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Zweiter Roman des Castle-Rock-Zyklus
Der Bernhardiner Cujo ist der Liebling von ganz Castle Rock. Eines Tages wird er von einer Fledermaus mit einem teuflischen Virus infiziert. Die Kleinstadtidylle verwandelt sich fortan in eine Hölle, die von einem mordgierigen Monster beherrscht wird ...
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Seitenzahl: 596
STEPHEN KING
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von
Harro Christensen
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
DAS BUCH
Vic und Donna Trenton sind aus der Großstadt New York in die idyllische Kleinstadt Castle Rock in Maine gezogen. Vic will dort seinen Traum, eine eigene Werbeagentur aufzubauen, verwirklichen, steht aber schließlich vor dem finanziellen Ruin. Donna sitzt als gelangweilte Hausfrau mit ihrem vierjährigen Sohn Tad daheim; sie hat gerade eine Affäre mit einem Tennislehrer beendet.
Donna macht sich eines Tages mit Tad auf den Weg zu Joe Camber, um von ihm etwas an ihrem Wagen reparieren zu lassen. Was sie nicht weiß: Joe ist auf grausame Weise von Cujo, dem tollwütigen Bernhardiner seines Sohnes Brett, getötet worden. Als sie die abgelegene Farm der Cambers erreichen, fällt der reparaturbedürftige Automotor ganz aus. Weil draußen die mordende Bestie lauert, können Donna und Tad die Wagenkabine aber nicht verlassen. Weit und breit ist keine Menschenseele zur Rettung zu sehen. Im heißesten Sommer, den Castle Rock je erlebt hat, beginnt ein aussichtsloser Überlebenskampf …
DER AUTOR
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, veröffentlichte schon als Student Kurzgeschichten. Sein erster Romanerfolg, Carrie, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. Bei Heyne erschien zuletzt sein Bestseller Love.
Die Originalausgabe CUJO erschien bei Viking Books, a division of Penguin Group (USA) Inc
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Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 10/2007 Copyright © 1981 by Stephen King Copyright © 1986 der deutschsprachigen Ausgabe by Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch-Gladbach Copyright © 2007 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Umschlagfoto: © Steve Marsel / Getty Images Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, München – Zürich
eISBN: 978-3-641-20615-4V001
www.heyne.de
www.randomhouse.de
Dieses Buch ist für meinen Bruder David, der beim Überqueren der West Broad Street meine Hand festhielt und der mir beibrachte, wie man aus alten Kleiderbügeln Windvögel bastelt. Das war so aufregend, dass ich einfach nicht damit aufhören konnte.
Ich liebe dich, David.
About suffering they were never wrong,The Old Masters: how well they understoodIts human position; how it takes placeWhile someone else is eating or opening a window or justwalking dully along …
– W. H. AUDEN, »Musée des Beaux Arts«
Old Blue died and he died so hardHe shook the ground in my back yard.I dug his grave with a silver spadeAnd I lowered him down with a golden chain.Every link you know I did call his name,I called, »Here, Blue, you good dog, you.«
– Folksong
»Nope, nothing wrong here.«
– The Sharp Cereal Professor
… und es ist noch gar nicht lange her, da kam ein Ungeheuer in die kleine Stadt Castle Rock in Maine. Es tötete 1970 eine Serviererin namens Alma Frechette; 1971 eine Frau namens Pauline Toothaker und eine Studentin namens Cheryl Moody; 1974 ein hübsches Mädchen namens Carol Dunbarger; im Herbst 1975 eine Lehrerin namens Etta Ringgold; und schließlich, Ende desselben Jahres, eine Schülerin namens Mary Kate Hendrasen.
Es war kein Werwolf, Vampir oder Gespenst, und es war auch keine namenlose Kreatur aus dem Hexenwald oder aus den Schneewüsten; es war nur ein Polizist namens Frank Dodd, der seelische und sexuelle Probleme hatte. Ein guter Mann namens John Smith machte wie durch ein Wunder seinen Namen ausfindig, aber bevor man ihn erwischen konnte – und das war vielleicht auch gut so –, brachte Frank Dodd sich selbst um.
Es gab natürlich einiges Entsetzen, aber hauptsächlich herrschte Freude in der kleinen Stadt, Freude darüber, dass das Ungeheuer, das so viele Albträume verursacht hatte, tot, endlich tot war. Die Albträume einer ganzen Stadt wurden mit Frank Dodd begraben.
Aber selbst in unserer aufgeklärten Zeit, da so viele Eltern den psychischen Schaden kennen, den sie ihren Kindern vielleicht zufügen, gab es gewiss irgendwo in Castle Rock die eine oder andere Mutter – vielleicht auch eine Großmutter –, die ihre Kinder zur Ordnung rief, indem sie ihnen erzählten, dass Frank Dodd sie holen würde, wenn sie nicht gehorchten. Und sicherlich herrschte angstvolles Schweigen, wenn Kinder ihre dunklen Fenster sahen und an Frank Dodd in seinem glänzenden schwarzen Plastikregenmantel dachten. An Frank Dodd, der gewürgt hatte … und gewürgt … und gewürgt.
Da draußen ist er, höre ich die Großmutter flüstern, wenn der Wind durch den Schornstein fährt und pfeifend über den alten Topfdeckel streicht, den jemand in das Ofenloch geklemmt hat. Da draußen ist er, und wenn du nicht brav bist, ist es vielleicht sein Gesicht, das durch das Schlafzimmerfenster schaut, wenn außer dir alle im Hause schlafen; vielleicht starrt sein lächelndes Gesicht dich mitten in der Nacht aus dem Schrank an, in der einen Hand das StoppSchild, das er hochhielt, wenn er kleine Kinder traf, in der anderen das Rasiermesser, mit dem er sich umbrachte … deshalb seid schön ruhig, Kinder … pssst … pssst …
Aber für die meisten war Dodds Ende auch das Ende der Geschichte. Gewiss gab es Albträume, und gewiss lagen Kinder nachts wach, und das leere Haus der Dodds (denn seine Mutter erlitt wenig später einen Schlaganfall und starb) wurde bald als Spukhaus gefürchtet, und man mied es; aber das waren vorübergehende Phänomene – die wahrscheinlich unvermeidlichen Nebenwirkungen einer Serie sinnloser Morde.
Aber die Zeit verging. Fünf Jahre.
Das Ungeheuer war weg, das Ungeheuer war tot. Frank Dodd vermoderte in seinem Sarg.
Aber das Ungeheuer stirbt nie. Werwolf, Vampir, Gespenst, namenlose Kreatur aus den Schneewüsten. Das Ungeheuer stirbt nie.
Im Sommer 1980 kam es wieder nach Castle Rock.
Tad Trenton, vier Jahre alt, wachte im Mai jenes Jahres kurz nach Mitternacht auf und musste auf die Toilette. Er stand auf und ging im Halbschlaf auf den weißen Lichtstreifen zu, der durch die angelehnte Tür hereinfiel, wobei er schon die Pyjamahose herunterzog. Er urinierte eine Ewigkeit, spülte und ging wieder ins Bett. Er zog die Decke hoch, und in diesem Augenblick sah er die Kreatur in seinem Schrank.
