Dangerous Affair: Spiel mit dem Feuer - Ava Cross - E-Book

Dangerous Affair: Spiel mit dem Feuer E-Book

Ava Cross

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Faith Gold, Tochter eines Großunternehmers, will einen entspannten Abend in einem Club verbringen, als sie ein mehr als unmoralisches Angebot von zwei Brüdern erhält, das sie schockiert ausschlägt. Als sie ein paar Tage später einen Sponsorenvertrag mit dem Redlight Racingteam abschließen soll, steht sie unerwartet den beiden Männern erneut gegenüber. Der attraktive Sawyer Reed, Rennfahrer für das Team seines Bruders Braxton, ist vom ersten Moment an von der kühlen Faith fasziniert. Es knistert heftig zwischen ihnen und sie fühlen sich magisch zueinander hingezogen. Sawyers Dominanz sowie seine sexuellen Vorlieben üben einen starken Reiz auf die in diesen Dingen unerfahrene junge Frau aus. Aber je näher sie sich kommen, desto größer wird die Gefahr, dass Faith hinter sein gut gehütetes Geheimnis kommt. Darüber hinaus werden ihnen auch noch Steine in den Weg gelegt, die sie zu Entscheidungen zwingen, die auf eine Frage hinauslaufen: Wie sehr können sie sich wirklich vertrauen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

Danksagung

Ava Cross

Dangerous Affair: Spiel mit dem Feuer

© 2020 Written Dreams Verlag

Herzogweg 21

31275 Lehrte

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.weebly.com)

ISBN ebook: 978-3-96204-330-8

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlags weitergegeben werden.

Widmung

Für S., weil du mir vertraust.

Kapitel 1

Faith

Ein Blick aus dem Fenster meines Büros bestätigte mir, dass sich das Wetter im Lauf des Tages nicht gebessert hatte, im Gegenteil. Waren es heute früh nur dicke Wolken gewesen, die mir auf das Gemüt geschlagen hatten, so goss es jetzt in Strömen, was in Houston äußerst selten vorkam.

Seufzend versuchte ich, mich wieder auf das Sicherheitsprogramm zu konzentrieren, das seit Stunden über den Bildschirm lief. Als Mitarbeiterin der IT-Abteilung von Solar Gold war ich unter anderem für die Firewall zuständig, was mich schrecklich langweilte. Ich hatte nicht Informationstechnik studiert, um als einfacher Administrator mein Dasein zu fristen. Als Tochter des Geschäftsführers blieb mir jedoch keine große Wahl, denn obwohl ich meinen Studiengang selbst bestimmen durfte, war von vornherein klargewesen, dass ich für das Familienunternehmen arbeiten würde.

Grundsätzlich hatte ich mich in dieses Schicksal gefügt, doch heute war einer dieser Tage, an denen ich mich lieber im Bett verkrochen hätte. Mit meinem Dad als Chef konnte ich allerdings nicht so leicht blau machen, weswegen ich mich dennoch zur Arbeit geschleppt hatte.

Meinem Dad und seinem Bruder gehörte das Unternehmen. Sie hatten es vor dreißig Jahren gegründet und zu einer der führenden Firmen für Photovoltaikanlagen gemacht. Während mein Vater für den Verwaltungsbereich zuständig war, kümmerte sich mein Onkel um die Produktion und technische Details. Meine Mom war für den Vertrieb verantwortlich, weswegen sie in den vergangenen Jahren vermehrt in Europa unterwegs war, um dort für Solar Gold einen neuen Markt zu erschließen. Auch meine Cousinen Julie und June arbeiteten in unserem Unternehmen. Letztere war allerdings zurzeit in Mutterschutz, da sie in zwei Monaten ihr erstes Kind zur Welt bringen würde.

Die beiden waren wie Schwestern für mich und zusammen hatten wir schon so manchen Blödsinn angestellt. Es war unser Versuch, aus dem privilegierten Leben, das wir zweifelsohne führten, für ein paar Stunden auszubrechen. Wir liebten unsere Familie und das Unternehmen, für das wir alle hart arbeiteten, doch es war nicht leicht, permanent eine Vorbildfunktion zu haben.

„Erde an Faith“, nahm ich plötzlich Julies Stimme wahr und zuckte ertappt zusammen, weil ich, wie so oft in letzter Zeit, Löcher in die Luft starrte.

„Ich habe dich gar nicht bemerkt“, erklärte ich und warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm, der mir soeben ein paar Zwischenergebnisse lieferte.

„Das ist mir gar nicht aufgefallen“, gab meine Cousine trocken zurück. „Ist alles in Ordnung?“

Leicht genervt seufzte ich, denn die Frage stellte sie mir in letzter Zeit ständig. Mir war klar, dass sie sich um mich sorgte, doch ich kam gut allein zurecht. Zumindest redete ich mir das ein. „Ja, es geht mir gut. Dieses Programm ist unglaublich nervtötend. Ich bin froh, wenn ich gleich Feierabend machen kann.“

„Soll ich dich mitnehmen?“ Energisch schüttelte ich den Kopf, denn ich hatte keine Lust auf eine weitere Inquisition auf dem Heimweg. „Du willst bei diesem Wetter ernsthaft mit dem Motorrad fahren?“ Julie sah mich mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Sorge an. Letzteres machte mich wütend, schließlich war ich kein Kleinkind mehr.

„Ich bin durchaus in der Lage, auch bei Regen mit meiner Maschine zu fahren“, gab ich pampig zurück.

