Christliche Spiritualität - Katharina Gattiker - E-Book

Christliche Spiritualität E-Book

Katharina Gattiker

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Beschreibung

Spiritualität hat ihren Ursprung in der christlichen Lehre und Philosophie. Christliche Übungswege und geistliche Meditationen sind etwas in Vergessenheit geraten oder nur vereinzelt in Form von Exerzitien oder Herz-Jesu-Gebeten bei katholischen Christen anzutreffen. Meditation will jedoch nicht nur intellektuell verstanden, sondern auch im Alltag und im täglichen Leben umgesetzt werden. Deshalb hat die Autorin Texte christlicher Klassiker von der Antike bis heute in eine zeitgemäße Sprache übertragen und mit Meditationen und Übungen ergänzt. So wird aus Lehren und Übungswegen der Antike wie auch aus modernen Techniken geschöpft, um eine heutige christliche Praxis mit Meditationen aufzuzeigen. Die Meditationen und Übungen öffnen Tore zu einem neuen Bewusstsein von Glaube und Religion. Sie bieten Hilfe und Verankerung sowohl bei schwierigen Lebenslagen als auch zur Stärkung der Persönlichkeit und des Glaubens. Was sind unsere christlichen Werte? Klassiker von der Antike bis heute geben darauf Antwort.

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Seitenzahl: 286

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Impressum

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1. Auflage 2016

© Verlag Mainz

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Gestaltung, Druck und Vertrieb:

Druck & Verlagshaus Mainz

Süsterfeldstraße 83

D - 52072 Aachen

 

www.verlag-mainz.de

 

Abbildungsnachweis:

http://de.123rf.com/photo_7554337_mosaik-von-jesus­christus-gefunden-in-der-alten-kirche-von-hagia-sophia-in-istanbul-t-rkei.html

 

ISBN-10: 3-8107-0262-5

ISBN-13: 978-3-8107-0262-3

 

 

 

 

 

 

Vorwort

»Die Kirche, die Religion von heute hat ein Sprachproblem, fast schlimmer als die Kirche des ausgehenden Mittelalters: Übersetzungsarbeit von unverständlichem in verständliches Deutsch, von scheinbar irrelevanten alten Berichten in unmittelbar ansprechende Erzählungen ist zu leisten.«

 

Dieses Zitat von Christoph Weber-Berg, ehemals Leiter des Center for Corporate Social Responsability an der Hochschule für Wirtschaft Zürich, jetzt Kirchenratspräsident der Aargauer Kirche, fasst eine meiner Motivationen, diese Texte vorzulegen, zusammen.

Der Lehrgang »Christliche Spiritualität« – durchgeführt vom Lassalle-Haus der Jesuiten in Bad Schönbrunn, Schweiz – brachte mir die wertvollen Schätze der Kirchen- und Wüstenväter und –mütter näher. Allerdings sind viele davon in einer sehr schwierigen Sprache geschrieben. Gewisse Predigten, z.B. von Meister Eckhart, musste ich bis zu fünf Mal lesen, mir dann den mittelhochdeutschen Originaltext laut vorsagen, bis ich begriff, um was es dem Meister eigentlich geht und was heute noch relevant ist! So hatte ich den Impuls, wichtige Texte zu vereinfachen und zu kürzen. Weglassen, was im damaligen Kontext eine Rolle spielte und heute unverständlich ist, jedoch hervorheben, was heute noch aktuell ist. Es war mir ebenfalls wichtig, die Texte betreffend ihren Gehalt an christlicher Spiritualität zu prüfen und daraus die entsprechenden Meditationsanleitungen abzuleiten. Im Interesse einer einfachen, verständlichen und für Meditation geeigneten Darstellung der Texte wird auf wissenschaftliche Standards der Zitierung verzichtet. Das Buch erhebt auch keine wissenschaftlichen Ansprüche.

Da es kein Kriterium sein soll, tot sein zu müssen, bevor man in christlichen Kreisen zur Kenntnis genommen wird, habe ich noch zwei lebende, gegenwärtig aktive Autoren angefügt. Diesen beiden – Sabine Bobert, Theologie-Professorin an der Universität Kiel, und Neale Donald Walsch – ist die spirituelle Praxis ganz wichtig. Theologie als Philosophie genügt nicht, beide Autoren zeigen neue zeitgemäße Übungswege für die christliche Spiritualität im Alltag.

Denn ein christlicher geistlicher Übungsweg ist heute in den traditionellen Kirchen marginal, ging entweder vergessen oder ist nur bei katholischen Christen anzutreffen (Exerzitien, Herz-Jesu-Gebet). Ein solcher ist jedoch sehr wichtig, sollen die Erkenntnisse nicht nur intellektuell verstanden, sondern auch im Alltag und der Praxis umgesetzt werden. Was nur gelesen oder gehört, jedoch nicht geübt und umgesetzt wurde, hat keinen Bestand, besonders nicht, wenn eine Krise kommt. Ich habe deshalb bei jeder Autorin und jedem Autor dem Text noch eine Meditation, eine Übung beigefügt, die – sofern regelmäßig ausgeführt – den Übenden stark und unabhängig machen soll. Damit wird der Wille gestärkt, werden Emotionen beruhigt, negative depressive Verstimmungen ausgeglichen und Ängste überwunden. Die Übenden lernen, sich selber besser zu steuern und zu programmieren.

Wir leben in einer Zeit des wachsenden Fundamen­talismus, in der immer mehr Gläubige überzeugt sind, ihr Glaube sei der einzig wahre Glaube und sie würden den einzig richtigen Gott, heiße er nun Jesus, Allah oder Jahwe, Jehova, Buddha, Krishna, Rama oder Vishnu, verehren. Deren Botschaft und genaue Regeln sollen klar und deutlich durch einen Meister oder die Propheten überbracht worden sein und sollen wortwörtlich heute noch geglaubt und mit allen Widersprüchen befolgt werden. In einer solchen Zeit wird die Stimme des lebendigen Christentums immer wichtiger.

