1,99 €
Der Chemiker Justin Laurenz sitzt im Gefängnis, weil er mehrere Manager ermordet hat. Nun wird er zum Opfer. Es ist der Überlebende Karl von Münchenstein, der Justin das Leben fortan zur Hölle macht.
Dieser sieht sich zur Flucht gezwungen. Er trifft auf seinen alten paranoiden Freund Marco und es beginnt eine Jagd über den gesamten Globus und durch mehrere Kulturen - über die Alpen bis in die nordamerikanische Prärie und ins ferne Asien.
Sosehr sich auch Karl und Justin bekämpfen, sie gelangen zu keinem Ziel. Einziger Ausweg ist der Sieg über die drei Dämonen: Angst, Gier und Unwissenheit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Wo bleibt das “ß”?
In diesem Buch wird vollständig auf den alten Buchstaben “ß” verzichtet, weil der Text mit einer Schweizer Tastatur geschrieben wurde.
Schon 1938 entschied die Erziehungsdirektion des Kantons Zürich, dieses altehrwürdige Sonderzeichen nicht mehr zu benutzen. Dennoch hielt es sich standhaft bis 1974 in einigen Schweizer Texten. Erst mit der Schweizer Rechtschreibreform 2006 wurde es offiziell abgeschafft.
So auch auf der Computer-Tastatur und in diesem Buch.
Druck verändert das Reaktionsgleichgewicht
LaoRen und das Wasser des Lebens
Liguster, Capsaicin und eine Zündkirsche
Von Thermit und Armen Seelen
Eine Flasche voll Brom und ein Vater unser
Ein Ozean voller Möglichkeiten
Shiva, Schwingungen und eine filmreife Szene
Drei Dämonen
Feuerwerk in Indien
Tautomerie und Buddhismus
Chemikerdämmerung
Titelbild
Impressum
Des Menschen Wille ist sein Glück
(Franz Schubert, 1797 - 1828)
Bei einer chemischen Reaktion im Gleichgewicht,
ist der Quotient aus der Aktivität der Edukte und der Produkte konstant.
(Massenwirkungsgesetz)
Justin sass in seiner kleinen Zelle und zupfte leise summend an einem abgerissenen Fingernagel herum. Ständig ging ihm eine Melodie durch den Kopf. Freunde hatten ihn schon auf diese Gewohnheit aufmerksam gemacht, aber bisher hatte er es einfach nicht abstellen können. Der Raum, in dem er sich befand, war kahl: keine Bilder, keine Poster; nur ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch und eine Toilette. Obwohl er sein ganzes Leben hier verbringen würde, hatte er auf alle unnötigen Gegenstände verzichtet. Nichts sollte ihn an sein früheres Leben erinnern. Nur ein paar Formeln und Reaktionsgleichungen waren an die Wand gekritzelt, was ihm von der Gefängnisleitung schon einiges an Ärger eingebracht hatte. Aber das kümmerte ihn wenig. Was sollten sie schon gross tun? Man hatte ihn schon auf lebenslänglich eingesperrt.
Er hatte in diesem Krieg gekämpft, in dem er zum Töten gezwungen worden war. Die Richter sahen dies anders. Betrachtete er seine Position als Freiheitskämpfer oder einer Notwehrposition gleich, war er zu mehrfachen Mord verurteilt worden. Die Presse hatte ihn als Monster abgestraft und seine Freunde - auch wenn sie aus seinen Machenschaften Nutzen gezogen hatten - besuchten ihn nicht einmal im Gefängnis.
Nur ein Freund war ihm aus früherer Zeit geblieben. Er wohnte einige Zellen weiter und hatte ihn quasi willkommen geheissen. Jens sass schon einige Monate länger hier, allerdings nicht wegen Mordes. Er würde in absehbarer Zeit herauskommen. Justin nicht.
Er grübelte vor sich hin. Zeit zum Grübeln hatte er ja genug. Diesmal sinnierte er über ein gewöhnliches Phänomen - der Druck und das Gleichgewicht. Druck konnte chemische Reaktionen auf verschiedene Weise beeinflussen. Für ihn als Chemiker war vollkommen klar, dass chemische Reaktionen in einem Gleichgewicht vorlagen. Sie konnten in die eine oder andere Richtung verlaufen. Mischte er zwei Substanzen A und B, reagierten sie zu AB. Gleichzeitig würde aber AB zu A und B zurückreagieren. Ob er nun mehr Produkt oder Ausgangssubstanz im Topf hatte, lag an den äusseren Einflüssen.
A + B < - > AB
Wenn zum Beispiel A gasförmig war und das Produkt AB ein fester Stoff, konnte hoher Druck das Gleichgewicht auf die Seite des Produktes AB verschieben - die Reaktion also beschleunigen. Anders ausgedrückt: hoher Druck erhöhte die Stosswahrscheinlichkeit mit anderen Reaktanten.
A(Gas) + B -> AB(fest)
Justin besah sich seine Hände. Sie waren rissig geworden, die Knöchel blau und schwarz von Blutergüssen. Die Wunde an seinem Kopf war vom Arzt genäht und verbunden worden. Es war eine Schnittwunde, die ihm beinahe das Ohr gekostet hätte.
