China: der nächste Horizont - Joachim Rudolf - E-Book

China: der nächste Horizont E-Book

Joachim Rudolf

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Beschreibung

Die chinesische Wirtschaft und ihre Finanzmärkte erleben tief greifende Veränderungen. Nicht nur für Chinesen, sondern auch für westliche Investoren und Unternehmer hat das weitreichende Konsequenzen. Die globale Bedeutung der Volkswirtschaft Chinas wird sich mehr und mehr in den Portfolios der internationalen Anleger spiegeln. In dieser Konstellation liegen Investitionschancen: Die Finanzmärkte entwickeln sich in einer wachsenden Volkswirtschaft, deren riesige Konsumentenbasis vielen innovativen Unternehmen attraktive Geschäftsmöglichkeiten bietet. Auf Basis langjähriger Arbeitserfahrung in China schildern die Autoren, welche Herausforderungen die chinesische Wirtschaft meistern muss. Sie schärfen den Blick für die Stärken des Landes und das Potenzial seiner Unternehmen. Sie erklären, worauf Anleger und Unternehmer bei Investitionen in China achten müssen, und zeigen die Risiken im Investitionsmarkt auf. Mit einem Vorwort von Roland Decorvet, ehemaliger Chairman und CEO von Nestlé Greater China.

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Joachim Rudolf, Elisabeth Tester

CHINA

DER NÄCHSTE HORIZONT

Ein Kompass für Anleger und Unternehmer

Mit einem Vorwort von Roland Decorvet

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich

Der Text des E-Books folgt der gedruckten 1. Auflage 2016 (ISBN 978-3-03810-186-5)

Lektorat: Rainer Vollath, München

Titelgestaltung: icona basel, Basel

Titelbild: © Christoph Gysin, Basel

Grafische Darstellungen: Claudia Wild, Konstanz

Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

ISBN E-Book 978-3-03810-213-7

www.nzz-libro.ch

NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung

Vorwort

China ist ein riesiges Land, und seine Märkte bieten ausländischen Unternehmen enorme Möglichkeiten. Die Erschliessung dieses Potenzials ist jedoch nicht einfach. China funktioniert anders als andere Länder. Der Grund dafür sind historische und kulturelle Eigenheiten sowie die spezielle wirtschaftliche Entwicklung, die das Land in den letzten 30 Jahren erlebte und die es heute prägt, auszeichnet und auch belastet.

Unternehmen, die in anderen Schwellenländern erfolgreich ihre Präsenz aufgebaut haben und mit der gleichen Strategie in China Fuss fassen wollen, werden oft enttäuscht. Sie tun sich in China schwer, sei es, weil sie keine Lösung für das sich extrem schnell wandelnde Umfeld haben, sei es, weil sie die enge Interaktion von Politik und Unternehmertum nicht genügend berücksichtigen, oder weil sie nicht geduldig sind. Dennoch haben zahlreiche ausländische Unternehmen viel und erfolgreich in China investiert. Finanzinvestoren haben dazu noch nicht die Möglichkeit gehabt, aber auch ihnen werden sich in Zukunft Chancen bieten. Sie werden attraktive Möglichkeiten finden, wenn sie diese gemäss einer Vorgehensweise evaluieren, die den speziellen Charakteristiken Chinas angepasst ist.

Die Eigenheiten Chinas kommen auf jeder Ebene des Geschäftens und des Investierens zum Vorschein. Wird im Westen eine Vertragsunterzeichnung als Abschluss von Verhandlungen angesehen, ist dies in China oft erst der Beginn eines intensiven Diskurses. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern braucht Verständnis für deren Werte und Ziele sowie Geduld. Chinesische Unternehmer sind schnell, innovativ und nahe am Markt. Ausländische Unternehmen werden von der einheimischen Konkurrenz um Längen geschlagen, wenn sie nicht anerkennen, dass chinesische Konsumenten eigene Bedürfnisse und Vorstellungen haben.

Konsumgewohnheiten und Geschmack sind in China äusserst lokalen Eigenheiten unterworfen, die sich schnell verändern können. Will ein Unternehmen mit dem chinesischen Markt wachsen, muss es «chinesisch» aufgestellt sein. Niemand kennt die Bedürfnisse und Vorlieben der Chinesen so gut wie die Chinesen selbst. Um am Anlagemarkt Chinas zu partizipieren, müssen chinesische Unternehmen in Betracht gezogen werden.

Erfolg hat in China nur, wer das Land versteht und bereit ist, von den Chinesen zu lernen. Dieses Buch ist ein Hilfsmittel dazu. Es erklärt die chinesische Wirtschaft, die laufenden Reformen und die Finanzmärkte. Es macht auch auf die Risiken aufmerksam. Gleichzeitig weckt es das Verständnis für die Andersartigkeit Chinas und zeigt Investitionsmöglichkeiten auf. Dieses Buch ist ein Kompass, um in den chinesischen Märkten zu navigieren und um von den Möglichkeiten, die China bietet, zu profitieren.

Roland Decorvet, CEO von Lonrho, ehemaliger Chairman und CEO von Nestlé Greater China

29. Februar 2016

Unter Roland Decorvet verdreifachte Nestlé von 2011 bis 2014 seinen Umsatz in China, was das Land zum zweitwichtigsten Markt für den Lebensmittelkonzern gemacht hat.

Dank

Dieses Buch entstand mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Freunde, Kollegen, Geschäftspartner und Mitarbeiter. Unser besonderer Dank gilt Philippe Béguelin. Er hat das Manuskript geduldig redigiert und uns äusserst wertvollen Input gegeben. Auch Andries Diener sind wir zu grossem Dank verpflichtet. Seine Anregungen haben uns immer wieder gezwungen, Ansichten zu hinterfragen und unvoreingenommen zu bleiben. William Keller hat uns in den letzten zehn Jahren unermüdlich an seinen enormen Erfahrungen in China teilhaben lassen. Dr. Liu Xiucai hat uns den Kontakt zu vielen, schwer zugänglichen Persönlichkeiten in China ermöglicht.

Ebenfalls herzlich danken wir Chen Xian, Zang Huiqing, Li Hong, Jiang Kathy, Li Kevin, Ludvig Nilsson und Christoph Moellers, die uns über den gesamten Entstehungsprozess hinweg intensiv unterstützten und uns in China Zugang zu Informationen und Daten ermöglichten, die wir ohne sie nicht erhalten hätten. Yang Leo hat uns an seinem fundierten Wissen über den Finanzmarkt Chinas teilhaben lassen. Charles Merkle und Robert Adler haben uns immer wieder die Augen für neue und überraschende Einsichten geöffnet. Oliver Adler und Peter Kuster danken wir für die kritische Durchsicht der Disposition. Lydia Issler hat das umfangreiche Datenmaterial aufbereitet, und Florence Humbel hat wertvolle Recherchearbeit geleistet. Ebenso danken wir Hans-Peter Thür und seinem Team von NZZ Libro für die sehr konstruktive und effiziente Zusammenarbeit.

