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Ein Professor, ein Bischof und ein Indianer diskutieren über Religion. Sie sind sich fremd in ihren Ansichten und ihrer Lebensweise. All ihr Wissen kann ihnen nicht helfen, da sie in ihrer Weisheit und in ihrer Welt gefangen sind. Schliesslich bringt sie der Indianer in eine gute Richtung... Eine Geschichte über massloses Wissen, die uns nicht aus der Dummheit führen kann, der wir alle ausgeliefert sind. Aber noch ist Hoffnung, oder?
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Personen: Prof. Dr. W. Hubert : Professor der Physik und Mathematik, Atheist
Bischof H. Frowin: katholischer Bischof
Tunkantanka: einfacher Indianer
Bischof Frowin und Prof. Dr. W. Hubert trafen sich zufällig in einer Kneipe. Während der Professor nachdenklich sein Bier trinkt, tritt der Bischof auf ihn zu, weil sonst kein Platz mehr frei ist:
Bischof: Ist dieser Platz noch frei?
Professor: (zynisch lächelnd) Wenn Sie von mir deshalb keine Kirchensteuer verlangen, bitte. – Verzeihen Sie, das war wohl ein schlechter Scherz.
Bischof: (setzt sich) Sie sind wohl kein Freund der Kirche.
Professor: (ernst) Ehrlich gesagt, nein. In meiner Jugend war ich zwar aktiv in der Kirche tätig, aber seit meiner Scheidung nicht mehr. Wissen Sie, ich war Ministrant (Bischof nickt entzückt). Stundenlang mussten wir knien und die Worte von damals werde ich nie vergessen: Confitio deo omnipotenti beatiae Mariae semper virgini beato Michaeli, beato Johanni Baptistae, sanctis apostolis Petro et Paulo omnibus sanctis et tibi pater quia becavi nimis cogitatione verbo et opere mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa und so weiter, und so weiter.
Bischof: Was hat Sie von der Kirche abgebracht? (bestellt ein Bier)
Professor: Manchmal denke ich alles. Nach meiner Scheidung habe ich wieder geheiratet. Meine zweite Frau - auch geschieden - suchte die geistliche Unterstützung bei einem Priester, den sie gut kannte. Dieser riet ihr ab zur Kommunion zu gehen - aus Rücksicht zu den anderen Kirchgängern. Ja, er hat es ihr tatsächlich verboten, obwohl sie von ihm Hilfe erwartet hätte. Dieser Priester hat sie einfach zurückgewiesen, genau wie unsere sauberen katholischen Freunde. Sie sind damals über uns hergefallen wie Hyänen.
Bischof: Sie wissen aber, dass man das Recht auf die heilige Kommunion verliert, wenn man nach der Scheidung noch einmal heiratet.
Professor: Ist die Kirche nicht dafür da den Menschen zu helfen? Damals dachte ich das jedenfalls. Heute weiß ich, dass die Kirche nur dafür da ist, um sich selbst zu erhalten. Ich habe Ihnen noch nicht alles erzählt. Meine zweite Frau ist zu einem anderen Priester gegangen. Dort hat sie Unterstützung bekommen. Dieser Priester meinte: "Wenn es Ihnen hilft, dann kommen Sie in meine Kirche - auch zur heiligen Kommunion." Dieser Pfarrer wurde ein halbes Jahr später fortgeschickt. Mitten ins Gebirge, wo er keinen Schaden anrichten kann für die ach so heilige katholische Kirche. Seit dem bin ich abgefallen von diesem Verein. Was ist Ihre Meinung? Welcher Priester hat recht gehandelt?
Bischof: Nach den Gesetzen der katholischen Kirche und nach der Bibel hat der erste Pfarrer durchaus richtig entschieden.
Professor: Und nach den Gesetzen der Menschlichkeit?
Bischof: Christus hat diese Menschlichkeit gelehrt...
Professor: Nennen sie das Verhalten des ersten Priesters menschlich? Oder das Verhalten meiner katholischen Freunde? Sie glauben gar nicht, welche Gerüchte in die Welt gesetzt wurden. Sie glauben gar nicht, wie viel Freunde ich verloren habe, die mich mit katholischen Argumenten verurteilten, nur weil ich noch einmal geheiratet habe. Ich kam mir vor, wie in einer Sekte.
Bischof: Sie können es selbst in der Bibel nachlesen, dass Christus all jene verurteilt, die Ehebruch begehen. Im Matthäusevangelium Kapitel 19 können Sie nachlesen, dass Christus gesagt hat: "Was nun Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen."
Professor: Auch ich bin in der Bibel etwas bewandert und weiß, dass Mose den Juden einen Scheidebrief erlaubt hat...
Bischof: Die Antwort darauf können sie ebenfalls im Matthäusevangelium im selben Kapitel lesen. Christus sagt: "Wegen eurer Herzenshärte hat Mose euch erlaubt eure Frauen zu entlassen. Ursprünglich aber war es nicht so. Ich aber sage Euch: Wer seine Frau entlässt, außer wegen Unzucht, und eine andere heiratet begeht Ehebruch."
Professor: Sie sagen, dass Christus die Menschlichkeit gelehrt hat. Wenn das so ist, halten Sie es für menschlich, wenn zwei Menschen sich auseinanderleben, dass sie sich kasteien und mit aller Gewalt zusammenleben - obwohl sie sich nicht vertragen?
Bischof: Sie dürfen sich scheiden lassen...
Professor: Aber wir müssen für den Rest unseres Lebens alleine verbringen - gegen die Natur!
Bischof: Bei ihrer Hochzeit haben Sie das Versprechen gegeben, dass sie „bis dass der Tod euch scheidet“ zusammenbleiben - ein Fleisch sind.
Professor: Und das nennen sie menschlich? Auf Grund dieses Gesetzes hat die katholische Kirche meine jetzige Frau und mich in den Abgrund stoßen wollen. Aus diesem Grund haben wir Freunde verloren, die genauso hartherzig denken wie die katholische Kirche. Nur auf das Gesetz bedacht, aber nicht auf den Menschen. Es kommt mir vor wie bei der Sabbat-Frage, wo Christus von den Pharisäern vorgeworfen wurde, den Sabbat nicht zu heiligen...
Bischof: Ich kenne diese Stelle. Markusevangelium Kapitel zwei. Sie denken an den Satz: Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen.