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Gary Norton ist DER Sänger des Jahrzehnts – sexy, begabt, charismatisch, erotisch. Die Journalistin Vanessa soll eine Biographie über ihn schreiben und wird auch deshalb auserwählt, weil sie angeblich auf Frauen steht und Gary somit nicht belästigen kann. Außerdem beißt Gary mit seinen Starallüren bei ihr auf Granit, denn Vanessa lässt sich auch von einem prominenten Gesicht nicht so leicht beeindrucken. Vanessa klärt den Irrtum nicht auf, weil sie seine Biographie unbedingt schreiben möchte. Doch je näher sie Gary kommt, desto mehr fasziniert er sie und desto schwerer fällt es ihr, ihre Rolle zu spielen. Gary ist einfach zu sexy und lässt zudem nichts unversucht, um sie doch noch von den Qualitäten eines Mannes im Bett zu überzeugen. Vanessa kommt immer mehr an ihre Grenzen. Wie lange wird sie dem „sexiest singer alive“ widerstehen können
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
„Jetzt ist also der große Tag gekommen.“
Iris stand der blanke Neid ins Gesicht geschrieben, als sie dabei zusah, wie ihre Kollegin Vanessa ohne jede Eile ihre Unterlagen zusammensuchte.
„Du kannst den Traum aller Frauen interviewen und ihm delikate Fragen stellen. Zum Beispiel, ob er jede Nacht eine andere flachlegt oder doch vielleicht schwul ist.“
Vanessa musste gegen ihren Willen grinsen.
„Hast du eigentlich keine anderen Probleme?“
Sie band ihre langen, dicken Haare zu einem Zopf zusammen. Iris wurde noch neidischer. Sie selbst hatte nur ein paar Flusen auf dem Kopf, während Vanessas rote Mähne alle Blicke auf sich zog. Dazu noch diese kurvige Figur! Das Leben war wirklich ungerecht. Immer stand sie in der zweiten Reihe.
„Doch, viele.“ Iris rutschte vom Schreibtisch herunter, auf dem sie gethront hatte.
„Aber im Moment ist mein größtes Problem, dass du den geilsten Sänger aller Zeiten interviewen darfst und ich total bescheuerte Artikel über irgendwelche Nobodys schreiben muss.“
Iris seufzte theatralisch auf und verdrehte die Augen. Sie hatte einen gewissen Hang zur Melodramatik.
Vanessa und Iris arbeiteten als Redakteurinnen für „Woman’s Secret“, einem Magazin für die erotisierte Frau, deren Leben hauptsächlich aus Sex bestand. Das jedenfalls war das zentrale Thema der Zeitschrift. Vanessa hatte den Job nur vorübergehend als Schwangerschaftsvertretung übernommen, um ihrer Freundin Sara einen Gefallen zu tun. Hauptberuflich schrieb sie sehr erfolgreich historische Romane und Biographien.
„Ich würde ihn als erstes fragen, ob er auf was Spezielles steht, SM oder so.“ Iris’ Augen leuchteten.
„Vielleicht lässt er sich gerne fesseln und auspeitschen.“
Vanessa schüttelte den Kopf.
„Du hast vielleicht eine blühende Fantasie. Das werde ich ihn ganz bestimmt nicht fragen.“
„Wieso denn nicht? Das sind doch genau die Fragen, die seine Fans interessieren.“ Iris verdrehte die Augen.
„Wen kümmert es denn, wie oft sich sein neues Album verkauft und wie er seine Songs komponiert? Wir wollen wissen, wie er im Bett ist, auf was er da so steht und mit wem er es macht. Das ist viel spannender als seine Songs.“
Vanessa lachte.
„Du nimmst ihn als Musiker nicht besonders ernst, oder?“
„Er ist nicht berühmt, weil er ein begnadeter Sänger ist, sondern weil jede Frau mit ihm in die Kiste springen will“, beharrte Iris. „Und die Kerle gleich mit.“
„So ein Blödsinn.“ Jetzt rollte Vanessa mit den Augen. „Er hat eine echte Jahrhundertstimme und kann einfach alles singen.“
„Ach, komm, er könnte eine Stimme wie Mickeymaus haben und es würde keine Sau interessieren.“ Iris verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„So lange er diese Muskeln hat und diese absolut irren grünen Augen und diesen Knackarsch und überhaupt ….“
„Soll ich dich hinschicken?“ Vanessa ließ ihre Tasche zuschnappen.
„Also, ehrlich, so wild bin ich gar nicht auf dieses Interview. Von mir aus kannst du das gerne übernehmen.“
Iris bekam vor Aufregung rote Wangen und ließ ihren Stift fallen.
„Echt?! Das würdest du tun? Mensch, ich wäre dir auf ewig dankbar.“ Sie lief um den Schreibtisch herum und fiel ihrer Kollegin um den Hals.
„Nichts da.“ Unbemerkt hatte sich Maik, Chefredakteur des Hochglanz-Magazins, an die beiden Frauen herangepirscht.
„Iris, du bleibst hier und schreibst den Bericht über die Frau, die neben ihrer Ehe eine lesbische Beziehung hat.“
Iris verzog das Gesicht.
„Immer muss ich diese öden Storys schreiben.“
„Letzte Woche warst du noch ganz begeistert und wolltest es selbst mal mit einer Frau probieren“, erinnerte Maik sie.
„Jetzt würde ich es aber lieber mit Gary probieren“, murrte Iris.
„Kann ich nicht zusammen mit Vanessa hinfahren?“
Hoffnungsvoll sah sie ihren Chef an.
Maik kratzte sich am Kopf und überlegte. Er mochte Iris, doch sie schien in einigen Dingen noch in der Pubertät festzustecken. Er hatte die berechtigte Angst, dass sie sich vor diesem Gary auf den Boden werfen und „Nimm mich“ kreischen würde. Jeder Mann, der ein Mikrophon oder ein Instrument in der Hand hielt, schien Iris magisch anzuziehen. Und Gary Norton war der zurzeit berühmteste, erfolgreichste und erotischste Popsänger. Iris würde garantiert ausflippen. Es sei denn, man gab ihr eine Klinikpackung Baldriandragees mit auf den Weg.
Vanessa hingegen konnte er unbesorgt überall hinschicken. Sie ließ sich von einem prominenten Gesicht nicht beeindrucken und blieb immer cool. Das konnte man von Iris leider nicht behaupten. Sobald sie einem Star gegenüberstand, schien sie völlig zu vergessen, zu welchem Zweck sie eigentlich dort war und brabbelte was von Autogrammen für ihre Tante und einem Foto. Das war nicht nur peinlich, es war auch höchst unprofessionell. Darum war Iris auch noch nicht über Artikel über die lesbische Gattin hinausgekommen. Maik seufzte.
„Ich weiß nicht so recht, Iris…..“
„Ich bin auch ganz brav.“ Iris kicherte.
„Oder auch nicht, je nachdem.“
Aufgeregt hüpfte sie von einem Fuß auf den anderen, so dass ihre dünnen Kringellöckchen (die sie einer mühsamen Prozedur verdankte) hin und her wippten. Schmachtend sah sie Maik an. Wozu war sie eigentlich mit ihm ins Bett gegangen? Sie hatte sich dadurch einige Vorteile erhofft, aber an die wirklich guten Storys ließ er sich nach wie vor nicht heran. Als Sara unverhofft schwanger geworden war, hatte sie ihre große Chance gewittert, doch die war bisher an ihr vorüber gezogen. Vanessa war erst seit ein paar Monaten hier und durfte schon die besseren Storys schreiben. Das war einfach nicht fair.
„Na komm, gib dir mal einen Stoß.“ Sie drängte sich dicht an ihn.
„Ich nehme ihn auch wieder ganz lange in den Mund und sauge so fest daran, dass du durch die Decke gehst.“
Maik vergaß vorübergehend zu atmen. Das konnte Iris wirklich gut. Er war vor Lust fast ohnmächtig geworden, als sie ihm letzte Woche überraschend einen geblasen hatte. Natürlich erwartete sie dafür auch eine Gegenleistung, dieses Luder. Er spürte, wie es zwischen seinen Beinen zu pochen begann.
„Vielleicht schlucke ich diesmal auch.“ Iris fuhr mit ihren Fingernägeln über Maiks Brust.