Sie hockte ganz unten, und der Kopf saß zwischen riesigen Schultern. Die Augen waren bernsteinfarbene Höhlen. Das Ding hätte halb Mensch, halb Wolf sein können. Seine Augen rollten und folgten Tads Bewegungen, als dieser sich im Bett aufrichtete; er spürte ein Kribbeln zwischen den Beinen, seine Haare sträubten sich, und er wagte kaum zu atmen: Irre Augen lachten ihn an, Augen, die ihm mit einem grauenhaften Tod drohten, mit Schreien, die ungehört verhallten; etwas war im Schrank.
Er hörte sein leises Knurren; er roch seinen süßen Leichenatem.
Tad Trenton riss die Hände vor die Augen, holte tief Luft und stieß einen lang gezogenen Schrei aus.
Ein undeutlicher Ausruf in einem anderen Zimmer – sein Vater.
Ein ängstlicher Schrei »Was war das?« aus demselben Zimmer – seine Mutter.
Das Geräusch ihrer eiligen Schritte. Als sie hereinkamen, schaute er zwischen seinen Fingern hindurch und sah es dort im Schrank, und es fletschte drohend die Zähne: sie kamen vielleicht, aber sie würden auch wieder gehen, und dann …
Das Licht ging an. Vic und Donna Trenton kamen an sein Bett und warfen sich einen besorgten Blick zu, als sie sein kreideweißes Gesicht und seine entsetzten Augen sahen, und seine Mutter sagte – nein schimpfte: »Ich habe doch gleich gesagt, dass drei Hot Dogs zu viel sind, Vic!«
Und dann saß Daddy an seinem Bett, legte ihm den Arm um die Schultern und wollte wissen, was passiert war.
Tad wagte es, noch einmal in den Schrank zu schauen.
Das Ungeheuer war verschwunden. Statt der blutdürstigen Bestie, die er gesehen hatte, sah er nur noch zwei unordentliche Stapel Wolldecken, das Bettzeug für den Winter, das Donna noch nicht nach oben gebracht hatte. Statt des zottigen, raubgierig erhobenen Kopfes sah er auf dem größeren Stapel seinen Teddy sitzen. Statt der tief liegenden, bösartigen Bernsteinaugen sah er die freundlichen braunen Glasknöpfe, aus denen sein Teddy die Welt betrachtete.
»Was ist denn los, Tadder?«, fragte sein Daddy ihn noch einmal.
»Da war ein Ungeheuer!«, rief Tadder. »In meinem Schrank!« Und er brach in Tränen aus.
Seine Mommy saß bei ihm; sie hatten ihn zwischen sich genommen und trösteten ihn, so gut sie konnten. Sie folgten dem Ritual aller Eltern. Sie erklärten, dass es keine Ungeheuer gebe; dass er nur schlecht geträumt hätte. Seine Mommy erklärte ihm, dass Schatten manchmal so aussehen konnten wie die gruseligen Dinge, die man manchmal im Fernsehen oder in den Comics sieht. Und Daddy sagte ihm, dass alles in bester Ordnung sei, dass nichts in diesem schönen Haus ihm gefährlich werden könnte. Tad nickte und stimmte ihm zu, aber er war vom Gegenteil überzeugt.
Sein Vater erklärte ihm, dass zwei Stapel Wolldecken wie hochgezogene Schultern aussehen konnten, dass der Teddybär wie ein Kopf ausgesehen hatte. Seine Augen hätten das Licht aus dem Badezimmer reflektiert, und deshalb hätte Tad sie für richtige Tieraugen gehalten.
»Jetzt pass gut auf«, sagte er. »Schau genau zu, Tadder.«
Tad gehorchte.
Sein Vater schob die Wolldecken in Tads Schrank ganz nach hinten. Tad hörte, wie die Kleiderbügel leise klapperten und sich in ihrer Kleiderbügelsprache über Daddy unterhielten. Das war komisch, und er musste lächeln. Mommy sah es, und sie lächelte erleichtert zurück.
Sein Daddy nahm den Teddy aus dem Schrank und legte ihn Tad in die Arme.
»Und nun, Ladys and Gentlemen«, sagte Daddy mit großer Geste und einer Verbeugung, dass Tad und Mommy lachen mussten, »der Stuhl.«
Er stellte den Stuhl vor die Schranktür und drückte sie fest zu. Als er wieder vor Tads Bett stand, lächelte er immer noch, aber sein Blick war ernst.
»Okay, Tad?«
»Ja«, sagte Tad, und dann gab er sich einen Ruck. »Aber es war da, Daddy. Ich habe es gesehen. Bestimmt.«
»Du hast es in Gedanken gesehen, Tad«, sagte Daddy, und seine große, warme Hand strich Tad über das Haar. »Aber du hast kein Ungeheuer in deinem Schrank gesehen, kein richtiges. Es gibt keine Ungeheuer, Tad. Nur in Geschichten und in deinem Kopf.«
Er sah seinen Vater an, dann seine Mutter – ihre lieben, freundlichen Gesichter.
»Bestimmt?«
»Bestimmt«, sagte seine Mommy. »Und nun steh auf und geh noch rasch ins Badezimmer.«
»Aber ich war doch schon. Davon bin ich doch aufgewacht.«
»Ach«, sagte sie, denn Eltern glauben einem nie, »tu mir den Gefallen.«
Er ging also und schaffte unter ihrer Aufsicht vier Tropfen. Sie lächelte und sagte triumphierend: »Siehst du, du musstest doch!«
Resigniert nickte Tad. Ging wieder ins Bett. Ließ sich zudecken. Empfing die obligaten Küsse.
Und als Vater und Mutter zur Tür gingen, legte sich wie kalter Nebel die Angst wieder über ihn. Wie ein Leichentuch, das nach Tod stank. Oh, bitte, dachte er, nur dies eine, oh, bitte, bitte, bitte.
Vielleicht hatte sein Vater seine Gedanken erraten, denn Vic stand wieder in der Tür, eine Hand am Lichtschalter, und wiederholte: »Keine Ungeheuer, Tad.«
»Nein, Daddy«, sagte Tad, denn in diesem Augenblick waren die Augen seines Vaters ganz dunkel und abwesend, als sei er selbst nicht recht überzeugt. »Keine Ungeheuer.« Außer dem in meinem Schrank.
Das Licht ging aus.
»Gute Nacht, Tad«, hörte er von fern die leise Stimme seiner Mutter, und in Gedanken rief er ihr zu: Pass auf, Mommy, sie fressen Frauen! In den Filmen fangen sie die Frauen und verschleppen sie, und dann fressen sie sie! Oh, bitte, bitte, bitte …
Und der vierjährige Tad Trenton lag in seinem Bett und zitterte vor Angst. Er hatte sich die Decke bis an das Kinn gezogen, und mit einem Arm drückte er seinen Teddy fest an die Brust, und an der Wand hing Lucky Skywalker; auf einem Bord stand ein Backenhörnchen und grinste fröhlich (WENN DAS LEBEN DIR LIMONEN SCHENKT, MACH LIMONADE!, sagte das freche, grinsende Backenhörnchen); und auf einem anderen Bord standen alle bunten Figuren aus der Sesamstraße: Big Bird, Bert, Ernie, Oscar, das Krümelmonster. Symbole des Guten; ein Gegenzauber. Aber der Wind draußen. Er heulte über das Dach und fuhr in den schwarzen Schlund der Dachrinne hinein. Heute Nacht war an Schlaf nicht mehr zu denken.
