China für die Hosentasche - Francoise Hauser - E-Book

China für die Hosentasche E-Book

Françoise Hauser

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Beschreibung

Das kleinste Buch über das Land mit den meisten Einwohnern der Welt Warum gehen Taxifahrer in China mit einem Vierer-Nummernschild unweigerlich pleite? Wieso bekommt man, wenn man "Gemischte Schlangenhaut" bestellt, häufig nur einen handelsüblichen Quallensalat serviert? Und wo sorgt die Große Unterhose für Aufsehen? Das und vieles mehr verrät Ostasien-Expertin Francoise Hauser in ihrem Buch über das Reich der Mitte. Kurioses, Spannendes, Wissenswertes – kompakt verpackt in einem kleinen Buch über ein riesiges Land.

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Seitenzahl: 251

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Francoise Hauser

China für die Hosentasche

Was Reiseführer verschweigen

FISCHER E-Books

Inhalt

EinleitungEckdaten ChinaLand, Leute und GeographieWas ist China?Wo liegt Greater China?Wer ist Chinese?Wo sonst noch viele Chinesen leben:Chinesische MinoritätenWas macht eine Minorität aus?Die größten MinoritätenWas sind autonome Gebiete?Kann man Chinese werden?ZeitzonenZwei Jahreszeiten – das reichtLand unter: PflaumenregenYangzi? Yangtse? Jangtse?Wo liegt der chinesische Heizungsäquator?Chinas BacköfenAuf Staub gebautWarum hassen die Beijinger den Löss?Wieso ist der Gelbe Fluss so gefährlich?Weg!Alles im FlussWie hoch ist der höchste Berg?Erdbeben in ChinaAb in die Stadt!Chinas MegastädteChongqing – die größte Stadt der Welt?Ist da jemand?Hallstadt liegt in China – ehrlich!Wo liegt Little Africa?Shanghai kipptChinas Rekord-BauwerkeWo steht die große Unterhose?Das spektakulärste Feuerwerk ChinasLass krachen!Das grüne ChinaMehr Holz vor der HütteWildlife ChinaPanda & CoUmweltproblemeWas kostet die Umweltverschmutzung?Wie schlecht ist die Luft wirklich?Die Städte mit der dreckigsten LuftDie Großstädte mit der besten LuftqualitätHat China wirklich keine Umweltgesetze?Warum fahren so viele Chinesen Elektroautos?Unterwegs in China – China unterwegsReisen wie ein RockstarEine Milliarde MitreisendeTabu-Saison ChunjieDa, wo alle hinfahrenDie Sache mit dem TrinkgeldDie traumatischste Reiseerfahrung: chinesische ToilettenErster Reiseführer für Business-TravellerChinesische Reisende in ZahlenDie beliebtesten Reiseziele der ChinesenWofür stehen die europäischen Länder in China?Hey, Big Spender!Die seltsamen Anfänge des TourismusZauberwort ADSWas macht ein Hotel attraktiv?Weniger ist mehr: »arm« reisenChina schrumpftVertikal mobilHighway to HellBasisdaten VerkehrWas ist ein Doppelschlag?Nichts geht mehrDer chinesische FührerscheinDas digitale ChinaWie viele Handys gibt es in China?Handy-Verkäufer – ein gefährlicher JobIch bin mein Handy, mein Handy ist ichBitte ausschaltenHandy weg, Freunde wegInternet in Zahlen (Stand Ende 2015)Hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) eine Webseite?Wie funktioniert die Internet-Zensur?Wann wird eine Seite blockiert?Wie kommt man trotzdem auf die zensierten Seiten?Gaben fürs JenseitsDie wichtigsten sozialen NetzwerkeVom Nachahmer zum VorreiterDie 50-Cent-ArmeeWas ist eine Online-Menschenjagd?Zum Shoppen ins NetzDie Zeit des Blätterns ist vorbeiWas verdienen Online-Autoren?Die chinesische GesellschaftChinas großer GegensatzIst China generell eine egalitäre Gesellschaft?Was ist ein Hukou?Wohin mit den Kindern?Was kostet die Bildung?Einmal durch die Gaokao-HölleNamen: Man erkennt sie an der SilbenzahlDie häufigsten NachnamenWas alles im Namen stecktWie viele Kinder dürfen Chinesen bekommen?Einzelhaft für MütterDer Wandel der StatussymboleGlamouröse FriseurinnenHuanying Guanglin! Was machen die Begrüßungsfrauen vor den Geschäften?Was macht einen guten Partner aus?Was macht einen guten Ehemann aus?Was macht eine ideale Frau ausImmer schön blass bleibenWas ist ein Facekini?Warum es Schwarze in China schwer habenSchönheit in ZahlenWer ist ein Loser?Was man zum Heiraten brauchtWas ist eine nackte Hochzeit?Wie zeigt ein chinesischer Ehemann, dass er seine Frau liebt?Die neuen alten KonkubinenWie findet man einen Partner?Soziale Absicherung in ChinaStroh hinter den Ohren: Neureiche in ChinaWer sind die Fu’erdai?Hopp und Ex: Scheidungsrate in ChinaScheidungsgründe im Alten ChinaModetrend HaustiereWarum lassen manche Chinesen den Fingernagel des kleinen Fingers extrem lang wachsen?Gilt Gleichberechtigung?Shanghaier FurienDas Erbe des alten