„Na, ist das ein Angebot?“
Maik begann zu schwitzen. Warum sollte er Iris eigentlich nicht mit zu Gary Norton schicken? Vanessa würde schon auf sie aufpassen. Und er selbst kam in den Genuss von Iris’ schneller Zunge.
Am liebsten hätte er sich auf der Stelle die Hose vom Leib gerissen und Iris seinen mittlerweile harten Schwanz in den Mund gestopft. Wäre Vanessa nicht im Zimmer gewesen, hätte er das wahrscheinlich sogar getan.
Vanessa tat, als höre und sähe sie nichts von all dem, was sich um sie herum abspielte und ordnete ihre Unterlagen.
„Das Angebot nehme ich gerne an.“ Es fiel Maik ganz offensichtlich schwer, mit fester Stimme zu sprechen. Iris strich wie unbeabsichtigt mit zwei Fingern über den Reißverschluss seiner Jeans. Maik stöhnte unterdrückt auf.
„Das solltest du dir auch nicht entgehen lassen“, fand Iris und leckte sich die Lippen.
Vanessa sah stur aus dem Fenster. Keinesfalls wollte sie jetzt einen Blick auf ihren eindeutig geilen Chef riskieren. Männer waren manchmal wirklich primitiv.
Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Kollegin. Okay, Frauen auch. Iris lag inzwischen halb auf dem Schreibtisch, hatte ihren Mund leicht geöffnet und sah etwas debil aus.
„Na gut“, sagte Maik mit krächzender Stimme. „Ihr fahrt beide hin.“
Iris klimperte mit den Wimpern.
„Du wirst es nicht bereuen“, raunte sie ihrem Chef zu.
„Gleich heute Abend werde ich dich in ungeahnte Sphären kapulieren.“ Iris gebrauchte gern Fremdwörter, gab sie jedoch meistens etwas verstümmelt wieder. Maik hielt es für seine Pflicht als Chefredakteur, sie stetig zu verbessern.
„Du meinst 'katapultieren'.“ Maiks Mund wurde trocken. Konnte Vanessa sich nicht diskret zurückziehen? Sein Penis rieb sich schmerzhaft gegen seine viel zu enge Hose. Er musste ihn befreien und Iris in ihren süßen Mund schieben. Jetzt sofort. Keinesfalls hielt er es bis heute Abend aus. Völlig ausgeschlossen.
„Heißt es nicht kopulieren?“ Iris sah ihn treuherzig an.
Maik atmete schneller. Auch keine schlechte Idee.
Himmel, seine Hose platzte fast. Er würde sich jetzt mit Iris in die kleine Küche zurückziehen, ihren Kopf nach unten drücken und seine Hose öffnen. Dann würde sie seinen Schwanz in den Mund nehmen und er würde ihren Kopf mit diesen albernen Kringellöckchen führen. Vor und zurück, immer schneller. Er würde dabei zuschauen, wie sein Schwanz in Iris' Mund verschwand und wieder auftauchte. Die Vorstellung machte ihn regelrecht wahnsinnig.
Iris hatte das Blasen wirklich verdammt gut drauf. So unscheinbar und farblos, wie sie aussah, hätte er ihr das gar nicht zugetraut. Da sah man mal wieder, dass stille Wasser wirklich tief waren.
Tief war auch ein gutes Stichwort. Er würde ihn ihr ganz tief in den Hals schieben, so tief es ging.
„Kopulieren … können … wir auch.“ Es fiel ihm immer schwerer zu sprechen. Das Blut war im Moment eindeutig nicht im Gehirn.
Iris lächelte überlegen. So leicht machte man aus seinem Chef einen sabbernden Lüstling. Männer waren wirklich sehr einfach gestrickt.
„Komm, blas mir einen.“ Maik drängte sich so dicht an Iris, dass sie seine Erektion deutlich spüren konnte.
Iris' Lächeln vertiefte sich. Den Artikel über die bisexuelle Ehefrau konnte er selbst schreiben. Und das würde er auch tun, während sie nämlich zu Gary ging.
„Jetzt nicht“, machte sie seine Hoffnungen auf eine kurze Entspannung in der Küche zunichte. Maik schluckte und setzte sich schnell auf einen Stuhl, damit Vanessa die Beule in seiner Hose nicht sah. Wie sollte er es nur bis abends aushalten? Er brauchte die Erlösung jetzt und nicht erst in ein paar Stunden. Wie sollte er denn in diesem Zustand arbeiten? Iris war ein Biest!
„Okay, dann bis heute Abend.“ Maik versuchte vergeblich, das Brennen zwischen seinen Oberschenkeln zu ignorieren.
„Aber halte dich etwas zurück und denk daran: Stars sind auch nur Menschen.“
Bei aller Geilheit war er schließlich immer noch Iris' Chef und wollte ihr einen letzten wohlgemeinten Rat mit auf den Weg geben.
„Stars sind auch nur Menschen“, äffte Iris Maik verächtlich nach, als sie eine halbe Stunde später aufgeregt neben Vanessa her trippelte.
„So ein Blödsinn. Stars sind etwas ganz Besonderes, es sind Menschen mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Es sind eben nicht ganz normale Menschen. Das macht sie doch gerade zu Stars. Oh Gott, ich kann es nicht glauben. Ich werde ihn sehen. Ich werde Gary Norton leibhaftig sehen! Ich mache mir gleich in die Hose vor lauter Aufregung. Hoffentlich kollidiere ich nicht.“
Vanessa grinste. Manchmal wunderte sie sich schon, dass jemand mit Iris' Sprachvermögen als Journalistin arbeitete.
„Du meinst 'kollabieren'“, verbesserte sie ihre Kollegin. „Zusammenbrechen. Kollidieren bedeutet zusammenstoßen.“
Iris hörte ihr überhaupt nicht zu.
„Mensch, wenn der so lasziv seine Hüften bewegt – ich könnte zerfließen.“ Iris seufzte tief auf.
„Der Typ ist so sexy. Der haut mich echt um.“
„Nimm dich bloß zusammen.“ Vanessa öffnete die Tür ihres Twingos.
„Wir sind keine hysterischen Fans, sondern Redakteurinnen. Vergiss das nicht.“
„Jaja.“ Iris strich über ihre mausgrauen Löckchen und betrachtete unglücklich Vanessas rote Pracht. Ob sie sich unterwegs noch eine Perücke kaufen sollte? Mit dieser Frisur konnte sie Gary ganz bestimmt nicht beeindrucken.
„Sag mal, was hast du eigentlich mit Maik laufen?“ Zu allem Überfluss öffnete Vanessa das Haarband und ihr langes, glänzendes Haar fiel ihr über die Schultern bis zur Taille. Es war ein Traum. Iris' Laune verschlechterte sich enorm. Uninteressiert zuckte sie mit den Schultern.
„Ach, nichts Besonderes. Ich habe ihm letzte Woche einen geblasen.“
Vanessa zog die Augenbrauen hoch.
„Wie jetzt? Einfach so?“
„Wir sind zusammen den Artikel von diesem Typen durchgegangen, der süchtig nach Oralsex ist und nichts anderes will.“
Iris schnalzte mit der Zunge.
„Da habe ich gesagt, dass er bei mir an der richtigen Adresse wäre, weil ich total gern blase. Naja, und da durfte ich das Maik gleich mal demontieren.“
„Demonstrieren“, verbesserte Vanessa sie grinsend.
Für Iris schien das Leben tatsächlich nur aus Sex zu bestehen. Insofern war sie bei „Woman’s Secret“ ganz richtig.
Vanessa hingegen war schon nach ein paar Tagen klar gewesen, dass sie bei diesem Magazin völlig fehl am Platz war. Aber sie hatte Sara nun mal einen Gefallen tun wollen und hielt sich an ihr Versprechen, sie ein Jahr lang zu vertreten. Leider war erst die Hälfte dieser Zeit vorbei.
Sex wurde ihrer Ansicht nach völlig überbewertet. Manchmal ödete sie es richtiggehend an, über irgendwelche sexuellen Ausschweifungen zu schreiben. Je länger sie bei dieser Zeitschrift arbeitete, desto weniger Lust hatte sie selbst auf Sex. Bei Iris war es offenbar genau umgekehrt. Sie schien der Job richtiggehend anzustacheln. Jetzt schreckte sie nicht mal mehr vor ihrem eigenen Chef zurück.