Wir leben in einer Zeit, da der Materialismus um sich greift und sich immer mehr Menschen nutz-, sinn- und wertlos fühlen. Wir können täglich hören, sehen und lesen, wie immer jüngere Menschen immer häufiger zu Gewalt hingezogen werden. Immer mehr junge Menschen glauben, sie dienen Gott, wenn sie andere Menschen, die den »falschen Glauben« haben, gewalttätig umbringen. Diese Menschen meinen, sie hätten sich einen Platz im Paradies verdient, wenn sie möglichst viele »Ungläubige« und gleichzeitig sich selber ermorden. In ihren Gräueltaten werden sie unterstützt und legitimiert durch vor-aufklärerische Zitate aus alten heiligen Texten!

In der Tat finden sich in den alten Schriften angstmachende, ausschließende Gottesbilder, die lehren, an einen intoleranten, zornigen, rachsüchtigen Gott zu glauben und damit das eigene intolerante, zornige und rachsüchtige Verhalten zu rechtfertigen.

Aber auch in vielen Kirchen werden Priester, die sich nicht an die Regeln ihrer Institutionen halten, als Ketzer betrachtet und werden ausgeschlossen. Religionen verbieten Toleranz, Baptisten weigern sich, mit Juden, Katholiken oder Muslimen zu beten, vielerorts wird eine Doktrin der Exklusivität, des Ausschlusses gelehrt, und so ist es nötig, sich Gedanken zu machen, welche alten Schriften dienlich sind und welche einem guten Leben zuwiderlaufen.

Andererseits kann man viele noch-Christen fragen, ob es richtig ist, wegen eines Fehlverhaltens eines Vertreters der Kirchen gleich aus diesen auszutreten. Wenn die Kirche eine Sprache spricht, die heute nicht mehr verstanden wird, ist es dann richtig, sich gleich von ihr abzuwenden? Es ist auch nicht nötig, die wertvollen Strukturen der Kirchen zu zerstören, sondern mit erneuertem Inhalt zu füllen. Ist es allen bewusst, welch wichtigen Beitrag das Christentum zur Entwicklung der Kultur, der Wissenschaft und des allgemeinen Erfolges Europas geleistet hat? Weshalb wollen alle Flüchtlinge nach Europa kommen? Allein schon deshalb ist es wichtig, dass die Grundlagen des Christentums im allgemeinen Wissen und der Tradition ihren Platz behalten.

Mir ging es beim Schreiben dieser Texte darum, das Alte daraufhin zu prüfen, welche Teile uns immer noch dienlich sind und diese auf deren Bedeutung für heute zu befragen. Ebenso wichtig war es mir, die alten Schriften, die in einem bestimmten zeitlichen Kontext geschrieben wurden, nicht wortwörtlich zu nehmen.

Alte Schriften können auch so interpretiert werden, dass sie uns erlauben, die darin enthaltenen Weisheiten besser auf unser gegenwärtiges Leben anzuwenden. Darum ist es essenziell, die Botschaft des Christentums in der heutigen Sprache zu verbreiten. Deshalb wurden die in diesem Buche vorgestellten Texte hier aufgenommen.

Jedoch reichen Weisheiten und Wahrheiten, die vor allem auf der intellektuellen Ebene wahrgenommen werden, nicht aus. Gerade so wichtig ist deren Umsetzung in die moderne spirituelle Praxis und den Alltag. Deshalb finden sich am Schluss jedes Textes Übungen und Meditationen, die sich leicht in die alltägliche Praxis der Spiritualität integrieren lassen. Eine Einführung in die Meditation findet sich im nachfolgenden Kapitel. Es ist der große Verdienst der Theologie-Professorin Sabine Bobert, die christlich-spirituelle Praxis zu betonen und aus vielen Techniken der Antike wie auch neuzeitlichen Methoden einen modernen geistlichen Übungsweg, welcher zur Jesus-Mystik führt, aufzuzeigen. Deshalb kommt sie in diesem Buch an erster Stelle!

Wer täglich nach diesen Übungen übt und meditiert, wird nach schon einem Monat feststellen, dass sie oder er und die Welt um sie oder ihn herum sich geändert haben! Es ist wichtig, eine Meditation oder Übung für mindestens einen Monat lang täglich immer gleich durchzuführen. Der christliche geistliche Weg hilft, zentrierter zu sein im Alltag, den Sinn seines eigenen Lebens zu erkennen, ruhiger zu sein, sich nicht mehr von Erwartungen anderer oder eigenen Gefühlen umtreiben zu lassen und sich getragen zu fühlen in allen Lebensumständen.

 

Katharina Gattiker

 

 

 

 

 

 

 

Christliche Spiritualität

Zunächst eine theologische Definition von Bruno Graber, Livenet:

 

Spiritualität ist nicht gleich Spiritualität, weil Glaube auch nicht gleich Glaube ist. Der Gott der Bibel unterscheidet sich völlig von Weisheiten des Ostens. Die »Spiritualisierung«, die heute im außerchristlichen Bereich läuft, ist zwar Ausdruck einer tiefen Sehnsucht des Menschen. »Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Gott«, so hat Augustinus seine Gefühle während der Jahre seiner verzweifelten Suche nach dem wahren Gott beschrieben. Christliche Spiritualität ist letztlich Verwirklichung der eigenen Berufung.

»Spiritualität« kommt von »spiritus« und bedeutet Geist. Geist gibt es in allen Religionen, Geist ist das Zauberwort so mancher Philosophie. Doch der Geist, den ich meine, ist der Geist Jesu Christi. »Spiritualität« weist auf den Heiligen Geist und sein Wirken hin. Spiritualität ist das vom Geist Gottes erweckte und geschenkte Leben, das geistliche Leben. Zentral für die christliche Spiritualität ist der auf den Menschen bezogene Gott. Spiritualität gibt es nur, weil Gott diese Verbindung jeden Augenblick schafft und wir Menschen von ihr profitieren können.