Elisabeth Tester             Joachim Rudolf

29. Februar 2016

Einleitung

Investitionschancen in China

Ich weiss nicht mehr, was mich 1995 dazu bewog, nach China zu reisen. Wahrscheinlich war es der Drang, aus den bislang gemachten persönlichen und beruflichen Erfahrungen in Europa und den USA auszubrechen und neue Stärkepole in Asien zu ergründen. Seither hat mich China nicht mehr losgelassen.

Als sich 2005 die Möglichkeit bot, beruflich in China aktiv zu werden, ergriff ich sie. Für die Möglichkeit, Investitionen in China zu betreuen und zu beurteilen und ein Team von chinesischen Investitionsberatern mitformen zu können, bin ich der HBM-Organisation dankbar. Vor allem Dr. Henri B. Meier und Dr. Andreas Wicki haben dies ermöglicht.

Seit 2006 begleitet mich William Keller, Ehrenbürger von Schanghai. Er lebte dort mehr als 20 Jahre, baute von 1993 bis 2005 Roche China auf, leitete es und beriet danach die chinesische Regierung. Mit seiner konstruktiven Sicht der Dinge und auf Basis seiner Berufserfahrung in fast allen Kulturen der Welt hat er mich immer wieder dazu gebracht, China möglichst unvoreingenommen und von Schemata losgelöst zu betrachten.

Dr. Liu Xiucai (, liu boshi) habe ich die Chance zu verdanken, dass ich ab 2011 mehrere Jahre lang in Schanghai als Finanzchef für sein chinesisches Unternehmen Cathay Industrial Biotech (, kaisai shengwu chanye youxian gongsi) arbeiten konnte. Es hat seine Basis in Schanghai und besitzt Fabriken in den Provinzen Schandong und Jilin. Cathay erzielte einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen US-Dollar mit weltmarktführenden Produkten der industriellen Biotechnologie, zum Beispiel mit Komponenten zur Herstellung von Nylon. Zu den Kunden gehören sowohl chinesische als auch namhafte globale Chemiekonzerne. Dieses von Hochtechnologie getriebene Unternehmen wird nun mit einem revolutionären Nylonprodukt im globalen Textilsektor expandieren.

Als brillanter Wissenschaftler und leidenschaftlicher Unternehmer, der bereits 1997 nach zehn Studien- und Arbeitsjahren in den USA nach China zurückkehrte, hat mir Dr. Liu durch das Meistern vieler geschäftlicher Herausforderungen und in unzähligen persönlichen Diskussionen die Augen geöffnet, was Chinas Probleme, aber auch Chinas Chancen sind. Dr. Liu hat mir das seltene Privileg ermöglicht, die Geschäftswelt Chinas aus Sicht eines chinesischen Unternehmens persönlich erfahren zu dürfen und zu erleben, wie die Finanz- und Kapitalmärkte in China für inländische Marktteilnehmer funktionieren.

Diese Märkte werden sich in den nächsten Jahren stark verändern. Die grossen Umwälzungen im Finanzsektor werden erst noch stattfinden, Jahrzehnte nachdem die Agrar- und Industriemärkte von Grund auf verändert wurden. Nur durch die effizientere Allokation finanzieller Ressourcen kann China den Wohlstand der Bevölkerung weiter erhöhen. Mit diesem Buch wollen wir auf Basis persönlicher Erfahrungen in lebhafter Weise schildern, welche Veränderungen in Chinas Wirtschaft und Finanzmärkten zu erwarten sind, was ihre Auswirkungen sein werden und welche Investitionschancen sich daraus für Anleger und Unternehmer ergeben. Das Buch ist ein Kompass für den Weg Chinas zum nächsten Horizont.

Joachim Rudolf 

China: Die Reise geht weiter

Im Jahr 1986 reiste ich das erste Mal nach China. Als Wirtschaftsstudentin an der Universität Zürich durfte ich mit dem Chinaexperten Professor Willy Linder, damals Leiter der Wirtschaftsredaktion der NZZ, fast einen Monat lang in China herumreisen und hochkarätige Vertreter der chinesischen Wirtschaft und Regierung treffen. Unsere Gruppe bestand aus 30 Studenten, Assistenten und Oberassistenten. Bezahlt wurde die Reise von privaten Sponsoren, darunter von der Firma Schindler, die schon damals in China geschäftlich tätig war.

Als Gegenleistung mussten wir einen Reisebericht in der Form eines Buches schreiben, und die Frage, die es zu beantworten galt, lautete: «Kann China die unter Deng Xiaoping begonnene wirtschaftliche Öffnung vorantreiben und ein marktwirtschaftliches System einführen, ohne dass die kommunistische Partei einer demokratischen Regierungsform weichen muss?» Unsere Antwort war ein klares und definitives Nein. Es gibt keine wirtschaftliche Liberalisierung ohne politische Öffnung.

Die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung Chinas der letzten 30 Jahre hat unsere damaligen Analysen zu Makulatur gemacht. China hat die Fähigkeit, die Welt zu überraschen – im Negativen wie im Positiven. China ist oft widersprüchlich. Doch eines ist sicher: Die wirtschaftliche Entwicklung wird fortschreiten, und der Wohlstand der Bevölkerung wird weiterhin zunehmen. Diese Entwicklung wird nicht linear und nicht ohne Schwierigkeiten oder gar Rückschläge ablaufen, aber sie krempelt die Struktur der chinesischen Volkswirtschaft vollständig um. Der Konsum hat die Investitionen als Wachstumstreiber bereits abgelöst, und viele Hunderte von Millionen Chinesen suchen, nachdem sie eine Wohnung gekauft haben, nach weiteren Anlage- und Investitionsmöglichkeiten.

Die globale Bedeutung der Volkswirtschaft Chinas spiegelt sich noch nicht in den Portfolios der internationalen Anleger. Die chinesischen Finanzmärkte sind erst wenig entwickelt, aber sie stehen an der Schwelle zu einem Paradigmenwechsel. Die bislang noch langsame und schrittweise Liberalisierung gewinnt an Boden und wird gezielt forciert. Nicht nur für Chinesen, auch für westliche Investoren hat das weitreichende Konsequenzen. Schon in wenigen Jahren werden sie China nicht mehr ignorieren können, und ein Chinamodul wird zum festen Bestandteil des Portfolios aller international orientierten und diversifizierten Investoren gehören.