Die Pressekonferenz mit Gary Norton fand im Nobelhotel Adlon am Brandenburger Tor statt. Iris hatte hektische rote Flecken im Gesicht und wischte sich die schweißnassen Hände an ihrem Rock an.
„Ich muss auf die Toilette“, verkündete sie mit zitternder Stimme. „Ich muss mich unbedingt neu schminken.“
„Aber beeil dich“, sagte Vanessa. „Wir dürfen auf keinen Fall zu spät kommen.“
Die beiden Frauen betraten einen roten Teppich, der von draußen in die Empfangshalle führte.
„Wow, ist das edel hier.“ Iris sah sich mit großen Augen um. Sie versank fast in dem dicken Teppich, der farblich exakt zu den bordeauxroten Sesseln im Barockstil passte. Vor den Sesseln standen messingfarbene Tischchen, auf denen farbenfrohe Blumensträuße prangten. Die Wände waren aus elfenbeinfarbigem Marmor, und warmes Licht warf weiche Schatten an die Wand. In den oberen drei Stockwerken ragten runde Balkone in den Saal. Auf einer Seite war ein kleiner Springbrunnen aus Marmor, auf dem Frösche saßen und Wasser in den Brunnen spien. Iris legte ihren Kopf in den Nacken und erspähte eine Kuppel aus blauem Glas und überall Halogenlichter – es sah aus wie ein Sternenhimmel.
„Was für eine Pracht“, flüsterte Iris fasziniert. „Hier logieren also die Schönen und Reichen. Eine Welt, die uns für immer verschlossen bleiben wird.“
„Ich glaube kaum, dass die den Luxus hier überhaupt noch zu schätzen wissen.“ Vanessa war pragmatisch wie immer.
„Daran gewöhnt man sich schnell und nimmt ihn dann gar nicht mehr wahr. Es ist doch wie alles im Leben: Wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, ist es nichts Besonderes mehr. So, und jetzt beeil dich.“
„Kommst du nicht mit?“ Verständnislos sah Iris ihre Kollegin an. „Willst du dich nicht zurechtmachen?“
Vanessa zuckte mit den Schultern.
„Warum sollte ich? Ich werde ja nicht interviewt. Es ist mir völlig egal, wie ich da reingehe. Dieser Typ interessiert mich als Mann nicht die Bohne.“
Iris schüttelte verständnislos den Kopf. Da hatten sie die einmalige Chance, Mr. Sexbomb zu treffen – und Vanessa hielt es nicht mal für nötig, sich zu schminken. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Das war doch kein normales Verhalten. Und einen Mann hatte sie auch schon ewig nicht mehr gehabt. Ob sie vielleicht lesbisch war?
Iris stolperte über eine Stufe und hielt sich an dem goldenen Geländer fest. Meine Güte, war das erlesen hier. Es war eine Kulisse wie in einem Schloss. Sie konnte sich gar nicht satt sehen an der Pracht und all dem Luxus. Was hätte sie dafür gegeben, Teil dieser Welt zu sein. Stattdessen musste sie ihrem Chef einen blasen, nur um einmal ganz kurz hier sein zu dürfen.
Ihr Blick fiel auf eine langhaarige, vollbusige Blondine an der Rezeption, die sich an einen grauhaarigen, eleganten Mann schmiegte. Er hätte ihr Vater sein können, war es aber ganz sicher nicht. Tja, die blies eben dem Richtigen einen.
Auch Vanessa fand das Adlon sehr feudal, war aber von Äußerlichkeiten generell nicht allzu beeindruckt. Sie ließ ihren Blick umherschweifen und sah gut betuchte Menschen, für die Geld keine Rolle spielte und für die dieser Luxus allenfalls Standard war.
Besonders glücklich sahen sie inmitten der Pracht allerdings nicht aus. Die meisten wirkten eher gestresst und gehetzt. Tja, man musste natürlich hart arbeiten, um sich einen Aufenthalt im Adlon leisten zu können. Da war man dann offensichtlich so erschöpft, dass man diese Herrlichkeit gar nicht mehr genießen konnte.
Vanessa lehnte sich an eine Marmorsäule und dachte an die bevorstehende Pressekonferenz mit Gary Norton. Er war nicht nur ein begnadeter Sänger und Entertainer, sondern sah auch noch umwerfend aus. Kein Wunder, dass er überall hysterische Frauen zurückließ. Selbst gestandene Mitdreißigerinnen wie sie selbst verfielen ihm und führten sich auf wie hysterische Teenager. Das würde ihr allerdings nicht passieren, dazu besaß sie zu viel Bodenhaftung. Sie fand einen Mann nicht per se deshalb erotisch, weil er berühmt war.
„Ich bin so aufgeregt, als ob ich vierzehn wäre“, vernahm Vanessa eine Stimme hinter der Säule.
„Ich werde keine einzige Frage vernünftig rausbringen. Dieser Typ macht mich ganz wuschig. Ich bin jetzt schon ganz durcheinander.“
„Was würde ich dafür geben, um ein einziges Mal so richtig von ihm durchgefickt zu werden“, sagte eine andere, rauchige Stimme.
„Der ist im Bett sicher absolut fantastisch. Bestimmt kann er stundenlang – so, wie er immer auf der Bühne rumrennt.“
Vanessa fasste sich an die Stirn. Die Weiber waren ja wohl völlig übergeschnappt. Wer war das denn? Zwei hysterische Fans, die sich hereingeschmuggelt hatten?
Sie ging um die Säule und sah in zwei erschrockene Gesichter. Es waren zwei Journalistinnen der biederen Zeitschrift „Frauen hier und heute“. Nie im Leben hätte Vanessa gedacht, dass die spießig wirkende Maren sich allen Ernstes von Gary vögeln lassen wollte. Und dass Beate, eine stämmige Mittfünfzigerin im Buchhalter-Outfit, sich beim Gedanken an einen 35jährigen Popstar wie ein Teenager fühlte. Es war wirklich interessant, was Gary aus einer tugendhaften Journalistin machte.
„Hallo“, begrüßte Vanessa ihre Kolleginnen. „Findet ihr euer Verhalten nicht etwas übertrieben?
„Nun tu mal nicht so.“ Beate runzelte die Stirn. „Du würdest ihn doch auch nicht von der Bettkante stoßen, das kannst du ruhig zugeben.“
„Ich kenne ihn doch gar nicht“, gab Vanessa zurück. „Ich gehe nicht mit jemandem ins Bett, nur weil er ein bekanntes Gesicht hat. Also, dazu gehört schon ein bisschen mehr.“
„Ja, klar.“ Maren lachte spöttisch. „Du bist natürlich die einzige Frau auf der Welt, die Gary Norton kalt lässt. Die Trauben sind immer zu sauer, weil sie zu hoch hängen und man sie sowieso nicht haben kann. Dabei sind sie in Wirklichkeit köstlich süß.“
„Nicht jeder ist wild auf einen Typen, nur weil er ein Mikro in der Hand hält.“ Vanessa seufzte tief auf.
Gestandene Frauen mutierten plötzlich zu willenlosen, pubertierenden Teenagern. Wie war das zu erklären? Warum verfielen so viele Frauen Gary, was rüttelte er in ihnen wach? Es wäre bestimmt spannend, das zu ergründen.
„Da bin ich wieder.“ Iris erschien mit glänzenden Augen und hochroten Wangen. „Du glaubst nicht, was auf der Toilette los war. Die bringen sich da drinnen fast gegenseitig um. Jede will die Schönste sein.“
„Wir sind schön genug“, befand Vanessa und nahm Iris' Arm. „Und jetzt komm endlich.“
Die beiden Frauen nahmen Kurs auf die Präsidentensuite, in der der „sexiest singer alive“, wie Gary gern und oft genannt wurde, residierte.
„Weißt du, was eine Nacht in dieser Suite kostet?“, fragte Iris, als sie die Treppen hinaufstiegen.
„18.000 Euro“, erwiderte Vanessa wie aus der Pistole geschossen.
Iris rechnete eine Weile, wobei sie ihre Finger zu Hilfe nahm.
„Also ein ganzes Jahresgehalt.“ Erzürnt blieb sie stehen. Das Leben war wirklich ungerecht. Wieso konnte Gary in einer einzigen Nacht soviel Geld ausgeben, wie sie in zwölf Monaten verdiente? Vielleicht sollte sie Gesangsunterricht nehmen und auch ein großer Star werden.
