12,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Die junge Zeitungs-Volontärin Kate Marchaux gerät zwischen die Fronten. Da ist Taylor MacKnight, gefürchteter und dominanter Boss der Unterwelt - und da ist sein Bruder Aidan, der härteste Cop der Stadt. Sie sind Brüder – und Todfeinde. Als Kate sich auf einen gefährlichen Deal einlässt, ahnt sie nicht, wie sehr sie sich zu beiden Brüdern hingezogen fühlen wird – mit verhängnisvollen Folgen für alle Beteiligten. Für wen wird sich Kate entscheiden – und werden die beiden Super-Alphas ihr diese Entscheidung überhaupt überlassen? Doch Kate hat ihren eigenen Kopf und damit gerät sie ständig in brenzlige Situationen. Als sie in das Visier eines Auftragskillers gerät, den die Mafia-Konkurrenz auf Taylor ansetzt, spitzen sich die Dinge dramatisch zu ... Wird es Kate gelingen, den jahrelangen Krieg zwischen den Brüdern zu beenden – und wird sie den Versuch überleben?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Copyright © 2021 by Jean Dark & L.C. Frey. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Unternehmen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Umschlaggestaltung: Ideekarree Leipzig, unter Verwendung von © Misha Kravets, istockphoto.com und tomertu, istockphoto.com
Lektorat: Anne Bräuer, Korrektorat: Schreib- und Korrekturservice Heinen
Impressum: Jean Dark, c/o Autorenservice Ideekarree, Alexander Pohl, Breitenfelder Straße 32, 04155 Leipzig, E-Mail: [email protected]
Deutsche Originalausgabe 220.4.08104.2
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank für dein Interesse an meinem Buch! Als kleines Dankeschön möchte ich dir gern einen meiner neuesten Romane schenken, den auf meiner Website kostenlos erhältst.
TOUCH ME - BERÜHRE MICH
Die Lehrerin Sandy führt ein beschauliches Leben in der Kleinstadt Havenbrook, bis Jake, ihre Sandkastenliebe aus Kindertagen, plötzlich wieder auftaucht - aus dem Lausbuben von früher ist ein superheißer Bad Boy geworden, der in Sandy wilde Leidenschaften weckt. Doch Jake zu lieben ist ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich Sandy mehr als nur die Finger verbrennen könnte ...
Um das Buch zu erhalten, folge einfach diesem Link:
www.Jean-Dark.de
Ich freue mich auf dich!
Deine
Jean Dark
Prickelnde Dark Romance Thriller von Jean Dark:
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Autorin
www.Jean-Dark.de
Für meine Leserinnen und Leser. Und für alle, die sich trauen, ihre Leidenschaften zu leben. Gebt acht auf euch!
In wenigen Sekunden werde ich tot sein.
Ich sitze im Hinterzimmer eines zwielichtigen Nachtklubs, und ein Gangster hält mir den Lauf seiner Knarre an den Kopf. Nicht nur so zum Spaß, wohlgemerkt.
Das habe ich prima hingekriegt, keine Frage.
Gleich wird er abdrücken und meinem jungen Leben ein Ende setzen, und ich weiß auch, warum er das tun wird. Es ist komplett meine Schuld, ich habe mir das alles ganz allein eingebrockt.
Toll gemacht, Kate.
Es würde mir vermutlich leichter fallen, mich mit meiner Situation abzufinden, wenn da nicht diese hammermäßigen stahlgrauen Augen wären, mit denen der Typ mich jetzt mustert, als wäre ich ein Ausstellungsstück auf dem Viehmarkt.
Aber mehr bin ich ja auch nicht für ihn.
Während sein abschätzender Blick über meinen Körper gleitet, versucht er wohl, herauszufinden, wie viel mein Leben jetzt noch wert ist für ihn – nicht allzu viel, vermute ich.
Und wie viel Schaden ich angerichtet habe.
Eine Menge, würde ich sagen.
Ich bin an einen Stuhl gefesselt, meine Arme sind jetzt nach hinten gebogen und meine Handgelenke sind so straff gefesselt, dass das bestimmt Striemen gibt, aber nichts könnte mir im Moment gleichgültiger sein.
So sitze ich mit durchgedrücktem Kreuz vor dem über mir aufragenden Boss der gefährlichsten Organisation der ganzen Stadt und recke ihm unfreiwillig meine eher bescheidene Oberweite entgegen, na toll.
Oh, übrigens, dieser Boss ist natürlich niemand anderer als Taylor MacKnight, und leider habe ich das Pech, ihn persönlich zu kennen. Ziemlich persönlich sogar, aber das zu erzählen, würde länger dauern, und die Zeit bleibt mir, glaube ich, nicht mehr.
Wenn nur diese verdammten stahlgrauen Augen nicht wären. Hart und unergründlich und kalt, aber sie können noch so vieles mehr sein. Eine Falle, zum Beispiel, um naive Mädchen hineinzulocken und sie ins Verderben zu stürzen und, na ja, an diesem Punkt bin ich wohl gerade angekommen. Und vielleicht sind daran auch nicht nur seine Augen schuld oder sein durchtrainierter Körper, dessen breite Schultern von dem perfekt maßgeschneiderten Anzug noch betont werden, den er trägt.
Es ist einfach das Gesamtpaket: pure Verlockung.
Und pure Verdammnis.
Der Kerl ist der verdammte Teufel höchstpersönlich, so viel ist mir inzwischen klar.
Nur leider kommt diese Erkenntnis viel zu spät.
Ich hätte ihm nicht in den Rücken fallen sollen. Nicht diesem Typen, nicht diesem Raubtier in Menschengestalt. Aber ich hatte eben gedacht, ich würde damit durchkommen. Vermutlich ist das ein Denkfehler, den ich mit Dutzenden anderer Todeskandidaten gemeinsam habe, die vor mir auf diesem oder einem ähnlichen Stuhl gesessen haben.
Taylor MacKnight hat seinen Ruf als König der Unterwelt nicht umsonst.
Ich hebe den Kopf, um ein letztes Mal in sein markantes, männliches Gesicht zu sehen. Seine Wangen sind von einem Dreitagebart bedeckt und seine kräftigen Kiefermuskeln scheinen ständig in Bewegung zu sein, während er vermutlich überlegt, auf welcher Müllhalde er später meinen Leichnam entsorgen lassen wird. Sogar jetzt, wenige Sekunden, bevor der Typ mich kaltmachen wird, ist er für mich unwiderstehlich.
