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Exklusives Prequel zu »Code Genesis«: Was passierte damals auf Tahiti?
Bevor die 14-jährige Terry nach Miami kam und eine Gejagte wurde, war sie bereits zehn Jahre lang mit dem Forschungs-U-Boot Kopernikus auf den Weltmeeren unterwegs. Dieses exklusive Prequel enthüllt eine Episode aus Terry Wests Leben vor Beginn von Band 1 der »Code Genesis«-Trilogie: Bei einem Zwischenstopp auf Tahiti trifft Terry ihren 15-jährigen Brieffreund, den Gelegenheitsdieb Jake, und dessen Meister, den Voodoo-Priester Mohawk. Als Terry von Jake erfährt, dass Tierjäger im Dschungel ihr Unwesen treiben, ist sie wild entschlossen, den skrupellosen Kerlen ihr Handwerk zu legen ...
Ein weiteres, atemberaubend spannendes Abenteuer mit den Helden aus »Code Genesis«: Terry West und ihre Freunde von der Kopernikus!
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Seitenzahl: 65
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in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
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Umschlaggestaltung und Artwork: Isabelle Hirtz
Umschlagmotiv: Isabelle Hirtz
TP · Herstellung: MJ
Satz: dtp im Verlag
ISBN 978-641-26679-0
www.cbj-verlag.de
was ich im Folgenden berichten werde, ereignete sich zu einer Zeit, als die Welt für mich noch in Ordnung war und Simon, Johann, Ethan und ich noch nicht auf der Flucht vor Biosyde waren.
Es ist die Vorgeschichte, bevor wir als Mörder und Verbrecher verfolgt und von einem Pharmakonzern um den halben Globus gejagt wurden. Ich war gerade vierzehn geworden. Wir hatten im November mit unserem U-Boot in Tahiti angelegt, ein halbes Jahr, bevor wir Miami erreichen sollten, wo ich dann das Haus meiner Mutter besuchen würde. Dass dieser Besuch eine Lawine von Ereignissen lostrat, die uns in ziemliche Schwierigkeiten brachte, wisst ihr ja.
Diese Vorgeschichte erzählt, was Jake und ich auf Tahiti erlebt haben. Es war wichtig, wie ich später noch herausfinden würde.
Ihr kennt Jake noch nicht? Ihr werdet ihn gleich kennenlernen.
Viel Spaß beim Lesen,
liebe Grüße,
eure Terry West
Jake sprang über einen morschen Baumstumpf und glitt ins Unterholz. Die Farne peitschten ihm ins Gesicht, aber er riss nur schützend die Arme hoch und rannte weiter.
»Bleib stehen, du Dreckskerl!«, rief einer der Männer, die ihn verfolgten. »Wir tun dir nichts.«
Ja, ganz bestimmt!
Im nächsten Moment knallte ein Schuss.
Wusste ich es doch!
Mit seinen fünfzehn Jahren und seiner drahtigen Figur war Jake viel wendiger und flinker als die grobschlächtigen Kerle. Von denen war bestimmt noch keiner so durch den Dschungel gerannt wie er. Außerdem kannte Jake den Regenwald Tahitis wie seine eigene Westentasche.
»Schnappt ihn!«, brüllte einer der Männer.
Beinahe wäre Jake auf dem glitschigen Untergrund ausgerutscht. Ein Ast schlug ihm ins Gesicht, die harten Blattränder zerschnitten seine Unterarme.
»Mist!« Keuchend lief er weiter. Diese Kerle durften ihn nicht kriegen.
Er war im Morgengrauen durch den Dschungel gestreift, hatte nach einer neuen Wasserquelle gesucht und war zufällig mitten im Tal auf das Camp mit dem zwei Meter hohen Stacheldrahtzaun gestoßen. Dort hatte er beobachtet, wie muskelbepackte bärtige Männer in Jagdhosen und Rippshirts bunte Papageien in Käfige sperrten.
Zuerst hatte er sich nichts dabei gedacht, doch dann war ihm klar geworden, dass hier eine illegale Aktion im Gange war, in die er unabsichtlich gestolpert war. Kurzerhand hatte er beschlossen, die Tiere zu befreien, doch bevor er etwas unternehmen konnte, hatten ihn die Typen erwischt, gründlich verdroschen und wollten ihn anschließend ins Camp zerren. Zum Glück konnte er einem der Kerle geistesgegenwärtig durch einen gezielten Stoß mit dem Hinterkopf die Nase brechen, einem zweiten mit dem Ellenbogen in die Rippen schlagen, sich frei treten und abhauen.
Nun rannte er bereits seit einer halben Stunde wie ein wild gewordenes Karnickel durch den Wald. Die Stimmen der Männer waren kaum noch zu hören. Schüsse fielen keine mehr.
Wenn er erst einmal den Strand erreicht hatte, den Hafen und Mohawk, den alten Voodoopriester, dann wäre er in Sicherheit. Mitten in der Stadt würden ihm die Kerle sicher nichts antun. Zu viele Zeugen! Und Mohawk würde bestimmt wissen, was zu tun war.
