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Die Scanguards-Hybriden-Serie wird mit Damian LeSang, dem ältesten Zwillingssohn von Nina & Amaury (Amaurys Hitzköpfige Rebellin), fortgesetzt. Als Vampir-Hybride, der nicht nur Leibwächter bei Scanguards ist, sondern auch den Nachtclub Mezzanine leitet, hat Damian die Auswahl an schönen Frauen. Doch als die kurvige Journalistin Naomi Sutton in das Büro des Nachtclubs einbricht, während sie Behauptungen über angebliche satanische Blutrituale im Club nachgeht, regt sich Damians Blut wie nie zuvor. Doch wie kann er Naomi davon abhalten, seine Geheimnisse aufzudecken, wenn er nichts mehr will, als sie zu Seiner zu machen? Das Verschwinden eines Barkeepers, eine Verwechslung mit seinem Zwillingsbruder und ein Diebstahl werfen weitere Probleme in Damians Leben auf und könnten ihn dazu zwingen, Naomi die Wahrheit über sich zu offenbaren. Doch kann eine Reporterin ein solches Geheimnis bewahren? Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Scanguards Vampirserie ist voll von rasanter Action, brennenden Liebesszenen, witzigen Dialogen und starken Helden und Heldinnen. Vampir Samson Woodford lebt in San Francisco und besitzt die Sicherheits-/Leibwächterfirma Scanguards, die sowohl Vampire als auch Menschen beschäftigt. Und letztendlich auch einige Hexer. Später in der Serie tauchen auch ein paar unsterbliche Hüter und Dämonen auf. Jedes Buch kann als alleinstehender Roman gelesen werden (keine Cliffhanger) und dreht sich immer um ein neues Paar, das die Liebe findet, aber die Serie macht mehr Spaß, wenn sie chronologisch gelesen wird. Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Scanguards Vampirserie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Feinden zum Liebespaar, Alpha-Helden, Leibwächter, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, die Schöne und das Biest, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, Jungfrauen, gequälter Held, Altersunterschied, zweite Liebeschance, trauernder Liebhaber, Rückkehr von Totgeglaubten, heimliches Baby, Playboy, Entführungen, von Freunden zum Liebespaar, Coming-out, heimlicher Verehrer, unerwiderte Liebe, Amnesie, Aristokraten, verbotene Liebe, eineiige Zwillinge, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.
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Auch in dieser Serie
Über die Autorin
Copyright
Damians Eroberung
Scanguards Vampire – Buch 14
Scanguards Hybriden – Buch 2
von
Tina Folsom
Lektoriert von Birgit Oikonomou
Die Scanguards-Hybriden-Serie wird mit Damian LeSang, dem ältesten Zwillingssohn von Nina & Amaury (Amaurys Hitzköpfige Rebellin), fortgesetzt.
Als Vampir-Hybride, der nicht nur Leibwächter bei Scanguards ist, sondern auch den Nachtclub Mezzanine leitet, hat Damian die Auswahl an schönen Frauen. Doch als die kurvige Journalistin Naomi Sutton in das Büro des Nachtclubs einbricht, während sie Behauptungen über angebliche satanische Blutrituale im Club nachgeht, regt sich Damians Blut wie nie zuvor. Doch wie kann er Naomi davon abhalten, seine Geheimnisse aufzudecken, wenn er nichts mehr will, als sie zu Seiner zu machen?
Das Verschwinden eines Barkeepers, eine Verwechslung mit seinem Zwillingsbruder und ein Diebstahl werfen weitere Probleme in Damians Leben auf und könnten ihn dazu zwingen, Naomi die Wahrheit über sich zu offenbaren. Doch kann eine Reporterin ein solches Geheimnis bewahren?
„Meinst du, ich sollte mich einer Brustverkleinerung unterziehen?“, fragte Naomi Sutton.
Heather, ihre beste Freundin seit der High School, starrte sie an. Sie aßen im Food Court des Westfield Shopping Centers gleich um die Ecke von Naomis Büro beim San Francisco Chronicle, wo sie als Reporterin arbeitete, zu Mittag. Es kam nicht oft vor, dass sie Zeit für ein gemeinsames Mittagessen hatten, weil Heather in Mission Bay in einem der neuen medizinischen Forschungsgebäude der UCSF arbeitete. Aber heute musste Heather in der Innenstadt Besorgungen tätigen, und sie hatten sich deshalb zu einem spontanen Mittagessen getroffen.
„Warum solltest du das tun?“, fragte Heather und ihre dunkelbraunen Augen bohrten sich in sie.
„Na ja, würdest du das an meiner Stelle nicht tun?“ Naomi deutete auf Heathers perfekte Figur. „Du hast Größe sechsunddreißig und siehst toll aus, aber schau mich an, ich kann mich kaum in Größe zweiundvierzig hineinzwängen, und mit meinem Busen sehe ich immer aus wie ein überquellender Cupcake mit Zuckerguss.“
Heather lachte. „Du siehst nicht aus wie ein Cupcake. Du bist nur … ähm, üppig.“
„Üppig, mein Arsch. Die Leute starren mich die ganze Zeit an.“
„Du meinst, Kerle glotzen dich an“, korrigierte Heather sie.
„Ich fühle mich immer so gehemmt, weißt du. Ich habe ständig das Gefühl, ich sollte mich verhüllen.“
„Tu das nicht, Naomi. Du siehst wunderschön aus. Du hast schöne blonde Haare. Ich wünschte, ich hätte deine Haare anstatt meiner mattbraunen. Und obendrein hast du blaue Augen. Kein Wunder, dass die Kerle dich ansehen. Du bist hübsch. Was macht es schon, dass du etwas stämmiger bist als andere Frauen? Nicht jede kann spindeldürr sein. Und Jungs mögen große Brüste. Ich wünschte, ich hätte mehr Oberweite.“ Sie deutete auf ihre eigenen Brüste, die in Naomis Augen perfekt proportioniert aussahen. „Nur weil dein Ex jetzt eine magere Tussi datet, heißt das nicht, dass er dich verlassen hat, weil du … äh …“
„Weil ich fett bin?“, half Naomi aus.
„Du bist nicht fett. Deine Figur ist eher so, wie Frauen früher aussahen, weißt du, in den Fünfzigern. Außerdem war Marilyn Monroe auch nicht dürr. Du bist im Grunde wie Marilyn Monroe. Und niemand hat ihr je gesagt, dass sie sich einer Brustverkleinerung unterziehen oder abnehmen soll.“
Naomi zwang sich zu einem Lächeln. „Bist du sicher? Es ist nur, ich hatte schon seit Monaten kein Date mehr … und ich dachte mir, vielleicht liegt es daran, dass Männer eine schlanke Freundin wollen.“
Heather kicherte. „Der Grund, warum du seit einer Weile kein Date mehr hattest, ist, weil du Männer einschüchterst.“
„Ich schüchtere Männer nicht ein.“
„Doch, das tust du. Du bist dominant, rechthaberisch und lässt dir von niemandem etwas gefallen.“
„Bei einem Mann wären diese Eigenschaften positiv. Er würde als durchsetzungsfähig angesehen werden.“
Heather zuckte mit den Schultern. „Stimmt schon, aber das ist die Welt, in der wir leben. Männer wollen Frauen, die einfacher zu handhaben sind. Du bist eine Nummer zu groß für die. Du musst nur den richtigen Mann finden, der für diese Herausforderung bereit ist.
„Hah!“ Naomi atmete tief aus. „Ich schätze, dann werde ich für eine ganze Weile Single bleiben.“
Naomis Handy klingelte. Sie blickte darauf und sah eine Nachricht von ihrem Redakteur Wei Guo. „Ich muss zurück. Wei will mich sehen.“
Sie tippte schnell eine Nachricht, um ihn wissen zu lassen, dass sie unterwegs war.