Wie krank ist das bitte?
Als er mir zunickt, begreife ich, dass das ein Goodbye sein soll.
Und zwar ein endgültiges.
Meine Sicht verschwimmt und etwas Warmes kitzelt auf meinen Wangen, als ich begreife, dass mein Leben nun wirklich enden wird, hier in diesem miesen, finsteren Hinterzimmer eines Stripklubs. Aber immerhin eines der exklusiveren Etablissements dieser Art in der Stadt.
Doch das ist jetzt wenig tröstlich.
Ich schließe die Augen und versuche, an etwas Schönes zu denken. Mein erster öffentlicher Auftritt als Ballerina, ja. Das ist eine schöne Erinnerung. Ich lächle vielleicht sogar ein bisschen, als ich daran zurückdenke.
Plötzlich bin ich wieder zwölf, ganz aufgeregt, aber auch zuversichtlich, denn ich habe meine Bewegungen monatelang jeden Tag einstudiert und dann geübt, bis ich sie perfekt beherrschte. Ich werde mich einfach der Musik hingeben, mich von ihr treiben lassen wie ein kleines Papierboot auf der Oberfläche eines dahinplätschernden Flusses.
Dann stehe ich auf der Bühne, der Vorhang hebt sich, Applaus brandet auf, während sich jede Faser meines Körpers spannt. Ausgangsstellung, gespannte Erwartung. Dann beginnt die Musik und ich verschmelze mit der Melodie, meine Bewegungen werden eins mit den Tönen, während ich die Welt um mich herum vergesse.
Ich lächle dem Publikum zu, ein letztes Mal.
Ich nehme es nur ganz leise wahr, als er mit einem Klicken den Hahn seiner Waffe spannt und mir den Lauf an die Schläfe drückt, doch das spielt nun keine Rolle mehr.
Und dann tanze ich …
Es ist schon ein wenig bizarr.
Während ich den Tänzerinnen draußen auf der Bühne durch die halb durchlässige Scheibe zuschaue, gibt sich die aufregende Rothaarige, die zwischen meinen Beinen vor mir kniet, wirklich alle Mühe.
Und sie macht dabei einen wirklich guten Job.
Gentleman, der ich bin, sollte ich ihr daher vielleicht auch meine Aufmerksamkeit zuwenden. Aber irgendetwas an den tanzenden Mädels da draußen fasziniert mich heute ganz besonders.
Zum einen sind sie echte Schönheiten, klar. Etwas anderes würde Vinnie auch gar nicht auf die Tanzfläche des Jubilé lassen. Immerhin haben wir einen Ruf zu verlieren, und den haben wir uns hart erarbeitet.
Aber ich finde es einfach unheimlich faszinierend, wie sie ihre Körper im Takt der wummernden Bässe bewegen. Was sie hier tun, kann man an keiner Tanzschule lernen, dafür braucht es ein ganz besonderes Talent. Und ich fördere diese Art von Talent. Hier im Jubilé und in den anderen Klubs, die mir in der ganzen Stadt gehören.
Die Rothaarige macht sich inzwischen weiterhin eifrig an meinem prall aufgerichteten Schwanz zu schaffen, und ich muss sagen, sie hat ebenfalls eine Menge Talent. An ihr liegt es also definitiv nicht, dass mich die flexiblen Körper der Mädels da draußen für einen Moment abgelenkt haben, aber immerhin ist der gesamte Klub ja letztlich dazu da, die Aufmerksamkeit der Besucher auf die Bühne zu lenken.
Als ich nun doch zu ihr runter schaue, wirft sie mit einer lässigen Geste ihr wallendes rotes Haar zur Seite, das ihr fast bis zu den Pobacken reicht, und sieht mir tief in die Augen. Dann senkt sie ihren Mund hinab und bringt ihre Zungenspitze geschickt zum Einsatz, ohne den Augenkontakt auch nur für einen Moment zu unterbrechen.
Okay, denke ich, jetzt hast du wirklich meine Aufmerksamkeit.
Also greife ich nach der Fernbedienung, die auf dem Tischchen neben der Couch liegt, auf dem ich auch meinen doppelten Single Malt abgestellt habe. Eine Havanna-Zigarre raucht in einem wuchtigen Kristallaschenbecher vor sich hin. An sich bin ich ein Sportfanatiker, aber dieses kleine Vergnügen gönne ich mir eben ab und an.
Neben ein paar anderen Vergnügungen, versteht sich.
Dann drücke ich den Knopf auf der Fernbedienung, der die Verdunklung der Scheibe aktiviert.
Irgendwelche Nanopartikel im Glas, die ihre elektrische Ladung ändern, oder so etwas, und die Scheibe dann komplett blickdicht machen. Von diesem Nerd-Kram verstehe ich nicht viel, ich weiß nur, dass es sehr teuer war und zuverlässig funktioniert.
Schließlich will ich im Büro keine böse Überraschung erleben, während ich den Klub im Auge behalte. Von draußen konnte man auch vorher schon nicht reinschauen, versteht sich, aber jetzt sehe ich statt der Tänzerinnen nur noch die Reflexion von mir und dem auf und ab wippenden Rotschopf zwischen meinen Beinen.
Auch nicht gerade ein übler Anblick.
Die Kleine nimmt ihn nun mit einem leisen Schmatzen ganz tief in ihrem Mund auf und dabei bekommt sie auch noch das Kunststück hin, mir neckisch zuzuzwinkern.
So ein freches Luder, aber das werde ich ihr schon noch austreiben.
Ich muss fast ein bisschen lachen über ihre lässige Geste während unseres heißen und bis jetzt auch ziemlich ernsthaften Vergnügens miteinander, und für einen Augenblick blitzt ein Lächeln in meinem Gesicht auf.
Mit Sympathiebekundungen bin ich allerdings eher sparsam, das ist so eine Lektion, die man schnell lernt, wenn man ein Leben wie ich hinter sich hat.
Behalte deine Gedanken für dich.
Und deine Gefühle erst recht.
Besser noch: Hab gar nicht erst welche.
Und nur, um das mal klarzustellen, die kleine Enthusiastin ist natürlich keine Tänzerin aus dem Klub, an denen würde ich mich nie vergreifen. Ich finde es absolut beschissen, wenn manche Vorgesetzte ihre Vormachtstellung derart ausnutzen. Zu dieser Sorte gehöre ich aber nicht, dazu habe ich auch noch nie gehört.