Mannes: KonfuziusSag es durch die BlumeDas politische ChinaWer regiert China?Wie heißt das höchste Machtgremium der Kommunistischen Partei?Gibt es demokratische Wahlen in China?Was ist ein »Paramount Leader«?Chinas FührungsgenerationenGibt es unterschiedliche Lager in der KPCh?Chinas Regierung hat alles unter KontrolleWozu braucht man eine Kampagne?Die Mao-BibelWie wird Mao heute bewertet?Die tödlichste nichtkriegerische KriseFrüher war alles besser …Wie wird man Parteimitglied?Was sind Prinzlinge?Wann begann die Reform-Ära?Deng Xiaopings bekannteste SprücheWarum kümmert sich die Mittelschicht so wenig um demokratische Reformen?Was die Chinesen beschäftigtNordkorea, der unbequeme FreundWer kommt als Erster durch die Tür?Todesstrafe für KorruptionGut geschmiert durchs LebenPetzen per AppWas hatte die Kulturrevolution mit Kultur zu tun?Wer wird als verlorene Generation bezeichnet?Acht Gründe, in der Kulturrevolution verhaftet zu werdenDie chinesische MafiaDas Alte und das weniger alte ChinaWarum heißt das Reich der Mitte »Reich der Mitte«?Was ist eine hydraulische Gesellschaft?Wo steht die Wiege der chinesischen Zivilisation?Das HimmelsmandatNur wer die Flüsse beherrscht …Seit wann ist China »China«?Die erste ISO-Kampagne fand in China stattVerwirrende NamenWoran Dynastien scheitertenWoran Kaiser sterbenChinas fremde HerrscherWar die Große Mauer hilfreich?Wo leben die chinesischen Römer?Wussten die Römer und Chinesen voneinander?Warum suchte der Westen im Mittelalter den Kontakt zu China?Der größte China-Verkaufsschlager aller ZeitenColumbus’ großer BruderWieso durften ausgerechnet die Portugiesen eine Siedlung in Macau errichten?Westliche Vorreiter auf dem Weg nach ChinaWieso China doch nicht christlich wurdeBritische DrogenbaroneShanghais jüdische WurzelnAls China im Chaos versankWarum wurde Hongkong an China zurückgegeben?Warum wurde Macau erst 1999 zurückgegeben?Das unspektakuläre Ende der BeamtenzeitWarum fand die Revolution ausgerechnet am 10. Oktober 1911 statt?Sun Yatsen: wichtig und unbedeutend zugleichChinas erste demokratische WahlChinas verhinderte DynastieReligion und GlückIst Religion in China erlaubt?Worum geht es im DaoismusDie wichtigsten Götter des DaoismusOm!Wer ist die weiße Maria?Warum gibt es so wenige Vegetarier?Wie erkennt man den Unterschied zwischen einem buddhistischen und einem daoistischen Tempel?Heilige BergeIst der Konfuzianismus eine Religion?Chinas unsichtbare WeltWie passt der Ahnenglaube zum Buddhismus?Wie wird man Dämon?Was hilft gegen Dämonenkontakt?Striptease fürs JenseitsIst Falungong eine Religion?Gibt es Christen in China?Mit Wind und Wasser zum GlückGeld bekommen, Geld behaltenDas Glück fangenFarbenspielFreizeit: Wenn Chinesen mal nicht arbeitenDer Park, das erweiterte WohnzimmerEin Nickerchen in Ehren …Was ist ein Ikea-Schläfchen?Sich um die Gesundheit kümmernBuchmarkt ChinaWie viele Bücher werden in China verlegt?Welches Buch wurde am besten verkauft?Feiertag der BücherCopyright? Brandneu!Kino boomtChinesisch musizierenWarum singen Chinesen auf der Straße oder im Bus?Was für ein Theater!Das Leben ist ein SpielSelber zugreifenAuf den Ball gekommenKauf, Baby, kauf!Kindergärten für MännerSprache und SchriftWarum klingt Chinesisch immer gleich?Chinesen singenBeispiele für peinliche Ton-IrrtümerWoher stammen die Zeichen?Sieht man den Zeichen an, wie sie ausgesprochen werden?Wieso gibt es die Zeichen überhaupt noch?Zeichen der MachtUr-Zeichen, die heute noch in Gebrauch sindWas sind Drachenknochen?Zeichen oder Wörter?Wieso heißt es manchmal Szechuan und manchmal Sichuan?Was sind Kurz- und Langzeichen?Die häufigsten ZeichenWie findet man ein Zeichen im Wörterbuch?In welche Richtung schreibt man?Wann ist man kein Analphabet mehr?Warum man sich keinen chinesischen Namen zulegen sollteDie geheime Bedeutung der ZahlenHauptsache, sie wächst: Chinas WirtschaftChinesische Investoren in EuropaWem gehört der Boden?Enteignungen und ProtesteWarum wird in China ständig gebaut?Wo steht die Werkbank der Welt?Woher stammt der Großteil des christlichen Weihnachtsschmucks?Gibt es einen Mindestlohn in China?Was verdienen Chinesen?Was passiert mit den Preisgeldern chinesischer Spitzensportler?Wenn Arbeit tötetKlotzen statt kleckern: Betriebsausflug auf ChinesischWie viel Miete zahlen Chinesen?JAC und GAC: China auf vier RädernWer sind die Reichsten im Land?Papiergeld: Vorreiter ChinaYuan? 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Einleitung