Bei ihm war es wie bei der eben beschriebenen Reaktion. Der Druck trieb seine Reaktion an. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft an einer Lösung. Je höher der Druck, desto angestrengter plante er an der Lösung seiner Situation.
Er stand unter hohem Druck. Während er in seiner schmucklosen Zelle sass arbeiteten die Elektronen in seinem Gehirn. Sausten die Nervenbahnen entlang, es formten sich neue Proteine, welche Informationen dauerhaft ablegten und unerträgliche Erinnerungen hinterliessen, die Justin in seinen Träumen quälten.
Justin lächelte in sich hinein. Gleichgewicht! Das war alles! In der Philosophie wie auch in der Chemie. Während die Navaho sagten "Lebe im Gleichgewicht mit dem Universum", folgten die kleinen Moleküle genau diesem Gesetz. Die Reaktionen gingen hin und her.
Aus Wasserstoff und Sauerstoff wurde Wasser - das Gleichgewicht lag eindeutig auf der Seite von Wasser. Die Reaktion war schnell und heftig. Aber aus Fett und Natronlauge wurde Glycerin und Seife. In diesem Fall konnte man das Gleichgewicht mit einigen Tricks auf die eine oder andere Seite bewegen. Gab man Natronlauge (NaOH) im Überschuss zu, lag das Gleichgewicht auf der Seite der Seife. Nun musste man nur noch die Seife mit Kochsalz ausfällen. Auf diese Weise konnte man die feste Seife vom Reaktionsgemisch trennen und aus dem Gleichgewicht entfernen.
In Momenten der totalen Verzweiflung tröstete sich Justin mit solchen Gedanken aus der Schulchemie oder aus der Wissenschaft. Er stand auf und malte die Formeln für Fett, Natronlauge und hinter einem Doppelpfeil Glycerin und das Natriumsalz der Fettsäure - also die Seife.
Schweigend betrachtete er sein Werk. Eine einfache Formel - nichts kompliziertes. Wie gesagt: Schulchemie. Wenn er die Menge an Glycerin erhöhen würde, würde sich die Reaktion nach links verschieben. Wenn er mehr Fett einsetzen würde, würde sich die Reaktion nach rechts verschieben. So einfach war es.
Dann schrieb er ein J unter Glycerin. Es stand für Jens, seinem Freund, den er noch aus Chem&Nova kannte. Zusammen hatten sie in diesem Konzern gearbeitet und gekämpft. Als Jens vom Management gegen seinen Willen und gegen alle Bedenken gezwungen worden war, die Produktion zu erhöhen, gab es einen Unfall mit Todesfolge. Ja, „Unfall mit Todesfolge“ war der Begriff, den sie benutzt hatten. Die Explosion hatte das gesamte Gebäude zerstört und zwei Arbeiter in den Tod gerissen. Der Anwalt, der dem hohen Management nahestand, hatte Jens schleunigst der fahrlässigen Tötung angeklagt - oder war es Todschlag? Justin zögerte. Ach, er wusste es nicht mehr. Der Manager kam straffrei aus, obwohl er den Zwang zur Produktionserhöhung ausgeübt hatte. Das Netzwerk der Manager hatte seinen Schuldigen gefunden.
Jens machte Justin das Leben im Knast etwas erträglicher. Er verschob die Reaktion nach links auf die Seite "bleiben". Doch Jens würde in ein paar Monaten freikommen und das Gleichgewicht wieder nach rechts verschieben auf die Seite "gehen". Justin hatte die chemische Reaktion der Verseifung für seine eigene Situation gewählt. Links, die Seite der Ausgangsstoffe, stand für bleiben - rechts, die Seite der Produkte, stand für gehen. Wie? Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Die Frage, ob ein Gehen überhaupt möglich war, war im Moment nicht wichtig. Er hatte ein ganzes Leben Zeit, darüber nachzudenken. Vielleicht war es auch ein kurzes Leben, dann würden diese Gedanken sowieso keine Rolle spielen.
Unter die Formel der Seife machte er ein chinesisches Zeichen. Es war die erste Namenssilbe eines anderen Insassen, den er hier kennengelernt hatte.
QingNing - niemand ausser Justin konnte den Namen richtig aussprechen - war wegen Betrugs im Bau gelandet. Er würde sehr bald rauskommen. Auch er verschob das Gleichgewicht nach "bleiben".
Mit finsterer Miene schrieb Justin den Buchstaben Q unter die Formel für Fett, welcher für den Kampfnamen eines riesigen Grobians stand: Quetscher. So wurde er von allen genannt. Er war aufbrausend, grob, massig, brutal und bekannt dafür, dass er seine Opfer so fest im Schwitzkasten hielt, bis die Knochen brachen.