Heather seufzte. „Schlechtes Timing. Ich wollte, dass du in den Halloween-Laden mitkommst. Ich brauche noch ein Kostüm für Carries Party heute Abend.“
„Tut mir leid, geht nicht.“
„Warum kaufe ich dir nicht ein Outfit und du kommst mit mir zur Party?“
Naomi stand auf und griff nach ihrer Jacke. „Du weißt doch, wie sehr ich Kostümpartys hasse. Oder Partys im Allgemeinen. Das ist nur wieder eine Ausrede für alle, sich zu besaufen und sich schlecht zu benehmen.“
„Der Richtige könnte auf der Party sein und auf dich warten“, neckte Heather.
„Eher der Richtige für den Augenblick“, sagte Naomi mit einem Glucksen. „Ich lasse es mir durch den Kopf gehen, okay?“
„Warte nur nicht zu lange, um eine Entscheidung zu treffen. Die Läden haben schon fast keine anständigen Kostüme mehr.“
Trotz ihrer Behauptung, darüber nachzudenken, wusste Naomi, dass es zweifelhaft war, dass sie mit Heather zur Halloween-Party gehen würde. Sie würde höchstwahrscheinlich zuhause einen Horrorfilm ansehen und Eis essen.
Naomi eilte zurück ins Büro. Ihr Redakteur rief sie sofort zu sich.
„Hey, Wei, worüber wolltest du mit mir sprechen?“
Der kleine Chinese mit dem vollen schwarzen Haar deutete auf eine beige Akte auf seinem Schreibtisch. „Ich möchte, dass du etwas für mich überprüfst. Wir haben Berichte erhalten, dass in einem der Nachtclubs South of Market etwas Seltsames vor sich geht.“
Naomi hob eine Augenbraue. „Was meinst du mit seltsam? Drogenhandel?“
Zu ihrer Überraschung schüttelte Wei den Kopf. Er tippte auf die Akte. „Die Nachbarn berichten, dass Menschen blutverschmiert aus dem Hintereingang dieses Clubs kommen.“
„Willst du damit sagen, dass die Nachbarn Zeugen eines Verbrechens im Club geworden sind? Hast du Katrina gefragt, welche Informationen sie vom SFPD dazu bekommen kann? Ich habe nämlich nichts dergleichen auf meinem Schreibtisch landen gesehen.“ Außerdem kümmerte sie sich hauptsächlich um Unterhaltungsnachrichten.
„Das liegt daran, dass die Nachbarin, eine Mrs. Zhang, die das gesehen hat, sagt, die Polizei habe ihre Behauptungen nicht ernstgenommen. Und sie konnte ihnen keinen eindeutigen Beweis dafür liefern, dass dort ein Verbrechen vorgefallen ist. Anscheinend hat sie schon früher Anzeige wegen Lärmbelästigung gegen den Club erstattet, also denkt die Polizei, dass sie sich wieder nur beschwert.“
„Warum untersuchen wir es dann? Ich meine, sie tut wahrscheinlich genau das: sich über den Club beschweren, weil sie sich über den Lärm ärgert. Und da die Polizei nicht genug dagegen unternimmt, eskaliert sie.“ Naomi zuckte mit den Schultern.
Wei rieb seinen Nacken. „Das ist es wahrscheinlich, aber was, wenn doch etwas an der Geschichte dran ist? Was, wenn da unten ein perverser BDSM-Scheiß abgeht? Oder satanische Rituale? Weißt du, wie diese Studentenverbindungen. Warum sollte sie etwas so Ausgefallenes erfinden, wie Leute mit Blut überall auf ihrer Kleidung und ihren Gesichtern? Wir könnten eine saftige Geschichte gebrauchen. Unsere Abonnementzahlen sind rückläufig. Finde etwas. Geh einfach hin und sieh dich um.“
„Warum ich?“, fragte Naomi. „Das ist mehr eine Story für Katrina. Sie arbeitet im Kriminalbereich.“
„Ja, und sie geht auf die Fünfzig zu und ist nicht in der richtigen Bevölkerungsgruppe für den Club. Wenn sie dort auftaucht, wird sie total auffallen. Du bist im richtigen Alter. Du kannst dich dort daruntermischen.“ Er reichte ihr die Akte. „Der Name des Clubs ist Mezzanine.“
„Das Mezzanine?“, fragte Naomi. Sie kannte es. Jeder, der was auf sich hielt, ging ins Mezzanine. „Wie komme ich da rein? Sie sind ziemlich wählerisch, wen sie hineinlassen. Ich meine den Türsteher …“
„Zieh dich sexy an und sie lassen dich rein. Genau wie alle Nachtclubs“, behauptete Wei. Dann zeigte er wieder auf die Akte in ihrer Hand. „Mrs. Zhangs Kontaktinformationen sind da drinnen, ebenso Informationen, wem der Club gehört. Schau es dir an und lass mich wissen, ob etwas an den Behauptungen dran ist.“
Wei Guo wandte sich seinem Computer zu und Naomi verließ sein Büro.
Das große Redaktionsbüro war halbleer, nicht nur, weil einige Mitarbeiter schon früh Schluss gemacht hatten, um mit ihren Kindern auf Süßes sonst gibt’s Saures-Tour zu gehen, sondern auch, weil es Entlassungen gegeben hatte. Naomi hatte noch einen Job, weil sie eine der jüngeren Mitarbeiterinnen war, deren Gehalt niedrig war. Einige der älteren und viel besser bezahlten Mitarbeiter waren entweder entlassen oder von Online-Nachrichtenblogs oder Kabelnachrichtensendern abgeworben worden.
In ihrer Bürokabine ging Naomi die dünne Akte durch, die Wei Guo ihr gegeben hatte. Es gab nicht viel: die Kontaktinformationen von Mrs. Zhang, einer Nachbarin, die in einem Wohnhaus hinter dem Club lebte, eine Zusammenfassung ihrer Schimpftirade über blutige Clubbesucher und scheinbar heimliche Treffen hinter dem Club sowie Informationen über die Eigentümerschaft des Nachtclubs.
Laut den öffentlichen Aufzeichnungen gehörte der Club zwei Personen: Samson Woodford und Amaury LeSang. Im Internet konnte sie nicht viel über die beiden Männer finden. Sie hatten keine Social-Media-Konten. Das einzige Mal, dass die Namen der beiden Männer irgendwo erwähnt wurden, war in einem Bericht über Sicherheitsunternehmen. Es stellte sich heraus, dass beide Männer für Scanguards arbeiteten, einem landesweiten Sicherheitsunternehmen, das Leibwächter zum Personenschutz bereitstellte. Ihre Webseite war jedoch karg und enthielt nur eine Adresse im Mission-Viertel von San Francisco und eine Telefonnummer. So wie es aussah, bewarben sie ihre Dienste nirgendwo, wodurch Naomi vermutete, dass sie sich hauptsächlich auf Mundpropaganda stützten, um ihr Geschäft auszubauen.
Zum Glück hatte das Mezzanine eine Webseite. Laut der Rubrik Über uns wurde der Club von zwei Managern geleitet, Damian LeSang und Patrick Woodford. Die gleichen Nachnamen wie die Eigentümer. Sie vermutete, dass die beiden Manager die Söhne der Eigentümer waren. Sie wusste, was das bedeutete: Die Besitzer hatten ihren Söhnen ein Geschäft gekauft, dass sie führen sollten. Ja, reiche Kerle, die ein Spielzeug wollten und es in Form eines erfolgreichen Nachtclubs bekamen. Um ihre Vermutung zu bestätigen, googelte sie die beiden Manager, aber keiner von ihnen hatte eine Social-Media-Präsenz. Seltsam. Sie grub etwas tiefer und stellte fest, dass Damian in mehreren Social-Media-Beiträgen erwähnt wurde. Sie klickte auf den ersten Beitrag und sah ein Foto einer wunderschönen Rothaarigen mit einer Modelfigur, die sich an einen großen Adonis mit dunklen Haaren und blauen Augen klammerte. Laut dem Post war dies Damian LeSang. Er sah aus wie Sex am Stiel.