Wenn ich etwas haben will, nehme ich es mir einfach.
Dazu muss ich mich aber nicht auf eine schmierige Taktik einlassen, bloß, weil die betreffende Person finanziell von mir abhängig ist.
So was finde ich echt zum Kotzen.
Wenn mir nach weiblicher Gesellschaft ist, ziehe ich eine Nacht lang durch die angesagtesten Bars der Stadt. Die Besitzer der meisten Klubs kenne ich persönlich – ich habe im Leben noch nicht ein Mal irgendwo anstehen müssen, egal wie teuer und exklusiv. Es zahlt sich eben aus, mit den besten Bodyguards und Türstehern der Stadt gemeinsam Kampfsport zu trainieren.
Man kennt sich.
Da ich mich außerdem ganz gut darauf verstehe, den Eindruck eines sympathischen Burschen zu machen, bleibe ich auch im Klub selten lang allein. Die Frauen stehen nun mal auf mich, und ich kann ihnen das nicht verübeln.
Gut, es könnte vielleicht auch ein bisschen an meinem maßgeschneiderten Anzug, meinem durchtrainierten Körper oder den grauen Augen liegen, die ich von meiner Mutter geerbt habe, aber … Aber das ist ein Thema, an das ich im Moment überhaupt nicht denken möchte.
Diese Frauen wissen nicht, wer ich wirklich bin.
Und sie werden es auch nie erfahren.
Es genügt, wenn sie in mir den Gangsterboss sehen, den Bad Boy ihrer romantischen Kleinmädchenträume. Der macht sie zu Wachs in meinen Händen, und das ist alles, was ich von ihnen will.
Also konzentriere ich mich wieder auf die Rothaarige, die ihre Sache wirklich gut macht. Fast schon ein bisschen zu gut, denn einmal bringt sie mich fast zu dem Punkt, von dem es kein Zurück mehr gibt, und das in Rekordzeit.
Wow, das hat schon länger keine mehr geschafft.
Normalerweise bin ich ziemlich gut darin, die totale Kontrolle zu behalten.
Nicht so schnell, Mädchen, denke ich mir und aus meinem Lächeln wird ein diabolisches Grinsen. Ich lasse sie aufstehen, was sie mit einem bedauernden Gesichtsausdruck schließlich auch tut. Als wir uns vor zwei Stunden in einer der teuersten Bars der Stadt kennenlernten, behauptete sie, sie würde als Model arbeiten.
Jetzt, wo ich sie so vor mir stehen sehe, in ihrem Minikleid aus dunkelgrünem Samt, glaube ich ihr das. Sie hat wirklich einen exquisiten Körper, absolut perfekt, soweit sich das in angezogenem Zustand beurteilen lässt, und dazu ihre rote Mähne, das ist schon wirklich ein Hingucker. Kleine, aber perfekt geformte Brüste. Eine komplette Zehn.
Alles andere hätte ich ja auch gar nicht erst angesprochen.
Und mir ist jetzt danach, diesen Hingucker ein kleines bisschen zu ruinieren.
Ich habe den Eindruck, das könnte ihr gefallen.
Also stehe ich ebenfalls auf, ziehe den Gürtel aus den Schlaufen meine Anzughose.
Dann sage ich: »Zeige mir deine Hände!«
»Okay, Daddy«, sagt sie und grinst mich schelmisch an. »Willst du nachschauen, ob ich ein artiges Mädchen war und mir die Hände auch brav gewaschen habe?«
»Was schmutzige Sachen betrifft, mache ich mir da weniger um deine Hände Sorgen«, gebe ich zurück, dann schlinge ich meinen Gürtel ein paarmal um ihre Handgelenke, um sie damit zu fesseln. »Und?«, frage ich. »Warst du ein artiges Mädchen?«
»Nein«, flüstert sie und senkt schuldbewusst den Blick.
Sie scheint nun zu ahnen, in welche Richtung das hier laufen wird, und offenbar gefällt ihr diese Aussicht ausgesprochen gut. Nicht, dass mich das überraschen würde. Sie fragt mit belegter Stimme: »Soll ich jetzt weitermachen – ohne meine Hände zu benutzen?«, und macht Anstalten, wieder auf die Knie zu gehen.
Ich schüttle den Kopf und binde mir mit wenigen, hastigen Handbewegungen meine Krawatte ab. Während jetzt ein leicht entsetzter Gesichtsausdruck auf ihre schönen Züge tritt, vertieft sich mein diabolisches Lächeln noch.
Dann sage ich: »Mit dem Mund bist du sehr talentiert, das steht außer Frage. Aber jetzt sollten wir deinem frechen Mäulchen mal eine kleine Pause gönnen.« Dann stopfe ich ihr einen Teil der Seidenkrawatte in den Mund, schlinge den Rest um ihren Kopf, dann verknote ich die Krawatte in ihrem Nacken.
Ich gebe mir keine Mühe, dabei sanft vorzugehen.
Sie stößt ein gedämpftes, lustvolles Stöhnen aus.
Zu mehr wird sie in der nächsten Zeit auch nicht fähig sein.
Dann steht sie vor mir, bewegungsunfähig und ein bisschen ratlos und schaut zu mir hoch. Ihre Wangen haben eine sanfte Rotfärbung angenommen, aber ganz sicher nicht, weil sie sich schämen würde. Ihre großen Augen sind erwartungsvoll auf mich gerichtet. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass sie sehr genau weiß, was jetzt kommen wird.
Oder doch zumindest eine grobe Vorstellung davon hat.
Ich weiß, dass sie jede Sekunde davon genießen wird.
Also packe ich sie einfach an der Hüfte und werfe sie kurzerhand auf die luxuriöse Ledercouch, auf der ich kurz zuvor noch gesessen habe. Es ist nur ein kurzer Flug, und als sie auf der weichen, geräumigen Sitzfläche auftrifft, gibt sie ein überraschtes, kleines Quieken von sich.
Süß, daran könnte ich mich direkt gewöhnen.
Sie hat immer noch ihre High Heels an, und diese bohren sich jetzt in die teuren Bezüge der Sitzfläche. Egal. Vermutlich wird die teure Chippendale-Couch ohnehin ein paar Reparaturen nötig haben, wenn ich mit ihr fertig bin.
Oder auch ganz hinüber sein.
Spielt keine Rolle, solange ich meinen Spaß habe.