Vor der Tür zur Präsidentensuite standen vier bullige Leibwächter. Die Frauen mussten ihre Personalausweise vorzeigen, wurden gründlich abgetastet und durften dann das Allerheiligste betreten.
Flankiert von zwei weiteren Sicherheitsbeamten wurden sie durch eine pompöse Suite geführt und nahmen schließlich auf zwei riesigen Ledercouchen Platz.
Etwa zwanzig weitere Journalistinnen waren bereits da, ausnahmslos Frauen. Alle hatten fiebrige Augen und trugen betont enge Kleidung. Auch die, die sich das eigentlich nicht leisten konnten. Die eine oder andere war beim Friseur, bei der Visagistin oder im Botox-to-go-Shop gewesen.
Vanessa war die einzige in unauffälligen Jeans und einem T-Shirt und stach damit ganz unbeabsichtigt aus der Masse heraus. Das Szenario wirkte wie ein Shooting für „Germany’s Next Mid-Age Model“ mit Vanessa als Jurorin.
Nach einer Viertelstunde, in der die Damen unruhig auf ihren Sitzen herumgerutscht waren, betrat ein glatzköpfiger, untersetzter Mann mittleren Alters den Raum. Es war Robert DeVito, Garys Manager.
„Meine sehr verehrten Damen, ich freue mich sehr, dass Sie heute zu uns gekommen sind.“ Roberts silbrig glänzender Anzug schimmerte bei jeder Bewegung. Und er bewegte sich gern und oft mit ausladenden Handbewegungen und theatralischen Gesten.
„Wie Sie wissen, wurde lediglich eine begrenzte Anzahl an Journalisten sehr sorgfältig ausgewählt.“ Robert machte eine Pause und ließ diese Worte auf die Anwesenden wirken. Die Frauen wurden vor Stolz gleich einige Zentimeter größer. Sie gehörten zu einem elitären Kreis! Sie waren die Auserwählten!
„Gary freut sich schon sehr darauf, all Ihre Fragen beantworten zu dürfen“, log Robert.
Garys exakte Worte ein paar Minuten zuvor hatten allerdings etwas anders geklungen.
„Die wollen doch sowieso alle nur, dass ich meinen Schwanz in sie stecke“, hatte er verächtlich gesagt. „Was anderes interessiert die gar nicht. Es ekelt mich an. Ich gehe da nicht raus.“
Robert hatte mit Engelszungen auf ihn eingeredet und sich gefragt, was um alles in der Welt so schlimm daran war, wenn sich alle Frauen um einen rissen.
Gary hatte sich schließlich überreden lassen und dann verkündet, er würde den Frauen das geben, was sie wirklich wollten.
„Ich werde ihnen meinen Pimmel zeigen.“
„Herrgott, Gary, das wirst du nicht!“ Manchmal kam sich Robert vor wie die Nanny eines zwar talentierten, aber auch ziemlich exzentrischen Kindes.
„Vielleicht einer von ihnen nach der Konferenz. Jetzt reiß dich endlich zusammen. Du bist kein Stricher, sondern der Superstar dieses Jahrzehnts. Benimm dich gefälligst so. Du willst doch auch weiterhin Kohle scheffeln, oder?“
Gary hatte seinem Manager einen verächtlichen Blick zugeworfen.
„Ja, damit ihr weiterhin in Saus und Braus leben könnt. Ich brauche das Geld nicht. Ich habe genug davon. Im Grunde arbeite ich nur noch für euch.“
Robert hatte langsam rückwärts von zehn bis null gezählt, sonst hätte er Gary glatt den Hals umgedreht. Geld verdarb wirklich den Charakter.
„Denk an deine Fans“, hatte er seinen Schützling beschworen.
„Denk an das, was du ihnen gibst und was du ihnen bedeutest.“ Tja, er konnte auch theatralisch sein.
Gary hatte das Gesicht verzogen. Ihn verband eine Art Hassliebe mit seinen Fans. Einerseits liebte er sie aufrichtig, weil sie ihn liebten und zu dem gemacht hatten, was er jetzt war. Andererseits wünschte er sie oft zur Hölle, weil sie gierig und geil waren. Er schwankte ständig zwischen diesen beiden Extremen hin und her.
Ein nicht unwesentlicher Teil von Roberts Job bestand darin, Gary nicht auf seine Fans loszulassen, wenn der schwarze Teil in ihm übermächtig wurde. Das war oft ein schwieriger Balanceakt, den Robert nur mit bizarrem Sex kompensieren konnte. Auch heute würde er sich eine der Journalistinnen schnappen. Etwas fiel immer für ihn ab. Das war der angenehme Teil seines Jobs.
„Meine Damen, es ist mir eine Ehre, Ihnen den herausragenden, wunderbaren, einzigartigen Künstler präsentieren zu können. Hier ist Mr. Best Entertainment – Gary Norton!“
Robert hatte es wieder einmal geschafft. Eine Viertelstunde hatte er auf Gary einreden müssen, bis der seine Idee aufgab, nackt zur Pressekonferenz zu erscheinen.
Die Redakteurinnen hielten geschlossen den Atem an und starrten gebannt auf den Torbogen, in dem in wenigen Sekunden einer der erotischsten Männer der Welt auftauchen würde. Man konnte ihr Herzrasen förmlich spüren.
Und dann war er da! Dunkle, leicht wuschelige Haare, die ausdrucksstärksten Augen des Universums, Muskeln an den richtigen Stellen und ein freches Grinsen im Gesicht. Er war ganz in schwarz gekleidet, was ihm einen leicht diabolischen Touch gab.
„Hi“, sagte Gary und lächelte, wobei sich das berühmte Grübchen am linken Mundwinkel offenbarte.
„Ich bin Gary Norton und ich freue mich sehr, Sie hier begrüßen zu können.“
„Hi, Gary“, raunte es zwanzig Mal durch den Raum. Die Aufregung der Journalistinnen lag zum Greifen nah in der Luft.
Vanessa warf ihren Kolleginnen einen raschen Blick zu. Den Damen konnte man ihren Hunger auf Gary an den völlig entrückten Gesichtern mühelos ablesen.
Auch Gary sah die Gier in den Augen der Frauen. Und es ermüdete ihn zusehends. Überall, wo er auftauchte, fielen die Frauen reihenweise in Ohnmacht – und er fragte sich, warum eigentlich. Was war an ihm so besonders? Er verstand es selbst nicht.
Gary ließ sich in einen Sessel fallen. Hoffentlich war diese blöde Konferenz bald vorbei und er konnte wieder gegen seinen Computer Schach spielen. Das war wenigstens ein Gegner. Der ließ ihn nicht gewinnen, nur weil er Gary Norton war.
Aber jetzt musste er erst eine halbe Stunde lang den Frauenverführer geben. Er hasste es.
„Es ist mir eine Ehre, von so vielen schönen Frauen umringt zu sein.“ Gary betrachtete jede einzelne Frau mit einem intensiven Blick aus seinen seelenvollen grünen Augen.
„In so einem Ambiente fühle ich mich natürlich sehr wohl. Wie gut, dass keine Männer da sind. Da habe ich ja gar keine Konkurrenz. Also muss ich mich auch nicht anstrengen.“ Er lachte und die Journalistinnen schmolzen förmlich dahin.
Robert atmete auf. Gary spielte mit.
„Für uns ist es eine große Ehre, einen Weltstar interviewen zu dürfen“, sagte Beate. Gut, dass Gary nicht wusste, wie heiß sie auf ihn war. Gut, dass er nicht wusste, welche wilden Gedanken gerade durch ihr Hirn rasten. Dass er nicht wusste, wie es zwischen ihren Beinen pochte.
Gary wusste es. Er sah in ihre Augen und wusste, was sie sich vorstellte. Er hatte diesen lüsternen Blick einfach zu oft gesehen. Es gab kaum eine Frau, die ihn nicht so ansah. Manchmal machte ihn das an, manchmal hasste er es. Und oft beides gleichzeitig.
„Ich danke Ihnen“, sagte er artig.
So, nun würde er den Damen mal etwas Futter für ihre nicht jugendfreien Träume geben.
Er spreizte seine Beine weit auseinander und schob sein Becken vor. Die Köpfe der Frauen klappten unmerklich nach unten. Die Erregung flirrte förmlich durch die Luft.
'Ich könnte hier und jetzt eine Orgie veranstalten', dachte Gary und wusste wieder einmal nicht, ob ihn das erregte oder anwiderte.
