Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) - Tina Folsom - E-Book

Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) E-Book

Tina Folsom

5,0

Beschreibung

Als der Vampirhybride Ryder Giles beauftragt wird, Doktorandin und Bücherwurm Scarlet King zu beschützen, die von anderen Bodyguards als schwierig und manipulativ bezeichnet wird, ist er überzeugt, dass er es schaffen wird, die Wogen zu glätten. Schließlich ist er der kühle Kopf, den Scanguards als Leibwächter einsetzt, wenn alle anderen das Handtuch werfen. Allerdings weiß er nicht, dass Scarlet die heißblütige Verführerin ist, die ihm in der Nacht zuvor während ihrer wilden sexuellen Begegnung in einem Nachtclub einen falschen Namen gegeben hat – einer Begegnung, die sich als lebensverändernd für Ryder herausstellt. Als Geheimnisse und Intrigen aufeinanderprallen, müssen Scarlet und Ryder den Mut finden, einander zu vertrauen, um die drohende Tragödie abzuwenden, oder sie verlieren einander, bevor ihre Liebe eine Chance hat, zu erblühen. Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Scanguards Vampirserie ist voll von rasanter Action, brennenden Liebesszenen, witzigen Dialogen und starken Helden und Heldinnen. Vampir Samson Woodford lebt in San Francisco und besitzt die Sicherheits-/Leibwächterfirma Scanguards, die sowohl Vampire als auch Menschen beschäftigt. Und letztendlich auch einige Hexer. Später in der Serie tauchen auch ein paar unsterbliche Hüter und Dämonen auf. Jedes Buch kann als alleinstehender Roman gelesen werden (keine Cliffhanger) und dreht sich immer um ein neues Paar, das die Liebe findet, aber die Serie macht mehr Spaß, wenn sie chronologisch gelesen wird. Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Scanguards Vampirserie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Feinden zum Liebespaar, Alpha-Helden, Leibwächter, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, die Schöne und das Biest, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, Jungfrauen, gequälter Held, Altersunterschied, zweite Liebeschance, trauernder Liebhaber, Rückkehr von Totgeglaubten, heimliches Baby, Playboy, Entführungen, von Freunden zum Liebespaar, Coming-out, heimlicher Verehrer, unerwiderte Liebe, Amnesie, Aristokraten, verbotene Liebe, eineiige Zwillinge, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.

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RYDERS RHAPSODIE

SCANGUARDS HYBRIDEN - BAND 1

SCANGUARDS VAMPIRE - BAND 13

TINA FOLSOM

INHALT

Kurzbeschreibung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Lesereihenfolge

Auch in dieser Serie

Andere Bücher von Tina

Über die Autorin

KURZBESCHREIBUNG

Als der Vampirhybride Ryder Giles beauftragt wird, Doktorandin und Bücherwurm Scarlet King zu beschützen, die von anderen Bodyguards als schwierig und manipulativ bezeichnet wird, ist er überzeugt, dass er es schaffen wird, die Wogen zu glätten. Schließlich ist er der kühle Kopf, den Scanguards als Leibwächter einsetzt, wenn alle anderen das Handtuch werfen.

Allerdings weiß er nicht, dass Scarlet die heißblütige Verführerin ist, die ihm in der Nacht zuvor während ihrer wilden sexuellen Begegnung in einem Nachtclub einen falschen Namen gegeben hat – einer Begegnung, die sich als lebensverändernd für Ryder herausstellt.

Als Geheimnisse und Intrigen aufeinanderprallen, müssen Scarlet und Ryder den Mut finden, einander zu vertrauen, um die drohende Tragödie abzuwenden, oder sie verlieren einander, bevor ihre Liebe eine Chance hat, zu erblühen.

Ryders Rhapsodie © 2022 Tina Folsom

Lektorat: Birgit Oikonomou

Scanguards® ist ein eingetragenes Markenzeichen.

1

Ryder trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Er hatte gut geschlafen und war zwei Stunden vor Sonnenuntergang aufgewacht. Seine Eltern, Gabriel und Maya Giles, schliefen noch. Als Vampire mussten sie das Tageslicht meiden, aber Ryder und seine jüngeren Geschwister, der 29-jährige Ethan und die 27-jährige Vanessa, waren Hybriden und hatten einen entscheidenden Vorteil: Die Sonnenstrahlen konnten ihnen nichts anhaben.

In den meisten anderen Dingen waren sie wie ihre Eltern. Silber konnte sie verbrennen; das Trinken von menschlichem Blut machte sie stark, obwohl Hybriden auch menschliche Nahrung zu sich nahmen; sie blieben für immer jung und nur wenige Dinge konnten sie töten: Silberkugeln und ein Holzpfahl durchs Herz.

Ryder stand vor dem Ganzkörperspiegel in seinem Zimmer. Im Gegensatz zu einem vollblütigen Vampir hatte ein Hybride ein Spiegelbild. Ryder wandte den Blick ab. Er wusste, was er sehen würde. Ja, er hatte einen muskulösen Körper und ein attraktives Gesicht – seine Mutter sagte es ihm immer wieder, und er wusste, dass er die Blicke vieler Frauen auf sich zog –, aber es gab einen Teil seines Körpers, den er weder gern herzeigte noch selbst sehen wollte.

Genauso wie Ethan war er damit aufgewachsen. Ihr Vater hatte ihnen früh in ihrer Kindheit gesagt, sie sollten sich nicht für das Körperteil schämen, das sie von ihm geerbt hatten. Ryder wusste, dass die wie eine Geschwulst aussehende Masse aus Fleisch und Haut, die etwas mehr als zwei Zentimeter über seinem Schwanz aus seinem Bauch ragte, sich eines Tages verändern würde. Sie würde zu einem voll funktionsfähigen zweiten Glied werden. Als er und Ethan gefragt hatten, wann diese Verwandlung eintreten würde, hatte ihr Vater ihrer Mutter ein liebevolles Lächeln zugeworfen.

„Wenn ihr euren Gefährtinnen begegnet, werden sich eure Körper verändern, und der Satyr in euch wird an die Oberfläche kommen und euch vollkommen machen.“

„Du sagst immer, dass es nicht viele Satyrn auf dieser Welt gibt“, hatte Ryder gefragt. „Was geschieht, wenn meine Gefährtin gar nicht hier wohnt? Was, wenn sie in Europa oder Australien oder Afrika lebt und ich ihr nie über den Weg laufe?“

„Deine Gefährtin muss kein Satyr sein. Sie kann ein Mensch, eine Hexe oder sogar eine Vampirin sein. Es spielt keine Rolle.“

„Und wie und wann bekomme ich meinen zweiten Schwanz?“, war Ethan herausgeplatzt.

„Kurz nachdem du zum ersten Mal mit ihr geschlafen hast.“

Ryder wurde sofort klar, was das bedeutete. Seine zukünftige Gefährtin würde die Missbildung sehen und zustimmen müssen, trotz der Hässlichkeit mit ihm zu schlafen. Es erinnerte ihn an das Grimm-Märchen Der Froschkönig, in dem die Prinzessin einen hässlichen Frosch küssen musste, der sich dann in einen attraktiven jungen Prinzen verwandelte.