Christliche Spiritualität bedeutet Sich-Ergreifen-Lassen von Gottes heilendem und befreiendem Wirken. Gottes heilendes und befreiendes Tun schenkt ein »neues Herz und einen neuen Geist«, sagt die Bibel. Man weiß sich von Gott in einen Dialog gerufen, von einem Gott, der nicht ein nebulöses »Irgend-etwas-wird-es-schon-geben« ist.

Spiritualität ist ein Prozess

Bei diesem Prozess geht es letztlich um die Verwandlung des ganzen Lebens – also von Leib, Seele und Geist. Diese Verwandlung reicht bis in die Tiefe des menschlichen Seins – bis hin zur grundlegenden Lebenseinstellung. Im griechischen Urtext der Bibel lesen wir in diesem Zusammenhang von »Metamorphose«, also um einen radikalen Wandel wie von der Puppe zum Schmetterling. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, ihren Stärken und Schwächen.

 

Bruno Graber, Livenet

 

 

Was ist christliche Spiritualität?

 

von Franz-Xaver Hiestand

 

Ursprünglich bedeutete der Begriff »Spiritualität« »ein Leben und eine Haltung, die mit dem Heiligen Geist verbunden sind«. Verwendet wird er heute im Zusammenhang mit Fragen des Glaubens oder der Liturgie, mit Gebetsformen oder Weisheitsgeschichten. Im Grunde besitzt er zurzeit eine ähnliche Bedeutung wie früher der Begriff »Frömmigkeit«. Während das Wort »Religion« gleichsam die sichtbare Außenseite von Glaubenshandlungen, die Rituale und Institutionen im Blick hat, zielt das Wort »Spiritualität« auf die Innenseite, auf das persönliche Erleben der Gläubigen.

Christliche Spiritualität ermöglicht dem Einzelnen,Abschied zu nehmen und sich in neuer Form zu binden. Jede christliche Reformbewegung, in welcher die Spiritualität eine Rolle spielte, betonte Askese und Armut. Der tiefere Sinn dieser Dynamik liegt im Schicksal von Jesus aus Nazareth begründet. In ihm ist Gott den Menschen radikal nahegekommen. Wenn also Gott im Menschen Jesus sich gleichsam im freien Fall nach unten bewegte und der Weg dieses Menschen über das Kreuz zur Auferstehung führte, dann zählen Loslassen und Absteigen notwendigerweise zum Weg all derjenigen, welche am Schicksal des Gekreuzigten und Auferstandenen teilhaben wollen.

Christliche Spiritualität beruht auch auf Gemeinschaften, die den Einzelnen auf seinem Weg unterstützen, ihn aber auch wieder alleine lassen.

Schließlich ist in der christlichen Spiritualität die Orientierung am geistlichen Meister Jesus Christus zentral. Auf ihn blickend, lernen die Christen, ihr Leben so zu leben, wie Jesus sein eigenes gelebt hat. Dabei wissen sie, dass sie in ihrer Beziehung zu ihm nur wachsen, wenn sie anerkennen, dass Jesus in seiner Größe gerade auch auf den Menschen nebenan und dessen Weg verweist.

 

Franz-Xaver Hiestand SJ, Leiter des aki

 

 

Was ist Spiritualität für mich?

 

Zunächst eine Abgrenzung zu Begriffen wie:

 

- fromm

- gläubig

- religiös

 

Obwohl zum Teil identisch mit Spiritualität, sind die obigen Begriffe häufig abgenutzt und negativ belastet durch Vorbilder ohne Vorbildfunktion wie frömmlerische Fromme, religiöse Sektierer oder fundamentalistisch Gläubige, die es als gottgewollt anschauen, andere Ungläubige wegen ihres anderen oder ihres vermeintlichen »Nicht-Glaubens« umbringen zu dürfen oder sogar zu müssen.

 

 

Was ist eine spirituelle Erfahrung?

Für mich bedeutet dies eine Erfahrung des Numinosen, in eine höhere Dimension emporgehoben zu werden, höhere Energien zu erfahren und zu spüren, besondere Erlebnisse haben zu dürfen wie unglaubliche Zufälle, Visionen, Träume, die Erfahrung des All-Eins-Seins. Solche Erfahrungen können durchaus während »Gipfelerlebnissen« in der Natur, während der Sexualität mit einem geliebten Partner, beim Hören eines Musikstückes oder während Meditationen erlebt werden – ob dies nun buddhistische, keltische, vorchristliche oder christliche Meditationen oder Gebete sind. Besonders während des Singens einer Messe kommt es bei mir häufig zu solchen Gipfelerlebnissen.

Also bei regelmäßiger spiritueller Praxis können solche Erlebnisse wie das sofortige Anheben der Energie, des erweiterten Bewusstseins auch beim Anzünden einer Kerze, bei einer Andacht, beim regelmäßigen Wiederholen eines Satzes aus den Psalmen, oder beim Wiederholen des Herzensgebetes geschehen.

 

 

Spirituelle Führung

Spirituelle Führung kann man erhalten durch Stellen einer Frage vor der Meditation – vielleicht erhält man während oder nachher eine Antwort. Oder auch durch das Ziehen von Karten, Legen eines (Bibel) Orakels: darauf achten was beruhigt mich, erhebt mich, freut mich – langfristig und nachhaltig?

 

 

Was ist christliche Spiritualität?