Mit dem vorliegenden Buch möchten wir diese Entwicklung interessierten Investoren und Unternehmern, aber auch einem breiten Publikum zugänglich machen. Einerseits werden die chinesischen Finanzmärkte erklärt und vorhersehbare Entwicklungen analysiert. Andererseits möchten wir das Bewusstsein für die Anlageklasse «China» steigern und vielversprechende Sektoren aufzeigen. Fundament dieses Buches ist eine umfassende Analyse von Chinas Volkswirtschaft, ihrer Stärken und Schwächen, so wie sie sich heute den in der chinesischen Wirtschaft tätigen Unternehmen präsentieren. Das Buch ist auch ein praktischer Leitfaden für Investoren in China.

An dieser Stelle danke ich Mark Dittli, Chefredaktor von Finanz und Wirtschaft, und Verlagsleiter Martin Coninx für ihr Vertrauen. Sie haben mir ermöglicht, als Chinakorrespondentin für Finanz und Wirtschaft von 2012 bis 2015 in Schanghai zu leben und zu arbeiten. In dieser Funktion durfte ich dort Kontakte knüpfen und Persönlichkeiten kennenlernen, ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Elisabeth Tester

Kompass für dieses Buch

Dieses Buch will helfen, Chinas wirtschaftlichen Fortschritt besser zu verstehen, seine politischen Entscheidungen einordnen und den Um- und Ausbau seiner Finanzmärkte überblicken zu können. Es erleichtert damit den Zugang zu Investitionen in China. Das Buch soll helfen, Chancen zu erkennen und Fehler bei Investitionen zu vermeiden. Es möchte den Leser dazu motivieren, trotz häufiger und schlechter Schlagzeilen und Nachrichten aus China, das grosse Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Es möchte den Blick für die Stärken des Landes und das Potenzial seiner Unternehmen sowie für die wahren Risiken im Investitionsmarkt schärfen.

Chinas Finanzmärkte entwickeln sich in einer wachsenden Volkswirtschaft, deren riesige Konsumentenbasis den vielen innovativen Unternehmen attraktive Geschäftsmöglichkeiten bietet. Wir sind überzeugt, dass in dieser Konstellation Investitionschancen liegen.

Dieses Buch ist in vier Teile gegliedert: «Chinas Volkswirtschaft», «Die Finanz- und Wertschriftenmärkte», «Wie in Chinas Finanzmärkte investieren?» und «Wie geht es weiter?»

Teil 1 «Chinas Volkswirtschaft» erklärt die Eigenheiten und den Zustand der chinesischen Volkswirtschaft. Er zeigt, wo sie sich in ihrem Umstrukturierungsprozess befindet, welche die grössten Chancen und Gefahren sind und welche Probleme gelöst werden müssen, damit China die nächste Entwicklungsstufe von einer kreditgetriebenen Industrie hin zu einem nachhaltigen, konsumgetriebenen Wirtschaftswachstum meistern kann.

Fragen, die beantwortet werden, sind unter anderem:Will und kann die Regierung die Umstrukturierung (Rebalancing) der Wirtschaft umsetzen? Was passiert, wenn dies nicht gelingt? Gibt es in China eine Immobilienblase? Ist Innovation ohne verbesserten Schutz geistigen Eigentums möglich? Inwiefern ist China mit anderen Schwellenländern vergleichbar? Welche Konsequenzen hat die Abnahme der arbeitstätigen Bevölkerung? Was treibt den Konsum? Und was wird konsumiert? Welche Rolle spielt die anhaltende Verstädterung? Was sind echte und was sind vermeintliche Probleme des Landes? Ist die Verschuldung zu bewältigen? Können das Rechtssystem und die Qualität der Ausbildung verbessert werden? Was geschieht mit Chinas internem Umstrukturierungsprozess, wenn die Weltwirtschaft in eine Rezession gerät?

Teil 2 «Die Finanz- und Wertschriftenmärkte» gibt einen umfassenden Überblick über die Finanzdienstleister, den Wertschriftenhandel und die Börsen. Die Rolle des Staates und der Investoren wird ebenso beleuchtet wie die Entwicklungen, die noch nötig sind, damit sich in China ein besser funktionierender Finanzmarkt etablieren kann.

Wichtige Fragen hierzu sind:Was bedeutet die Dominanz der staatlichen Banken? Welche Rolle werden private Banken spielen? Welche Funktion üben in China die Aktien- und Anleihenmärkte aus? Weshalb gibt es unterschiedliche Aktientypen? Wie funktioniert ein Börsengang in China? Weshalb beherrschen Retailinvestoren die chinesischen Aktienmärkte? Wie offen sind die Finanzmärkte? Was bedeuten Börsencrashs in China für das Land und den Rest der Welt? Wie gefährlich sind Wealth-Management-Produkte und Trusts des informellen Finanzsektors? Wird die Regierung weiterhin kaum grosse Zahlungsausfälle zulassen, sondern rettend einspringen? Was bedeutet die Kapitalflucht für China? Welche Rolle spielen die Währungsreserven?

Teil 3 «Wie in Chinas Finanzmärkte investieren?» hilft Investoren und Unternehmern, Erfolg versprechende Sektoren auszuwählen und eine geeignete Anlagestrategie sowie passende Anlageinstrumente zu finden. Er zeigt auf, was bei Investitionen in China speziell zu berücksichtigen ist und welche Prinzipien der Investor befolgen muss. Dieser Teil fasst in einer Checkliste die wichtigsten Erkenntnisse für Investoren zusammen.

Zentrale Fragen, die sich Anleger stellen müssen, sind:Wie kann ein Privatanleger in China überhaupt investieren? Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich? Ist eine aktive oder eine passive Strategie besser? Muss man in China selbst investieren, um an den dortigen Chancen teilhaben zu können? Wieso ist China in den internationalen Aktienindizes so stark untergewichtet? Weshalb ist die Corporate Governance noch so schlecht? Welche Anlageinstrumente sind Erfolg versprechend?

Teil 4 «Wie geht es weiter?» wirft einen detaillierten Blick auf die Zukunft der chinesischen Finanzmärkte. Es gibt zehn gute Gründe für einen nachhaltigen Bullenmarkt in A-Aktien und Argumente dafür, dass China der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Nachbarländer Japan, Südkorea und Taiwan folgen wird. Aber es gibt auch politische und wirtschaftliche Risiken, die nicht unbeachtet bleiben dürfen. Und nicht zuletzt wird die Frage beantwortet, ob China eine globale Finanzkrise auslösen kann.

In diesem Buch behandeln wir die längerfristigen Trends der chinesischen Wirtschaft und Finanzmärkte. Zur Erläuterung unserer Argumentation liefern wir viele Marktdaten. Diese sind, wo möglich, bis Ende 2015 aktualisiert. Ihre Aktualität ist aber für die Aussagekraft unserer Thesen nicht entscheidend, denn die grundlegenden Erkenntnisse dieses Buches sollten auch längerfristig gültig sein.

