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Co-Abhängigkeit in der Beziehung: Wege zur emotionalen Freiheit Fühlst du dich in deiner Partnerschaft unglücklich und geborgen? Du gibst viel, während dein Partner kritisiert und verletzt. Du hoffst auf Veränderung, doch tief im Inneren weißt du, es wird nicht passieren. Diese Erkenntnis macht unsicher und ängstlich. Doch das größte Risiko ist, dich selbst zu verlieren. Maria Riedel, eine erfahrene Beziehungsexpertin, bietet Einsichten in die Dynamiken co-abhängiger Beziehungen und Wege, wie du deine Selbstständigkeit zurückgewinnen kannst. Dieses Buch führt dich durch die menschliche Psyche und zeigt dir, was wirklich in deiner Beziehung vor sich geht. Highlights des Buches: - Entscheidungshilfe: Neutraler Rat, ob du bleiben oder gehen solltest. - Persönliches Wachstum: Entdecke deinen inneren Schatz und verwandle Schmerz in Sieg mit speziellen Techniken. - Selbstbestimmung: Befreie dich von toxischen Mustern und lebe unabhängig und glücklich. - Seelenforschung: Eine empathische Zone, um deine Situation zu verstehen und zu überwinden. - Umgang mit Narzissten: Finden eines Auswegs aus gefährlichen Beziehungen. - Denkmuster ändern: Werkzeuge für ein selbstbestimmtes Leben. - Selbstreflexion: Übungen zur Erkennung co-abhängiger Verhaltensweisen und Entwicklung eines tieferen Selbstverständnisses. - Selbstliebe: Stärkung der Selbstwahrnehmung und alltägliche Gedankenanstöße für mehr Selbstliebe. - Heilungsübungen: Schreib- und Meditationsübungen zur Verarbeitung und Loslösung von Schmerz. Mit Bewusstsein, Selbsterkenntnis und dem Willen zur Veränderung kannst du den Kreislauf aus Angst, Reue und Wut durchbrechen. Dieses Buch gibt dir die Werkzeuge an die Hand, um für ein glückliches und erfülltes Leben zu entscheiden. Du verdienst es!
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1: Was ist Co-Abhängigkeit?
Definition
Abhängigkeitsfelder
Wer neigt zu Co-Abhängigkeit?
Kapitel 2: Wie entsteht Co-Abhängigkeit?
Hintergründe
Das versteckte Ziel
Bedürfnisse hinter der Co-Abhängigkeit
Kapitel 3: Das Zentrum beim anderen – ein Leben in Co-Abhängigkeit
Kapitel 4: Co-Abhängigkeit in Beziehungen
Kapitel 5: Ich bin mein Zentrum – raus aus der Co-Abhängigkeit
Die Hauptängste von Co-Abhängigen im Heilungsprozess
Was ist das Richtige?
Was will ich wirklich?
Wer bin ich?
Raus aus falscher Hoffnung und hinein in den Glauben
Raus aus der Gutgläubigkeit und hinein ins Vertrauen
Raus aus Altruismus und hinein in echte Hingabe
„Kluger Rat“
Geschafft – wenn einem der Abhängige plötzlich „seltsam“ vorkommt
Abschluss
Quellen und weiterführende Literatur
Einleitung
Herzlich willkommen, liebe Leserin, lieber Leser!
Dieses Buch befasst sich mit einem Thema, das tief in die menschliche Sehnsucht, aber auch in deren Verstrickungen hineinblickt. Co-Abhängigkeit ist ein Zustand, in den wir leichter hineinfallen, als uns bewusst ist, und es scheint schwer, einen Weg hinaus in eine erleichternde, erfüllende Lebensrealität zu finden.
Doch je intensiver wir uns damit befassen, wie es zu einer abhängigen Situation kommen konnte, was wir uns wirklich ersehnen und worin der Wert einer solchen Erfahrung liegen kann, desto mehr können wir aus einer solchen Phase lernen, Kraft und Zuversicht schöpfen sowie Selbstvertrauen finden.
All unsere Herausforderungen sind nicht nur Stolpersteine, sondern auch Chancen. Daher möchte dich dieses Buch ermutigen, den Schatz in einer schweren Lebensphase zu entdecken und deinen Schmerz in einen Sieg zu verwandeln.
