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Sarah ist überglücklich, als sie einen der begehrten Praktikumsplätze bei MacGullin Green Industries bekommt. Der Boss der Firma, Tyler MacGullin, den so gut wie niemand je zu Gesicht bekommt, soll allerdings ein absolutes Arschloch sein, der Topmodels verschleißt wie andere Leute Papiertaschentücher. Doch plötzlich findet sich Sarah in einer üblen Situation wieder: Sie kommt dem mysteriösen Boss näher als ihr lieb sein kann und geht einen folgenschweren Deal mit ihm ein. *** Sarah: Es war nur ein Deal, das hatten wir vereinbart. Wir empfanden absolut nichts füreinander. Keine Gefühle, nur purer Sex, aber der war - wow! Und, um ehrlich zu sein, ich brauchte dringend das Geld. Also sagte ich Ja - der größte Fehler meines Lebens! Denn es gab eine einzige eiserne Regel in unserem Deal: Keine Gefühle, und keine Kinder. Tyler: Ich bin ein Arschloch, denn das muss ich sein als Chef einer milliardenschweren Firma. Da lauern überall die Aasgeier. Ich darf niemanden an mich heranlassen, keine Gefühle zeigen! Doch was macht Sarah da mit mir, wieso empfinde ich mehr für sie, als wir in unserem Deal vereinbart haben? Sie darf es nie erfahren, und vor allem darf sie nicht schwanger werden! Denn für mich gibt es nur eine eiserne Regel: Keine Gefühle, und keine Kinder. Dieser Liebesroman enthält prickelnde Romantik, explizite Szenen, und ein garantiertes Happy End. Der Roman ist in sich abgeschlossen. »Fake Deal« ist ein emotionaler Pageturner, der Dich nicht mehr loslassen wird! Leidenschaft, Humor, Drama - und eine Prise Thriller. Dieser in sich abgeschlossene Liebesroman hat alles, was du für einen gelungenen Leseabend brauchst! Für alle Fans von CEO, Boss, Millionär, Milliardär, Enemies to Lovers Romance.
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TOUCH ME - BERÜHRE MICH
Die Lehrerin Sandy führt ein beschauliches Leben in der Kleinstadt Havenbrook, bis Jake, ihre Sandkastenliebe aus Kindertagen, plötzlich wieder auftaucht - aus dem Lausbuben von früher ist ein superheißer Bad Boy geworden, der in Sandy wilde Leidenschaften weckt.
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Jean Dark
Prickelnde Dark Romance Thriller von Jean Dark:
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Über das Buch
Alles nur ... Fake?
Sarah ist überglücklich, als sie einen der begehrten Praktikumsplätze bei MacGullin Green Industries bekommt. Der Boss der Firma, Tyler MacGullin, den so gut wie niemand je zu Gesicht bekommt, soll allerdings ein absolutes Arschloch sein, der Topmodels verschleißt wie andere Leute Papiertaschentücher.
Doch plötzlich findet sich Sarah in einer üblen Situation wieder: Sie kommt dem mysteriösen Boss näher als ihr lieb sein kann und geht einen folgenschweren Deal mit ihm ein.
Dieser Liebesroman enthält prickelnde Romantik, explizite Szenen, und ein garantiertes Happy End. Der Roman ist in sich abgeschlossen. »Fake Deal« ist ein emotionaler Pageturner, der Dich nicht mehr loslassen wird! Leidenschaft, Humor, Drama - und eine Prise Thriller. Dieser in sich abgeschlossene Liebesroman hat alles, was du für einen gelungenen Leseabend brauchst!
Für alle Fans von CEO, Boss, Millionär, Milliardär, Enemies to Lovers Romance.
Copyright © 2021 by Jean Dark. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung von Joan Dark. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Unternehmen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Umschlaggestaltung: Ideekarree Leipzig, unter Verwendung von © crown-sathees & © KaiPilger - pixabay.com
Lektorat: Anne Bräuer
Korrektorat: Schreib- und Korrekturservice Heinen
Impressum: Jean Dark, c/o Autorenservice Ideekarree, Alexander Pohl, Breitenfelder Straße 32, 04155 Leipzig, E-Mail: [email protected]
Deutsche Originalausgabe 211204.0950
Für meine Leserinnen und Leser. Und für alle, die sich trauen, ihre Leidenschaften zu leben. Gebt acht auf euch!
Superior-Ranch, die Hamptons, am Rande von New York
Home Office von Tyler MacGullin
Ich verspürte eine gewisse Enttäuschung, während ich den auf und ab wippenden Schopf der Brünetten zwischen meinen Beinen beobachtete. Schlimmer noch: Ich verspürte Langeweile.
Als ich zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit auf meine Rolex schaute – das neueste Sportchronografen-Modell, selbstverständlich in der Platin-Ausführung –, bemerkte ich, dass die Minuten regelrecht dahinschlichen.
Währenddessen verausgabte sich die Kleine nach Kräften an mir. Zugegeben, eigentlich machte sie dabei einen guten Job. Aber das hatten die anderen vor ihr auch schon. Es gab eben offenbar wirklich nichts Neues unter der Sonne. Während sie ihre Zunge geschickt an meinem prall aufgerichteten Schaft zum Einsatz brachte, schweiften meine Gedanken erneut ab.
Ich musste mal wieder an meinen Vater denken, und ja, mir war durchaus bewusst, wie seltsam sich das anhörte in dieser Situation, während eine perfekt proportionierte, jugendliche Schönheit mich nach Kräften oral verwöhnte.
Aber eigentlich ging es mir gar nicht so sehr um meinen Vater, sondern vielmehr um seine starrköpfige Weigerung, mir mehr Anteile am Konzern zu geben. Der wohlgemerkt ein Familienunternehmen war und sein Vermächtnis an die Nachwelt darstellen sollte. Es war längst kein Geheimnis mehr, dass er sich innerhalb der nächsten Jahre ganz aus den Geschäften des Multimilliarden-Unternehmens zurückziehen wollte, das er aufgebaut hatte und zu dem ich einen nicht ganz unbeträchtlichen Teil beitrug.
Wäre es da nicht das Naheliegendste, diese Firma auf seinen einzigen Sohn – mich – übergehen zu lassen? Zumal er besagtem Sohn – mir – eine ausgesprochen kostspielige Ausbildung an der Harvard Business School finanziert hatte? Eine Ausbildung, die besagter Sohn übrigens mit summa cum laude abgeschlossen hatte, ganz am Rande. Aber das schien meinem alten Herrn offenbar nicht zu genügen. Wie ihm nie irgendetwas wirklich zu genügen schien. Besonders dann nicht, wenn es um meine Leistungen ging. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich überhaupt noch tun konnte, um ihn von meinen Fähigkeiten zu überzeugen.
Vor ein paar Jahren hatte er mir erlaubt, die Geschäftsführung eines seiner Unternehmen zu übernehmen, das zu diesem Zeitpunkt praktisch kurz vor dem Konkurs stand und kaum eine kleine Handvoll Angestellte beschäftigte. Diese sogenannte Firma war also nicht mal ein Kuchenkrümel von dem riesigen Konzernverbund, dem er vorstand. Und dazu noch ein Kuchenkrümel, der gerade dabei war, komplett vom Tisch gefegt zu werden.
Und was habe ich daraus gemacht?
Zwei Jahre später war dieses Unternehmen eine der bedeutendsten Ökotech- Firmen auf dem nordamerikanischen Markt. Aus einer Handvoll Angestellten waren knapp 200 geworden, mit einem Jahresumsatz oberhalb der Milliardengrenze.
Doch ein leise geknurrtes »Nicht schlecht, Sohn« war alle Anerkennung, die ich dafür von meinem alten Herrn bekam. Weitere Firmenanteile am Konzern? Irgend eine Art von Einfluss außerhalb der Firma? Oder gar eine Position im Aufsichtsrat? Komplette Fehlanzeige. Ich war schließlich bloß sein Sohn.