Während Ryder noch über das Märchen nachdachte und sich fragte, was eine Frau dazu bringen würde, einen Frosch zu küssen, hatte sein Vater beruhigend hinzugefügt: „Eure Mutter hat mich akzeptiert, und ich bin nur halb so attraktiv wie ihr beide. Ihr seid beide gut aussehend und dafür könnt ihr eurer Mutter danken. Ihr werdet nie über die Art von Hürden springen müssen wie ich.“

Sein Vater hatte ihnen seine linke Gesichtshälfte zugewandt, um seine Aussage zu unterstreichen. Eine böse aussehende Narbe lief von seinem linken Augenwinkel bis hinunter zu seinem Kinn. Seine erste Frau hatte sie ihm in ihrer Hochzeitsnacht verpasst, weil sie glaubte, er sei der leibhaftige Teufel. Die Narbe hatte sich lange vor seiner Verwandlung zum Vampir gebildet und war daher dauerhaft. Gabriel Giles hatte sich über hundertfünfzig Jahre lang für hässlich und nicht der Liebe wert gehalten. Bis er Maya kennengelernt und deren Liebe gewonnen hatte.

Ryder schüttelte den Kopf. Sein Vater war trotz der Narbe ein attraktiver Mann oder vielleicht gerade deswegen. Und es gab keinen Zweifel, dass Ryders Mutter ihn zutiefst und bedingungslos liebte. Aber seine Mutter war eine außergewöhnliche Frau, die selbst unüberwindliche Hindernisse überwunden hatte. Was, wenn Ryders zukünftige Partnerin nicht so stark und tolerant war wie seine Mutter? Was, wenn sie ihn nur einmal ansah und dann flüchtete? Was dann?

Ryder schüttelte den Gedanken ab und zog den Reißverschluss seiner tiefsitzenden Hose hoch. Er verspürte Hunger und ging zu dem winzigen Kühlschrank neben der bequemen Couch in seinem übergroßen Zimmer, das eher einer Suite als nur einem Schlafzimmer glich. Im Kühlschrank befanden sich mehrere kleine Fläschchen mit frischem Blut, alle mit AB+ gekennzeichnet, seiner Lieblingsblutgruppe. Er nahm eine Flasche, schraubte den Deckel ab und trank die viskose Flüssigkeit. Sie beschichtete seine Kehle. Als Reaktion darauf senkten sich seine Fangzähne und seine Fingernägel verwandelten sich in scharfe Widerhaken. Er genoss diesen Moment, in dem seine vampirische Seite die Oberhand gewann und ihn daran erinnerte, dass er kein Mensch war. Ryder spürte, wie seine Zellen sich mit Kraft füllten, seine Sinne sich schärften und sein Geist sich fokussierte.

Er war ein mächtiges übernatürliches Geschöpf. Aber mit dieser Macht ging eine Verantwortung einher. Er hatte seinem Vater und allen bei Scanguards, der Sicherheitsfirma, für die seine gesamte Familie arbeitete, einen Eid geschworen, dass er diese Macht niemals dazu einsetzen würde, einem Unschuldigen Schaden zuzufügen. Alle Vampire sowie alle übernatürlichen Wesen, die für Samson Woodford, den mächtigen Vampir an der Spitze von Scanguards, arbeiteten, hatten denselben Eid abgelegt. Und alle waren entschlossen, ihn einzuhalten.

In letzter Zeit passierte es häufiger, dass Ryder kurz nach dem Aufstehen nach Blut dürstete, so wie es einem Vollblutvampir ging. Nicht alle Hybriden wie er und seine Geschwister oder die Söhne und Töchter von Samson und den anderen Vampiren, die bei ihm angestellt waren, erlebten zur gleichen Zeit in ihrem Leben die gleiche Art von Blutdurst. Der Durst war so individuell wie der Charakter einer Person. Ryder hatte immer geglaubt, dass er über solch ein Grundbedürfnis erhaben sei, aber es schien, dass er in seinem Kern genauso ein Vampir wie ein Satyr war. Zwei starke Bedürfnisse, das eine nach Blut, das andere nach Sex, würden eines Tages aufeinanderprallen. Wenn das geschah, musste er all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um niemanden um ihn herum zu verletzen, denn sobald er seiner Gefährtin begegnete, würde er das dringende Bedürfnis, sich mit ihr zu paaren, verspüren, doch sich zügeln müssen, bis sie bereit war, ihn zu akzeptieren. Aber er konnte nicht wissen, wann das geschehen würde, morgen oder in hundert Jahren.

Ryder ging zurück zu seinem Schrank und wählte ein legeres Hemd. Er schlüpfte gerade hinein, als die Tür aufging.

„Hey Ryder, kann ich mir deine braune Lederjacke ausleihen?“

Sein jüngerer Bruder stürmte ohne anzuklopfen oder jegliche Entschuldigung dafür, dass er einfach hereinplatzte, in den Raum. Ethan kannte keine Grenzen, hatte kein Gefühl für persönlichen Freiraum. Das machte nichts, denn sie waren Brüder und würden füreinander töten, wenn es darauf ankäme. Das bedeutete allerdings nicht, dass Ryder sich nicht gelegentlich über ihn ärgerte.

„Warum fragst du überhaupt, wenn du sie sowieso nimmst, sobald ich das Haus verlasse?“

„Du bist der Beste“, sagte Ethan und öffnete den Schrank. Er griff nach der besagten Jacke. „Willst du heute Abend mit mir ausgehen? Heute hast du doch frei, oder?“

„Ja. Und nein, ich will nicht ausgehen.“

„Du weißt nicht einmal, wohin ich gehe.“ Ethan zog die Lederjacke an und bewunderte sich im Spiegel.

„Lass mich raten: in einen Nachtclub.“

„Nicht nur in irgendeinen beliebigen Nachtclub. Es ist Damenabend im Mezzanine. Da wird es heute zugehen!“ Ethan grinste von einem Ohr zum anderen.

Er war nicht nur gut aussehend, er besaß zudem jugendlichen Charme. Jemand, der ihn nicht kannte, würde nie vermuten, dass er wie ein Raubtier war, ein Vampirhybride mit einem unstillbaren Appetit auf Sex und Blut. Als Ethan in die Pubertät gekommen war, war er unruhig geworden und hatte eine Eroberung nach der anderen gemacht, mit jedem Mädchen geschlafen, das ihn haben wollte. Ryder hingegen hatte diese rebellische Teenagerphase nie durchgemacht, und sein Appetit auf Sex war auch nicht so ausgeprägt wie der seines Bruders. Er hatte sich stets unter Kontrolle und verlor nie die Beherrschung.

Ryder verdrehte die Augen und knöpfte gelassen sein Hemd zu. „Ich habe vor, bei Carlito’s in North Beach etwas zu essen und dann zu lesen. Baldaccis neuester Thriller ist gerade erschienen …“

„Oh mein Gott“, sagte Ethan mit Abscheu in der Stimme. „Du klingst wie ein alter College-Professor. Niemand würde jemals vermuten, dass du einer der besten Bodyguards bei Scanguards bist.“ Er schüttelte den Kopf. „Du willst an deinem freien Abend wirklich lesen? Bist du dir sicher? Du klingst, als wärst du Jahrzehnte älter als ich und nicht nur ein Jahr.“

„Das hat nichts mit dem Alter zu tun“, sagte Ryder.

„Komm schon, sei nicht so langweilig. Willst du nicht eine flachlegen?“

„Ich bin nicht wie du.“

Das stimmte. Während Ethan impulsiv und sorglos war, war Ryder nachdenklich und verantwortungsbewusst, genau wie von einem älteren Bruder erwartet wurde.

„Du kannst mir nicht sagen, dass dein Sexualtrieb nicht so hoch ist wie meiner. Du bist dreißig, siehst anständig aus“ – darauf reagierte Ryder mit einem Schnauben – „und kannst ficken, wen du willst. Warum gehst du nicht jeden Abend mit einem anderen Mädchen ins Bett?“

Ryder packte seinen Bruder am Revers seiner Jacke und drückte ihn an die Wand. „Weil ich …“ Er holte tief Luft und unterdrückte die Wut, die in ihm aufwallte. „… weil ich nicht jedes Mädchen in San Francisco … dem aussetzen möchte … du weißt schon, was ich meine.“

Er ließ seinen Bruder los und trat einen Schritt zurück. Er bereute seinen plötzlichen Ausbruch bereits. Es war nicht seine Art, handgreiflich zu werden.