Ihr Herz begann bei solch perfekter Männlichkeit zu flattern. Sie schloss schnell den Tab im Browser und kehrte zur Homepage des Nachtclubs zurück. Dort sah sie sich das bunte Banner genauer an, das für heute Abend eine Halloween-Party im Club ankündigte. Sie las es durch, bis sie zum Ende kam, wo zwei Zeilen fett gedruckt waren.
Wenn Sie kein tolles oder sexy Kostüm tragen, werden Sie heute Abend nicht eingelassen. Beeindrucken Sie uns!
Naomi stockte der Atem. Es hätte genauso gut ein dritter Satz folgen können: Wir meinen dich, Naomi.
Tja, sie war nicht jemand, der vor einer Herausforderung zurückschreckte. Vielleicht wäre es wirklich eine gute Sache, den Club während einer Halloween-Party zu besuchen. Sie würde sich verkleiden und der Club wäre so voll, dass niemand bemerken würde, wenn sie herumschnüffelte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Idee.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Sie musste sich beeilen, ein passendes Kostüm zu finden, bevor alles ausverkauft war. Sie musste eines finden, das ihr den Zutritt zum Mezzanine garantierte.
In dem geheimen Raum hinter dem Büro des Managers im Mezzanine gab Damian LeSang seinem Kostüm den letzten Schliff. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Rüschenhemd mit Puffärmeln und Krawatte, die einem Gentleman des späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts gebührt hätten. Er legte einen großen schwarzen Umhang mit rotem Satinfutter über seine Schultern und befestigte ihn vorne mit einer juwelenbesetzten Schnalle. Er hätte sich ganz im Interview-mit-einem-Vampir-Stil bekleiden können, aber er fand die Goldstickerei auf den Mänteln, die die Schauspieler getragen hatten, etwas zu schrill. Der Umhang war viel mehr sein Stil.
Er liebte Halloween schon immer, denn es war die einzige Nacht im ganzen Jahr, in der es ihm erlaubt war, seine Reißzähne in der Öffentlichkeit zu zeigen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, dass er damit verriet, was er war. Jeder würde erkennen, dass er in seinem Kostüm einen Vampir darstellte, und annehmen, dass die Reißzähne, die zwischen seinen Lippen hervorlugten, Fälschungen aus Plastik waren. Wenn sie nur wüssten, dass diese Reißzähne mühelos eine Vene durchbohren und einen Menschen aussaugen könnten. So weit würde er natürlich nie gehen. Er war zivilisiert.
Als Vampirhybride, ein Kind, das das Produkt eines Vollblutvampirs und seiner blutgebundenen menschlichen Gefährtin war, konnte er sich sowohl von menschlicher Nahrung als auch von menschlichem Blut ernähren. Während er menschliches Essen genoss und San Francisco einige der besten Restaurants des Landes bot, liebte er es, menschliches Blut zu trinken. Es gab ihm Kraft. Als Kind war er mit abgefülltem Blut aufgewachsen, aber später als Teenager hatte er eine Vorliebe für Blut entwickelt, das direkt aus der Vene eines Menschen kam. Und als gesunder einunddreißigjähriger Mann genoss er es besonders, von einer menschlichen Frau zu trinken, während er mit ihr Sex hatte. Er liebte die gesteigerte sexuelle Erregung, die der Biss mit sich brachte.
Sein Blick wanderte zum Doppelbett im Zimmer. Vielleicht würde er später, bevor die Nacht zu Ende war, begleitet von einer Frau, hierher zurückkommen, denn heute Abend hatte er nicht nur Lust auf Sex, sondern auch auf einen Bissen. An Frauen würde es heute Nacht nicht mangeln. Genau wie in anderen Nächten würden ihn viele Frauen, angezogen von seinem Charme und seinem guten Aussehen, anbaggern, ohne zu wissen, dass sich unter der Oberfläche der Vampir kaum zügeln konnte.
Damian grinste. Heute Abend würde er Spaß haben. Aber zuerst musste er sicherstellen, dass alles für die Party bereit war. Schließlich war er einer der beiden Manager des Clubs und hatte Pflichten.
Er verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Vom Büro des Managers aus war die Tür zum Geheimraum nicht wahrnehmbar, es sei denn, man wusste, wonach man suchte. Es gab keinen Türgriff, keine offensichtlichen Rillen, keine Scharniere, nichts, was darauf hindeutete, dass eine Tür existierte. Diese öffnete sich nur, wenn man an die richtige Stelle an der Wand drückte.
Über einen Zwei-Wege-Spiegel im Büro konnte man von dort auf die Tanzfläche hinunterblicken. Im Moment war der Club noch leer. Nur Mitarbeiter eilten umher und bereiteten alles für die Party vor. Er warf einen Blick auf die lange Bar, die eine Wand des Clubs säumte, und sah mehrere Barkeeper, die sich auf den Ansturm von Getränkebestellungen einrichteten.
Damian verließ das Büro und ließ die Tür hinter sich zufallen, während er bereits die Treppe hinunterging und die Tanzfläche überquerte. An der Garderobe winkte er den beiden Mitarbeiterinnen Beth und Melanie zu. Beth war als sexy Krankenschwester verkleidet, obwohl sie nicht die Brüste hatte, um ihr Kostüm vollständig auszufüllen, Melanie stellte einen Flapper aus den 1920er Jahren dar.
„Bereit für heute Nacht?“, fragte er die beiden.
„Wir haben es im Griff“, sagte Melanie.
„Keine Sorge, Damian“, schnurrte Beth. Er wusste, dass die Vampirfrau in ihn verknallt war, aber sie war einfach nicht sein Typ. Zu dürr.
„Danke, dass ihr heute Nacht arbeitet“, sagte er. „Ich weiß es zu schätzen. Haltet Ausschau nach Problemen, ja?“
Beide nickten. Sie wussten, was er damit meinte. Und als Vampirinnen waren sie mit den richtigen Werkzeugen ausgestattet. Er wollte heute Abend keinen Ärger im Club. Damian ging zur Eingangstür und öffnete sie ein paar Zentimeter, gerade weit genug, um die lange Schlange zu sehen, die sich bereits entlang des Gebäudes gebildet hatte. Orlando, ein Vampir, der als Rausschmeißer arbeitete, stand da, die Beine weit gespreizt, die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt, seine Größe und sein Blick einschüchternd. Er lächelte selten und Damian hatte noch nie miterlebt, dass der Charme einer Frau auf ihn wirkte. Als wäre er dagegen immun, obwohl Damian wusste, dass Orlando hetero war. Er war nicht nur ein Türsteher. Orlando war ein ausgebildeter Leibwächter und bei Scanguards angestellt.
„Orlando“, sagte Damian leise, wissend, dass der Vampir ihn problemlos hören konnte.
„Ja, Damian?“, antwortete er und drehte leicht den Kopf.