In diesem Moment begann die brünette Schönheit zwischen meinen Beinen, sich richtig zu verausgaben, und ich spürte, dass ich das nicht mehr allzu lange aushalten würde. Seltsam, wo doch meine Gedanken noch vor einem Moment ganz woanders gewesen waren.
Mit neuem Enthusiasmus stülpte sie ihren süßen Mund über mein voll aufgerichtetes Glied, ließ ihre weichen Lippen daran hinabgleiten. Sie versuchte offenbar regelrecht, sich daran selbst aufzuspießen. Sollte sie mal. Das schien jedenfalls eine Spezialität von ihr zu sein, vielleicht auch eine besondere Vorliebe, wer weiß.
Das, was sie tat, machte sie jedenfalls ausgezeichnet. Wäre ich in anderer Stimmung gewesen, hätte ich das wohl durchaus zu schätzen gewusst und hätte ihr wohl vorgeschlagen, das Ganze umgehend in einem der zehn Schlafzimmer des Ranchhauses fortzusetzen.
Aber momentan war ich dafür einfach viel zu wütend auf meinen Vater und seine völlig unverständlichen Ansichten zum Business. Und zu seinem Sohn, von dem er offenbar glaubte, dass er ihm ständig neue Lektionen erteilen müsste, anstatt ihm nur einmal im Leben wirkliche Verantwortung zu übertragen.
Statt also einen weltweiten Konzern zu lenken, befasste ich mich momentan damit, über innovative und ökologisch verträgliche Arten der Stromerzeugung nachzugrübeln. Durchaus eine dankbare Aufgabe, denn im Grunde meines Herzens war ich auch ein Ingenieur. Ein Bastler, immer auf der Suche nach einer besseren Lösung für alle möglichen Probleme.
Das lag mir einfach im Blut.
Doch so spannend und interessant diese technischen Aufgaben auch waren, so lasteten sie mich doch keinesfalls aus, nicht einmal ansatzweise. Ich kam mir vor wie ein neuer Zug auf dem Abstellgleis. Wie jemand, der mit Mitte dreißig in die Rente geschickt wurde. Kein Wunder, dass ich mich inzwischen vermehrt anderen Sachen widmete.
Meiner Pferdezucht zum Beispiel.
Ich liebte diese hochintelligenten Tiere. Ihre kraftstrotzenden Körper, die großen, weisen Augen, in denen alte Seelen zu wohnen schienen, wenn sie mich voller Verständnis und Weisheit anblickten.
Ganz vernarrt war ich aber in meinen Araberhengst Shadow Moon, der ganze Stolz meiner Zucht. Wenn ich auf ihm ausritt, hatte ich das Gefühl, einen Verbündeten fürs Leben in dem Tier gefunden zu haben. Jemanden, der mich verstand und der immer bei mir war und mich niemals enttäuschen würde. Entgegen der populären Ansicht brauchte man nämlich durchaus keine Menschen, um Vertraute und Freunde zu haben, dachte ich. Tiere machten diesen Job genauso gut.
Vermutlich sogar besser.
Ein dezentes Klopfen an der Tür unterbrach mich in meinen Gedanken. Die Kleine, die immer noch von meinem Sessel kniete und sich an meinem Schaft abrackerte – selbstverständlich auf einem weichen Samtkissen, ich war kein Unmensch –, unterbrach ihr Tun nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde.
Das nötigte mir ein leises Lächeln ab.
Die Kleine hatte auf jeden Fall Pfeffer.
Sie war echt gut, und das wusste sie auch und ließ es mich jetzt spüren, als sie meine Hand sanft zu ihrem Hinterkopf führte. Wohl in der Absicht, dass ich ihren Kopf noch ein wenig tiefer auf meine stolz errichtete Männlichkeit drücken sollte.
Und das, während ich Besuch empfing.
Bitte schön, das konnte sie haben, dachte ich und spielte mit. Angesichts der Größe meines Schwanzes hatte sie sich bei ihrem Vorhaben aber wohl ein wenig überschätzt, wie ich den keuchenden Lauten entnahm, die sich plötzlich ihrer Kehle entrangen. Daher ließ ich wieder etwas locker – aber nicht zu sehr, immerhin war sie es, die dieses Spiel begonnen hatte – und rief gleichzeitig: »Herein!«
Die Tür öffnete sich und mein Geschäftspartner Don Simmons betrat den Raum. Er kam jedoch nur zwei oder drei Schritte weit, bis er erfasste, was hier gerade vor sich ging. Er erstarrte mitten in der Bewegung und schaute mich aus großen Augen an. Don war auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, wie ich sehr wohl wusste, aber ich amüsierte mich dennoch ein bisschen über die verblüffte Überraschung in seinem Blick.
Ich nahm meine Hand aus dem weichen Haarschopf der Brünetten und ihr Kopf schnappte zurück, während sie gierig nach Luft japste. Jep, sie hatte sich definitiv überschätzt, aber man musste ihr lassen, dass sie wirklich vollen Einsatz gegeben hatte und sich einen Dreck darum scherte, wer ihr dabei zusah. Nicht schlecht.
Dann winkte ich Don heran, der nun grinsend und einen dünnen Aktenordner vor sich her tragend, näher kam, während er den schlanken und beweglichen Rücken des Mädchens zwischen meinen Beinen mit den Blicken eines echten Genießers streifte. Sie trug noch das dunkelblaue Cocktailkleid, in dem ich sie gestern Nacht im Klub kennengelernt hatte. Ich hatte das Don schon tausendmal erklärt: Diese kleinen Abenteuer bedeuteten mir an sich nichts, aber ich war immerhin fair zu den Frauen. Ich sagte ihnen jedes Mal vorher ganz genau, wie das hier laufen würde. Klipp und klar und völlig unmissverständlich. Wozu Zeit verschwenden und um den heißen Brei herumreden?
Und bisher hatte das keine einzige gestört.
Den Mädchen war natürlich klar, dass ich reich war, aber auch diesbezüglich nahm ich ihnen schon beim Kennenlernen jede Hoffnung darauf, dass sie es je schaffen könnten, die Frau an meiner Seite zu werden – und vor allem die Frau mit Zugriff auf mein umfangreiches Vermögen.
Das würde niemals passieren.
Ich hatte einfach gerne Sex und ich stand auf Frauen, die ebenfalls gerne Sex hatten, so einfach war das. Das war alles; nur ein bisschen Spaß, keine Verpflichtungen. Keine Nähe, keine Ansprüche hinterher, und in meinem Fall: keine Namen. Zumindest nicht meinen richtigen, sondern irgendeinen, den sie sich aussuchen konnten. Und ja, ›Daddy‹ tat es notfalls auch.
Wer mir begegnete, würde mich schwerlich für einen armen Schlucker halten, aber ich vermied es bewusst, irgend jemandem außerhalb meines engsten Kreises wissen zu lassen, wer ich wirklich war, womit ich mein Geld verdiente und dass einer der reichsten Männer Amerikas mein Vater war.
Ich war nämlich überzeugt, dass das sowohl schlecht fürs Geschäft sein würde, als auch die völlig falschen Frauen aus den völlig falschen Gründen anlocken könnte.
Bisher hatte das jedoch trotzdem keines der Mädchen davon abgehalten, sich mit mir einzulassen. Ich achtete auf meine Ernährung, besuchte regelmäßig das Fitnessstudio und man sagte mir, dass ich ein recht ansehnliches Gesicht hatte. Besonders meine blauen, nachdenklichen Augen und mein dunkler Haarschopf, den auch ein Besuch bei New Yorks bestem Friseur und ein Haarschnitt im Wert von über tausend Dollar nicht zähmen konnten.
Klar, ich genoss es, sie eine kleine Weile in meiner Nähe zu haben, mit ihnen in einem der Sportwagen aus meiner Sammlung durch die Gegend zu brausen, auszureiten – drinnen wie draußen, versteht sich – und mit ihnen Sex zu haben, sooft wir beide darauf Lust hatten. Für mich war das eine ganz klare Win-win-Situation für alle Beteiligten. Wir genossen den Spaß, solange er anhielt, basta.