Landkarte Chinas

Definitionen und Marktdaten

Die folgenden Definitionen erklären einige Begriffe, die wir im Buch verwenden:

Bei Drucklegung waren folgende Marktdaten aktuell:

Teil 1Chinas Volkswirtschaft

1 China heute

2 Weshalb ist China kein typisches Schwellenland?

3 Megatrends

4 Echte und vermeintliche Probleme

«Kann China reich werden, bevor es alt wird?» Das ist eine plakative, aber zentrale Frage. China wäre das erste Schwellenland, in dem die Bevölkerung allzu schnell altert, bevor genug Reserven für die Renten angespart wurden. Die Frage kann heute weder mit Ja noch mit Nein beantwortet werden. Der Wettlauf zwischen der Wertschöpfungssteigerung der Volkswirtschaft einerseits und dem brisanten chinesischen Demografiecocktail andererseits wird darüber entscheiden. Will China nicht von seinen wachsenden Verpflichtungen gegenüber Pensionären und Sozialhilfeempfängern sowie von den Kosten des Staats-, Sicherheits- und Militärapparats erdrückt werden, muss die Produktivität der arbeitsfähigen Bevölkerung zunehmen.

Im Jahr 1840 war China die grösste Volkswirtschaft der Welt, aber das Pro-Kopf-Einkommen lag weit unten. Dieses Ungleichgewicht soll nicht noch einmal entstehen. Das Aufwerten der Wirtschaft hat für die Regierung höchste Priorität. Ob dieses Upgrading gelingt, wird mittel- und langfristig über die wirtschaftlichen Geschicke Chinas entscheiden – und die Anlagemöglichkeiten für Investoren definieren.

Kapitel 1 dieses Buches gibt eine Bestandsaufnahme der heutigen Wirtschaft Chinas und zeigt, wo sie sich in ihrem Umstrukturierungs- und Aufwertungsprozess befindet.

Kapitel 2 hebt die Eigenschaften heraus, die China einzigartig und nicht mit anderen Schwellenländern vergleichbar machen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören die «Macht der Masse» der 1, 38 Milliarden Chinesen und der Regierungsapparat.

In Kapitel 3 werden die Megatrends erklärt, die in den kommenden Jahren sowohl die fundamentalen Wachstumstreiber als auch die systemischen Schwächen der chinesischen Wirtschaft sein werden.

Die wichtigsten Herausforderungen und Probleme, die China meistern muss, um nachhaltig und langfristig zu wachsen, den Wohlstand der Bevölkerung zu mehren und ein für Unternehmen fruchtbares Umfeld hervorzubringen, sind in Kapitel 4 aufgeführt.

1 China heute

China steht in vielerlei Hinsicht an der Spitze. Schriftzeichen, Smartphonebesitzer, Wohneigentümer, Auslandsreisen, Bevölkerung, Urbanisierung, E-Commerce, soziale Medien, Textilproduktion, Luftverschmutzung, internationaler Handel, Neuzulassungen von Automobilen, Sparquote – in all diesen und unzähligen weiteren denkbaren und auch undenkbaren Kategorien liegt China im weltweiten Vergleich auf Platz eins. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Volkswirtschaft so schnell einen so tief greifenden Wandel durchgemacht wie China in den letzten 30 Jahren.

Die chinesische Volkswirtschaft hebt sich von der anderer Schwellenländer durch wichtige und einzigartige Charakteristiken ab. Das Land ist der Kategorisierung unter dem Akronym BRIC1 (Brasilien, Russland, Indien, China) entwachsen, falls diese simple Weltsicht je sinnvoll war. Die Dynamik des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels ist atemberaubend. China wird in den kommenden Jahren grosse Herausforderungen zu bewältigen haben. Das Wirtschaftswachstum wird sich deutlich verlangsamen. Die Wirtschaft befindet sich in einem schwierigen Umstrukturierungsprozess, weg von einem export- und investitionsgetriebenen Wachstumsmodell hin zu einem nachhaltigeren, konsum- und dienstleistungsorientierten Modell. Dieses Rebalancing ist notwendig, weil das investitionslastige Wachstum der letzten Jahrzehnte zu einer hohen gesamtwirtschaftlichen Verschuldung geführt hat und die Wertschöpfung dieser Investitionen immer mehr abnimmt. In einigen Branchen dürfte sie inzwischen sogar negativ sein. Die Restrukturierung der Wirtschaft, die Reform und die weitere Öffnung der Märkte – insbesondere auch der Finanzmärkte – werden nicht ohne Schwierigkeiten und Enttäuschungen ablaufen. Aber China verfügt über viele Stärken, und Megatrends wie die Konsumstory werden die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen und den Wandel der Wirtschaftsstruktur vorantreiben.

1.1 Wirtschaftssektoren und Rebalancing

Zurzeit gibt es zwei Chinas. Ein China, das sich in einer nachhaltigen, konsumgetriebenen Wachstumsphase befindet, und ein China, das eine schwere Rezession durchmacht. Doch der Reihe nach. Chinas Wirtschaftswachstum schwächt sich ab. Überraschte das Land vor zehn Jahren noch mit zweistelligen Zuwachsraten, ist das Wachstum 2015 unter 7 Prozent gerutscht. In wenigen Jahren dürfte es unter 5 Prozent liegen, je nach Berechnungsmethode. Oft wird dabei vergessen, dass die absolute Expansion der Wirtschaft und damit die Wertschöpfung heute ungleich viel höher ist als 2006, als das Wirtschaftswachstum und damit die relative Zunahme mehr als 12 Prozent betrug. Die Berechnungsbasis, das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist heute vier Mal höher als damals.2 2015 entsprach das absolute Wachstum Chinas gemäss offiziellen Zahlen der Grösse der Schweizer Volkswirtschaft. Ob die Wirtschaft im kommenden Jahr 6 oder 6, 5 Prozent wächst, ist nicht die Hauptschwierigkeit Chinas. Das grösste Problem ist die Zusammensetzung des Wachstums. Drei Fragen müssen gestellt werden: Wie entwickeln sich die Wirtschaftssektoren Agrarwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen? Wie entwickeln sich die Investitionen und der Konsum? Und welchen Stellenwert nehmen die Exporte ein? Diese drei Fragen sind eng miteinander verbunden und bilden den Kern der Umstrukturierung, des Rebalancing der chinesischen Wirtschaft.