Gentleman, der ich bin, mache ich den ersten Schritt und lasse sie dabei zuschauen, wie ich mir das Hemd aufknöpfe und es dann von meinem Oberkörper streife. Ihre Augen werden noch ein Stück größer, als ihre Blicke über meinen durchtrainierten Oberkörper und meine breiten Schultern streifen.
Sie glaubt also, hier einen guten Fang gemacht zu haben.
Soll sie mal.
Vielleicht bildet sie sich sogar ein, das mit uns könnte länger gehen als nur diese eine Nacht, auch wenn ich natürlich schon im Vorfeld klare Verhältnisse geschaffen habe. Eine einmalige Sache, das ist uns beiden klar. Keine Wiederholung, das ist bei mir eisernes Gesetz.
Ich habe es noch kein einziges Mal gebrochen und das habe ich jetzt auch nicht vor.
Oder irgendwann.
Umso bestrebter bin ich, sie in jeder anderen Hinsicht heute Abend zufriedenzustellen. Mein Schwanz ist von ihrer vorherigen Behandlung noch immer steif aufgerichtet, und als sie meinen Körper jetzt in voller Pracht betrachten darf, hat sie wieder diesen niedlichen O-mein-Gott-Ausdruck in den Augen.
Mein Grinsen wird breiter.
Ich packe sie wieder an der Hüfte, drehe sie auf den Bauch und schiebe ihr grünes Samtkleid nach oben, bis ich einen kleinen, aber perfekt knackigen Hintern enthüllt habe, der kaum von einem teuer aussehenden Seidenslip mit Spitzenbesatz verhüllt wird. Nur so zum Spaß verpasse ich ihr ein paar Klapse, was dem Mädchen weitere Laute der Verzückung entlockt. Vielleicht sind es auch Schmerzlaute, aber das glaube ich nicht, immerhin habe ich nicht mal mit halber Kraft zugeschlagen. Für einen Augenblick betrachte ich den Umriss meiner Hand, der sich jetzt in einem sanften Rotton von der Haut ihres Knackarschs abzeichnet.
Und damit enden meine Höflichkeiten.
Ohne mich lange mit dem Reißverschluss aufzuhalten, packe ich ihr Kleid am Rücken mit beiden Händen und reiße es einfach auf. Ich werde ihr später ein neues kaufen und es in den Klub liefern lassen, schätzungsweise so zwischen Runde zwei und drei heute Abend.
Dann reiße ich ihr den zerrissenen Stofffetzen vom Leib.
Sie gibt ein überraschtes Keuchen von sich, zu stören scheint sie die Behandlung aber keinesfalls. Gut, denn ich habe nicht vor, jetzt einen Gang runterzuschalten, schließlich sind wir nicht zum Kuscheln hier. Ich komme erst so richtig in Fahrt, und wenn das passiert, lasse ich mich von nichts und niemandem aufhalten.
Immerhin war ja von Anfang an klar, auf wen sie sich da eingelassen hat.
Es ist in den entsprechenden Kreisen kein Geheimnis, dass ich der unangefochtene Boss der hiesigen Unterwelt bin, als solcher bin ich in der ganzen Stadt bekannt, und ich habe das Aufleuchten in ihren Augen gesehen, als ich sie angesprochen habe, und sie begriffen hat, dass ich ihr einen Drink spendieren möchte, und, gegenseitige Sympathie vorausgesetzt, vielleicht mehr.
Viel mehr.
Ja, sie weiß genau, wer ich bin. Das wissen alle, die sich mit mir einlassen, auch ihre zahlreichen Vorgängerinnen waren da nicht anders, es ist immer dasselbe.
Sie haben Lust auf diese Gefahr, auf den Nervenkitzel, auf einen Bad Boy.
Also werde ich ihr zeigen, wozu ein echter Bad Boy fähig ist.
»Geben Sie mir endlich eine eigene Story, Walter«, sage ich.
Nicht zum ersten Mal, und, dem Gesichtsausdruck meines Vorgesetzten nach zu schließen, wird es vermutlich auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber hat nicht irgendwer sehr Schlaues mal gesagt, dass Hartnäckigkeit sich auszahlt, wenn man seine Träume verwirklichen will?
Wer immer das gesagt hat, derjenige hat offenbar nie versucht, einen Job bei New Yorks größter Tageszeitung zu ergattern. Aber es ist nun mal mein Traum, New Yorks beste Journalistin zu werden. Und auf meinem Weg dahin kann ich Hartnäckigkeit wirklich gut gebrauchen. Jede Menge davon. Oh, und ein paar Stunden mehr Schlaf jede Nacht wären vermutlich auch ganz hilfreich.
»Kate, meine Liebe. Wie oft haben wir dieses Gespräch jetzt eigentlich schon geführt, hm?« Walter Harris, Chefredakteur des New York Ledger, und damit mein direkter Vorgesetzter, schaut mich leicht amüsiert über die gigantische Schreibtischplatte hinweg an.
Wie schön, dass ich ihn zum Lachen bringe.
Okay, eigentlich ist Walter nicht mein direkter Vorgesetzter bei der Zeitung. Vielmehr ist es so, dass hier so ziemlich jeder mein Boss ist, vom Hausmeister und den Putzkräften vielleicht mal abgesehen, aber selbst da bin ich mir nicht vollkommen sicher.
»So ist das eben, Kate«, erklärt mir Walter Harris zum gefühlt tausendsten Mal, »wenn man Journalistin werden möchte. Man muss sich hocharbeiten.«
Schon klar. Bloß bedeutet das in meinem Fall, dass ich tagsüber als unbezahlte Volontärin beim Ledger schufte, sprich als Mädchen für alles. Reinschnuppern, nennt Walter das, dabei ist es ein verdammter Ganztagsjob, von neun bis fünf Uhr, allerdings verdiene ich keinen einzigen Cent dabei. Und ja, mir ist klar, dass ich mich vollkommen ausbeuten lasse. Aber so läuft das nun mal beim Ledger, sagt Walter. Das war schon immer so. Es ist ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen.
Das stimmt allerdings, und dieses Privileg muss man sich erst mal leisten können.
Aber da ich das nun schon seit drei Monaten mache und mich noch immer jeden Morgen alle anschauen, als sähen sie mich hier zum ersten Mal, werde ich eben allmählich etwas ungeduldig.
Und das heißt, ich muss endlich auf eigenen Füßen stehen.