Die Straßen voller Radfahrer, sozialistische Architektur aus subtropisch vermodertem Beton, die Menschen im blauen Mao-Anzug, vor Schreck erstarrend beim Anblick eines Ausländers: Das war China 1989, im Jahr meines ersten Besuchs. Als ich 1992/93 zum Auslandsstudium nach Nanjing ging, war es schon ein wenig bunter: Die ersten Diskotheken und Privatrestaurants öffneten, das Angebot der Läden und Kaufhäuser wurde größer, ja sogar eine ganz passable Pizzeria gab es schon. Nur die Überraschung beim Anblick einer Langnase war geblieben. 1997 – ich hatte zwischenzeitlich andere Orte in China besucht, nicht aber Nanjing – weigerte ich mich, den Langstreckenbus in Nanjing zu verlassen: Niemals war diese Metropole die Stadt, die ich vier Jahre zuvor verlassen hatte. Als wenn ich mich so mir nichts, dir nichts von einem Busfahrer veräppeln lassen würde! Aber sie war es doch. Praktisch über Nacht war ein Meer von Hochhäusern aus dem Boden geschossen, ich fand das Wohnheim, in dem ich ein Jahr gewohnt hatte, nicht mehr. Und an den Anblick von Ausländern hatte man sich auch schon gewöhnt. In dieser Taktung geht es bis heute weiter: Bei jedem Besuch zeigt sich mir ein neues Land, moderner, schnelllebiger, bunter. Langweilig wird es in China also nicht, auch nicht bei der dritten, vierten oder fünfundzwanzigsten Reise. Ich bin den Chinesen dankbar, dass sie sich immer wieder die Mühe machen, mich zu verblüffen: Dinge, die vor wenigen Jahren noch so typisch chinesisch schienen, ohne die man sich das Land und die Menschen gar nicht vorstellen konnte, hat man im Vorübergehen schnell mal über Bord geworfen: Fahrräder? Sieht man heute auf den großen Straßen beispielsweise kaum noch. Geblieben sind dennoch viele Kuriositäten und Eigenheiten, die den ausländischen Besucher vor Rätsel stellen und hinter denen oft eine überraschende Geschichte steckt. Eine ganze Reihe davon finden Sie in diesem Buch, genauso wie Fakten und Erklärungen, die vielleicht das eine oder andere Mysterium lüften.

