Chicago Devils - Vertraue in uns - Brenda Rothert - E-Book

Chicago Devils - Vertraue in uns E-Book

Brenda Rothert

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Beschreibung

Das romantische Finale der Chicaco-Devils-Reihe!

Als Daphne einen schweren Verkehrsunfall erleidet, wird sie von Olivier Durand aus ihrem Auto gerettet! Da sie die Tochter eines US-Senators ist und Olivier ein einflussreicher Milliardär, der ein erfolgreiches Hockey-Team managt, unterstellen die sozialen Medien den beiden direkt eine romantische Verstrickung. Um ihm zu danken, trifft Daphne sich mit Olivier zum Abendessen, und es wird klar, dass tatsächlich eine große Anziehungskraft zwischen ihnen herrscht. Aber Daphne hält nicht viel von der High Society, und ein attraktiver Milliardär, der mit Geld nur so um sich wirft, ist das Letzte, was sie will. Doch der Kuss, den sie zum Abschied teilen, macht es ihr mehr als schwer, ihren Vorsätzen treu zu bleiben. Als Olivier sie auch noch bei ihrem Hilfsprojekt unterstützt, ist es um Daphne geschehen, auch wenn sie Angst hat, wieder verletzt zu werden. Kann sie es wagen, ihre Prinzipien über Bord zu werfen und einfach ihrem Herzen folgen?

"Diese Geschichte war einfach wunderbar! Jetzt muss ich alle Bücher der Reihe noch mal von vorn lesen." The Book I Love


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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

1

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Brenda Rothert bei LYX

Leseprobe

Impressum

BRENDA ROTHERT

Chicago Devils

VERTRAUE IN UNS

Roman

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

Zu diesem Buch

Als Daphne einen schweren Verkehrsunfall erleidet, wird sie von Olivier Durand aus ihrem Auto gerettet! Da sie die Tochter eines US-Senators ist und Olivier ein einflussreicher Milliardär, der ein erfolgreiches Hockey-Team managt, unterstellen die sozialen Medien den beiden direkt eine romantische Verstrickung. Um ihm zu danken, trifft Daphne sich mit Olivier zum Abendessen, und es wird klar, dass tatsächlich eine große Anziehungskraft zwischen ihnen herrscht. Aber Daphne hält nicht viel von der High Society, und ein attraktiver Milliardär, der mit Geld nur so um sich wirft, ist das Letzte, was sie will. Doch der Kuss, den sie zum Abschied teilen, macht es ihr mehr als schwer, ihren Vorsätzen treu zu bleiben. Als Olivier sie auch noch bei ihrem Hilfsprojekt unterstützt, ist es um Daphne geschehen, auch wenn sie Angst hat, wieder verletzt zu werden. Kann sie es wagen, ihre Prinzipien über Bord zu werfen und einfach ihrem Herzen folgen?

1

Olivier

»Ich mag keine Überraschungen.« Inzwischen versuche ich gar nicht mehr, meinen Ärger zurückzuhalten. »Das ist nicht das, was Sie mir versprochen haben.«

»Ich weiß, und das tut mir auch leid.« Tony Giovannis Ton ist flehend. »Aber wenn Sie sich einfach mit mir hinsetzen und einen genaueren Blick darauf werfen …«

»Tony, ich habe mich klar ausgedrückt, dass ich volle Transparenz erwarte, als wir darüber gesprochen haben, dass ich Anteile Ihrer Firma erwerbe.« Ich schaue auf meine Armbanduhr, beuge mich auf der Rückbank meines SUVs vor und frage meinen Fahrer Ben: »Wie lange noch?«

Er sucht meinen Blick im Rückspiegel. »Noch ungefähr zwanzig Minuten, Mr Durand.«

Ich seufze entnervt und lehne mich zurück. Ben weiß, dass ich nicht auf ihn sauer bin – er ist ein pensionierter Cop aus Chicago, der die schnellste Route zu jedem Ziel in der Stadt kennt. Ich bin spät dran, weil mein letztes Meeting zu lange gedauert hat.

»Dieser Deal ist fast besiegelt«, sagt Tony am anderen Ende der Telefonleitung. »Wir brauchen nur noch zu unterschreiben.«

Ich balle die Faust. »Die Finanzierung wäre eine Formsache gewesen, wenn Sie vorgelegt hätten, was Sie mir zugesichert haben. Aber Ihre Gewinne und Verluste lagen weit daneben. Sie haben mich belogen, was Ihre Profite aus den vergangenen drei Jahren betrifft.«

Tony schnauft einen Seufzer ins Telefon. »Ich habe nicht gelogen. Ich habe nur so gut wie möglich versucht zu raten.«

»Versucht zu raten?« Ich kann mir ein freudloses Lachen nicht verkneifen. »Dann gebe ich Ihnen einen kostenlosen Rat – wenn Sie das nächste Mal mehrere Millionen Dollar beantragen, um Ihre untergehende Firma zu retten, informieren Sie sich über die Zahlen. Sie sind entweder inkompetent oder ein Lügner, und offen gesagt ist es mir egal, was von beidem Sie sind, denn ich mache weder mit dem einen noch mit dem anderen Geschäfte.«

»Bitte, Mr Durand. Ich brauche dieses Geld, um mich über Wasser zu halten. Ich mag die Details geschönt haben, aber …«

»Sie haben nichts geschönt. Sie haben gelogen. Der Deal ist vom Tisch.« Ich beende das Gespräch, werfe mein Handy neben mich auf den Sitz und reibe mir dann die Stirn. Ich habe unzählige Stunden investiert, um Anteile dieser Firma für Sanitärbedarf zu erwerben, und es ist nichts dabei herausgekommen.