Ich brauche eine Story, sofort.
Ohne Scheiß.
»Sehen Sie, Kate«, sagt Harris in versöhnlichem Ton. »Ich verstehe ja Ihre Ungeduld und glauben Sie mir, ich weiß Ihren jugendlichen Enthusiasmus sehr zu schätzen, aber ich kann Ihnen nicht einfach so ein großes Thema zuschieben. Ihre Kollegen würden glauben, ich täte das als eine persönliche Gefälligkeit. Die würden Sie in der Luft zerreißen, Kate. Und mich auch, sobald ich außer Hörweite bin. Auf diese Weise würden Sie hier niemals Fuß fassen, das können Sie mir glauben.«
Meine Kollegen, aha. Das müssen dann wohl die Leute sein, die mich in der Redaktion nicht mal mit dem Arsch anschauen, wenn nicht gerade irgendeine stinklangweilige Recherchearbeit zu erledigen ist. Dann bin ich gerade gut genug, um mir im staubigen Archiv im Keller die Lunge aus dem Leib zu husten, während ich in halb vergammelten Papierstapeln wühle.
»Die glauben sonst noch, wir beide hätten ein Verhältnis!« Er bricht in ein schnaufendes Lachen aus.
Also echt jetzt, denke ich. Walter Harris könnte glatt mein Großvater sein. Andererseits, wir sprechen hier von einem Haufen hochprofessioneller Journalisten. In deren Fantasie ist alles denkbar, solange sich eine Schlagzeile draus machen lässt.
Volontärin vom Chef verführt. Lesen Sie alle schmutzigen Details auf Seite 3!
»Aber ich …«, beginne ich, aber es ist nur ein schwacher Protest. Das Gespräch hier ist gelaufen, das ist mir klar. Immerhin führen wir es nicht zum ersten Mal. Ein weiteres Mal darf ich ergebnislos abziehen.
Aber immerhin habe ich es versucht.
Gibt es da nicht diesen Song, Try Again? Die müssen mich damit meinen.
»Also Kopf hoch, Kate«, sagt er und schenkt mir sein Großvaterlächeln, das heute Nachmittag durch nichts zu erschüttern zu sein scheint. »Halten Sie durch und denken Sie daran, alle Ihre Kollegen haben irgendwann einmal dasselbe durchgemacht. Leisten Sie gute Arbeit und es wird nicht unbemerkt bleiben. Auch nicht von Ihren Kollegen.«
»Das bezweifle ich doch stark«, erwidere ich murrend. »Die würden ja nicht mal merken, wenn ich morgen plötzlich nicht mehr hier auftauchen würde.«
»Das liegt daran, dass sie eben schon viele wie Sie haben kommen und gehen sehen. Halten Sie durch, Kate! Das ist der Schlüssel. Sie müssen sich in den Augen Ihrer Kollegen eben erst mal Ihre Sporen verdienen.«
»Und wie soll ich das anstellen, wenn ich die ganze Zeit nur im Archiv im Keller hocke? Ich kann ja schon froh sein, wenn ich mal ein Dankeschön höre für die ganze Aktenschlepperei.«
»Auch das wird sich eines Tages auszahlen, glauben Sie mir.«
Davon bin ich überzeugt. Die Frage ist bloß, ob ich diesen Tag noch erleben werde. »Sehen Sie, Walter«, starte ich einen allerletzten Versuch. »Ich wohne in der Nähe von einem der Haupttreffpunkte der Red Arrows, einer der berüchtigtsten Straßengangs in der Gegend.«
»Das tut mir leid zu hören«, sagt er. Seine Stirn legt sich in Sorgenfalten. Man könnte fast meinen, er nähme Anteil an meinem Schicksal. Aber nur, bis mir wieder einfällt, dass es ihm keine Sorgen zu bereiten scheint, mich hier ganztags ohne Bezahlung rackern zu lassen, weil ich besessen von meinem kindischen Traum bin, Journalistin zu werden.
»Schon gut«, sage ich. »Ich meine, wenn ich ein Gangmitglied vielleicht zu einem Interview überreden könnte oder einen Bericht aus seiner Perspektive schreibe, das wäre doch sicher ein Knaller von einem Artikel. Gerade angesichts der zunehmend schwierigen Lage vieler Leute, die in solchen Vierteln wohnen müssen …« Mich eingeschlossen, denke ich, aber bei meinen finanziellen Verhältnissen kann ich nun mal nicht wählerisch sein.
»Das lassen Sie schön bleiben, Kate!«, sagt er, nun richtiggehend aufgebracht. Ein Anflug von Entsetzen schleicht sich in seine Gesichtszüge. »Erstens würde ich mir nie verzeihen, etwas Derartiges abgesegnet zu haben, falls Ihnen dabei was passiert.«
Gut zu wissen. Und wann genau zahlen Sie mir dann endlich ein Festgehalt, damit ich in eine bessere Gegend ziehen kann, Mister Harris?
»Und zweitens?«, frage ich.
»Zweitens ist das im Moment sowieso kein besonders angesagtes Thema, fürchte ich. Nachdem Captain MacKnight in seiner letzten Pressekonferenz der Kriminalität in dieser Stadt den Kampf angesagt hat, sind die Leute sehr empfindlich, auch, was das Thema Jugendkriminalität betrifft. Nach den neuesten Überfällen auf die Schnapsläden interessieren sich die Leute im Moment eher weniger für die Sichtweise eines Gangmitgliedes. Die wollen einfach endlich ihre Ruhe haben, und dass ihre Kinder mal wieder unbehelligt und gefahrlos draußen spielen können. Also genau das, was ihnen der Captain in seiner Rede versprochen hat. Die der Ledger übrigens exklusiv in voller Länge abgedruckt hat.«
»Ich weiß«, ächze ich. »Immerhin habe ich die Fotos von ihm für den Artikel aus dem Archiv herausgesucht.« Ich kenne Captain MacKnight, jeder Journalist weiß, wer er ist. Nämlich der härteste Bulle von ganz New York, so heißt es zumindest. Er fährt eine absolute Null-Toleranz-Politik gegen das Verbrechen, insbesondere, was Bandenkriminalität betrifft, und hat auch kein Problem damit, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu äußern, was ganz schön mutig ist. Und, wenn ich das anmerken darf, er sieht verdammt zum Anbeißen aus, zumindest auf dem guten Dutzend Fotos, die ich von ihm im Archiv gefunden habe.