„Nur zur Erinnerung: heute Abend nur heiße Frauen. Und die müssen auch ein sexy Kostüm tragen. Für die Männer gelten die üblichen Maßstäbe.“
„Verstanden.“ Dann trat er einen Schritt näher zur Tür. „Und unsere Gattung?“
Damian wusste, was Orlando damit meinte: Vampire. „Lass sie herein, es sei denn, sie sind bekannte Störenfriede. Die Scanguards-Mitarbeiter werden wahrscheinlich sowieso den Hintereingang benutzen. Aber wenn nicht, lass sie einfach hinein. Sie müssen nicht Schlange stehen.“
„Alles klar.“
Damian nickte, bevor er die Tür wieder schloss und sich auf den Weg zur Bar machte. Die Barkeeper waren damit beschäftigt, die Regale mit Spirituosen aufzufüllen. Alle Barkeeper, die das Mezzanine beschäftigte, waren Vampire. In Anbetracht der Betriebsstunden des Clubs war es der perfekte Job für einen Vampir. Während der Club zu gleichen Teilen Damians Vater Amaury und Patricks Vater Samson und nicht Scanguards selbst gehörte, operierte der Club in vieler Hinsicht nach denselben Prinzipien: Vampiren Beschäftigungsmöglichkeiten und ein gutes Einkommen zu bieten, damit sie auf dem rechten Pfad blieben. Und um die im Mezzanine arbeitenden Vampire davon abzuhalten, an den Gästen zu naschen, gab es einen separaten Pausenraum, der über den Lagerraum im Keller zugänglich war und in dem abgefülltes menschliches Blut kostenlos erhältlich war.
„Wo ist Mick?“, fragte Damian, als er nur drei Barkeeper hinter der Bar arbeiten sah: Sam, Andrew und Tanja.
Tanja, gekleidet in einen Domina-Anzug, der ihr wie eine zweite Haut passte, drehte sich um. „Nicht hier. Ich habe ihn angerufen, aber er geht nicht ans Handy.“
„Ja, dass er uns in einer Nacht wie dieser hängen lässt“, warf Sam ein, „macht mich wütend.“ Er knurrte, was nicht ganz zu seinem Piratenoutfit passte. Argh wäre eher passend gewesen.
„Ich rufe ihn an.“ Damian zog sein Handy aus der Hosentasche und scrollte durch seine Kontakte, dann tippte er auf Mick Solvangs Nummer. Er mochte den Kerl und bisher war er immer zuverlässig gewesen. Er ließ es klingeln. Nach dem vierten Klingeln schaltete sich die Sprachbox ein.
„Hier ist Mick. Du weißt, was du tun musst.“
„Wo zum Teufel bist du?“, bellte Damian ins Telefon und wusste, dass er seinen Namen nicht nennen musste. „Wir öffnen in einer halben Stunde, und du bist nicht hier. Dafür hast du hoffentlich eine gute Erklärung.“
Er beendete das Gespräch.
„Voicemail?“, fragte Tanja.
„Ja“, antwortete Damian. „Könnt ihr die Bar zu dritt handhaben?“
„Unmöglich“, meldete sich Andrew, während er eine Palette mit sauberen Gläsern auf den Tresen hob. Er trug eine Polizeiuniform im Village-People-Stil, obwohl seine Hose kaum seinen Hintern bedeckte. Aber Damian war das egal. Im Mezzanine gab es für jeden Geschmack etwas und Andrew war bei den Schwulen in San Francisco beliebt. „Wir brauchen mindestens noch einen, und selbst das wird knapp.“
„Lasst mich sehen, was ich tun kann“, sagte Damian und fing an, durch sein Telefon zu scrollen, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Er drehte den Kopf und grinste. „Du bist genau das, was ich jetzt brauche.“
Buffy, John Grants Adoptivtochter, näherte sich der Bar. Sie war über den Hintereingang hereingekommen, der es den Angestellten von Scanguards ermöglichte, den Club mithilfe eines biometrischen Eingangssystems unter Umgehung des Vordereingangs zu betreten. Buffy war schwarz, menschlich und erst einundzwanzig Jahre alt. Im Alter von zehn Jahren war sie von einem Kinderhandelsring entführt worden, und Savannah, ihre Mutter, hatte Scanguards angeheuert, sie zurückzubekommen. John hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Buffy zu retten, und Savannah war kurz darauf einen Blutbund mit John eingegangen. Buffy betrachtete John als ihren Vater und wusste seit der Nacht ihrer Rettung von Vampiren.
„Hey, Damian, was ist los?“, fragte Buffy, hüpfte auf die Bar und ließ ihre Füße in der Luft baumeln.
Damian deutete auf ihre Kleidung, einen kurzen schwarzen Lederrock, Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten, ein knappes rotes Top und einen Gürtel. Steckte da ein Pflock drin? Um ihren Hals hing eine Kette mit einem großen Kreuz.
„Wer sollst du sein?“
„Kannst du das nicht sehen?“, fragte Sam hinter der Bar. „Sie ist der Vampir-Killer, weißt du, Buffy, der Vampir-Killer? Das ist ein Klassiker.“
Buffy gab Sam ein High-Five, bevor sie sich wieder Damian zuwandte. „Siehst du, er erkennt es.“
Damian deutete auf ihren Gürtel. „Wie wäre es, wenn du den Pflock verschwinden lässt? Damit wirst du hier verdammt viele Leute nervös machen.“
Buffy verdrehte die Augen. „Er ist aus Plastik.“ Sie zog ihn aus ihrem Gürtel und hielt ihn so, als wollte sie ihn angreifen.
Damian umfasste ihr Handgelenk, bevor sie noch eine weitere Bewegung machen konnte. „Sieht ziemlich realistisch aus.“
„Bist du ein Feigling?“ Sie kicherte.
„Du hast keinen Respekt vor der älteren Generation. Da hat dein Vater was falsch gemacht. Er hätte dich besser erziehen und dir ab und zu den Hintern versohlen sollen.“
„Daddy würde mir nie weh tun.“
Da hatte sie recht. John war ein totaler Softy, wenn es um seine Tochter ging. „Ja, weil du und deine Mutter ihn so fest um eure kleinen Finger gewickelt habt, dass es ein Wunder ist, dass der Kerl überhaupt atmen kann.“
Buffy zwinkerte schelmisch. „Lass uns das nochmal diskutieren, sobald du eine Tochter hast, und dann sehen wir ja, ob du sie besser erziehen kannst.“
Hinter der Bar lachte Tanja. „Ich glaube, diese Runde hat Buffy gewonnen. Nicht schlecht für einen Menschen.“
Damian drehte sich zu Tanja um. „Sie hat Glück, dass ich ihr nichts antun kann, sonst würde John mir das Fell über die Ohren ziehen.“
Buffy warf ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn. „Gib zu, dass du mich wie eine Schwester liebst.“
Da lag sie nicht falsch. Er mochte Buffy. „Okay, du willst also die Schwesternkarte ziehen? Wie wäre es dann, wenn du deinem großen Bruder einen Gefallen tust?“
Sie hob ihre Augenbrauen.
„Da du offiziell alt genug bist, um Alkohol trinken zu dürfen, könntest du heute Abend hinter der Bar arbeiten?“
„Ich? Ich bin gekommen, um zu feiern.“
„Komm schon, Buffy, sei lieb und hilf mir. Mick ist nicht aufgetaucht, und egal wie gut Sam, Andrew und Tanja sind, heute Abend wird es zu voll für drei Barkeeper. Ich brauche dich.“ Er schenkte ihr seinen besten Welpenblick.
Sie sah ihn an und seufzte. „Na gut. Aber du schuldest mir etwas, Bro.“
„Alles, was du willst.“ Dann gab er ihr einen Kuss auf die Wange. „Du bist die Beste.“
„Ja, ja, wo habe ich das schon mal gehört?“ Buffy drehte sich auf der Bar um und Andrew war schon da und hob sie auf der anderen Seite herunter. „Danke, Andrew.“
Sie würde bei den drei Vampiren sicher sein, weil sie wussten, dass ihr Vater sie ohne zu zögern pfählen würde, sollten sie Buffy etwas antun.