Abhängigkeiten fühlen sich schwer an, oft lassen sie die Betreffenden machtlos, frustriert, womöglich auch voller Wut und Verzweiflung zurück. Wichtig ist es, tiefer zu blicken und zu entdecken, welche Dynamiken sich hinter diesen Gefühlen und den ernüchternden Erfahrungen verbergen.
Dieses Buch ist für dich geeignet, wenn
du dich allgemein mit dem Thema Co-Abhängigkeit befassen möchtest,
du dich in einer co-abhängigen Beziehung befindest und einen Ausweg suchst,
du fürchtest, dass der Weg in die Freiheit dich alles kostet, und der Schritt zu schwer zu sein scheint,
du jemanden ermutigen möchtest, der sich in einer co-abhängigen Situation befindet,
du nicht zulassen willst, dass dich die Herausforderung tiefer in einen Abwärtsstrudel zieht, sondern für dich zu einer wertvollen Erfahrung auf deinem Weg des Wachstums wird,
du spürst, dass eine co-abhängige Situation dein Potenzial gefangen hält und du dich nach Freiheit sehnst,
du beim Lesen eine hoffnungsvolle, empathische und wertungsfreie Zone betreten möchtest,
du praktische Tipps und Hilfe zur Selbsthilfe erfahren willst.
Menschen in verzweifelten Lebensumständen brauchen vorwiegend Hoffnung. Deshalb konzentriert sich dieses Buch in seinem Ausdruck darauf, dich zu bestärken, dir den Zugang zu deiner Selbstwirksamkeit zu erleichtern und dich dabei zu begleiten, in Liebe loszulassen, neue Ziele zu finden, und dich auch in der Sorge um Menschen, die du liebst, aufzufangen. Echte Hilfe entsteht, wenn sowohl Verständnis für den inneren Kampf aller Beteiligten vermittelt, als auch ein Ausweg aufgezeigt wird, den jeder beschreiten kann, der sich nach einer Lösung sehnt.
Kapitel 1
Was ist Co-Abhängigkeit?
„Abhängigkeit ist heiser, wagt nicht, laut zu reden.“
– William Shakespeare –
Definition
Co-Abhängigkeit bezeichnet eine abhängige Beziehung und Verstrickung zu einem suchtkranken, emotional stark belasteten oder sich anderweitig in persönlicher Abhängigkeit befindenden Menschen, wobei die eigenen Bedürfnisse und Ziele in der Aufopferung und Sorge um den Süchtigen/Abhängigen aufgegeben beziehungsweise in den Hintergrund gestellt werden. Auch wenn das eigene Leben und das eigene Wohl aufgrund dieser Verstrickung stark von den Entscheidungen und der Lebensweise, der emotionalen Landschaft und der Ausstrahlung eines Menschen abhängen, nennt man dies Co-Abhängigkeit.
Somit ist der Co-Abhängige in der eigenen emotionalen Landschaft und Lebensgestaltung unfrei und bezieht sich darin immer wieder auf das Verhalten des geliebten Menschen, für den er sich verantwortlich fühlt und um den er sich sorgt. Aber indem er sein eigenes Leben dem anderen anpasst und seine Freiheit davon abhängig macht, begünstigt er Suchtverhalten, fehlende Eigenverantwortlichkeit des geliebten Menschen sowie die verstrickte Verbindung und trägt zu einer Untermauerung der Muster bei.
Viele Co-Abhängige meinen, Rücksicht nehmen und viel Verständnis, Opferbereitschaft und Nachsicht zeigen zu müssen, um den geliebten Menschen zu tragen und ihm vermitteln zu können, dass er nicht allein ist. Sie fühlen sich dafür verantwortlich, Zeit, Kraft, Energie und Hilfestellung zu bieten, um dem anderen täglich die Möglichkeit zu gewähren, sein Leben zu verändern. Die Suchtkrankheit/Abhängigkeit zieht sie mit in einen Abwärtsstrudel, weil sie sich emotional stark an den betreffenden Menschen gebunden fühlen und fürchten, ihn zu verlieren. Diese Dynamik verdeutlicht, dass auch der Co-Abhängige Suchtstrukturen aufweist, die ihn von sich selbst wegziehen und dazu führen, dass er seine Bedürfnisse auf den anderen projiziert. Der Abhängige hingegen ist in der Regel allein mit sich selbst beschäftigt und benutzt – bewusst oder unbewusst – den Co-Abhängigen dazu, eine gewisse Stabilität nicht zu verlieren, die er in sich selbst nicht finden kann.