„Du zahlst also lieber für das Vergnügen?“, stieß Ethan hervor.

Ryders Augen weiteten sich.

„Oh bitte! Als ob du jemanden täuschen könntest. Ich weiß, dass du schon seit Jahren zu Vera gehst.“

Er war verblüfft, dass sein Bruder wusste, dass er Veras Club, ein gehobenes Bordell, das von einer Vampirin geführt wurde, aufsuchte. Ihre Mädchen waren freundlich und sahen über die Tatsache hinweg, dass Ryder eine hässliche Missbildung aufwies. Dort fühlte er sich wohl, denn keine der Frauen sah ihn je angewidert an. Sie halfen ihm, seine Lust zu stillen. Aber wenn er ehrlich war, hatte er bei keiner je ein echtes Hochgefühl verspürt, obwohl Veras Mädchen alle schön waren und in allen Arten der fleischlichen Kunst versiert. Seine Höhepunkte stillten sein Bedürfnis vorübergehend, aber er hatte nach dem Sex noch nie die Art von Befriedigung verspürt, von der er seine Freunde sprechen hörte.

„Das geht dich nichts an“, sagte Ryder und wandte sich ab.

„Komm schon, Bruderherz, sei nicht so. Ehrlich gesagt ist es den meisten Mädchen, mit denen ich schlafe, wirklich egal, wie ich aussehe, solange sie bekommen, was sie wollen. Hey, manche finden es sogar cool. Und wenn mich ein Mädchen wirklich abweist, dann wende ich einfach Gedankenkontrolle an, damit sie sich nicht erinnern kann, was sie gesehen hat. Außerdem sind die meisten Mädchen im Club ohnehin schon halb betrunken.“

Ryder schnaubte. „Glaubst du wirklich, mit Mädchen zu schlafen, die zu betrunken sind, um zu wissen, was sie tun, wäre besser, als mit Prostituierten zu schlafen?“

„Glaub mir, ich sorge dafür, dass sie ihren Spaß haben. Ich bin kein egoistischer Liebhaber“, behauptete Ethan. „Außerdem sind meine Chancen größer, meine Gefährtin zu finden, wenn ich mit mehr Frauen schlafe, richtig?“

Ryder musste den Optimismus seines Bruders trotz seiner fragwürdigen Methoden bewundern. Seine eigene Ethik untersagte ihm, ein Mädchen auszunutzen, egal ob sie halb betrunken war oder nicht. „Das bedeutet wohl, dass du es kaum erwarten kannst, bis du endlich zwei Schwänze hast. Schön für dich.“

Ein Glucksen von der Tür ließ Ryder seinen Kopf dorthin wenden. Vanessa stand im Türrahmen und kicherte. Sie war so schön wie ihre Mutter, mit langen dunklen Haaren und ausdrucksstarken Augen. Und obwohl sie die jüngste der Geschwister war, wirkte sie reifer als ihre Brüder. Es stimmte wohl, dass Mädchen schneller erwachsen wurden.

„Männer! Zumindest bekommt ihr etwas davon, wenn ihr eure Gefährtinnen findet, während ich mindestens viermal im Jahr läufig bin. Hört ihr mich ständig meckern?“

Sie betrat den Raum und sah Ryder an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Der Knopf ist locker. Und das Hemd steht dir sowieso nicht. Warum ziehst du nicht das Leinenhemd an?“

Ryder atmete tief ein. „Ich gehe nirgendwo hin, also spielt es keine Rolle.“

„Zieh es aus“, beharrte sie und holte ein anderes Hemd aus seinem Schrank.

Ryder zögerte. „Na gut. Ich werde mich umziehen. Wenn ihr beide mein Zimmer verlasst.“

Ethan und Vanessa tauschten einen Blick aus.

„Jetzt sofort“, fügte er hinzu.

„Du bist ein hoffnungsloser Fall“, sagte Vanessa.

Ryder nahm ihr das Hemd aus der Hand und zerzauste ihr Haar. „Danke, Nessie. Jetzt verschwinde, bevor ich die Geduld verliere.“

„Ja, das will ich sehen“, scherzte Vanessa.

„Nein, willst du nicht.“

Vanessa sah Ethan an. „Ich wette, er zerknittert während des Sex nicht einmal die Laken.“

„Super, Nessie“, sagte Ethan lachend.

„Ihr wisst, dass ich hier stehe und kein Problem mit meinem Gehör habe, oder?“, fragte Ryder.

„Dann solltest du einen gut gemeinten Rat annehmen“, sagte Ethan. „Tob dich ab und zu mal aus oder der Besenstiel, der in deinem Arsch steckt, bleibt dir noch auf Dauer.“

2

Scarlet war in der Küche, als sie das Klingeln ihres Handys hörte. Ihr Vater, Brandon King, rief sie über FaceTime an. Sie klickte auf Akzeptieren.

„Hallo Dad!“

Sein attraktives Gesicht war einen Moment lang verpixelt, bevor es schärfer wurde. „Hey, Honey, wie geht’s?“ Seine Stimme war ein tiefer Bariton, und er lächelte sie herzlich an. Er hatte etwas Jugendliches an sich, obwohl er fünfundfünfzig Jahre alt war und graue Strähnen in seinem dunklen Haar hatte.

„Ich habe den ganzen Tag an meiner Doktorarbeit gearbeitet. Jetzt bin ich erschlagen.“

„Und deine Gesundheit? Irgendwelche Episoden?“

„Mir geht es gut, Dad. Wie geht es deinem Knöchel?“

„Er heilt, keine Sorge.“

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du im Badezimmer ausgerutscht bist. Wie ist das überhaupt passiert?“ Schließlich war ihr Vater kein alter Mann oder Invalide. Tatsächlich spielte er regelmäßig Tennis und war in Form.

„Ich bin einfach auf etwas Nassem ausgerutscht. Etwas Shampoo muss aus der Flasche auf den Boden getropft sein. Du weißt ja, wie viele Shampoos und Lotionen Claudia hat. Nächstes Mal passe ich besser auf. Also, wie läuft dein Studium?“

„Ich komme gut voran. Es hält mich auf Trab.“

Scarlet war im vergangenen Herbst an die San Francisco University gewechselt und in das viktorianische Haus ihres Vaters in Pacific Heights gezogen, anstatt in der Villa in Palo Alto zu bleiben, wo sie gewohnt hatte, während sie ihren Abschluss an der Stanford University gemacht hatte. Nicht nur wollte sie an der etwas kleineren Privatuniversität in San Francisco promovieren, sondern auch unabhängig sein und ihrem Vater und ihrer Stiefmutter Claudia etwas Privatsphäre gönnen.

Claudia, die ihr Vater sechs Jahre zuvor geheiratet hatte, lange nachdem Scarlets Mutter im Alter von vierzig Jahren an einem unerwarteten Herzinfarkt gestorben war, war eine wundervolle Frau, auch wenn Scarlet anfangs gedacht hatte, sie sei viel zu jung für ihren Vater. Trotz des Altersunterschieds von achtzehn Jahren – Claudia war siebenunddreißig – schienen sie glücklich miteinander zu sein. Scarlet hatte erwartet, dass sie überglücklich sein würden, als sie bekannt gegeben hatte, dass sie nach San Francisco ziehen würde. Im Gegenteil. Beide hatten protestiert und wollten, dass sie mit ihnen weiterhin in Palo Alto lebte.

Aber sie hatte sich durchgesetzt. Immerhin war sie vierundzwanzig und erwachsen. Trotzdem hatte ihr Vater nur widerwillig zugestimmt. Und unter einer Bedingung.

