14,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Seine Liebe ist grausam und gnadenlos. Kann ich ihm entkommen? ... und will ich das überhaupt? Minas kleiner Blumenladen in der Fifth Street steht kurz vor der Pleite - doch bald muss sie feststellen, dass das noch ihr kleinstes Problem ist.Denn New York wird von uralten Mächten heimgesucht, und plötzlich findet sich Mina im Zentrum der Begierden eines uralten Vampirclans wieder, und deren Fürst hat es auf Mina abgesehen! Er ist überzeugt, dass Mina der Schlüssel zu grenzenloser Macht ist. Und er wird alles tun, um diesen Schlüssel in seine Finger zu bekommen. Dorian MacCray ist unnahbar, begehrt und unsagbar reich. Und er ist ein Jahrhunderte alter Blutsauger. Als sich ihre Wege kreuzen, weckt er Gefühle in Mina, die sie in Angst und Schrecken versetzen, doch auch en nie gekanntes Begehren in ihr wecken. Ist es pure Magie - oder teuflischer Zauber? Peter van Helsing ist der bärenhafte Kumpeltyp mit Sixpack und unglaublichen Oberarmen, der Mina nur zu gern bei der Arbeit in ihrem Blumenladen unter die Arme greift. Doch seine Familie trägt ein uraltes Geheimnis im Blut ... Wie wird sich Mina entscheiden, für wen wird ihr Herz entflammen? Ist die Kraft ihrer Liebe stark genug, um es mit der uralten Macht eines ganzen Clans von Vampiren aufzunehmen? Lesen Sie jetzt diese übersinnliche Geschichte voller inniger Leidenschaft, und erfahren Sie die dunklen Geheimnisse der Blutsauger! Hinweis der Autorin: Das Buch ist ein in sich abgeschlossener übersinnlicher Liebesroman mit Happy End und ohne Cliffhanger.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank für dein Interesse an meinem Buch! Als kleines Dankeschön möchte ich dir gern einen meiner neuesten Romane schenken, den auf meiner Website kostenlos erhältst.
TOUCH ME - BERÜHRE MICH
Die Lehrerin Sandy führt ein beschauliches Leben in der Kleinstadt Havenbrook, bis Jake, ihre Sandkastenliebe aus Kindertagen, plötzlich wieder auftaucht - aus dem Lausbuben von früher ist ein superheißer Bad Boy geworden, der in Sandy wilde Leidenschaften weckt. Doch Jake zu lieben ist ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich Sandy mehr als nur die Finger verbrennen könnte ...
Um das Buch zu erhalten, folge einfach diesem Link:
www.Jean-Dark.de
Ich freue mich auf dich!
Deine
Jean Dark
Prickelnde Dark Romance Thriller von Jean Dark:
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Autorin
www.Jean-Dark.de
Über das Buch
"Mein eigener kleiner Blumenladen war schon immer mein größter Traum. Ich konnte nicht ahnen, dass ausgerechnet dort der größte Albtraum meines Lebens seinen Anfang nehmen würde. Und meine größte Liebe."
Minas kleiner Blumenladen in der Fifth Street steht kurz vor der Pleite - doch bald muss sie feststellen, dass das noch ihr kleinstes Problem ist, denn New York wird von finsteren, uralten Mächten heimgesucht, und Mina findet sich bald im Zentrum von düsteren Plänen elitärer Vampirclans wieder. Ein Kampf um ihr Herz beginnt, doch es ist auch ein Kampf um ihre Seele.
Wie wird sich Mina entscheiden, für wen wird ihr Herz entflammen? Ist die Kraft ihrer Liebe stark genug, um es mit der uralten Macht der Vampire aufzunehmen?
Copyright © 2020 by Jean Dark. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung von Joan Dark. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Unternehmen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Umschlaggestaltung: Ideekarree Leipzig, unter Verwendung von ©Andrey Kiselev, Fotolia.com
Lektorat: Anne Bräuer
Impressum: Jean Dark, c/o Ideekarree, Alexander Pohl, Hallesche Straße 110, 04159 Leipzig, E-Mail: [email protected]
Für meine Leserinnen und Leser. Und für alle, die sich trauen, ihre Leidenschaften zu leben. Gebt acht auf euch!
»Die beste List des Teufels war es, die Menschen davon überzeugt zu haben, dass er überhaupt nicht existiert.«
- Charles Baudelaire
Die Komtesse de Saint Martin öffnete ihre Augen, doch da war nichts als Schwärze, die sie umgab. Dann, ein knisterndes Geräusch, als irgendwo in dieser grenzenlosen Finsternis ein winziges Licht flackernd zum Leben erwachte.
Dann noch eines.
Dann ein drittes, scheinbar mitten im Nichts.
Drei winzige leuchtende Inseln in der Dunkelheit. Kerzenflammen, die lediglich ihre unmittelbare Umgebung aus den vollkommenen Schatten rissen.
Die weit aufgerissenen Augen der jungen Frau folgten der Bewegung der drei Lichtpunkte, die jetzt näherkamen. Schön und ahnungslos wie ein Reh, das den Blick nicht von den grellen Lichtern eines heranrasenden Pferdegespanns lösen kann, hypnotisiert von der Aussicht auf das eigene Verderben.
Das Flackern der Flämmchen brach sich in den glatt polierten Metallstreben eines uralten Kerzenständers. Dann, während das Dreigestirn der Lichter lautlos heranschwebte, offenbarten sich weitere Details. Geheimnisse, die das Dunkel nur zögernd preisgab, so als hätte die Finsternis ein Bewusstsein. Als wäre sie so etwas wie ein lebendes Wesen, das einem Willen gehorchte.
Seinem Willen.
Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand eine bauchige Vase aus kostbarem Meißner Porzellan, in der ein gigantischer Strauß roter Rosen steckte. Die meisten der Blumen ließen ihre Köpfchen bereits hängen. Gefallene Blätter überall auf dem Nachttisch, wie samtene Flecken auf dem uralten Holz. Der intensive Duft der überreifen Blumen erfüllte den Raum mit seiner schweren Süße.
Dann eine Hand, blass und schlank, welche den Leuchter hielt und ihn jetzt auf dem Nachttisch abstellte.
Seine Hand.
Die sich ihr jetzt näherte. Ein Arm, blass, doch muskulös, der im weiten Ärmel einer Robe aus schwarzem Samt verschwand. Noch immer blieb der Träger dieser Robe vollkommen im Schatten – eins mit der Dunkelheit, welcher er entstammte. Die ihn umschmeichelte, wie eine schwarze Katze, die ihm schnurrend um die Beine strich.
War er vielleicht selbst nur ein Traumgespinst, das ihren dunkelsten Wünschen und Sehnsüchten entsprungen war? Vielleicht war alles, das in diesem Raum passierte, ja nur ein Traum. Unwirklich, nicht von dieser Welt. Wenn es so war, dann wollte sie nicht erwachen.
Nicht jetzt, nicht irgendwann.
Nie mehr.
Dann wollte sie schlafen, für immer diesen einen Traum träumen, den Traum von ihm, von ihnen beiden, in der Dunkelheit.
Etwas in ihrem Unterleib zog sich schmerzhaft zusammen, als seine hoch aufragende Gestalt geräuschlos an das gigantische Himmelbett heranglitt, auf dem sie lag. Schwarze Laken aus teurer Seide, die sich leise raschelnd an ihren nackten Körper schmiegten.