Damian wandte sich von der Bar ab und sah die ersten Leute den Club betreten. Sie beeilten sich, die Sitzbereiche auf der erhöhten Ebene mit Blick auf die Tanzfläche oder die hohen Tische rund um die Tanzfläche herum zu beanspruchen, während andere direkt zur Bar gingen, um ihre Getränkebestellungen aufzugeben, bevor es zu voll wurde.
Damian ging auf die Tür zu, die zu den Toiletten und den Versorgungsräumen führte, als sein eineiiger Zwillingsbruder eintrat. Beide erstarrten, als sie einander sahen.
„Willst du mich verarschen?“, fragte Damian. „Du hast meine Idee geklaut.“
Benjamin schüttelte den Kopf. „Nein, du hast meine gestohlen.“
Damian lachte leise. Benjamin trug genau das gleiche Outfit wie er selbst, sogar bis zum Verschluss, der seinen Umhang an Ort und Stelle hielt. „Ich schätze, das ist das Problem, ein Zwilling zu sein.“
Benjamin klopfte ihm auf die Schulter. „Das wird lustig! Wie wäre es, wenn wir heute Abend jeweils eine heiße Tussi ficken und dann Plätze tauschen und sehen, ob sie den Unterschied erkennen? Spielst du mit?“
Damian lachte. „Du bist jetzt offiziell der Verdorbenere von uns beiden.“
„Komm schon“, schmeichelte Benjamin grinsend. „Es wird Spaß machen. Und es ist ja nicht so, als hätten wir nicht schon mal dieselben Frauen gefickt. Ich meine, es ist nicht unsere Schuld, dass wir bei Frauen den gleichen Geschmack haben.“
Damian verdrehte die Augen. „Lass uns das klären. Ich habe einen gewissen Frauengeschmack und du bist noch keiner Frau begegnet, die du nicht magst. Also fickst du natürlich alles, was du in die Finger bekommst, während ich etwas wählerischer bin.“
„Also gut“, räumte Benjamin ein. „Dann lass uns zwei Frauen finden, die du heiß findest, und dann machen wir den Wechsel, nachdem …“
Damian gab seinem Bruder einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Geh und schnapp dir die Frau, die du willst. Ich bin heute Abend nicht in der Stimmung zum Teilen.“
Benjamin lachte. „Ach, sieht so aus, als ob mein großer Bruder in dieses besitzergreifende Alter kommt, in dem er eine Frau nur für sich will.“
„Du bist nur eine Stunde jünger als ich.“
„Ja, aber ich bin noch nicht soweit. Ich stoße mir immer noch die Hörner ab. Nur weil Ryder sich vor einem Jahr gebunden hat und Scarlet bereits schwanger ist, heißt das nicht, dass wir alle wie Schafe folgen müssen.“
„Nennst du mich ein Schaf?“
„Baa, baa!“ Benjamin ahmte die Geräusche eines Schafes nach.
Damian boxte seinen Bruder in die Brust. „Pass auf, Bro! Oder was mit Ryder passiert ist, wird auch auf dich abfärben.“
„Ja, das wird sicher noch eine Weile dauern“, behauptete Benjamin und zwinkerte ihm zu. „Bis später, Bro.“
„Viel Spaß.“
Damian sah zu, wie sein Bruder zur anderen Seite des Clubs ging, von wo aus er jeden beobachten konnte, der eintrat, damit er die heißesten Frauen anvisieren konnte, bevor jemand anderer Anspruch auf sie erheben konnte.
Damian schüttelte den Kopf und lächelte vor sich hin. Als Zwillinge waren Damian und Benjamin immer völlig synchron miteinander gewesen, aber im letzten Jahr hatten sich ihre Geschmäcker und Vorlieben geändert, und es sah so aus, als würden sie individueller werden, anstatt die Hälfte eines Paares zu sein. Sie lebten immer noch zusammen und bewohnten die Etage unter dem Penthouse ihrer Eltern in einem Gebäude, das ihrem Vater Amaury gehörte. Es war vampirsicher mit UV-undurchlässigen Fenstern und anderen Sicherheitsmaßnahmen renoviert worden und lag zentral im Tenderloin, einem etwas heruntergekommenen Teil der Innenstadt. Bisher hatte Damian keinen Grund, auszuziehen und sich eine eigene Wohnung zu suchen. Er lebte gerne mit seinem Zwilling zusammen und wohnte gerne in der Nähe seiner Eltern, doch er wusste, dass er eines Tages eine eigene Wohnung finden würde, vielleicht sogar ein Haus. In der Zwischenzeit genoss er die Verbundenheit, die er und sein Bruder teilten.
Naomi öffnete die Tür zum Laden und eilte hinein, erleichtert, dass das Geschäft noch offen hatte, obwohl es schon nach 21 Uhr war. Dies war der letzte Laden auf ihrer Liste. Die anderen drei, die sie aufgesucht hatte, hatten nur noch ein paar Halloween-Kostüme übriggehabt, die alle viel zu klein für sie gewesen waren. Dies war ihre letzte Chance, etwas Passendes zu finden, damit sie zur heutigen Party ins Mezzanine hineingelassen werden würde.
„Wir schließen gleich“, sagte ein junger Mann, der von hinter einem Kleiderständer auf sie zukam.
„Bitte, ich brauche nur ein Kostüm für heute Abend. Es ist wirklich wichtig.“
Er seufzte. „Ich bin auf dem Weg zu einer Party. Sie haben keine Zeit zum Stöbern, also wenn Sie nicht genau wissen, was Sie wollen …“
„Etwas, das sexy ist“, unterbrach sie ihn.
Er ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen, bevor dieser direkt auf ihren Brüsten landete. „Oh je, ich bin mir nicht sicher, ob wir noch etwas in Ihrer Größe übrighaben.“
Wo hatte sie das schon einmal gehört? „Bitte, ich brauche etwas. Da ist dieser Kerl. Ich möchte wirklich, dass er mich heute Nacht bemerkt“, log sie.
„Na, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Kommen Sie nach hinten. Ich könnte etwas haben.“ Er wandte sich bereits den Umkleidekabinen zu. „Die Dame, die es bestellt hat, hat es nicht abgeholt. Sie könnten sich vielleicht hineinquetschen, wenn Sie die Luft anhalten.“
Naomi folgte ihm und beobachtete, wie er hinter eine Trennwand trat, von wo er Sekunden später wieder hervorkam, einen Kleiderbügel mit einem Kostüm in der Hand. Das Erste, was sie sah, war rot. Ein langer roter Umhang mit Kapuze.
„Aber das sieht nicht sexy aus.“ Der Türsteher des Mezzanines würde sie nach Hause schicken.
Der Typ grinste und schälte dann den Umhang von dem ab, was darunter lag: ein trägerloses kurzes Kleid in Rot, Schwarz und Weiß, kunstvoll verziert mit künstlicher Schnürung am engen Bustier, mit geformten roten Körbchen und Spitzendetails. Der Rock, der nicht einmal bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, hatte schwarze Spitzenrüschen und eine winzige weiße Schürze.
„Rotkäppchen“, sagte der Verkäufer. „Die sexy Version.“ Er reichte ihr den Kleiderbügel. „Probieren Sie es an.“
Das Kostüm sah klein aus, aber sie hatte keine Wahl. Schnell trat sie in die Umkleidekabine und zog den Sichtschutzvorhang zu. Ihr war schon ganz heiß, weil sie durch die ganze Stadt gerannt war, um das richtige Kostüm zu finden. Das Manövrieren in der winzigen Umkleidekabine machte es nicht besser, aber sie schaffte es, sich auszuziehen, und schlüpfte in das Kostüm. Sie drückte ihre Brüste in die viel zu kleinen Körbchen und griff hinter ihren Rücken, um den Reißverschluss zu schließen, aber sie bekam ihn nur halb hoch.