Co-Abhängigkeit ist gefährlich, weil die Selbstwirksamkeit und Verantwortung für das eigene Wohl an jemanden abgegeben werden, der unfähig ist, etwas zurückzugeben. Die Energie, die in Richtung des Abhängigen fließt, kommt niemals nährend zurück – das Aufsaugen zeigt sich als stark aufgeladene Energie in Form von Konflikt, starken Emotionen, aufreibenden Verstrickungen und Vorwürfen. Auch in ungesunder Stille, Abwehr, Passivität, Schweigen und Mauern kommt die Replik daher und ist in diesem Kleid oft schwerer als auslaugend zu erkennen.
Viele Abhängige ziehen solche co-abhängigen Beziehungen regelrecht an, weil sie keine heilsame Haltung sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber pflegen. Ihre Angehörigen werden von der beständigen Hoffnung getrieben, dass ihre Liebe die Betreffenden davon überzeugt, ihr Verhalten zu überdenken und eines Tages die Unfreiheit zu überwinden. Sie möchten motivieren und vielleicht gar selbst der Grund dafür sein, dass der Abhängige Einsicht zeigt und aus Liebe zu seinem Angehörigen von den Banden loslässt.
Tief im Innern des Co-Abhängigen zeigt sich eine Sehnsucht nach Wertigkeit und danach, wichtig genug zu sein, damit ein anderer aus Liebe zu ihm gute Entscheidungen trifft. Es fehlt ihm das Selbstwertgefühl, das ihm helfen würde, von sich aus eine gesunde und nährende Beziehungsumgebung für sich zu schaffen.
Abhängigkeitsfelder
Menschen können überall co-abhängig werden, wo sie sich mit jemandem verbinden, der selbst abhängig ist. Abhängigkeit ist offensichtlich bei Suchtkrankheiten wie Alkoholismus, Drogensucht und in Bezug auf andere stoffliche Substanzen. Doch im Grunde kann jede Ersatzbefriedigung zu einer Sucht führen und Menschen, die mit dem Abhängigen verbunden sind, können unter bestimmten Voraussetzungen co-abhängig werden. Aber auch emotionale Abhängigkeiten zählen zum Feld der Unfreiheit und Gebundenheit und können zu co-abhängigen Beziehungen führen. Unfähigkeit oder Verweigerung, sich einem inneren Wachstum zu stellen und Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, zieht Menschen im nahen Umfeld in Mitleidenschaft und begünstigt Co-Abhängigkeit. Im Folgenden wird eine Auswahl der häufigsten Fallen für Co-Abhängigkeit dargestellt.
Alkohol und Drogen
Alkohol- und Drogensucht sind das offensichtlichste und weitverbreitetste Feld der Co-Abhängigkeit. Viele Suchtkranke brauchen und benutzen ein soziales Netzwerk oder einen speziellen Partner, der ihnen nah ist und der sie liebt, um sich ein Mindestmaß an Stabilität, Nähe und sozialem Halt zu sichern. Die Verantwortung übertragen sie dabei auf den willigen Co-Abhängigen, der – von seiner Hoffnung auf ein positives Happy End getrieben – seine Zeit, Energie, sein Geld und seine emotionale Unterstützung investiert.
Alle Süchte sind ein Hilferuf nach Freiheit, Verbundenheit und Glück. Co-Abhängige sehen und spüren diese verletzliche, bedürftige Seite des Suchtkranken und empfinden daher oft tiefes Verständnis für ihn. Sie werden an ihren eigenen Schmerz und ihre Sehnsucht erinnert und können sich in die Gefühle des Süchtigen gut hineinversetzen. Häufig sind co-abhängige Menschen sehr empathisch und sensibel für die Bedürfnisse anderer. Sie werden co-abhängig, weil diese Empathie über ihrem eigenen Selbstwert steht, sowie dem Wunsch, sich selbst ein gutes Leben zu ermöglichen, offenbar entgegensteht.
Co-abhängige Partner und Angehörige tendieren dazu, den Suchtkranken mit Empathie und Mitgefühl zu überhäufen und ihm Mut zuzusprechen, anstatt Grenzen zu setzen. So untermauern sie unbewusst den Hang des Süchtigen, sein Verhalten zu entschuldigen und weiter in der Haltung des Unfähigen, Leidenden zu verharren. Nicht selten werfen sie dem Co-Abhängigen vor, dass dieser lieblos und hart daherkommt, sobald er Nein sagt oder anberaumt, seine Unterstützung zurückzuziehen.