An manchen Tagen wünschte ich, ich könnte meine ganze Energie nur in die Chicago Devils stecken, die NHL-Mannschaft, die ich vor einigen Jahren gekauft habe. Dort liegt meine wahre Leidenschaft. Ich arbeite nicht mehr, um Geld zu verdienen – ich habe genug. Es hat mich immer gereizt, Firmen, die zu kämpfen haben, wieder flottzumachen. Mit dem Geld, das mir meine beiden Technologiefirmen einbringen, kann ich in Projekte investieren, für die ich brenne, und ich genieße es, etwas Kaputtes wieder zusammenzusetzen.

Aber manchmal platzen geplante Deals einfach. Ich habe ein Motto in Geschäftsdingen, das mich nie im Stich gelassen hat – immer bereit zu sein, von etwas Abstand zu nehmen.

Verdammt, dieses Motto gilt für das Leben im Allgemeinen. Ich überlege, es als Motto für einen der Vorträge, die ich halte, zu nehmen, und im Geiste mache ich mir bereits Notizen.

»Hm, Scheiße«, murmelt Ben, drosselt das Tempo und bleibt schließlich stehen. »Da vorne ist ein Unfall passiert. Vergessen Sie die geschätzte Ankunftszeit.«

»Was ist da los? Können Sie etwas sehen?« Ich schicke Jack, meinem Assistenten, auf dem Handy eine Nachricht, dass er das Meeting verschieben soll, zu dem ich unterwegs bin.

Die Schreie einer Frau veranlassen Ben, hastig seinen Sicherheitsgurt zu lösen.

»Ich muss da hin. Vielleicht kann ich helfen.«

Ben hat sich nach einer Verletzung, die eine ziemlich schlimme Gehbehinderung zur Folge hatte, aus dem Polizeidienst zurückgezogen. Ich will nicht, dass er sich noch mal verletzt, weil er Erste Hilfe bei einem Unfall leisten möchte.

»Ich erledige das, Ben.« Nachdem ich rasch meinen Sicherheitsgurt gelöst habe, springe ich aus dem Wagen, bevor Ben Zeit hat zu widersprechen.

Außerhalb des Wagens klingen die Schreie der Frau noch lauter. Ich gehe zur Bordsteinkante und renne los. Meine Anzugschuhe drücken.

»Hilfe! Bitte!«, ruft die Frau.

Ihre Hilferufe lassen mich noch schneller rennen. Ich aktiviere die Kondition meines frühmorgendlichen Trainings auf dem Laufband und renne, so schnell ich kann. Mein Herz hämmert und meine Oberschenkelmuskeln brennen.

Schließlich kommen orangefarbene Flammen in Sicht, und ich verlangsame mein Tempo, während ich das blanke Chaos am Unfallort verarbeite.

Da steht ein Umbau-Van mit zertrümmerter Schnauze, und den Bremsspuren zufolge ist er von der anderen Straßenseite herübergeschlittert. Zwei Männer helfen Kindern aus dem Van. Und ungefähr fünfzehn Meter entfernt hat sich ein kleines Auto komplett überschlagen. Die Reifen ragen in die Luft, und die Karosserie steht in Flammen.

»Da drin sitzt jemand fest!« Die Frau, die geschrien hat, kommt auf mich zugerannt und greift hektisch nach meinem Arm.

»Wie viele Personen?« Ich ziehe mein Anzugjackett aus und wechsele in den Regle-diesen-Notfall-Modus.

»Keine Ahnung. Es hat niemand nachgeschaut, aber es muss zumindest ein Fahrer im Wagen sitzen. Ich habe Angst, dass das Auto explodieren wird.«

Eine Reihe von Zuschauern beobachtet das Geschehen, als ich zu dem Wagen hinüberlaufe und mich auf Hände und Knie niederlasse. Das Feuer muss vom Motor kommen und hat sich bereits auf den Beifahrersitz ausgedehnt. Ich schaue zum Fahrersitz. Ein Seiten-Airbag versperrt mir die Sicht, aber ich kann die Hand einer Frau schlaff heraushängen sehen, die kurzen Nägel hellrosa lackiert. Ich schätze, sie ist nicht bei Bewusstsein, aber ich rufe ihr trotzdem etwas zu. Keine Antwort. Keine Ahnung, ob sie noch lebt.

»Die Polizei ist unterwegs!«, brüllt einer der Zuschauer.