Unter die Natronlauge schrieb er schnell den Buchstaben S für Schach, einen anderen Typen, der dafür bekannt war, Pläne zu schmieden. Justin war sich sicher, dass diese schmierige Ratte kein Schach spielen konnte. Er wurde nur so genannt, weil man ihn den einen oder anderen Auftrag erteilen konnte und weil er seine Mitgefangenen wie Schachfiguren einzusetzen wusste. Besonders Quetscher war sein gefragter Mann. Diese beiden verschoben das Gleichgewicht eindeutig auf die rechte Seite. Justin hatte ihnen die Schnittwunde und zahlreiche Prellungen zu verdanken.
Er hielt den Stift so fest, dass er entzwei brach. Mit dem übrigen Stummel malte er energisch einen dicken Pfeil nach rechts.
Der Druck war so hoch, dass er zu einem Beschluss gezwungen wurde:
Jens + Qing -> bleiben
Quetscher + Schach -> gehen
Er musste verschwinden.
Karl von Münchenstein, der ehemalige Konzernleiter der Chemiefirma Chem&Nova, hatte sich für ein Programm gegen seinen Krebs entschieden. Diese Krankheit war durch eine Vergiftung ausgebrochen, die er Justin Laurenz zu verdanken hatte. Damals war der Chemiker Leiter der Forschungsanalytik gewesen.
Karl hatte nie richtig verstanden, warum dieser erfolgreiche Mann plötzlich angefangen hatte das Management zu töten - ja regelrecht zu exekutieren. Er selbst war nur mit viel Glück dem Tod von der Schippe gesprungen - obwohl, noch war die Sache nicht ausgestanden. Justin war beliebt, erfolgreich, hatte genug Geld ... was hatte er nur gewollt? Macht? Die hätte er haben können! Aber er hatte einst eine Beförderung ausgeschlagen. Das hatte Karl nie verstanden. Dieser Chemiker hatte sich geweigert die Karriereleiter zu erklimmen. Viele Mitarbeiter mochten Angst vor der Verantwortung haben, die eine höhere Position mit sich brachte, aber Justin Laurenz doch nicht. Er war für seine Leute der perfekte Chef gewesen. Wenn er ins höhere Management aufgestiegen wäre - nicht auszumahlen, welche Möglichkeiten dieser Mann gehabt hätte. Einziges Problem: es wäre schwer gewesen, ihn zu steuern - ihn im Zaum zu halten. Er war zu idealistisch und hielt sich zu nahe an den unteren Kadern.
Dann dieser Wahnsinn. Hoch erhobenen Hauptes hatte er das Gerichtsurteil über sich ergehen lassen. Diese Arroganz! Und was war nun? Justin sass im Gefängnis. Liess sich auf Staatskosten durchfüttern, wie die Made im Speck! Aber er, Karl von Münchenstein, würde sich rächen. Justin Laurenz würde leiden! Mit einem von Münchenstein war nicht zu spassen!
"Ich habe die Position des Konzernleiters erkämpft", murmelte Karl, "Ich werde mir die Gesundheit und den Konzernleiterposten wieder erkämpfen. Dr. rer. nat. Justin Laurenz wird leiden! Ich habe die Mittel, ich habe den Willen und bald habe ich wieder die Gesundheit!"
"Wie bitte?"
Der Arzt, der neben Karls Krankenbett die Daten studierte, blickte irritiert auf. Karl wurde sich bewusst, dass er wohl zu laut gedacht hatte. Er lag in einem grossen Einzelzimmer der Universitätsklinik.
"Ach nichts", wehrte er ab, "Machen Sie weiter. Pumpen Sie mich endlich mit dem Zaubermittel voll. David sagte mir, dass es wahre Wunder vollbringen kann."
"Das Medikament ist tatsächlich vielversprechend. Wir sind schon sehr gespannt auf die Resultate", bemerkte der Weisskittel nicht ohne Stolz.
"Und sie sind sich sicher, dass ich das Medikament bekomme und nicht so ein nutzloses Placebo?"
Der Arzt seufzte und prüfte die Infusion.
"Dazu kann ich nichts sagen. Keiner weiss, ob Sie ein Placebo oder das Medikament bekommen. Sie wurden über den Vorgang dieses Programmes aufgeklärt."
Karl packte den Arzt am Kragen und zischte: "Wenn das nicht das echte Medikament ist, sind sie fertig. David Reyam ist mein Freund. Wissen Sie: er ist der Chef des Konzerns, der dieses Medikament herstellt. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, sind sie geliefert. Wir sorgen dann dafür, dass Sie ihre Zulassung verlieren. Ich kenne auch den Dekan dieser Uniklinik gut. Haben Sie mich verstanden?"
Der Arzt wurde ernst.
"Das ist mir durchaus bewusst. Machen Sie sich keine Sorgen. Entspannen Sie sich. Ich weiss, dass Sie mit unserem Dekan und mit anderen Firmenchefs Golf spielen."
Karl lockerte seinen Griff und liess den Kittel schliesslich ganz los. Schlaff und müde sank er zurück und liess die Flüssigkeit in seine Adern fliessen.
"Wollen es hoffen", murmelte er, bevor er einschlief.