Aber außer Sex gab es bei mir nichts zu holen, das machte ich klar. Kein Geld, abgesehen von ein paar großzügigen Geschenken meinerseits – und vor allem: keine Liebe.
Und noch etwas war bei mir völlig ausgeschlossen, und darauf achtete ich sehr genau: Kinder. Da ich im Biologieunterricht aufgepasst hatte, wusste ich, was passieren konnte, wenn man oft und gern Sex hatte. Natürlich benutzte ich stets ein Kondom, aber mir war klar, dass so etwas keinen einhundertprozentigen Schutz darstellte.
Deshalb gab es den Vertrag: Eine Geheimhaltungserklärung, die jede Frau unterschreiben musste, bevor ich mich mit ihr einließ. Dazu gehörte auch eine Verfügung, dass, falls es zu einer Schwangerschaft kommen sollte, sie das Kind abtreiben ließ. Selbstverständlich ganz anonym, in einer Privatklinik, wo einer der besten Spezialisten des Landes arbeitete, und selbstverständlich auf meine Kosten.
Und auch dazu hatte bisher noch keine einzige Nein gesagt.
Das alles wusste auch Don, der sich jetzt grinsend näherte und einen fast schon neidischen Blick auf das enthusiastische Getue der brünetten Schönheit warf, die vor mir auf dem Kissen kniete. Ich konnte ihn gut verstehen. An seiner Stelle wäre ich auch auf mich auch verdammt neidisch gewesen.
Aus irgendeinem Grund war es genau dieser Blick von Don, der mich über die Kante des Abgrunds trug. Ich musste fast schon über mich selbst grinsen, als ich Don den erhobenen Zeigefinger entgegenstrecke, was bedeuten sollte: »Dauert nur noch eine Sekunde, mein Lieber. Ich bin gleich bei dir.«
Während er schweigend wartete, ließ ich mich voll gehen. Die Brünette – mir fiel auf, ich konnte mich beim besten Willen nicht an ihren Namen erinnern, aber das war jetzt auch völlig egal – schien es ebenfalls zu spüren. Ein letztes Mal verdoppelte sie ihre Anstrengung und nahm meinen Schwanz ganz in sich auf, während ihre schlanken Finger enthusiastisch mit meinen Eiern spielten.
Gott, war sie gut!
Sekunden später bäumte ich mich in meinem Sessel auf, während ihre Zunge die Unterseite meines Ständers scheinbar mit Lichtgeschwindigkeit verwöhnte. Als ich schließlich in ihr explodierte, kam es mir vor, als würde ich gleich mehrere Liter auf einmal in ihren gierig saugenden Mund pumpen.
Dies alles geschah zudem völlig geräuschlos, bis auf die schmatzenden Geräusche ihres eifrigen Saugens, die leise von den Wänden widerhallten.
Als es vorbei war, erhob sie sich wortlos und ging hinüber in das angrenzende Badezimmer, ohne Don auch nur eines Blickes zu würdigen. Er war wohl nicht ihr Typ. Die Absätze der eleganten High Heels, die ich ihr gestern während einer nächtlichen Shoppingtour in irgendeiner Edelboutique in Manhattan gekauft hatte, klapperten leise auf dem Marmor des Fußbodens. Dann verschwand sie im Badezimmer, und ich war mit Don allein.
In gespieltem Entsetzen hielt sich Don Simmons den Aktenordner vors Gesicht, während ich grinsend meinen Hosenstall schloss.
»Wie ich sehe, amüsierst du dich mal wieder prächtig, Boss«, sagte Don grinsend, dann wurde er übergangslos ernst. »Tyler, ich habe gerade die Zahlen für das Quartal reinbekommen.«
»Und?«, fragte ich, während mir immer noch ein bisschen der Kopf schwirrte.
»Der Kursanstieg hat mal wieder jede Erwartung übertroffen. Die Aktionäre werden sehr zufrieden mit uns sein. Das verdanken wir dir.«
»Aber?«, fragte ich, weil ich deutlich spürte, dass da noch ein Aber kommen würde. Ich war mir durchaus meiner Fähigkeiten als CEO bewusst und ich wusste, dass Don mich nicht am frühen Samstag Morgen stören würde, bloß, um mir das ein weiteres Mal zu bestätigen.
»Okay, aber«, sagte Don nach kurzem Zögern. »Aber ich glaube, wir haben da ein Problem.«
Was, wie ich schon sehr bald feststellen sollte, so ziemlich die Untertreibung des Jahrhunderts war.
MacGullin Green Industries
Vorzimmer von Michael Wexler
Es war meine zweite Woche in der Firma und damals glaubte ich noch, hier so etwas wie eine Zukunft vor mir zu haben. Vor nicht einmal zwei Wochen war ich auserkoren worden, ein Praktikum bei dem renommierten Ökostrom-Giganten MacGullin Green Industries zu beginnen.
Die wenigen Praktikumsplätze bei dieser Firma waren äußerst begehrt unter den Studentinnen und Studenten meines Jahrgangs. Nicht allein, weil die Firma zu einer der größten Industriekonzerne des Landes gehörte, sondern auch, weil sie praktisch ein Mekka für jeden umweltbewussten Studenten darstellte, der sich für ökologische und nachhaltige Energiegewinnung interessierte.
Ein ziemlich nerdiges Fachgebiet, das war mir schon klar. Aber immerhin hing die Zukunft unseres Planeten davon ab. Ganz zu schweigen von der Zukunft unserer eventuellen Kinder. Was mich damals natürlich noch nicht wirklich interessierte. An Kinder dachte ich noch nicht einmal im Entferntesten. Erst einmal wollte ich die Chance, die sich mir geboten hatte, nach Kräften nutzen und im Job beweisen, was ich konnte. Ich würde meinem Chef und allen hier in der Firma zeigen, was für eine kompetente und zuverlässige Mitarbeiterin ich war.
Na ja, das war zumindest der Plan.
Ich musste natürlich noch nebenher an die Uni, aber ich merkte schon, wie ich begann, mich hier richtig wohlzufühlen.
Manchmal kam ich mir sogar ein bisschen schlecht vor, oder beinahe. So ziemlich alle anderen Praktikanten hier, das hatte ich während der Gespräche auf dem Flur und in der Mittagspause mitbekommen, hatten absolute Bestnoten. Durchschnitt eins Komma null. Ich war sicher keine schlechte Studentin, aber da konnte ich nun nicht gerade mithalten. Umso mehr würde ich mich anstrengen, nahm ich mir vor, und mir richtig Mühe geben.
An meinem Aussehen, da war ich mir sicher, konnte es allerdings auch nicht gelegen haben, dass man mich für einen der begehrten Praktikumsplätze ausgewählt hatte.
Ich trug mein Haar damals schulterlang, ziemlich brav und auch ziemlich langweilig. Ich hatte einen von Natur aus sportlichen Körper und ich ging gerne laufen. Aber eher, weil das meinem Kopf befreite und ich so mal auf andere Gedanken kam. Das war wichtig, wenn man ein Studium wie meins auf die Reihe zu bekommen versuchte, denn in die Wiege wurde mir das Lernen nicht gerade gelegt. Von übertriebenem Leistungssport hielt ich aber nicht viel, ich trank auch gern mal ein Glas Wein oder aß ein Stückchen Schokolade – na, gut, manchmal war es eher die halbe Tafel. Schließlich ging ich an die Uni und lebte nicht in einem Kloster.
Auch fand ich mich eher durchschnittlich hübsch. Ich glaubte nicht, dass ich eine echte Schönheit oder so was war. Mit entsprechendem Make-up ließ sich durchaus etwas aus mir machen, klar, aber ich war ganz bestimmt nicht der Typ Mädchen, der Auffahrunfälle verursachte, wenn ich im abendlichen Berufsverkehr auf dem Fußweg unterwegs war.
