noch nicht zurück. Bitte, sag ja, Papa.“
Ansgar Kolnik überlegte. Es passte ihm im Grunde nicht. Gerade jetzt, wo er diese Entdeckung gemacht hatte, wollte er eigentlich ungestört seine Beobachtungen fortsetzen. Aber seine Enkelin musste ja auch zur Schule, und er hätte dann immer noch genügend Zeit für sein neues Hobby. Es stimmte schon: Er mochte Frida gerne und wusste, dass es umgekehrt auch der Fall war.
„Wann willst du sie denn bringen?“
„Am besten heute Nachmittag gegen vier. Außerdem ist der Weg zum Gymnasium von dir aus viel kürzer für sie.“
„Das weiß ich doch, Uta, Ich bin nicht verblödet.“
„Tut mir leid.“
„Gut, dann sehen wir uns, tschüs.“ Er legte auf. Noch nie hatte er es gemocht, minutenlange Verabschiedungsfloskeln am Telefon zu gebrauchen.
Er setzte sich in seinen Sessel, nahm das Fernglas wieder zur Hand und sah zu dem Haus hinüber.
Er meinte, eine Bewegung hinter den Gardinen zu erkennen. Sein Blick glitt an dem Haus entlang und blieb an einer Ecke hängen. Eine neue Regentonne stand neben dem Rohr, das von der Dachrinne kam. Aber es gab keine Öffnung zur Tonne hin.
Was bedeutete das alles?
Warum werden diese Mädchen ausgewechselt? Was für einen Sinn hatte das? Ist diese Familie nur eine Fassade? Was passiert in diesem Haus?
Wenn es eine geheime Firma ist, warum die Kinder? Dann hätte man doch auch ein kinderloses Paar nehmen können!
Ansgar legte das Fernglas auf ein Beistelltischchen neben seinem Sessel und ging in die Küche. Heute gab es Würstchen und Kartoffelsalat. Er hatte in den verschiedenen Angeboten im Supermarkt eine Packung entdeckt, die nicht ganz so künstlich schmeckte.
Ich fuhr nach Hannover, nachdem wir von Israel zurückgekommen waren. Dazwischen lagen Tage, an denen meine Gefühle eine Berg- und Talfahrt durchlebten. Erst allmählich begriff ich, was da auf mich zukam: Der auferstandene Christus spaziert durch das einundzwanzigste Jahrhundert, und ich bin dabei. Ich habe ihn angefasst und kann ihn mit allen Fragen löchern, die bisher niemand beantworten konnte. Ich verstand auch, warum damals viele Menschen von seiner Ausstrahlung berührt worden waren und ungewöhnliche Dinge für ihn taten.
In der ersten Nacht nach unserer Begegnung konnte ich kein Auge zutun, denn ich überlegte mir tausend Fragen, die ich ihm stellen würde: Wohin steuert die Menschheit? Ist die Erde ökologisch noch zu retten? Gibt es Sex im Himmel? Wird Schottland unabhängig? Was passiert mit den USA? Und: Können wir uns als Deutsche eine Zukunft ohne Flüchtlinge überhaupt noch leisten oder sterben wir vorher aus? Und so weiter.
Zurück nach Hannover. Viel Altstadt gibt es ja nicht, aber die Gegend um die Marktkirche herum ist mit ein paar schönen Häusern und Altstadtatmosphäre geschmückt.
Ich stieg am Kröpke aus der U-Bahn und ging zu Fuß zu unserem Treffpunkt. Es war ein frischer Herbsttag. Die Sonne schien, aber keine drückende Hitze hing über der Stadt. Ein Wind fegte ab und zu über die Markisen der Straßencafés und Geschäfte, fuhr in die Alleebäume der Georgstraße und wirbelte ein paar Blätter über den Gehsteig.
„Ich muss nach Hannover, um einen alten Freund zu treffen“, hatte ich zu meiner Frau gesagt. Noch getraute ich mich nicht, mit ihr darüber zu sprechen, dass ich ein Date mit Jeschua hätte, der gerade mal wiedergekommen sei und mich treffen wolle. Das klang mir dann doch zu bizarr, und ich war inzwischen selbst nicht mehr sicher, ob sich jemand mit mir einen Scherz erlaubt hatte. Aber die Berührung eines auferstandenen himmlischen Körpers vergisst man nicht.
So ging ich also etwas angespannt durch die Packhofstraße zum Hans-Lilie-Platz, an den Fachwerkhäusern vorbei, bis ich vor der massigen Backsteinkirche stand.