„Wie läuft’s mit dem neuen Bodyguard? Magst du ihn lieber als den vorherigen?“

Scarlet machte sich nicht einmal die Mühe, ihr Augenrollen zu verbergen. „Er nervt und hängt an mir wie ein schlechtes Outfit.“

Ihr Vater gluckste leise. „Das ist sein Job. Er muss dich beschützen.“

„Wirklich, Dad? Habe ich dir nicht bewiesen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann und keinen Babysitter brauche? Claudia muss nicht nach den gleichen Regeln leben wie ich!“

„Weil Claudia zugestimmt hat, eine Waffe im Haus zu haben, damit sie sich verteidigen kann, wenn ich geschäftlich unterwegs bin“, entgegnete er.

„Und ich habe den Selbstverteidigungskurs abgelegt, genau wie du es von mir verlangt hast, und ich lerne sogar Karate, damit ich mich verteidigen kann, wenn ich angegriffen werde. Aber ich will keine Waffe im Haus haben. Statistiken besagen, dass Leute bei Einbrüchen überwiegend mit ihrer eigenen Waffe getötet werden.“

„Statistiken interessieren mich nicht. Mir liegt deine Sicherheit am Herzen.“

„Ich brauche wirklich keinen ständigen Schatten. Ehrlich gesagt ist es demütigend, überall mit einem Leibwächter im Schlepptau aufzutauchen. Alle sehen mich seltsam an.“

Und es machte es schwierig, die anderen Studenten auf dem Campus wirklich kennenzulernen. Sie nahmen alle an, dass sie distanziert war oder meinte, sie wäre etwas Besseres und wollte sich nicht unter den Pöbel mischen.

„Liebling, du weißt, dass wir eine Abmachung hatten. Außerdem ist Scanguards das beste Sicherheitsunternehmen im ganzen Land. Sie haben die besten Leute.“

Scarlet schnaubte. „Ich sage ja nicht, dass die Bodyguards, die Scanguards zur Verfügung stellt, schlecht sind. Sie sind einfach nichts für mich. Ich brauche –“

„Scarlet, bitte! Du hast bereits vier der Leibwächter abgelehnt. Und jetzt wurde dir der Sohn des Besitzers zugeteilt. Glaub mir, nachdem du jeden deiner bisherigen Bodyguards vergrault hast, ist es ein Wunder, dass sie den Vertrag noch nicht gekündigt haben.“

„Ich habe niemanden vergrault“, brachte sie heraus.

Ihr Vater verzog das Gesicht, um ihr zu zeigen, dass er ihr nicht glaubte. „Letzten Monat hat mich Samson Woodford persönlich angerufen, um mir zu versichern, dass du den besten Schutz bekommst, den sie dir stellen können. Das ist alles, was ich für dich will: Sicherheit. Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Es würde mir das Herz brechen.“

Sie hasste es, wenn ihr Vater an ihre Gefühle appellierte und sie an ihren gemeinsamen Verlust erinnerte. Sie trauerte auch noch. Sie hatte ihren Halbbruder geliebt und sein Tod war für sie alle ein Schock gewesen. Scarlet sah ihren Vater einen Moment lang schweigend an. Er tat es nicht, um sie zu kontrollieren, er tat es, um sie zu beschützen, denn wenn er sie auch noch verlieren würde, würde es ihn zerstören. Davon würde er sich nie erholen, nicht einmal mit Claudia an seiner Seite.

„Es tut mir leid, Dad. Ich verstehe.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, obwohl sie schon wieder eine Diskussion mit ihm verloren hatte. Kein Wunder, dass ihr Vater ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Er bekam immer, was er wollte. „Wann kommst du in die Stadt?“

„Nicht in den nächsten Tagen. Ich muss morgen geschäftlich nach Phoenix fliegen. Aber vielleicht kommt Claudia morgen in der Stadt vorbei. Sie hat einige Dinge in San Francisco zu erledigen.“

„Oh, sie fliegt nicht mit dir nach Phoenix?“

„Nein, du weißt doch, dass sie die Wüstenhitze hasst. Aber ich werde nicht lange weg sein. Versprochen.“

„Ich vermisse dich“, sagte sie. Es war die Wahrheit. Sie und ihr Vater standen sich schon immer nahe.

„Ich vermisse dich auch, Honey. Kopf hoch! Ich habe gehört, dass Grayson Woodford ein gut aussehender junger Mann ist.“

Ihr Vater lag nicht falsch. „Glaub mir, er hat die Arroganz, die zu seinem Aussehen passt.“

„Mach ihm nur nicht das Leben zur Hölle, okay?“

„Okay, Dad. Guten Flug.“

„Tschüss, Honey.“

Scarlet beendete das Gespräch und hörte ein Geräusch von der Tür. Erschrocken wirbelte sie herum und sah Grayson mit gerunzelter Stirn dort stehen.

Er war gut aussehend, das musste sie ihm lassen. Groß, dunkles Haar, fitter Körper. Er hatte wahrscheinlich jede Menge Frauen, die ihn umschwärmten, wo immer er auch auftauchte. Aber Scarlet mochte ihn nicht. Schließlich war er ihr Gefängniswärter und er war eingebildet. Der Erbe des Scanguards-Imperiums war eindeutig verwöhnt. Sie hatte sich über Scanguards erkundigt, bevor ihr Vater die Firma engagiert hatte. Leider hatte sie nichts gefunden, was sie in den Augen ihres Vaters oder in ihren eigenen disqualifizieren würde. Es war ein sehr gut geführter Betrieb mit begeisterten Bewertungen von früheren und aktuellen Kunden.

Trotzdem mochte Scarlet die Idee, einen Bodyguard zu haben, nicht, und Grayson schon gar nicht. Er konnte nicht viel älter sein als sie. Wie viel Erfahrung konnte er in diesem Alter wirklich haben? Er kam ihr nicht wie jemand vor, der seine Tage und Nächte damit verbrachte, zu trainieren, um der Beste auf seinem Gebiet zu werden. Offensichtlich hatte er diesen Auftrag, bei dem er die ruhige Kugel schieben konnte, bekommen, weil er der Sohn des Besitzers war.

„Du denkst also, ich bin arrogant“, sagte Grayson, während er sie ansah.

Sein Blick besagte, dass ihm nicht gefiel, was er sah. Es störte sie nicht. Sie trug ihr langes Haar gerne in einem effizienten Pferdeschwanz, mochte die Freizeitkleidung, die abgetragenen Jeans und den übergroßen Pullover, der ihre Kurven verbarg. Ihre Kleidung gab ihr ein sicheres Gefühl, weil sie sich dahinter verstecken konnte, genauso wie sie sich hinter einer Brille mit Metallrand versteckte, die sie älter aussehen ließ, obwohl sie sie nicht brauchte. Ihr Sehvermögen war perfekt. Genau wie ihre Kleidung gehörte auch die Brille zu ihrem Image: der Bücherwurm und die Doktorandin, die sich nur auf ihr Studium konzentrierte und sich nicht für Männer interessierte.

Leider war in den letzten Jahren ein sexuelles Bedürfnis in ihr erwacht, das sie nicht mehr leugnen konnte. Hin und wieder musste sie die Fassade des zurückhaltenden Mädchens hinter sich lassen und sich nehmen, was sie brauchte, damit sie sich wieder besser fühlen konnte. Sie konnte sich die fleischlichen Freuden, die ihr Körper von Zeit zu Zeit verlangte, nicht versagen. Sie konnte sie nur eine Zeit lang unterdrücken, bevor sie die Kontrolle über ihre Handlungen verlor und tat, was sie tun musste, um Frieden zu finden, wenn auch nur für eine kurze Weile.