Eigentlich hatte er wirklich nichts zu befürchten. David hatte alles im Griff. Er war sozusagen der Kopf ihrer Gruppe im Golfclub. David Reyam war der Konzernleiter des grossen Pharmaunternehmens der Stadt. Er kannte alle wichtigen Leute und alle waren ihm einen Gefallen schuldig. Diese Gefallen schienen nie auszugehen. Karl konnte sich sicher sein, das heilende Mittel zu erhalten. David hatte den Dekan, den Arzt, ja sogar die Inspektoren im Griff. Nichts würde die Schummelei aufdecken, dass das Los nicht zufällig auf Karl gefallen war, wie es normalerweise der Fall sein musste.
Bei einem Programm dieser Art wurde per Zufall festgelegt, welcher Patient das Medikament und welcher nur ein Placebo oder Vergleichsmedikament erhalten sollte. Die Information war so codiert, dass nicht einmal der behandelnde Arzt wusste, was er dem Patienten spritzen würde. Ein Durchbrechen dieser Doppelblindstudie war selbstverständlich verboten. Aber was blieb Karl anderes übrig, wenn er überleben wollte.
Wochen später fühlte sich Karl nur wenig besser. Das Medikament liess sich wohl Zeit. Tests zeigten, dass der Krebs nur leicht zurückgedrängt werden konnte.
"Tatsächlich ein wahres Wundermittel", stellte der Arzt fest, "Ich gratuliere."
"Wieso Wundermittel? Ich denke, der Krebs ist nur leicht zurückgegangen? Wann bin ich geheilt?"
"In Ihrem Stadium brauchen wir Geduld und der kleinste Erfolg ist schon ein Grund sich zu freuen. Wann Sie geheilt sind, können wir jetzt nicht sagen, aber wir sind auf einem guten Weg."
Der junge Doktor wirkte tatsächlich erleichtert.
"Kein Wunder", dachte Karl, "Wenn man bedenkt, dass von meiner Genesung sein weiteres Leben abhängt. David hätte mich sicher gerächt."
Es klopfte und gleichzeitig flog die Tür auf.
Ein älterer Herr mit einem riesigen Blumenstrauss betrat das Zimmer und drückte dem Arzt die Blumen in die Arme.
"Holen Sie eine Vase. Karl, mein Guter! Siehst schon viel besser aus!"
"David, schön, dass Du gekommen bist. Gerade stellten wir fest, dass der Krebs leicht zurückgegangen ist. Dein Wundermittel schlägt an!"
"Freut mich zu hören", grinste David und wandte sich an den Arzt, "Sind Sie noch nicht fort? Machen Sie die Tür zu und holen Sie die verdammte Vase."
Irritiert verschwand dieser mit samt den Blumen.
"... und bringen Sie mir einen Espresso für mich mit!" rief ihm David nach, als er sich aus dem Mantel schälte. Das teure Stück warf er auf einen Stuhl und wandte sich dem Kranken zu.
"Ja, Du siehst wirklich besser aus. Wirst ja richtig fett!"
Karl atmete tief durch.
"Wenn ich gesund bin, kann ich wieder meinen alten Posten übernehmen."
"Naja, im Moment sitzt da noch ein anderer", meinte David, "Ich werde mal sehen, was ich für Dich tun kann. Vielleicht gebe ich Dir eine gute Position in meinem Konzern. Da hat sich was ergeben. Musste gerade so einen Dummkopf rausschmeissen, weil er mir meine Pläne mit der Kanzlerin kaputt machte. Zu ehrlich dieser Depp. Aber sein Platz wäre für Dich frei."
Karl verzog das Gesicht und richtete sich auf.
"Meine alte Position in meiner Chem&Nova wäre mir lieber."
"Aber da sitzt doch schon jemand. Und der macht seine Sache sichtlich gut."
"Ich will meinen Sitz als Konzernleiter wieder. Dieser Kerl, der jetzt auf meinem Platz sitzt, ist von Justin Laurenz eingesetzt worden."
David lachte schallend auf.
"Nein, mein lieber Karl, der ist nicht von diesem verrückten Chemiker vorgeschlagen worden. Viele andere Leute ja, aber der nicht."
"Aber ich gehöre da hin!"
David wurde ernst.
"Gut, da wird sich auch was machen lassen. Ich bin auf Deiner Seite. Jetzt werde erst einmal gesund und denke nicht immer an diesen Chemiker. Das ist ja schon fast eine Psychose."
Karl liess sich ins Kissen zurückfallen. Er kämpfte die Tränen zurück. Nein, diese Blösse wollte er sich vor David nicht geben.
"Justin hat meine Gesundheit genommen. Mein Leben, meine Stelle als Konzernleiter. Chem&Nova gehört mir!"
"Beruhige Dich Karl. Ich kenne da jemanden, der einen kennt, der sich dieser Sache annimmt."
"Ich will ihn aber nicht töten lassen", knurrte Karl grimmig, Iich will ihn leiden lassen. Genauso wie ich hier leide. Ganz langsam!"
Der ältere Herr wiegte seinen Kopf hin und her, als müsse er überlegen und meinte trocken: "Das wird sich machen lassen."