'Sie würden alles tun, was ich will. Sie würden sich sogar gegenseitig anfassen, wenn sie darauf hoffen könnten, dass ich ihnen danach zur Verfügung stehe.'
Gary spürte seine Macht. Es war ein gutes Gefühl.
„Sie können mir nun gern Ihre Fragen stellen.“ Gary lächelte. Und zwar schnell, damit diese Zeremonie möglichst bald beendet war. Die Fragen waren sowieso immer dieselben. Wieso ließ er nicht einfach ein Band laufen?
„Zuerst mal herzlich willkommen in Deutschland“, quietschte eine blondierte junge Frau mit unnatürlich hoher Stimme und nestelte an ihrem Ausschnitt herum.
„Wie gefällt es Ihnen in der Heimat?“
Gary hatte nämlich, nachdem er zum Superstar aufgestiegen war, seinen Wohnsitz von einem beschaulichen Dorf in Westfalen nach London verlegt. Eigentlich hieß er auch nicht Gary Norton, sondern Gerald Sackbauer. Mit diesem Namen konnte man allerdings keinen Blumentopf gewinnen, geschweige denn einen Grammy.
Gary hatte sich zeitweise sogar überlegt, sich als Engländer auszugeben, was allerdings an seinen eher dürftigen Englischkenntnissen scheiterte. Es reichte gerade mal zum Singen.
Und seine Heimat? Er verachtete das Kaff, in dem er aufgewachsen war und in dem abends um acht die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Seit zehn Jahren hatte er keinen Fuß mehr in diesen Ort des Schreckens gesetzt. Daran würde sich auch nichts ändern. Es waren einfach zu viele schlechte Erinnerungen damit verbunden.
„Oh danke, sehr gut“, sagte er abwesend. „Es ist ein tolles Gefühl, wieder nach Hause zu kommen. Meine deutschen Fans sind wunderbar.“
Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem engen Rippenshirt ab. Es gab das Gerücht, Gary sei als Teenager eher fettleibig gewesen, habe sich aber mit äußerster Disziplin von seinem Übergewicht befreit.
Heute, mit hauseigenem Fitnessstudio und diversen Personal Trainern, fiel es ihm nicht schwer, einen durchtrainierten Körper zu behalten. Das war schließlich, außer seiner phänomenalen Stimme, sein Kapital.
Vanessa beobachtete ihn aufmerksam. Seine letzten Sätze hatten einstudiert und flach geklungen. Was dachte er wirklich? Was ging in diesem Augenblick in ihm vor? Er war undurchschaubar. Manchmal war er ein richtiger Clown; manchmal umgab ihn eine Melancholie und Zerrissenheit, die jeden berührte.
'Man spürt, dass er trotz des Ruhms nicht glücklich ist', dachte Vanessa. 'Und man möchte herausfinden, was ihm fehlt.'
Wahrscheinlich wollte ihn jede einzelne Frau retten und bildete sich ein, nur durch sie allein könne er seine Dämonen besiegen. Vielleicht war das der Zauber und die Faszination. Vielleicht lag ihm deshalb die Damenwelt zu Füßen. Seine latente Depression traf die Frauen direkt ins Herz und sie wollten ihn davon befreien. Letztlich rüttelte er an ihrem Mutterinstinkt. Das hätte aber natürlich keine Frau hören wollen.
Jedenfalls zog seine Aura fast jeden in seinen Bann. Gary schien den ganzen Raum mit seiner Präsenz auszufüllen, mit seiner Persönlichkeit, seiner Kraft und Erotik. Er war „kraftvoll aber gebrochen“, wie es einmal einer seiner Kollegen ausgedrückt hatte. Diese Mischung war einfach unwiderstehlich.
In der nächsten halben Stunde wurden die üblichen Fragen gestellt: Wie läuft die Tournee, wann erscheint die nächste CD, wie fühlt man sich als Superstar, was bedeuten die treuen Fans?
Vanessa gähnte verhalten und malte kleine Enten auf ihren Block.
„Langweilen Sie sich oder mögen Sie Enten?“, hörte sie plötzlich und sah auf. Sie blickte direkt in Garys strahlend grüne Augen.
„Beides“, erwiderte sie, ohne nachzudenken.
„Ich auch“, sagte Gary. „Ich langweile mich auch oft.“
'Jetzt zum Beispiel', sagten seine Augen. 'Es langweilt mich, immer dieselben Fragen beantworten zu müssen. Fällt euch denn nichts anderes ein? Fällt dir nichts anderes ein?'
Robert sprang alarmiert auf. Jetzt bloß nicht wieder diese theatralische „Ich bin doch so allein und langweile mich“ Nummer. Die kam bei seinen Fans und der Presse nämlich gar nicht gut an. Schon gar nicht, wenn Gary Sprüche brachte wie „Was habe ich von meinen Fans, wenn ich mit ihnen gar nicht reden kann? Sobald sie mich sehen, bringen sie doch sowieso keinen Ton raus. Ich brauche Menschen, die mich verstehen und keine, die zur Salzsäule erstarren, sobald sie mich treffen.“ Das war ein undankbarer Gary, den die Presse nicht sehr schätzte und der seine Fans vor den Kopf stieß.
Doch Gary entschied sich für ein anderes Thema.
„In meinem Teich schwimmen ganz viele Enten“, tat er kund. „Ich beobachte sie stundenlang. Ich liebe Enten.“
Überrascht sah Vanessa ihn an. Gary war ein Entenfan? Das hatte sie allerdings noch nie über ihn gelesen.
Enten waren ihre Lieblingstiere. Es gab nichts Schöneres, als im Sommer im Strandbad Wannsee abzuhängen und von zwanzig zutraulichen Enten umringt zu werden, die ihr fast auf den Schoß sprangen.
„Hier.“ Er schob den linken Ärmel seines T-Shirts über seinen muskulösen Oberarm. Neben zahlreichen farbenfrohen Tätowierungen war deutlich ein Entenpaar zu erkennen.
Vanessa erstarrte. Mechanisch schob sie ebenfalls den Ärmel ihres T-Shirts hoch. Auf ihrem – nicht ganz so muskulösen – Oberarm tummelte sich fast an derselben Stelle eine Ente.
Gary und Vanessa sahen sich überrascht an. Keiner von beiden hatte jemals einen anderen Menschen getroffen, der sich ausgerechnet eine Ente als Motiv für ein Tattoo ausgesucht hatte. Und nun saßen sie sich hier gegenüber. Er, der Superstar, den es anödete, dass sich ihm die Frauen so bereitwillig an den Hals warfen. Sie, die Journalistin, die es interessierte, warum die Frauen das taten.
Es war ein magischer Moment. Irgendetwas passierte, doch keiner von beiden wusste, was genau.
Iris schüttelte unmerklich den Kopf. Was sollte der Quatsch mit diesen albernen Enten? Man aß sie beim Chinesen süß-sauer, sonst nichts. Die Beiden hatten doch einen Knall, sich irgendwelche bescheuerten Enten auf den Arm tätowieren zu lassen. Da wären ihr aber ganz andere Motive eingefallen.
Iris beschloss, das Interview, das durch die Enten doch ziemlich abgeflacht war, mal wieder etwas in Schwung zu bringen.
„Wissen Sie eigentlich, mit wie vielen Frauen Sie schon geschlafen haben?“, wollte sie wissen. „Oder waren es eher Männer?“
Niemand wusste nämlich so recht, ob Gary nicht vielleicht doch schwul war. Er sah einfach zu gut aus.
Gary sah sie überrascht an.
„Solche Fragen beantwortet Gary nicht“, bellte Robert wütend. Das war im Vorfeld ganz klar festgelegt worden: Keine Fragen über Garys Liebesleben. Wenn sich diese Journalistin nicht daran hielt, würde sie auf der Stelle raus fliegen.
Gary hob die Hand.
„Schon gut.“ Er betrachtete seine Hand mit dem auffälligen breiten Ring. Die Journalistinnen hielten den Atem an. Würde Gary die erste interessante Frage, die heute gestellt worden war, beantworten?
„Nein.“ Gary sah sich in der Runde um und legte eine kunstvolle Pause ein. Die Frauen machten enttäuschte Gesichter. Nein? Er würde die Frage nicht beantworten?