„Verdammt!“, zischte sie.
„Brauchen Sie Hilfe?“
„Ich bekomme den Reißverschluss nicht hoch.“
„Darf ich Ihnen helfen?“
„Ja, bitte“, sagte sie und zog den Vorhang zurück.
„Bitte umdrehen.“ Einen Moment später spürte sie seine Hände auf ihrem Rücken. „Okay, jetzt einatmen.“
Sie holte tief Luft, und der Verkäufer zog den Reißverschluss ganz nach oben.
„Lassen Sie sich anschauen.“
Sie trat aus der Kabine und der Mann führte sie zu einem großen Spiegel.
„Perfekt“, sagte er. „Als wäre es für Sie maßgeschneidert.“
Das musste er natürlich sagen. Schließlich war er Verkäufer. Sie warf einen zögerlichen Blick in den Spiegel und erstarrte, denn sie erkannte sich selbst kaum wieder. Das Kostüm war eng und verlieh ihr noch mehr eine Sanduhrfigur als zuvor. Ihre breiten Hüften waren unter dem Rock verborgen, der sie an das Tutu einer Ballerina erinnerte. Ihre Taille sah im Vergleich schlank aus, das enge Bustier machte das Beste aus ihrer Form. Ihre Brüste wurden kaum von den roten Körbchen gehalten, und wären da nicht die schwarzen Spitzenbesätze gewesen, wären ihre Brustwarzen herausgesprungen.
„Wenn der Typ Sie jetzt nicht bemerkt, dann ist er blind, Schätzchen“, sagte der Verkäufer.
„Ich nehme es.“ Dann begegnete sie seinem Blick im Spiegel. „Darf ich es gleich anlassen? Ich glaube nicht, dass ich das alleine anziehen kann.“ Wie sie aus dem Kleid herauskommen würde, wenn die Nacht vorbei war, war unklar.
„Natürlich dürfen Sie das.“ Dann griff er nach dem Umhang und legte ihn ihr um die Schultern. „Ich packe Ihre Klamotten ein und warte an der Kasse.“
Naomi blickte wieder in den Spiegel, dankbar, dass das Kostüm einen Umhang hatte, damit sie nicht in diesem knappen Outfit durch die Stadt laufen musste. Ihr Blick fiel auf ihre Schuhe. Sie trug Sneaker. Verdammt, sie musste erst nach Hause, um in ihre High Heels zu schlüpfen.
Nachdem sie für das Kostüm bezahlt hatte und nach Hause zurückgekehrt war, um schwarze High Heels anzuziehen, bestellte sie einen Uber, der sie zum Mezzanine in SOMA fuhr. Vor dem Club war eine Schlange, aber diese schien sich relativ schnell zu bewegen. Mit dem roten Umhang um sich herum wartete Naomi geduldig. Sie hatte ihr Handy, ihren Hausschlüssel, eine Kreditkarte und etwas Bargeld in eine Reißverschlusstasche im Inneren des Umhangs gesteckt, froh, dass sie keine Handtasche tragen musste.
Naomi warf einen Blick auf die Leute in der Schlange. Einige der Männer waren als Piraten verkleidet, ein Typ hinter ihr hatte sich für ein Teufelskostüm entschieden, die Frau neben ihm war ein Engel, ein Victoria’s-Secret-Engel. Vor ihr waren ein paar Krankenschwestern, eine Frau in einem Catsuit, ein Gladiator und ein Mann in einem Pharaonenkostüm.
Der Gladiator und die Frau im Catsuit wurden vom großen Türsteher in den Club gelassen. Er war über eins achtzig groß und hatte Arme und eine Brust, die aussahen, als verbrachte er vierundzwanzig Stunden am Tag damit, Gewichte zu heben. Sein Gesichtsausdruck konnte nur als stoisch und unnachgiebig beschrieben werden. Ja, niemand würde sich mit jemandem wie ihm anlegen.
Der Türsteher winkte den Pharao hinein und blockierte dann die beiden Krankenschwestern. „Wir haben schon genug Krankenschwestern drin“, behauptete er.
„Was?“, fragte eines der Mädchen.
„Und sexyer auch. Da müsst ihr schon mit was Besserem auftauchen“, fügte der Türsteher hinzu.
„Komm schon!“, beschwerte sich das zweite Mädchen. „Du trägst überhaupt kein Kostüm.“
Der Türsteher trat einen Schritt näher an das Mädchen heran, das es gewagt hatte, sich zu beschweren, und funkelte sie an. „Das ist mein Kostüm. Ich bin ein Türsteher.“
„Orlando. Sei nett.“
Bei der weiblichen Stimme wirbelte der Türsteher den Kopf zu einer Frau herum, die an Naomi vorbeiging. Sie trug ein französisches Dienstmädchen-Outfit.
„Isabelle, Abend“, begrüßte er sie. Ein Lächeln kräuselte sich plötzlich um seine Lippen und seine Augen verschlangen die verführerische Form der jungen Frau.
Sie ging direkt an ihm vorbei zur Eingangstür und umging die Schlange. „Bis später.“
„Schönen Abend“, sagte Orlando, bevor er wieder die beiden Krankenschwestern ansah. „Macht euch rar.“
Als die beiden Krankenschwestern fluchend davongingen, nahm Naomi schnell ihren Umhang ab und legte ihn sich über den Arm, denn jetzt machte sie sich Sorgen. Würde er sie auch ablehnen?
Als sie schließlich ein paar Meter vor Orlando stand, war sein vorheriges Lächeln bereits verschwunden. Er ließ seine Augen über sie schweifen, verweilte zuerst auf ihren Beinen, dann auf ihrem Dekolleté. Würde er sie sexy genug finden, um sie eintreten zu lassen? Oder hatte sie die Musterung nicht bestanden? Sah sie vulgär anstatt sexy, trashig anstatt heiß aus?
„Das ist es, wovon ich spreche.“ Er atmete tief ein. „Geh rein, amüsiere dich.“
Erleichtert betrat Naomi den Club. Kühle Luft wehte ihr entgegen, und ihr wurde klar, dass die Klimaanlage auf Hochtouren lief, offensichtlich um sicherzustellen, dass die Clubgänger nicht in ihren Kostümen überhitzten.
Die Musik war so laut, wie sie es erwartet hatte, eine Mischung aus Rock ‚n‘ Roll und Pop der Achtziger- und Neunzigerjahre. Der Laden war voll, die Tanzfläche rockte und die Bar summte wie ein Bienenstock, wo vier Barkeeper damit beschäftigt waren, Getränke zu servieren. Ja, heute Nacht war die perfekte Nacht, um im Club herumzuschnüffeln. Alle waren damit beschäftigt, sich zu amüsieren, sodass sie sie nicht beachten würden.
Los geht’s.
Damian entdeckte Patrick auf der Tanzfläche und winkte ihm zu. Patrick nickte und bahnte sich einen Weg durch die Menge, um ihn zu erreichen. Erst jetzt bemerkte er, dass Grayson ihm folgte. Die Brüder waren wie Vampire verkleidet, beide mit ausgefahrenen Reißzähnen.
„Ich schätze, alle haben dieselbe Idee“, sagte Damian mit einer Handbewegung auf ihre Fänge, als die beiden sich in der Nähe der Treppe, die zum Büro hinaufführte, zu ihm gesellten.
„Es ist die einzige Nacht des Jahres“, sagte Patrick grinsend.