Wenn im Warten Wahrhaftigkeit liegt, ist es von Erfolg gekrönt.
Sei beharrlich in der Wahrhaftigkeit und Glück ist Dir sicher.
Es ist förderlich grosse Flüsse zu durchqueren.
(Yi Qing)
"LaoRen, malst Du wieder Deine unsinnigen Zeichnungen?"
Justin zuckte zusammen. Er hatte QingNing nicht kommen hören. Der Chinese stand an der offenen Tür und lächelte Justin offen an.
Justin nickte. Stimmt ja, sie hatten Ausgang, was bedeutete, dass sie aus den Zellen in den Gemeinschaftsraum draussen gehen konnten. Im Laufe der Zeit war Justin lieber in seinen vier Wänden geblieben. Er wusste, dass er dort nicht viel sicherer war, aber er hatte wenigstens ein klein wenig das Gefühl von Sicherheit.
LaoRen, so wurde Justin von dem Asiaten genannt. Es war ein Wortspiel, das Respekt ausdrücken sollte. Justins Familienname war Laurenz. QingNing hatte daraus das chinesische Wort für "alten Mann" - lǎo rén - gemacht. Justin wusste, dass in China ein alter Mann hoch geschätzt war. Lǎo rén war also fast so etwas wie ein Ehrentitel, der sich zufällig so ähnlich anhörte wie sein Familienname.
Justin seufzte und murmelte nur: "Lǎo rén sè le - der alte Mann ist tot."
QingNing trat an Justin heran und legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes.
"Verliere nicht den Mut. Es gibt einen Weg." Sein Blick schweifte über die Reaktionsgleichung und erkannte schmunzelnd das Zeichen seines Vornamens "Qing". Dann begann er zu rezitieren:
"Wer das Nichthandeln übt,
sich mit Beschäftigungslosigkeit beschäftigt,
Geschmack findet an dem, was nicht schmeckt:
der sieht das Grosse im Kleinen und das Viele im Wenigen.
Er vergilt Groll durch Leben.
Plane das Schwierige da, wo es noch leicht ist!
Tue das Grosse da, wo es noch klein ist!
Alles Schwere auf Erden beginnt stets als Leichtes.
Alles Grosse auf Erden beginnt stets als Kleines.
Darum tut der Berufene nie etwas Grosses,
so kann er seine grossen Taten vollenden.
Wer leicht verspricht, hält sicher selten Wort.
Wer vieles leicht nimmt, hat sicher viele Schwierigkeiten.
Darum: Bedenkt der Berufene die Schwierigkeiten,
so hat er nie Schwierigkeiten."
Dankbar sah Justin den kleinen drahtigen Mann an.
"Yi Jing?"
"Dao de Jing."
"Mist, ich verwechsle die beiden immer. Danke."
Justins Blick fiel wieder auf die Reaktionsgleichung. Wenn er die Formeln wegliess, stand da nur noch: Quetscher + Schach ergibt Jens und QingNing. Unsinn! Blanker Unsinn! Und doch war es tröstlich.
"Qing?" Justin nannte seinen Freund immer nur mit seiner ersten Silbe, "Hast Du einen Spitzer?"
"Warum? Da liegt doch einer auf deinem Tisch."
"Der ist aus Plastik. Ich brauche einen aus Metall - aus Magnesium."
Qing grinste.
"Mach keinen Scheiss!" sagte er auf Chinesisch.
"Mach ich nicht", murmelte Justin ebenfalls auf Chinesisch, "Ich plane nur das Schwierige, wo es noch leicht ist und tue das Kleine, um das Grosse zu beginnen."
Er zwinkerte dem anderen zu.
"Du hast mich inspiriert. Sei aber ganz ruhig - ist vielleicht nur ein Gedankenspiel. Mit irgendetwas muss ich mich ja beschäftigen."
"LaoRen, Du hast mir geholfen, als mich Quetscher in der Mangel hatte. Deshalb bin ich Dir zu Dank verpflichtet."
"Ach was! War doch selbstverständlich", wehrte Justin ab "Er hatte es sowieso mehr auf mich abgesehen, als auf Dich."
Es war vor drei Tagen gewesen. Schach und Quetscher hatten sich Qing geschnappt, um Justin nach unten in die Wäscherei zu locken. Der Chemiker war es im Laufe der Zeit gewohnt, dass man ihm auflauerte und schikanierte, oder gar verprügelte, aber diesmal schien es ernster zu sein. Als er zwischen den Fässern und Bottichen auftauchte, warnte ihn Schach näherzutreten. Quetscher hielt den Chinesen im Schwitzkasten. Qing keuchte schwer.
"Was soll das?" brummte Justin.
"Du wirst mir jetzt einen blasen", grinste Schach.
"Bin ich denn Dein Typ?"
Schachs Gesicht verfinsterte sich. "Los! Auf die Knie!"
"Wäre nicht gut für Dich." Justin versuchte gelassen zu bleiben. "Ich habe gerade Chili gegessen."
"Und?"
"Capsaicin."