China, ein ehemals typisches Agrarland, hat bereits mehrere Jahrzehnte der Industrialisierung durchlaufen. Die chinesische Landwirtschaft ist chronisch unproduktiv, was auch auf die sehr kleine durchschnittliche Landfläche der Betriebe zurückzuführen ist (vergleiche Kapitel 3.3 «Urbanisierung und Hukou»). Zudem arbeiten immer noch überproportional viele Menschen in der Landwirtschaft. Der Anteil des Agrarsektors (Primärsektor) an der gesamten Wirtschaftsleistung beträgt rund 9 Prozent, doch 30 Prozent der Chinesen sind in diesem Sektor beschäftigt, nämlich etwa genauso viele wie in Industrie und Bau (Sekundärsektor). In industrialisierten Ländern, zum Beispiel in Deutschland, sind heute weniger als 2 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Ihr Beitrag zum BIP beträgt normalerweise lediglich etwa 1 Prozent. Auch der Industriesektor ist in China – in Bezug auf Beschäftigung und Leistungsbeitrag – wesentlich wichtiger als in voll entwickelten Ländern. Der Dienstleistungssektor (Tertiärsektor), der Hauptmotor jeder entwickelten Volkswirtschaft, ist hingegen immer noch vergleichsweise klein. Aber im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der meisten hoch industrialisierten Länder entfaltet er sich schnell und steuert heute bereits 50 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.

Während der Industriesektor in China in den letzten Jahrzehnten trotz massiver Investitionen nicht schneller gewachsen ist als die Gesamtwirtschaft, holt der Dienstleistungssektor rasant auf. Seit 2011 trägt der Tertiärsektor mehr zum Wirtschaftswachstum bei als die Industrie. 2015 war er erstmals für mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Das zeigt, dass der notwendige Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft im Gange ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass im Jahr 2015 der Finanzsektor wegen der hohen Börsenumsätze für einen grossen Anteil des Dienstleistungssektors verantwortlich war. Dieser Anteil kann in den kommenden Jahren möglicherweise wieder etwas abnehmen. Unter Ausklammerung des Finanzsektors blieb der Anteil des Tertiärsektors am BIP bei etwas über 40 Prozent konstant. Der Finanzsektor ist in vielen grossen Volkswirtschaften ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig, weshalb auch in China die Förderung des Finanzsektors einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel leisten kann.

Ein Ziel des Rebalancing ist folglich die Reduktion der Investitionsquote und eine Erhöhung der Konsumquote. Das heisst, der Anteil der Anlageinvestitionen am BIP soll sinken, der Privatkonsum steigen. Dabei wird oft über die effektive Höhe der Investitionsquote der chinesischen Volkswirtschaft gestritten. Sie beläuft sich auf 44 Prozent des BIP, was einen der weltweit höchsten Werte darstellt.3 2011 und 2012 betrug die Investitionsquote im Nachklang der internationalen Finanzkrise und der extremen staatlichen Stimulierungsmassnahmen gar 47 Prozent. Die Konsumquote ist entsprechend tief. Sie liegt mit einem Anteil von 36 Prozent am BIP deutlich unter derjenigen der anderen grossen Volkswirtschaften. Sie hat in den letzten Jahren leicht abgenommen und nicht, wie von vielen erwartet, zugenommen. In den USA beträgt die Konsumquote privater Haushalte 69 Prozent, in Brasilien und in Indien 63 respektive 60 Prozent. In der Schweiz und in Deutschland beläuft sie sich auf 55 Prozent und in Südkorea auf 50 Prozent.4

Chinapessimisten erklären, das Rebalancing der Wirtschaft verlaufe zu langsam und die Wirtschaft drohe wegen der hohen Überschuldung zu stagnieren. Dabei gründet die Einschätzung des künftigen Wirtschaftswachstums hauptsächlich auf zwei Faktoren: auf der Analyse der Verschuldung und auf der Beurteilung des Konsums.5 Kann das System nur durch eine immer höhere Kreditvergabe an die Industrie am Laufen gehalten werden, bedeutet das nichts Gutes. Der Anteil neuer Darlehen, der allein für die Ablösung respektive das Rollen eigentlich Not leidender und für ineffiziente Zwecke eingesetzter Kredite gebraucht wird, steigt immer mehr. Entsprechend weniger Mittel fliessen in Investitionen, die reales Wachstum erzeugen könnten. Eine solche Wirtschaft stagniert früher oder später, auch wenn keine scharfe Wirtschafts- oder Bankenkrise eintritt. Dass die chinesische Wirtschaft ein Rebalancing weg von Investitionen zu mehr Konsum durchlaufen muss, ist weitgehend unbestritten – sowohl wegen der durch den Investitionsboom verursachten Verschuldung als auch für ein nachhaltiges Wachstum.

Box 1: Investition oder Konsum?

Viele Zweifel an der chinesischen Wirtschaft gründen in der notorisch tiefen Konsumquote und der ebenfalls notorisch hohen Investitionsquote. Doch sind diese Zweifel gerechtfertigt? Immerhin ist seit 2011 der jährliche Zuwachs der Konsumausgaben in China höher als in den USA, auch wenn dort die Konsumentenstimmung seit der Finanzkrise gedämpft ist. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte trugen 2015 deutlich mehr zum Wachstum des BIP bei als die Investitionen. Bis 2011 nahmen die Investitionen rund 25 Prozent pro Jahr zu; im Jahr 2016 dürften es noch 16 bis 18 Prozent sein. Das Rebalancing ist im Gange. Zwar verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum, aber der Konsum bleibt robust und gewinnt an Boden. Auch wenn das Konsumwachstum wegen der Wirtschaftsabkühlung etwas zurückgeht, wird sein Anteil am BIP steigen, da der Konsum schneller wächst als die Gesamtwirtschaft.

Ein Grund für den unterschätzten Konsum ist auch die statistische Erfassung. Inzwischen erklären auch bekannte Chinapessimisten, der effektive Konsum sei deutlich höher als vom Nationalen Statistikbüro ausgewiesen. Cai Hongbin, Rektor an der Universität Peking, erläutert, der Konsum werde unterschätzt, weil die Investitionen viel zu hoch ausgewiesen sind. Das statistische Prozedere zur Erfassung der Investitionen beinhalte viele Doppelzählungen. Das habe dazu geführt, dass das kumulierte BIP aller Provinzen deutlich höher sei als das nationale. Ohne Doppelzählungen betrage die Investitionsquote weniger als 40 Prozent statt der ausgewiesenen 44 Prozent.

Zudem werden viele Barverkäufe der in China unzähligen Klein- und Kleinstbetriebe nicht versteuert. Es wird also mehr konsumiert, als die Zahlen suggerieren. Chinaexperten formulieren es häufig so: «Ich vertraue eher meinen Augen als den Statistiken, und es ist fraglich, wie viel von dem Konsum wirklich erfasst wird.» Die Grösse «Konsumquote» sei weitgehend irrelevant, da es nur Definitionssache sei, ob der Kauf von Wohnungen, Möbeln und Elektroapparaten der Kategorie «Investitionen» oder «Konsum» zugeteilt werde. Dazu kommt, dass der boomende E-Commerce – also die Verkäufe über das Internet – nicht oder nur sehr ungenügend erfasst wird.