Anmerken möchte ich noch: China ist unglaublich schnelllebig! Nirgendwo sonst sind Zahlen so schnell obsolet, werden so atemberaubend schnell neue Projekte angestoßen. Für jede Regel gibt es eine Ausnahme, jede Aussage über China lässt sich irgendwie und irgendwo widerlegen. Das Land ist einfach so groß und vielfältig, dass es fast schon anmaßend ist, alle 1,4 Milliarden Menschen über einen Kamm zu scheren. All jenen, die China ganz anders erlebt haben als ich, kann ich nur beipflichten – auch sie haben recht. In China ist Platz für viele Wahrheiten, die sich sogar widersprechen dürfen, ohne an Wahrheitsgehalt zu verlieren.

Eckdaten China

Fläche: ca. 9,6 Millionen km2

Ausdehnung Nord-Süd: 4500 km

Ausdehnung Ost-West: 4200 km

Einwohner: rund 1,4 Milliarden

Nachbarländer: 14

Anzahl der wilden Pandas: 1864 (Zensus 2014)

Anzahl der wilden Elefanten: ca. 250

Küstenlänge: 14000 km

Niedrigste gemessene Temperatur (in Mohe): –52,3 °C

Höchste gemessene Temperatur (in Turfan): 50,3 °C

Zahl der Millionenstädte: ca. 150

Zahl der von Menschen gepflanzten Bäume in den letzten 20 Jahren: 35 Milliarden

Prozent des nicht trinkbaren Grundwassers: ca. 60

Zahl der Fahrstühle und Rolltreppen: ca. 3,8 Millionen

Ausländer in China: ca. 900000, die meisten davon in Guangzhou, Shanghai und Beijing

Durchschnittliche Lebenserwartung: 76 Jahre

Devisenreserven: 3220000000000 USD

Goldreserven: 1762 Tonnen

Land, Leute und Geographie

Was ist China?

»Dumme Frage«, mag da manch einer denken, immerhin braucht man nur den Atlas aufzuschlagen, um China zu finden. Doch die Volksrepublik ist nicht das einzige Land, das die Bezeichnung »China« trägt. Neben der Volksrepublik China Zhōnghuá rénmín gònghéguó中华人民共和国 ist in europäischen Atlanten auch die Insel Taiwan als Republik China Zhōnghuá mínguó中華民囯 eingezeichnet. Hongkong Xiānggǎng香港 und Macau Àomén澳门 wiederum gehören zwar politisch mittlerweile zur Volksrepublik, besitzen aber als Sonderverwaltungszonen noch einen Sonderstatus und werden farblich abgehoben dargestellt. Geht es nach der Volksrepublik, gehören nicht nur sie zum Staatsterritorium, sondern auch Taiwan – ein Anspruch, der lange Zeit auch umgekehrt galt und für Spannungen sorgte. Auch diverse andere Inselgruppen wie die Spratly Islands oder die Paracelsius-Inseln zählt man in Beijing selbstverständlich dazu, was bei etlichen Nachbarländern zu Verstimmungen führt.

Auch wenn man das volksrepublikanische Staatsgebiet selbst betrachtet, bleiben Fragen offen: Hier gibt es gleich eine ganze Reihe von Regionen, wie beispielsweise Tibet oder die Autonome Provinz Xinjiang, deren Bewohner sich nicht alle zwingend als Chinesen verstehen und oft eine andere Muttersprache sprechen. Die Tibetfrage ist sowieso ein Garant für emotionale Diskussionen. Die Erstellung einer simplen Karte kann daher schon zu diplomatischen Verwicklungen führen: Je nachdem, wie man beispielsweise Taiwan einzeichnet, also als Teil der Volksrepublik oder als eigenen Staat, fühlt sich eine der beiden Seiten garantiert auf den Schlips getreten.

Wo liegt Greater China?

Dazu kommt eine weitere Frage: Wie soll man mit den Regionen umgehen, die zwar kulturell chinesisch geprägt sind, aber nicht zu China gehören? Im Ausland fällt oft der Begriff »Greater China«, eine geschickte Definition, die nicht nur das chinesische Festland beinhaltet, sondern eben auch all jene Gebiete, in denen die chinesische Kultur eine entscheidende Rolle spielt, also Taiwan, Singapur, Hongkong und Macau, ohne dass sich daraus eine politische Aussage ergibt. Manchmal sind – je nachdem, wer diesen Begriff benutzt – fälschlicherweise sogar die von Chinesen besiedelten Gebiete Malaysias, Indonesiens oder Thailands gemeint, in denen die chinesischen Gemeinschaften eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen. In den südostasiatischen Ländern macht man sich damit jedoch keine Freunde.

Wer ist Chinese?