„Schon gut, es war nur ein Angebot. Hast du heute Abend bereits etwas vor? Der neue Club, der in dem Wolkenkratzer untergebracht ist, den wir letztes Jahr mit einem autarken System versorgt haben, wird eröffnet. Dad hat mich gebeten, Solar Gold zu vertreten, da auch der Club seinen gesamten Strom aus der Photovoltaikanlage bezieht und der Geschäftsführer das gegenüber der Presse erwähnen wird.“

Ich mochte diese offiziellen Auftritte nicht besonders. Natürlich mussten wir als Töchter der Firmeninhaber immer mal wieder solche Pflichttermine absolvieren, aber meistens wechselten meine Cousinen und ich uns ab.

„Ach bitte, Faith, gib dir einen Ruck und komm mit. Ich habe keine Lust, den Abend allein an der Bar zu verbringen.“ Sie sah mich flehend an, sodass ich mich gezwungen fühlte, zuzustimmen. Vielleicht würde mich der Abend auf andere Gedanken bringen und die dunkle Wolke, die sich auf meine Seele gelegt hatte, für ein paar Stunden vertreiben.

„Also gut. Wann holst du mich ab?“

Julie klatschte freudig in die Hände. „Ich bin um acht bei dir. Das wird toll, du wirst sehen.“

So ganz war ich zwar nicht davon überzeugt, doch es war besser, als den Abend allein vor dem Fernseher zu hocken und erneut ins Grübeln zu verfallen.

Meine Cousine warf mir einen Luftkuss zu, ehe sie aus meinem Büro verschwand. Ich wertete noch die Zwischenergebnisse aus und begab mich kurz darauf auf den Weg zum Parkplatz, wo ich heute früh meine Maschine abgestellt hatte. Die schwere Lederkluft und der Helm hielten den Regen ab, dennoch machte das Fahren bei diesem Wetter keinen Spaß. Als ich eine halbe Stunde später mein Bike in die Garage rollte, war ich erleichtert. Sie gehörte glücklicherweise zu dem Appartement, das ich vor wenigen Monaten gekauft hatte, dazu. Meine Eltern hatten meine Entscheidung, auszuziehen mit Erstaunen aufgenommen, immerhin bewohnte ich in ihrer Villa eine separate Einliegerwohnung. Der Wunsch, mir ein eigenes Zuhause zu suchen, kam für sie aus dem Nichts, wobei ich durchaus schon länger darüber nachgedacht hatte. Ich mochte das kleine Appartement. Die Nachbarn waren nett und vornehmlich in meinem Alter, das Stadtviertel genoss einen guten Ruf.

Leider war von hier aus der Weg zu Julie etwas weiter. Ihre Eltern bewohnten ein riesiges Anwesen, weshalb sie nach wie vor dort lebte, denn sie hatte inzwischen einen kompletten Wohnflügel für sich.

Ihre Zwillingsschwester June war vor ein paar Monaten zu ihrem Freund Ryan gezogen. Ich wusste, Julie fühlte sich seitdem einsam, was auch ein Grund dafür war, dass ich zugestimmt hatte, sie heute zu begleiten. Die beiden waren unzertrennlich, doch natürlich lag Junes Priorität nun auf ihrer eigenen kleinen Familie. Wir freuten uns riesig für sie, aber für ihre Schwester war es eine heftige Umstellung.

Als ich jetzt die Tür hinter mir schloss, blieben mir noch zwei Stunden, um etwas zu essen und mich fertig zu machen, ehe Julie mich abholen wollte. Nachdem ich mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben hatte, suchte ich in meinem begehbaren Kleiderschrank nach dem passenden Outfit für den heutigen Abend. Seriös, aber nicht langweilig, sexy, doch nicht zu aufreizend sollte es sein. Ich wählte ein enganliegendes schwarzes Kleid mit tiefem Wasserfallausschnitt, der es edel wirken ließ und zugleich mein dürftiges B-Körbchen gut kaschierte.

Früher hatte ich öfter über eine Brustvergrößerung nachgedacht, mich dann jedoch aufgrund der Risiken dagegen entschieden. Heute war ich froh darüber, denn inzwischen fühlte ich mich in meinem Körper wohl. Außer meiner Jugendliebe Max hatte mich bisher ohnehin kein Mann nackt gesehen. Das war bis vor ein paar Jahren keine große Sache gewesen, doch mit sechsundzwanzig waren meine sexuellen Erfahrungen sehr überschaubar.

Um das Gedankenkarussell zu stoppen, schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich auf die Auswahl der passenden High Heels. Meine Wahl fiel auf die neuen Ankle Boots von Louboutin und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Es tat gut, sich mal wieder aufzubrezeln und ein wenig Spaß zu haben. Ich freute mich darauf, den Abend mit Julie zu verbringen, und nahm mir vor, um Männer einen großen Bogen zu machen.

Kapitel 2

Sawyer

Die Rundenzeit, die mir Lenny über den kleinen Knopf im Ohr durchgab, ließ mich frustriert aufschnauben.

„Fuck! Ich komme jetzt rein und wir nehmen uns die Software nochmal vor“, gab ich durch und fuhr den Formula E Rennwagen in die Boxengasse, wo unser Chefingenieur und ein paar weitere Mitarbeiter des Rennstalls auf mich warteten.

In ihren Gesichtern spiegelte sich nicht gerade Begeisterung über meine Ansage wider. Ich konnte es ihnen kaum verdenken, denn wir testeten bereits seit heute Vormittag. Das Resultat war jedoch meiner Meinung nach alles andere als zufriedenstellend. Der Simulator hatte ein abweichendes Ergebnis geliefert und ich wollte wissen, woran das lag. Normalerweise lagen die Zeiten nicht so weit auseinander. Nachdem ich das Lenkrad abgenommen und den Helm ausgezogen hatte, kletterte ich aus dem engen Cockpit, was mit meinen Einmeterfünfundachtzig nicht ganz einfach war.