Nach einer weiteren Viertelstunde erreichte er endlich den Rand des Dschungels, gelangte zum Strand und lief weiter in Richtung des ersten Vororts von Papeete, der Hauptstadt Tahitis. Er war völlig außer Atem, sein Herz pumpte wie wild und Schweiß lief ihm übers Gesicht.
Jake verlangsamte seine Schritte und bemühte sich, zwischen den Wellblechhütten hindurchzuspazieren, als wäre nichts geschehen. Sein Atem beruhigte sich wieder. Auf dem Weg zu Mohawks Bambus-Bungalow kam er beim Fischhändler vorbei, dem Jeep-Verleih, bei dem er manchmal arbeitete, und dem heruntergekommenen Postamt.
Die alte Madame Susu mit ihrem gewaltigen Busen trat unter das Vordach, als sie ihn sah, und wedelte mit einer Ansichtskarte. »Post für dich!«
Keine Zeit!, dachte er, aber Madame Susu winkte so hartnäckig. Also ging er zu ihr und schnappte sich die Karte. »Danke Ma’am.«
Andere Kids schickten sich Nachrichten und Fotos übers Smartphone oder chatteten am Laptop, aber er besaß nicht einmal ein stinknormales altes Mobiltelefon ohne irgendwelche Apps.
»Magst du auf eine Tasse Tee und Kekse hereinkommen?«
»Nein, danke, heute nicht, bin in Eile.«
Sie verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Wann bist du nicht in Eile?«
Während er weiterlief, betrachtete er die Karte. Sie war aus Australien und zeigte das rote Felsmassiv des Ayers Rock.
Auf der Rückseite stand hingekritzelt:
»Wir legen heute in Brisbane ab. Kommen voraussichtlich am 5. November in Tahiti an. Bleiben für eine Nacht dort. Liebe Grüße, Terry.«
Mann, Terry kam auf die Insel!
Er hatte schon seit mehreren Monaten nichts mehr von ihr gehört, und er vermisste sie …
Moment. Der fünfte November?
Er blieb stehen.
Das ist ja heute!
Heute war der fünfte November und wir würden Tahiti pünktlich erreichen, wie mein Onkel, der Meeresbiologe Dr. Simon West, es vorausberechnet hatte. Da wir von Australien kamen und auf der Südhalbkugel gerade Sommer war, fuhren wir von der trockenen Hitze in die tropische. Vielleicht war das auch der Grund, warum mein Onkel einen weiteren Auftrag im Südpazifik angenommen hatte. Er hasste Kälte nämlich genauso wie ich.
Ich hatte mir die Position Tahitis auf dem Radar angesehen. Die Insel lag mitten im Ozean zwischen Australien und Südamerika. Weit und breit gab es nur endloses Wasser. Simon hatte vor, dort einen befreundeten Wissenschaftler aufzusuchen, der für seine Forschung jene Drohnen verwenden wollte, die Simon entwickelt hatte. In der Zwischenzeit wollte ich mich mit Jake treffen, einem meiner Brieffreunde, den ich vor drei Jahren kennengelernt hatte, als wir zum letzten Mal in Tahiti an Land gegangen waren.
Damals hatten wir jedoch nur einen einstündigen Stopp gemacht, um Trinkwasser und frisches Obst an Bord zu nehmen, und ich hatte bloß den Hafen gesehen – und war dort Jake begegnet. Der hatte im Lager an den Docks gearbeitet, um sich ein paar Francs zu verdienen. Doch diesmal legten wir für einen ganzen Tag lang an. Dementsprechend aufgeregt war ich, da mich die Insel bei unserem ersten kurzen Stopp unglaublich fasziniert hatte – und vielleicht auch Jake, wenn ich ehrlich war.
Während der Überfahrt mit der Kopernikus, dem Forschungs-U-Boot meines Onkels, auf dem wir lebten, hatte ich angefangen, Meuterei auf der Bounty zu lesen. Sozusagen als Vorbereitung. Denn vor über zweihundert Jahren war ein Biologe mit dem Seefahrer James Cook nach Tahiti gereist – so wie wir jetzt –, allerdings um botanische Studien auf der Insel durchzuführen. Daraufhin war es zur verhängnisvollen Fahrt der Bounty und der Meuterei gegen Kapitän William Bligh gekommen.
Das Buch war gar nicht so übel. Ich klappte es zu und stellte es über meiner Schlafkoje ins Regal zu den anderen Büchern. Dort standen unter anderem Moby Dick von Herman Melville und Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Beide Schriftsteller waren auf Papeete gewesen, wo wir anlegen wollten. Diese Insel strotzte nur so von literarischen Vorlagen, wie mir Johann, Simons Assistent, erklärt hatte. Und endlich würde ich dieses Fleckchen Erde mit eigenen Augen für mehr als bloß eine Stunde zu sehen bekommen.