„Hier geht’s schon sehr ab“, sagte Grayson. Dann sah er sich anerkennend um. „Ich bin froh, dass du Orlando gesagt hast, dass er heute Abend nur heiße Frauen reinlassen darf. Ich sehe schon ein paar, mit denen ich Spaß haben werde.“
Der Sohn des Gründers und Besitzers von Scanguards, Samson Woodford, war sich seines guten Aussehens und seines Charmes bewusst und nutzte beides in vollen Zügen, wann immer sich die Gelegenheit bot, was ständig der Fall war. Sein jüngerer Bruder Patrick war genauso gut aussehend und charmant, aber weniger aggressiv, wenn es um Frauen ging, obwohl auch er seinen fairen Anteil an Action hatte.
„Seid einfach diskret“, warnte Damian. „Es sei denn, ihr wollt gefilmt werden.“
Grayson schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, ich weiß Bescheid.“
„Hast du Isa gesehen?“, fragte Patrick. „Sie kam mit ihrem eigenen Auto.“
Damian deutete auf die Ecke mit bequemen Sitzgelegenheiten, die die Tanzfläche überblickte. „Sie war vor kurzem mit Lydia dort oben.“
„Oh, singt Lydia heute Abend?“, fragte Grayson.
„Ja, sie wird später ein paar Songs singen. Ich mache gerade die Bühne fertig. Mit der Trockeneismaschine stimmt etwas nicht. Kannst du mir helfen, Patrick?“, fragte Damian.
„Das geht nicht, Bro. Es ist mein freier Abend. Wir haben dafür gewürfelt. Du hast verloren, erinnerst du dich?“
„Komm schon, es dauert nur ein paar Minuten. Du kannst das besser als ich.“
„Was kann Patrick besser?“
Damian wandte sich der vertrauten Stimme hinter ihm zu. „Sebastian.“
Der 23-jährige Halbasiate, der einzige Sohn von Oliver und Ursula, stand in weißen Judohosen hinter ihm. Seine Brust war nackt und er trug ein Bandana über der Stirn.
Damian zeigte auf ihn und sah dann Grayson und Patrick an. „Seht ihr, er trägt ein originelles Kostüm.“
Grayson zuckte mit den Schultern. „Und wer soll er sein?“
„Natürlich Bruce Lee“, sagte Damian und tauschte einen Blick mit Sebastian aus.
„Hey Leute“, sagte Sebastian. „Gute Musik. Wer ist der DJ?“
„Einer meiner Freunde“, sagte Patrick. „Wir haben ihn dem Nightowl Club in der Castro weggeschnappt.“ Dann grinste er Damian an. „Siehst du, ich trage meinen Teil dazu bei, diese Bude zu leiten.“
„Ja, wenn es um die Sachen geht, die Spaß machen. Aber nicht alles, das zum Führen eines Clubs gehört, macht Spaß. Wie zum Beispiel eine Trockeneismaschine zu reparieren.“
„Brauchst du dabei Hilfe?“, fragte Sebastian.
„Bietest du sie an?“
„Ja.“
„Dann machen wir mal“, sagte Damian. Er wusste, dass Sebastian mit technischen Dingen geschickt war. Außerdem sah der Junge zu ihm auf und es machte Spaß, ihn unter die Fittiche zu nehmen.
Sie gingen zu dem Bereich, wo eine kleine Bühne neben der DJ-Station stand, und Damian führte Sebastian hinter eine Trennwand.
„Und wie läuft das Training bei Scanguards?“
„Es gefällt mir“, sagte Sebastian. „Es ist schwer, aber ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Dad ist froh, dass ich mich dafür entschieden habe, anstatt Jura zu studieren. Ich bin überrascht, dass du beschlossen hast, mit Patrick den Club zu leiten. Gefällt es dir nicht mehr, Bodyguard zu sein?“
„Doch, ich liebe den Job. Versteh mich nicht falsch. Aber ich mag es auch, den Club zu leiten.“
„Ist das nicht ein bisschen viel, beide Jobs gleichzeitig zu machen?“
Damian zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sonst mit meiner ganzen Zeit machen? Ich bin gerne beschäftigt.“ Dann zwinkerte er. „Außerdem, wo sonst triffst du viele hübsche Frauen?“
Sebastian grinste. „Ja, guter Punkt. Brauchst du noch einen zusätzlichen Barkeeper oder Türsteher?“
Damian lachte leise. „Ich glaube, Orlando macht heute Abend einen ziemlich guten Job, findest du nicht?“
„Ja, obwohl ich gehört habe, dass er etwas unhöflich sein kann.“
„Er ist kein Mann vieler Worte.“ Und das war eine Untertreibung.
„Das stimmt wohl, oder? Also, was ist sein Deal? Seit wann ist er schon bei Scanguards?“
„Seit etwa einem Jahr. Eines Nachts tauchte er einfach vor Samsons Haustür auf und bat um einen Job. Und das ist so ziemlich alles, was jeder weiß. Ich nehme an, Samson kennt ihn von irgendwo her und vertraut ihm. Das ist Grund genug für mich.“ Er war keiner, der Samsons Entscheidungen in Frage stellte. Außerdem war Orlando ein großartiger Rausschmeißer. Niemand wagte es, ihm in die Quere zu kommen, aus Angst, zu Tode geprügelt zu werden.
„Für mich auch“, erwiderte Sebastian. Sein Handy klingelte plötzlich, und er zog es aus seiner Tasche. „Oh, Adam ist gerade angekommen.“ Er tippte eine Nachricht und schickte sie ab. „Schauen wir uns mal diese Trockeneismaschine an.“
Sie gingen beide neben der Maschine in die Hocke und Sebastian fing an, daran herumzubasteln.
„Hängst du immer noch viel mit Zanes Söhnen ab?“
„Meistens mit Adam. Wir sind uns altersmäßig näher. Und seien wir mal ehrlich, Nicholas ist seinem Vater viel ähnlicher, als er zugeben möchte.“
„Ja, ein großer Spaßvogel“, scherzte Damian.
„Lass ihn das nicht hören“, warnte Sebastian. „Oder er kocht über. Er hat überhaupt keinen Sinn für Humor.“
„Na ja, einer seiner Söhne musste ja Zanes Temperament erben.“
„Ist es wahr, was man über Zane sagt? Dass er einmal einem Mann aus Spaß das Herz herausgerissen hat?“
„So wie du war ich damals nicht dabei, aber hinter dieser Geschichte steckt mehr. Anscheinend hat der Typ, dem er das Herz herausgerissen hat, eine junge Frau vergewaltigt. Zane stoppte ihn und beschloss, die Strafe auf der Stelle auszuteilen.“
„Grausam“, kommentierte Sebastian. „Aber ich nehme an, das macht ihn zu einem Helden.“
„Wenn du es so nennen willst. Trotzdem ist er ein Racheengel. Aber er hat sich verändert. Versteh mich nicht falsch. Er ist kein Teddybär, aber zumindest ist er nicht mehr so impulsiv wie früher.“
„Nicholas möchte so sein wie er“, sagte Sebastian.
„Und du, willst du wie Oliver sein?“
„Ne. Mein Vater, er ist großartig, weißt du. Aber ich will mein eigener Mann sein. Meinen eigenen Weg finden.“
„Genau wie der Rest von uns. Du bist in guter Gesellschaft.“ Damian deutete auf die Trockeneismaschine. „Irgendeine Ahnung, was nicht funktioniert?“
Sebastian grinste. „Oh, ist schon behoben.“
„Wow, danke. Wann immer du hier nebenbei arbeiten willst, lass es mich wissen. Wir könnten jemanden mit deinen Fähigkeiten gebrauchen.“
Sie standen auf.