"Hä?"
"Capsaicin ist ein Alkaloid, das in den Chilis vorkommt. Es übt auf spezifische Rezeptoren einen Hitze- oder Schärfereiz aus, setzt Neuropetide frei ... auf Deutsch: es brennt Dir Deinen kleinen Schniedel weg."
Schachs Augen weiteten sich vor Zorn. Justin beobachtete ihn genau. Er wusste, dass er keine Erfahrung in Prügeleien hatte. Er wäre sicher der Unterlegene, aber unter keinen Umständen durfte oder wollte er den Gegnern seine Angst anmerken lassen.
Was dann geschah, machte im gesamten Gefängnis die Runde. Schach stürzte sich auf den Chemiker, der mit einer schnellen Handbewegung und ohne Vorwarnung Bleichmittel ins Gesicht seines Gegners schleuderte. Quetscher liess Qing los und eilte Schach zur Hilfe, was ihm auch eine volle Ladung von der ätzenden Chemikalie in die Augen einbrachte. Aber selbst der brennende Schmerz und die schwindende Sicht hinderte den Grobian nicht, auf Justin mit dem Messer loszugehen. Der Chemiker konnte die Waffe gerade noch abwehren, bevor sein Ohr ganz abgeschnitten wurde. Das Blut schoss ihm den Hals hinunter. Er konnte sich nicht darum kümmern, ja er wurde es erst gar nicht gewahr, denn zahlreiche Fausthiebe prasselten auf ihn ein. Quetscher prügelte blind um sich, mit der einen Hand sein Gegenüber am Hals gepackt, mit der anderen Schläge verteilend.
Er hätte Justin sicher totgeprügelt, wenn Qing sich nicht aufgerappelt hätte und Quetscher mit einem gezielten Tritt in die Nieren zu Boden gebracht hätte. Er half seinem Freund auf und sie verschwanden so schnell wie möglich.
Justins Hände waren verätzt, am Kopf hatte er eine tiefe Schnittwunde und er sah übel zugerichtet aus. Qing hatte Quetschungen am ganzen Körper, aber sie hatten überlebt und standen besser da als ihre Gegner. Schach und Quetscher landeten in der Krankenstation. Es war fraglich, ob sie vollständig erblinden würden oder nicht. Jedenfalls hatte Justin eine Weile Ruhe.
"Es geht das Gerücht, dass Schach auf Dich angesetzt worden ist", flüsterte QingNing, obwohl niemand sein chinesisch verstehen konnte, "Es heisst, dass ein reicher Pinkel ihn gekauft hat, damit er Dir das Leben besonders schwer macht."
"Hiess dieser Pinkel zufällig 'von Münchenstein'?"
Dem Chinesen sackte die Kinnlade runter.
"Woher weisst Du?"
"Das ist meine Vorgeschichte bei Chem&Nova. Deshalb bin ich hier. Von Münchenstein war der Konzernleiter der Firma. Er und sein Management haben alles zu Grunde gerichtet. Mit dem Konzern ging es bergab, weil sie alle Gelder aus dem Laden herausgesaugt haben - haben sich aufgeführt wie die Fürsten, denen alles erlaubt war. Die Mitarbeiter waren ihnen egal. Sie waren nur Mittel zum Zweck - Schachfiguren, die man nach belieben opfern konnte. Und mit 'opfern' meine ich wirklich 'opfern'. Meine Frau ist tot, ein Mitarbeiter hat sich umgebracht, eine Frau aus der Forschung ist jetzt in der Klapse, ein guter Freund wurde in den Freitod getrieben und viele wurden verarscht. Da musste ich was tun. Dieser von Münchenstein nahm es mir wohl übel, dass ich ihn vergiftet hatte. Dimethylsulfat! Das war wirklich nicht nett von mir gewesen. Krebserregendes Zeug. Ich kann es ihm fast nicht verdenken, dass er die zwei Idioten auf mich angesetzt hat."
"Das ist kein Witz, LaoRen! Sie werden Dich immer wieder und wieder verprügeln, verletzen und irgendwann einmal töten. Bevor es aber soweit ist, wirst Du vor Angst verrückt werden."
Sie standen eine Weile fast verlegen vor der Reaktionsgleichung.
"Ich besorge Dir den Spitzer."
Mit diesen Worten verschwand QingNing.
Stolz schritt der Chef des exklusiven Restaurants zu Tisch 4 und baute sich vor den beiden Herren mit der kostbaren Weinflasche auf. Er lobte den guten Geschmack der Gäste, dass sie so einen exzellenten Tropfen ausgesucht hatten. Wer der beiden wolle den Rotwein nun denn kosten?
Der ältere der beiden hob beiläufig die Hand und wies auf sein Glas. Während der Wirt einen kleinen Schluck zum probieren einschenkte - selbstverständlich mit der linken Hand auf dem Rücken - und während dieser Herr den Roten Saft prüfend über seine Zunge gleiten liess, dachte ein Kellner, der etwas abseits stand, welch eine Frechheit es war, wie sich die beiden Gäste im Restaurant benahmen.