„Hast du die Software nochmal überprüft?“, fragte ich Lenny, der das Gesicht verzog und mit den Augen rollte. „Ist das Problem bei Brody gestern auch aufgetreten?“

Brody Ratcliff war der zweite Fahrer unseres Teams. Er fuhr seit Ende letzten Jahres für uns und hatte bisher erst ein Rennen für das Redlight Racingteam absolviert, das er mit einem respektablen fünften Platz abgeschlossen hatte.

„Ja, ihm sind ähnliche Differenzen aufgefallen“, gab Lenny zu.

„Und warum, verdammt nochmal, weiß ich nichts davon?“, polterte ich los.

„Mann, Sawyer, komm mal runter. Wir wollten ein unabhängiges Urteil von dir. Jetzt wissen wir, dass wir noch nachjustieren müssen. Lass uns für heute Schluss machen. Du hast nicht mal eine Mittagspause eingelegt.“

„Die Saison beginnt in wenigen Wochen und die Karre fährt sich wie eine Badewanne auf Rollen“, schimpfte ich.

„Das Problem wird sich aber nicht in der nächsten Stunde lösen lassen.“ Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und gab den wartenden Mechanikern das Zeichen, den Rennwagen in die Halle zu fahren. Erleichterung zeigte sich auf ihren Gesichtern, während sich in mir Unruhe ausbreitete.

Ich hatte die vorangegangenen beiden Meisterschaften gewonnen und wollte dieses Jahr den Hattrick schaffen. Die Konkurrenz schlief jedoch nicht und hätte Leroy Brown nicht im letzten Rennen Probleme mit dem Akku bekommen, wäre es anders ausgegangen.

Frustriert stapfte ich zu unserem Trailer, der mein persönlicher Rückzugsort am Rand der Rennstrecke war. Dort konnte ich duschen, mich umziehen, etwas essen oder mich mit Boxenludern amüsieren, wenn ich gerade nicht im Cockpit saß. Letzteres langweilte mich immer öfter, denn die Frauen versprachen sich von einer heißen Nacht mit mir ein Leben an der Seite eines Superstars. Sobald sie merkten, wie ich tickte, nahmen die meisten von ihnen schreiend Reißaus. Die anderen wurden zu unerträglichen Kletten und mutierten zu willenlosen Wesen.

Als ich den Trailer betrat, hörte ich mein Handy klingeln. Ein Blick auf das Display, verriet mir, dass mein Bruder versuchte, mich zu erreichen.

„Hey Brax, was gibt´s?“, begrüßte ich ihn, während ich den Reißverschluss des Rennoveralls aufzog und mich umständlich mit dem Smartphone am Ohr aus den Ärmeln befreite.

„Wo bleibst du?“

Einen Moment überlegte ich, was er meinte, dann fiel es mir wieder ein. „Shit!“ Ich hatte die Eröffnung des neuen Clubs vergessen, zu der mein Bruder und ich eingeladen waren.

„Bist du etwa noch an der Rennstrecke?“, hakte er ungläubig nach.

„Ja, irgendetwas stimmt mit der Software nicht.“

In den kommenden Minuten fachsimpelten wir über das Problem. Braxton war der Inhaber unseres Rennstalls und ebenso von diesem Sport besessen wie ich. Während er die Fäden im Hintergrund zog, raste ich vor hunderttausenden von Zuschauern von einem Sieg zum anderen.

Als wir vor ein paar Jahren vom Start einer völlig neuen Rennserie mit Elektroautos hörten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Ich kündigte meinen Job als die Nummer Zwei eines mittelmäßig erfolgreichen Formel 1 Teams und fuhr von da an in der Formula E für unseren eigenen Rennstall. Braxton verkaufte seine bis dahin gutgehende IT-Firma und steckte sein gesamtes Vermögen in das Team.

In den vergangenen drei Jahren waren wir äußerst erfolgreich und schrieben inzwischen schwarze Zahlen. Mein Trainingsunfall im Herbst hatte uns zwar finanziell wieder etwas zurückgeworfen, aber die Chancen standen gut, auch die kommende Saison für uns zu entscheiden. Daher ärgerte ich mich, dass wir das Problem nicht in den Griff bekamen.

Als ehemaliger Formel 1 Rennfahrer war ich den Trubel und das Medieninteresse, das Motorsport mit sich brachte, gewöhnt. Die Formula E hatte noch nicht den Stellenwert, doch sie erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Für Braxton war der Rummel neu, und er freute sich jedes Mal, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, sein Büro zu verlassen und unter Leute zu gehen. Daher tat es mir wirklich leid, dass ich den Termin nicht mehr auf dem Schirm hatte.

„Sorry, Sawyer, wenn ich die Eröffnungsrede noch mitbekommen will, muss ich jetzt los.“

„Warum bist du auf diesen stinklangweiligen offiziellen Teil des Abends so scharf? Die Weiber laufen erst danach zur Hochform auf.“

Am anderen Ende der Leitung hörte ich Braxton lachen. „Ich habe auch nicht vor, nach dem offiziellen Teil zu verschwinden.“

Mein Bruder war wie ich ein Player, wir besaßen denselben Frauengeschmack, was ab und zu dazu führte, dass wir uns eine teilten. Nur wenige Frauen ließen sich jedoch darauf ein, weshalb der letzte Dreier schon eine Weile her war.

„Brax, ich dusche schnell und komme dann nach“, schlug ich vor.

„In Ordnung, bis später.“

Ich schälte mich aus dem Rest des Overalls und der Funktionsunterwäsche, ehe ich mich unter die Dusche stellte.

„Fuck!“, fluchte ich lautstark, als mich ein eiskalter Wasserstrahl traf.