»Bewegen Sie sie nicht! Überlassen Sie das den Ersthelfern.«

Das verdammte Auto brennt. Und weil Rushhour ist und keine Sirenen zu hören sind, bin ich vielleicht die einzige Hoffnung dieser Frau.

Ich versuche, die Vordertür zu öffnen, aber sie ist zusammen mit dem Dach auf den Boden gequetscht worden und gibt keinen Zentimeter nach.

»Ich brauche ein Messer!«, brülle ich in die Menge. »Kann mir jemand ein Messer geben?«

Ich mache einen tiefen Atemzug, dann öffne ich die Hintertür auf der Beifahrerseite. Das Auto liegt schräg auf der Straße, und die Tür bleibt nur offen, wenn ich sie festhalte. Ich greife in das Polster des Autositzes, nach der Fußmatte – irgendetwas, an dem ich mich hochhieven kann. Es funktioniert nicht.

Scheiße. Ich muss in dieses Auto. Ich kann die Hitze des Feuers spüren, das der bewusstlosen Frau gefährlich nah ist. Ich lege die Hand auf ein Stück Metall unter dem Fahrersitz und versuche, mich daran hochzuziehen, aber das Ding ist nicht groß genug.

Meine Gedanken rasen. Wir haben keine Zeit. Ich kann diese Frau nicht verbrennen lassen, nur weil ich keinen Weg in diesen Wagen finde. Es muss einen Weg geben.

»Ich habe Sie«, erklingt eine tiefe Stimme hinter mir.

Als ich mich umdrehe, sehe ich einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann mit kahlem Kopf und entschlossenem Gesichtsausdruck. Er beugt sich vor und schiebt den Kopf zwischen meine Beine, bis ich auf seinen Schultern sitze, dann richtet er sich auf und hebt mich so weit hoch, dass ich mich auf die Rückbank des Autos schlängeln kann.

Es ist heiß. Ich huste, als Rauch in meine Lungen dringt, mir in den Augen brennt und die Sicht trübt.

»Ich habe ein Messer«, ruft der Mann und reicht es mir. »Vorsicht, es ist ein Jagdmesser. Es ist scharf.«

Er weicht mehrere Schritte zurück, wahrscheinlich weil dieses Auto jeden Moment in die Luft fliegen könnte. Mein Herz hämmert, als ich das Messer von ihm entgegennehme.

Da ich in dem Rauch nichts sehen kann, verlasse ich mich auf meine Hände. Ich lasse sie über die Rückenlehne des Fahrersitzes gleiten, bis ich an den Punkt gelange, an dem der Sicherheitsgurt sein sollte. Ich finde ihn, aber alles ist so höllisch heiß.

Während ich mich daranmache, den Sicherheitsgurt durchzuschneiden, muss ich noch stärker husten. Die Flammen sind der Frau so nah, dass mein Versuch unlösbar scheint. Mein Wille, sie zu retten und nicht selbst in diesem Feuer zu sterben, treibt mich an, den Sicherheitsgurt um ihre Taille durchzusäbeln.

Dann werfe ich das Messer auf den brennenden Beifahrersitz und taste mich an ihrem Arm hinauf bis zur Schulter. Die Hitze und der Qualm sind beinahe unerträglich. Aber ich werde diesen Wagen nicht ohne sie verlassen.

Ich bekomme die Hände unter ihre Achselhöhlen und packe den Stoff ihrer Bluse. Gerade als ich anfangen will zu ziehen, sehe ich, dass mein eigener Hemdsärmel Feuer gefangen hat.

»Machen Sie schon, Mann!«, ruft der Typ, der mich in den Wagen gehoben hat. »Ich stehe direkt hinter Ihnen! Sie schaffen das!«

Ich presse die Augen fest zu und ziehe. Die Frau bewegt sich einige Zentimeter. Sie sitzt fest.

Ein Laut entringt sich mir – halb Frustration, halb Entsetzen. Ich reiße mich zusammen und ziehe noch einmal an ihr, und ihr Körper hebt sich vom Sitz, kommt mir aber nicht entgegen. Ich trage fast ihr gesamtes Gewicht, aber ihr rechter Unterschenkel oder vielleicht ihr Fuß steckt fest.

Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken. Es besteht die Gefahr, dass ich sie verletzen werde, wenn ich weiter an ihr zerre, aber die Alternative wäre schlimmer.

Ich atme die verqualmte Luft ein, was mich benommen macht, und packe die Frau am Taillenbund ihrer Hose. Ich ziehe daran, bis meine Schultern vor Anstrengung schmerzen, und plötzlich ist sie frei.

Mühsam fasse ich sie erneut unter den Achselhöhlen und ziehe abermals an ihr. Mir ist schwindelig, und ich habe einen wunden Hals. Ist das brennende Haut, was ich rieche?

Die Tür, durch die ich in den Wagen gelangt bin, wird von jemandem offen gehalten. Da ich nicht weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt, zerre ich die Frau hastig zum Ausstieg. Ich kann nur hoffen, dass der Mann, der mir in den Wagen geholfen hat, dort ist, um sie aufzufangen.