Und welchen Stellenwert nehmen die Exporte in der Umstrukturierung der Wirtschaft ein? Chinas wirtschaftlicher Aufstieg ist die Geschichte einer Handelsnation. Seit 2009 ist China der grösste Exporteur von Waren (in USD gerechnet), seit 2013 die grösste Handelsnation bezüglich der Gesamtbilanz von Einfuhren und Ausfuhren. Nur die USA importieren mehr Waren als China. Von den drei weltgrössten Handelsnationen – China, USA und Deutschland – weisen China und Deutschland einen hohen Handelsüberschuss aus, die USA ein massives Handelsbilanzdefizit. Gemessen am Containerverkehr vereint China rund ein Viertel des weltweiten Handels auf sich, das Vierfache der Anzahl an Containern der USA.6 Das Land exportiert so ziemlich alles, was es auf der Welt zu kaufen gibt. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören elektronische Geräte wie Computer und Smartphones, Maschinen, Motoren und Pumpen, aber auch Möbel, Beleuchtungsanlagen, Textilien, Spielwaren und medizinische Apparaturen. Die Importe Chinas sind hingegen rohstofflastig. Die wichtigsten Einfuhren sind Rohöl, elektronische Geräte, Eisenerz, Edelmetalle und Autos.7 Mehr als die Hälfte der Exporte Chinas werden von anderen asiatischen Ländern gekauft, 20 Prozent von den USA. Das Länderranking der Exportdestinationen lautet USA, Hongkong, Japan, Südkorea und Deutschland. Chinas Importe stammen vor allem aus den Aseanländern8 sowie aus Südkorea, Japan, Australien und den USA.

Made-in-China-Produkte sind überall auf der Welt in Hülle und Fülle zu finden. Doch obschon der Exportsektor für die chinesische Volkswirtschaft sehr wichtig ist, hat er in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, denn viele Exportgüter, etwa I-Pads und I-Phones, werden in China nur zusammengesetzt, was einen begrenzten Mehrwert zum BIP liefert. Die Exportstruktur verändert sich. China ist nicht mehr das Billig-Plasticsandalen-Land, sondern produziert zunehmend hochwertige Güter. Die Flipflops werden inzwischen in Bangladesch und in Kambodscha hergestellt. Nicht nur der Beitrag der Nettoexporte (Export minus Import) zum Wachstum des BIP, sondern auch ihr Anteil am BIP ist in den letzten Jahren geschrumpft. 2007 betrug der Anteil der Nettoexporte am BIP 8, 8 Prozent, 2014 waren es nur noch 3, 3 Prozent. Fast alles, was China produziert, wird im Land konsumiert. Der Exportsektor hat als Treiber des Wirtschaftswachstums an Bedeutung verloren, aber es darf nicht vergessen werden, dass er immer noch ein wichtiger Arbeitgeber ist.

Box 2: Sonderwirtschaftszonen und Freihandelszonen

Die von der Zentralregierung initiierten Sonderwirtschafts- oder Freihandelszonen spielen für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas seit der ersten Marktöffnung in den 1980er-Jahren eine wichtige Rolle. Erst über solche Sonderzonen wurde es möglich, komplexere Produkte und Exportgeschäfte auf eine kompetitive Art und Weise aus Festlandchina abzuwickeln. In diesen Zonen wird eine andere Wirtschaftspolitik betrieben als im Rest des Landes. Steuererleichterungen, tiefere Zölle, administrative Vereinfachungen usw. machen sie auch für ausländische Unternehmen zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort. Eine der jüngsten, aber bereits wichtigsten, die im Herbst 2013 lancierte und 2015 stark erweiterte Freihandelszone Schanghai, ist zudem ein wichtiges Experimentierfeld für Reformen und Neuerungen, die später in anderen Zonen oder im ganzen Land eingeführt werden sollen. Drei weitere Freihandelszonen wurden 2015 geschaffen, und zwar jeweils mit einem anderen Branchenfokus (Guangzhou Nansha New Area, Shenzhen Qianhai Development Zone und Zhuhai Hengqin New Area).

Die 60 Freilagerzonen («bonded areas») dienen chinesischen Unternehmen dazu, Güter zu importieren, die sie für die Produktion von Exportartikeln brauchen. Sonst zollpflichtige Waren, die in eine Freilagerzone eingeführt werden, müssen dort nicht verzollt werden, weil sie ja wieder exportiert werden. Das reduziert den administrativen Aufwand deutlich.

Doch ist China als Exportland überhaupt noch konkurrenzfähig? Die Löhne haben sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht,9 und die Landeswährung Renminbi hat sich in den letzten fünf Jahren handelsgewichtet real um 30 Prozent aufgewertet.10 Die Antwort lautet dennoch ja. China konnte im selben Zeitraum seinen Anteil am globalen Output deutlich steigern und seinen Anteil an den Güterimporten der USA erhöhen. Der Grund dafür ist, dass die Produktivität wegen hoher Investitionen in effizientere Produktionsanlagen und in Automation ebenfalls stieg. Dennoch ist der Trend klar: China ist weniger von Exporten abhängig als früher, und der Binnenmarkt des Landes wächst und erstarkt – eine wichtige Komponente des Rebalancing.

Die angestrebte Umstrukturierung der chinesischen Wirtschaft ist jedoch mit steigenden Wachstumsraten nicht kompatibel, zumindest nicht mittelfristig. Eine Zunahme des Wirtschaftswachstums könnte nur mit höheren Investitionen und zunehmender Produktivität erwirkt werden, denn die arbeitstätige Bevölkerung nimmt ab. Deshalb ist das sich abschwächende Wirtschaftswachstum in China nicht nur ein schlechtes Zeichen, im Gegenteil: Es zeigt, dass die Regierung gewillt ist, den Strukturwandel durchzuziehen – und tiefere Wachstumsraten sind nicht zuletzt auch ein Zeichen einer reifenden Wirtschaft.

1.2 Regionale Unterschiede

Eine Kennzahl, die oft verwendet wird, um das Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung einer Region zu beschreiben, ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen. Es beträgt in China heute 8300 US-Dollar; in Deutschland ist es fünf Mal und in der Schweiz zehn Mal höher.11 Doch dieser Durchschnittswert sagt wenig aus, genau wie das auch in den USA oder in Europa der Fall ist. Eine kleine Stadt in der Provinz Gansu in Zentralchina hat weniger mit Peking oder Schanghai gemein als Schanghai mit Zürich. Und für ein Bauerndorf in Gansu scheint diese kleine Stadt bereits eine reiche Metropole zu sein. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist nicht einheitlich und flächendeckend verlaufen. Es gibt grosse regionale Unterschiede zwischen der Küstenregion und dem Landesinneren, zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West und – jeweils innerhalb dieser Regionen und der einzelnen Provinzen – zwischen Stadt und Land. Beträgt das Pro-Kopf-Einkommen in den Küstenregionen Peking, Tianjin, Jiangsu oder Schanghai mehr als 15000 US-Dollar pro Jahr, liegt es in Yunnan und Gansu bei weniger als 3000 US-Dollar.