Für mich ist die christliche Spiritualität erlebbar beim Praktizieren christlicher Mantren. Beim Singen einer Messe – wenn z.B. das Credo gesungen wird, das Halleluja, das Magnificat ... besonders wenn man die Texte der Spur nach versteht, hinterlässt das regelmäßige Singen dieser seit Jahrhunderten gleichen Worte eine tiefe Wirkung auf den Menschen. Diese Messen und gesungenen christlichen Mantren haben im Laufe der Jahrhunderte ein ganz starkes positives morphogenetisches Feld entwickelt, das sich lohnt, »angezapft« zu werden.

Dasselbe kann gesagt werden von Psalmversen, die auch zur Heilung eingesetzt werden können. Ganz stark erleb- und fühlbar ist die intensive Energie, die ein Sakrament wie das Abendmahl, die Kommunion, eine Taufe oder Hochzeit ausstrahlen.

 

Die Christus-Kraft

Als Kinesiologin habe ich über viele Jahre mir selber und den hilfe- und ratsuchenden Menschen mit allen möglichen Mitteln geholfen – mit Farben, Tönen, Steinen, Empfehlungen der Verhaltensänderungen, Übungen und mit dem regelmäßigen täglichen Wiederholen von positiven Zielsätzen.

Nach bald 20 Jahren dieser Praxis kam der Moment, wo mir all diese »Hilfsmittel« nicht mehr genügten. Es drängte sich eine Kraft in den Vordergrund – die Christuskraft. Ich verstand und erlebte, dass viele Gebete der Katholiken und der Anglikaner viel mehr nützten als alle Hilfsmittel zuvor, die Anrufung von Christus, Maria, dem Erzengel Michael hat eine ganz starke Wirkung. Dies war jedoch nicht mehr vereinbar mit der kinesiologischen Praxis; den hilfesuchenden säkularen Menschen mit ihren Alltagsproblemen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Anleitung zur Meditation und Übungen

Von jedem Autor, jeder Autorin eine passende Meditation zu finden, stellte auch seine Ansprüche. Jeder Text wurde von mir befragt betreffend Spiritualität, Meditation und Übungen. Die Meditation bzw. Übung soll ganz im Sinn und Geist des jeweiligen Autors sein, womöglich wortwörtlich. Jedoch eignen sich nicht alle mittelalterlichen Bilder zum Meditieren für moderne Menschen. Wer kann schon noch viel anfangen mit dem Gleichnis des Meditierenden als Braut und Christus als Bräutigam, wen schrecken die Worte von Blut, Tränen, Wunden, Sünden nicht ab? Dies sind also für Menschen von heute keine geeigneten Meditationsbilder mehr! Die Medi­tation bzw. Übungen sollen also leben vom Textinhalt, jedoch in einer positiven Sprache von heute geschrieben sein.

So war Martin Luther eigentlich ein Anti-Schwärmer, der sich gegen das Baden in Wohlgefühlen wandte. Trotzdem eignet sich seine zentrale Aussage »Allein aus Gnade« sehr zur Meditation – dass also ein Mensch sich den Himmel nicht irgendwie verdienen muss, sondern dass ihm dieser Himmel allein aus Gottes Gnade zukommt.

Meditation beinhaltet häufig bildliche Vorstellungen. Man arbeitet mit positiven Bildern und verknüpft diese mit religiösen Inhalten. Der eigenen Fantasie sind hier wenig Grenzen gesetzt. Zu Beginn empfiehlt es sich, den beschriebenen Meditationen zu folgen. Am besten wird eine Meditation einen ganzen Monat lang mindestens einmal pro Tag durchgeführt. Nach dieser regelmäßigen Wiederholung hat sich die Meditation fest im Gedächtnis und im Gefühlskörper eingeprägt.

Übung heißt, etwas regelmäßig und immer wieder tun, sei dies zweckfrei oder auch mit einer bestimmten Absicht verbunden. Regelmäßige Übungen fördern die Konzentration, stärken den Geist, die Gedanken und den Willen. Durch die Disziplin der Regelmäßigkeit wird man auch viel widerstandsfähiger bei Krisen.

Am Schluss jedes Textes findest du einen Vorschlag, wie du eine Meditation bzw. Übung nach dem jeweiligen Autor durchführen kannst. Es geht darum, den Inhalt nicht nur intellektuell zu verstehen, sondern auch emotional und seelisch zu verinnerlichen. Wie bei allem ganzheitlichen Lernen ist es wichtig, den Lehrstoff auch im Körper und mit allen Sinnen zu verankern. Dies kann man tun, indem man mit dem Atem arbeitet.

 

Um dies mit dem Beispiel des Jesus Herzensgebets zu veranschaulichen:

 

- beim Einatmen: (laut denken) »Herr Jesus Christus«

- beim Ausatmen: »erbarme dich meiner / unser / ihrer«

- leise für sich wiederholen, also deutlich denken und mit dem Atmen verbinden.

 

Es sollen so viele Sinne wie möglich mit einbezogen werden:

 

- indem man sich Dinge bildlich vorstellt.

- vielleicht hört man etwas? Musik, ein Lied, einen Text, einen Gedanken?

- vielleicht spürst du etwas? Einen feinen Luftzug, eine ganz feine Berührung am Körper oder am Kopf?

- immer dieselben Duftkerzen oder Räucherstäbchen helfen, das Gelernte mit dem Geruchssinn – dem ältesten Sinn der Menschen – zu verbinden. Manchmal riecht man auch einen wunderbaren Duft, dessen Ursprung nicht erklärbar ist – dann kannst du sicher sein, dass du von Engeln berührt wurdest.

 

Der Körper wird mit einbezogen, indem man sich die Zielsätze beim Gehen, beim Joggen vorsagt, oder die Zielsätze mit einer Vorstellung, einem Gedanken und speziellen körperlichen Übungen verbindet.

Was man laut sagt oder singt, bleibt besser im Gedächtnis – diese alte Weisheit wurde jetzt auch durch die Neurowissenschaften bestätigt. »Wiederholung ist die Mutter des Wissens« – das gilt auch für die Übungen oder Meditationen, die für mindestens einen Monat lang täglich immer gleich praktiziert werden sollten.