Glückseligkeit.
Also sie bemerkte, dass sie nackt war, erfüllt sie die Erkenntnis mit einem Gefühl träger Überraschung, doch dieses drang kaum bis in den bewussten Teil ihres Verstandes vor. Wieso war sie nackt? Wann hatte sie sich ausgezogen? Hatte sie das überhaupt selbst getan?
Sie vermochte es nicht zu sagen.
Es interessierte sie nicht mehr.
Jeder Zweifel wurde nun hinweggefegt, verbrannte in der Lust, die in ihr aufloderte, wurde von dem lodernden Feuer in ihr verschlungen und in Asche verwandelt. Ein Feuer, das sie von innen verzehrte, und das sie ganz verbrennen würde, bevor diese Nacht vorbei war. Doch dann würde sie ein neuer Mensch sein – nein, kein Mensch, etwas anderes. Etwas Besseres.
Etwas, das mit Haut und Haaren ihm gehörte.
Als seine Hand sich auf ihren flachen Bauch hinabsenkte, stieß die junge Frau ein schweres Seufzen aus. Als seine Fingerspitzen ihre Haut berührten, war es wie ein kleiner Blitzschlag, die elektrische Aufladung gebündelter Lust. Sie krümmte sich vor Verlangen und spürt die feuchte Hitze zwischen ihren Schenkeln. Hilflos, wehrlos, als seine Hand höher glitt.
Sie war ihm ausgeliefert, bot sich ihm an.
Sie konnte gar nicht anders.
Die Hand glitt sanft über ihre Brüste, dann fordernd.
Packte zu.
Ein leiser Schrei entrang sich ihrer Kehle, wurde zu einem lustvollen Ächzen, verebbte zu einem zitternden Winseln, als Wellen der Lust durch ihren Körper schossen.
Hatte sie gerade einen Höhepunkt gehabt? Sie konnte es nicht sagen, denn wie alle ihre Freundinnen war sie in derlei Dingen praktisch völlig unerfahren. Ihrem Verlangen tat es keinen Abbruch. Sie wollte mehr, jetzt erst recht.
Sie wollte alles.
Ihre Zunge schnellte hervor, um ihre trockenen Lippen mit Speichel zu benetzen. Wie eine Schlange. Wie ein sich windendes Tier, in seiner Hand, so kam sie sich vor. Sie war nun vollkommen gefangen, in seinem Bann.
Gleich, gleich würde sie ihm ebenbürtig sein.
Würde seine Gefährtin werden.
Für die Ewigkeit.
Ihr Körper gehört nicht länger ihr. Sie war jetzt nichts als ein Gefäß für seine Lust – einen anderen Zweck gab es für sie nicht mehr zu erfüllen – und welchen besseren Zweck hätte es geben können für das bedeutungslose und eintönige Leben, von dem er sie nun befreien würde?
Halb wahnsinnig vor Lust spürte sie, wie seine langen Nägel über ihre steif aufgerichteten Brustwarzen strichen wie die Krallen eines gierigen Raubtiers. Jeder Quadratzentimeter ihres Körpers verzehrte sich nach seiner Aufmerksamkeit, seiner Berührung – nach ihm.
Sie keuchte ihre Lust nun in kurzen Atemstößen hervor, während es ihr vorkam, als verlöre sie jede Kontrolle über ihren Körper. Doch war es nicht in Wahrheit so, dass ihr Körper schon längst ihm gehörte? Das unkontrollierte Zucken, das sich jetzt in ihren Schenkeln Bahn brach, der köstliche Schmerz, als sich das Zentrum ihrer Lust in ihr ausdehnte und zusammenzog – pulsierend, sich ungeduldig für ihn öffnete, um ihn ganz in sich aufzunehmen?
Schmerzen schossen in ihre Brustwarze, als er sie überraschend hart zwischen Daumen und Zeigefinger packte und herumdrehte. Sie war so kalt, seine Hand. So köstlich kalt auf ihrer glühenden Haut. Sie waren für einander geschaffen. Hitze und Kälte. Licht und Dunkelheit, blasse Haut und schwarzer Samt, junges Leben und … etwas, das älter war als die Menschheit.
Extreme, die aufeinanderprallen. Extreme, die sie ihr gesamtes junges Leben vergeblich gesucht und nun endlich gefunden hatte. Wie lange hatte sie auf diesen Moment warten müssen? Ihr ganzes Leben, so scheint es, war sich nur auf diese Begegnung ausgerichtet gewesen. Jeder ihrer Schritte hatte nur dazu gedient, sie hier her zu führen.
Zu ihm.
»Mehr!«, keuchte sie atemlos hervor. »Härter!« Als er nicht darauf reagierte, flüsterte sie: »Bitte.« Sie flehte ihn an, mit der weinerlichen Stimme des kleinen Schulmädchens, das sie vor nicht einmal all zu langer Zeit gewesen war. Gewesen sein musste, doch all ihre Erinnerungen waren jetzt so fern, so unwichtig, als wären sie gar nicht mehr ihre, sondern halb vergessene Erzählungen aus dem Leben eines fremden Menschen.
Doch all das wurde bedeutungslos, als seine Hand endlich tiefer glitt. Hinab zwischen ihre Schenkel, die sie auf die leiseste Andeutung hin bereitwillig spreizt, so weites ging. Was sie noch für keinen Mann getan hatte.
»Hast du mir denn auch die Wahrheit gesagt?«, raunte seine Stimme unter der Schwärze seiner Kapuze hervor – oder war sie nur in ihrem Kopf?
Sie nickte abgehackt. Sie hatte nicht gelogen, als sie ihm errötend verraten hatte, dass sie noch Jungfrau war. Sie hatte sich ihr erstes Mal aufgehoben. Für diesen Moment. Für ihn.
»Und damals, auf dem Internat?«, fragte er mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. »Mit Anne, deiner kleinen Zimmernachbarin? Die Tochter des Bankiers?«
Alles in ihr versteifte sich. Wie konnte er davon wissen? Das hat sie noch niemals irgendwem erzählt, keiner Menschenseele. Sie hatte dieses züchtige Ausprobieren verschüttet geglaubt in den geheimsten Tiefen ihrer Sehnsüchte. Anne und sie hatten sich nur dieses eine Mal geküsst und zaghaft berührt, es war nichts gewesen als das unschuldige Ausprobieren erwachender, neuer Gefühle, die sie noch längst nicht verstanden hatten.
»Nicht wichtig«, sagte er und als sie die Belustigung in seiner Stimme hörte, entspannte sie sich augenblicklich wieder. Sie spürte, dass aus der Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen inzwischen eine wahre Sturzflut geworden war, als er sie dort berührte, mit seinen köstlichen, kühlen Fingern. Die streichelten und strafen konnten, Lust und Schmerz gleichzeitig verursachen konnten, bis es keinen Unterschied mehr gab zwischen Qual und Erlösung, zwischen Hingabe und Unterwerfung.
Seine Hände schienen jetzt überall zu sein, während der Stoff seiner schwarzen Robe raschelnd über sie glitt. Als er mit den ersten Gliedern seiner Finger in sie eindrang, war ihr, als würde sie auf einen Eiszapfen gespießt. Sie genoss jeden Moment dieser eisigen Pfählung, doch immer noch enthielt er ihr den Gnadenstoß vor, den sie brauchte. Reizte sie, zog sich dann wieder zurück. Stieß hinein, doch niemals tief genug.