Abgesehen von meinen beruflichen Ambitionen hier bei MacGullin Green Industries hatte ich allerdings noch ein großes und ziemlich ehrgeiziges Lebensziel. Ich wollte eine Non-Profit-Organisation gründen, mit dem Ziel, Spendengelder für Umweltschutz zu sammeln, besonders in wirtschaftlich benachteiligten Regionen, weil dort der Umweltschutz oft vernachlässigt wurde, damit die Leute überhaupt eine Chance zum Überleben hatten.
Das zu ändern, war meine große Vision.
Allerdings war mir auch schon selbst aufgegangen, dass eine große Vision eben auch nur der erste Schritt zum Ziel war. Außerdem brauchte man natürlich auch Geld, um eine solche Spendenorganisation auf die Beine zu stellen. Erstaunlich viel Geld, wie ich im Gespräch mit Fachleuten und bei Recherchen im Internet herausgefunden hatte.
Aber genau das, da war ich mir sicher, würde ich hier verdienen. Und dabei, ganz nebenbei, noch jede Menge über grüne Energieerzeugung lernen.
Aber ein Schritt nach dem anderen, sagte ich mir.
Wenn ich hier erst mal Fuß gefasst hatte, stand mir der Weg zu meinem Traum vielleicht ebenfalls offen. Vielleicht gelang es mir sogar, die Firma oder zumindest ein paar ihrer prominenten Vertreter für mein Vorhaben zu gewinnen.
Man würde wohl noch träumen dürfen.
Zumindest hoffte ich das damals noch.
Mit meinen beinahe zwei Wochen Berufserfahrung kam ich mir schon fast vor wie eine Alteingesessene, und im Großen und Ganzen war ich mit meinem Praktikum hier ganz zufrieden. Man schonte uns Studenten nicht, aber dafür gab man uns gleich von Anfang an vernünftige Aufgaben. Dieses Praktikum bestand aus wesentlich mehr, als nur Kaffee zu machen und im Archiv irgendwelche angestaubten Aktenordner alphabetisch zu ordnen.
Ich würde zunächst in der Verwaltung, sprich in der Chefetage, anfangen und sollte dann im Verlauf meines Praktikums auch die anderen Abteilungen kennenlernen.
Es gab aber noch etwas, das ich bei meinen Recherchen über die Firma herausgefunden hatte, über das wir Praktikanten jedoch nicht offen sprachen. Zumindest nicht im Gang oder in der Kantine während der Mittagspause. Außerhalb der Firma war es allerdings Gesprächsthema Nummer eins unter uns, und mit »uns« meine ich natürlich hauptsächlich die Studentinnen.
Es ging nämlich das Gerücht, dass der Chef von MacGullin Green ein echter Playboy war. Aufgrund eines überragenden geschäftlichen Instinkts war er wohl in kurzer Zeit sehr reich geworden und schätzte teure, exklusive Kleidung, Getränke, Autos und überhaupt alle möglichen Spielzeuge. Und Frauen gehörten für ihn offenbar ebenfalls in diese Kategorie. Nach dem, was man so hörte, umgab er sich nur mit den exklusivsten und schönsten. Allerdings nur, um sie nach kürzester Zeit völlig herzlos wieder fallen zu lassen. Gerüchteweise, und es kursierten jede Menge Gerüchte über diesen Typ, mussten seine Gespielinnen sogar Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnen, in denen ihnen unter Androhung hoher Geldstrafen verboten wurde, jemals über ihre Beziehung mit Tyler MacGullin zu sprechen. Die absolute Krönung der Gerüchteküche war allerdings die Version, nach der ihnen sogar verboten war, jemandem zu verraten, wie er aussah. Was für ein Freak!
Er musste wohl ein echter Widerling sein und höchstwahrscheinlich so hässlich, dass ihm das selbst peinlich war. Ich stellte mir ihn in etwa so vor wie Mister Burns aus der Fernsehserie »Die Simpsons«. Ein verschrobener, verschrumpelter alter Geldsack, der glaubte, sich mit seinem Geld alles kaufen zu können.
Bäh!
Mir konnte das jedoch vollkommen egal sein, ich hatte nichts mit ihm persönlich zu tun. Dafür war ich nun wirklich etliche Gehaltsstufen zu niedrig angesiedelt. MacGullin Green Industries war in dieser Hinsicht übrigens sehr großzügig, man bezahlte sogar den Praktikanten einen gewissen Obolus. Mit einem richtigen Gehalt einer Angestellten war das natürlich nicht vergleichbar, denn Mister Burns … äh, MacGullin schien die Firma nach dem Motto zu führen: Spitzenkräfte anwerben und diese in der Firma behalten, indem man sie spitzenmäßig bezahlte. Nicht das schlechteste Motto, mochte er privat auch ein noch so abscheulicher Mensch sein.
Allerdings gab es auch einen Wermutstropfen, aber bei welchem Praktikum gab es den nicht? Meiner war allerdings ein richtig großer, fieser Pickel in Menschengestalt.
Damit meinte ich meinen direkten Vorgesetzten, Michael Wexler. Der Typ war einfach ein völlig durchgeknallter Egomane, auch, wenn er am Anfang gern auf Kumpel machte und mich gleich am ersten Tag genötigt hatte, ihn mit dem Vornamen anzusprechen. Ich fand das zunächst toll, doch in Wirklichkeit hatte das bei ihm überhaupt nichts zu bedeuten, wie mir schnell klar wurde.
Eigentlich hätte mir das gleich von Anfang an auffallen sollen. Als ich nämlich bei ihm zum Bewerbungsgespräch vorstellig wurde, wurde ich Zeuge einer zutiefst zerstörenden Szene.
Ich meldete mich zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit am Empfang vor seinem Büro. Dort saß an einem riesigen Schreibtisch voller Telefone, säuberlich gestapelte Akten und Computermonitore eine bildschöne Brünette, offenbar seine Sekretärin.
Ich stellte mich bei ihr vor und sie gab mir freundlich lächelnd zu verstehen, doch bitte noch ein paar Minuten lang Platz zu nehmen, Michael hätte gleich Zeit für mich. Also setzte ich mich auf einen der Besucherstühle in der Nähe und versuchte krampfhaft, mir nicht vor Aufregung alle Fingernägel abzukauen. Das war so eine wirklich blöde Angewohnheit von mir, und ich hatte wirklich Mühe, mich zu beherrschen, aber irgendwie schaffte ich es.
Nach ein paar Minuten ertönte ein greller Piepton und die Brünette schrak zusammen, als hätte ihr jemand einen Peitschenhieb verpasst. Sie sprang von ihrem Schreibtisch auf und stakste in ihren absurd hohen High Heels zur Tür von Michaels Büro. Auf dem Weg dorthin warf sie mir ein Lächeln zu, doch dieses wirkte ziemlich aufgesetzt – geradezu nervös. Als erwartete sie da drin ein ganzes Folterkabinett.
Obwohl die Tür von Michaels Büro über dick gepolstert und entsprechend schallgedämmt war, bekam ich doch deutlich mit, dass Michael in seinem Büro förmlich explodierte. Von ihr hörte ich die ganze Zeit über kein einziges Wort, aber keine zwei Minuten später ging die Tür wieder auf und sie trat mit verheultem Gesicht hinaus auf den Flur. Ohne mich noch einmal anzusehen, rannte sie einfach davon. Völlig schockiert sah ich ihr nach, bis sie im Waschraum am Ende des Flurs verschwand. Offenbar war sie gerade von Michael gefeuert worden, denn danach sah ich sie nie wieder.
Die Tür zu Michaels Büro hatte sie bei ihrer Flucht nicht geschlossen und kurz darauf ertönte die fröhliche Stimme meines zukünftigen Chefs aus dessen Büro. »Next!«, rief er in einem Ton, als sei soeben überhaupt nichts passiert und als wäre das hier irgendeine Castingshow und ich eben der nächste Kandidat, der an der Reihe war.