Das durfte doch nicht wahr sein. Bereits gestern hatte ich einen Handwerker gerufen, der sich um den defekten Boiler kümmern sollte, und war davon ausgegangen, dass das Problem inzwischen behoben worden war.

Wütend schlüpfte ich in Jogginghose und Hoodie und beschloss, zuhause zu duschen. Auf dem Weg zu meinem BMW I8 Roadster sah ich schon von weitem, dass er nicht mit der Ladestation verbunden war. Verdammt, ich Idiot hatte heute Vormittag vergessen, ihn an die Steckdose zu hängen. Als ich ihn startete, stöhnte ich auf, kaum, dass mir die sehr knappe Reichweite von sechzehn Meilen angezeigt wurde. Das allein wäre kein Problem, da ich auf den Benzinmotor umschalten konnte, doch auch der Tank war so gut wie leer. Ich war heute früh spät dran gewesen und hatte mir den Weg zur Tankstelle verkniffen. Der Strom reichte hoffentlich bis zu meinem Appartement, sodass ich nicht noch mehr Zeit verlor.

Auf dem Weg nach Hause verzichtete ich sicherheitshalber auf die Heizung, und die Reichweite zeigte nur noch drei Meilen an, als ich den Wagen in die Tiefgarage fuhr. Sie gehörte zu dem Gebäudekomplex, in dem sich mein Loft in der obersten Etage befand.

Im Fahrstuhl traf ich auf meine Nachbarin, die im Stockwerk unter mir wohnte. Sie machte mir jedes Mal schöne Augen und flirtete wie verrückt, doch sie war in festen Händen und auf Stress dieser Art hatte ich keinen Bock. Deshalb ignorierte ich ihre Blicke und wünschte ihr lediglich einen angenehmen Abend, als sie ausstieg.

In meinem Loft angekommen, ging ich direkt ins Bad, sprang unter die Dusche und zog mich anschließend an. Ich entschied mich für eine schwarze Jeans und ein gleichfarbiges Hemd. Ein teurer Markengürtel, die Lederschuhe und ein Lederarmband rundeten das Outfit ab. Einige Menschen bezeichneten mich als eitel, doch ich war der Meinung, dass ein gepflegtes Äußeres ein Ausdruck von Respekt war. Schließlich warfen sich die Frauen auch in Schale, da war es nur fair, wenn man sich als Mann ebenso bemühte. Als ich fertig war, verriet mir der Blick auf meine Armbanduhr, dass mich der Umweg über mein Loft fast eine Stunde gekostet hatte.

Ich beschloss, statt noch weitere zwanzig Minuten zu verlieren, in denen ich auf ein Taxi warten musste, das Motorrad zu nehmen. Daher ließ ich das Sakko an der Garderobe hängen, schnappte mir die Lederjacke und den Helm und machte mich auf den Weg in die Tiefgarage.

Als ich den Motor der Maschine zum Leben erweckte, huschte mir, wie jedes Mal, ein Lächeln über die Lippen. Wenn man, wie ich, den ganzen Tag mit Elektrofahrzeugen unterwegs war, hörte sich so ein tiefes Blubbern eines Benzinmotors wie Musik in den Ohren an. Als ich mich jedoch auf den Lenker stützte, durchfuhr ein stechender Schmerz meinen linken Oberarm. Ich hatte es heute mit den Tests mal wieder übertrieben und zog automatisch mein Portemonnaie hervor, in dem sich nicht nur immer ein Kondom, sondern auch meine Tabletten befanden. Sicherheitshalber nahm ich gleich zwei, ehe ich mich auf den Weg machte.

Der Verkehr hatte sich inzwischen zum Glück beruhigt, weshalb ich eine knappe halbe Stunde später vor dem Wolkenkratzer hielt, in dem sich der Club Horizon über das gesamte oberste Stockwerk erstreckte. Warum der Inhaber sich für diesen Namen entschieden hatte, wurde schnell deutlich, sobald man den Fahrstuhl verließ. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick über Houston und bei Tageslicht wahrscheinlich noch weit darüber hinaus.

Nachdem ich Helm und Lederjacke an der Garderobe abgegeben hatte, machte ich mich auf die Suche nach meinem Bruder. Hier und da sprach mich jemand an, der mich erkannt hatte, doch zum Glück war der Club so brechend voll, dass ich jedes Mal auch schnell wieder untertauchen konnte.

Während ich weiterhin Ausschau nach Braxton hielt, blieb mein Blick an einer jungen Frau hängen, die allein an der Bar saß und tief in Gedanken versunken schien. Sie hatte lange schwarze Haare, die in kräftig roten Spitzen endeten. Das enganliegende Kleid war ihr bis auf die Mitte ihrer schlanken Oberschenkel gerutscht. Die Schönheit nahm den Strohhalm ihres Cocktails zwischen die Lippen, was sofort für schmutziges Kopfkino bei mir sorgte.

Gerade war ich dabei mir einen Weg zu ihr zu bahnen, als ich Braxton entdeckte. Er war nur ein paar Schritte von der Frau entfernt und hatte sie offenbar ebenfalls auserkoren. Ich beobachtete, wie er sich dicht hinter sie stellte und ihr etwas ins Ohr sprach. Sie schien ihn zunächst abzulehnen, doch dann lächelte sie und folgte meinem Bruder auf die Tanzfläche, was mich nicht wunderte, denn er konnte lustig und charmant sein.

Sie bewegte sich verdammt sexy zur Musik und Braxton sorgte dafür, dass kaum noch ein Blatt zwischen die beiden passte. Ihm waren die gierigen Blicke der anderen Männer nicht entgangen. Er markierte eindeutig sein Revier, was mich schmunzeln ließ. Über ihre Schulter hinweg sahen wir uns an und er nickte mir fast unmerklich zu, sein Zeichen, dass ich dazustoßen sollte.