Sie war tropfnass.
Ungeduldig stieß er ihre Schenkel auseinander, und sie öffnete sich noch weiter für ihn, reckte ihm ihren Unterleib entgegen, wie eine läufige Hündin dem Rüden ihr Hinterteil entgegenstreckt. Nein, keine Hündin, kein Haustier – sondern etwas Wildes, Ungezähmtes. Nicht als Klauen und Zähne und animalische Lust. Ja, das wollte sie jetzt sein.
Eine Wölfin. Seine Wölfin.
»Nehmt mich!«, bettelte sie. »Macht mit mir, was Ihr wollt, Meister, ich bin ganz die Eure!«
Er nahm es mit einem beiläufigen Nicken zur Kenntnis, während seine Finger sich erneut aus ihr zurückzogen, wie sie mit einem Anflug von unendlicher Trauer feststellte. Plötzlich waren seine Finger an ihren Lippen und sie öffnete begierig den Mund, um das Aroma ihrer Lust von seinen Fingerspitzen zu lecken. Seine Hand griff sich ein Büschel ihrer Haarpracht, spielte damit, ließ es durch seine Finger gleiten.
Dann flüsterte er ihren Namen.
»Ich bin die Eure«, keuchte sie.
Plötzlich packte er voll zu, riss ihren Kopf an ihrem langen Haar brutal zurück – so kräftig, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Es machte ihr nichts aus – nicht angesichts der neuen Lustwellen, die diese Behandlung in ihr hervorrief. Wie, um es ihm zu beweisen, stöhnte sie: »Härter, ich bitte Euch, Meister! Ich bin nicht so zerbrechlich, wie Ihr vielleicht glaubt … Aaaahhh!«
Ihr Satz endete in einem langgezogenen Lustschrei, als er seine pralle Männlichkeit ohne Vorwarnung in sie hineinstieß und sie vollends pfählte. In einer einzigen, hitzigen Bewegung spürte sie die gesamte Länge seines Schafts in sich hineingleiten wie in das enge Futteral eines Werkzeugs. Er nahm sie ganz in Besitz. Ein kurzer Schmerz, als etwas in ihr zerriss, doch sie bekam es nur am Rande ihrer Wahrnehmung mit, die nun ganz von ihrem Lustgefühl ertränkt wurde. Für einen köstlichen Moment füllte er sie ganz aus, dann zog er sich zurück, stieß wieder zu …
Dann noch einmal.
Härter.
Fester.
Tiefer.
Während er sie fickte wie ein Tier, schien er in ihr noch zu wachsen, bis sie sich fühlte, als müsse ihr Körper unter seinem Ansturm bersten, während seine gigantische Männlichkeit die tiefsten Winkel ihrer Lust erforschte. Wieder und wieder stieß er zu, mit gnadenloser Härte und der Regelmäßigkeit einer Maschine.
»Ja!«, kreischt sie, als sie spürt, dass ihr Höhepunkt heranraste.
Plötzlich hört er auf, verharrte auf halber Strecke.
Kurz, so kurz davor. »Nicht aufhören!«, jammerte sie frustriert, während sich ihre Finger in das kalte Fleisch seiner Unterarme krallten. »Bitte, bitte nicht aufhören!«
Doch er bewegte sich nicht.
Sie versuchte, einen Blick auf das Gesicht unter seiner Kapuze zu erhaschen. Sah zwei winzige rote Lichtpunkte darin aufflammen. Begriff zu spät, dass diese keine Reflexionen des Kerzenlichts auf dem Nachttisch neben ihrem Kopf waren, sondern dass seine Augen ein eigenes, kaltes Feuer versprühten. Ein Feuer, das nur in Augen glimmen kann, die den tiefsten Grund der Hölle erblickt haben. Und denen gefallen hat, was sie dort sahen.
Mit einem Mal war ihr eiskalt.
Plötzlich war der Raum nicht mehr vom betörend süßen Duft der verdorbenen Rosen auf dem Nachttisch erfüllt, nicht mehr von dem seines teuren Parfums. Selbst der intensive Geruch ihrer eigenen Lust und der schweißgetränkten Laken unter ihr wurde nun übertüncht vom Leichengestank eines jahrhundertealten Körpers, in dem schon längst kein Leben mehr hätte sein dürfen – jedenfalls keines, das Gott oder die Natur geschaffen hatten.
Was sie roch, war der Gestank einer Gruft, und in diesem letzten klaren Moment ihres Verstandes begriff die Komtesse endlich, wo sie sich befand. Jegliches Lustgefühl in ihr schlug in blankes Entsetzen um.
Als die Augen, in denen das furchtbare, kalte Leichenfeuer nun hell aufloderte, näher kamen, begann sie zu schreien. Dann gewährt ihr das Ding, das auf ihr hockte, einen Blick unter die Kapuze seiner Robe, und offenbarte sich ihr in seiner ganzen, grotesken Scheußlichkeit.
Die untere Hälfte dessen, das gerade noch sein Gesicht gewesen war, klaffte auf wie ein breiter, blutiger Riss und enthüllte ein Maul, das zu groß war und sich zu weit öffnete, um der Mund eines Menschen sein zu können.
Die Zähne, oh mein Gott, diese Zähne!, war der letzte bewusste Gedanke der Komtesse, bevor ihr Bewusstsein zersprang wie ein berstender Spiegel und die unzähligen Splitter ihrer Seele in der Dunkelheit zu Staub zerfielen. Als sie in den schreienden Wahnsinn hinabsank, hieß sie ihn willkommen wie einen alten Freund, während der Albtraum in Menschengestalt mit einem triumphierenden Heulen über sie herfiel.
Sie schrie, bis ihre Stimme schließlich brach, doch kein Mensch hörte sie.
Es war gerade mal acht Uhr morgens, aber draußen vor der Fensterscheibe flirrte bereits der Asphalt in der Sommerhitze, als wäre er kurz davor, sich in einen kochenden Brei zu verwandeln.
In der schattigen Kühle meines Blumenladens war davon nichts zu spüren. ›Minas Flower Emporium‹ hieß das kleine Reich, das ich mir in mühevoller Arbeit in den letzten Jahren praktisch aus dem Nichts aufgebaut hatte.
Während ich einen Schluck von meinem wässrigen Morgenkaffee nahm, gelang es mir beinahe, zu vergessen, wie kurz dieses Reich jetzt vor dem Untergang stand.
Die Hitze da draußen war jedenfalls nicht mein einziges Problem, ich hätte eine ganze Liste machen können. Die Frage, wie ich ab dem nächsten Monat die Miete bezahlen soll, zum Beispiel. Die stand ziemlich weit oben auf dieser Liste, dicht gefolgt von dem Fakt, dass ich im Moment keinerlei Privatleben besaß und in großen Schritten auf die Dreißig zuging. Ich redete mir ein, dass mir dafür angesichts der drohenden Pleite meines geschäftlichen Kleinmädchentraums einfach die Zeit fehlte.
Das hatte ich mir jedoch auch schon eingeredet, als der Laden noch lief.