Er musste es zweimal rufen, bevor ich endlich begriff, dass ich gemeint war. Hastig stand ich auf, raffte meine wenigen Unterlagen zusammen und trat mit zitternden Knien in sein Büro. Mir war ausgesprochen mulmig zumute.
Hinter dem Schreibtisch saß ein mittelmäßig gut aussehender Mann Anfang vierzig, der mich mit einer Herzlichkeit angrinste, die ich glatt hätte für echt halten können, wäre ich nicht soeben Zeuge geworden, wie er seine Sekretärin auf das Übelste runtergemacht hatte.
Michael hätte sogar ein halbwegs attraktiver Mann sein können, wenn er darauf verzichtet hätte, seine Haare mit übermäßig viel Gel nach hinten zu klatschen, und in seinen Augen nicht etwas gelodert hätte, das mich an den Blick eines hungrigen Wolfes erinnerte. Und ja, er hätte einen gelegentlichen Besuch im Fitnessstudio durchaus vertragen können. Oder überhaupt mal einen.
Das also war Michael Wexler, und keine zehn Minuten später hatte ich den Job und er wurde mein neuer Boss. Mein erster Boss überhaupt, hieß das. Sah man einmal von der Leiterin unserer Pfadfindergruppe ab, als ich zwölf oder so war.
Man konnte also sagen, das Bewerbungsgespräch verlief erfolgreich. Was mich allerdings ein wenig irritierte, war der winzige Bluetooth-Lautsprecher in seinem Ohr und dass es manchmal den Anschein hatte, als lausche er irgendwelchen Anweisungen, die ihm durch diesen Ohrstecker gegeben wurden.
Damals dachte ich mir nichts dabei.
Was er mir bei diesem Bewerbungsgespräch allerdings verschwieg, war, dass ich – zumindest übergangsweise – auch gleich noch den Job der brünetten Sekretärin übernehmen sollte, die er soeben gefeuert hatte. Diesen drückte er mir später einfach stillschweigend aufs Auge, zusammen mit dem vagen Versprechen, dass er sich angeblich darum kümmern wolle, schnellstmöglich eine neue Fachkraft einzustellen. Knapp vierzehn Tage später war davon allerdings immer noch nichts zu sehen, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es an einem Mangel an Bewerberinnen lag.
Ich hatte also alle Hände voll zu tun. Aber das machte mir nichts aus. Ich suchte eine Chance, um mich zu beweisen, und allem Anschein nach hatte ich sie auch gleich am ersten Tag bekommen.
Was ich allerdings auch bekommen hatte, war die äußerst zweifelhafte Aufmerksamkeit meines neuen Chefs. Und mir war relativ schnell klar, dass die Tatsache, dass er keine neue Sekretärin einstellte, hauptsächlich darin begründet lag, dass er mich möglichst oft in seiner Nähe haben wollte. Das war allerdings ein Wunsch, der absolut nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Andererseits, was war schon zu erwarten, wenn diese Firma – zumindest den Gerüchten nach – von einem absoluten Wüstling geführt wurde, der Mädchen Geheimhaltungsvereinbarungen über seine Identität unterschreiben ließ? Offenbar versuchte Michael doch lediglich, dem großen Boss in dieser Hinsicht nachzueifern.
Es gab allerdings auch etwas, das mir in meinem neuen Job Kraft gab und mich jedes Mal zum Lächeln brachte, wenn ich es ansah. Das klang vielleicht ein bisschen kindisch, aber für mich war so etwas nun mal sehr wichtig. Ich redete von Pinky, dem Glücksferkel. Pinky war ein kleines rosafarbenes Plüsch-Schwein mit einer süßen himmelblauen Schleife auf dem Kopf. Meine beste Freundin Betty hatte es mir zum Einstand in der Firma geschenkt. Es sollte Glück bringen, hatte sie gesagt, und ich glaubte fest daran.
Allerdings musste man wissen, dass Betty eine Menge Dinge erzählte, wenn der Tag nur lang genug dazu war. So lag sie mir beispielsweise ständig in den Ohren mit dem Thema, ich solle doch auch einfach mal spontan sein und mich – ihr absolutes Lieblingsthema – öfter mal flachlegen lassen.
Ihre Worte, nicht meine.
Ach Betty, wenn du wüsstest.
Sie nannte das übrigens: »Sich ein Stück vom Glückskuchen abschneiden.« Das war nur einer der vielen Sprüche, mit denen sie ständig um sich warf.
Sie hatte sogar eine eigene Facebook-Seite dafür eingerichtet. Dort verbreitete sie zweimal wöchentlich ihre Lieblingsweisheiten zum Thema Glück und Lebensführung, so Sachen wie: »Sei verrückt, sei einzigartig!«, »Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon!«, »Geh lieber aus dir raus, anstatt einzugehen.«
Die meisten dieser Sprüche stammten zwar gar nicht von ihr, aber sie hatte trotzdem jede Menge Follower, die sich von diesen Phrasen motiviert fühlten. Und ich musste zugeben, auch wenn ich die meisten davon nicht besonders originell fand, so hatte sie mit einigen Dingen vielleicht mehr recht, als ich mir manchmal eingestehen wollte.
Betty und ich wollten uns nach der Arbeit treffen und vielleicht würde auch Francis mitkommen, ihr völlig verrückter und definitiv absolut einzigartiger Freund. Freund nicht im Sinne von fester Freund, natürlich, den Francis war – zumindest nach meinem oberflächlichen Verständnis – stockschwul.
Meistens jedenfalls, denn ich hatte ihn durchaus auch schon in weiblicher Begleitung gesehen, Oder zumindest machte seine Begleitung allen Anschein, weiblichen Geschlechts zu sein. Hundertprozentig sicher konnte man sich da nie sein, denn auch Francis lief gelegentlich gern in Frauenkleidung herum, schminkte sich dann kräftig – das ganze Programm eben. Damit wollte ich sagen, er experimentierte eben gern, was seine Identität und Sexualität betraf, wogegen ich absolut nichts einzuwenden hatte. So war er eben.
Auch Francis hatte übrigens einen Lieblingsspruch, den Betty vielleicht mal auf ihrer Facebook-Seite posten sollte und den er gern und oft zitierte. Besonders dann, wenn ein attraktiver Vertreter seines in diesem Moment gerade bevorzugten Geschlechts in der Nähe war. Dann sagte er: »Ich lass mich lieber flachlegen, als mich festzulegen!«
Auch eine Einstellung.
Francis war allerdings auch ein wirklich furchtbar lieber Kerl und eine unschlagbare Kapazität, wenn es darum ging, Klamotten oder Schmuck für mich auszusuchen. Davon verstand er jedenfalls deutlich mehr als Betty, was aber auch daran liegen könnte, dass Betty im Gegensatz zu mir nie auf Kleidung oder Accessoires angewiesen war, um die männliche Aufmerksamkeit komplett auf sich zu ziehen.
Sie war in jedem Fall der Typ, der Verkehrsstaus verursachen oder sogar den kompletten Verkehr zum Erliegen bringen könnte. Blonde Mähne, riesige blaue Augen, eine absolute Traumfigur und natürlich Endlos-Beine. Aber sie trug es mit Fassung und ich musste ihr echt zugutehalten, dass sie nie versuchte, die Show an sich zu reißen, wenn wir gemeinsam eine Bar oder einen Klub besuchten. Das musste sie auch gar nicht, es passierte von ganz allein. Kein Wunder bei ihrer Oberweite.
Das aufdringliche Piepsen, das mich in diesem Moment aus meinen Gedanken riss, verriet mir, dass Michael, mein Boss, mich sofort in seinem Büro sehen wollte.
Inzwischen war mir schon mehrfach aufgefallen, dass er mich manchmal ohne wirklichen Grund in sein Büro rief und mir dann irgendwelche Arbeiten gab, die hauptsächlich darauf hinausliefen, dass ich vor ihm herumturnen musste, um an irgendwelche strategisch gut platzierten Aktenordner heranzukommen.