Wenn die Wirtschaft im ganzen Land wächst und die armen Provinzen jedes Jahr reicher werden, treten die Schwierigkeiten dieser Entwicklung nicht so drastisch zutage. Im Umfeld eines sich abschwächenden Wirtschaftswachstums werfen diese Unterschiede jedoch eine Reihe von neuen Problemen auf. Nicht die absoluten BIP-Zahlen sind dabei besonders relevant, sondern wie die Wachstumsraten ausfallen und wie die einzelnen Provinzen die Wirtschaftsabschwächung verkraften.

Im ersten Halbjahr 2015 hatten die Provinzen Heilongjiang, Jilin, Liaoning, Hebei, Shanxi, Innere Mongolei und Xinjiang ein Wachstum von weniger als 3 Prozent; der nationale Durchschnitt betrug 7 Prozent.12 Diese Provinzen sind der Rostgürtel Chinas. Die Schwerindustrie und der Minenbau, immer noch vornehmlich in Form von grossen Staatsbetrieben («state-owned enterprises», SOE), kennzeichnen eine Industrie, die Güter mit wenig Mehrwert produziert. Im Nordosten liefert der Industriesektor einen Anteil von 45 Prozent am BIP, landesweit sind es 37 Prozent.13 Im Rostgürtel sind der Anteil der SOE am Industrieausstoss und die Investitionsquote deutlich höher als in anderen Regionen des Landes; die Margen der Unternehmen sind tiefer. Die Arbeitslosigkeit liegt über dem nationalen Durchschnitt. Die mit Überkapazitäten und Ineffizienz geplagten Schwerindustrieprovinzen haben sich in den letzten Jahren denn auch deutlich schlechter entwickelt als der Landesdurchschnitt. Sie leiden am heftigsten unter dem Rückgang der Anlageinvestitionen und der sich abschwächenden Bautätigkeit. Provinzen hingegen, die bereits einen gut entwickelten Dienstleistungssektor haben, wachsen deutlich schneller. Dazu gehören das küstennahe Peking, Schandong, Zhejiang, Schanghai, Guangdong und die Insel Hainan.

Die Aussage, Chinas Wirtschaftswachstum verlangsame sich deutlich und habe 2015 nur noch knapp 7 Prozent betragen, ist vor dem Hintergrund der grossen regionalen Unterschiede wenig aussagekräftig. China befindet sich sowohl in einer stabilen, nachhaltigen Wachstumsphase als auch in einer schweren Rezession – zur gleichen Zeit, aber nicht in der gleichen Region. Chinaoptimisten und Chinapessimisten wählen denn auch diese zwei unterschiedlichen Ausgangspunkte für ihren Ausblick. Die Optimisten nehmen die boomenden Konsumprovinzen als Massstab für die künftige Entwicklung Chinas, die zusammen für ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung verantwortlich sind und in denen das strukturelle Rebalancing bereits fortgeschritten ist. Die Pessimisten hingegen betrachten die in fast jeder Beziehung trostlosen Schwerindustrieprovinzen, die einen Anteil von 17 Prozent am BIP haben.

Der uneinheitliche Zustand der unterschiedlichen Provinzen und Regionen Chinas spiegelt sich auch im Arbeitsmarkt und im Lohnwachstum. Die ohnehin schon deutlich höheren Löhne in den reichen Küstenprovinzen wachsen infolge des erstarkenden Dienstleistungssektors immer schneller; die Entwicklung in den Schwerindustrieprovinzen und im Rest des Landes hinkt hinterher. Die Einkommensschere öffnet sich weiter, was sozialer Unzufriedenheit Vorschub leistet.

1.3 Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist der von der Regierung am schärfsten beobachtete Markt der chinesischen Volkswirtschaft. Diese Aussage trifft für viele Länder der Welt zu, aber in China hat der Arbeitsmarkt eine ganz besonders zentrale Bedeutung. Die kommunistische Partei fürchtet nichts so sehr wie soziale Unruhen, die ihren alleinigen Machtanspruch gefährden könnten. Beschäftigung und steigende Löhne sind ein gutes Mittel, die Bevölkerung zufriedenzuhalten.

Auch wenn die chinesischen Finanzmärkte im Westen viel mehr Schlagzeilen machen als der Arbeitsmarkt, in China selbst wird er genauestens betrachtet und analysiert – so wie die ganze Finanzwelt jeweils die Daten zur Beschäftigung in den USA erwartet. Die kommunistische Regierung Chinas hat jahrzehntelang nicht nur entschieden, welche Arbeit von der Bevölkerung verrichtet wird, sondern auch wo die Individuen ihren Arbeitsplatz haben. Im Gegenzug hat sie für Arbeit, Unterkunft und Nahrungsmittel gesorgt, zumindest zeitweise. Die wirtschaftliche Öffnung und das Zulassen von Marktkräften haben zur extrem ungleichen wirtschaftlichen Entwicklung von Bevölkerungsgruppen und Regionen geführt. Ein Grossteil der über 50-Jährigen ist am heutigen Arbeitsmarkt nicht mehr einsetzbar. Peking steuert mit gezielten Massnahmen dagegen, und für ländliche Gebiete und bestimmte Sektoren gilt eine andere Geld- und Steuerpolitik als für den Rest des Landes. Der Auf- und Ausbau der Sozialnetze ist ebenfalls vor diesem Hintergrund zu sehen.

Zeichen der Schwäche am Arbeitsmarkt lassen in Peking die Alarmglocken läuten und verschärfen den akuten Zielkonflikt zwischen Wachstum und Reformen. Problematisch dabei ist, dass nur langfristig ausgerichtete und auch schmerzhafte Reformen das Dilemma lösen können. Die Regierung reagiert jedoch oft mit kurzfristigen Investitionsprogrammen, die die strukturellen Ungleichgewichte nicht angehen, sondern zementieren.

Chinesische Daten zum Arbeitsmarkt sind chronisch unzuverlässig; das gibt sogar das Nationale Statistikbüro in Peking zu. Der Arbeitsstatus von Hunderten von Millionen Migrantenarbeitern wird nur ungenügend erfasst. Zudem basiert die offiziell publizierte Arbeitslosenquote auf der Zahl der registrierten Arbeitslosen – und sehr viele Personen, die ihre Beschäftigung verlieren, haben keinen Anreiz, sich zu registrieren. Die meisten von einem Verlust des Arbeitsplatzes betroffenen Migrantenarbeiter kehren in ihre Heimatorte zurück, wo sie in der Landwirtschaft überleben können. Sie sind dann jedoch massiv unterbeschäftigt und fallen oft in die Armut zurück. Die Arbeitslosenquote, die für städtische Gebiete seit 14 Jahren mit gut 4 Prozent ausgewiesen wird, ist folglich mit Vorsicht zu geniessen. Sie hat sich kaum bewegt, obschon das Wirtschaftswachstum pro Quartal in diesem Zeitraum zwischen 6 und 14 Prozent schwankte. Gemäss den Schätzungen chinesischer Ökonomen betrug die Arbeitslosigkeit in den Städten in besonders schwierigen Jahren, wie dies bei den Massenentlassungen Ende 2008 und Anfang 2009 der Fall war, bis zu 20 Prozent.14

In den letzten Jahren waren am chinesischen Arbeitsmarkt drei wichtige Trends zu beobachten: eine Verschiebung der Arbeitsplätze vom Staatssektor zum Privatsektor, von der Agrarwirtschaft und Industrie hin zu Dienstleistungen und vom Land in die Stadt.