„War das eine Frage?“, erwiderte Scarlet.

Er hob eine Augenbraue. „Ich muss mich nicht unterhalten.“

„Dann eben nicht.“ Sie sah auf die Uhr an der Küchenwand. „Mein Take-out von Tomaso’s dürfte fertig sein. Lass uns gehen.“ Sie griff nach ihrer Handtasche. Es war ihre größte, groß genug, um die Dinge darin unterzubringen, die sie für heute Nacht brauchte.

„Du isst so spät noch? Ich dachte, du hättest schon zu Abend gegessen.“

„Tja, die Arbeit an meiner Dissertation verbrennt viele Kalorien. Ich brauche was zu essen. Und da ich nicht kochen will, muss ich mir was holen. Und bevor du fragst, nein, sie liefern nicht. Sie haben zu wenige Fahrer. Wenn du mich nicht fahren willst, dann fahre ich selbst.“ Sie wusste bereits, was er antworten würde, bevor er den Mund aufmachte.

Grayson funkelte sie an. „Netter Versuch. Kommt nicht infrage. Ich fahre dich.“

„Danke“, sagte sie und schenkte ihm ein übermäßig süßes Lächeln, weil sie wusste, dass es ihn anpisste. Es war überaus befriedigend, Grayson zu verärgern.

Graysons Audi TT war in der Einfahrt geparkt. Sie sprangen hinein, und Grayson fuhr wortlos davon. Scarlet sank in den Ledersitz zurück. Ihr war heiß unter ihrem dicken Pullover und sie griff nach dem Knopf, um die Klimaanlage einzuschalten.

Bevor sie ihn berühren und auf kühler stellen konnte, bellte Grayson sie an: „Fass die Armaturen nicht an. Ich mache das schon.“

„Dann dreh endlich die Heizung ab.“

„Die Heizung ist nicht an. Hier ist eine angenehme Temperatur von zwanzig Grad.“

„Angenehm für dich vielleicht. Aber mir ist heiß, also schalte die Klimaanlage ein.“

„Dir kann nicht heiß sein.“

Sie warf ihm einen genervten Blick zu. „Und woher willst du das wissen?“

„Na gut, ich schalte die Klimaanlage an“, sagte Grayson mit einem Knurren in der Stimme. Er drehte am Temperaturregler.

Sie konnte nicht anders als hinzuzufügen: „Na, war das so schwer?“

Grayson hatte den gesunden Menschenverstand, nicht zu antworten. Sie war nicht sauer auf ihn, nicht wirklich. Vielmehr war sie sauer auf das Los, das sie gezogen hatte. Sie war kurz davor zu explodieren. Es war wie Prämenstruelles Syndrom mal einhundert. Sie wusste, dass einige ihrer Freundinnen vom College gelegentlich PMS-Symptome hatten, aber Scarlet bekam immer eine volle Wucht davon ab. Und wenn es passierte, musste sie das Haus verlassen, sonst würde sie die Wände hochklettern. Lagerkoller nannte sie es. Episoden nannte ihr Vater es.

Als sie Tomaso’s in der Mission erreichten, gab es in der Nähe keinen Parkplatz. In der Gegend, die für ihre großartigen Restaurants und Bars bekannt war, herrschte reger Verkehr. Sogar an einem Abend unter der Woche war hier die Hölle los. Damit hatte Scarlet gerechnet.

Grayson fuhr zweimal um denselben Block herum, aber er konnte nirgendwo parken.

„Komm schon, Grayson, park einfach in zweiter Reihe und lass mich rausspringen oder mein Essen wird kalt“, sagte sie.

„Auf keinen Fall. Ich bin nicht so dumm, dich ins Restaurant reingehen zu lassen, damit du durch den Hinterausgang rauslaufen und mich abhängen kannst.“

Scarlet warf ihm einen erbosten Blick zu. „Dann gehst du rein und holst das Essen, und ich bleibe im Auto.“

Grayson verzog das Gesicht, bevor er das Auto schließlich vor dem Eingang des Restaurants anhielt und in zweiter Reihe parkte. „Gut, aber ich nehme den Autoschlüssel mit.“

Scarlet verdrehte ihre Augen. „Als ob ich dein kostbares Auto fahren möchte.“

Wütend stellte Grayson den Motor ab und stieg aus. Sie sah ihm nach, als er um das Auto herum rannte und ins Restaurant stürmte. Sie konnte von ihrem Standort aus sehen, dass die Hostess mit mehreren Kunden zu tun hatte und Grayson bestimmt ein oder zwei Minuten warten müsste. Es war genug Zeit, um zu tun, was sie tun musste.

Sobald Grayson im Restaurant war, sprang Scarlet aus dem Auto und eilte zur Kreuzung, wo eine Menge Partygänger darauf warteten, dass die Fußgängerampel das Gehsignal gab. Sie drängte sich schnell hindurch, sodass sie mittendrin landete, von allen Seiten von Menschen umgeben.

Als die Ampel umschaltete, überquerte sie mit den anderen jungen Leuten um sich herum die Straße und eilte zum Eingang der U-Bahn-Station. Sie rannte die Treppe hinunter und zog bereits ihre Monatskarte heraus, damit sie durch die Drehkreuze gehen konnte. Sie hörte eine U-Bahn kommen und hoffte, dass diese in die richtige Richtung fuhr. Augenblicke später erreichte sie den Bahnsteig und blickte auf die Anzeige.

Sie hatte Glück. Der Zug fuhr Richtung Innenstadt. Er war gerammelt voll, aber sie schaffte es, einzusteigen. Sie warf einen Blick über ihre Schulter, ihr Herz wild schlagend, besorgt, dass Grayson ihre List durchschaut hatte und ihr auf den Fersen war. Aber sie sah ihn nicht. Sie hatte ihn erfolgreich abgeschüttelt wie eine lästige Erkältung.

Scarlet stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war ihr egal, ob Grayson deswegen Ärger bekam oder ob er es ihrem Vater erzählte. Ihr Körper hatte mittlerweile so viel aufgestaute Energie, dass sie etwas dagegen unternehmen musste. Sie konnte es kaum erwarten, bis der Zug endlich an der Station hielt, die ihrem Ziel am nächsten war. Als sie wieder über der Erde war, ging sie zwei Blocks weiter. Dort gab es eine Bar, in der sie schon einmal gewesen war. Es gab keine Hostess und keinen Türsteher, was es zum idealen Ort machte, unbemerkt hineinzuschlüpfen und sich umzuziehen.

Scarlet ging zu den Toiletten. Zwei Mädchen wuschen sich die Hände, aber die drei Kabinen waren leer. Scarlet wählte die größte, trat hinein und schloss die Tür hinter sich ab. Schnell entledigte sie sich ihres Pullovers. Darunter trug sie ein schwarzes Bustier, das ihre Brüste fest umschloss. Sie zog ihre langen schwarzen Stiefel aus, ein unverzichtbares Kleidungsstück für das notorisch kühle Wetter, das das ganze Jahr über in San Francisco herrschte, und wand sich aus ihrer Jeans. Zuhause hatte sie einen kurzen Rock in ihre Handtasche gestopft. Jetzt zog sie diesen heraus und schlüpfte hinein, dann zog sie ihre Stiefel wieder an. Sie faltete ihre Jeans und ihren Pullover zusammen und drückte beides in eine Plastiktüte, die sie mitgebracht hatte. Als sie die Kabine verließ, waren die beiden Frauen verschwunden. Scarlet stopfte die Plastiktüte mit ihrer Kleidung in eine Kommode, die zusätzliches Toilettenpapier enthielt. Mit etwas Glück würde die Plastiktasche noch da sein, wenn sie später zurückkam. Wenn nicht, war es ihr egal. Sie mochte diesen Pullover ohnehin nicht sonderlich und sie hatte jede Menge Jeans.