Auch der Begriff »Chinese« lässt sich nicht so einfach definieren, denn es gibt feine Unterschiede, die aus chinesischer Sicht von großer Bedeutung sind. Dabei spielen kulturelle Identität und Aussehen eine wichtige Rolle, aber auch die Frage, ob man in China geboren wurde. Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Wie »chinesisch« muss man sein, um als Chinese zu gelten? Ab welchem Grad der Assimilierung zählt man als Bürger eines anderen Staates? US-Amerikaner chinesischer Abstammung stellen in China oft mit Erstaunen fest, dass sich niemand darum schert, dass sie sich selbst als Amerikaner empfinden, und sie selbstverständlich als Chinesen wahrgenommen werden. Die Schätzungen, wie viele Auslandschinesen es gibt, schwanken daher je nach Quelle erheblich: Zwischen 35 und 60 Millionen sollen es sein.

Im chinesischen Kulturraum unterscheidet man zwischen:

Zhōngguórén 中国人

Wörtlich »Mensch des Reichs der Mitte«, also Staatsbürger Chinas, aber nicht zwingend chinesischer Ethnie. Auch Uighuren aus Xinjiang, Tibeter und beispielsweise Mongolen der Inneren Mongolei gehören dazu, denn sie haben einen chinesischen Pass. Bezeichnet man einen Singapurer Chinesen als Zhongguoren, macht man sich in der Regel nicht beliebt – er ist schließlich Singapurer!

Hàn 汉

Die meisten Chinesen gehören der Ethnie der Han an: Sie sind es, die wir als »Chinesen« bezeichnen und deren Kultur wir als »chinesisch« empfinden. Mit 91,6 Prozent machen sie den größten Teil der Bevölkerung aus.

Huáqiáo 华侨

So werden Chinesen bezeichnet, die in China geboren wurden, aber im Ausland leben.

Huárén 华人

auch: háiwài huárén 海外华人

Das sind Überseechinesen, die eine andere Staatsbürgerschaft als die chinesische besitzen, meist aber noch Chinesisch sprechen und in der chinesischen Kultur verwurzelt sind. In Südostasien bezeichnen sich meist all jene so, die von ihrer Umwelt als Chinesen wahrgenommen werden, so wie beispielsweise die malaysischen Chinesen, die bereits seit Generationen dort ansässig sind.

Huáyì 华裔

Dieser Sammelbegriff umfasst alle, die irgendwie chinesischer Abstammung sind, auch wenn sie sich vielleicht selbst eher einer anderen Kultur angehörig fühlen, eine andere Staatsangehörigkeit besitzen und oft auch des Chinesischen nicht mächtig sind. Äußerlich erkennt man sie dennoch als »Chinesen«.

 

De facto werden diese Bezeichnungen in der Literatur und im chinesischen Alltag jedoch munter durcheinandergeworfen und auf Deutsch meist mit »Überseechinesen« übersetzt. Auch mit den genauen Definitionen hält man sich im Alltag kaum auf: In den Augen der meisten Chinesen ist »Huáqiáo«, wer danach aussieht und chinesische Vorfahren hat.

Wo sonst noch viele Chinesen leben:

Land

chinesische Einwohner

Indonesien

7.500.000

Thailand

7.000.000

Malaysia

6.400.000

USA

3.800.000

Singapur

2.800.000

Kanada

1.600.000

Peru

1.300.000

Kambodscha

1.200.000

Vietnam

1.200.000

Philippinen

1.100.000

Myanmar

1.100.000

Russland

1.000.000

Afrika gesamt

1.000.000

Frankreich

700.000

Südkorea

700.000

Australien

670.000

Japan

650.000

UK

500.000

Kasachstan

300.000

Italien

200.000

Indien

190.000

Laos

185.000

Vereinigte Arabische Emirate

180.000

Brasilien

150.000

Neuseeland

150.000

Niederlande

145.000

Panama

130.000

Spanien

130.000

Kuba

110.000

Deutschland

105.000

Argentinien

100.000

Jamaika

70.000

Costa Rica

63.000

Saudi-Arabien

45.000

Surinam

40.000

Brunei

40.000

Chinesische Minoritäten

Die Ethnie der Han macht, wie gesagt, rund 91,6 Prozent aus. Die restlichen 8,4 Prozent gehören zu ethnischen Minderheiten (oft als Minoritäten shăoshù mínzú少数民族 bezeichnet) – das sind immerhin mehr als 100 Millionen Menschen! 56 anerkannte nationale Minderheiten gibt es insgesamt, deren Kultur sich teils erheblich von der der Han unterscheidet. Dazu gehören Völker wie die Miao und die Zhuang, aber auch die Uighuren und Mongolen. Prinzipiell ist es nicht von Nachteil, einen Minoritäten-Status zu besitzen, hier und da werden die Minoritäten sogar bevorzugt, zum Beispiel bei der Studienplatzvergabe oder bei der Geburtenpolitik (Die Ein-Kind- beziehungsweise inzwischen Zwei-Kind-Politik galt und gilt für die Minoritäten nicht). Politischen Einfluss besitzen sie, von einigen Aspekten der kulturellen Selbstverwaltung abgesehen, jedoch nicht: Da sie meist in den strategisch wichtigen, aber dünn besiedelten Randgebieten Chinas wohnen, reagiert die Regierung allergisch auf allzu große Autonomiebestrebungen – wollte man alle vorrangig von Minoritäten bewohnten Gebiete von China abtrennen, blieben nicht einmal 40 Prozent des volksrepublikanischen Territoriums übrig.

Was macht eine Minorität aus?

eine eigene Sprache

territoriale Geschlossenheit des Siedlungsgebiets

einheitliches Wirtschaftssystem

Zusammengehörigkeitsgefühl

Allerdings trifft dies nicht auf alle Minoritäten zu. So unterscheiden sich die Hui, die muslimischen Han-Chinesen – sprachlich kein bisschen von der Mehrheit.

Die größten Minoritäten

Name

Anzahl in Mio.

Hauptsiedlungsgebiet

Dai

1,2

Yunnan

Kasachen

1,5

Xinjiang

Li

1,5

Hainan

Hani

1,6

Yunnan

Koreaner

1,8

Jilin, Heilongjiang, Liaoning

Bai

2,0

Yunnan, Guizhou

Yao

2,8

Guangxi, Hunan

Bouyei

2,9

Guizhou

Dong

2,9

Guizhou, Hunan, Guangxi

Mongolen

6,0

Innere Mongolei, Liaoning

Tibeter

6,3

Tibet, Sichuan, Qinghai

Tujia

8,3

Hunan, Hubei, Guizhou, Chongqing

Yi

8,7

Yunnan, Sichuan, Guizhou

Miao (Hmong)

9,4

Guizhou, Hunan, Yunnan

Uighuren

10,0

Xinjiang

Mandschu

10,4

Liaoning, Hebei, Heilongjiang, Jilin

Hui-Chinesen

10,6

Ningxia, Gansu, Xinjiang, Henan, Qinghai, Yunnan

Zhuang

17,0

Guangxi, Yunnan

Was sind autonome Gebiete?

Einige der großen Minderheiten, so wie beispielsweise die Uighuren, Mongolen und Tibeter, leben in klar abgegrenzten Siedlungsräumen, die aus diesem Grunde als sogenannte autonome Gebiete zìzhìqū自治区 den Provinzen gleichgestellt sind. Der Unterschied liegt jedoch in einer gewissen kulturellen Autonomie: So erhalten Kinder beispielsweise in der Grundschule Unterricht in ihrer Muttersprache. Insgesamt gibt es fünf autonome Gebiete: Xinjiang, Ningxia, die Innere Mongolei, Tibet und das Gebiet der Zhuang als Teil der Provinz Guangxi.

Kann man Chinese werden?

Für Menschen chinesischen Ursprungs lautet die Antwort definitiv: Ja! Nach chinesischer Auffassung sind sie ja ohnehin Chinesen, die Staatsangehörigkeit reflektiert dann quasi nur noch die Tatsachen. Für alle anderen heißt es: theoretisch ja. De facto erhalten jedoch nur wenige hundert Menschen im Jahr die chinesische Staatsbürgerschaft. Einerseits scheint der Andrang nicht übermäßig groß zu sein, zum anderen sind die Kriterien nicht einfach zu erfüllen: Man muss in einem engen Verhältnis zu einem chinesischen Staatsangehörigen stehen (zum Beispiel durch Heirat) und in China leben oder einen anderen »legitimen Grund« haben. Was dies sein könnte, führt das Staatsangehörigkeitsgesetz allerdings nicht aus – eine größere Investition in China ist da sicher nicht von Nachteil.

Volksrepublikanische Chinesen, die aus eigenem Willen eine andere Staatsbürgerschaft annehmen, verlieren die chinesische. Vorausgesetzt natürlich, sie sind so naiv, dies in China öffentlich zu verkünden.