Aber ganz allmählich löste sich die Spannung ein wenig. Er dachte nach …
Und dann wieder ein Kreischen, das den Wind draußen übertönte, und er war sofort hellwach.
Die Scharniere an der Schranktür.
Kriiiiiiii…
Ein dünnes Geräusch, so hoch, dass vielleicht nur Hunde oder kleine Jungen, die nachts nicht schlafen, es hören konnten. Die Schranktür öffnete sich, ganz langsam und gleichmäßig, ein toter Rachen, der sich in der Dunkelheit auftat, Zentimeter um Zentimeter.
Und in dieser Dunkelheit verbarg sich das Ungeheuer. Es hockte da, wo es vorher gehockt hatte. Es grinste ihn an, und seine riesigen Schultern standen höher als sein Kopf, und seine Augen glühten bernsteinfarben und bösartig. Ich habe dir doch gesagt, dass sie gehen würden, Tad, flüsterte es. Das tun sie am Ende immer. Und dann komme ich wieder. Ich komme gern wieder. Ich mag dich, Tad. Ich denke, ich werde jetzt jede Nacht wiederkommen, und jede Nacht komme ich ein wenig näher an dein Bett … und immer näher … bis du eines Nachts etwas knurren hörst, direkt neben dir knurren hörst, Tad, und das werde ich sein, und du wirst keine Zeit mehr haben, um Hilfe zu schreien, und ich werde mich auf dich stürzen und dich fressen, und dann wirst du in mir sein.
Betäubt vor Entsetzen starrte Tad die Kreatur in seinem Schrank an. Sie hatte etwas … etwas fast Vertrautes. Etwas, das er fast kannte. Und das war schlimmer als alles andere: es fast zu kennen. Weil …
Weil ich verrückt bin, Tad. Ich bin hier. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen. Ich hieß früher Frank Dodd, und ich habe die Frauen umgebracht, und vielleicht habe ich sie auch gefressen. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen. Ich bleibe in der Nähe und lausche. Ich bin das Ungeheuer, Tad, das alte Ungeheuer, und ich werde dich bald haben, Tad. Merkst du nicht, wie ich immer näher komme … immer näher …?
Vielleicht sprach das Ding im Schrank mit seinem eigenen pfeifenden Atem zu ihm, aber vielleicht war seine Stimme auch die Stimme des Windes. Es spielte keine Rolle. Tad hörte voll Grauen die Worte und wäre fast ohnmächtig geworden (und war doch so wach); er sah das dunkle, zähnefletschende Gesicht, das er fast kannte. Er würde heute Nacht nicht mehr schlafen; vielleicht würde er nie mehr schlafen.
Aber etwas später, zwischen Mitternacht und ein Uhr, schlief Tad dann doch ein, vielleicht weil er noch so klein war. Es war ein unruhiger Schlaf, in dem große, zottige Kreaturen mit bleckenden weißen Zähnen ihn verfolgten, bis er endlich tief und traumlos schlief.
Der Wind unterhielt sich noch lange mit der Dachrinne. Die weiße Sichel des Mondes stieg am Himmel auf. Weit weg, irgendwo auf den nächtlichen Wiesen oder auf einer tannengesäumten Waldlichtung, bellte wütend ein Hund und verstummte wieder.
Und in Tad Trentons Schrank hielt etwas mit Bernsteinaugen Wache.
»Hast du die Wolldecken zurückgelegt?«, fragte Donna am nächsten Morgen ihren Mann. Sie stand am Herd und bereitete den Frühstücksspeck. Tad saß im Nebenzimmer, sah Die Neue Zoo-Revue und aß eine Schüssel Twinkles. Twinkles waren Kornflocken von Sharp, und die Trentons bekamen ihre Sharp-Kornflocken umsonst.
»Hmmm?«, fragte Vic. Er war mit dem Sportteil der Zeitung beschäftigt.
Als ehemaliger New Yorker hatte er dem Red-Sox-Fieber bisher erfolgreich widerstanden. Aber er empfand ein masochistisches Vergnügen, als er las, dass die Metropolitans einen überaus schlechten Start gehabt hatten.
»Die Wolldecken. Aus Tads Schrank.« Der Speck zischte noch, als sie ihn auf den Tisch stellte. »Hast du sie wieder auf den Stuhl gelegt?«
»Ich nicht«, sagte Vic und blätterte um. »Da riecht es wie in einer Mottenkugelfabrik.«
»Das ist aber komisch. Dann muss er sie zurückgelegt haben.«
Er faltete die Zeitung zusammen und sah seine Frau an. »Wovon redest du überhaupt, Donna?«
»Erinnerst du dich an Tads schlechten Traum gestern Abend …?«
»Den vergess ich nicht so leicht. Als ob ihn jemand umbrachte. Als ob er Krämpfe hatte oder so was Ähnliches.«
Sie nickte. »Er hielt die Wolldecken für eine Art …« Sie zuckte die Achseln.
»Gespenst«, sagte Vic und grinste.
»Wahrscheinlich. Und du gabst ihm seinen Teddybär und schobst die Decken nach hinten in den Schrank. Aber als ich sein Bett machen wollte, lagen sie wieder auf dem Stuhl.« Sie lachte. »Ich sah in den Schrank, und eine Sekunde dachte ich …«
»Jetzt weiß ich auch, warum«, sagte Vic. Er sah sie freundlich an. »Drei Hot Dogs, du meine Güte.«
Später, Vic war schon zur Arbeit gefahren, fragte Donna Tad, warum er die Wolldecken auf den Stuhl zurückgelegt hätte.
Tad sah zu ihr auf, und sein sonst so frisches und lebhaftes Gesicht wirkte blass und verschlossen – und zu alt. Sein Krieg-der-Sterne-Malbuch lag geöffnet vor ihm, und er malte die einzelnen Figuren mit Buntstiften aus.
»Das habe ich nicht getan«, sagte er.
»Aber Tad, wenn du es nicht getan hast, und Daddy nicht, und ich nicht …«
»Dann war es eben das Ungeheuer«, sagte Tad. »Das Ungeheuer in meinem Schrank.«
Er konzentrierte sich wieder auf sein Malbuch.
Sie sah ihn besorgt und ein wenig ängstlich an. Er war ein aufgeweckter Junge, wenn auch manchmal seine Fantasie mit ihm durchging. Dies aber gefiel ihr gar nicht. Heute Abend würde sie mit Vic darüber sprechen müssen, und zwar ausführlich.