Nur zur Information: Ich bin ein einigermaßen überzeugter Christ, habe diverse Zweifel durchlebt, glaube aber inzwischen alles, was im Glaubensbekenntnis steht, und das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Ich finde es einfach albern, Glaubensgrundsätze über Bord zu werfen, die tausendfünfhundert Jahre gegolten haben, nur weil es ein paar intellektuelle Gegengründe gibt. Was ist denn so schlimm daran, an die Jungfräulichkeit Marias zu glauben? Schließlich sieht doch jeder, dass sich der Giersch auch mühelos vermehrt, ohne Sex gehabt zu haben.
Ich will nur sagen, dass die ganzen Wundergeschichten für mich kein Problem mehr sind. Warum sollten gelähmte Leute nicht gesund werden, wenn jemand durch Handauflegung Energie in ihren Körper fließen lässt? Warum sollte nicht jemand über das Wasser gehen können? Wir schaffen es sogar, über den Boden zu schweben, wenn wir verliebt sind oder auf den Nerven anderer Leute herumzutrampeln, ohne unterzugehen. Die meisten glauben unbesehen, was die Werbung ihnen verspricht, dagegen ist eine Totenauferweckung eine Lappalie.
Ich kenne die Bibel einigermaßen. Meine Lieblingsbücher sind das erste Buch Mose, Jesaja und die Evangelien.
Ich schaute auf die Uhr: halb eins. Von Jeschua keine Spur. Ich ging um die Kirche herum, betrachtete das Lutherdenkmal und las die Worte: „Christus vivit.“
Wie wahr!
Vielleicht sollte ich hineingehen, überlegte ich, und betrat die Kirche, die zum Glück offen war.
Ich meinte vorne vor dem Altar, eine Gestalt zu sehen. Das könnte er sein.
Tatsächlich stand Jeschua vor dem Altarbild und betrachtete interessiert die Szenen aus seinem Leben, besonders die Kreuzigungsgruppe in der Mitte. Alles vergoldet.
„Hallo!“, sagte ich mit einem leichten Hall in der Stimme.
Er drehte sich um und lächelte mir kurz zu. Inzwischen war er ganz normal angezogen: lange Hose, Hemd, ein dünner Pullover und bequeme Sportschuhe. Ich hoffte, dass er das alles diesmal gekauft hatte.
„Friede mit dir“, war seine Antwort. Es war seltsam. So etwas wie eine ungewohnte Ruhe kam über mich. Ich erinnerte mich an ein Lied, das wir damals als Jugendliche gesungen hatten: Ich weiß, was Friede ist, er liegt wie zarter Tau auf meiner Haut.
„Ja … ahm … ebenfalls Friede. Da bin ich also“, sagte ich überflüssigerweise.
„Interessant, wie die Künstler diese furchtbaren Szenen vergoldet haben“, sagte er.
„Na ja, vielleicht kann man sie dann besser ertragen“, schlug ich vor.
„Mag sein“, murmelte er. „Es war hart genug für mich.“
Wir schwiegen ein paar Augenblicke. Dann sagte ich: „Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie du das alles durchgestanden hast. Stundenlang in glühender Hitze am Kreuz hängen, die Nägel durch die Handgelenke getrieben, die Füße angenagelt. Dornen in der Kopfhaut, und man kann sich nicht kratzen … Ich würde durchdrehen.“
Er zuckte die Schultern. „Ich hatte natürlich vorher mental trainiert, um die Schmerzen aushalten zu können. Das geht bis zu einem gewissen Grad. Gedanken setzen mehr Kräfte frei, als man denkt, aber länger als ein Tag ist kaum machbar.“
„Und dann hat dich Gott auch noch verlassen“, fügte ich hinzu.
„Das ist Unsinn“, meinte er.
„Aber es steht doch im … ich glaube im Markusevangelium.“
„Oh ja, das stimmt schon. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, weil ich alles Menschliche durchleben musste, aber natürlich war mein Vater da. In meiner schlimmsten Stunde zieht er sich doch nicht zurück, schließlich sind wir eine untrennbare Einheit. Ich bin seine menschliche Seite. Er ist immer gegenwärtig.“
„Musste sich Gott nicht zurückziehen, weil die Sünde der ganzen Welt auf dir …“
Jeschua blickte mich streng an, und ich hörte auf zu sprechen.
„Wenn Gott sich jedes Mal vor der Sünde zurückgezogen hätte, wäre die Welt gottlos geworden und schon längst untergegangen.“
„Aha“, sagte ich nur. „Aber … aber wenn Gott gegenwärtig ist, gilt das auch für die Hölle?“
„Sicher“, nickte er, „natürlich indirekt. Es gibt keine Energie, die an Gott vorbei existiert. Aber die Leute dort wissen es nicht oder wollen es nicht wissen.“
Das war mir neu, und ich musste es erst mal verdauen. Wenn Gott in der Hölle ist, dann müsste er auch in den Überschwemmungsgebieten, in der Wüste, bei den Terroristen und im Unterhaltungsprogramm des Fernsehens sein.