Zeitzonen

China ist ziemlich groß und zieht sich über mehr als 60 Längengrade. Am westlichsten Zipfel des riesigen Reiches geht die Sonne daher rund fünf Stunden früher unter als am östlichen Ende. Eigentlich müsste China nach den gängigen Konventionen also in fünf Zeitzonen eingeteilt sein. De facto gilt im gesamten Land jedoch Beijinger Zeit. Da wundert es wenig, dass manch ein Ort im Westen einfach inoffiziell eine eigene Zeit eingeführt hat, was den Reisenden nicht selten in Verwirrung stürzt, denn Läden öffnen dann nach lokaler Zeit, während sich die Züge und Flüge natürlich nach Beijinger Zeit richten.

Zwei Jahreszeiten – das reicht

Bei der Planung einer Chinareise kommt man um Klimadiagramme nicht herum, denn die Unterschiede sind gewaltig. Während im Norden ein kühl gemäßigtes Klima dafür sorgt, dass im Winter knackige –30 °C keine Seltenheit sind, kann man auf der südlichen Insel Hainan das ganze Jahr über baden, denn sie liegt bereits in den Tropen. Überraschend ist: Von wenigen Regionen abgesehen, kommt man in China bequem mit zwei Jahreszeiten aus: Sommer und Winter. Der Wechsel vollzieht sich innerhalb weniger Tage, so dass man bei einer einwöchigen Beijing-Reise im Oktober den ersten Tag im T-Shirt schwitzt und den letzten im Wintermantel friert.

Land unter: Pflaumenregen

Fast scheint es, China wünsche sich doch noch eine weitere Jahreszeit, und zumindest der Südosten und Osten des Landes haben einen guten Kandidaten dafür: den Pflaumenregen méiyǔ (梅雨), benannt nach der zeitgleichen Pflaumenreife. Mit Niederschlägen von bis zu 1000 mm innerhalb weniger Tage (zum Vergleich: So viel misst man in Deutschland nichtmal im Jahr) setzt er zwischen Ende April und Juni immer wieder ganze Landstriche unter Wasser. Mit spektakulären Bildern von großflächigen Überschwemmungen schafft er es dann sogar bis ins europäische Fernsehen. Schuld am Regen ist eine Art Patt-Situation zweier Fronten: Die kontinentalen Luftmassen des Nordostmonsuns und die warme und feuchte Luft des pazifischen Südwestmonsuns treffen hier aufeinander und bilden eine stabile Front, deren Tiefdruckgebiete viel Regen bringen. Hier und da wird der Pflaumenregen auch als 霉雨 geschrieben. Dann wird er zwar genauso ausgesprochen, bedeutet aber »Schimmelregen«, und das aus gutem Grund, denn die hohe Feuchtigkeit lässt so ziemlich alles schimmeln, was nicht zu 100 Prozent aus Plastik besteht.

Yangzi? Yangtse? Jangtse?

Chinas längster Fluss ist im deutschsprachigen Raum unter vielen Namen bekannt, die nur wenig mit dem chinesischen Original gemein haben. Dort läuft er unter Chángjiāng 长江, wörtlich »langer Fluss«. Das ist ziemlich zutreffend, denn mit rund 6300 Kilometern ist er in der Tat der längste Fluss Chinas. Der internationale Name Yangzi stammt übrigens von der eher wenig bekannten lokalen Bezeichnung Yangzi杨子 ab, die sich jedoch nur auf den Unterlauf bezieht. Je nach Umschrift wird daraus dann Jangtse oder Yangtse. Manche hängen auch noch das Wort kiang an, was wiederum die alte Umschrift des Wortes jiāng江, also »Fluss«, ist.

In China gilt der Chángjiāng als Grenze zwischen Nord- und Südchina. Lange genug war er das im wahrsten Sinne des Wortes: Bis 1956 gab es keine einzige Brücke über den Yangzi, und selbst bis in die 1990er Jahre wurden gerade einmal drei Brücken gebaut, ein Großteil des Verkehrs wurde weiterhin per Fähren abgewickelt. Heute überspannen rund 30 Brücken den Yangzi.

Wo liegt der chinesische Heizungsäquator?