»Tad, du weißt doch, was dein Vater gesagt hat. Es gibt keine Ungeheuer.«
»Wenigstens nicht am Tage«, sagte er und lächelte sie so unbekümmert und strahlend an, dass ihre Angst verflog. Sie fuhr ihm durchs Haar und küsste ihn auf die Wange.
Sie nahm sich dennoch vor, mit Vic darüber zu sprechen, und dann kam Steve Kemp, während Tad im Kindergarten war, und sie vergaß es, und auch in dieser Nacht schrie Tad wieder, dass es in seinem Schrank sei, das Ungeheuer, das Ungeheuer!
Die Schranktür stand offen, die Decken lagen auf dem Stuhl. Diesmal brachte Vic sie in den dritten Stock und legte sie dort in einen Schrank.
»Sie sind weggeschlossen, Tadder«, sagte Vic und küsste seinen Sohn. »Jetzt ist alles in Ordnung. Nun schlaf wieder ein und träum schön.«
Aber Tad schlief noch lange nicht ein, und bevor er einschlief, öffnete sich die Schranktür, die sein Vater geschlossen hatte, ganz weit mit einem leisen Knarren, und er sah wieder den toten Rachen, in dessen toter Finsternis etwas Zottiges mit scharfen Zähnen und Klauen hockte, etwas, das nach Blut und Verderben roch.
Hallo, Tad, flüsterte es aus seinem verfaulten Rachen, und der Mond starrte wie das weiße Schlitzauge einer Leiche in Tads Fenster.
Die älteste Person, die in jenem Spätfrühling in Castle Rock lebte, war Evelyn Chalmers, den älteren Einwohnern der Stadt als Tante Evvie, George Meara als »alte Schreihälsin« bekannt. George Meara musste ihr die Post bringen – die hauptsächlich aus Katalogen, Subskriptionsangeboten von Reader’s Digest und frommen Broschüren vom Kreuzzug für den Ewigen Christus bestand – und sich dabei ihre endlosen Monologe anhören. »Das Einzige, was die alte Schreihälsin gut kann, ist das Wetter voraussagen«, hatte George gelegentlich zugegeben, wenn er leicht angetrunken mit seinen Kumpanen im Sanften Tiger saß. Ein saudummer Name für eine Kneipe, aber es war die einzige, deren Castle Rock sich rühmen konnte, und das würde sich auch so bald nicht ändern.
Georges Ansicht fand allgemeine Zustimmung. Tante Evvie war Inhaberin des Goldenen Spazierstocks der Boston Post, seit vor zwei Jahren der hundertzweijährige Arnold Heebert von der hinteren Veranda des städtischen Pflegeheims getorkelt war und sich das Genick gebrochen hatte, nicht ohne vorher noch ein letztes Mal gewaltig zu furzen. Der Alte war schon so senil gewesen, dass ein Gespräch mit ihm die gleiche intellektuelle Herausforderung bedeutete wie der Versuch, sich mit einer leeren Katzenfutterdose zu unterhalten.
Tante Evvie war nicht annähernd so senil, wie Arnie Heebert gewesen war, und auch nicht annähernd so alt, aber mit dreiundneunzig hatte sie immerhin ein beachtliches Alter erreicht, und es machte ihr nicht nur Spaß, den resignierten, oft verkaterten George Meara anzubrüllen, wenn er die Post brachte, sie war auch nicht dumm genug gewesen, sich wie Heebert aus ihrer Wohnung drängen zu lassen.
Und mit dem Wetter kannte sie sich aus. Die Stadt war sich darüber einig – jedenfalls die älteren Leute, die sich für diese Dinge interessierten –, dass Tante Evvie sich in drei Dingen niemals irrte: wann im Sommer das erste Gras gemäht werden konnte, wie gut (oder wie schlecht) die Heidelbeeren ausfallen würden, und wie das Wetter sein würde.
An einem Tag Anfang Juni schlurfte sie zu ihrem Briefkasten am Ende der Auffahrt, stützte sich dabei schwer auf ihren Spazierstock von der Boston Post und rauchte eine Zigarette der Marke Herbert Tareyton. Den Stock würde wahrscheinlich Vin Marchant erben, wenn die alte Schreihälsin abkratzte. Brüllend begrüßte sie Meara und zeterte dann, dass es den heißesten Sommer seit dreißig Jahren geben würde. Am Anfang heiß und am Ende heiß, schrie sie mit lederner Lunge in die schläfrige Mittagsstille, und in der Mitte heiß. In ihrer Taubheit war sie offenbar davon überzeugt, dass alle anderen aus lauter Sympathie gleichzeitig taub geworden wären.
»Tatsächlich?«, fragte George.
»Was?«
»Ich sagte ›tatsächlich?‹« Das war das andere: Tante Evvie schaffte es immer, dass man selbst genauso laut schrie wie sie selbst. Da konnte einem leicht eine Ader platzen.
»Ich will ein Schwein küssen und dabei lachen, wenn das nicht stimmt!«, johlte Tante Evvie. Die Asche ihrer Zigarette fiel auf George Mearas blaue Uniformjacke, die er erst heute Morgen frisch gereinigt angezogen hatte. Resigniert wischte er sie ab.
Tante Evvie schob den Kopf durch das Wagenfenster, um ihm noch besser ins Ohr brüllen zu können. Ihr Atem roch nach sauren Gurken.
»Die Feldmäuse sind schon alle aus ihren Löchern raus! Tommy Neadeau hat am Moosuntic Pond schon Hirsche gesehen, die sich den Bast von den Geweihen scheuerten, und das, bevor die erste Wanderdrossel aufgetaucht ist! Als der Schnee schmolz, war Gras darunter! Grünes Gras, Meara!«
»Tatsächlich, Evvie?«, erwiderte George, da irgendeine Antwort geboten schien. Er bekam Kopfschmerzen.
»Was?«
»TATSÄCHLICH, TANTE EVVIE?«, kreischte George. Speichel spritzte von seinen Lippen.
»Oh, jaa!«, heulte Tante Evvie zufrieden. »Und gestern habe ich Wetterleuchten gesehen! Ein schlechtes Zeichen, Meara! Frühes Wetterleuchten ist ein schlechtes Zeichen! In diesem Sommer werden eine Menge Leute an Hitze sterben! Es wird ein schlimmer Sommer!«
»Ich muss weiter, Tante Evvie!«, grölte George. »Ich habe eine Eilzustellung für Stringer Beaulieu!«
Evvie Chalmers warf den Kopf zurück und gackerte in den Frühlingshimmel. Sie gackerte, bis sie fast erstickt wäre, und diesmal fiel die Zigarettenasche vorn auf ihr Hauskleid. Sie spuckte die Zigarette aus, und sie blieb glimmend neben einem ihrer Altweiberschuhe liegen – ein Schuh schwarz wie ein Ofen und eng wie ein Korsett; ein Schuh für die Ewigkeit.
»Du hast eine Eilzustellung für Frenchy Beaulieu? Der könnte den Namen auf seinem eigenen Grabstein nicht lesen!«
»Ich muss weiter, Tante Evvie«, sagte George rasch und legte den Gang ein.