„Übrigens: Hast du Hunger?“, fragte Jeschua, der Auferstandene.
„Na ja, es ist Mittag und seit dem Frühstück habe ich nichts mehr gegessen.“
„Gut, dann gehen wir etwas essen“, meinte er, drehte sich um und ging den Gang zurück. Ich folgte ihm. Was sollte ich auch sonst tun als getaufter Nachfolger?
Wir fanden ein argentinisches Steakhouse in der Georgstraße, bei dem man draußen sitzen konnte.
„Ich lade dich ein!“
„Oh“, meinte ich, „vielen Dank. Wie machst du das eigentlich mit dem Geld? Wo bekommst du es her?“
„Das würdest du gerne wissen, was?“
„Das wäre praktisch.“
„Alles Materielle kann unendlich vermehrt werden, aber nur von Leuten, die sich in einer übergeordneten Dimension befinden …“
„Aber du konntest es doch vor deiner Auferstehung auch schon, oder nicht?“
„Ich bin die Ausnahme.“
„Okay.“
Der Kellner kam und erklärte uns, dass man sich einen Salatteller selbst zusammenstellen sollte, wir müssten ihm nur sagen, welches Fleisch und wie viel wir wollten.
Ich bestellte das Beste und Teuerste und dachte mir: Jemanden, der Geld vermehren kann, den kann man eigentlich kaum schädigen.
Jeschua bestellte sich Wein zu seinem Steak. Warum war er eigentlich nicht Vegetarier?
Ich nahm lieber Wasser und verzichtete auf den Wein, damit ich nicht während der nächsten Stunden müde wurde. Für mich war das ja eine Art Arbeitsessen.
„Ich habe mich oft gefragt“, fing ich an, als wir unseren Salat zusammengestellt hatten und unsere Steaks gebracht wurden, „was du eigentlich die ganze Zeit im Himmel so machst.“
Er sagte nichts und deutete auf unsere Teller.
„Erstmal essen und genießen“, meinte er.
Wir aßen schweigend.
Dann sagte er: „Ich weiß, dass du viele Fragen hast, du liebst ja die Details, aber ich möchte dich schon mal vorwarnen, dass du nicht alles verstehen wirst. Manchmal muss ich zu Bildern greifen oder zu Symbolen. Weißt du, der Himmel ist ein Ort, wo die Urbilder zu Hause sind. Was auf der Erde eine irdische Ausprägung hat, das gibt es im Himmel im Original. Stell dir vor, du hast einen wunderschönen Garten, und du entwirfst Zeichnungen davon für Leute, die so platt sind wie ein Blatt Papier ….“
Es fiel mir schwer, mir das vorzustellen.
„Zu deiner Frage: Was ich oder was wir so machen? Bei uns im Himmel ist es nicht so, dass wir mal was machen und mal nicht. Ich bin mit dem ganzen Universum verbunden, und wenn ich mich jetzt konzentrieren würde, wüsste ich, womit Menschen, Pflanzen, Tiere in einem anderen Sonnensystem und in einer anderen Milchstraße sich gerade beschäftigen. Du siehst einen himmlischen Menschen vor dir, aber ich bin nur die Oberfläche Gottes, sein abgemildertes Bild. Gott in seiner Herrlichkeit könntest du keine Sekunde ertragen …“
Er blickte mich an, und vor meinen Augen ging eine Verwandlung vor sich, Licht schien durch ihn hindurch, und die Erde begann zu beben, oder es kam mir so vor.
Ich ließ meine Gabel fallen und sagte: „Hör auf!“
Ein paar Leute drehten sich um.
„Verstehst du, die ganze Wirklichkeit ist mit mir verbunden, jede Sekunde. Wenn nicht, würde alles auseinanderbrechen. Das ist unsere Arbeit, wir halten alles am Laufen.“ Er überlegte und sagte dann: „Die Kraft, die die Welt im Innersten zusammenhält, um Goethe zu zitieren.“
„… und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns …“, flüsterte ich.
„So ist es!“, nickte er und trank einen Schluck Wein.
„Hm“, sagte er, „ich hätte die wirklich teure Sorte nehmen sollen, aber als Begleitung zu einem Steak ganz okay.“
„Und was hast du vor, während du deine … ahm … Inspektion oder Chefvisite machst?“
Er lächelte. „Ich inspiziere nichts. Was hier läuft, das weiß ich alles schon, aber ich muss Dinge anstoßen, Worte, wie Samen auf die Erde streuen, Anregungen geben, nach dem Rechten sehen.“
„Merkwürdig“, sagte ich. „Jemand, der allmächtig ist und mit einem Fingerschnipsen alles zum Guten wenden könnte, müsste doch keine Entwicklungen anstoßen!“