Als ich die zwei erreichte, tanzte ich mich von hinten an die Frau heran und bekam dadurch die Gelegenheit, ihren ausgesprochen wohl geformten Arsch zu bewundern. Sie hatte die Figur eines Grid Girls, doch dafür war sie zu exklusiv gekleidet. Ich passte meine Bewegungen ihrem Rhythmus an und war ihr inzwischen so nah, dass mein Becken ihren Po beinahe berührte.

In dem Moment, als ich meine Hände um ihre schmale Hüfte legte, flog ihr Kopf zu mir herum und sie starrte mich wütend an.

„Darf ich dir meinen Bruder vorstellen?“, rief Brax und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Hey, ich bin Sawyer“, raunte ich ihr ins Ohr, was ihr eine feine Gänsehaut verschaffte und gleichzeitig dafür sorgte, dass sie zwischen uns nun komplett eingekeilt war.

Zunächst wirkten ihre Bewegungen verkrampft, doch mit der Zeit entspannte sie sich und ließ es zu, dass wir die Führung übernahmen. Sie war wirklich heiß und in meiner Jeans war es unangenehm eng geworden. Ich warf Braxton einen kurzen Blick zu und er drehte die junge Frau zu mir um, sodass er nun hinter ihr tanzte und ich das erste Mal in Ruhe ihr Gesicht betrachten konnte. Ihre Augen waren von einem faszinierenden Hellblau und zogen mich sofort in ihren Bann. Sie hielt meinem taxierenden Blick erstaunlich lange stand, bis sie letztlich doch die Lider senkte.

Diese winzige Geste reichte, um das Gefühl von Macht in mir hervorzurufen, das ich so liebte und brauchte. Ich hob ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger an, sodass sie mich wieder ansehen musste. In ihren Augen konnte ich Unsicherheit, aber auch eine gute Portion Trotz ablesen, eine brisante Mischung, die mich unglaublich antörnte.

Ich brachte meinen Mund ganz dicht an ihr Ohr. „Du weißt, dass ich dich ficken werde. Die einzige Entscheidung, die ich dir überlasse, ist, ob mein Bruder mitmachen darf oder nicht“, unterbreitete ich ihr unser höchst unmoralisches Angebot und spürte im gleichen Augenblick, wie ein leichtes Zittern ihren Körper durchfuhr.

Im nächsten Moment zuckte sie jedoch zurück und verpasste mir eine Ohrfeige, die ich wahrscheinlich verdient hatte. Während ich mir mehr aus Reflex über die Wange rieb, befreite sich die junge Frau von uns und verschwand in der Menge.

„Was zum Teufel hast du ihr ins Ohr geflüstert?“, fragte Braxton angepisst.

„Dass ich sie ficken werde, ob mit dir oder ohne dich“, gab ich betont lässig zurück.

„Musstest du unbedingt so schnell voranpreschen? Das war nicht gerade eine Glanzleistung, Bro“, brummte mein Bruder, steuerte die Bar an und bestellte zwei Bier für uns.

Den restlichen Abend quatschten wir über Autorennen und die Entwicklung alternativer Motorentechnik und verzichteten auf einen weiteren Versuch, eine Frau in unser Bett zu locken.

Kapitel 3

Faith

Das Wochenende verging leider wie im Flug. Den Samstag hatte ich vorwiegend über die merkwürdige Situation im Horizon nachgedacht.

Julie hatte noch einige geschäftliche Gespräche geführt und ich hatte vorgeschlagen, an der Bar auf sie zu warten. Als mich Braxton ansprach, fühlte ich mich geschmeichelt und ließ mich von ihm zum Tanzen überreden. Er war charmant, gutaussehend und konnte sich zur Musik bewegen. Als jedoch plötzlich sein Bruder dazukam, war ich für einen Augenblick von der Situation überfordert. Sawyer war ebenfalls äußerst attraktiv, aber er strahlte etwas aus, das mich verunsicherte.

Warum ich es dennoch zuließ, dass die beiden derart intim mit mir tanzten, war genau der Punkt, an dem meine Gedanken sich immer wieder im Kreis drehten. Teufel nochmal, ich hatte es genossen, bis zu dem Moment, als Sawyer mir in die Augen sah. Es war, als würde er auf den Grund meiner Seele blicken können und eine Antwort auf all meine Fragen haben.

Seine Worte waren an mein Ohr sowie in meinen Körper gedrungen und hatten ein irres Kribbeln verursacht, das mich vollkommen aus der Bahn warf. Erst mit deutlicher Verzögerung erfasste mein Verstand den Inhalt seiner Message. Bis dahin hatte ich noch nie zuvor einen Mann geohrfeigt.

Überfordert und aufgelöst, hatte ich mir ein Taxi nach Hause genommen und Julie von unterwegs nur eine kurze SMS geschickt, dass ich wohl etwas Falsches gegessen hatte und es mir nicht gutging. Sie hatte am Samstag angerufen und wollte wissen, ob alles in Ordnung war und ich versicherte ihr, dass es mir schon wieder besser ging.

Es fühlte sich falsch an, meine Gedanken, Ängste und Sorgen nicht mit ihr zu teilen, aber im Moment war ich einfach nicht bereit dazu. Ich wusste, dass ich ihr nicht ewig verheimlichen konnte, was in mir vorging, doch zunächst musste ich für mich herausfinden, was mit mir los war.

Heute war Montag und ich stellte zufrieden fest, dass das Testprogramm reibungslos lief. Somit hielt sich mein heutiges Arbeitspensum zum Glück in Grenzen. Als Dad mich allerdings um zehn in sein Büro rief, ahnte ich, dass das nicht so bleiben würde.