Eine widerliche Masche und überaus durchschaubar.
Doch ich würde nicht klein beigeben. Vermutlich rechnete er sich aus, dass aufgrund unseres ungleichen Machtverhältnisses über kurz oder lang irgendwelche Gefälligkeiten bei mir herausschlagen konnte. Für ihn war ich wohl nur ein unerfahrenes, junges Studentinnenpflänzchen, reif, von ihm gepflückt zu werden. Ein leichtes Opfer, eine low hanging fruit. Schönen Dank auch.
Aber da hatte er sich gewaltig geschnitten. Das würde sicher nicht passieren, und wenn er der letzte Mann auf dem Planeten wäre.
Ich hatte jedenfalls nicht vor, auf diese Weise in der Firma nach oben zu kommen, und ich glaubte auch nicht, dass sein Verhalten hier allgemeine Zustimmung finden würde. Bis jetzt hatte er es allerdings ganz hervorragend verstanden, sich lediglich in Andeutungen und zweideutigen Kommentaren zu ergehen, aus denen ihm kein Betriebsrat juristisch einen Strick drehen konnte, was ihm sicher sehr bewusst war.
Das alles legte ziemlich deutlich nahe, dass er so etwas nicht zum ersten Mal versuchte. Die Tatsache, dass seine letzte Sekretärin heulend aus dem Büro gestürmt war, bestätigte diesen Verdacht noch.
Mit einem innerlichen Augenrollen stand ich also auf, um in sein Büro zu marschieren. Natürlich im Laufschritt, denn Michael schätzte es überhaupt nicht, wenn man ihn warten ließ.
Superior-Ranch, die Hamptons, am Rande von New York
Home Office von Tyler MacGullin
Nachdem Don gegangen war, schlug ich die Akte zu, die er mir soeben überreicht hatte, und überdachte unsere aktuelle Lage.
Aus dem Badezimmer waren die gedämpften Geräusche einer prasselnden Dusche und leisen Gesangs zu vernehmen, offenbar gönnte sich meine »Schöne des Tages« eine ausgiebige Duschorgie auf meine Kosten.
Nun, sollte sie ruhig, immerhin war auch ich erst vor Kurzem bei ihr ordentlich auf meine Kosten gekommen.
Für einen Moment überlegte ich sogar, ebenfalls hinüber ins Bad zu gehen und sie bei ihrem aktuellen Vorhaben zu unterstützen. Wir könnten uns gegenseitig einseifen und ein bisschen herumalbern, es wäre sicher ein schöner Spaß. Allerdings stand mir im Moment die Laune überhaupt nicht nach einer zweiten Runde, und das hatte rein gar nichts mit ihr zu tun.
Die Brünette hatte bislang noch keine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet, und es würde sie wohl auch nicht müssen, denn sie wusste noch gar nicht, mit wem sie es zu tun hatte – wir hatten noch nicht mal richtigen Sex gehabt, was vermutlich ein Jammer war, aber ich war einfach nicht in Stimmung. Ich versuchte vergeblich, mich zu erinnern, ob sie mich irgendwann während der letzten Nacht überhaupt mal nach meinem Namen gefragt hatte. Vermutlich nicht, und so war mir das auch am liebsten.
Ich hatte sie gestern in einem gehobenen Klub der City kennengelernt. Wir waren an der Bar ins Gespräch gekommen, wo ich ihr einen Martini spendierte, und danach war alles irgendwie ziemlich schnell gegangen.
Ein paar Blicke, ein Lächeln, ein paar ziemlich heiße und gewagte Tanzschritte auf dem Dancefloor. Dann war uns beiden ziemlich schnell danach gewesen, den Klub hastig zu verlassen.
Mein Maserati hatte ihr ein atemloses kleines Keuchen entlockt, als ich ihn aus der VIP-Tiefgarage des Klubs hinaus auf die Straße gejagt hatte. Vielleicht hatte sie sogar einen oder zwei Drinks zu viel gehabt, denn sie hatte darauf bestanden, dass ich das Verdeck nach hinten fahren ließ, damit sie in halb aufgerichteter Position ihr langes Haar im Wind flattern lassen konnte. Ich hatte ihr diesen Wunsch gern erfüllt und war mir ziemlich sicher, ihre Knie dabei ein wenig zittern gesehen zu haben.
Ihre perfekt geformten Beine, die unter ihrem leicht nach oben gerutschten Rock hervorschauten, fesselten meine Aufmerksamkeit in fast schon verantwortungsloser Weise, aber irgendwie schaffte ich es doch, mich einigermaßen auf den Verkehr zu konzentrieren, der an uns vorbeischoss. Dabei jauchzte sie die ganze Zeit wie ein kleines Mädchen auf der Schaukel. Ich konnte spüren, wie geil sie der Rausch der Geschwindigkeit machte.
Ein Mädchen ganz nach meinem Geschmack also, denn auch ich hatte schnelle Sportwagen schon immer geschätzt.
Dass sie nicht wusste, wer ich war, und es auch nicht wissen wollte, hielt ich ihr ebenfalls zugute. Einerseits hatte ich keine Lust, Frauen anzuziehen, die letztlich nur hinter meinem Geld her waren, andererseits glaubte ich auch nicht, dass ein Mädchen wie dieses besonders beeindruckt wäre, wenn ich ihr von meiner Leidenschaft für das Entwickeln technischer Geräte und nachhaltigen Umweltschutz erzählte.
Das alles klang nicht besonders sexy, und das war mir durchaus bewusst.
Sollte sie ruhig denken, sie hätte sich für eine Nacht so etwas wie einen Geheimagenten geschnappt, der nicht über seinen Job reden durfte. Immerhin hatte ich ihr das nicht aktiv eingeredet, aber ich würde auch nichts tun, um es ihr jetzt auszureden. Ich mochte einfach eine gewisse Anonymität.
Vielleicht dachte sie auch nur, ich sei irgendein Aktien-Trader, der mehr Geld gescheffelt hatte, als gut für ihn war. Mir war es einerlei.
Ich mochte es einfach, allein und unerkannt durch die teuersten und angesagtesten Klubs der Stadt zu streifen. Die Türsteher dieser Klubs kannten alle mein Gesicht, aber auch sie wussten nicht, zu welcher Firma es gehörte oder womit ich mein Geld verdiente, und das war genau, wie ich es haben wollte. Ich glaubte sogar, dass es das Mysterium um meine Person bei den Frauen noch verstärkte.
Selbst in meiner eigenen Firma kannten nur ausgesprochen wenige das Gesicht ihres Chefs. Ich kannte aber jedes einzelne Gesicht der Menschen, die für mich arbeiteten. Das mochten manche für exzentrisch halten, aber schließlich war es meine Firma, in der ich tun und lassen konnte, was immer mir beliebte. Schließlich trug ich auch die volle Verantwortung.
Ich hatte dafür sogar eine eigene Methode entwickelt, mit meinen Untergebenen zu kommunizieren.
Beispielsweise wurden alle Bewerbungsgespräche von mehreren versteckten Kameras aufgezeichnet, die ich persönlich überwachte. Auf diese Weise war ich zum Beispiel praktisch auch live bei den Einstellungsgesprächen für die neuen Praktikantinnen dabei, welche vorletzte Woche stattgefunden hatten.
Natürlich entschied ich in letzter Konsequenz, wer bei uns eingestellt wurde, aber dabei verließ ich mich auch auf die Kompetenz unserer Personalabteilung, mit welcher ich durch einen Knopf im Ohr kommunizierte.
Eine ziemlich praktische Methode, wie ich fand.