»Ich habe sie«, erklingt eine Stimme.

Hektisches Gebrüll ist zu hören. Ich konzentriere mich darauf, bei Bewusstsein zu bleiben, damit ich es selbst aus dem Wagen herausschaffe, und warte auf den Aufprall auf dem Pflaster.

Doch der kommt nicht.

2

Daphne

Alles fühlt sich schwer an. Es sind nicht nur meine Augenlider – die sich anfühlen, als seien sie aus Blei –, sondern auch mein Mund, meine Arme und mein Kopf. Irgendetwas stimmt nicht.

Wenn das hier ein Traum ist, ist es ein echt beschissener. Ich kann mich nicht bewegen, alles ist dunkel, und das Einzige, was ich höre, ist das Schimpfen meiner Grandma Jo.

»Wo ist dein kleines Flittchen, Aidan? Schläft sie nach der letzten Nachtschicht in dem Herrenclub?«

Der Traum ist gerade noch viel schlimmer geworden. Warum sollte mein Unterbewusstsein meinen Ex-Freund heraufbeschwören?

»Grandma Jo, das ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort dafür«, sagt meine Schwester Julia. »Daphne ruht sich aus.«

»Sie würde ihren nichtsnutzigen Ex-Freund nicht hier haben wollen«, entgegnet Grandma Jo steif. »Er gehört nicht zu dieser Familie und wird es niemals tun.«

»Ich habe mich tausendmal entschuldigt, und ich werde mich so oft entschuldigen, wie es notwendig ist«, sagt Aidan.

»Quatsch. Du kannst dir deine Entschuldigungen sonst wo hinschieben …«

»He, mein Meeting hat länger gedauert. Wie geht es dir?« Die Stimme meines Vaters unterbricht Grandma Jos Beleidigungen.

»Arsch«, fährt Grandma Jo fort, die sich nicht die Show stehlen lässt. »Schieb sie dir in deinen verlogenen, betrügerischen, nichtsnutzigen Arsch!«

Ich versuche zu lächeln, aber meine Lippen wollen sich einfach nicht bewegen.

»Mutter, das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür«, greift mein Dad mit scharfer Stimme ein.

»Wie ist er überhaupt hier hereingekommen?«, fragt Grandma Jo. »Er gehört nicht zur Familie.«

»Sandy und ich habe ihn auf die Besucherliste gesetzt. Er ist Daphnes Verlobter.«

Und das bringt mich dazu, endlich die Augen zu öffnen. Aidan ist jetzt seit etwas mehr als vier Monaten mein Ex-Verlobter, aber sowohl er als auch meine Eltern weigern sich, das zu akzeptieren.

»Daphne!«, ruft Julia neben mir. »Du bist wach. Gott sei Dank.«

Tränen glänzen in den Augen meiner älteren Schwester, als es zu mir durchdringt – ich befinde mich in einem Krankenhaus.

»Weißt du, wer ich bin?«, fragt Julia.

Ich versuche zu antworten, aber meine Kehle ist so trocken und wund, dass nichts herauskommt.

»Okay, ähm … streck die Zunge heraus, wenn du weißt, wer ich bin«, fordert sie mich auf.

Ich schiebe die Zungenspitze durch die Lippen, und Jubel bricht im Raum aus.

»Du hattest einen Autounfall, Schätzchen«, erklärt mein Dad und kommt näher heran. »Und es geht dir gut. Du musst nur erst im Krankenhaus gesund werden, bevor du nach Hause darfst.«

Ich versuche mich aufzurichten, aber alles tut weh, und ich fühle mich schwummerig und schwer.

»Sagen wir der Krankenschwester Bescheid, dass du wach bist«, schlägt Julia vor und drückt auf einen Schalter in der Nähe meines Bettes.

Einige Sekunden später ertönen neue Stimmen im Raum.

»Daphne«, sagt eine Frau in einem Schwesternkittel und lächelt. »Schön, dass Sie wach sind.« Sie dreht sich zu der Frau neben ihr um. »Geben Sie jemandem in der PR-Abteilung durch, dass Senator Barringtons Tochter wach ist.«

»Geht es meiner Enkelin gut?«, fragt Grandma Jo. »Ist das Gehirn geschädigt?«

»Wir müssen noch weitere Tests machen«, antwortet die Krankenschwester.

»Sie hat die Zunge rausgestreckt, als ich sie dazu aufgefordert habe«, berichtet Julia.