Der Blumenladen bestand aus einem kleinen Verkaufsraum samt Theke, die mir Peter eingebaut hatte – Blumenlieferant, guter Freund und Helfer in der Not –, und einem winzigen Kabuff, das ich großspurig als Geschäftszimmer bezeichnete. Was bedeutete, dass man mich, wenn gerade kein Kunde im Laden war, meist in diesem Hinterzimmer finden konnte, wo ich den Lagerbestand durchsah, mich um die Bestellungen kümmerte oder Blumengebinde anfertigte.
In letzter Zeit allerdings war ich hauptsächlich damit beschäftigt, auf einem alten Taschenrechner herumzutippen, während ich wieder und wieder meine Bücher durchsah und dabei versuchte, nicht in Tränen auszubrechen.
Ja, derart verzweifelt war meine Lage.
Das, was ich als meine Wohnung bezeichnete, befand sich im Stockwerk über dem Laden und bestand ebenfalls aus zwei Zimmern, die zusammengenommen logischerweise die gleiche Grundfläche hatten wie der Laden untendrunter, sprich: eine lächerlich kleine. Das Fußende meines Einzelbettes (für ein Doppelbett wäre gar kein Platz gewesen), stieß praktisch an meinen Küchenschrank, auf dem eine elektrische Kochplatte mit zwei Kochfeldern stand, von denen nur eines funktionierte. Das einzige weitere Möbel in diesem Raum war mein Kleiderschrank – ein schweres Echtholzmonster, das wirkte, als hätte man das Zimmer drumherum gebaut und das mir ebenfalls Peter besorgt hatte, als ich ihm einmal unvorsichtigerweise gestanden hatte, dass ich ein Jahr nach meinem Einzug immer noch aus meinen Umzugskartons lebte.
Peter ist der älteste Sohn der van Helsings, welche auf ihrer Blumenfarm in der Nähe der Stadt Blumen züchteten. Aber nicht einfach irgendwelche Blumen.
Was sie lieferten, war einfach immer makellos, und ihre Blumen hielten – ein bisschen Liebe vorausgesetzt – unglaublich lange frisch, da sie auf die meisten sogenannten Errungenschaften der modernen Züchtungsindustrie verzichteten, und stattdessen auf Natur pur setzten.
»Da kommt nur Mutters grüner Daumen dran«, betonte Peter immer wieder stolz, wenn ich die herausragende Qualität der gelieferten Ware lobte. Ich hätte diesen lieben Burschen mit den verträumten blauen Augen und dem blonden Strubbelhaar einfach andauernd nur knuddeln können. Vielleicht dachte ich in letzter Zeit auch manchmal an mehr, aber dann wurden solche Gedanken schnell wieder von den mich umgebenden Sorgen und Problemen verdrängt.
Und gesagt hätte ich natürlich nie etwas. No, Sir, Miss Mina Morris aus Maine spricht keine Männer an. Wenn, dann lässt sie sich zu einem Tanz auffordern, und während der ersten drei Dates wird auch nicht herumgeknutscht! Nicht, dass ich seit der High School mit irgendwem drei Dates gehabt hätte, geschweige denn mehr.
Oder irgendwas.
Das kleine Häuschen in der Fifth Street, das ich bewohnte, war zwischen zwei hässliche Nullachtfünfzehn-Wohnblocks gequetscht worden und wirkte dadurch, als hätten die Stadtplaner es anfangs einfach übersehen und anschließend nicht der Mühe für wert befunden, es abzureißen.
Aber in dieser Beziehung legte sich mein neuer Vermieter, Hugo Farnsworth, seit einigen Monaten mächtig ins Zeug. Es war kein Geheimnis, das er das ganze Viertel abreißen und Luxusappartements auf dem Grund und Boden bauen lassen wollte. Was bedeutete, dass nicht nur ich meine Wohnung und mein Lädchen als einzige Einnahmequelle verlieren würde, sondern die Straße auch noch das einzige einigermaßen charmante Gebäude – im Austausch gegen ein paar moderne Wohnklötze, die zu bewohnen sich dann keiner der hiesigen Anwohner im Traum noch hätte leisten können, inklusive mir natürlich.
Doch auch damals war mir schon klar, dass man den Fortschritt nun mal nicht aufhalten kann, jedenfalls nicht auf Dauer. Aber manchmal doch vielleicht wenigstens für die Länge eines Traumes – und ›Minas Flower Emporium‹ war nun mal mein eigener kleiner Traum, den ich geträumt hatte, seit ich meiner Pflegemutter als kleines Mädchen zum ersten Mal im Garten beim Pflanzen der Setzlinge geholfen hatte.
Ich hatte alles in diesen Laden gesteckt, und damit meine ich nicht nur das Geld, sondern auch Unmengen an Zeit und Energie, um das Geschäft zum Laufen zu bringen und am Leben zu erhalten.
Zumindest bis jetzt.
Im Hinterzimmer des Blumenladens stapelten sich inzwischen die Mahnungen zentimeterhoch, und mittlerweile gehörten auch etliche böse Briefe meines Vermieters dazu. Am Anfang waren diese Schreiben ja noch ganz nett gewesen, sogar von einer »attraktiven Bonuszahlung« war die Rede gewesen, »um mir den Auszug zu erleichtern«.
Wie nett, Mister Farnsworth, hatte ich mit einem grimmigen Lächeln gesagt, aber ich denke, ich glaube lieber weiter an meinen Traum, okay?
Innerhalb des nächsten Monats waren die meisten umliegenden Gebäude nach und nach von Farnsworth aufgekauft und dem Verfall überlassen worden. Im Zuge dieser Maßnahmen waren natürlich auch die meisten Bewohner verschwunden, und damit der Großteil meiner Laufkundschaft. Die wenigen, die geblieben waren, hatten nicht das geringste Interesse an meinen Blumen – abgesehen von Miss Mary, und die war leider alles andere als in der Lage, an meiner finanziellen Situation irgendetwas zu ändern.
Exakt in dem Moment, in dem die kleinen Zahlen in meinen Büchern mehr und mehr zu roten kleinen Zahlen geworden waren, hatten die Briefe von Hugo Farnsworth aufgehört, freundlich zu klingen. Plötzlich war die Rede von Zwangsräumung, sobald ich die Miete nicht mehr zahlen könne. Diese war dank eines sehr zuvorkommenden Vertrages meines vorherigen Vermieters zwar recht niedrig und obwohl Farnsworth das Gebäude nach dessen Tod gekauft hatte, verbot ihm der Vertrag, die Miete einfach anzuheben, denn damit hätte er mich von einem Tag auf den nächsten einfach an die frische Luft setzen können.
Also hatte er sich für Plan B entschieden – was ihm aller Voraussicht nach auch noch die Bonuszahlung an mich ersparen würde. Wirklich clever, Mina.
Angesichts meiner nicht länger vorhandenen Kundschaft war das ein Spiel, das Farnsworth definitiv gewinnen würde. Schätzungsweise bereits innerhalb der nächsten zwei Monate. Vielleicht sogar früher, je nachdem, ob ich mich dafür entschied, meine Lieferanten zu bezahlen oder sie ihrerseits auf meinen Schulden sitzen zu lassen.
Das war also aus meinem Traum geworden.
Da half auch der Sonnenschein nichts, der draußen auf das von Müll übersäte Straßenpflaster knallte. In Farnsworths Drohbriefen stand nichts als eine simple Tatsache: Ich war dem Untergang geweiht.