»Na, sehen Sie«, sagt Walter. »Dann hätten wir das auch geklärt. Bleiben Sie dran, machen Sie so gute Arbeit wie bisher, Kate, dann beziehen Sie bestimmt schon bald ein Festgehalt. Stolz überreicht vom New York Ledger und ich werde der Erste sein, der Ihnen dann die Hand schüttelt. Warten Sie noch ein bisschen, bevor Sie sich kopfüber in den Dschungel da draußen stürzen. Der kann nämlich mörderisch sein.«
Ja, denke ich, schon möglich. Aber mich in den Dschungel eines Daseins als angestellte Journalistin zu stürzen, hätte zumindest auch den Vorteil, dass ich dann wüsste, wovon ich künftig die Miete für mein kleines Apartment bezahlen soll.
Bis meine große Karriere als New Yorks bestbezahlte Enthüllungsjournalistin beginnt, befasse ich mich momentan nämlich noch mit einer etwas anderen Art von Enthüllung, um die Miete zu bezahlen. Sobald ich in der Redaktion Feierabend mache, fängt mein zweiter, richtiger Job an. Abends jobbe ich als Bedienung im Jubilé, einer Bar in Downtown, die außerdem ein angesagter Stripklub ist. Einer der beliebtesten von New York, was man so hört. Zum Glück beschränkt sich mein Job darauf, Getränke zu servieren und dabei zu lächeln, aber dennoch habe ich in diesem Job schon jede Menge Enthüllungen gesehen. Mehr jedenfalls als im Archivkeller des Ledgers. Und das Trinkgeld ist gar nicht mal schlecht, wenn auch nicht ansatzweise vergleichbar mit dem, was die Tänzerinnen da verdienen.
Walter Harris nickt mir noch einmal aufmunternd zu und damit ist das Gespräch für ihn offenbar beendet. Bis zum nächsten Versuch, denke ich. Hartnäckigkeit ist der Weg zum Ziel, und das alles.
Also danke ich Mister Harris dafür, dass er mir seine Zeit geopfert hat – wenn auch mal wieder rein gar nichts dabei herausgekommen ist, verabschiede mich und verlasse sein Büro, um zurück in die Redaktion zu gehen.
Mein Schreibtisch in der Ecke des Großraumbüros ist so winzig, dass er glatt in eine Puppenstube passen würde, und ich sehe schon von Weitem, dass irgendwer einen Riesenstapel Ordner darauf abgelegt hat, vermutlich klebt ein halbes Dutzend Post-its auf dem Deckel, auf denen steht, was ich alles recherchieren soll und wem ich dann die Früchte meiner Arbeit überlassen darf – selbstverständlich ohne Dank, geschweige denn eine Erwähnung im fertigen Artikel. Echt ein toller Job, denke ich mir, aber dummerweise ist er nun mal meine große Leidenschaft, schon seit ich ein kleines Mädchen war.
Doch für heute habe ich eindeutig genug Sklavenarbeit geleistet, außerdem verrät mir ein Blick auf meine Uhr, dass es höchste Zeit wird, dass ich für heute Schluss mache. Das Jubilé öffnet in einer knappen Stunde die Pforten und diese Zeit werde ich locker brauchen, um durch die halbe Stadt dort hinzugelangen. Vinnie, der Geschäftsführer, versteht nämlich keinen Spaß, wenn es um eines der folgenden Dinge geht: Unpünktlichkeit und Drogen. Beides wäre ein Grund, um sofort und fristlos gefeuert zu werden. Mit Letzterem habe ich gottlob kein Problem, aber wenn ich mich jetzt nicht wirklich beeile, könnte mir Ersteres tatsächlich zum Verhängnis werden.
»Kleine, hey!«, ruft es von einem der anderen Schreibtische. Ich drehe mich nicht um, während ich weiter auf den Ausgang zugehe, aber ich glaube, es ist Oliver, der da ruft, einer meiner sogenannten Kollegen, der einfach nie müde wird, sich die sinnlosesten und erniedrigendsten Arbeiten für mich auszudenken. »Ich hab dir was auf den Schreibtisch gelegt, das brauche ich A.S.A.P.!«
Klar, denke ich und ignoriere ihn einfach, während ich schnell in Richtung Treppenhaus flüchte. Du brauchst immer alles A.S.A.P. – so schnell wie möglich in Bürosprache –, aber vielleicht solltest du dir dann erst mal die Mühe machen, dir meinen Namen zu merken. Ich heiße jedenfalls nicht Kleine.
Sekunden später stürme ich aus dem Gebäude.
Endlich Feierabend, sprich: Die Arbeit wartet.
Fasziniert, aber auch ein bisschen ungeduldig sehe ich Commissioner Gordon dabei zu, wie er seinen Drink betrachtet.
Er steht am Fenster und das Licht der untergehenden Sonne bricht sich in dem bernsteinfarbenen Getränk in dem Kristallschliffglas in seiner Hand. Wie jedes Mal hat er auch mir etwas von dem teuren Gesöff angeboten und wie jedes Mal habe ich dankend abgelehnt. So etwas gönne ich mir frühestens, wenn ich mal in seinem Alter und in seiner Position bin, falls überhaupt. Man muss bei klarem Verstand sein, wenn man große Ziele hat, und ich bin kein Mann, der Schwäche zeigt.
Ganz besonders nicht vor dem Commissioner.
Schließlich nippt er an dem Getränk, wobei er genießerisch die Augen schließt, dann dreht er sich zu mir um und kommt endlich zur Sache.
»Sie sind steil auf dem Weg nach oben, Captain«, sagt er und schenkt mir ein flüchtiges Lächeln, dann nimmt er einen weiteren Schluck. »Aber setzen Sie sich doch endlich, Aiden!«
»Danke, Commissioner«, sage ich und nehme Platz in dem Besuchersessel, auf den er deutet. Lederbezogen, teure Sitzmöbel, während wir im Revier auf durchgesessenen Bürostühlen aus dem letzten Jahrhundert unseren Dienst versehen. Aber so ist das eben.