»Frenchy Beaulieu ist ein reiner Dummkopf von Geburt, wenn Gott je einen gemacht hat!«, schrie Tante Evvie, aber sie schrie in den Wind, denn George war die Flucht gelungen.
Sie blieb noch eine Minute am Briefkasten stehen und schaute ihm nach. Private Post hatte sie nicht bekommen; die bekam sie in letzter Zeit selten. Die meisten Leute, die sie kannte und die ihr hätten schreiben können, waren inzwischen tot. Sie würde ihnen bald folgen, vermutete sie. Bei dem Gedanken an den bevorstehenden Sommer hatte sie ein ungutes Gefühl, ein Angstgefühl. Sie konnte darüber reden, dass die Mäuse früh aus ihren Löchern gekommen waren, und über das Wetterleuchten am Frühlingshimmel, aber sie konnte nicht über die Hitze sprechen, die sie irgendwo über dem Horizont spürte, die dort lauerte wie eine ausgemergelte, aber starke Bestie mit krätzigem Fell und rot glühenden Augen; sie konnte nicht über ihre Träume sprechen, die heiß und schattenlos und durstig waren; sie konnte nicht darüber sprechen, dass sie früh am Morgen ohne jeden Grund weinen musste und dass die Tränen sie nicht erleichterten, sondern ihr in den Augen brannten wie der Schweiß eines ganzen Sommers. Sie roch Wahnsinn in einem Wind, der noch nicht geweht hatte.
»George Meara, du bist ein alter Furz«, sagte Tante Evvie, und sie zog das Wort so lang, dass es höchst lächerlich klang.
Auf ihren Stock von der Boston Post gestützt, machte sie sich auf den Weg zum Haus zurück. Dieser Stock war ihr im Rathaus feierlich überreicht worden, nur weil sie erfolgreich alt geworden war. Kein Wunder, dachte sie, dass diese verdammte Zeitung Pleite gemacht hatte.
Sie blieb auf ihrer Veranda stehen und schaute in den klaren pastellfarbenen Frühlingshimmel. Sie spürte es kommen: Etwas Heißes. Etwas Böses.
Ein Jahr vor jenem Sommer, als Vic Trentons alter Jaguar am linken Hinterrad ein ärgerliches Klappern entwickelt hatte, war es George Meara gewesen, der ihm riet, den Wagen zu Joe Camber zu bringen, der am Stadtrand von Castle Rock eine Autoreparaturwerkstatt betrieb. »Er legt ein eigenartiges Geschäftsgebaren an den Tag«, sagte George zu Vic, als dieser eines Morgens an seinem Briefkasten stand. »Er sagt Ihnen, was der Job kosten wird, und nach der Reparatur verlangt er genau den Betrag, den er vorher genannt hat. Komische Art, Geschäfte zu machen, was?« Und er fuhr davon und überließ es Vic, sich darüber klar zu werden, ob er das ernst gemeint hatte oder ob Vic nur das Opfer eines Yankeewitzes geworden war.
Aber er rief Camber an, und eines Tages im Juli (es war ein kühlerer Juli als der im folgenden Jahr) waren er und Donna gemeinsam hingefahren. Der Laden lag ziemlich weit draußen, und Vic musste zweimal anhalten, um nach dem Weg zu fragen, und seitdem nannte er diesen Außenbezirk der Gemeinde die Östliche Galoschenecke.
Er fuhr auf Cambers Hof, und das Hinterrad klapperte lauter als je zuvor. Tad, damals drei Jahre alt, saß auf Donna Trentons Schoß und lachte sie an. Eine Fahrt in Daddys Auto »ohne Dach« versetzte ihn immer in gute Stimmung, und auch Donna fühlte sich ausgezeichnet.
Ein Junge von acht oder neun Jahren stand auf dem Hof und schlug einen alten Baseball mit einem noch älteren Baseballschläger. Der Ball sauste durch die Luft und schlug an der Seitenwand der Scheune auf, die wahrscheinlich Mr Cambers Werkstatt war. Dann rollte er wieder zurück.
»Hallo«, sagte der Junge, »sind Sie Mr Trenton?«
»Der bin ich«, sagte Vic.
»Ich hole Daddy«, sagte der Junge und rannte in die Scheune.
Die drei Trentons stiegen aus, und Vic ging um den Wagen herum nach hinten, wo er sich ohne große Zuversicht neben das defekte Rad hockte. Vielleicht hätte er den Wagen doch lieber nach Portland schaffen sollen. Was er hier sah, war nicht sehr ermutigend. Camber hatte nicht einmal ein Schild draußen hängen.
Donna störte ihn in seinen Überlegungen. Sie rief nervös seinen Namen. Und dann: »Oh, mein Gott, Vic …«
Er stand rasch auf und sah einen riesigen Hund aus der Scheune kommen. Albern fragte er sich im ersten Augenblick, ob es überhaupt ein Hund war oder vielleicht eine seltsame und hässliche Art Pony. Aber als der Hund aus dem Schatten der Scheune heraustrat, sah er seine traurigen Augen und wusste, dass es ein Bernhardiner war.
Instinktiv hatte Donna Tad hochgerissen und sich hinter die Kühlerhaube des Wagens zurückgezogen, aber der Junge strampelte ungeduldig in ihren Armen und wollte herunter.
»Will Wauwau sehen, Mom … will Wauwau sehen!«
Donna sah nervös Vic an, der die Achseln zuckte und selbst unruhig wurde. Dann kam der fremde Junge wieder und kraulte dem Hund den Kopf. Das Tier wedelte mit seinem gewaltigen Schwanz, und Tad strampelte nur noch mehr.
»Sie können ihn runterlassen, Madam«, sagte der Junge höflich. »Cujo mag Kinder. Er tut ihm nichts.« Dann wandte er sich an Vic: »Mein Vater kommt sofort. Er wäscht sich nur die Hände.«
»Gut«, sagte Vic. »Das ist aber ein verdammt großer Hund, mein Junge. Bist du sicher, dass er nicht beißt?«
»Der beißt nicht«, sagte der Junge, aber Vic rückte näher an seine Frau heran, als sein Sohn auf den Hund zuwatschelte, neben dem er unglaublich klein wirkte. Das Tier hielt den Kopf schief, und sein buschiger Schwanz bewegte sich langsam hin und her.
»Vic …« Donna beendete den Satz nicht.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte Vic und dachte: hoffentlich. Der Hund sah aus, als könnte er Tadder in einem Bissen verschlingen.
Tad blieb einen Augenblick unsicher stehen. Er und der Hund sahen einander an.
»Wauwau?«, sagte Tad.
»Cujo«, sagte Cambers Sohn und ging zu Tad hinüber. »Er heißt Cujo.«
»Cujo«, sagte Tad, und der Hund ging zu ihm und leckte ihm schlabbernd das Gesicht. Tad kicherte und versuchte, ihn abzuwehren. Dann drehte er sich zu seinen Eltern um und lachte, wie er immer lachte, wenn sie ihn kitzelten. Er ging einen Schritt auf sie zu und stolperte über seine eigenen Füße. Er stürzte, und plötzlich war der Hund über ihm. Vic hatte den Arm um Donna gelegt und spürte und hörte die entsetzte Reaktion seiner Frau. Er setzte sich in Bewegung … und blieb stehen.