Ich weigerte mich lediglich noch, das endlich einzusehen.
»Hi, Miss Mary!«, rief ich der alten Frau zu, die gerade draußen auf dem Fußweg an meinem Schaufenster vorbei zuckelte. Miss Mary war obdachlos, war es schon gewesen, als ich hergezogen war. All ihre Habe schob sie in einem kaputten Einkaufswagen vor sich her, hatte dabei den Blick meist nach unten gerichtet und brabbelte manchmal leise vor sich hin.
Aber für meine Blumen hatte die alte Frau immer ein versonnenes Lächeln übrig, und es brach mir regelmäßig das Herz, sie vor meinem Schaufenster stehen zu sehen. Den Wagen voller Unrat neben sich, die schmutzige Wollmütze in ihren knochigen alten Fingern knetend stand sie dann ganz gedankenverloren da und genoss den Blick in die Auslage, saugte ihn förmlich in sich auf.
Manchmal habe ich mir vorgestellt, dass sie dabei vielleicht an eine alte Liebe dachte. Einen jungen Mann, der ihr einst einen prächtigen Blumenstrauß geschenkt hatte, um damit ihr Herz zu erobern. Aber vermutlich entsprang das alles nur meiner viel zu romantischen Fantasie – wahrscheinlich kompensierte ich damit das Fehlen jeglicher Romantik in meinem eigenen Leben.
Jetzt stand sie wieder draußen vor dem Schaufenster und sah hinein. Als sie mich im Dunkel des Ladens stehen sah, winkte sie mir zu und zeigte mir dabei ihr breitestes Lächeln. Voller Herzensgüte, dafür aber mit ziemlich wenigen Zähnen.
Ich winkte zurück, und sie wendete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schaufenster zu, als einer von diesen jugendlichen Möchtegern-Gangstern auf dem Fußweg draußen vorbeischlurfte. Basecap, XXL-Kapuzenhoodie und Baggie Pants.
Ja, auch diese Typen waren fürs Erste hier wohnen geblieben.
Er interessierte sich natürlich nicht für meine Blumen, oder für die alte Miss Mary, oder für irgendetwas, das um ihn herum vor sich ging. Sein Blick war starr auf das Handy in seiner Hand gerichtet. Seine Ohren steckten komplett unter dem Schaumstoffpolster riesiger Kopfhörer.
Ich sah das Unglück kommen, und wollte Miss Mary gerade eine Warnung zurufen, doch da war es schon passiert.
Der Kerl rannte in vollem Lauf in ihren Wagen hinein.
Im Reflex machte er eine abwehrende Bewegung, womit er Miss Marys Wagen endgültig zum Kippen brachte.
Das Ding ging scheppernd zu Boden.
Wütend über die Situation – am meisten vermutlich über seine eigene mangelnde Umsicht – blaffte er Miss Mary an, was die alte Frau ängstlich zusammenfahren ließ. Dann trat er nochmals nach dem Wagen, der daraufhin über den Fußweg und den Bordstein schlitterte, bis er schließlich am Rand der Straße liegenblieb, die zum Glück gerade nicht befahren wurde.
Sein Inhalt lag quer über den halben Fußweg verstreut.
Ich stürzte auf den Ausgang meines Ladens zu, aber als ich auf die Straße trat, war der Kerl schon längst um die nächste Ecke verschwunden. Und das ist nur einer der Gründe, Mina, dachte ich wütend, aus denen du nie nach New York hättest ziehen sollen.
Auf dem Land wäre so etwas nie passiert. Und falls doch, hätte der Vater dieses Bengels ihm ordentlich die Ohren langgezogen und es hätte damit geendet, dass er mit zerknirschtem Gesichtsausdruck vor Miss Marys Haus stand, um sich – den Tränen nahe – bei ihr für sein Fehlverhalten zu entschuldigen.
In Wahrheit wusste dieser Kerl vermutlich nicht mal, wer sein Vater war und Miss Mary hatte natürlich auch kein eigenes Haus – sie hatte ja nicht einmal eine eigene Wohnung. Stattdessen musste sie sich den Schlafraum des Obdachlosenheims mit fünfzig anderen Obdachlosen teilen, wenn es zu kalt wurde, um im Freien schlafen zu können.
Wütend auf die Umstände machte ich mich daran, Miss Marys Wagen wieder auf seine Räder zu stellen und ihre wenigen Habseligkeiten – hauptsächlich Pfandflaschen – hineinzupacken.
»Danke, mein liebes Kind«, sagte Miss Mary, während sie neben ihrem Wagen stand und wieder ihre Wollmütze zwischen den Händen knetete. »Ich hätte es ja selbst gemacht, meine Liebe. Aber ich komme nicht mehr so gut hoch, wenn ich mich erstmal bücke – ach, dieser Rücken …«
Über den Typen verlor sie kein Wort, als wäre es das Normalste von der Welt, alte Frauen anzurempeln und ihre Habe auf dem Gehweg zu verstreuen und dann einfach weiterzugehen, als wäre überhaupt nichts geschehen. Das Traurige daran war vermutlich, dass so etwas in dieser Gegend tatsächlich beinahe normal war. Fast ein Wunder, dass er sie nicht gleich noch mit einem Messer bedroht hatte, um ihr auch noch die Pfandflaschen zu klauen.
»Sehen Sie, Miss Mary«, sagte ich und schob ihr den Wagen wieder hin. »Fast wie neu.«
»Danke«, antwortete sie, während sie sich an das Ding klammerte, als enthielte es unbezahlbare Schätze. Und vielleicht war das ja auch so in ihrer Welt. »Seien Sie gesegnet, Miss Mina. Sie liebes Kind!«
Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Trotz allem. Inklusive der Tatsache, dass mich schon bestimmt ein Jahrzehnt lang keiner mehr als liebes Kind bezeichnet hatte.
»Warten Sie einen Augenblick hier, ja?«, sagte ich und huschte zurück in den Laden. In einer Vase am Eingang stand ein Orchideen-Gebinde für zwanzig Dollar, dass gestern ein schmierig aussehender Typ mit Krokodillederschuhen bestellt, aber dann nicht abgeholt hatte. Ich nahm das Gebinde, trat wieder auf die Straße und drückte ihr den Strauß in die Hand.
»Für Sie, Miss Mary.«
»Was …?«, fragte sie und starrte mich völlig perplex an. Sie trat einen hastigen Schritt zurück, als hätte ich gerade ein Messer gezogen und auf sie gerichtet. Vielleicht, um sie um ihre Pfandflaschen zu erleichtern. Vielleicht hielt sie mein Geschenk auch für eine Art Trick. Man bekam im Leben nun mal nichts geschenkt, wer hätte das besser gewusst als sie?