Da sich bei uns fast ausschließlich Studentinnen und Studenten mit absoluten Bestnoten bewarben, fiel die Auswahl manchmal gar nicht so leicht. Aber mir ging es dabei nicht nur um die Noten. Inzwischen war ich ziemlich gut darin, aus meinen stillen Betrachtungen der Kandidatinnen und Kandidaten die richtigen Schlüsse zu ziehen, um zu sehen, wer für unsere Firma geeignet war und wer nicht.
Zum Beispiel dieses etwas schüchtern wirkende Mädchen mit den unauffälligen, mausbraunen Haaren und der Brille, hinter der sie intelligente Augen zu verstecken schien. Michael wollte sie am liebsten gleich wieder zurück in die Uni schicken, das merkte ich sofort. Aber vom ersten Augenblick an fiel mir auf, dass sie etwas Besonderes an sich hatte. Etwas, das man bei den meisten Bewerberinnen und Bewerbern vergeblich suchte und das ich nicht einmal genau benennen könnte. Es war eher ein Gefühl, so etwas wie Instinkt. Ich spürte einfach, wenn es da war. Und schließlich hatte mein Instinkt diese Firma zu dem gemacht, was sie heute war.
Natürlich bekam ich auch alle Bewerbungsunterlagen in Kopie auf den Tisch und bei ihr hatte ich mir sogar die Mühe gemacht, diese herauszusuchen und aufzuschlagen. Sie hieß Sarah und irgendetwas an ihr faszinierte mich, keine Ahnung, was. Vielleicht diese Augen hinter ihrer Brille, vielleicht auch irgendetwas anderes.
Selbstverständlich war sie eine gute Studentin, wenn auch nicht gerade eine ausgezeichnete, sogar ein wenig schlechter als der Durchschnitt, aber immerhin noch im Rahmen unserer Bewerbungsbedingungen. Aber aus ihrer Körpersprache und ihren intelligenten Äußerungen schloss ich sofort, dass sie belastbar und zuverlässig war. Diese Frau schien Pläne zu haben und eine klare Zukunftsvision, und das war etwas, das man bei jungen Menschen heute leider eher selten antraf.
Doch da war noch etwas, das ich mir aus der Ferne jedoch nicht so leicht erklären konnte. Etwas, das vielleicht mit dem Lächeln zu tun hatte, das sich auf ihrem Gesicht für einen Augenblick abgezeichnet hatte, als sie begriff, dass sie die Stelle kriegen würde.
Ich sollte bei Gelegenheit versuchen, mit ihr direkt zu sprechen, nahm ich mir vor. Auch dabei war es äußerst hilfreich, dass kaum jemand in der Firma wusste, wer ich war. Ich hätte mich sogar als Hausmeister verkleiden können und die meisten Mitarbeiter hätten keine Notiz von mir genommen.
Irgendwie ein witziger Gedanke.
Aber nun wurde es Zeit, mich abschließend um die Brünette zu kümmern, damit ich mich endlich dem Tagesgeschäft widmen konnte. Ich stellte mir vor, dass sie die verwöhnte Tochter irgendeines reichen Daddys war und das im Hauptberuf, während unserer eher knappen Gespräche hatte sie nicht einmal flüchtig ihren Job erwähnt oder auch nur von beruflichen Ambitionen gesprochen, weshalb ich davon ausging, dass sie beides nicht besaß. Der Eintritt zu dem Klub, wo ich sie aufgegabelt hatte, kostete 100 Dollar – falls man überhaupt so weit kam.
Bei mir sah der Vormittag allerdings deutlich stressiger aus und deshalb war es jetzt höchste Zeit, dass ich sie loswurde.
Ich würde also James bitten, ihr die üblichen Präsente zukommen zu lassen, natürlich anonym und ohne Absenderadresse. Ebenso sollte er ihr auf die gewohnte Art verklickern, dass es nicht erwünscht war, dass sie jemals wieder hier auftauchte und dass sie am besten vergessen sollte, dass diese Ranch und ihr einziger Bewohner überhaupt existierten.
Sie würde es verstehen, das war mir klar, es klaglos akzeptieren wie alle anderen und höchstwahrscheinlich später vor ihren Freundinnen mit der Nacht angeben, die sie mit dem mysteriösen Unbekannten verbracht hatte. Das machten die meisten Mädchen, mit denen ich schlief, und es hatte natürlich zur Folge, dass ich niemals Probleme hatte, neue, aufregende Frauen in den Klubs kennenzulernen.
Doch nun hatte ich wirklich erst mal andere Probleme.
Das, was Don in den Unterlagen gefunden hatte, könnte sich als Problem von wahrhaft gigantischen Ausmaßen herausstellen. Das nachzuprüfen und Dons Verdacht nachzugehen, würde mich definitiv noch bis in das kommende Wochenende hinein beschäftigen, was bedeutete, dass ich meiner bezaubernden brünetten Gespielin leider schon jetzt den Laufpass geben musste. Das hieß, sobald sie aus der Dusche kam.
Eine Wiederholung unseres kleinen Stelldicheins würde es jedenfalls nicht geben. Was das betraf, hatte ich meine festen Prinzipien. Und ich hatte nicht vor, diese jemals zu brechen, selbst wenn die süßen Schmolllippen und der Mund der Kleinen noch so talentiert sein mochten.
Das, was Don herausgefunden hatte, könnte sich als wirklich ernst herausstellen und würde meine gesamte Aufmerksamkeit fordern. Außerdem fand am kommenden Freitag noch dieses dämliche Sommerfest für die Neuankömmlinge statt.
Eigentlich hätte ich gar nicht hingehen müssen, aber auch das gehörte nun mal zu meinen festen Traditionen. Die wenigen Leute, die mein Gesicht in der Firma kannten, hätten mich sonst sicher vermisst, was wiederum zu Fragen hätte führen können, welchen ich im Moment lieber aus dem Weg gehen wollte. Insbesondere in Anbetracht dessen, was Don soeben herausgefunden hatte.
Offenbar hatten wir einen Punkt erreicht, an dem ich mich fragen musste, wem in der Firma ich überhaupt noch vertrauen konnte.
MacGullin Green Industries
Vorzimmer von Michael Wexler
Auch wenn der Weg von meinem Schreibtisch auf dem Flur zu Michaels Büro ziemlich kurz war, so war ich doch ziemlich außer Atem, als ich dort ankam.
Michael war regelrecht pedantisch, was die Kleiderordnung im Büro betraf. Angeblich wollte er damit das professionelle Image der Firma repräsentieren.
In der Realität sah das dann allerdings so aus, dass er die männlichen Praktikanten und Untergebenen kaum eines zweiten Blickes würdigte, da genügte es vollauf, wenn sie in einem halbwegs passenden und sauberen Anzug im Büro erschienen.
Bei den weiblichen Angestellten seiner Abteilung schaute er gern ein zweites oder auch drittes Mal hin und bei uns Praktikantinnen ganz besonders. Die offizielle Vorschrift besagte, dass wir in Kostüm und geschäftsmäßigem Schuhwerk zu erscheinen hatten.
Wobei sich Michael in der Auslegung dieser Vorschrift einige Freiheiten herausnahm oder vielmehr: Sie zu seinen Gunsten auslegte. So kursierte beispielsweise das Gerücht, dass er schon mal einer Praktikantin aus einem streng katholischen Elternhaus mit Rauswurf gedroht hatte, bloß, weil die sich weigerte, einen Rock anzuziehen, unter dem ihre Knie zu sehen waren.
Auch wenn ich fand, dass ich einigermaßen hübsche Beine hatte und mich durchaus nicht scheute, diese zu zeigen, so fand ich es doch eine Ungeheuerlichkeit von Michael, falls das Gerücht tatsächlich stimmte. Aber steckte denn nicht in jedem Gerücht zumindest auch ein Körnchen Wahrheit?