Scarlet blieb vor dem Spiegel stehen und löste ihren Pferdeschwanz. Sie schüttelte ihre schwarzen Locken aus, nahm dann ihre Brille ab und steckte sie in ihre Handtasche. Sie trug nur wenig Make-up auf, gerade genug, um ihre blauen Augen und ihre langen schwarzen Wimpern zu betonen. Ihre Lippen waren auch ohne Lippenstift tiefrot.

Als sie in den Ganzkörperspiegel schaute, sah sie nicht die Doktorandin, deren Nase in den Büchern steckte. Nein, das Spiegelbild war das einer Verführerin, die ihre Kurven zur Schau stellte, einer Frau mit einem unstillbaren sexuellen Verlangen, das für jeden sichtbar war, der sich die Mühe machte, hinzusehen. Jetzt brauchte sie nur noch den richtigen Mann, um den Hunger nach körperlicher Berührung zu stillen, der von Minute zu Minute unerträglicher wurde.

Es war an der Zeit, in den Nachtclubs Dampf abzulassen.

3

Ryder aß bei Carlito’s in North Beach zu Abend. Obwohl er sich zuvor mit Blut gesättigt hatte, genoss er das menschliche Essen, das das italienische Restaurant servierte. Die Auswahl an Speisen in San Francisco war endlos und in den letzten Jahren war er in fast jedem Restaurant gewesen, in dem es gutes Essen gab. Wenn es um Blut ging, hatte er jedoch einen absoluten Favoriten: AB positiv. Jede Blutgruppe schmeckte etwas anders. Er hatte festgestellt, dass AB positiv ihm die richtige Mischung aus süß und würzig gab, um seinen Durst zu stillen.

Meistens trank er abgefülltes Blut, das Scanguards über eine medizinische Firma beschaffte und kostenlos an ihre Mitarbeiter verteilte. Viele der von Scanguards beschäftigten Vampire schätzten diesen Service. Doch Samson, der Gründer und CEO von Scanguards, urteilte nicht. Wenn ein Vampir es vorzog, direkt von einem Menschen zu trinken, hielt er ihn nicht davon ab. Er hatte nur eine Regel: Kein Mensch durfte dabei zu Schaden kommen.

Ryder trank gelegentlich von den Frauen, die bei Vera angestellt waren. Einige von ihnen waren Menschen, andere Vampire, aber alle waren diskret und loyal zu Vera. Die sterblichen Frauen wussten von den Vampiren in ihrer Mitte, bewahrten jedoch deren Geheimnis. Genauso wie Ryders.

Nach seinem Abendessen bei Carlito’s spazierte Ryder durch North Beach und machte sich auf den Weg den Hügel hinauf nach Nob Hill, wo sich Veras exklusiver Club befand. An der unscheinbaren Tür des stattlichen Eckhauses klingelte er und meldete sich über die Gegensprechanlage an. Jemand betätigte den Türöffner und ließ ihn ins Gebäude. Drinnen sah es aus wie in einer eleganten Hotellobby. Aus Lautsprechern an der Decke rieselte leise Musik, und der üppige Teppich unter seinen Füßen schluckte das Geräusch seiner Schritte.

Vera, die Vampirin, die das Etablissement leitete, kam lächelnd auf ihn zu. Sie war eine zierliche, umwerfend aussehende Asiatin, die Scanguards in den vergangenen Jahren in mehreren Fällen assistiert hatte. „Ryder, es ist schon eine Weile her.“ Sie umarmte ihn.

„In der Arbeit war viel los“, sagte er entschuldigend, obwohl das nicht der Grund war, warum er seit fast einem Monat nicht mehr hier gewesen war. Er hatte sehen wollen, wie lange er seine sexuellen Bedürfnisse unterdrücken konnte. Anscheinend war ein Monat sein Limit.

Vera ließ ihn los und seufzte. „Es tut mir so leid, Ryder, aber keines der Mädchen ist verfügbar. Ein großer Kongress findet gerade statt und alle Mädchen sind heute Abend dreifach gebucht. Und du weißt ja, dass ich es nicht mag, wenn sie mehr als drei Buchungen pro Nacht annehmen.“

„Oh, das verstehe ich“, sagte Ryder schnell, obwohl er enttäuscht war. Aber er kannte Vera gut genug, um zu wissen, dass ihre erste Priorität die Frauen waren, die für sie arbeiteten. Sie wurden gut behandelt und noch besser bezahlt. Keine von ihnen wurde gezwungen, etwas zu tun, das sie nicht wollte.

„Ich hätte vorher anrufen sollen. Mein Fehler.“

Vera drückte seine Hand. „Die Kunden werden in zwei Tagen wieder weg sein. Warum kommst du dann nicht wieder? Und dann kannst du dir aussuchen, wen du willst.“

„Perfekt“, sagte Ryder und zwang sich zu einem Lächeln, um seine Enttäuschung zu verbergen. „Einen schönen Abend noch, Vera.“

Als er die Tür hinter sich schloss und draußen in der kühlen Nacht stand, blickte er den Hügel hinunter. Die Lichter funkelten. Er liebte die Aussicht von hier oben, wo er ganz San Francisco sehen konnte. Er war nicht in der Stimmung, nach Hause zu gehen und seine eigene Hand zu benutzen, um die Befriedigung zu erlangen, nach der ihm verlangte. Heute Nacht musste er eine Frau finden, die bereit war, seine Lust zu stillen.

„Ich schätze, ich gehe doch in den Club“, murmelte er vor sich hin und hielt ein Taxi an, das ihn zu einem Nachtclub bringen würde, der heute Abend vor Frauen nur so wimmelte.

„Das Mezzanine in SOMA, bitte“, sagte er dem Taxifahrer und machte es sich für die kurze Fahrt bequem.

Das Mezzanine war ein Nachtclub, den es schon seit mehreren Jahrzehnten gab. Amaury, einer der Direktoren von Scanguards, war schon seit langer Zeit Miteigentümer des Clubs. Als Damian, einer seiner Zwillingssöhne, Interesse an dem Club gezeigt hatte, hatte er ihm die Leitung übergeben und dafür gesorgt, dass Samson die andere Hälfte des Clubs für seinen Sohn Patrick kaufte. Jetzt leiteten Damian und Patrick, beide Vampirhybriden, den Club nebenbei, während sie immer noch als Bodyguards für Scanguards arbeiteten.

Sie hatten den Club umfassend umgestaltet und er war zu einem Hotspot im Nachtleben von San Francisco geworden. Die Türsteher waren Vampire und sorgten dafür, dass die Klientel stilvoll blieb. Jeder, der im Nachtclub irgendeine Art von Gewalt an den Tag legte, wurde umgehend entfernt und bekam lebenslanges Zutrittsverbot.

Ryder zeigte dem Türsteher seinen Scanguards-Ausweis und dieser ließ ihn passieren, vorbei an der Warteschlange, die sich fast über einen halben Block erstreckte. Drinnen dröhnte Musik und Lichter blitzten im Rhythmus der Musik auf. Die Tanzfläche war voll und die Menge schien sich synchron wie ein Vogelschwarm zu bewegen. Ryder ließ seinen Blick schweifen. Er konnte weder seinen Bruder noch sonst jemanden, den er kannte, sehen. Er betrachtete das als gutes Zeichen. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass Ethan ihm dabei zusah, wie er versuchte, eine junge Frau aufzureißen. Er war in dieser Sache etwas außer Übung.