»Zu Ihrem Geburtstag«, erklärte ich und drückte ihre Hand dann sanft um die zarten Stängel der Blumen. »Ein kleines Geschenk von mir. Weil wir doch Nachbarn sind.«
»Aber ich hab doch heut gar kein’ Geburtstag«, sagte sie nachdenklich, als sei sie da selbst nicht hundertprozentig sicher. Vorsichtig betastete sie die Blumen, als befürchte sie, sie könnten unter ihren Fingern zu Staub zerfallen. »Die sind aber wirklich schön, Miss Mina. Fast so schön wie Sie.«
»Vielleicht haben Sie ja heute wirklich nicht Geburtstag«, sagte ich. »Aber das müssen wir ja keinem verraten, oder?«
»Nee«, antwortete sie mit einem seligen Lächeln und drückte die Blumen vorsichtig gegen ihre eingefallene Brust, während sie nicht aufhören konnte, sie anzustarren. »Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je gekriegt hab«, sagte sie, dann verzog sich ihr Mund zu einem traurigen Lächeln. »Ist allerdings auch das einzige Geburtstagsgeschenk, das ich seit ’ner ganzen Weile bekomm’ hab.«
Ich musste kräftig schlucken, um nicht auf der Stelle loszuheulen.
Nach einer langen Weile legte sie die Blumen vorsichtig in ihren Wagen, ohne den Blick davon zu lösen. Dann schaute sie zu mir hoch, das zahnlose Lächeln auf dem runzligen Gesicht. Sie hätte einfach irgendjemandes Oma sein können, in einem Lehnstuhl sitzend, an einem Kaffeetisch, das Häkelzeug im Schoss, daneben ein Krug selbstgemachter Limonade. Gott, sie hätte meine Oma sein können.
»Sie sind was ganz Besonderes, Miss Mina«, sagte sie dann mit einer Stimme wie die einer alten Zigeunerfrau. »Sie sind eines von Gottes wahrhaft gesegneten Geschöpfen.«
Mit diesen mystischen Worten drehte sie sich um und stapfte davon, den Einkaufswagen vor sich herschiebend, dessen hinteres, rechtes Rad sich dabei quietschend um die eigene Achse drehte.
Es war echt zum Lachen. Wenn Gott mich so sehr liebte und ich eines von seinen gesegneten Geschöpfen war, wieso war ich dann gleichzeitig so pleite, dass ich keine Ahnung hatte, wovon ich im nächsten Monat leben sollte?
Ich fuhr zusammen, als eine tiefe Männerstimme hinter mir fragte: »Gestatten Sie?«
»Oh, Verzeihung«, sagte ich und trat hastig beiseite, als ich bemerkte, dass ich einem potenziellen Kunden den Zutritt zu meinem eigenen Laden versperrte. Mit einem entschuldigenden Lächeln drehte ich mich zu ihm um und …
Erstarrte.
Wie jedes Mal, wenn er meinen Laden betrat.
Dorian MacCray hatte einfach diese Wirkung auf mich.
Dorian war mein einziger verbliebener Stammkunde. Seit er meinen Laden vor etwa zwei Monaten zum ersten Mal betreten hatte, kaufte er regelmäßig jede Woche hier ein. Immer am Montag, und immer dasselbe: Einen riesengroßen Strauß rote Rosen, immer mindestens fünfzig Stück.
Damit war er mittlerweile praktisch im Alleingang dafür verantwortlich gewesen, dass es meinen Laden überhaupt noch gab, denn meine Rosen waren eine spezielle Züchtung und dementsprechend teuer. Nicht, dass das einen Mann wie Dorian MacCray im Geringsten gestört hätte. Er mochte vielleicht auch irgendwelche Sorgen haben, aber Geld war ganz offensichtlich keine davon.
»Alles klar, Mina?«, fragt er mich lächelnd, nachdem wir in die schattige Kühle des klimatisierten Ladens getreten waren. Eine echte Wohltat nach der brüllenden Hitze draußen.
»Äh … klar, Mister MacCray«, stammelte ich. »Äh, ich meine … Dorian.«
Er hatte mir schon vor Wochen das Du angeboten, aber das vergaß ich regelmäßig, wenn ich ihm gegenüberstand. Wie gesagt, er hatte einfach diese Wirkung auf mich, und auf Frauen im Allgemeinen, das war offensichtlich. Daran waren natürlich seine breiten Schultern und muskulösen Arme schuld, bei denen ich mich ständig unwillkürlich fragte, wie sie wohl ohne den Maßanzug aussehen mochten, den er trug.
Aber es war mehr als das, es war seine gesamte Erscheinung.
Die unsagbare Lässigkeit, mit der er diesen luxuriösen Anzug und die teuren Schuhe aus italienischem Rindsleder trug. Dazu Handschuhe, ebenfalls aus hauchdünnem Leder, und eine Sonnenbrille mit grünlich schimmernden, vollkommen undurchsichtigen Gläsern und dünnem Goldrahmen mit verstärkten Seiten, die seine Augen komplett verbarg. In meiner Vorstellung waren seine Augen immer graublau, von der Farbe des Meeres kurz vor einem Wolkenbruch – später sollte ich herausfinden, dass ich damit zumindest teilweise richtig lag.
Jedenfalls passte Mister Dorian MacCray kein bisschen in die Gegend hier. Und doch kam er mehrmals die Woche vorbei, weil es, wie er sagte, hier einfach die schönsten Blumen in ganz New York gab, und dazu eine überaus charmante und kompetente Verkäuferin. Seine Worte, nicht meine. Dass diese Verkäuferin jedes Mal Herzrasen bekam, wenn er den Laden betrat, schien er gar nicht mitzubekommen.
Mir war natürlich völlig klar, dass er diesen Riesenstrauß Rosen nicht für sich selbst kaufte. War die Frau, die er damit wöchentlich beglückte, seine Ehefrau? Vermutlich, das hielt ich zumindest eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit.
Blöderweise hatte ich keine Ahnung, ob er einen Ring am Finger trug, da er seine Handschuhe in meiner Anwesenheit nie auszog. Was, wenn seine geliebte Frau nun in einem Krankenhaus lag, vielleicht in einem Koma oder sowas, und er ihr die Rosen hinstellte, nur um sie Tage später verblüht wegzuwerfen, ohne dass sie seine Aufmerksamkeit bemerkte?
Aber das war lediglich eine romantische Fantasie von mir, auch das war mir klar.
Wenn die Ehefrau von Dorian MacCray tatsächlich ärztliche Zuwendung benötigte, lag sie ganz sicher in einer kostspieligen Privatklinik außerhalb der Stadt und nicht im ständig überfüllten und chronisch unterbesetzten öffentlichen Krankenhaus in der Fifth Street.
Und doch hatte ich ihn nie in einen Wagen steigen sehen, er war stets zu Fuß unterwegs – reichlich riskant in einer Gegend wie dieser, noch dazu, wenn man den Reichtum förmlich ausstrahlte, so wie er.
Ob er nun verheiratet war oder nicht: Ich machte mir auch an diesem Tag eindeutig zu viele Gedanken über Mister Dorian MacCray, während ich ihm seinen üblichen Rosenstrauß zurechtmache, bevor mir einfiel, dass er diesen ja heute noch gar nicht bestellt hat. Er stand einfach nur im Schatten zwischen den Topfpflanzen, die in Netzen von der Decke hingen, und sah mir schweigend zu, während ein sanftes Lächeln um seine Lippen spielte.
Was, wenn er diesmal gar keine Rosen wollte?
»Ich, äh …«, begann ich zu stammeln. »Ich dachte, Sie würden wieder, also … Rosen, ja? Fünfzig Stück?« Gott, wieso bekam ich in seiner Anwesenheit nicht einen einzigen geraden Satz heraus?
»Selbstverständlich, Mina«, sagte er und das Lächeln auf seinen Lippen wurde noch ein bisschen breiter. Und meine Knie noch ein bisschen weicher.