„Was gibt´s, Dad?“, fragte ich, als ich ihm gegenübersaß und dankend die Tasse Kaffee annahm, die mir seine Sekretärin soeben reichte.

„Julie hat am Freitag eine interessante Anfrage eines erfolgreichen Rennstalls bezüglich eines möglichen Sponsorenvertrages mit uns erhalten.“

„Warum sollten wir ausgerechnet diese Sportart unterstützen?“ Da sich Solar Gold normalerweise für alternative Energien und Umweltschutz einsetzte, passten stinkende PS-Boliden absolut nicht ins Bild.

„Die Anfrage kommt von einem Team der Formula E. Das sind Rennwagen, die denen der Formel 1 ähnlich sind, jedoch rein elektrisch betrieben werden. Obwohl es diese Rennklasse noch nicht allzu lange gibt, erfreut sie sich bereits großer Beliebtheit, vor allem auch in Europa. Wir überlegen schon eine Weile, ob wir unsere Produktpalette ausweiten sollten. Das Steuergerät dieser Fahrzeuge besitzt unter anderem einen Chip, der den Stromverbrauch regelt. Die Nachfrage nach Technik dieser Art wird immer größer. Ich muss dir nicht erklären, inwieweit das förderlich für den Verkauf unserer Solaranlagen wäre.“

Da ich Informatik studiert hatte, war mir die Relevanz bewusst. Dennoch verstand ich nicht, was ich im Moment damit zu tun hatte. Normalerweise war die Marketingabteilung für den Abschluss von Sponsorenverträgen zuständig.

„Was soll ich tun?“, fragte ich, da es klar war, dass er etwas von mir wollte.

Er seufzte. „Mary hat sich heute früh für die gesamte Woche krankgemeldet.“ Sie war die verantwortliche Mitarbeiterin.

„Warum schickst du dann nicht Julie? Sie hat bereits das Vorgespräch geführt, da macht es doch Sinn, dass sie alles weitere bespricht.“ Es war nicht so, dass ich mich drücken wollte, aber zum einen war Marketing nicht gerade mein Steckenpferd und zum anderen wurde ich das Gefühl nicht los, dass Dad etwas im Schilde führte.

„Ryan hat Dienst und deshalb begleitet Julie ihre Schwester zu der heutigen Ultraschalluntersuchung“, erklärte er und schob mir eine Mappe über den Tisch.

Ich warf einen kurzen Blick auf den Inhalt und fand darin wie erwartet den Sponsorenvertrag. „Das kann genauso gut bis morgen warten, oder wir schicken den Vertrag zu. Was ist los, Dad?“ Meiner Stimme hatte ich eine gewisse Schärfe verliehen, die ihm zu verstehen geben sollte, dass ich mich nicht an der Nase herumführen ließ.

Wieder seufzte er und sah mich ernst an. „Seit Monaten versteckst du dich in deinem Büro und verschwindest förmlich hinter deinen Bildschirmen. Du meidest Außentermine und repräsentative Aufgaben wie die Pest. Ich habe mir das jetzt eine Weile angesehen und Julie hat mich gebeten, dich mit diesen Situationen nicht zu belasten. Du bist aber die Tochter des Inhabers eines Konzerns mit einem Jahresumsatz von über einhundert Millionen Dollar. Auch wenn du es nicht gern hörst, ich erwarte jedoch, dass du deinen Pflichten entsprechend nachkommst.“

Jetzt war er es, der keinen Zweifel daran ließ, dass es ihm bitterernst war. Er zog selten diese Unternehmer-Karte, doch wenn er es tat, wusste ich, dass es keinen Sinn hatte, sich dagegen aufzulehnen.

„Ist ja gut, ich übernehme den Termin. Wann soll ich dort sein?“, gab ich klein bei und schnappte mir die Mappe.

„Um elf“, antwortete er, während er bereits begann, sich irgendwelchen Unterlagen zu widmen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb, um mich auf das Gespräch vorzubereiten. Um meinem Dad trotzdem zu demonstrieren, dass ich alles andere als begeistert war, verließ ich wortlos sein Büro.

„Ach, Schatz?“, rief er mich plötzlich zurück, bevor ich die Tür schließen konnte. „Danke, dass du das übernimmst.“

„Das mache ich doch gern, Dad“, antwortete ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme, ehe ich mich auf den Weg in mein Büro machte.

Dort angekommen knallte ich die Mappe wütend auf den Tisch und ließ mich frustriert auf den Schreibtischstuhl sinken. Als Erstes suchte ich nach der Adresse des Rennstalls, um herauszufinden, wie lange ich bis dahin brauchte. Ich fluchte undamenhaft, als das Programm aufgrund der herrschenden Verkehrslage eine Fahrzeit von einer Stunde berechnete. Das bedeutete nicht nur, dass ich mich sofort auf den Weg machen musste, um dort pünktlich zu erscheinen, sondern auch, dass ich völlig unvorbereitet sein würde. Dieser Tag konnte nicht schlimmer werden.

Seufzend griff ich meine Lederjacke sowie den Helm, schnappte mir die Mappe und eilte zu meiner Maschine. Das Wetter war zum Glück deutlich besser als noch am Freitag und der Fahrtwind ließ mich glücklich lächeln. Ich liebte es, mit dem Motorrad zu fahren, obwohl es nicht unbedingt der Firmenphilosophie entsprach. Das war definitiv meine eigene kleine Rebellion.