 

 

Vorbereitung und körperliche Stellung

Nimm dir ca. 20 Minuten Zeit. Am besten meditiert man morgens früh, vor Sonnenaufgang oder am frühen Abend; spätabends ist dies vielleicht schwierig, wenn man zu müde ist und gleich einschlafen würde. Schließe die Türe, wenn du nicht allein wohnst, bitte darum, nicht gestört zu werden, Bildschirme und Telefone auf aus oder stumm schalten.

Man setzt sich bequem auf einen Stuhl, sodass man mit den Füßen den Boden bequem erreicht. Die Beine sind etwas auseinander, nicht gekreuzt. Die Hände ruhen leicht geöffnet mit dem Handrücken auf den Oberschenkeln. Dies ist die sogenannte »Kutscherstellung«. Nun schließt man die Augen und beginnt tief zu atmen. Es hilft, beim Atmen zu zählen: Auf vier zählen beim Einatmen, dann Atem anhalten – auf zwei zählen – dann ausatmen indem man auf vier zählt. Atem zwischen Ein- und Ausatmen anhalten, indem man auf zwei zählt.

Nachdem man dies für mindestens 7 Atemzüge langsam und bewusst ausgeführt hat, geht man zur Einleitung über. Hier einige Vorschläge:

 

 

Liftmeditation mit Farben

 

Nun stellst du dir vor, dass du in einen Lift in einem Hochhaus steigst. Du fährst 12 Stockwerke hoch und verbindest diese mit Farben: rot, orange, gelb, grün, blau, indigo, violett, violett-grün, rosa-gold, silbern, gold, diamant-sprühend. Der Lift hält hier an, du steigst aus, du befindest dich an einem für dich ganz schönen Ort. Nun kannst du die Meditation, die du dir vorher vorgenommen hast, durchführen.

Nach Ende der Meditation hast du vielleicht eine Antwort auf eine Frage erhalten.

Du bedankst dich und fährst mit dem Lift zurück: Diamant, gold, silbern, rosa-gold, violett-grün, violett, indigo, blau, grün, gelb, orange, rot. Du stellst dir die Farbe rot deutlich vor, wie sie in deinem Körper zirkuliert. Du kannst die Augen öffnen, Fäuste machen und öffnen, alle Muskeln anspannen und wieder entspannen. Du bist wieder im Hier und Jetzt. Allenfalls möchtest du etwas aufschreiben, eine Idee, die du während der Meditation hattest, eine Antwort. Diese kommt vielleicht auch erst später.

 

 

Lichtmeditation

 

Diese Meditation soll dich zur Gemeinschaft jener Kirchenväter oder -mütter hinführen, über die du gerade dabei bist zu lesen. Dies hilft dich zu inspirieren und auf eine höhere Ebene zu bringen. Hier kriegst du ein besseres Verständnis nicht nur der Kirchenmütter und -väter, sondern auch deiner Mitmenschen und deiner selbst.

Setze dich ruhig hin in der sogenannten Kutscherstellung. Schließe die Augen. Beginne tief und regelmäßig zu atmen und zähle beim Ein- und Ausatmen auf drei oder vier, beim Anhalten zwischen dem Ein- und Ausatmen auf zwei. Wiederhole dies mindestens sieben Mal.

Nun stelle dir vor, dass du Licht herbeirufst. Du bist von allen Seiten von Licht umgeben. Vielleicht bist du in einer Lichtblase, in einem Licht-Raumschiff und schwebst in dieser Blase zu einem Tempel hoch. Dort befinden sich die Kirchenmütter und -väter, über die du im Moment liest.

Wenn du eine Frage hast, kannst du diese jetzt stellen. Vielleicht bekommst du jetzt eine Inspiration, eine Antwort, vielleicht erst später.

Wenn du Beschwerden hast am Körper – sende Licht dorthin, so wie du eine Taschenlampe dorthin richten würdest.

Dies ist auch eine gute Schutz-Meditation, um sich vor negativen Gedanken – eigenen oder denen anderer – zu schützen.

 

 

Springbrunnen-Meditation

 

Zusammen mit dem Atmen stelle dir vor, wie Lichtenergie der Wirbelsäule entlang emporfließt und sich über dem Scheitel wie eine goldene oder silberne Lichtfontäne ergießt. Wie tausend kleine Tropfen aus weißem kühlem Licht strömt es wieder herab. Dieser reinigende Strom aus perlendem Licht fließt dem Körper entlang abwärts, wird dort, wo er gebraucht wird, absorbiert – vom Körper, von den Emotionen, vom Geist – und fließt dann wieder der Wirbelsäule entlang aufwärts. Diese Meditation energetisiert, erfrischt, reinigt und bringt neue Ideen. Sie kann auch als Vorbereitung zu einer Meditation ausgeführt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Psalmodieren – Üben mit positiven Zielsätzen

Dies kann, wie oben beschrieben, das Herz-Jesu-Gebet sein: »Jesus Christus erbarme dich meiner« oder auch das Wiederholen von Psalmversen, z.B. als allgemeine Anrufung, Verbindung zum Göttlichen: »Höre mich, Herr, sei mir gnädig! Herr sei du mein Helfer!«. (Psalm 30, Vers 11)

 

Zum Schutz, bei Ängsten:

»Der Herr behüte mich vor allem Bösen, er behütet mein Leben.« (Ps 121,7)

 

Bei Kummer und seelischerUnruhe:

»Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich.« (Ps 145,3)

 

Bei Kummer, um eigenverantwortlich sein Schicksal in die Hand zu nehmen:

»Herr wende dich mir zu und errette mich, in deiner Huld bring mir Hilfe!« (P s6,5)

 

Wenn man gedemütigt wurde:

»Herr ich weiß, dass deine Entscheide gerecht sind, du hast mich gebeugt, weil du treu für mich sorgst« (Ps 119,75)

 

Um HilfeundRecht zu erlangen:

»Herr, weil ich gerecht bin, verschaffe mir Recht und tue an mir Gutes, weil ich schuldlos bin!« (Ps 7,9)

 

Um ZornundStürme zu beschwichtigen:

»Israel, harre auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit« (Ps 131,3)

 

Um Willen zu stärken, für große Unternehmungen:

»Du aber Herr, bist ein Schild für mich, du bist meine Ehre und richtest mich auf« (Ps 3,4)

 

Um Frieden zu erlangen, bei Ängsten:

»Ich suchte den Herrn, und er hat mich erhört, er hat mich all meinen Ängsten entrissen« (Ps 34,5)

 

Um schwierigste Probleme zu lösen, zu siegen:

»Es lebe der Herr! Mein Fels sei gepriesen. Der Gott meines Heils sei hoch erhoben.« (Ps 18,47)

 

Bei Notlagen, Ungerechtigkeiten:

»Herr, weil ich gerecht bin, verschaffe mir Recht, und tue mir Gutes, weil ich schuldlos bin!« (Ps 7,9)

»Herr, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not?« (Ps 10,1)

 

Um Hoffnung zu stärken:

»Denn der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt« (Ps 91,9)

 

Bei Süchten, bei Familienkonflikten:

»Höre mich Herr, sei mir gnädig! Herr, sei du mein Helfer!« (Ps 30,11)

 

Bei Disharmonie, zur Inspiration:

»Warum o Herr, verwirfst du mich, warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?« (Ps 88,15)

 

Bei Kummer, zur Heilung von Krankheiten:

»Meine Seele ist tief verstört, du aber Herr, wie lange säumst du noch?« (Ps 6,5)

 

Bei Krankheit:

»Dient dem Herrn in Furcht, und küsst ihm mit Beben die Füße.« (Ps 2,11)

»Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn Seine Huld währt ewig«. (Ps 106,1)

 

Bei schwierigen Umständen, Widrigkeiten:

»Freu dich innig am Herrn! Dann gibt Er dir, was dein Herz begehrt«. (Ps 37,4)

 

 

 

 

 

 

 

 

Sabine Bobert *19641

Ein moderner geistiger Übungsweg, mit Elementen früherer christlicher Heilungstechniken, psychologischen und neurologischen Erkenntnissen und Neuro-Enhancement.

 

Sabine Bobert wurde am 5. November 1964 in Ost-Berlin geboren. Sie ist evangelische Theologin und Professorin am Institut für Praktische Theologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Seelsorge, neue evangelische Gottesdienstformen (insbesondere die Deutsche Messe), Spiritualität und Mystik.

Sabine Bobert studierte von 1983 bis 1986 an einem Theologieseminar der Baptisten und trat dann zur evangelischen Kirche über. Anschließend studierte sie von 1986 bis 1989 an der Ostberliner Kirchlichen Hochschule, dem Sprachenkonvikt und legte dort in der Zeit der Wende ihr Erstes Theologisches Examen ab. Von 1990 bis 1991 studierte sie als Postgraduate Student und Stipendiatin des Ökumenischen Rates der Kirchen am Theological Seminary in Pittsburgh (USA) der Presbyterian Church. Ihr Thema war die Theologie der Befreiung, und so schloss sie mit einer Magisterarbeit über den Vergleich der Ekklesiologie Dietrich Bonhoeffers mit derjenigen von Leonardo Boff ab. Dadurch erwarb sie den Magistergrad als »Master of Sacred Theology« (S.T.M.). Im Anschluss daran absolvierte sie ihr Gemeindevikariat von 1991 bis 1992 in einer Berliner Kirchengemeinde und legte 1992 ihr Zweites Theologisches Examen ab, woraufhin sie im selben Jahr in Berlin für das Pfarramt ordiniert wurde.

Sabine Bobert erhielt von 1992 bis 1993 eine Pfarrstelle sowie einen Lehrauftrag am Theologischen Konvikt (ehemaliges Sprachenkonvikt) in Berlin. Von 1993 bis 1996 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Theologischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität im Fach Praktische Theologie und erwarb diverse (pastoral-)psychologische Zusatzqualifikationen. 1994 promovierte sie mit summa con laude mit einer Arbeit zum Thema Dietrich Bonhoeffers Pastoraltheologie, Theologenausbildung im Widerstand zum »Dritten Reich«. Von 1996 bis 2001 war sie wissenschaftliche Assistentin an der Humboldt–Universität bei Jürgen Henkys und arbeitete an der Edition der Dietrich Bonhoeffer Werke mit. In dieser Zeit habilitierte sie im Fach Praktische Theo-logie mit ihrer Schrift »Frömmigkeit und Symbolspiel. Ein pastoralpsychologischer Beitrag zu einer evangelischen Frömmigkeitstheorie.«2

 

 

Evangelische Messe

Sabine Bobert fordert nichts weniger als eine evangelische Messe, die an einigen Kirchen auch schon gefeiert wird. Sie begründet dies damit, dass Luther selber die Messe nur an wenigen Stellen verändert hatte. Im Zeitalter des Rationalismus legten viele Pfarrer das Messgewand ab; vieles anderes aus der Liturgie wurde über Bord geworfen.

Jedoch machen Gewänder und Rituale, die alle Sinne ansprechen, das Christsein auf vielfältige Art erfahrbar. Dass Botschaften besser ankommen, wenn alle Sinne mitbeteiligt sind, wissen alle Lehrer und Werber. Die evangelische Messe soll einer der vielen Bausteine sein, um die Schönheit des lutherischen Gottesdienstes wieder herzustellen. Dies soll keine historische Restauration sein, oder ein Versuch, tote Traditionen am Leben zu erhalten, denn Christsein findet heute im ökumenischen Austausch statt. Die evangelische Messe wird in Skandinavien noch lebendig gefeiert und zeigt, dass sie kein versteckter Katholizismus, sondern lutherisches Urgestein ist. Sabine Bobert führt diese Messe unter Mithilfe von Theologiestudenten in Kiel durch, damit künftige Pfarrer die komplexe Dramaturgie beherrschen und je nach Gelegenheit selber durchführen können.