Etwa 90 Prozent der neuen Arbeitsplätze in urbanen Zentren werden von privaten Unternehmen und von Selbstständigen geschaffen. Ende 2015 betrug die Anzahl privater Unternehmen in China 19 Millionen, was einer Verdoppelung seit 2011 entspricht.15 Dennoch arbeiten landesweit 70 Prozent der Beschäftigten nach wie vor für Unternehmen in Staatsbesitz oder in der Landwirtschaft. Obwohl die Staatsbetriebe (SOE) oft wenig innovativ sind und tiefere Gewinne als private Unternehmen abwerfen, sind sie beliebte Arbeitgeber. Eine Studie in Schanghai hat gezeigt, dass ein Drittel der Hochschulabgänger für den Staat als Beamtin oder Beamter arbeiten möchte, ein Drittel für ausländische Unternehmen und stolze 23 Prozent für ein Staatsunternehmen (SOE). Nur 10 Prozent möchten eine Anstellung bei einem privaten chinesischen Unternehmen. Gemäss einer landesweiten Studie wünschen sogar 53 Prozent der Universitätsabsolventen eine Stelle bei einem Staatsbetrieb.16 Die wichtigsten Arbeitgeber im Dienstleistungssektor sind die öffentliche Verwaltung, das Bildungswesen sowie der Gross- und Einzelhandel. Die Hotelbranche, das Gastgewerbe, Immobilienunternehmen sowie Leasing und andere Geschäftsdienstleistungen wachsen schnell.

SOE bieten normalerweise ein gutes Salär und Sozialleistungen, Arbeitsplatzsicherheit und Stabilität, womit nur wenige private Unternehmen mithalten können. Während Staatsbetriebe immer noch von kompetitiven Systemvorteilen wie einer günstigeren Finanzierung profitieren, müssen Privatunternehmen mit vielen administrativen Hürden kämpfen. Das verlangsamt auch das Rebalancing der chinesischen Wirtschaft empfindlich.

In jüngster Zeit dominieren den chinesischen Arbeitsmarkt zwei gegensätzliche Entwicklungen: Einerseits nimmt der Beschäftigungsgrad insgesamt ab, da im Industriesektor viele Arbeitskräfte wegen Kostensenkungs- und Restrukturierungsprogrammen freigestellt werden. Andererseits herrscht in bestimmten Branchen ein Mangel an Arbeitskräften; das gilt vor allem für hoch qualifizierte Industriearbeiter und den Dienstleistungssektor.

Junge Arbeiter mit einer höheren Berufsausbildung werden von Industrieunternehmen am meisten nachgefragt. Ihre Anzahl nimmt wegen der demografischen Entwicklung seit einigen Jahren kontinuierlich ab (vergleiche Kapitel 3.2 «Abnahme der arbeitstätigen Bevölkerung»); ihre Löhne wachsen überdurchschnittlich schnell. Die Kosten für den Produktionsfaktor Arbeit sind in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt und belasten viele – ohnehin schon einem steifen Wettbewerb ausgesetzte – Industrieunternehmen empfindlich, denn sie fressen die Gewinne weg. Verschärft wird diese Problematik durch eine neuere Entwicklung. Die Lohnkosten, auch in der Industrie, werden immer mehr vom Dienstleistungssektor bestimmt. In diesem rasch wachsenden Sektor werden die meisten neuen Arbeitsstellen geschaffen, und qualifizierte, jüngere Arbeiter ziehen immer häufiger eine Stelle im Dienstleistungssektor einer harten manuellen Arbeit vor.

China hat die Chance, diese Entwicklungen zum Vorteil zu nutzen. Investitionen in die Automatisierung vieler Prozesse haben das Potenzial, im Industriesektor viel Mehrwert zu schaffen. Eine Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen könnte junge Talente anziehen und gleichzeitig die Umstrukturierung und Aufwertung der Gesamtwirtschaft vorantreiben.

1.4 Immobilienmarkt

Wer eine Wohnungsbesitzerin in Schanghai fragt, ob sie in den nächsten Jahren steigende oder fallende Immobilienpreise erwartet, dürfte die folgende Antwort erhalten: «Eine Milliarde Chinesen möchte in Schanghai eine Wohnung besitzen. Selbstverständlich werden die Preise steigen!»

Die Bedeutung des Immobilienmarktes für die chinesische Wirtschaft kann nicht überschätzt werden. Er ist der wichtigste Markt überhaupt und strahlt auf wichtige vor- und nachgelagerte Sektoren und Branchen aus. Diese Wichtigkeit des Immobiliensektors teilt China mit vielen hoch industrialisierten Volkswirtschaften. 1997 betrug der Anteil der Real-Estate-Investitionen am BIP 4 Prozent, 2015 waren es 18 Prozent.17 Der Immobiliensektor ist auch für 15 Prozent der urbanen Arbeitsplätze verantwortlich. Je nach Berechnungsmethode und Wahl der miteinbezogenen Branchen erbringt er 20 bis 30 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Rund 20 Prozent der von den Banken vergebenen Kredite fliessen in den Immobiliensektor, und der Verkauf von Landnutzungsrechten für Immobilienprojekte ist eine wichtige Einkommensquelle lokaler Körperschaften.18

Real Estate ist für die chinesische Wirtschaft also einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Kühlt sich der Sektor ab, mutiert er infolge der vielschichtigen Nebeneffekte zur Belastung. Nach Jahren unbändigen Wachstums schwächt sich der Immobilienmarkt seit 2014 ab. Doch vom Platzen einer spekulativen Blase, wie in westlichen Medien oft kolportiert, kann nicht gesprochen werden. Chinas Immobiliensektor wird von einer fundamentalen Nachfrage getragen, ausgelöst von der rasch wachsenden urbanen Bevölkerung und von steigenden Einkommen. Zudem sollten eine gewisse Marktreife und Marktsättigung sowie die damit einhergehenden langsameren Wachstumsraten im Immobiliensektor nicht mit einem Zusammenbruch des Marktes verwechselt werden.