Drogensucht jeglicher Art ist eine Flucht aus der Eigenverantwortung sowie eine Abkehr von der Realität des Lebens, in der dem Suchtkranken seine Ängste, Befürchtungen, unerfüllten Bedürfnisse und schmerzhafte, traumatische Erfahrungen zu überwältigend erscheinen. Er ertränkt Gefühle wie Scham, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schmerz über Verlust, Versagen und Unfähigkeit. Drogen suggerieren zudem die Sehnsucht nach einem Gefühl von Lebendigkeit, Ganzheit und Verbundenheit.
Co-Abhängigkeit entsteht,
wenn der Süchtige sich keine Hilfe holt und passiv ist,
wenn der Süchtige erwartet, dass seine Liebsten ihn tragen,
wenn der Co-Abhängige keine Grenzen setzt und inkonsequent handelt und kommuniziert,
wenn gemeinsame Verpflichtungen, familiäre Strukturen und Besitz die Betroffenen aneinanderbinden,
wenn Manipulation und Gewalt die Beziehung dominieren,
wenn Empathie mit Selbstaufgabe verwechselt wird.
Matthias kämpft seit drei Jahren mit Alkoholsucht und bemüht sich um einen positiven Wandel – so gibt er es nach außen hin vor. In Wahrheit sucht er sich keine Hilfe und gibt sich hemmungslos seiner Abhängigkeit hin, betrinkt sich mehrmals die Woche bis zur Besinnungslosigkeit. Er haust in einem chaotischen Zimmer und verzieht sich hinter den Bildschirm.
Als er die attraktive Sabine kennenlernt, die seinem Charme sofort verfällt, versucht er, seine Sucht zu verharmlosen. Er behauptet, sich in Behandlung zu befinden und bereits erste Erfolge zu verzeichnen. Die angebliche Ehrlichkeit und das offene Geständnis über seinen Zustand beeindrucken Sabine und sie entscheidet sich, den Weg aus der Sucht heraus mit Matthias gemeinsam zu bestreiten. Sie glaubt, Matthias habe Verantwortung übernommen, und redet sich ein, dass ihre Gegenwart ihn zusätzlich motivieren wird.
Die beiden sind verliebt, verbringen aufregende Nächte miteinander und Sabine besucht Matthias immer öfter. Dass sein Zimmer in einem chaotischen Zustand ist und sich überall der Dreck häuft, ignoriert sie. In den letzten Jahren kam ihr ihr eigenes Leben eingeschlafen und langweilig vor – sie freut sich darüber, ihren Horizont zu erweitern, so erzählt sie einer Freundin.
Matthias trifft tatsächlich einige Male einen Sozialarbeiter und scheint gute Fortschritte zu machen. Er trinkt zwar weiter, doch in Sabines Gegenwart wirkt er heiter, voller Hoffnung und Zukunftsfreude. So lässt Sabine sich immer tiefer auf Matthias ein und bewundert seine Motivation.
Bald lässt sie ihn bei sich einziehen und glaubt, dass Matthias die Chance einer heimeligen, ordentlichen und von Liebe erfüllten Umgebung nutzen wird. Aber sobald er sich eingelebt hat, fällt die Maske. Matthias betrinkt sich schlimmer denn je und demoliert nach einigen Wochen sogar das Schlafzimmer in einem Wutrausch. Sabine wacht erschrocken aus ihrer imaginären Seifenblase von einem gemeinsamen Leben auf und muss sich eingestehen, dass sie viele „rote Flaggen“ übersehen hat: Matthias überlegenes Grinsen, sobald er in einem Streit die Oberhand gewonnen hat. Bierflaschen im Mülleimer. Seine dauerhaft glasigen Augen. Abgesagte Termine mit dem Sozialarbeiter, gespickt mit stichhaltigen Ausreden, wie „Ich möchte eine Bewerbung schreiben.“ „Ich fühle mich heute nicht so gut.“ „Ich möchte dir im Garten helfen.“
Sabine muss erkennen, dass sie co-abhängig ist. Sie hat sich aus der Sehnsucht nach Abenteuer heraus auf einen Menschen eingelassen, der nun ihren Raum ausnutzt, um vor sich selbst zu fliehen.