»Das ist ein gutes Zeichen.«

»Ist sie wach?« Die Stimme meiner Mutter erklingt im Raum, und mir sträuben sich die Haare. »Oh, Liebling, Gott sei Dank, dass es dir gut geht.«

»Ich werde meinem PR-Team Bescheid geben, dass sie wach ist«, sagt mein Dad. »Dann kann es eine Pressemitteilung rausschicken.«

»Jetzt schon?« Grandma Jo lacht spöttisch. »Wir wissen immer noch nicht, ob sie die Radieschen von unten sehen wird.«

Die Krankenschwester sieht mich mit großen Augen mitleidig an, bevor sie die Anweisung gibt: »Okay, gehen Sie alle für ein Weilchen nach draußen. Die Ärzte brauchen Platz, um Daphne zu untersuchen.«

»Aber wir doch nicht?« Meine Mutter wirft der Krankenschwester einen herablassenden Blick zu. »Wir sind ihre Eltern.«

»Ich bin ihr Verlobter«, wirft Aidan ein. »Ich will hierbleiben.«

»Bist du nicht!« Grandma Jo stößt ihren Gehstock zur Betonung auf den Boden. »Du bist ein verlogener Sack Pferdemist.«

»Jeder, der nicht Daphne Barrington heißt, verlässt diesen Raum«, befiehlt die Krankenschwester. »Jetzt. Auf der Stelle. Ich werde Sie im Wartezimmer auf dem Laufenden halten, wenn wir mehr wissen.«

»Wer ist Ihr Vorgesetzter?«, fragt meine Mom scharf. »Ist Ihnen bewusst, dass Sie einen US-Senator aus dem Krankenhauszimmer seiner eigenen Tochter werfen?«

»Sie finden meine Vorgesetzte im Schwesternzimmer«, antwortet die Schwester. »Ihr Name ist Charlotte. Und ja, es ist mir bewusst.«

»Ist schon gut«, schaltet mein stets diplomatischer Vater sich ein und sieht mich an. »Wir sind im Wartezimmer, Daphne.«

Julia beugt sich herab und küsst mich auf die Stirn. »Ich hab dich lieb.«

Die Schwester wartet, bis alle den Raum verlassen haben. Sobald Julia die Tür hinter sich schließt, atmet tief aus und tritt neben mein Bett. »Ich bin Terry, Ihre Krankenschwester. Sie befinden im Mercy Medical Center, und Sie sind seit gut vierundzwanzig Stunden hier.«

Das Schlucken bereitet mir Mühe, und ich zucke zusammen. Aber ich habe Fragen, und ich brauche meine Stimme, um sie zu stellen.

»Hier«, sagt Terry und hilft mir, mich aufzusetzen. Sie hält mir einen Becher Wasser mit einem gebogenen Strohhalm an den Mund und fordert mich auf, langsam zu trinken.

Das kalte Wasser lindert den Schmerz und brennt gleichzeitig in meiner Kehle. Ich nehme mehrere Schlucke.

»Danke«, sage ich mit kratzender Stimme.

»Erinnern Sie sich an meinen Namen?«, fragt sie mich.

»Terry.«

Sie lächelt. »Gut. Ich weiß, Sie haben jede Menge Fragen, aber Ihre Kehle ist immer noch gereizt von dem Rauch, daher werde ich Ihnen sagen, was passiert ist. So können Sie Ihre Stimme schonen.«

Ich nicke dankbar.

»Sie waren auf der Autobahn und auf der Spur neben ihnen fuhr ein großer Van. Der Fahrer hatte einen Schlaganfall und verlor die Kontrolle über seinen Wagen. Er ist auf Ihre Spur geraten und vorn gegen die Fahrerseite Ihres Autos geprallt.«

Ich runzele die Stirn und versuche, mich zu erinnern. Doch da ist nichts. Ich weiß noch, dass ich in meinen Wagen gestiegen bin, um zu einem Meeting einer regionalen Lebensmitteltafel zu fahren, aber das ist alles. Danach ist nichts mehr.

»Es ist in Ordnung, wenn Sie sich nicht erinnern«, sagt Terry. »Das ist nicht ungewöhnlich.«

Sie nimmt einen Klemmblock aus seinem Halter an der Wand und schaut darauf, bevor sie fortfährt.

»Während wir reden, werde ich mir Ihre Vitalwerte ansehen«, erklärt sie. »Sie waren bewusstlos, und Ihr Auto hat Feuer gefangen. Ein Mann hat Sie herausgezogen und Ihnen das Leben gerettet.«

»Jemand hat mich gerettet?«, wiederhole ich langsam, während ich versuche, meine Frage komplett zu stellen. »Wer war es?«

»Ich weiß es nicht, aber es kursieren Videos davon. Es ging viral auf Twitter.«

Viral auf Twitter? Gerettet aus einem brennenden Auto? Ich bin zu erschrocken, um darüber nachzudenken, was das bedeutet.

Zwei Ärzte kommen herein und stellen sich vor, aber ich kann mir ihre Namen nicht merken.

»Sie hatten extremes Glück«, sagt einer der beiden. »Abgesehen von ein paar Beulen und Prellungen haben Sie nur eine kleine Brandwunde zweiten Grades am Arm und einen gebrochenen Knöchel.«

Ich schaue zum Bettende und sehe, dass mein linker Fuß verbunden ist.

Ich habe einen gebrochenen Knöchel. Ich bin aus meinem brennenden Auto gezogen worden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das real ist.