„Nein, ich weiß nicht, mit wie vielen Frauen ich schon geschlafen habe. Ich habe keine Liste geführt. Aber ich glaube, es wäre eine ziemlich lange Liste geworden.“
Wie beiläufig legte er seine linke Hand mit dem Ring auf seinen Schoß. Direkt da, wo vermutlich das lag, wonach alle lechzten.
„Ob auch Männer dabei waren?“ Er strich leicht und wie unabsichtlich über die Wölbung, die sich unter seiner schwarzen Hose abzeichnete.
„Was glauben Sie denn, meine Damen? Können Sie sich das vorstellen? Ich und ein Kerl? Fänden Sie das erotisch?“
Die Frauen starrten ihn verzückt an.
Natürlich fanden sie das erotisch. Er sah es an ihren Augen. Er spürte förmlich ihre lüsternen Fantasien. Sie sahen ihn vor sich, wie er den harten Schwanz eines anderen Mannes rieb. Zwei muskulöse, nackte, verschwitzte Männerkörper, die nicht eben zimperlich miteinander umgingen. Frauen liebten es, sich zwei Männer beim Sex vorzustellen. Und wenn Gary einer von ihnen war, dann sowieso.
Nun wurden die Journalistinnen mutiger.
„Und – was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?“, wagte sich Maren vor. Die Vision von Gary und einem anderen Mann gefiel ihr sehr.
„Haben Sie spezielle Vorlieben?“
„Das Interview ist beendet“, donnerte Robert. „Gary, halt den Mund!“
Er hatte es ja gewusst. Eine einzige anzügliche Bemerkung seines Schützlings – und die Frauen rotierten. Sie hatten sich alle mühsam zusammen gerissen, aber jetzt brachen alle Dämme. Sie bemühten sich zwar, Fassung zu bewahren, aber ihm, Robert DeVito, konnten sie nichts vormachen. Sie platzten fast vor angestauter Erregung und hätten alles getan, um irgendwie an Gary heranzukommen. Nun, einer von ihnen würde er die Chance geben. Er brauchte es schließlich auch mal wieder.
„Klar habe ich spezielle Vorlieben“, sagte Gary mit leicht vibrierender Stimme. „Sie nicht?“
Gary bedachte Maren mit einem intensiven Blick, und Marens Unterleib zog sich sehnsüchtig zusammen. Seitdem Gary von einem anderen Mann gesprochen hatte, ließ sie sich in ihrer Fantasie von Gary und einem weiteren gut gebauten Mann gleichzeitig verwöhnen. Sie konnte sich kaum noch auf das Interview konzentrieren.
„Meine Damen, die Zeit ist leider um.“ Robert erschien mit wuchtigen Schritten auf dem Podium. Das Ganze lief in eine Richtung, die nicht gut war. Womöglich zog Gary sich am Ende doch noch die Hose runter. Es wäre nicht das erste Mal.
„Ich gebe aber noch gern Autogramme.“ Gary erhob sich aus seinem weißen Ledersessel und lächelte charmant.
„Für die Tochter, die Oma – oder um sie auf ebay zu versteigern. Zwei bis drei Euro sind garantiert drin.“
Die Frauen lachten befreit auf. Die erotische Spannung ließ etwas nach. Artig stellten sie sich in einer Reihe auf, um sich die begehrte Unterschrift geben zu lassen.
„Was ist mit Ihnen?“, hörte Vanessa dicht neben sich und schreckte hoch. Robert stand vor ihr und sah sie mit wachsamen Augen an.
„Als Einzige kein Autogramm?“
Vanessa schüttelte den Kopf.
„Und warum nicht?“ Robert wirkte sichtlich irritiert.
„Was soll ich damit?“, rutschte es Vanessa heraus. Sie biss sich auf die Lippe. Das hatte arroganter geklungen, als sie es gemeint hatte. Andererseits: Sie war 34. Sollte sie sich ein Poster von Gary über ihr Bett hängen und sein Autogramm gleich daneben?
„Ich meine, diese Zeiten sind irgendwie vorbei“, schob sie nach. „Dazu bin ich zu alt.“
Robert grinste.
„Das sehen Ihre Kolleginnen aber offensichtlich ganz anders.“
Er zündete sich eine Zigarette an.
„Können Sie das verstehen? Können Sie verstehen, dass Gary auf viele Frauen sehr anziehend wirkt?“
„Ja, natürlich. Ich bin ja nicht blind.“
„Und was glauben Sie, woran das liegt?“
Ehe sich Vanessa versah, war sie in eine Diskussion mit Garys Manager verstrickt, in der sie ihre Theorie vom depressiven Künstler, den alle Frauen retten wollten, zum Besten gab.
„Interessante Sichtweise.“ In Roberts Blick lag so etwas wie Anerkennung. Er kniff die Augen zusammen.
„Wissen Sie was? Ich möchte, dass Sie genau darüber einen Artikel schreiben. Schreiben Sie von Garys verletzter Seele, von den Frauen, die ihn aus seinem emotionalen Gefängnis befreien wollen. Schreiben Sie über den Menschen, nicht über den Star. Mailen Sie mir den Bericht morgen. Morgen habe ich etwas Zeit. Hier ist meine Karte. Schaffen Sie das?“
„Ja, natürlich.“ Etwas überrumpelt griff Vanessa nach Roberts Visitenkarte.
„Wie heißt die Zeitschrift, für die Sie schreiben?“, erkundigte Robert sich.
„Woman’s Secret“, gab Vanessa Auskunft.
„Also kennen Sie alle Geheimnisse der Frauen?“ Robert grinste.
„Nein, es ist ja kein zwanzigbändiges Lexikon“, erwiderte Vanessa schlagfertig.
Robert lachte.
„Sie haben Humor. Das gefällt mir. Gary wird es auch gefallen.“
Vanessa wollte Robert gerade fragen, was er damit meinte, als Gary mit einem Hechtsprung vom Podium sprang und direkt zwischen ihnen landete.
„Sie bekommen ein Autogramm von mir – ob Sie wollen oder nicht.“ Gary lachte.
„Das kratzt sonst empfindlich an meinem Ego und ich kann die ganze Nacht nicht schlafen.“
Gary stand direkt vor ihr und sah sie aus funkelnden Augen an. Es sah aus, als tanzten lauter kleine goldene Kobolde in ihnen. Und er roch verdammt gut.
Er kritzelte seinen Namen auf ein großes Foto. Dann drehte er das Bild um und begann, eine Ente zu zeichnen. Vanessa sah ihm überrascht zu. Die Ente sah aus wie eine richtige Ente. Wo hatte er das denn gelernt?
„Die sieht ja klasse aus. Woher können Sie denn so gut malen?“
„Ich habe einige Talente, von denen die Presse nichts weiß.“ Gary grinste süffisant. „Malen ist nur eins davon.“
Schwungvoll malte er eine zweite, lachende Ente.
„Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Sie haben sicher noch viel Talent auf ganz anderen Gebieten.“
Ungalant schob sich Maren vor Vanessa.
„Schade, dass Ihr Management Ihnen sicher verboten hat, über diese Art von Talent zu sprechen.“ Maren klimperte mit den Wimpern. Sie hatte die ersten vier Blusenknöpfe geöffnet, so dass man ohne Mühe erkennen konnte, dass sie keinen BH trug.
„Manche Dinge sollte man lieber tun, anstatt darüber zu reden“, sagte Gary und riskierte einen Blick auf Marens Nippel, die sich steil aufgerichtet hatten und sich gegen ihre dünne Seidenbluse drängten.
„Auch darüber zu reden, kann sehr anregend sein.“ Maren bedachte Gary mit einem verschleierten Blick.
„Ich bin eher ein Mann der Taten.“ Gary sah Maren so intensiv an, dass sie fast schwankte. Ja, er sollte es mit ihr tun, hier und jetzt, vor all den anderen.
„Könnten Sie mir das Autogramm auf mein Dekolleté geben?“ hauchte Maren.
„Aber liebend gern.“ Gary grinste und griff nach einem dicken Filzstift. Maren zuckte merklich zusammen, als er seine linke Hand leicht auf ihrem Busen ablegte und mit der rechten seinen Namen auf ihre Haut schrieb. Wie unbeabsichtigt strich Gary ganz zart über den Nippel ihrer linken Brust, als er seine Hand wieder zurückzog. Es war nur der Hauch einer Berührung, doch sie ging Maren direkt zwischen die Beine. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Aufstöhnen.