Cujos Zähne hatten sich in Tads T-Shirt mit dem Spider-Man-Emblem verbissen. Er hob den Jungen hoch – einen Augenblick lang sah Tad aus wie ein Katzenjunges im Maul seiner Mutter – und stellte ihn auf die Füße.
Tad rannte zu seinem Vater und seiner Mutter zurück. »Mag Wauwau! Mom! Dad! Ich mag Wauwau!«
Mit den Händen in den Taschen seiner Jeans hatte Cambers Junge leicht amüsiert zugeschaut.
»Klar. Er ist ein feiner Hund«, sagte Vic. Auch er amüsierte sich, aber sein Herz klopfte immer noch wild. Eine Sekunde hatte er wirklich geglaubt, dass der Hund Tad den Kopf abbeißen würde. »Das ist ein Bernhardiner, Tad«, sagte er.
»Bennadiner!«, rief Tad und rannte zu Cujo zurück, der wie ein kleiner Berg vor dem Scheunentor saß. »Cujo! Cuuuujo!«
Neben Vic zuckte Donna zusammen. »Oh, Vic, meinst du wirklich …«
Aber Tad war schon wieder bei Cujo, umarmte ihn ausgiebig und sah ihm aufmerksam ins Gesicht. Als Cujo vor ihm saß und mit dem Schwanz den Kies peitschte, wobei er seine rosa Zunge heraushängen ließ, konnte Tad ihm, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, gerade noch in die Augen sehen.
»Die vertragen sich doch prächtig«, sagte Vic.
Tad hatte inzwischen Cujo eine seiner kleinen Hände ins Maul gesteckt und schaute hinein wie der kleinste Zahnarzt der Welt. Wieder wurde Vic unruhig, aber Tad kam schon wieder angelaufen.
»Wauwau hat Zähne«, berichtete er Vic.
»Ja«, sagte Vic. »Viele Zähne.«
Er drehte sich zu dem Jungen um und wollte ihn fragen, wie er auf diesen ungewöhnlichen Namen gekommen sei, aber Joe Camber kam gerade aus der Scheune und wischte sich die Hände mit einem Putzlappen ab, um Vic die Hand schütteln zu können.
Vic war angenehm überrascht, dass Camber sein Handwerk verstand. Als er und Vic zu dem Haus unten am Hügel fuhren und dann wieder die Werkstatt ansteuerten, lauschte er aufmerksam auf das Klappern.
»Das Radlager«, sagte Camber kurz. »Sie haben Glück, dass es sich noch nicht festgefressen hat.«
»Können Sie es reparieren?«, fragte Vic.
»Oh ja. Ich erledige das sofort, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein paar Stunden zu warten.«
»Das wird schon gehen«, sagte Vic. Er sah zu Tad und dem Hund hinüber. Tad hatte sich den Baseball geholt, mit dem Cambers Sohn gespielt hatte. Er warf ihn, so weit er konnte (was nicht sehr weit war), und gehorsam sprang der Bernhardiner hinterher und brachte ihn zu Tad zurück. Der Ball sah entschieden schmierig aus. »Ihr Hund hält meinen Sohn bei Laune.«
»Cujo mag Kinder«, meinte Camber. »Fahren Sie den Wagen bitte in die Scheune, Mr Trenton?«
Jetzt kommst du zum Arzt, dachte Vic belustigt und fuhr den Wagen hinein. Es dauerte dann doch nur anderthalb Stunden, bis die Reparatur erledigt war, und Cambers Rechnung fiel erstaunlich niedrig aus.
Und Tad rannte noch lange durch den kühlen, wolkenverhangenen Nachmittag und rief immer wieder den Namen des Hundes: »Cujo … Cuujo … hiiiier, Cujo …« Kurz bevor sie gingen, hob Brett, so hieß Cambers Sohn, Tad sogar auf Cujos Rücken und hielt ihn fest, während Cujo brav auf dem Vorhof hin und her trottete. Als er vorbeilief, sah Vic die Augen des Hundes … und Vic hätte schwören können, dass er lachte.
Genau drei Tage nach George Mearas lautstarker Unterhaltung mit Tante Evvie Chalmers stand ein kleines Mädchen in Tad Trentons Alter vom Frühstückstisch auf – dieser Frühstückstisch stand in der Essecke eines hübschen kleinen Hauses in Iowa City, Iowa – und verkündete: »Oh, Mommy, mir ist ganz schlecht. Ich glaube, ich werde krank.«
Ihre Mutter drehte sich zu ihr um und war nicht gerade überrascht. Zwei Tage vorher war Marcys großer Bruder mit einer entsetzlichen Darmgrippe von der Schule nach Hause geschickt worden. Jetzt ging es ihm wieder gut, aber vierundzwanzig Stunden lang war es schlimm gewesen, und er hatte vorn und hinten aus Leibeskräften Ballast abgestoßen.
»Bist du sicher, Honey?«, fragte Marcys Mutter.
»Oh, ich …« Marcy stöhnte und hielt sich den Magen. Dann ging sie nach unten. Ihre Mutter folgte ihr, sah Marcy im Badezimmer verschwinden und dachte: Oh Gott, jetzt ist es wieder so weit. Es sollte mich sehr wundern, wenn ich mich diesmal nicht anstecke.
Sie hörte die würgenden Geräusche, und als sie das Badezimmer betrat, beschäftigte sie sich schon mit den Einzelheiten: Tee ohne Zucker, Bettruhe, Nachttopf, ein paar Bücher; Brock könnte das tragbare Fernsehgerät in ihr Zimmer bringen, wenn er aus der Schule kam und – sie schaute hin, und was sie sah, beendete auf einen Schlag all ihre Überlegungen.
Das Toilettenbecken, in das sich ihre vierjährige Tochter übergeben hatte, war voll Blut; es hatte den Porzellanrand des Beckens bespritzt, und ein paar Tropfen röteten die Fliesen.
»Oh, Mommy, mir ist so schlecht …«
Ihre Tochter drehte sich um, und ihr Mund war blutbeschmiert, das Blut lief ihr am Kinn herab und klebte an ihrem Matrosenkleid, Blut, oh, du lieber Gott, oh, Jesus, Maria und Josef, so viel Blut …
Und wieder erbrach ihre Tochter blutige Klumpen, die wie ein unheilvoller Regen herausspritzten, und dann nahm die Mutter ihre Tochter in den Arm und rannte mit ihr in die Küche an das Telefon, um den Notarzt anzurufen.
Cujo wusste, dass er zu alt war, Kaninchen zu jagen. Er war nicht alt; nein, nicht einmal für einen Hund. Aber mit fünf Jahren war er doch kein ganz junger Hund mehr, der schon wegen eines Schmetterlings eine wilde Jagd durch den Wald und die Felder hinter dem Haus und der Scheune veranstaltete. Er war fünf, und wenn er ein Mensch wäre, würde er langsam das mittlere Alter erreichen.