Plötzlich sehne ich mich danach, dass meine verrückte Familie zurückkommt. Sie würden mich zumindest ablenken. Meine Schwester Julia ist meine beste Freundin; sie ist diejenige, die ich mir am meisten her wünsche.

»Geht es allen anderen gut?«, frage ich die Ärzte. Meine Stimme ist jetzt ein klein wenig kräftiger. »Dem Fahrer des Vans? Dem Mann, der mich gerettet hat?«

»Leider dürfen wir darüber keine Auskunft geben, aber Sie werden sich beide wieder erholen, so viel darf ich sagen«, antwortet mir einer der Ärzte.

Ich nicke und frage: »Wie lange muss ich hierbleiben?«

»Mindestens noch zwei Tage. Wir wollen Sie im Auge behalten, und unsere PR-Leute arbeiten mit den PR-Leuten Ihres Vaters zusammen, um zu überlegen, wie wir Sie von hier in das Haus Ihrer Eltern verlegen können. Vor der Klinik lauern jede Menge Reporter und Fotografen.«

Ich runzele die Stirn. »Warum? Ich arbeite für eine gemeinnützige Organisation.« Aber dann dämmert es mir. »Wegen meines Vaters, richtig?«

Der Arzt zögert. »Ja, und auch wegen des Mannes, der Sie gerettet hat.«

»Warum?«

»Nun … es war Olivier Durand.«

»Ich weiß nicht, wer das ist.«

Er lächelt. »Er ist ein milliardenschwerer Technologie-Chef. Ihm gehören die Chicago Devils.«

»Der Besitzer einer NHL-Eishockeymannschaft hat mich gerettet?«

»Ja. Sie werden es in den Videos sehen, falls Sie es sich anschauen wollen. Er schoss den Bordstein entlang wie ein geölter Blitz und zögerte keine Sekunde, in Ihr Auto zu steigen, um Sie rauszuholen.«

Mein Kopf sinkt in das Kissen hinter meinem Kopf. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist so viel auf einmal.

»Wir lassen Sie jetzt ein wenig ausruhen«, sagt der Arzt. »Können wir Ihnen irgendetwas bringen?«

»Ähm … Wasser. Nur Wasser.«

»Ich werde dafür sorgen, dass Sie genug bekommen«, verspricht Terry. »Wollen Sie Ihre Familie noch mal sehen oder soll ich Ihnen sagen, dass Sie sich ausruhen wollen?«

»Ausruhen.« Sie wendet sich zum Gehen und ich halte sie auf. »Terry?«

»Hm?«

»Ich will Aidan nicht hier drin haben. Es ist mir egal, was meine Eltern sagen, er ist mein Ex, und …« Ich fange an zu husten und greife nach meinem Wasserbecher.

»Mehr brauchen Sie nicht zu sagen«, erwidert sie. »Man wird ihn nicht mehr hereinlassen.«

»Danke.«

»Ruhen Sie sich einfach aus, Daphne. Und drücken Sie auf diesen Schalter, wenn Sie mich brauchen.«

»Können Sie meine Schwester Julia bitten zu bleiben? Ich möchte sie sehen, wenn ich aufwache.«

»Geht in Ordnung.«

»Danke.«

Sie verlässt den Raum, und als ich mit meinen Gedanken allein bin, werde ich von Dankbarkeit überwältigt. Ein Fremder hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu retten. Ich lebe. Ich werde wieder gesund.

Ich habe immer noch so viele Fragen, aber für den Moment ist es genug.

3

Olivier

Drei Wochen später

Ich schüttele den Kopf, als Dana Malone, die PR-Managerin der Chicago Devils, mich über den neuesten Irrsinn der sozialen Medien ins Bild setzt.

»Olidaph war gestern die gefragteste Twittermeldung.« In ihrem Ton schwingt ein Hauch von Befriedigung mit.

»Nein.« Ich stöhne und vergrabe den Kopf in den Händen. »Wir sind darüber nicht glücklich, Dana. Ich fühle mich wie ein Promi, der von den Paparazzi gestalkt wird. Das muss unbedingt aufhören.«

Dana zuckt die Achseln. »Ich weiß nicht, was wir noch tun können, Mr Durand. Sie und Ihre Tochter haben sich so bedeckt wie möglich gehalten, genau wie Daphne Barrington. Ehrlich gesagt verstärkt die Geheimnistuerei das Interesse nur noch.«

Seit dem Unfall standen in meinen Büros in Chicago und New York Tag und Nacht die Telefone nicht mehr still. Nicht nur neugierige Reporter riefen an, sondern auch wildfremde Menschen, die mich aufforderten, eine Liebesbeziehung mit Daphne anzufangen.

Ungefähr vierundzwanzig Stunden später ging auf Twitter ein Video über den Unfall viral, das ein Zuschauer gedreht hatte. Nachdem ich drei Nächte wegen Verbrennungen zweiten Grades am Unterarm und zahlreicher Prellungen im Krankenhaus verbracht hatte, musste ich einen Krankenwagen nehmen, um unbemerkt von der Pressemeute nach Hause zu kommen.