Verdammt.
Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Hastig senkte ich den Blick, und als ob die Situation noch nicht peinlich genug gewesen wäre, sagte er: »Ich könnte Ihnen den ganzen Tag beim Blumenbinden zuschauen, Mina. Sie haben so geschickte Hände.«
»Danke«, murmelte ich und schnitt mir eine Sekunde später beinahe mit der Blumenschere in meine ach so geschickten Finger, als ich die Stängel seiner Blumen kürzte.
»Wie viel schulde ich Ihnen?«, fragte er.
Ich überschlug in Gedanken den Preis für die Rosen. »Fünfundsiebzig Dollar, Mister Mac… Dorian. Aber ich mache Ihnen einen Mengenrabatt, weil …«
»Sie werden nichts dergleichen tun!«, sagte er mit einer gespielten Schärfe in der Stimme, die mich zum Lächeln brachte. Was immerhin ein klein wenig besser war als das schulmädchenhafte Erröten von gerade eben.
»Aber Sie sind ein Stammkunde, Dorian, und ich …«
»Und das möchte ich auch bleiben, Mina.«
Ich verstand, was er meinte. Es war vermutlich nicht all zu schwer, mir anzusehen, wie es wirtschaftlich um meinen Laden stand.
»In dieser Straße gibt es so viel Hässliches«, sagte er. »Da braucht es dringend etwas Hübsches wie ihren Laden zum Ausgleich.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzusetzte: »Blumen sind Balsam für das Auge und die Seele, Mina. Es bräche mir das Herz, ihren Laden hier eines Tages nicht mehr vorzufinden. Hier sind zweihundert Dollar, die Sie sich redlich verdient haben.«
»Was?«, schnappte ich, während er das Geld vor mir auf den Tresen legte.
So, wie die Dinge standen, hätte er für zweihundert Dollar den halben Laden leerkaufen können. Der Ausverkauf hatte bereits begonnen, und ich hatte für die meisten Gebinde Ramschpreise angesetzt, in der Hoffnung, wenigstens ein paar Blumen an vorbeieilende Passanten zu verkaufen. Wenn ich schon keinen Gewinn damit machte, dann doch wenigstens ein bisschen Umsatz, um den Laden noch ein paar Tage länger am Leben zu erhalten. Ein verzweifeltes Spiel, das wusste ich. Nur waren mir alle anderen Optionen ausgegangen.
Trotzdem sagte ich entschieden: »Das … das kann ich nicht annehmen, Dorian.«
Oh ja, Mina, meldete sich eine garstige kleine Stimme zu Wort – mein Kobold, wie ich ihn nannte, der manchmal in meinem Ohr saß und sich mit Vorliebe über mich lustig zu machen schien. Und zwar immer dann, wenn ich das überhaupt nicht gebrauchen konnte. Eine großartige Geschäftsfrau bist du!, sagte der Kobold. Borge nichts und schulde nichts, das war immer Dads Maxime, und sieh nur, wie gut das funktioniert hat. Ich starrte auf das Geld und kämpfte mit meinen Tränen. Die hatten nun wirklich nichts hier verloren. Schon gar nicht, wenn Dorian daneben stand. Er musste mich ja für völlig instabil halten!
Aber in ein paar Tagen würde auch das keine Rolle mehr spielen. Tut mir leid, Mister MacCray, dass ich Sie enttäuschen muss. Aber auch Ihr großzügiges Trinkgeld ist leider kaum mehr als ein Tropfen auf meinen heißen Stein.
»Ich lasse nicht mit mir diskutieren, Mina«, sagte er und schob das Geld erneut in meine Richtung. »Sehen Sie es einfach als Bezahlung für den hübschen Strauß an, den Sie Miss Mary zum Geburtstag geschenkt haben. Ich schulde ihr ohnehin noch einen Gefallen.«
Was komplett gelogen sein musste, denn was hätte ein Mensch wie Dorian MacCray mit einer Obdachlosen zu schaffen haben sollen, und welchen Gefallen sollte er ihr schulden? Ein Wunder, dass er überhaupt ihren Namen kannte, aber vielleicht hatte er den ja aus unserem Gespräch vorhin aufgeschnappt.
Immer noch unfähig, den Blick zu heben, bemerkte ich die Uhr an seinem Handgelenk, das unter dem Ärmel seines Mantels hervorschaute. Es war eine goldene, ganz flache. Natürlich. Dennoch wirkte sie eher elegant als protzig. Der Rahmen um das Uhrglas erinnert an das Bullauge eines Schiffes. »Eine Nautilus«, sagt er, als er meinen Blick bemerkte: »Kennen Sie die Geschichte von Kapitän Nemo, Mina? Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, von Jules Verne. So hieß das Unterseeboot von Kapitän Nemo – Nautilus.«
»Stimmt«, sagte ich. »Ich habe den Film gesehen. Unglaublich gruselig, als dieser Riesenkraken durch das Bullauge guckt!«
»Genau, Mina.« Erst jetzt bemerkte ich, dass ich gar nicht gestottert hatte. Seltsam. »Ich habe das Buch von meinem Großvater geschenkt bekommen und … nun ja, immer, wenn es mich danach verlangt, die aktuelle Uhrzeit zu erfahren, erinnert mich die Uhr ein bisschen daran. Nennen Sie es eine sentimentale Marotte.«
Ich nickte schweigend, dann griff ich nach dem Geldschein und steckte ihn in die Tasche meines Kittels. Es musste schön sein, wenn man sich einfach eine goldene Uhr kaufen konnte, nur, um ein bisschen in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.
»Geben Sie das hier nicht auf, Mina«, sagte er, als habe er meine Gedanken gelesen, aber man musste wohl kein Hellseher sein, um mir meine Sorgen anzusehen. Dann legte er seine behandschuhte Hand für einen Moment auf meine. Ich bemerke, wie kalt sie war – und wie sich eine Sehnsucht in mir regte, er möge seine Hand dort lassen.
Am besten für immer.
Doch natürlich nahm er sie weg, nachdem er meine Hand noch einmal sanft gedrückt hatte, und wendete sich dann zum Gehen. An der Tür drehte er sich noch einmal zu mir um und sagte: »Ich mag Sie, Mina. Und wenn ich sage, dass es in Ihrem Laden die schönsten Blumen in ganz New York City gibt, kommt das nicht von ungefähr. Ich habe jede Menge Blumenläden in der Stadt gesehen, aber ihrer ist mit Abstand der beste. Ich weiß, Sie sind eine stolze Frau und es liegt mir fern, Ihnen Ihren Stolz zu nehmen, aber sollten Ihre finanziellen Schwierigkeiten es nötig machen …«
»Nein, danke«, sagte ich bestimmt und zwang mich zu einem Lächeln. »Alles bestens hier, Dorian, keinerlei finanzielle Schwierigkeiten.«
Er schaute mich eine lange Weile an. »Wirklich, Mina. Es wäre reiner Eigennutz, wenn ich Ihr Geschäft unterstützen würde, denn ich brauche Sie hier, Mina. Das Viertel braucht Sie. Denken Sie wenigstens darüber nach.«
Und damit war er verschwunden, bevor ich sein Angebot noch ein weiteres Mal ablehnen konnte.
Ich brauche Sie, Mina.