Nördlich des Yangzi wird traditionell geheizt, südlich davon nicht. Diese Regel stammt noch aus kaiserlichen Zeiten und wurde 1949 von den gerade an die Macht gekommenen Kommunisten übernommen. Aus Kostengründen planten sie nur für Nordchina ein Heizungssystem. Das Geld war knapp, und im Süden ist es schließlich warm, oder? Bis vor wenigen Jahren hielt man sich geradezu biblisch daran, völlig unabhängig von den Temperaturen, so dass die Bewohner der Stadtteile südlich des Flusses bibbernd zuschauen konnten, wie in den Stadtteilen nördlich des Flusses die Schornsteine rauchten. Dort dürfen sich die meisten Bewohner über eine anständige Heizung oder einen Anschluss an die Fernwärme freuen, wenn auch nicht unbedingt über die dazu passende Isolierung, so dass viel Wärme wieder verlorengeht. Im Süden gibt es heute immer öfter Klimaanlagen, die nicht nur im Sommer kühlen, sondern auch im Winter zumindest eine Placebo-Dosis Wärme versprechen und die Luft entfeuchten.

Ob und wie der Süden beheizt werden soll, ist im Übrigen eine Kontroverse, die in China immer wieder in den Medien hochkocht. Man darf getrost davon ausgehen, dass es immer die Südchinesen sind, die das Thema aufs Tapet bringen.

Chinas Backöfen

Ähnlich wie Nanjing zählen auch die Megastädte Chongqing und Wuhan zur nahezu heizungslosen Zone am Yangzi auf der Grenze zwischen Nord und Süd. Rein statistisch gesehen dürfen sich die Bewohner dennoch über eine ordentliche Durchschnittstemperatur freuen, denn alle drei Städte gelten (zu Recht) als Backöfen Chinas. Temperaturen weit über 40 °C sind im Sommer eher die Regel als die Ausnahme. Wer dort wohnt, sollte mit Extremtemperaturen umgehen können.

Auf Staub gebaut

Er ist gelb, staubig und verwandelt sich bei Regen blitzschnell in Schlamm – und doch ist der Löss-Boden so etwas wie der Urkeim der chinesischen Zivilisation. Seine Feinkörnigkeit verrät die Herkunft des Löss sofort: Als Flugstaub brachte ihn der Wind in der letzten Eiszeit aus den innerasiatischen Steppen nach China und lagerte den nährstoffreichen Boden bis zu 200 Meter hoch im Bergland der Provinzen Gansu, Shanxi, Shaanxi und Henan ab. Der Boden ist extrem fruchtbar, leicht zu bearbeiten und speichert auch die Feuchtigkeit gut. Dummerweise sind große Teile der Löss-Gebiete seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden, nur noch spärlich bewachsen. Wälder, die den Boden halten könnten, gibt es schon lange nicht mehr. Regnet es in den Löss-Gebieten, waschen ihn die Wassermassen blitzschnell von den Hängen. Der Gelbe Fluss Huánghé黄河 verdient sich hier in den Löss-Bergen seinen Namen und bringt die abgetragene Schlammfracht bis zum Gelben Meer.

Warum hassen die Beijinger den Löss?

Weil er ihnen sprichwörtlich immer wieder um die Nase weht. So wie der Löss-Boden nach China gelangte, so wird er oft auch wieder abgetragen: per Wind. Wenn im Frühjahr (und manchmal auch im Herbst) Stürme über China hinwegfegen, bringen sie Unmengen von gelbem, feinem Sand mit sich und lassen die Hauptstadt unter einer gelben Wolke verschwinden. Meist tun sie dies ohne Vorwarnung und bringen den Verkehr innerhalb von Minuten zum Erliegen. Oft ist der Spuk so schnell vorüber, wie er aufgetaucht ist, an anderen Tagen harren die Menschen stundenlang aus, bevor sie sich wieder ins Freie wagen. Der bisher spektakulärste Sandsturm brach im Jahr 2006 über Beijing herein und lud innerhalb weniger Stunden 300000 Tonnen Sand über der Hauptstadt ab.

Wieso ist der Gelbe Fluss so gefährlich?

Blickt man heute am Unterlauf auf den Gelben Fluss Huánghé黄河, ist es nur schwer vorstellbar, dass er als »Kummer Chinas« in die Geschichte einging: Einst ein mächtiger Strom, verkümmert er in trockenen Jahren zu einem kläglichen Rinnsal. Ihn deswegen zu unterschätzen wäre jedoch fatal. Mit seinen 5460 Kilometern Länge führt der Gelbe Fluss einmal quer durch Nordchina und durchquert dabei die Löss-Gebiete, wo er eine immense Fracht an Schlamm aufnimmt. Sobald er in die Ebene eintritt,