Der Mann, der mir am Unfallort in Daphne Barringtons Auto half, hatte sie in Sicherheit gebracht, nachdem ich sie aus dem Wagen gezogen hatte. Zwei Sanitäter haben sich um mich gekümmert und sind ihm gefolgt. Keine dreißig Sekunden später ist Daphnes Auto explodiert. Es ist ein ernüchterndes Video; ich konnte es mir nur ein einziges Mal ansehen.

Doch der Rest der Welt kann anscheinend nicht genug davon bekommen. Und die Menschen haben offensichtlich beschlossen, dass Daphne und ich, weil wir beide Singles sind, jetzt ein Paar werden sollten.

»Ich weiß, Sie sind dagegen, aber ich denke, Sie sollten überlegen, ein Interview zu geben«, fordert Dana mich auf. »Sagen Sie, dass Sie Miss Barrington alles Gute wünschen, aber kein Interesse an einer Liebesbeziehung haben. Sobald dies geklärt ist, wird sich die Aufmerksamkeit schnell legen.«

Ich erhebe mich von meinem Schreibtischstuhl und gehe zum anderen Ende meines Büros, wo sich meine Sammlung wertvoller Eishockey-Andenken befindet.

»Senator Barringtons Pressekonferenz reichte nicht?«, frage ich Dana.

»Nein. Die Leute wollen nicht ihn sehen – sie wollen seine Tochter oder Sie sehen.«

Stöhnend kehre ich zu meinem Schreibtisch zurück. Ich denke gerade über Danas Vorschlag nach, ein Interview zu geben, als mein Assistent Hassan ins Büro kommt, sein Handy in der Hand.

»Entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe gerade eine Google-Benachrichtigung bekommen, und ich dachte, das sollten Sie erfahren. Senator Barringtons Büro hat gerade ein Video-Statement von Daphne Barrington veröffentlicht.«

Ich lasse mich wieder auf meinen Schreibtischstuhl gleiten und setze meine Lesebrille auf, dann google ich das Video-Statement. Dana und Hassan kommen dazu, um sich das Video mit mir anzusehen.

Eine wunderschöne Frau mit blondem, gewelltem Haar, das ihr bis knapp über die Schultern reicht, erscheint auf dem Bildschirm. Sie trägt ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Gleichberechtigung«.

»Hallo, Leute«, beginnt sie mit einem sanften Lächeln. »Ich bin Daphne Barrington. Ich wollte nur Dankeschön sagen für all Ihre Gebete und guten Wünsche nach meinem Unfall. Ich weiß, es ist viel in den Nachrichten darüber berichtet worden, und das Büro meines Vaters wird mit Anrufen überschwemmt, bei denen es um mich geht, daher habe ich beschlossen, dieses Video zu machen, um alle auf den neuesten Stand zu bringen.« Sie macht einen tiefen Atemzug. »Es geht mir gut. Ich habe einen gebrochenen Knöchel und muss eine Weile einen Spezialschuh tragen. Die Brandwunde am Arm verheilt gut. Davon abgesehen war ich in der ersten Woche nach dem Unfall sehr müde, aber jetzt ist alles wieder gut. Ich wohne im Haus meiner Eltern, nicht nur um gesund zu werden, sondern weil fremde Leute meine Wohnung und meinen Arbeitsplatz belagern. Ich weiß Ihr Interesse an meiner Geschichte zu schätzen, wirklich, aber ich möchte einfach nur meinen Alltag wiederhaben. Olivier Durand ist ein Held – er ist auf jeden Fall mein Held –, aber ich vermute, dass auch er in den Alltag zurückkehren will. Ich bin mir sicher, dass er ein sehr netter Mensch ist, und ich hoffe, ihm eines Tages persönlich dafür danken zu können, was er für mich getan hat, aber wir haben keine Liebesbeziehung. Das ist alles, was ich sagen wollte, und … ich möchte die Gelegenheit nutzen, Sie um eine Spende für Safe Harbor zu bitten, die Obdachlosen-Hilfsorganisation, für die ich arbeite. Sie können die Spende von der Steuer absetzen. Am Ende des Videos wird die Webadresse eingeblendet. Vielen Dank.«

Als die Webadresse von Safe Harbor auf dem Bildschirm erscheint, kann ich mich nur mit Mühe davon abhalten, das Video noch einmal abzuspielen, damit ich Daphnes Gesicht abermals betrachten kann.

Sie ist umwerfend. Es ist nicht nur ihre Schönheit, sondern auch der Klang ihrer Stimme, die Art, wie sie spricht, und ihre offensichtliche Abneigung, im Rampenlicht zu stehen. Ich habe bereits Fotos von ihr gesehen, die das Büro ihres Vaters nach dem Unfall veröffentlicht hat, aber es müssen alte Aufnahmen gewesen sein.

Der lächelnden jungen Blondine auf diesen Fotos hatte ich kaum einen Blick gewidmet. Aber jetzt hat sie eine andere Präsenz. Ein besonderes Selbstbewusstsein.