Aber es war der sechzehnte Juni, ein wunderschöner früher Morgen, und der Tau lag noch auf dem Gras. Die Hitze, die Tante Evvie George Meara prophezeit hatte, war wirklich eingetroffen – es war der heißeste Juni seit Jahren –, und nachmittags um zwei würde Cujo auf dem staubigen Hof liegen (oder in der Scheune, wenn der MANN ihn hineinließ, was er manchmal tat, wenn er trank, und er trank in der letzten Zeit fast immer) und unter der heißen Sonne hecheln. Aber das kam erst später.
Und das große, dicke, braune Kaninchen dort unten am Ende des nördlichen Feldes, eine Meile vom Haus entfernt, hatte nicht die leiseste Ahnung, dass Cujo in der Nähe war. Für Bruder Kaninchen blies der Wind aus der falschen Richtung.
Cujo schlich sich an das Kaninchen heran, nicht um Beute zu machen, sondern zum Vergnügen. Das Kaninchen fraß seelenruhig von dem frischen Klee, der in einem Monat von der sengenden Sonne verdorrt sein würde. Wenn er nur die Hälfte der ursprünglichen Distanz zurückgelegt hätte, als das Kaninchen ihn sah und davonsauste, hätte Cujo aufgegeben. Aber er war schon bis auf fünf Meter herangekommen, als das Kaninchen den Kopf aufrichtete und die Ohren hochstellte. Einen Augenblick blieb das Tier reglos sitzen; wie eine Kaninchenskulptur mit schwarzen Glasaugen, die komisch vorstanden. Dann war es weg.
Mit wütendem Gebell schoss Cujo hinterher. Das Kaninchen war sehr klein, und Cujo war sehr groß, aber allein die Möglichkeit, es zu erwischen, ließ zusätzliche Energie in seine Knochen fahren. Er kam so nahe heran, dass er das Kaninchen mit der Pfote berührte. Das Kaninchen schlug einen Haken. Cujo änderte ein wenig schwerfälliger die Richtung, und seine Pfoten wühlten den schwarzen Boden unter dem Gras auf. Zuerst fiel er zurück, aber dann holte er rasch wieder auf. Mit seinem rauen Gebell scheuchte er einige Vögel auf; wenn ein Hund überhaupt grinsen konnte, dann grinste Cujo jetzt. Wieder schlug das Kaninchen einen Haken und rannte dann geradeaus über das nördliche Feld. Cujo stürmte hinterher. Er vermutete schon, dass er dieses Rennen nicht gewinnen würde.
Aber er strengte sich an, und er holte wieder auf, als es in einem Loch an der Seite eines flachen Hügels verschwand. Das Loch war von hohem Gras überwachsen, und Cujo zögerte keine Sekunde. Er duckte seinen gelb-braunen Körper, und wie eine Art pelziges Projektil ließ ihn seine Vorwärtsbewegung in das Loch hineinschießen … wo er prompt wie ein Korken in der Flasche stecken blieb.
Joe Camber bewohnte die Seven-Oaks-Farm am Ende der Town Road Nummer 3 seit siebzehn Jahren, aber von der Existenz des Lochs hatte er keine Ahnung. Wenn er Ackerbau betrieben hätte, wäre es ihm nicht verborgen geblieben, aber das war nicht der Fall. In der großen roten Scheune stand kein Vieh; sie diente ihm als Garage und Werkstatt. Sein Sohn Brett durchstreifte häufig den Wald und die Felder hinter dem Haus, aber auch ihm war das Loch noch nie aufgefallen, obwohl er einige Male fast hineingetreten war, wobei er sich bestimmt den Fuß gebrochen hätte. An sonnigen Tagen konnte man das Loch für einen Schatten halten; war es bewölkt, verschwand es völlig im hohen Gras.
John Mousam, der frühere Besitzer der Farm, hatte das Loch gekannt, aber er hatte es Joe Camber gegenüber nicht erwähnt, als dieser 1963 die Farm kaufte. Er hätte es spätestens dann erwähnen müssen, als Joe und Charity 1970 ihren Sohn bekamen, aber da hatte der Krebs den alten John schon weggerafft.
Es war ganz gut, dass Brett es noch nicht gefunden hatte. Es gibt für einen Jungen nichts Interessanteres auf der Welt als so ein Loch, und dieses führte in eine kleine natürliche Kalksteinhöhle. An der tiefsten Stelle war sie ungefähr sechs Meter tief, und ein kleiner Junge hätte sich leicht hineinzwängen und bis nach unten rutschen können. Er hätte dann festgestellt, dass es unmöglich war, wieder herauszukommen. Das war einigen kleineren Tieren schon passiert. An der glatten Kalksteinwand konnte man schlecht hochklettern, und der Boden war von Knochen bedeckt: ein Waldmurmeltier, ein Skunk, ein paar Backenhörnchen, ein paar Eichhörnchen und eine Hauskatze. Die Hauskatze hatte auf den Namen Mr Clean gehört. Der Kater war den Cambers vor zwei Jahren abhanden gekommen, und sie hatten geglaubt, er sei von einem Auto überfahren worden oder einfach davongelaufen. Aber hier lag er, zusammen mit dem Skelett einer dicken Feldmaus, die er gejagt hatte.
Das Kaninchen war ganz nach unten gerutscht. Das Tier zitterte, und seine Nase vibrierte wie eine Stimmgabel, als Cujos Gebell die Höhle erfüllte. Durch das Echo hörte es sich an, als sei dort oben eine ganze Hundemeute.
Von Zeit zu Zeit hatten auch kleine Fledermäuse die Höhle aufgesucht – nie sehr viele, denn die Höhle war nur klein, aber an der rauen Decke konnten sie sich gut aufhängen und den Tag verschlafen. Schon wegen der Fledermäuse war es, ganz besonders in diesem Jahr, gut, dass Brett die Höhle nicht gefunden hatte. Die braunen Insektenfresser, die die kleine Höhle bewohnten, waren nämlich in diesem Jahr mit besonders bösartigen Tollwutviren infiziert.
Cujos Schultern waren stecken geblieben. Er stieß sich wütend mit den Hinterbeinen ab, aber das nützte nichts. Er hätte sich aus dem Loch zurückziehen können, aber er wollte unbedingt das Kaninchen haben. Es war gefangen, es konnte ihm nicht entkommen. Cujos Augen waren nicht besonders scharf, und mit seinem massigen Körper hielt er ohnehin das meiste Licht ab, und er merkte nicht, dass vor seinen Vorderpfoten ein steiler Abhang lag. Er roch die Feuchtigkeit, und er roch alte und frische Tierexkremente … aber vor allem roch er das Kaninchen. Heißes und schmackhaftes Kaninchenfleisch. Das Dinner ist serviert.
Sein Gebell hatte die Fledermäuse aufgescheucht. Verängstigt merkten sie, dass etwas in ihre Behausung eingedrungen war. In einem dichten Schwarm flogen sie pfeifend zum Ausgang. Aber ihre Sonarorgane registrierten eine rätselhafte und betrübliche Tatsache: Es gab keine Öffnung mehr. Wo die Öffnung gewesen war, stand der Räuber.