Sie waren zwar passend gekleidet - die Krawatten sassen korrekt, die teuren Hemden frisch gestärkt und die Hosen sauber gebügelt - aber ihr Benehmen war unterste Schublade. Schon beim hereinkommen hatten sie ihre Jacketts einem Kellner zugeworfen, mit den Worten er solle sie sauber aufhängen und ausbürsten. Selbstherrlich hatten sie die Gäste an ihrem Tisch vertrieben, die gerade noch beim Zahlen waren. Warten wollten diese "Grosskupferten" nicht. Kaum hatten sie sich gesetzt, hatten sie sich über das Menü beschwert, weil ihnen zu wenig französische Gerichte angeboten wurden. Es war italienische Woche!
Er kannte solche Typen. Das Essen war immer zu salzig, zu fad, zu viel Knoblauch oder auch zu wenig. Nie konnte man es ihnen Recht machen, denn es ging ihnen nicht um die Sache, sondern um Macht. Auch diesen teuren Wein von mehr als 200 Euro die Flasche würden sie kritisieren - schon verzog der Ältere sein Gesicht.
"Na, da hatte ich schon Bessere, aber schenken Sie nur ein", hörte er ihn gerade laut vernehmlich sagen. Ein Wunder, wie sich sein Chef zu benehmen wusste. Dieser lächelte taktvoll und bediente die zwei Flegel mit den freundlichsten Worten. Innerlich aber kochte er und verachtete diese Kravattenträger.
"So, danke", meinte David gerade zu ihm, "Nun verschwinden Sie, wir haben Wichtiges zu bereden."
Der Wirt zog sich höflich zurück. Kaum das Gesicht abgewandt sackten seine Mundwinkel herunter und die Augen verfinsterten sich. Alles Freundliche war verschwunden.
"Netter Laden hier" , bemerkte Karl von Münchenstein und blickte sich um. Es war einer der vornehmsten und teuersten Restaurants in der Gegend. Die Kellner waren gut ausgebildet, das Besteck und Geschirr von besonderer Qualität, wie auch die 5 Sterne Küche. Kronleuchter, vertäfelte Mahagoni- und Kirschholzvertäfelung an den Wänden und erlesene Möbel rundeten das Gesamtbild ab.
"Ja, ganz in Ordnung", antwortete David fast beiläufig, "Ich komme hier jede Woche her. Das Schöne ist, dass ich nicht einmal mehr die Rechnung unterschreiben muss. Die rechnen hier direkt mit unserer Buchhaltung ab."
Münchenstein schmunzelte. "Das ist praktisch."
"Nicht wahr?" David strahlte. Dann aber wurde er wieder ernst und fragte: "Wie geht es Dir?"
Besorgt musterte er den bleichen Karl. Dieser seufzte tief.
"Der Krebs ist zurückgegangen. Er breitet sich nicht mehr weiter aus."
"Na Glückwunsch! Hab doch gesagt ein Wundermittel ist das!"
"Aber er ist nicht weg. Ich bin nicht geheilt."
Seine Miene verfinsterte sich.
"Alles nur wegen dieses Chemikers. Mein Informant hat mir nun berichtet, dass Justin die zwei Typen, die Du angeheuert hast, übel zugerichtet hat. Einer wird wahrscheinlich erblinden."
"Oh! Dabei waren das Profis. Dein Chemiker ist ja ganz schön gewieft. Soll ich ihre grossen Brüder schicken?"
Karl von Münchenstein hielt inne.
"Mein Informant meinte, dass noch irgendetwas anderes läuft. Justin hätte sich zurückgezogen."
"Wer ist Dein Informant?"
David nippte gespannt am Wein und Karl grinste.
"Er ist nah dran. Keine Sorge. Diesen Maulwurf habe ich fest im Griff."
David blickte sich nervös um.
"Wo bleiben die so lange mit unserem Essen!"
"Eines kann ich Dir sagen, David", flüsterte Karl boshaft, "Dieser Maulwurf ist meine zweite Rache - viel besser als Deine Schläger."
"Hm, das freut mich! Cheers!" prostete David Karl vergnügt zu.
Wieder einmal sass Justin mit einem Stift bewaffnet an dem kleinen Tisch. Diesmal hatte er sich Papier besorgt - die Wände waren für diese Gedanken zu 'öffentlich'. Neben ihm lag ein Stapel Hefte - wissenschaftliche Journale, die er über Umwege ergattert hatte.
Sein Stift flog quasi über die Cellulose und hinterliess Formeln, Schriften und Zeichnungen. Justin arbeitete schon seit Tagen an einer Idee, die ihn gefangen hielt. Solche Ideen waren das Einzige, was ihm das Gefängnisleben erträglich machte. Er war in seiner Welt. Hatte er sich Anfangs mit Schulchemie befasst, so widmete er sich nun der aktuellen Forschung. Eine Veröffentlichung eines Prof. Dr. Pollacks war ihm aufgefallen. Sie hatte ihn begeistert und so in den Bann gezogen, dass er Frühstück, Ausgang und Mittagessen glatt vergessen hatte. Er hatte nicht einmal registriert, dass Jens und Qing besorgt in seine Zelle gekommen waren und ihn ansprachen.