Ryder schritt die Treppe hinunter, die zur Tanzfläche führte, und bahnte sich seinen Weg durch die Menge tanzender Frauen und Männer, um zur Bar zu gelangen. Es war nicht so einfach, wie es sich anhörte. Es gab definitiv einen Überfluss an Frauen und einen Mangel an Männern. Jede zweite Frau, an der er vorbeikam, griff nach ihm und versuchte, ihn mit klaren Absichten zu sich zu ziehen. Wenn er gewollt hätte, hätte er frei wählen können. Aber aus irgendeinem Grund reizte ihn keine dieser Frauen.

Trotz der knappen Outfits, der perfekten Make-ups und der unverwechselbaren Angebote war er nicht einmal annähernd hart, obwohl er beim Eintreten in Veras Etablissement sofort zum Sex bereit gewesen war. Aber in einem Nachtclub mit einer ganzen Armee sexhungriger Frauen sah er keine einzige Frau, die er anfassen wollte.

Vielleicht war ein Drink angebracht, obwohl Alkohol einem Vampir sehr wenig ausmachte. Es würde mehrere Liter hochprozentigen Alkohols bedürfen, um einen Vampir auch nur beschwipst zu machen. Aber vielleicht würde er sich mit einem Drink in der Hand hier wohler fühlen. Es dauerte eine Weile, bis er die Bar erreichte, wo die drei Barkeeper von Bestellungen überwältigt wurden. Ryder ließ seinen Blick schweifen, während er darauf wartete, an die Reihe zu kommen.

Als ihn jemand mit dem Ellbogen in die Seite stieß, wirbelte Ryder herum, bereit, der Person eine zu verpassen. Stattdessen stolperte eine Frau mit langen schwarzen Locken mit dem Rücken zu ihm gewandt gegen ihn und nur Ryders vampirschnelle Reaktion rettete sie beide davor, zu Boden zu stürzen. Er packte die Frau unter den Achseln, um sie wieder auf die Beine zu stellen, und erkannte nun den Grund, warum sie das Gleichgewicht verloren hatte. Ein ziemlich betrunkener Surfer-Typ versuchte, sie zu packen und sie zu zwingen, mit ihm zu tanzen. Ryder ließ das Mädchen los und trat an ihr vorbei, um den Kerl zu konfrontieren.

„Sie will nicht mit dir tanzen. Also verpiss dich!“, knurrte Ryder und spürte, wie sich seine Fangzähne verlängerten. Seine Augen blitzten wahrscheinlich schon rot auf, aber im Club machte er sich keine Sorgen darüber, dass seine vampirische Seite zum Vorschein kam. Eine Fülle von farbigen Lichtern im Club könnte seine roten Augen leicht als Spiegelbild erklären.

Der Surfer-Typ zog sich mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck zurück. Ryder sah ihm nach und wandte sich dann wieder der jungen Frau zu, um zu sehen, ob es ihr gut ging.

Die Frage lag bereits auf seinen Lippen, aber Ryder erstarrte, unfähig ein einziges Wort herauszubringen. Das Mädchen stand einfach nur da und sah ihn direkt an. Lange schwarze Haare umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. Ihre Augen waren ein atemberaubendes Blau und ihre Wimpern dicht und lang. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen rot und prall. Sie trug einen kurzen schwarzen Rock und ein Bustier, das mehr enthüllte, als es verbarg und ihre Taille entblößte. Ihre Brüste waren klein und ihre Haut cremig und makellos. Instinktiv wanderte sein Blick zu ihrem Hals, wo ihre Halsschlagader pulsierte, als würde sie ihm eine geheime Nachricht im Morsecode senden.

Ryders Schwanz wurde innerhalb einer Sekunde hart. Er konnte nicht sagen, wie alt das Mädchen war, aber er wusste, dass sie über einundzwanzig sein musste, sonst wäre sie an der Tür abgewiesen worden. Das war beruhigend, denn was er von ihr wollte, war definitiv … ja, ganz bestimmt nichts für eine minderjährige Jungfrau.

„Hi“, sagte er, seine Kehle so trocken wie Sandpapier. „Ich bin Ryder.“

Sie leckte sich über die Lippen und trat einen Schritt näher. Ihre Körper waren jetzt nur noch ein oder zwei Zentimeter voneinander entfernt. Sie hob ihr Gesicht zu ihm und holte tief Luft und zog somit seinen Blick auf ihr Dekolleté, als dieses sich mit ihrem Atem hob.

Verdammt! Er konnte nicht wegsehen. Konnte nicht zurücktreten. Ohne einen bewussten Gedanken legte er seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, drückte sie an seinen Körper.

Ihre Lippen öffneten sich und ein Atemzug kam aus ihrer Lunge, aber sie befreite sich nicht von ihm. Stattdessen presste sie ihr Becken an seines. Er spürte, wie ihr Bauch an seine Erektion rieb, während sie ihm in die Augen sah.

„Wie heißt du?“

„Sara“, sagte sie. „Tanz mit mir.“

Sara schlang ihre Arme um ihn und legte eine Hand auf seinen Hintern, als sie anfingen, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Was sie taten, konnte man kaum als Tanzen bezeichnen, denn sie bewegten sich nicht von ihrem Platz in der Nähe der Bar, ihre Füße blieben fest auf dem Boden, nur ihre Körper wanden sich. Mit jeder Sekunde, in der Sara sich an ihn rieb, sich seiner Erregung vollkommen bewusst, schlug Ryders Herz schneller. Er neigte seinen Kopf zu ihrem Hals und atmete den Duft ihrer Haut ein.

„Lass mich dich spüren“, murmelte sie ihm ins Ohr.

Er ließ eine Hand auf ihren Hintern gleiten und drückte eine Backe, zog sie fester gegen seinen ungestümen Schwanz. „Ist es das, was du willst?“, sagte er. „Meinen Schwanz?“

Bei diesem Wort stöhnte sie auf und Ryder konnte nicht anders und schob ein Bein zwischen ihre Schenkel.

„Das ist es“, sagte sie und klammerte sich an ihn, als sie anfing, seinen Oberschenkel zu reiten.

Verdammt! Was geschah hier? Er hatte ihr nicht mehr als seinen Namen genannt, und schon fickten sie praktisch. Doch er konnte sich nicht zurückhalten, fand nicht den Anstand, von ihr abzulassen. Er fühlte sich unwillkürlich zu ihr hingezogen. Sie war vermutlich betrunken, oder warum sonst würde sie ihm erlauben, sie so zu berühren? Seine gute Erziehung und Manieren diktierten ihm, diesen Wahnsinn zu stoppen, aber anscheinend hatte er seine Erziehung und Manieren an der Tür abgelegt.

Ryder spürte, wie Saras Brüste gegen seine Brust drückten, und er liebte das Gefühl, wie sie sich an seine harten Muskeln schmiegten. Er hob seinen Kopf von ihrem verführerischen Hals und begegnete ihrem Blick. Ihre Augen waren geweitet, ihr Atem abgehackt und ihre Lippen einladend.

Er eroberte ihren Mund und nahm ihren Duft in sich auf. Sie küsste ihn, ohne zu zögern, zurück und erlaubte ihm, sie mit seiner Zunge zu erkunden, während er seine Hände benutzte, um ihre Hüften zu führen, damit sie mit erhöhtem Tempo auf seinem Oberschenkel reiten konnte.

Plötzlich fühlte er, wie sie in seinen Armen erschauerte und erkannte, dass sie ihren Höhepunkt erreicht hatte. Er löste seine Lippen von ihren und starrte sie fassungslos an. Ihre blauen Augen waren jetzt noch schöner, und in ihnen sah er rohes Verlangen und ungezügelte Lust.

„Du musst mich nehmen …“ Sie strich mit ihrer Handfläche über seine Erektion.

Er presste die Kiefer zusammen, um zu verhindern, dass er hier in der Öffentlichkeit kam.

„Bitte“, flehte sie.