Der Verkehr war tatsächlich die Hölle und nur, weil ich mich an den im Stau stehenden Autos vorbeischieben konnte, schaffte ich es, kurz vor elf an der Rennstrecke zu sein. Ich nahm den Helm ab, schüttelte meine langen Haare aus und holte die Vertragsunterlagen aus der Satteltasche.

„Na, das ist ja ein Ding“, hörte ich eine dunkle Stimme hinter mir und dieses irre Kribbeln setzte prompt wieder ein. Auch ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass es Sawyer war. „Sag nicht, du bist eines dieser Grid Girls“, fügte er herablassend hinzu.

Ich atmete tief durch, ehe ich mich umwandte. Ihm so dicht gegenüberzustehen, brachte mich aus der Fassung. Er trug einen Rennanzug, was jedoch nichts an seiner seltsamen Wirkung auf mich änderte.

„Was zum Teufel machst du hier?“, fragte ich erstaunt, während ich krampfhaft überlegte, warum der Fremde im Club, der mir so unerhörte Worte ins Ohr geflüstert hatte, nun plötzlich hier vor mir stand.

„Ich arbeite“, antwortete er knapp. „Viel interessanter ist die Frage, was dich zu mir getrieben hat.“ Seine Stimme hatte einen rauen Klang und ganz automatisch stellte ich mir vor, wie er sich wohl beim Sex anhören würde.

O Gott, Faith, reiß dich zusammen!

„Du bist Rennfahrer?“, gab ich wenig eloquent von mir, denn dass er in diesem Aufzug nicht in der Buchhaltung arbeitete, war offensichtlich.

„Gib zu, du stehst drauf, Grid Girl“, raunte er und fixierte mich mit seinen dunkelblauen Augen, in denen ich für einen Moment wie in den Tiefen des Ozeans versank.

„Tut mir leid, wenn ich deine schmutzigen Fantasien zerstöre, aber ich bin kein Boxenluder, sondern geschäftlich hier.“ Ich war froh, dass mir meine Schlagfertigkeit nicht vollkommen abhandengekommen war. Bisher war es nie ein Problem für mich gewesen, aufdringliche Männer abzuwiegeln. Allerdings war Sawyer ein Kaliber, mit dem ich es noch nie zu tun gehabt hatte.

„Willst du dich bewerben?“ Er nickte zu der Mappe in meinen Händen. In seiner Stimme schwang Belustigung mit, was mich wütend machte, denn er klang so, als ob er mir rein gar nichts zutraute.

„Das sind geschäftliche Unterlagen, die über deinen Verstand weit hinausgehen. Ich bin bereits spät dran. Kannst du mir bitte sagen, wo ich das Büro des Rennstalls …“ Ich öffnete den Ordner und suchte nach dem Namen des Racing Teams. „… Redlights Bros finde?“

Einen Moment starrte er mich mit undurchdringlicher Miene an, dann zeigte er in die Richtung eines unscheinbaren Flachbaus.

„Sawyer! Wo bleibst du, Mann?“, rief plötzlich ein Typ mittleren Alters. Er trug einen Overall und zog ein grimmiges Gesicht.

Sawyer warf mir einen letzten intensiven Blick zu, ehe er ohne ein Wort des Abschieds dem Mechaniker folgte.

„Dir auch noch einen schönen Tag“, murmelte ich und machte mich auf den Weg zu dem Gebäude, auf das er gezeigt hatte.

Die Begegnung mit diesem Mann hatte mich ordentlich durcheinandergebracht und ich atmete mehrere Male tief durch, ehe ich mich am schlicht gehaltenen Empfang bei einer jungen Frau anmeldete, deren pinkfarbener Bob sofort ins Auge fiel.

„Tolle Frisur“, gab ich ehrlich zu und sie strahlte mich an.

„Danke. Mr. Reed erwartet Sie bereits.“ Sie wies auf eine Tür links von mir, und ich klopfte an.

„Herein“, hörte ich eine Stimme und trat ein.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, entfuhr es mir, als ich Braxton hinter dem Schreibtisch entdeckte, der soeben aufgestanden war, wahrscheinlich, um mich zu begrüßen.

„Faith?“, fragte er verblüfft.

In diesem Moment schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, der mich wie eine eiskalte Dusche erwischte. „Das habt ihr euch ja großartig ausgedacht“, platzte es aus mir heraus und er runzelte die Stirn.

„Was meinst du?“

„Wie lautete euer ursprünglicher Plan? Die Tochter des potentiellen Sponsors im Bett gefügig zu machen, um noch bessere Konditionen auszuhandeln?“, zischte ich aufgebracht.

„Was? Nein!“ Braxton kam um den Schreibtisch herum auf mich zu, doch ich wich zurück.

„Das mit dem Sponsoring könnt ihr vergessen. Mit solchen Typen wie euch will ich nichts zu tun haben.“ Mit diesen Worten verließ ich wutschnaubend das Büro, nicht, ohne die Tür hinter mir mit Schwung zuzuknallen. Die junge Frau vom Empfang zuckte erschrocken zusammen, was mir leidtat, schließlich traf sie keine Schuld an der peinlichen Situation.

Ich zwang mich zu einem knappen „Sorry“ in ihre Richtung, dann eilte ich zurück zu meinem Motorrad. Von Sawyer war zum Glück weit und breit nichts zu sehen. Aufgebracht schwang ich mich in den Sattel, setzte den Helm auf und ließ den Motor lautstark aufbrüllen, ehe ich mit brachialer Beschleunigung vorwärtsschoss und vom Gelände der Rennstrecke fuhr.

Warum, zum Teufel, hatte ich den Plan nicht sofort durchschaut? Weil ich tatsächlich in einem schwachen Moment geglaubt hatte, dass ich auf gleich zwei Männer unwiderstehlich wirkte. Doch das Ganze war offensichtlich ein abgekartetes Spiel gewesen.