Erst als Jens seinen Freund an der Schulter berührte, wachte Justin aus seiner Welt auf.
"Ihr hier? Wie spät ist es?"
Justin war noch verwirrt, wie man es eben war, wenn man aus den Träumen gerissen wurde.
"Wir haben Dich vermisst. Arbeitest Du etwa an etwas?"
Jens blickte neugierig auf Justins Notizen.
Der alte Chemiker hatte Vertrauen zu seinem Freund und hielt ihm die Formeln unter die Nase.
"Sieh her, Jens. Ich habe die Veröffentlichung von Pollack gefunden. Er behauptet, dass Wasser an einer polaren Oberfläche eine hexagonale Struktur annehmen kann. Dazu brauchte es allerdings Energie in Form von Licht. Ich nehme an, hohe Hitze würde die Moleküle zu sehr durcheinanderwirbeln. Wir hätten also einen neuen Aggregatzustand für Wasser! Flüssig und doch strukturiert - quasi ein flüssiger Kristall oder flüssiges Eis, wenn man so will."
Jens nahm das Journal an sich und überflog die Zeilen.
"Ein vierter Aggregatzustand?"
"Naja, eigentlich haben wir weit mehr. Allein Eis kann in mindestens 17 Kristallinen Formen vorkommen."
"Sieh her", Justin zog seinen Freund am Ärmel, "Die Schicht ist für gewöhnlich nur ein Viertel Millimeter dick, aber Pollack konnte zeigen, dass aus dieser Zone Salze verdrängt wurden. Inzwischen hat er schon dickere Schichten züchten können."
"Eine Art energetisiertes Wasser?" wunderte sich Jens, während Qing verwundert daneben stand.
"Er nennt es EZ-Water. EZ steht für 'Exclusion Zone', eben weil die Salze verdrängt werden. Es soll hauptsächlich in Gletscherwasser vorkommen - logisch! Eis ist eine polare Oberfläche..."
"Energiereiches Wasser?" fragte Qing nach, der nur diesen Teil verstanden hatte.
"Eigentlich kein echtes Wasser mehr", erklärte Justin dem noch mehr verwirrten Qing, "Es ist kein H2O sondern theoretisch eher ein H3O2."
"Aber energetisiert?" hakte Qing nach.
Beide Chemiker nickten.
"Aber LaoRen, das würde ja bedeuten, dass man dem Körper kontrolliert Qi zuführen könnte, also Energie", rief Qing aus, "Eigentlich nicht viel anders, als wir es beim QiGong machen. Wir führen dem Körper mit diesen Übungen Qi zu."
"Nicht so schnell!" warnte Jens, "Wir wollen nicht in die Esoterik abgleiten, nicht war, Justin?"
Justin blieb stumm und wiegte nur den Kopf hin und her.
"Justin?"
"Pollack vermutet, dass das Wasser in unserem Körper bereits zum grossen Teil aus diesem EZ-Wasser besteht."
Jens runzelte die Stirn.
"Ich glaube einen Weg gefunden zu haben, Strukturen in Wasser zu stabilisieren", fügte Justin hinzu.
Trotz seiner Aufregung blieb Justin äusserlich gelassen.
"Alles was wir brauchen ist Sonnenenergie, Wasser und eine polare Oberfläche, um das EZ-Wasser herzustellen. Dann müssen wir es nur noch aufkonzentrieren und stabilisieren. Das ist der Knackpunkt..."
Hilfesuchend blickte er in die Runde.
"Schliesst die Tür."
Wortlos gehorchte Qing und Justin holte eine kleine Schale mit öliger Flüssigkeit hervor.
"Du hast schon experimentiert?" rief Jens leise aus.
Justin nickte.
"Es ist EZ-Wasser aufkonzentriert. Ich weiss noch nicht wie lange es stabil bleibt und wann es wieder zu normalem Wasser zerfällt."
Jens nahm die Schüssel vorsichtig auf und drehte sie so, dass der Inhalt langsam hin und her schwappte.
"Das? Das ist Wasser ... also EZ-Wasser?"
"Konzentriert. Ich schätze weit über 60%."
"Wie ist das möglich?"
Justin zuckte mit den Schultern.
"Sonnenenergie ist wichtig", murmelte er nur, "Und ein paar Tricks."
"Welche Tricks?"
"Ich habe XXXXXXXX verwendet, um die Strukturen zu stabilisieren. Der Witz ist, dass alles so einfach ist und XXXXXXXX gibt es praktisch in jedem Haushalt - eine Allerwelts-Chemikalie."
-------------------------------------
Anmerkung des Autors:
In diesem Buch ist der Name dieser interessanten Substanz ausgekreuzt, um eventuelle Patentanmeldungen nicht zu gefährden. ;-)
-------------------------------------
"Hast Du es schon versucht?" meldete sich Qing.
"Versucht?"
"Getrunken? Wie schmeckt es?"
"Frisch."