„Jetzt amüsiere dich.“
Naomi hatte ihren Umhang nicht an der Garderobe abgegeben, weil sie all ihre Sachen bei sich haben wollte, insbesondere ihr Handy, damit sie alles Verdächtige fotografieren konnte. Sie hatte den Umhang wieder über ihre Schultern gelegt, um zu vermeiden, dass Männer sie anzüglich anstarrten. Sie fühlte sich in dem engen Outfit unwohl und befürchtete, dass ihre Brüste jeden Moment aus ihrem Käfig heraushüpfen könnten und sie eine peinliche Garderobenfehlfunktion haben würde. Mit ihrem Umhang erregte sie viel weniger Aufmerksamkeit, da viele der Männer, die in Vampirkostümen mit falschen Reißzähnen unterwegs waren, auch Umhänge trugen.
Zuerst machte sie sich mit allen Ein- und Ausgängen vertraut, dann erkundete sie die Toiletten. Auf demselben Korridor wie die Toiletten fand sie eine Tür mit der Aufschrift Nur für Angestellte. Sie war nicht verschlossen, wahrscheinlich weil sie auch zu einem Notausgang auf der Hinterseite des Gebäudes führte. Sie ging durch die Tür und fand sich in einem viel ruhigeren Bereich des Clubs wieder. Mehrere Türen säumten den Korridor. Sie betätigte die Klinken nacheinander. Nur die Tür zum Pausenraum war unverschlossen, die anderen beiden waren verriegelt. Sie nahm an, dass es Lagerräume waren, oder vielleicht führte eine Tür in einen Keller.
Als sie das Ende des Korridors erreichte, öffnete sie die Tür, die nach draußen führte. Dies war der Bereich, wo die neugierige Nachbarin behauptet hatte, Menschen mit Blut an ihren Kleidern gesehen zu haben. Naomi sah sich um. Außer drei großen Müllcontainern und Zigarettenstummeln auf dem Boden war nicht viel zu sehen. Sie ging wieder hinein und machte sich auf den Weg zurück in den öffentlichen Bereich des Clubs. Irgendwie musste sie herausfinden, was sich hinter den verschlossenen Türen verbarg, denn wenn es in diesem Nachtclub wirklich einen satanischen Kult gab, dann würde der bestimmt hinter einer verschlossenen Tür zu finden sein. Irgendwo mussten sich Schlüssel dazu befinden.
Naomi ließ ihren Blick über die Menge schweifen, dann zur Bar und erkannte plötzlich ein Gesicht: Damian LeSang, einer der Manager des Clubs. Er stand in einem Vampirkostüm an der Bar und flirtete mit einer jungen Frau im Model-Look. Die Frau warf ihren Kopf zurück und ließ ihr langes dunkles Haar fliegen, bevor sie ihre Hand auf Damians Brust legte. Damian nahm ihre Hand und zog sie näher an sich heran. So wie es aussah, würde er eine Weile beschäftigt sein. Dies war der perfekte Zeitpunkt, um das Büro des Managers zu überprüfen. Es war leicht zu finden. Eine Treppe, die teilweise hinter einer verspiegelten Trennwand verborgen war, führte in den Raum hinauf.
Zu ihrer Überraschung war die Tür nicht verschlossen, sondern nur angelehnt. Sie spähte durch den Schlitz hinein, aber das Büro schien leer zu sein. Als sie die Tür weiter aufstieß, wurde ihr klar, warum sie nicht abgeschlossen war. Ein kleines Stück Pappe lag neben dem Türrahmen auf dem Boden und verhinderte, dass die Tür vollständig geschlossen werden konnte.
Schnell betrat sie den Raum, entfernte das Stück Pappe und vergewisserte sich, dass die Tür sich schloss. Sie hörte, wie das Schloss einrastete. Der große Raum war nur schwach beleuchtet. Sie verstand, warum: Eine Wand bestand komplett aus Glas, oder besser gesagt, es war ein Zwei-Wege-Spiegel, der es den Leuten im Büro ermöglichte, das Treiben im Club darunter zu beobachten. Wenn das Licht im Büro zu hell wäre, könnten die Menschen auf der anderen Seite des Zwei-Wege-Spiegels tatsächlich in das Büro hineinsehen. Es gab einen Vorhang, der davor gezogen werden konnte, wenn mehr Licht im Büro benötigt wurde, aber gleichzeitig Privatsphäre erwünscht war.
Es gab einen großen Schreibtisch mit einem Computer, einen Drucker auf einem Regal dahinter, mehrere Aktenschränke an der Wand, eine Sitzecke mit einem Couchtisch neben dem Zwei-Wege-Spiegel, einen Kühlschrank sowie eine Kaffeemaschine und anderen Krimskrams. Naomi ging zum Schreibtisch. Vielleicht bewahrte dort der Manager die Schlüssel zu den Lagerräumen auf. Sie begann, eine Schublade zu öffnen und zu durchwühlen. Als sie die Schublade wieder schloss, verhedderte sich ihr Umhang und sie nahm ihn ab und legte ihn über den Bürostuhl, bevor sie weitermachte.
Sie durchsuchte alle Schubladen des Schreibtisches, fand aber außer Notizblöcken, Ordnern und Schreibutensilien nichts, was ihr geholfen hätte herauszufinden, was sich hinter den verschlossenen Türen im Erdgeschoss verbarg.
Naomi drehte sich um und inspizierte das Regal, in dem der Drucker und ein paar Dekoartikel standen, dann ging sie weiter zur Kaffeemaschine. Sie stand auf einem kleinen Kühlschrank. Sie bückte sich, um diesen zu öffnen, als sie hinter sich ein Geräusch hörte und herumwirbelte.
Die Tür fiel hinter Damian LeSang ins Schloss. Sein schwarzer Umhang mit rotem Futter flatterte, als hätte ihn ein Luftzug erfasst. Seine Reißzähne lugten zwischen seinen Lippen hervor und sogar seine Augen schimmerten golden. Sie hatte die Farbe seiner Augen nicht bemerkt, als sie ihn aus der Ferne gesehen hatte.
„Wer bist du? Und was machst du hier?“
Der Klang seiner Stimme hallte in ihrer Brust wider und sie stieß ein winziges Keuchen aus.
Verdammt! Was jetzt? Er hatte sie dabei erwischt, wie sie in seinem Büro herumschnüffelte. Wie würde sie aus diesem Schlamassel herauskommen? Warum hatte er nicht weiter mit diesem mageren Model geflirtet, wo es doch so ausgesehen hatte, als hätte sie sich gleich von ihm an der Bar ficken lassen wollen?
„Ich habe gefragt, wer du bist und was du in meinem Büro machst“, wiederholte er und seine Augen verengten sich, während er ein paar weitere Schritte auf sie zuging.
„Ähm, äh … ich … ich bin Naomi“, sagte sie und zögerte. Scheiße, was jetzt?
„Das ist nur eine halbe Antwort.“
Er sah aus wie jemand, der es schaffte, immer Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Sie musste sich etwas einfallen lassen, irgendetwas.
„Ich bin wegen einer Wette hier.“
Er legte den Kopf zur Seite, sagte aber nichts.
„Meine … meine Freundinnen sagten, ich würde mich nicht trauen, zu dir zu gehen und dich zu küssen … Und ich, ähm, ich habe ihnen gesagt, dass ich es tun würde“, log sie. Ihr ganzer Körper erhitzte sich und ihre Handflächen waren verschwitzt. Sie war nicht gut darin, Geschichten zu erfinden. Deshalb war sie Reporterin und keine Schriftstellerin. „Aber ich sehe jetzt, dass es eine wirklich dumme Idee war. Ich meine, du bist eindeutig jemand, der jede Art von Frau haben kann, ein Model, sogar ein Supermodel. Also gehe ich lieber. Es tut mir leid. Ich hätte es nicht einmal versuchen sollen.“
Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, aber er streckte seinen Arm aus und hielt sie auf.