Wahrscheinlich hatten sie mich am Freitagabend mit meiner Cousine zusammen gesehen und sich gedacht, dass es gut war, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Da hatten sie jedoch die Rechnung ohne mich gemacht. Diesen Vertrag konnten sie sowas von vergessen.

Ein weiterer Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich meine Maschine eine Dreiviertelstunde später auf unserem firmeneigenen Parkplatz abstellte. Hätte ich mit Julie gesprochen und mich ihr am Wochenende anvertraut, wäre ich eben nicht ins offene Messer gelaufen. Ich musste unbedingt mit ihr reden und June sollte ebenfalls dabei sein. Hoffentlich hatten die beiden auch eine gute Idee, wie ich meinem Dad erklären konnte, wieso der Vertrag nicht zustande gekommen war.

Kapitel 4

Sawyer

Da das Wetter wesentlich besser als am Freitag war, fuhr sich der FE-18 völlig anders und ein Vergleich war fast unmöglich. Obwohl ich mich daher noch stärker auf die Tests konzentrieren sollte, schoben sich immer wieder hellblaue Augen in meine Gedanken.

„Komm rein, wir müssen reden“, blaffte mich Braxton über das Headset an, und ich stöhnte innerlich, denn wenn er so drauf war, musste etwas gehörig schiefgelaufen sein.

Kurz darauf lenkte ich das Fahrzeug in die Boxengasse, wo mein Bruder mit einem Blick auf mich wartete, der nichts Gutes verhieß. Das schienen auch die Mechaniker gespürt zu haben, da sie sich offenbar außer Reichweite gebracht hatten. Lediglich Lenny kam auf mich zu, half mir, mich aus dem Cockpit zu befreien, und nahm meinen Helm entgegen.

„Was stimmt denn mit dem heute nicht?“, erkundigte er sich leise, sodass nur ich ihn hören konnte.

„Ich habe da so eine Ahnung“, brummte ich und ging zu meinem Bruder, der wortlos Richtung Trailer deutete.

Schweigend öffnete ich ihm die Tür und trat nach ihm ein. Er setzte sich, während ich meinen Oberkörper aus dem Rennanzug schälte.

„Was ist los?“, fragte ich scheinbar ahnungslos.

„Du hast Scheiße gebaut, das ist los“, pöbelte er, was sonst nicht seine Art war.

„Geht es um die Kleine?“

„Die Kleine, wie du sie nennst, ist die Tochter eines der Inhaber von Solar Gold.“

„Shit!“ Jetzt wurde mir klar, weshalb er so sauer war.

„Das kannst du laut sagen. Sie hat deutlich gemacht, dass sie den Vertrag platzen lässt.“ Braxton fuhr sich frustriert durch die Haare.

„Warum?“ Ich war ehrlich verblüfft. „Es ist nichts passiert.“ Das stimmte nicht ganz, denn ich konnte immer noch ihren warmen Körper an meinem spüren, sobald ich an unseren heißen Tanz dachte.

Er seufzte. „Das sieht sie anders. Sie glaubt, wir hätten das eingefädelt, um sie im Bett gefügig zu machen, damit wir danach bessere Bedingungen aushandeln können. Ihre Wortwahl, nicht meine.“

Sofort hatte ich verdammt schmutzige Bilder vor Augen, die ich jedoch rigoros verdrängte. Wenn ich jetzt einen blöden Spruch in diese Richtung machte, würde mir Braxton nicht sehr brüderlich eine reinhauen.

„Ich nehme an, Solar Gold als Hauptsponsor wäre der Jackpot?“, hakte ich nach, denn aus solchen Dingen hielt ich mich normalerweise raus.

„Absolut. Julie Gold hat durchblicken lassen, dass sie eventuell auch an einer gemeinsamen Weiterentwicklung des Verbrauchs-Chips interessiert wären.“

„Fuck. Und ich habe sie vorhin auch noch für ein Grid Girl gehalten.“

Auf der Stirn meines Bruders bildete sich eine Zornesfalte. „Sag bitte nicht, dass du sie noch einmal blöd angemacht hast“, verlangte er.

Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. „Ich konnte ja nicht ahnen, wer sie ist.“

Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Als er mich erneut ansah, wirkte er fest entschlossen. „Sieh zu, dass du das wieder hinbekommst, Sawyer, ich will diesen Sponsorenvertrag.“

Mit diesen Worten verließ er den Trailer und ließ mich ratlos zurück. Wie sollte ich das bitte anstellen? Ich war einfach nicht der Typ, der auf Knien eine Frau um Verzeihung bat. Normalerweise knieten die Frauen vor mir.

Je länger ich über Braxtons Forderung nachdachte, desto besser gefiel sie mir allerdings. Es wäre die Gelegenheit, nicht nur den Vertrag in trockene Tücher zu bringen, sondern auch, einen Blick hinter die Fassade von Faith Gold zu erhaschen. Irgendetwas an ihr faszinierte mich und dass mein Schwanz so heftig auf sie reagiert hatte, war ebenfalls ein Zeichen, dass ich einen zweiten Versuch wagen sollte.

Diesmal musste ich es jedoch richtig aufziehen. Diese Frau spielte in einer völlig anderen Liga als die Weiber, die sich mir im Allgemeinen an den Hals warfen. Mein gutes Aussehen und selbstbewusstes Auftreten reichten in ihrem Fall nicht aus. Dass sie dennoch darauf angesprungen war, blieb unbestritten und ließ mich hoffen, das Spiel für mich entscheiden zu können.

Ich verließ den Trailer und eilte zu Lenny, um ihm mitzuteilen, dass ich für heute Schluss machte.

---ENDE DER LESEPROBE---