»Ich bin wirklich beeindruckt, muss ich sagen«, fährt der Commissioner mit seiner Lobhudelei fort. Ich verziehe keine Miene. Er soll schließlich nicht glauben, dass ich meinen Job nur mache, weil ich scharf auf ein Schulterklopfen von ihm bin. Mir geht es nicht nur um seine Anerkennung, ich will wirklich etwas bewegen in dieser Stadt. »Sie sind wohl das, was man einen harten Hund nennt, Aiden. Sie sind sich nicht zu schade, sich persönlich die Hände schmutzig zu machen, obwohl Sie das angesichts Ihres Ranges deutlich weniger tun müssten.«
»Es ist nun mal mein Job«, gebe ich knapp zurück. In Wahrheit ist es ein bisschen mehr als das, denke ich. Es ist meine Lebensaufgabe – der wahre Zweck meines Daseins. Ich hasse Kriminelle, ganz besonders den Abschaum, der auf den Straßen New Yorks sein Unwesen treibt, das ist nämlich eine ganz besonders ekelhafte Sorte.
»Und mir gefällt, wie Sie den Umgang mit der Presse handhaben. Die lieben Sie, Aiden. Und wenn die Presse Sie liebt, lieben Sie die Bürger. Ein Umstand, dessen Vorzüge ich leider nicht immer genieße.«
Ich nicke. So ist das nun mal, ein Mann in seiner Position muss eben bisweilen auch mal unangenehme Entscheidungen fällen, da macht man sich eben nicht bei allen beliebt. Ich habe dafür vollstes Verständnis. Aber ich weiß auch, wie verdammt wichtig ein guter Draht zu diesen Bluthunden von der Presse ist.
»Diplomatie ist das Zauberwort«, fährt Gordon fort. »Und darauf verstehen Sie sich ebenfalls, Aiden. Ich sage Ihnen eine große Zukunft voraus, mein Lieber. Und das ist offen gestanden auch der Grund, aus dem ich Sie rufen ließ.«
Oho, nun wird es langsam interessant. Ich verziehe aber natürlich weiterhin keine Miene.
»Wie ernst meinen Sie das, was Sie da in diesem Exklusivinterview im Ledger sagten, Aiden?«, fragt er. »Ich meine, den Kampf gegen die Organisierte Bandenkriminalität angesichts der jüngsten Serie von Raubüberfällen. Waren das nur markige Worte, um die Leute ruhigzustellen, oder verfolgen Sie einen konkreten Plan?«
»Das war vollkommen ernst gemeint«, sage ich. »Ich habe eine Vision von dieser Stadt, und in dieser Vision haben irgendwelche asozialen Jugendlichen, die sich zu Banden zusammenschließen und sich irgendeinen Scheißdreck in die Adern jagen, weil sie mit der Realität nicht klarkommen, eben keinen Platz, entschuldigen Sie meine direkten Worte, Commissioner.«
Er grinst. »Ich war auch mal als Bulle auf den Straßen unterwegs, Aiden. Das vergisst man leicht, wenn man genügend Lametta an die Brust geheftet bekommt, aber so ein Typ bin ich nicht. Reden Sie frei von der Leber weg!« Er nimmt einen großen Schluck von seinem Single Malt – vielleicht, um mir die Robustheit seiner Leber zu demonstrieren, wer weiß.
»Das ist eine mutige Vision«, sagt er dann. »Aber glauben Sie wirklich, das in Ihrer momentanen Position umsetzen zu können? Um diese Art von Organisierter Kriminalität bekämpfen zu können, bedarf es erheblicher Mittel, sowohl finanzieller Natur als auch die schiere Manpower betreffend. Ich meine, Sie sind als harter Cop bekannt und die Reviere in Ihrem Bezirk führen nach wie vor die Polizeistatistik an, aber, nun ja. Im Moment sind Sie eben auch nur ein Captain, Aiden. Sie mögen einen starken Arm haben, aber der ist nicht unbegrenzt lang, wenn Sie mir die Metapher vergeben.«
»Finden Sie, ich habe mich da zu weit aus dem Fenster gelehnt, Commissioner? In diesem Fall entschuldige ich mich, aber es ändert nichts an den Tatsachen. Wir haben ein ernstes Problem in New York und das heißt Straßenbanden. Ich denke nicht, dass wir das auf die leichte Schulter nehmen sollten.«
Zumal das ganz sicher nicht das einzige schwerkriminelle Problem ist, das diese Stadt hat. Bei Weitem nicht.
»Nein«, sagt Gordon. »So war das auch nicht gemeint, Captain. Was ich vielmehr damit sagen will, ist, dass ich glaube, dass Sie in einer leitenden Position noch deutlich mehr ausrichten könnten.«
Ich spitze die Ohren. Er hat natürlich recht, und mir war das schon länger klar. Sollte diese Erkenntnis tatsächlich allmählich auch zu ihm vorgedrungen sein?
»Ich meine damit eine deutlich politischere Position«, sagt er.
»Und das soll bedeuten?«
»Nun, zum einen deutlich mehr Schreibtischarbeit. Administrative Aufgaben, Koordination, solche Sachen. Damit wären Ihre Tage an der Front gezählt, Aiden.«
»Aber …«, versuche ich zu protestieren, aber er hebt nur lächelnd die Hand. Merke: Wenn dir der Commissioner ins Wort fällt, halte die Klappe und halte sie geschlossen, bis er mit seinem Text durch ist.
»Eine solche Position, wie sie mir vorschwebt, hätte allerdings auch zur Folge, dass Sie dann deutlich mehr erwirken könnten als durch Einsätze auf der Straße. Schließlich geht es darum, im Kampf gegen das Verbrechen in dieser Stadt die Oberhand zu behalten.«
Ich schaue ihn erwartungsvoll an. Dann kommt er endlich zur Sache.
»Aus diesem Grund habe ich beschlossen, Sie für die leitende Laufbahn vorzuschlagen, und zwar konkret als meinen Nachfolger.«
»Commissioner, aber …«, falle ich ihm noch einmal ins Wort. Das kommt nun doch ein wenig überraschend. Ich hätte frühestens in ein paar Jahren mit dieser Ansage gerechnet.
Wieder hebt er lächelnd die Hand. »Ich habe meiner Frau versprochen, innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Ruhestand zu gehen, und glauben Sie mir, meine Frau ist niemand, dem man leere Versprechungen macht. Was das betrifft, kann sie es locker mit den gefürchtetsten Gangstern dieser Stadt aufnehmen.«
Ich stoße ein pflichtgemäßes Lachen aus, auch wenn mir seine Frau offen gestanden herzlich egal ist. Das andere, das er gerade andeutet, interessiert mich viel mehr.