„Gary, wir müssen los“, drängte Robert. „Dein Terminkalender ist voll.“
„Okay“, sagte Gary und sah Maren noch einmal tief in die Augen. „Schreib was Schönes über mich.“
„Natürlich“, flüsterte Maren und sah aus, als bekäme sie gerade einen Orgasmus.
Vanessa fand die Frauen ziemlich überspannt. Okay, Gary sah fantastisch aus, er hatte eine tolle Ausstrahlung, aber dass sich die Frauen ihm dermaßen offensichtlich an den Hals warfen, war doch wirklich mehr als peinlich. Da sagte man Männern nach, sie würden nur mit dem Schwanz denken, aber bei ihren Kolleginnen fiel das Denken ja wohl völlig aus.
Maren schwebte wie auf Wolken zu den Damentoiletten. Die Berührung von Gary an ihrer Brust war ihr durch und durch gegangen. Sie war so zart gewesen, so unglaublich erregend. Am liebsten hätte sie Gary in Nullkommanichts die Klamotten vom Leib gerissen.
Gary war ganz sicher ein Mann der Tat. Er hatte ganz sicher das Talent, eine Frau stundenlang hart zu nehmen, bis sie um Gnade bettelte. Er war durchtrainiert, er hatte Kondition, er würde sie bis zur Besinnungslosigkeit ficken.
Maren puderte sich das Gesicht und zog ihren Lippenstift nach, als sie aus einer Kabine ein unterdrücktes Stöhnen hörte.
„Wow, der ist ja riesig. Ja, das gefällt mir.“
Maren spitzte die Ohren. War die Dame etwa nicht allein? Ein Pfeil bohrte sich in Marens Brust. Es war doch wohl nicht Gary, der dieses Lob entgegen nahm?
Aber nein, beruhigte sie sich sofort selbst. Gary zahlte sicher nicht 18.000 Euro für eine Suite, um dann Sex in der Damentoilette zu haben.
Oder? Vielleicht stand er ja auf so etwas.
Der Gedanke, Gary Norton beim Sex zu erwischen, trieb Maren zu ungeahnten Höchstleistungen. Wie der Blitz sauste sie in die Nebenkabine, erklomm das Toilettenbecken, hievte ein Bein auf den Vorsprung, hinter dem der Wasserkasten verborgen war und zog sich an dem Garderobengriff nach oben.
„Ist Gary auch so gut gebaut?“ hörte sie die Frauenstimme.
Maren sah von oben eine schimmernde Glatze an einem bulligen Männerkörper. Eine Frau mit dünnen Löckchen lag mit gespreizten Beinen auf der Toilettenschüssel. Maren hatte ein fotografisches Gedächtnis und wusste sofort, wer hier rammeln wollte.
Es war Iris von „Woman’s Secret“ – und Robert, Garys Manager. Da wollte sich wohl jemand zu Gary durchvögeln und war auf das Versprechen seines Managers hereingefallen. Dumm war diese Iris also auch noch. Aber dumm fickte ja bekanntlich gut.
„Wie macht Gary es?“ Iris ging auch jetzt ihrer journalistischen Tätigkeit nach. „Was mag er?“
„Zieh dich aus“, schnauzte Robert ungehalten.
Gary, Gary, Gary! Er hasste es. Gary konnte seinen Dödel in jede Frau der Welt stecken, während er selbst das nehmen musste, was übrig blieb.
Diese Löckchenfrisur zum Beispiel, die tatsächlich glaubte, er würde sie mit zu Gary nehmen, wenn sie sich von ihm knallen ließ. Wie blöd konnte eine Frau sein? Es war unglaublich, was sie alles taten, wenn sie nur den Hauch einer Chance spürten, an Gary heran zu kommen. Dann vögelten sie sogar mit ihm, dem bulligen Manager.
Robert stöhnte frustriert auf. Warum zierte sich diese Löckchenfrisur denn plötzlich? Es war doch klar, dass sie hier auf der Toilette nicht noch stundenlang reden wollten.
„Sag mir, was Gary anmacht“, verlangte Iris. „Sag mir nur ein einziges winziges Detail.“
Gleich würde er ihr den dämlichen Mund zuhalten. Noch einmal das Wort Gary und das war es für heute.
„Er läuft gern fremden Frauen hinterher, trägt dabei einen Latexmantel und holt sich dabei einen runter. Und jetzt zieh endlich deinen verdammten Slip aus.“
Iris blickte Robert verdattert an. Warum sollte Gary irgendwelchen Frauen hinterherlaufen, wo doch Tausende von Frauen hinter ihm herrannten?
„Das ist doch absoluter Quatsch. Du sprichst von dir selbst“, erscholl plötzlich eine Stimme von oben.
Robert blickte zur Decke. Dort stand die Frau, der Gary eben ein Autogramm auf die Brust gegeben hatte und die dadurch sofort scharf geworden war.
Gary musste überhaupt nichts tun, er musste einfach nur da sein. Robert selbst hingegen konnte tun, was er wollte – die Frauen beachteten ihn einfach nicht. Und wenn, dann nur, weil er Garys Manager war und weil sie hofften, durch ihn an Gary heran zu kommen. Er war es so leid.
„Du erträgst es nicht, dass Gary so berühmt ist und du nur die Brocken abkriegst, die er nicht will. Und er kann alles haben, das macht dich wahnsinnig.“ Maren hatte ein paar Semester Psychologie studiert.
Robert verdrehte genervt die Augen. Die beiden Frauen machten ihn wahnsinnig. Erst die Löckchenfrisur, die ihn fortwährend über Gary ausfragen wollte, und jetzt die BH-lose Frau, die sich als verkappte Psychologin entpuppte.
Mit hochrotem Kopf zog Robert sich die Hose über die Hüfte und warf sich seine Jacke über. Es ging nicht. Hier in der Toilette mit den zwei renitenten Frauen ging es einfach nicht. Er riss die Tür auf und prallte mit voller Wucht gegen Maren.
„Oh.“ Sie spürte seinen Körper und seinen harten Schwanz. Zwischen ihren Beinen begann es wie wild zu pochen. Seine Augen brannten sich in ihre, voller Erregung und Verlangen. Maren schluckte. Robert griff nach ihrer Hand.
„Komm mit.“ Sie war sowieso viel eher sein Typ als diese dürre Löckchenfrisur.
Atemlos ließ Maren sich mitziehen. In ihrem Kopf rauschte es. Normalerweise ließ sie sich nicht von fremden Männern mitschleifen, aber heute war kein normaler Tag.
Plötzlich fühlte sie sich jung und begehrenswert und das Leben schien voller neuer, ungeahnter Möglichkeiten zu sein. Sie war wieder 18 und wollte das wilde, bunte Leben auskosten. Sie wollte etwas erleben, etwas Verrücktes machen. Etwas, das sie noch nie getan hatte. Mit einem wildfremden Mann Sex haben, zum Beispiel.
Lüstern stierte sie auf Roberts Hose. Mann oh Mann, der schien aber ein riesiges Teil zu haben, wenn er sich nicht ein Paar Socken in die Unterhose gestopft hatte! Eben auf der Toilette hatte er so ungünstig gestanden, dass sie seinen Schwanz nicht hatte sehen können.
Als sie mit dem Aufzug im obersten Stockwerk angekommen waren, zog Robert einen Schlüssel aus seiner Jacke und öffnete eine Tür. Gleich darauf erblickte Maren die luxuriöseste Suite, die sie jemals gesehen hatte.
„Du warst eben nicht sehr nett zu mir.“
Robert warf seine Jacke auf einen Stuhl und bedachte Maren mit einem strengen Blick.
„Du hast mich beleidigt. Darum werde ich dich jetzt bestrafen müssen.“
Erschrocken starrte Maren den bulligen Mann an. Um Himmels willen, was hatte er vor?
Robert schloss die Tür und drehte den Schlüssel zweimal um. Dann steckte er ihn in seine Hosentasche. Marens Herz begann wie wild zu klopfen. Sie war gefangen. Sie war diesem fremden Mann total ausgeliefert. Was, wenn er ein Perverser war? Sie bekam es mit der Angst zu tun.
„Geh in das Zimmer.“ Robert wies mit der Hand auf eine Tür.