»Wie alt ist sie?«, frage ich.

»Einunddreißig«, antwortet Dana.

Älter als auf ihren Fotos, aber trotzdem zehn Jahre jünger als ich. Ich klappe meinen Laptop zu und ignoriere die Anziehung, die sie auf mich ausübt. Ich kenne Daphne Barrington nicht einmal. Wie kann ich mich aufgrund eines einminütigen Video-Clips von ihr angezogen fühlen? Vielleicht ist sie gar kein Single.

Diese Twitter-Sache scheint mir zu Kopf zu steigen.

Ein Klopfen unterbricht meine Gedanken.

»Herein«, rufe ich.

Alex, der Leiter der Personenschutzgruppe, die ich nach meiner Krankenhausentlassung engagieren musste, betritt mein Büro.

»Mr Durand, Sean sagt, sie haben Ihre Tochter sicher nach Hause gebracht.«

»Danke, Alex.«

Er nickt und sieht in seinem dunklen Anzug ganz wie der ehemalige Geheimdienstagent aus, der er ist. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie sonst noch etwas brauchen; ich bin in unserem Büro.«

Ich musste ein provisorisches Büro für das Personenschutz-Team im Carson Center einrichten, der Arena, in der die Devils spielen und wo sich die Geschäftsstelle der Mannschaft befindet. Ein Gästezimmer in meiner Wohnung in Zentrum von Chicago wurde in eine Überwachungszentrale verwandelt.

Wie aufs Stichwort taucht das Gesicht meiner sechzehnjährigen Tochter auf dem Bildschirm meines Handys auf, als es klingelt.

»Hallo, Giselle«, melde ich mich. »Wie war dein Tag?«

»Wann kann ich wieder selbst Auto fahren?«

»Das weiß ich noch nicht; das werden die Personenschützer entscheiden.«

Sie stöhnt dramatisch. »Das ist doch lächerlich. Ich habe es satt, mich in dunklen SUVs herumkutschieren zu lassen, als sei ich ein Promi oder so etwas.«

»Es dient deiner Sicherheit«, rufe ich ihr ins Gedächtnis.

»Dad, niemand interessiert sich für mich. Die Reporter wollen mit dir reden.«

Dana und Hassan verschwinden aus meinem Büro, wahrscheinlich weil sie lange genug für mich arbeiten, um zu wissen, dass diese Telefongespräche mit meiner Tochter mir oft die Laune verderben.

»Das wird nicht ewig dauern«, versichere ich Giselle. »Jetzt erzähl mir, wie dein Tag war.«

»Scheiße, wie immer.«

»Achte auf deine Ausdrucksweise«, tadele ich sie halbherzig.

»Was? Das trifft es aber genau. Ich lerne quadratische Gleichungen. Wie oft benutzt du in deinem Job quadratische Gleichungen?«

»Es geht um eine umfassende Bildung.«

Sie seufzt. »Egal. Was gibt es zum Abendessen?«

»Was immer meine schöne Tochter will. Ich werde um sechs zu Hause sein. Willst du auswärts essen?«

»Nein.«

Ich schaue zur Decke empor und frage mich, wo mein süßes Kind geblieben ist, das mich angebetet hat. Neuerdings ist Giselle schlimmstenfalls mürrisch und bestenfalls zwiespältig.

»Nun, was fändest du denn gut?«, frage ich sie.

»Ich mache mir einfach hier etwas zu essen und lerne dann in meinem Zimmer.«

»Solange es sich bei dem Etwas nicht um Oreos und Käse handelt.«

»Man kann es essen.«

»Giselle.«

»Ich muss Schluss machen, Dad. Versuch, auf dem Heimweg nicht in irgendwelche brennenden Gebäude zu rennen.«

»Bis später, Giselle.«

»Bis später.«

Ich klicke auf den Terminplan in meinem Computer und freue mich, dass ich heute nur noch ein einziges Meeting habe. Selbst Leute, mit denen ich mich wegen der Devils treffe oder wegen meiner anderen Geschäfte, fragen mich nach dem Unfall, meinen Verletzungen und ob ich Daphne seither einmal gesehen habe. Ich bin mir sicher, dass sie sich mit den gleichen Fragen auseinandersetzen muss, und sie ist es wahrscheinlich leid, meinen Namen zu hören.

Infolge des Unfalls ist nicht nur mein Leben ins Trudeln geraten, sondern auch das meiner Tochter. Und sie hatte ohnehin schon einiges durchmachen müssen. Ihre Mutter und ich haben uns scheiden lassen, als sie acht war, aber wir haben uns zusammengerauft und das gemeinsame Sorgerecht für sie.

Das heißt, bis zum vergangenen Jahr, als ich Giselle bei Renee abgesetzt habe, nachdem wir ein Wochenende zusammen verbracht hatten, und Renee Giselle mitgeteilt hat, sie habe wieder einen Partner. Oder besser gesagt mehr als einen.

Renee hat etwas angefangen mit einem neuen Mann und