»Mir liegt aber das Schicksal meiner Stadt ebenso am Herzen«, fährt er fort. »Und daher will ich sichergehen, dass sie bei meinem Nachfolger in guten Händen ist. Und dabei dachte ich an Ihre Hände, Aiden. Ich habe Sie schon seit ein paar Jahren beobachtet und ihr kometenhafter Aufstieg durch die Ränge ist mir nicht entgangen. Hinzu kommen Ihr Engagement und ihre diplomatischen Fähigkeiten im Umgang mit der Presse. Sie erinnern mich ein wenig an mich selbst, wenn ich das sagen darf.«
Ich lächle, aber insgeheim denke ich, als ob. Ich habe mich nämlich auch intensiv mit dem Commissioner beschäftigt. Zu seiner Zeit war er ein spitzenmäßiger Cop mit einer hervorragenden Aufklärungsstatistik, keine Frage. Aber meine Statistik ist eben noch ein ganzes Stück besser.
»Also, Aiden, was sagen Sie?«
Ich überlege für einen Moment. »Ich bin ein wenig überrascht, muss ich sagen.«
»Ich dachte, Sie würden eher ein Wort wie begeistert verwenden«, lacht er. »Oder vielleicht sogar einen Luftsprung machen. Das hätte ich nur allzu gern gesehen.«
»Darf ich offen sprechen, Commissioner?«
»Nur zu.«
»Ihr Vorschlag bedeutet natürlich eine außerordentliche Ehre für mich, aber … na ja, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich der geeignete Mann für solch eine Position wäre. Ich fühle mich im Moment recht gut aufgehoben bei den Einsätzen auf der Straße, die Jungs im Revier respektieren mich.«
»Natürlich«, sagt Gordon. »Und glauben Sie mir, ich verstehe das. Zum Teufel, manchmal wünsche ich mir selbst die Zeit auf der Straße zurück. Die Action, das Adrenalin, die Kameradschaft unter den Kollegen. Aber vergessen Sie nicht, warum wir das alles machen.«
»Um das Verbrechen zu bekämpfen.«
»Genau. Aber dabei geht es auch um Talent. Meine Aufgabe ist es unter anderem, dieses Talent zu entdecken und zu fördern. Und Sie, Captain MacKnight, haben das Zeug zu ganz Großem, davon bin ich überzeugt. Denken Sie mal drüber nach, auf welchem Posten jemand wie Sie wohl mehr ausrichten kann, tun Sie mir den Gedanken und denken wenigstens darüber nach.«
»Das werde ich, Commissioner, und danke für das in mich gesetzte Vertrauen.«
»Gut, Aiden.«
»Und wenn ich mich entschließen würde, Ihren Vorschlag anzunehmen, was dann?«
»Nun, dann machen Sie am besten in den nächsten paar Jahren weiterhin einen guten Job, so wie bisher, und ich werde die Idee an den Bürgermeister herantragen. Dem sind Sie inzwischen übrigens auch kein Unbekannter mehr, dafür habe ich bereits gesorgt.«
Ich nicke und versuche, dabei möglichst dankbar auszusehen. Wobei es mir ein wenig gegen den Strich geht, dass der alte Fuchs offenbar von Anfang an davon überzeugt war, dass ich seinen Vorschlag annehmen würde.
Andererseits hat er vollkommen recht. Auf seinem Posten könnte man so einiges bewegen.
»Darf ich Ihnen noch einen persönlichen Rat geben, Aiden?«, fragt er.
»Natürlich.«
»Nutzen Sie die kommende Zeit auch durchaus, um mal über Familienplanung nachzudenken. Suchen Sie sich ein hübsches Mädchen und setzen Sie mit ihr ein paar Kinder in die Welt. Danken Sie mir später.«
»Commissioner?«
»Wenn Sie erst auf meinem Stuhl hier sitzen«, sagt er und tätschelt die Lehne seines komfortablen Chefsessels aus Echtleder, »werden Sie dafür nämlich keine Zeit mehr haben. Schaffen Sie sich einen privaten Ausgleich, solange das noch möglich ist.«
Er dreht sich zum Fenster und leert sein Kristallglas mit einem einzigen Schluck. »Sonst macht Sie dieser Job irgendwann fertig, merken Sie sich meine Worte.«
»Verstanden, Sir«, sage ich, obwohl ich nichts dergleichen vorhabe. Ich habe eine Mission im Leben, da brauche ich keine Familie, die würde nur stören. Zumal ich weiß, wie beschissen es sein kann, eine zu haben. Zum Beispiel, wenn man ein Monster als Bruder hat.
»Gut, Aiden«, sagt er, dreht sich um und stellt das leere Glas auf seinem Schreibtisch ab. »Es gibt allerdings noch eine Sache.«
»Und die wäre?«
»Der Bürgermeister stand meiner Idee, Sie zu meinem Nachfolger zu machen, durchaus aufgeschlossen gegenüber, aber natürlich gibt es noch andere Kandidaten und letztlich liegt das finale Wort selbstverständlich bei ihm. Wir brauchen einen Bonus, Aiden. Etwas, das ihn in die Lage versetzt, Ihre Ernennung gar nicht mehr ablehnen zu können.«
»Sie meinen einen großen Fisch, medienwirksam eingefangen und hübsch säuberlich verpackt. Wenn wir zum Beispiel einen der großen Bosse aus dem Verkehr zögen.«
»Ich sehe, wir sprechen die gleiche Sprache, Aiden. Wir bräuchten etwas, das Ihren kämpferischen Worten der Presse gegenüber Taten folgen lässt.«
»Ich verstehe«, sage ich und grinse still in mich hinein.
Wie der Zufall es will, bin ich nämlich da bereits an einer großen Sache dran. Einer verdammt großen Sache, und ziemlich medienwirksam ist die auch. Wenn das so läuft, wie ich es mir vorstelle, wird mich der Bürgermeister praktisch mit sofortiger Wirkung zum Commissioner ernennen müssen, die Presse und die Bürger von New York werden ihm gar keine andere Wahl lassen.
Dann werde ich huldvoll lächelnd den Posten als Commissioner annehmen.
Und anschließend werde ich in dieser Stadt aufräumen.
Ich erreiche den Klub in allerletzter Minute. Zum Glück ist Vincent gerade in ein Gespräch mit Mary an der Bar vertieft, sodass ich hoffe, dass er nicht mitbekommt, wie ich mich völlig außer Puste zu den Umkleidekabinen im hinteren Bereich des Klubs durchschlängele.