Während ich noch über den Sinn dieser Worte nachgrübelte, begann mein Handy zu klingeln. Als ich sah, wer mich da anrief, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Für einen Augenblick vergaß sogar beinahe meine prekäre finanzielle Situation.
»Lucy«, rief ich fröhlich in den Hörer.
»Hey, Girlfriend!«, flötete Lucy in ihrem breiten New Yorker Akzent zurück. Göwlfwend. Irgendwie klang meine beste – und derzeit einzige – Freundin immer so, als hätte sie schon zwei Proseccos intus, und dazu ungefähr fünf Espressi.
Auch wenn sie – im Gegensatz zu mir – ihr gesamtes bisheriges Leben in einer Millionenstadt verbracht hatte, sah Lucy aus, wie man sich eine echte Südstaatenschönheit vorstellen würde. Mit ihrem wallenden roten Haar, ihren Endlosbeinen und den üppigen Kurven an genau den richtigen Stellen wirkte sie wie eine fleischgewordene Männerfantasie. Kein Wunder, dass sie sich vor Angeboten nicht retten konnte, die sie sogar gelegentlich annahm, wenn sie einen Typ süß fand. Sie bezeichnete Männer (zumindest die, die ihr gefielen) grundsätzlich als süß, als hätte sie es ausschließlich mit kaum volljährigen Collegestudenten zu tun – die typische Marotte eines echten Jetset-Girls. Überflüssig zu erwähnen, dass sie bislang nicht das geringste Interesse an langfristigen Beziehungen hatte. Langweilen, sagte sie dann immer, kann ich mich auch allein. Will ich aber nicht.
Lucy war so ziemlich das komplette Gegenteil von mir. Vielleicht passten wir ja deshalb so gut zusammen. Weil ich in aller Ruhe weiter das graue Mäuschen spielen konnte, wenn ich mit ihr in der Öffentlichkeit unterwegs war. Dann fiel ich nämlich regelmäßig durch das Raster aller anwesenden Männer, die nur noch Augen für die umwerfende Rothaarige neben mir hatten und sich gar nicht satt hören konnten an ihrer volltönenden Lache. Was mir eigentlich ganz lieb so war, denn diese Männer würden nie die verletzliche Seite von Lucy kennenlernen, so wie ich – aber nur, wenn niemand hinsah, versteht sich. Außer mir, der grauen Maus, und ihrer besten Freundin.
»Es gibt Neuigkeiten, Girlfriend!«, sagte Lucy aufgeregt und begann zu kichern. Da war sie wieder, ihre Jetset-Lache und – mindestens drei Prosecco, korrigierte ich mich in Gedanken. Dann mussten es wohl wirklich bedeutende Neuigkeiten sein.
»Ich bin verliebt, Mina«, säuselte sie in den Hörer.
»Okay«, sage ich vorsichtig.
»Nein, ernsthaft, Girlfriend! Ich werde mich verloben! Ist das nicht der Hammer?«
»Du wirst was?« In Gedanken korrigierte ich die Anzahl der Proseccos nochmals nach oben.
»Ich werde mich verloben, Mina. So richtig klassisch, du weißt schon … wie das Leute eben tun, bevor sie heiraten?«
»Das ist mir schon klar«, sagte ich. »Aber …«
Im Moment war ich einfach zu geplättet, um eine sinnvollere Antwort parat zu haben. Meine Lucy, die Lucy, die jeden heißen Kerl in dieser Stadt um den Finger wickeln konnte (und das auch schon oft genug getan hatte – wenn auch meistens nur für eine Nacht), diese Lucy wollte sich aus dem Partyleben in Richtung Ehehafen verabschieden?
»Also? Wie findest du das, Girlfriend?«, quasselte sie fröhlich weiter. »Ich werde erst einen Ring tragen, und dann noch einen.« Ich musste lachen. Bei ihr klang es fast, als wäre der Ring der wesentliche Grund für eine Hochzeit. Wo doch jeder weiß, dass das in Wirklichkeit die Torte ist. Ha ha.
»Da wird die Männerwelt aber sehr enttäuscht sein, Liebes«, sagte ich, und schob dann hastig hinterher: »Bis auf den einen natürlich. Wer ist denn eigentlich der Glückliche?« Mit leichter Bestürzung stellte ich fest, dass ich noch nicht mal wusste, wer ihr aktueller Freund war, oder dass es da neuerdings überhaupt etwas Festes in ihrem Leben gab. Wir mussten uns Ewigkeiten nicht gesehen haben.
»Äh, na ja«, sagte sie ausweichend. »Da liegt ein bisschen das Problem, weißt du?« Diesmal glaubte ich, eine Spur Nervosität aus ihrem Kichern herauszuhören. Das war neu.
»Was für ein Problem denn?«, fragte ich. »An Bewerbern dürfte es dir ja kaum mangeln.«
»Nein, aber genau da liegt ja der Hase im Pfeffer, Girlfriend.« Lucy hat manchmal Sprüche drauf, die könnten direkt von meinem Dad stammen. Der Hase im Pfeffer, meine Güte. »Ich kann mich nicht entscheiden. Ich meine, noch nicht. Oh Mann, sie sind so süß, am liebsten würde ich sie alle drei heiraten.«
»Wie bitte?«, frage ich völlig perplex. »Alle drei?«
»Ja, Girlfriend. Also, da ist Arthur, der Banker. Jedenfalls nenne ich ihn immer so. Er hasst das, aber ich mache es trotzdem: Mir doch egal, ob er in irgend so einem langweiligen Vorstand Millionen durch die Gegend schiebt, solange er …« Sie kicherte wieder. »Jedenfalls ist er in gewissen anderen Beziehungen überhaupt nicht langweilig, sondern ausgesprochen einfallsreich. Und erwähnte ich schon, dass er ein Penthouse hat, Mina? Ein Penthouse. Und dann ist da noch Quinn, ihm gehört eine Ranch in Texas. Oh, ich schwöre dir, er ist ein echter Gentleman. So wie die Cowboys auf dem Cover dieser Schnulzenromane, die du ständig liest. Und er fährt einen Maserati.«
»Ich lese keine Schnulzenromane, Lucy«, widersprach ich energisch. Schon mal, weil mir dafür im Moment jegliche Zeit fehlte. Die einzigen Bücher, die ich derzeit wälzte, waren voller kleiner Zahlen, und die meisten davon waren leider rot.
»Wie auch immer, und dann ist da noch Steward, oder, wie ich ihn nennen darf – Stew. Er ist völlig vernarrt in mich. Er ist Psychologe, weißt du, und regelrecht davon besessen, mich auf seiner Couch zu analysieren.«
Sie kriegte einen mittelschweren Lachanfall, an dem sie sich prompt verschluckte, was sie noch mehr zum Lachen brachte.
»Oh mein Gott, Girlfriend, das kam jetzt völlig falsch raus, ich meinte … ach was, dir kann ich es ja ruhig erzählen. Er hat eben Verständnis für gewisse Neigungen von mir und … na ja, ich denke, er könnte die starke Hand sein, die ein wildes Mädchen wie ich manchmal einfach braucht.«
»Danke für diese Einblicke in dein ausschweifendes Sexleben«, seufzte ich und dachte: Schön muss das sein, wenn man eins hat. »Und diese drei Traumtypen buhlen also gerade um deine Gunst oder wie?«
»Ja«, sagt sie.