Ihre Bitte sandte einen Speer aus Feuer in seine Eier. Wenn er sie nicht sofort woanders hinbrachte, würde er sie gegen die Bar drücken und sie hier ficken. Und das konnte er nicht geschehen lassen. Nicht in der Öffentlichkeit. Das hätte für beide verheerende Folgen.

„Ich weiß, wo wir allein sein können.“

4

Scarlet folgte Ryder, ihre Hand in seiner, als er sich einen Weg durch die Menge zu einem anderen Teil des Clubs bahnte. Sie hatte ihm einen falschen Namen gegeben. Das tat sie immer, wenn sie auf anonymen Sex aus war. In gewisser Weise half es ihr, sich von der Person zu distanzieren, in die sie sich verwandelte, wenn ihre sexuellen Triebe sie überwältigten.

Ryder ging in den Korridor, der zu den Toiletten führte, aber er marschierte an ihnen vorbei und drückte kurz danach eine Tür mit der Aufschrift Nur für Angestellte auf und ging hindurch. Der Gang führte dahinter weiter und bei der nächsten Tür rechts blieb er stehen. Er öffnete sie, spähte in den Raum und führte sie dann hinein. Er schloss die Tür hinter ihnen und legte den Riegel um.

Es war schummrig und soweit Scarlet sehen konnte, war dies eine Art Lagerraum. Es gab aufeinander gestellte Tische und Stühle, ein paar Sessel sowie Trennwände und andere Möbel. Es war ihr egal, wo sie war. Sie hatte einen Orgasmus gehabt, während sie sich an Ryders Bein gerieben hatte. Das war ihr noch nie zuvor passiert. Aber heute Nacht war alles anders. Mehrere Männer hatten sie im Club angesprochen, aber trotz ihrer Begierde nach Sex hatte sie alle abgewiesen. Keiner hatte sie auch nur im Geringsten erregt.

Aber in dem Moment, als Ryder ihren Sturz verhindert und sie berührt hatte, um sie zu stützen, hatte sie es gespürt. Ihr Körper reagierte sofort auf ihn, noch bevor er sich zu ihr umgedreht hatte, um sein Gesicht zu sehen. Und als sie ihn ansah, erwachte jede Zelle ihres Körpers und alles Weibliche in ihr reagierte auf ihn. Er war perfekt. Er würde ihr geben können, was sie brauchte.

Ryder war groß und gut aussehend. Sein Haar war hellbraun, seine Augen ein sattes Schokoladenbraun, seine Haut ein heller Oliventon. Er sah schlank aus, obwohl sich seine Muskeln unter seinem Hemd abzeichneten. Sein Blick strahlte eine Anziehungskraft aus, von der sie sich nicht losreißen konnte. Als wäre er ein Magnet und sie ein bloßer Metallnagel.

„Sara“, murmelte er an ihren Lippen. „Sag mir, was du willst.“

Sie atmete aus. „Deinen Schwanz in mir.“

„Gut, denn das will ich auch.“ Er drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand und zog ihr Bustier nach unten, bis ihre Brüste oben heraussprangen. „Ich bin noch nie jemandem wie dir begegnet.“

Sein hungriger Mund berührte ihre Haut und er küsste ihre empfindlichen Nippel. Ihre Klitoris begann wieder zu kribbeln, immer noch empfindlich von ihrem Orgasmus. Sie ergriff Ryders Hemd und zog es aus seiner Hose, damit sie ihre Hände auf seine nackte Haut legen konnte. Sie fühlte sich so heiß an wie ihre eigene.

„Du hast mich so heftig kommen lassen“, flüsterte sie und genoss das Gefühl, wie seine Zunge ihre Brüste leckte, während seine Hand unter ihren Rock und zwischen ihre Schenkel glitt, wo ihr Höschen bereits von ihren eigenen Säften durchtränkt war.

„Willst du nochmal kommen?“, fragte er und schob ihr Höschen bereits beiseite, um mit seinen Fingern über ihre Spalte zu reiben, seine Tat kühn, jedoch höchst willkommen.

Seine Berührung war elektrisierend und sie schloss die Augen und ließ sich in den Armen dieses Fremden, der zu wissen schien, was sie brauchte, gehen.

„Du weinst ja schon für mich. Das gefällt mir“, krächzte Ryder. „Wenn du dieses Mal kommst, tu mir einen Gefallen und sag meinen Namen.“

„Ja.“

Das Wort hatte ihre Lippen noch nicht verlassen, als er seinen Finger in sie schob. Angesichts der unerwarteten Invasion schnappte Scarlet nach Luft. Sie liebte es, wie sein Finger sie erkundete, doch es war nicht genug.

„Ryder, ich will deinen Schwanz.“

Unerwartet lachte er leise. „Du bekommst meinen Schwanz, mach dir keine Sorgen, Baby. Aber zuerst möchte ich, dass du nochmal kommst. Kannst du das für mich tun?“ Er pumpte langsam seinen Finger in sie hinein und fügte dann einen zweiten hinzu.

„Oh, oh, das ist besser … ja …“ Sie lehnte ihren Kopf zurück gegen die Wand und genoss die Fülle in ihrem intimen Kanal.

Ryder stieß immer wieder zu und jedes Mal, wenn seine Finger so tief wie möglich in sie pumpten, strich er mit seinem Daumen über ihre Klitoris und entlockte ihr ein Stöhnen. Ihre Knie fühlten sich weich an, und wenn er so weitermachte, würde sie sicher zusammenbrechen.

Er hob seinen Kopf von ihren Brüsten und sah ihr in die Augen. „Das gefällt dir, nicht wahr?“

„Ja.“ Mehr, als er wissen konnte.

„Sag meinen Namen.“

„Ryder, du fühlst dich gut an. Ich kann es kaum erwarten, deinen Schwanz dort zu spüren, wo deine Finger jetzt sind.“ Wenn er sie allein mit seinen Fingern zu solcher Ekstase treiben konnte, wie würde sie sich mit seinem Schwanz in ihr fühlen? Endlich würde sie bekommen, was sie brauchte. Ryder würde ihren Hunger nach kompromisslosem Sex stillen.

„Fick mich härter“, verlangte sie. „Ryder.“

Er tat, was sie ihm befahl, stieß seine Finger tiefer und fester in sie hinein, während sein Daumen ihre Klitoris mit solcher Geschicklichkeit bearbeitete, dass sie nur noch Sekunden von einem weiteren Höhepunkt entfernt war.

„Ja, ja, Ryder, ja!“

Sie schauderte. Ihre Muskeln verkrampften sich um seine Finger, als sie kam. Die Wellen erschütterten ihren Körper, als hätte eine Explosion sie von den Füßen gerissen. Ryder zog seine Finger nicht heraus. Er ließ seinen Daumen auf ihrer Klitoris und gerade, als sie dachte, ihr Orgasmus würde verklingen, zupfte er noch einmal wie ein talentierter Musiker ihre Klitoris und entzündete sie erneut.

Sie begegnete seinem Blick und sah männliche Befriedigung in seinen tiefbraunen Augen, die jetzt fast wie geschmolzene Lava aussahen, mit einem roten Farbton um seine Iris, als würde ein Feuer darin brennen.

„Willst du immer noch meinen Schwanz?“, fragte er und seine Stimme drang in jede Zelle ihres Körpers und hallte dort wider.

„Ja, ich brauche deinen Schwanz. Bitte.“ Sie machte ihm nichts vor. Trotz der welterschütternden Orgasmen, die er ihr beschert hatte, brauchte sie mehr. Fast so, als würde jeder Höhepunkt ihren Hunger noch mehr schüren.

„Gut, denn jetzt bist du reif“, sagte er und zog seine Finger aus ihr.

* * *

Ryder konnte