 

 

Der moderne geistliche Übungsweg »Mental Turning Point«

Sabine Bobert fordert angesichts der kulturellen Situation postmoderner Lebensverhältnisse eine neue Form der Seelsorge. Ihr geistlicher Übungsweg heißt »MTP« (Mental Turning Point) und soll alle Persönlichkeitsteile integrieren. Dem zugrunde liegt die Vision eines mystischen Entwicklungswegs in drei Abschnitten: Klärung (Purificatio), Heilung (Illuminatio) und Mystagogie (Unio).

Pastoralpsychologische Perspektiven der Moderne werden dabei zusammen mit geistlichen Techniken der Antike, der christlichen Mönche und Wüstenväter, der Alchemie, den Gebetsmantren, wie sie in der Ostkirche gepflegt werden, kombiniert.

Sabine Bobert bemängelt, dass geistliche Übungen in der modernen Seelsorge keinen Platz mehr haben. Die heutige Theologie sei mehr Philosophie als sonst etwas geworden. Die moderne Seelsorge orientiere sich zu sehr einseitig an der religionskritischen Psychoanalyse von z.B. Sigmund Freud, wo die Transzendenz keinen Platz mehr hat. Dabei kennen lebendige Religionen schon immer Heilungsquellen, die den Konzepten der Psychologie verschlossen bleiben.

Religiöse Entwicklungsdynamik kennt geschultere Bewusstseinszustände als das Alltagsbewusstsein. Sabine Bobert greift da auf das Menschenbild und das Werk von Roberto Assagioli, Begründer der Psychosynthese, zurück, das über die Reflexion pathologischer Zustände hinausgeht und stattdessen Ressourcen für Heilung, Kreativität, Liebe und Intuition für eine religiöse und kulturelle Weiterentwicklung des Menschen erschließt. Eine weitere Wurzel ist das Konzept des kollektiven Unbewussten nach C.G. Jung. Assagioli fügt dem das »höhere Bewusstsein« bzw. das »Höhere Selbst« zu. Aus diesem stammen kreative künstlerische, philosophische, wissenschaftliche und ethische Intuitionen und Impulse. Mit dem »Wahren Selbst« wird eine Instanz beschrieben, die ähnlich schon von den christlichen Mystikern beschrieben wurde: Teresa von Avila nannte sie die »Seelenburg«, Johannes Tauler den »Seelengrund«, Meister Eckhart die »Spitze des Geistes« und »göttlicher Seelenfunke«. Durch mentales Training wird der Weg zu dieser seelischen Instanz durchlässig und sie wird zunehmend bewusst. Damit vollzieht sich ein Umbruch in der Identität. Der Mensch identifiziert sich immer weniger mit zugewiesenen Rollenbeschreibungen und Erwartungen, sondern integriert diese Fragmente und strukturiert sie neu von seinem wahren Selbst her.

Eine weitere Quelle ist für Sabine Bobert der Wüstenvater Evagrios Pontikos, der sagte: »Worauf du dich konzentrierst, das wird stärker werden und dich beherrschen. Sobald du ein vernichtendes Gefühl spürst, konzentriere dich auf ein positives – am besten auf Begriffe wie Liebe, Frieden oder Ruhe«. Dies sind altüberlieferte christliche Basistechniken, um Krisen zu meistern.

Eine moderne Seelsorge sollte den Menschen die seelische Instanz des »wahren Selbst«. erschließen. Da Dietrich Bonhoeffer Christsein als Existenzform und nicht als Lehrsystem begreift, betont auch er die Wichtigkeit geistlicher Übungen: Psalmengebete, Schweigen, Beichte, Gütergemeinschaft im Sinne der Bergpredigt.

Sabine Bobert entwickelte aus all diesen Strängen ihre eigene Methode des »Mental Turning Point«, kurz MTP, welche Meditationstechniken aus dem alten Mönchtum, aus der christlichen mystischen Tradition kombiniert mit neuen Erkenntnissen aus der modernen Psychologie und den Neurowissenschaften.

Im MTP geht es um: 1. Klärung – Purificatio, 2. Heilung, Erleuchtung – Illuminatio und 3. die Einkehr des Menschen in seine innerste Mitte, die schon immer mit Gott verbunden ist – Unio.

Das führt zu:

 

1. Mentales Coaching

2. Heilung

3. Mystagogie (die Hinführung des Menschen zur Vereinigung mit Gott)

 

 

Übungen und Meditation:

 

Drei Übungen sind im Konzept MTP enthalten, eine für die Ebene des Willens, eine für die Gefühle und eine für die Ebene des Denkens. In allen drei Übungen geht es darum, sich von Manipulationen zu befreien, sich stärker auf das Eigene zu konzentrieren und dieses Eigene weiter zu entwickeln.

 

 

Gefühlsübung

 

Der Weg zur eigenständigen Steuerung von Gefühlen verläuft in der mystischen Tradition über Bilder, dem gezielten Kultivieren innerer Bilder, psychologisch gesprochen im Internalisieren guter Objekte. Die positive kurz- und langfristige Wirkung solcher regelmäßig ausgeführten Übungen auf den Menschen ist mittlerweile neurowissenschaftlich gut belegt. Die besten Meditationszeiten für diese Übungen sind der frühe Morgen oder der Abend vor dem Schlafengehen – die alten spirituellen Meister und die modernen Wissenschaftler bestätigen, dass die regelmäßig durchgeführte Übung am Morgen die Grundstimmung für den Tag festlegt, die Übung am Abend steuert die Lernprozesse, die im Schlaf ablaufen. Bilder, die Liebe, Ruhe oder Frieden darstellen, sind gute Übungsobjekte.