„Dort findest du etwas zum Anziehen. Ich sage dir jetzt, was du tragen sollst. Merk es dir und trag genau das, verstanden?“
Maren nickte wie ferngesteuert. Ihr blieb ja keine Wahl. Sie musste tun, was er wollte.
„Du ziehst dir einen schwarzen BH an, aus dem deine Nippel raus gucken.“ Robert kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Ein Mieder mit Netzstrümpfen. Hockhackige Lackstiefel. Sonst nichts. Keinen Slip.“
Maren zuckte spürbar zusammen. Keinen Slip?
„Aber …“, begann sie zaghaft.
„Habe ich dir erlaubt zu reden?“, donnerte Robert.
„Und jetzt geh. Beeil dich. Ich warte lange genug. Dank dir, wie wir nicht vergessen wollen. Du hast meinen Orgasmus verhindert, du wirst ihn mir jetzt besorgen. Zisch ab.“
Robert machte eine ungeduldige Handbewegung.
Hölzern bewegte sich Maren auf die Tür zu, hinter der sich ein begehbarer Kleiderschrank verbarg. Mit zitternden Fingern suchte sie das Gewünschte zusammen und streifte es sich über.
Als sie sich im Spiegel sah, war ihr, als sähe sie eine Fremde. Sie, Chefredakteurin der biedersten Frauenzeitschrift des Universums, stand da in Strapsen, BH und Overknee-Stiefeln. Ohne Slip. Ihr wurden die Knie weich. Wie peinlich, in diesem Outfit rauszugehen!
„Wird's bald?“, hörte sie Roberts ungeduldige Stimme.
Maren begann zu zittern. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Noch wusste sie nicht, ob es ein erotischer oder ein Albtraum werden würde.
Mit weichen Knien stakste sie durch die Tür.
Überrascht starrte Robert auf seine Gefangene. Was das richtige Outfit doch ausmachte! Eben noch hatte diese brünette Frau spießig und langweilig ausgesehen, jetzt sah sie ausgesprochen aufreizend aus. Das Beste war, dass sie es nicht wusste. Sie wirkte unsicher und schüchtern. Das erregte ihn besonders. Wahrscheinlich hatte sie solche Klamotten noch nie getragen.
„Wie fühlst du dich?“, wollte Robert wissen, der inzwischen auf dem riesigen Himmelbett saß. Sein Glied drückte sich schmerzhaft gegen seine Jeans. Bald würde er es befreien müssen. Doch noch war es nicht so weit.
Maren zuckte zaghaft mit den Schultern.
„Ich habe dich was gefragt.“
Roberts Stimme wurde deutlich lauter.
„Wenn ich dir eine Frage stelle, beantwortest du sie gefälligst, verstanden?“
„Ja.“ Marens Stimme war piepsig. Sie räusperte sich.
„Es ist … ungewohnt. Ich habe so etwas noch nie getragen.“
Genau wie er gedacht hatte.
Maren war es furchtbar peinlich, mit unbedeckter Scham vor diesem fremden Mann zu stehen. Sie presste ihre Beine fest zusammen.
„Fühlst du dich sexy?“, wollte Robert wissen. Er fand sie sexy. Sie hatte volle Brüste, die ein wenig nach unten hingen, eine ausladende Taille und einen ausgeprägten Bauch. Er mochte Frauen, an denen etwas dran war und die nicht wie Hungerhaken herumliefen. Maren war genau nach seinem Geschmack. Darum wurde seine Hose auch immer enger.
„Ich weiß nicht“, flüsterte Maren verschämt und sah zu Boden. Sie hatte sich immer schon zu dick gefunden und in diesen Klamotten konnte sie nichts kaschieren. Sie stand da mit ihrem fetten Bauch und den Hängebrüsten, für die sie sich schon oft geschämt hatte. Bestimmt würde dieser Robert sie jetzt auf ihre körperlichen Makel aufmerksam machen.
Robert holte tief Luft und sah sie eine Weile an. Maren begann, sich immer unbehaglicher zu fühlen.
„Was ist denn?“, flüsterte sie und biss sich dann auf die Lippen. Sie sollte ja nur reden, wenn sie gefragt worden war.
„Du siehst schön aus.“ Roberts Stimme war weich, fast zärtlich. Unsicher sah Maren ihn an. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Doch auch sein Blick war warm. Maren begann, sich etwas wohler zu fühlen.
„Dennoch.“ Robert straffte sich. „Das reicht nicht. Du musst schon was für mich tun.“
„Jawohl“, parierte Maren. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte den Satz mit „mein Herr und Gebieter“ beendet und einen Knicks gemacht.
„Reib deine Nippel“, befahl Gary und lehnte sich schwer atmend zurück. „Und mach die Augen zu. Du öffnest sie erst wieder, wenn ich es dir sage.“
Robert entledigte sich hastig seiner Jeans und seiner Unterhose. Endlich! Erleichtert seufzte er auf, als er sein dickes, hartes Glied umfasste. Langsam rieb er den Schaft rauf und runter. Wie gut das tat!
Verstört griff Maren nach ihren Brüsten und strich mechanisch darüber.
„Mit Gefühl“, schnauzte Robert. „Ich will sehen, dass es dir gefällt.“
Marens Finger zitterten, als sie sanft über ihre Brustwarzen strich. Sie schloss die Augen. Vielleicht würde sie es genießen, wenn sie sich vorstellte, dass sie allein war. Ja, das klappte. Sie spürte, wie sich ihre Spitzen verhärteten.
„Schon besser“, lobte Robert sie und rieb etwas schneller. „Macht dich das an?“
Maren nickte.
„Ich höre nichts.“ Robert umfasste seinen Schaft fester. „Antworte mir gefälligst.“
„Ja, es macht mich an.“ Marens Stimme war rau. Sie erkannte sie selbst kaum wieder. Und sich auch nicht. Sie hatte zwar immer noch etwas Angst, aber gleichzeitig erregte sie die Situation über alle Maßen. Sie musste tun, was ein fremder Mann ihr sagte. Sie konnte die Kontrolle abgeben. Endlich mal.
„Jetzt greif dir zwischen die Beine.“
Maren schluckte trocken. Tapfer hielt sie die Augen geschlossen und fuhr langsam mit ihrer rechten Hand den Bauch hinunter bis zu ihrer Scham.
„Nun mach schon.“ Robert atmete immer schwerer. „Das wird ja wohl nicht das erste Mal sein, dass du das tust.“
Maren schluckte erneut. Nein. Aber für gewöhnlich tat sie es ohne Zuschauer.
Zaghaft glitt ihre Hand zwischen ihre Beine. Sie war nass und angeschwollen, und das schon lange – was Robert durchaus bekannt war. Sie stöhnte unterdrückt, als sie über ihre Schamlippen strich. Es fiel ihr schwer zu stehen, sie schwankte leicht.
„Reib dich.“ Roberts Stimme war heiser. „Und sieh mich dabei an.“
Maren öffnete ihre Augen und sah die Erregung in Roberts Augen. Mehr sah sie allerdings nicht, denn das Interessanteste hatte Robert jetzt hinter dem Bettlaken versteckt. Nur an der rhythmischen Bewegung seines linken Armes konnte sie erkennen, was er da tat. Er masturbierte. Und genau das verlangte er jetzt auch von ihr. Mit dem Unterschied, dass er alles sah.
Ihr Mittelfinger umkreiste spielerisch ihren lustvollsten Punkt. Ihre Knie zitterten und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
„Darf ich mich setzen?“, flüsterte sie. „Ich kann … nicht mehr stehen.“
„Warum nicht? Sag es mir“, befahl Robert und strich sanft über seine glänzende Eichel.
Maren musste ein paar Mal ansetzen, um den Satz über die Lippen zu bekommen.
„Ich bin erregt.“ Ihre Lippen zitterten. Hatte sie das schon jemals gesagt? Sie konnte sich nicht erinnern.
„Du bist also geil. Wie geil?“ Robert massierte mit einer Hand seine prallen Hoden, mit der anderen rieb er sein Glied immer schneller.
Maren stöhnte auf.
„Sehr geil.“ Ihre Stimme war unnatürlich hoch. „Total erregt und … nass.“
„Das wirst du mir zeigen. Setz dich auf den Stuhl und spreiz deine Beine“, ordnete Robert an und schob das Bettlaken ein Stück zur Seite. Zum Vorschein kam ein imposantes, großes Glied, das Maren mit einem gierigen Blick streifte.