Narzissmus
„Die Fassade täuscht: Eigentlich tragen Narzissten in sich das Gefühl, den Ansprüchen an sie nicht genügen zu können. Kränkungen wie Jobverlust oder Trennungen lösen oft schwere seelische Krisen aus.“
– Marian Grosser –
Narzissmus ist ein Feld, auf dem Co-Abhängigkeit vorwiegend auf emotionaler Ebene stattfindet. Narzisstische Menschen ziehen empathische Menschen und Hochsensible oft nahezu magisch an, die sich völlig nach ihnen richten und sich um sie herum aufstellen.
Narzissmus ist geprägt durch:
ein übersteigertes, oberflächliches Selbstbewusstsein, Betroffene halten übermäßig viel von sich,
Machtfantasien, Erfolgshunger, Bewunderungssucht,
fehlende Empathie,
Betroffene beziehen alles auf sich,
egoistische Handlungen, andere werden ausgenutzt,
Schwierigkeiten im Umgang mit Kritik,
Abwehr von gesunder Selbstreflexion, Betroffene erwarten, dass sich alles nach ihnen richtet und die Welt sich um sie dreht,
oft cholerische, aber auch stille, manipulative Handlungsmuster, die andere unter Druck setzen, abhängig machen oder ihnen Schuldgefühle vermitteln.
Co-Abhängigkeit zu einem Narzissten entsteht durch die zwanghafte Ausrichtung auf den übersteigerten Egoismus des Narzissten. Dieser ist abhängig, süchtig nach der Bewunderung anderer Menschen, dem beständigen Fokus auf sich selbst und seine empfundene Großartigkeit, getrieben von der Flucht vor einem tiefen Minderwertigkeitsgefühl.
Betroffene Co-Abhängige verlieben sich anfangs oft stark und heftig in einen Narzissten, sehen in ihm etwas, das sie bei sich selbst vermissen: interessante Gedanken und Charaktereigenschaften, Selbstbewusstsein, einen festen Standpunkt, Durchsetzungsvermögen, Charisma, Charme. Viele Co-Abhängige setzen den Narzissten innerlich auf ein Podest, bewundern ihn übermäßig, sind dadurch nicht bei sich selbst, sondern mit der Aufmerksamkeit stets auf den Narzissten ausgerichtet, was dessen Sucht nach Bewunderung den idealen Nährboden liefert. So wird der Co-Abhängige für das eigene Wohlgefühl benutzt und dieser gerät zunehmend in einen Strudel des Verlustes des eigenen inneren Zentrums.
Co-Abhängigkeit von Narzissten kann zu schlimmen seelischen Zusammenbrüchen, Erschöpfung und zum Verlust der eigenen Wahrnehmung und zur Verfälschung des Bauchgefühls führen. Narzissten verdrehen oft die Wahrheit, schieben Schuld und Schamgefühle dem Co-Abgängigen zu und halten diesen so in einer Art untergebenen Haltung. Der Co-Abhängige wird als empathielos, kalt und lieblos bezeichnet, sobald er Frust oder Wut darüber zeigt, dass er selbst in der Beziehung keine Beachtung findet. Seine Bedürfnisse werden als weniger wichtig bezeichnet und die „Probleme“ des Narzissten stehen stets im Vordergrund. So laugt der Co-Abhängige in Aufopferung für den anderen aus und landet nicht selten im Burn-out, schleppt sich als Schatten des Narzissten durch den Alltag.
Narzissmus und Co-Abhängigkeit zeigen sich nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch zwischen Eltern und Kindern (wenn ein Elternteil narzisstisch ist und das Kind keine Möglichkeit findet, sich frei zu entfalten), ebenso in größeren, geführten Gruppen bei Unternehmen, in der Politik oder auch im religiösen und spirituellen Umfeld. Ein Beispiel:
Linda liebte ihre Kirchengemeinde. Sie ging jeden Sonntag zum Gottesdienst und verschrieb sich mit Haut und Haaren dem Dienst der Kirche – oder eher dem Dienst des Pastors. Dieser konnte mit wenigen Sätzen eine ganze Gemeinde in seinen Bann ziehen – seine Worte waren voller Charisma und Leidenschaft, seine Gestik ergreifend, seine Ausstrahlung väterlich, aber auch männlich aufregend. Wenn der Pastor leidenschaftlich aufrief, für die Kirche zu spenden, landeten Hunderte Euro im Klingelbeutel. Die meisten Mitglieder spendeten auf Anraten des Pastors jeden Monat zehn Prozent ihres Einkommens.