 

 

»Gedankenübung« – (Hesychia)

 

Diese Übung knüpft an die mantrische Gebetstechnik christlicher Mönche mit dem Jesusgebet an. Sie besteht aus einer dauernden Wiederholung des Gebetstextes (z.B. das Herzensgebet: »Jesus Christus erbarme dich meiner«, kurze Psalmverse, andere Kurzgebete) mit dem Ziel, im Alltag die Gegenwart Gottes jederzeit zu spüren und gleichzeitig geborgen in der eigenen Mitte zu ruhen. Die Arbeit mit Mantren ist der Schlüssel zur Selbststeuerung der Gedanken. Ziel der früheren christlichen und orthodoxen Mönche und Nonnen wie auch des Zen ist es, mentale Unruhe und Steuerungslosigkeit der Gedanken und des Alltags auszuschalten und durch ständige Wiederholung tiefe mentale Ruhe (Hesychia) Gelassenheit und Frieden zu erlangen. Die positiven Effekte dieser Übung sind medizinisch bestätigt: erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, unangenehme Nebenwirkungen werden reduziert, Angstzustände und Depressionen bessern sich etc.

 

 

Willensübung:

 

»Mit der Willensübung soll langfristig die Autonomie des Willens gestärkt werden, indem man sich vornimmt, regelmäßig etwas Zweckfreies zu tun, so dass es nur auf die Willensbetätigung selbst ankommt.«3

So zum Beispiel sich drei Mal pro Tag daran erinnern, die Füße zu drehen, mit den Augen zu kreisen und dazu einen bestimmten Punkt am Körper zu drücken.

Die Übung bringt Pflichten und Eigenwille in eine gesunde Balance. Die Übenden entwickeln Selbstwert und Selbstbewusstsein, weil man zunehmend das erreicht, was man sich vornimmt. Die Übung ist der Motor für den spirituellen Weg. Ohne starken Willen, der nicht aufgibt bei kleinen oder auch nicht so kleinen Hindernissen, gibt es keine spirituelle Transformation. Durch die Übung erkennt man sein Lebensziel.

 

 

Meditation und Gebet für sich und andere

Jeder kann bestimmte neurologische Schaltkreise lahmlegen, die ihn im Leben einschränken. Man kann pathologische Verbindungen im Gehirn kappen, beschädigte Bereiche durch spezifische Übungen reparieren. Worauf man sich konzentriert, wird sich der jeweilige Gehirnbereich vergrößern, was man nicht tut, welchen Themen man keine Beachtung schenkt, dort werden die Gehirnfunktionen weniger. Für Funktionen, die man häufig ausführt, stellt das Gehirn mehr Gewebe zur Verfügung und begrenzt andererseits Bereiche für Prozesse, die seltener ausgeführt werden.

 

 

Sich und andere beruhigen:

Zuerst sich für eine Meditation bereit machen, ca. 15 Minuten Zeit reservieren, dafür sorgen, dass man ungestört bleibt. Mach es dir bequem, Beine nebeneinander, schließe die Augen, atme regelmäßig ein und aus. Nach mindestens 7 Mal meditativ ein- und ausatmen stellst du dir eine schöne Szene vor, in einem Garten, in der Wüste. Zum Beispiel die Garten-Meditation nach Teresa v. Avila ... Sich das Bild und das angenehme Gefühl vor Beendigung der Meditation einprägen. Im Alltag häufig in diese Szene gehen. Sich schützend in dieses Gefühl einhüllen. So wird man unabhängig von den Launen anderer. Das Gefühl des Friedens ausdehnen, um sich herum, auf andere Menschen und Räume ausdehnen. Man kann sich selbst und anderen Menschen, auch Feinden, »Liebe« und »Ruhe« senden.

Seine Freunde oder Menschen, die Unterstützung brauchen, mit in dieses Gefühl hineinnehmen, indem man es ihnen sendet.

Dieses Gefühl Menschen, senden, die einen schwer verletzt haben, die einem das Leben schwer machen. So können zerstörerische Bindungen aufgelöst werden. Es ist ein Schutz vor solchen Angriffen, denn man ist nicht mehr auf derselben Wellenlänge. Überlassen wir Aggressoren und Gestressten nicht mehr das Gruppenklima!

 

 

Herz-Jesu-Gebet für andere.

Sprechen Sie das Herz-Jesu-Gebet für die Menschen, die Ihnen wichtig sind. Dazu reicht die Vorstellung, und statt »Jesus Christus erbarme dich meiner« sagt man »Jesus Christus erbarme dich X, Y, Z,…« Das Jesusgebet ist eine sehr intensive Form der Fürbitte. Man versuche, die Menschen die einem Sorge machen, in das Kraftfeld des Mantras mit einzubeziehen. Wer zerstreut ist, vermag wenig. Wer im Namen Gottes gesammelt und konzentriert ist, bewirkt viel und hat teil an den Schöpferkräften Gottes.

 

 

Vergib deinen Feinden

Wenn man für einen Feind betet »Jesus Christus erbarme dich seiner ... (Person)« nimmt man dem Feind die Macht. Dadurch werden die negativen Kräfte, mit denen man verkettet ist, zerstört. Feindesliebe kann auf dieser Ebene als vernünftigste Handlung der Welt begriffen werden und wird deshalb nicht nur vom Christentun sondern auch von anderen Religionen empfohlen. Das Jesus-Gebet für Feinde befreit, öffnet Türen, macht frei und stark.

 

 

 

 

 

 

 

Origenes – Vom Gebet

Beziehung zu Gott durch Beten ohne Unterlass