Sie kreisten in der Dunkelheit und schossen hin und her, und ihre membranartigen Schwingen hörten sich an wie Stofffetzen, die bei heftigem Wind an der Leine flattern. Unter ihnen hockte zitternd das Kaninchen.
Cujo spürte einige der Fledermäuse über den Teil seines Körpers streifen, den er in die Höhle gezwängt hatte, und bekam es mit der Angst. Er mochte weder ihren Geruch noch das Geräusch, das sie verursachten; ihm missfiel die seltsame Hitze, die sie auszuströmen schienen. Er bellte noch lauter und schnappte nach den Dingern, die pfeifend um seinen Kopf herumflatterten. Er erwischte eine der schwarzbraunen Schwingen und biss zu. Die dünnen Knochen knackten. Die Fledermaus wehrte sich mit Krallen und Zähnen und riss die Haut an der empfindlichen Schnauze des Hundes auf. Die lange, gebogene Wunde sah aus wie ein Fragezeichen. Sich überschlagend und sterbend stürzte das Tier dann in die Tiefe. Aber der Schaden war schon geschehen. Der Biss eines tollwütigen Tieres ist besonders in der Nähe des Kopfes sehr gefährlich, denn die Tollwut ist eine Krankheit des Zentralnervensystems. Hunde sind empfindlicher als ihre Herren, und der Impfstoff aus inaktivierten Viren, den jeder Veterinär injiziert, bietet ihnen keinen vollkommenen Schutz. Und Cujo hatte in seinem ganzen Leben keine einzige Spritze gegen Tollwut bekommen.
Das wusste Cujo nicht, aber er wusste, dass das unbekannte Ding, das er gebissen hatte, ekelhaft geschmeckt hatte. Er kam zu dem Schluss, dass sich das Spiel nicht lohnte. Mit einem gewaltigen Ruck seiner Schultern befreite er sich aus dem Loch und verursachte dabei eine kleine Erdlawine. Er schüttelte sich, und übel riechende Kalksteinbrocken flogen aus seinem Fell. Von seiner Schnauze tropfte Blut. Er setzte sich, hob den Kopf zum Himmel und stieß einen einzigen klagenden Heullaut aus.
Die Fledermäuse flatterten in einer kleinen braunen Wolke aus dem Loch heraus, flogen ein paar Sekunden lang ziellos unter der heißen Junisonne hin und her und suchten dann wieder ihren Schlafplatz auf. Es waren hirnlose Wesen, und nach zwei oder drei Minuten hatten sie den bellenden Eindringling vergessen und schliefen wieder. Sie hatten sich an den Krallen aufgehängt und ihre Schwingen um ihre rattenähnlichen Körper gelegt.
Cujo trottete davon. Wieder schüttelte er sich. Hilflos rieb er sich mit der Pfote über das Maul. Das Blut trocknete schon, aber die Wunde schmerzte. Hunde haben ein eigenes Bewusstsein, das ihre Intelligenz weit übersteigt, und Cujo war von sich selbst angewidert. Er hatte keine Lust, nach Hause zu laufen. Wenn er das tat, würde einer aus seiner Dreieinigkeit – der MANN, die FRAU oder der JUNGE – merken, dass er sich verletzt hatte. Es war möglich, dass einer der drei ihn sogar einen BÖSEN HUND nannte. Und in diesem Augenblick kam er sich auch wirklich wie ein BÖSER HUND vor.
Anstatt nach Hause zu laufen, trabte Cujo also zu dem Bach hinunter, der Cambers Land von dem Besitz des nächsten Nachbarn Gary Pervier trennte. Er watete stromaufwärts; er trank; er wälzte sich im Wasser und versuchte, den schlechten Geschmack loszuwerden, den Dreck und den wässerig grünen Gestank des Kalksteins, versuchte, das Gefühl loszuwerden, ein BÖSER HUND zu sein.
Ganz allmählich fühlte er sich besser. Er stieg aus dem Wasser und schüttelte sich, und die Tropfen bildeten in der Luft sekundenlang einen wunderschönen Regenbogen.
Sein Gefühl, ein BÖSER HUND zu sein, schwand langsam, und auch die Schmerzen an seiner Schnauze waren nicht mehr so schlimm. Er machte sich auf den Weg zum Haus hinüber, um zu sehen, ob der JUNGE in der Nähe war. Er hatte sich an den großen gelben Schulbus gewöhnt, der den JUNGEN jeden Morgen abholte und ihn nachmittags wiederbrachte, aber in der letzten Woche war der Bus mit seinen blitzenden Augen und den vielen schreienden Kindern nicht gekommen. Der JUNGE war immer zu Hause. Gewöhnlich war er draußen in der Scheune bei dem MANN. Vielleicht war der gelbe Schulbus heute gekommen. Vielleicht auch nicht. Das würde er schon sehen. Er hatte das Loch und den ekelhaften Geschmack der Fledermaus vergessen, und seine Nase schmerzte kaum noch.
Leicht bahnte Cujo sich seinen Weg durch das hohe Gras des nördlichen Feldes und scheuchte dabei gelegentlich einen Vogel auf, ohne jedoch hinterherzurennen. Für heute hatte er genug gejagt, und wenn sich sein Gehirn auch nicht erinnerte, sein Körper tat es. Er war ein Bernhardiner in der Blütezeit seines Lebens, fünf Jahre alt, fast zweihundert Pfund schwer, und heute, am 16. Juni 1980, hatte er sich mit Tollwut infiziert.
Sieben Tage später und dreißig Meilen von der Seven-Oaks-Farm in Castle Rock entfernt trafen sich zwei Männer in einem Restaurant namens Yellow Submarine in der Innenstadt von Portland. Im Submarine gab es eine reiche Auswahl an Riesen-Sandwiches und Pizzas. Auf einem Schild über der Theke stand, dass man umsonst essen konnte, wenn man zwei Submarine-Albträume schaffte; darunter hatte jemand in Klammern WENN SIE KOTZEN, ZAHLEN SIE hinzugefügt.
Normalerweise wäre Vic Trenton nichts lieber gewesen als eins der Riesen-Sandwiches vom Yellow Submarine, aber heute hätte er davon nur Sodbrennen bekommen.
»Sieht aus, als ob wir den Ball verlieren, was?«, sagte Vic zu dem anderen Mann, der ohne jede Begeisterung auf sein Sandwich mit dänischem Schinken starrte. Der Mann hieß Roger Breakstone, und wenn er ein Essen ohne Begeisterung betrachtete, konnte man sicher sein, dass sich irgendeine Katastrophe ereignet hatte. Roger wog zweihundertsiebzig Pfund, und wenn er saß, war auf seinem Schoß kein Platz mehr.
»Es sieht beschissen aus«, gab Roger zu. »Es sieht so beschissen aus, dass es kaum zu glauben ist, Victor, alter Junge.«
ENDE DER LESEPROBE