Was die »geschäftsmäßigen« Röcke oder Businesskostüme betraf, so durften diese nach Michaels Ansicht gern auch mal etwas kürzer sein als nur bis übers Knie, ihn hätte es vermutlich nicht einmal gestört, wenn wir mit nichts als einem breiten Gürtel bekleidet zur Arbeit erschienen wären. Außerdem legt er großen Wert auf hochhackige Schuhe, vorzugsweise aus schwarzem Lack und mit Riemchen. So spezifisch, wie er das formulierte, konnte ich mir allerdings kaum vorstellen, dass es so auch in den offiziellen Regularien der Firma stand. Man hätte allerdings glatt glauben können, dass mein neuer Boss einen Schuhfetisch hatte. Und wer weiß, vielleicht stimmte das sogar?
Als ich in sein Büro trat, nachdem ich kurz angeklopft hatte, blickte Michael von seinem Schreibtisch auf. Sein Gesichtsausdruck sollte mir wohl vermitteln, dass es seiner Ansicht nach viel zu lange gedauert hatte, bis ich in seinem Büro aufgetaucht war, nachdem das Signal auf meinem Tisch ertönt war.
In seinen Augen las ich jedoch noch etwas ganz anderes. Darin war jetzt eindeutig wieder der hungrige Wolf erwacht, der mich jetzt genüsslich von oben bis unten mit Blicken musterte, wie das ein Gast in einem Feinschmeckerrestaurant mit einem saftigen Steak tun mochte, bevor er es verschlang. Na klasse.
Ich kam mir vor wie ein Ausstellungsstück. Vermutlich war es aber auch genau das, was Michael sowieso die ganze Zeit in mir sah.
»Es wird bald Zeit für die vierteljährlichen Evaluationsbögen, Sarah«, eröffnete er unser Gespräch ohne ein »Hi!«, oder irgendeine andere Art von Begrüßung, obwohl wir uns an diesem Tag noch nicht begegnet waren. »Das heißt, ich werde eine Menge Zeit darauf verschwenden müssen, die Leistung der neuen Praktikanten einzuschätzen. Das ist natürlich wichtig, damit wir uns später für die richtigen entscheiden, wenn es darum geht, welche von euch wir vielleicht übernehmen. Da bin ich lieber jetzt schon streng, als mich später mit faulen Angestellten herumzuplagen. Das verstehst du doch, oder?«
Ich nickte. Allerdings wusste ich in dem Moment nicht recht, worauf er mit seiner Ansprache hinauswollte. Bislang war ich immer pünktlich gewesen und hatte alle Aufgaben so gut erfüllt, wie ich eben konnte, und sogar zur allgemeinen Zufriedenheit. Sogar die, welche Michael sich nur ausgedacht hatte, um mir auf den Hintern starren zu können.
»Also, wie schätzt du bislang deine Arbeit hier ein, Sarah?«
Für einen Moment war ich versucht, einfach mit den Schultern zu zucken, aber dann überlegte ich mir schnell, dass das vielleicht die falschen Signale aussenden könnte. Stattdessen lächelte ich Michael also ganz unschuldig an und sagte: »Mir gefällt meine Arbeit hier sehr gut und ich versuche nach Kräften, alle Aufgaben zu bewältigen, Michael. Ich weiß, ich muss noch viel lernen, aber deswegen bin ich schließlich hier, nicht?«
Michael runzelte die Stirn, mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.
Dann nickte er langsam.
Er wirkte irgendwie enttäuscht. Vielleicht hatte er gehofft, dass ich mich vor ihm auf die Knie werfen und ihn anflehen würde, mich im Evaluationsbogen günstiger zu bewerten. Vielleicht gegen eine kleine Gefälligkeit meinerseits?
Das konnte er allerdings mal schön vergessen.
Ich war bereit, vieles zu tun, um einen Arbeitsplatz in dieser Traumfirma zu ergattern, aber vor einem Widerling wie Michael auf die Knie zu gehen, gehörte definitiv nicht dazu.
Das Lächeln auf meinem Gesicht fühlte sich allmählich an wie eingefroren, deshalb fragte ich: »Wäre das dann erst mal alles oder haben Sie noch weitere Aufgaben für mich, Michael?«
Er verlangte von uns, dass wir ihn so ansprachen. Mit dem Vornamen, was wohl eine kollegiale Vertrautheit erzeugen sollte, ihn dann aber trotzdem siezen. Völlig schwachsinnig, wie ich fand.
»Sind Sie vertraut mit dem Projekt unten in Arizona?«, fragte er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Das sollte wohl irgendwie lässig wirken, für mich sah es allerdings einfach nur dämlich aus.
»Die Windkraftanlagen?«, fragte ich.
Meine Hausaufgaben hatte ich jedenfalls gemacht, diesbezüglich wollte ich ihm gar nicht erst einen Ansatzpunkt für Kritik liefern.
Das fiel auch ihm auf, und er nickte anerkennend, wenn auch eine Winzigkeit von Enttäuschung darin mitzuschwingen schien. Er hätte mich wohl lieber dabei ertappt, keine Ahnung von dem Sachverhalt zu haben.
Eins zu null für mich, Michael, dachte ich.
»Genau«, sagte er. Dann deutete er zum Fenster, einer riesigen Panorama-Glasfront, welche eine komplette Seitenwand seines Büros einnahm. »Ich muss mir schnellstmöglich einen Überblick über das gesamte Projekt verschaffen. Bitte ordne mir die Projektakten quartalsweise und dann mach mir eine grobe Aufstellung der bisherigen Projektausgaben, ja?«
Ich folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger und sah, dass er die betreffenden Akten in einem Schrank am Fenster abgelegt hatte.
Selbstverständlich in der untersten Schublade.
Genau dort, wo auch sein ekliger Chauvinismus hingehörte, meiner bescheidenen Meinung nach.
»Okay«, sagte ich.
Dann machte ich mich daran, die Aktenordner der Reihe nach aus dem Regal zu ziehen.
Michael sah mir schweigend dabei zu.
Als ich einen ersten Arm voll aufgesammelt hatte und ihn nach draußen tragen wollte, sagte er: »Nein, Sarah. Machen Sie das doch bitte gleich hier. Ich arbeite mich parallel dazu am Computer in die Sachlage ein und werde Sie immer mal zu Einzelheiten abfragen müssen. Da wäre es doch völlig umständlich, wenn Sie jedes Mal von Ihrem Schreibtisch aufstehen und herkommen müssten.«
Na klar. So also sollte der Hase laufen.
Ich warf ihm einen Blick zu. Mittlerweile war zu dem wölfischen Glitzern in seinen Augen noch ein echtes Haifischgrinsen dazugekommen. Ich hielt ihm die Akten entgegen und machte einen fragenden Gesichtsausdruck. Schließlich konnte ich die Ordner ja schlecht in der Luft jonglieren, während ich nach den Daten darin suchte.
Er deutete auf das Fensterbrett. Natürlich. Ein Tisch oder gar ein Stuhl wären auch zu viel verlangt gewesen. Und natürlich war das Fensterbrett in einer Höhe, die es erforderlich macht, dass ich ihm auch dabei praktisch wieder meinen Hintern die ganze Zeit entgegenstreckte, um die Akten durchsehen zu können.
Mir war vollkommen klar, dass dies der wahre Grund für die ganze Aktion war. Ich fragte mich, ob Michael morgens manchmal extra eine Stunde früher ins Büro kam, um sich diese Art von Spielchen auszudenken.
Hatte er denn nichts Besseres zu tun?
Er machte allerdings auch gleich auf eilig und dringend. »Na los!«, rief er. »Wir haben nicht den ganzen Tag dafür und ich muss bis heute Abend das Audit vorbereiten. Auf geht’s, Sarah!«
Nach dieser kleinen Motivationsansprache senkte er den Blick und tat so, als würde er sich jetzt mit dem Laptop auf seinem Schreibtisch befassen, doch ich wusste genau, dass er mich die ganze Zeit mit seinen gierigen Blicken mustern würde. Also nahm ich die große Topfpflanze, die auf einem Wägelchen neben dem Fenster stand und schob sie so vor das Fensterbrett, sodass ich dahinter wenigstens ein bisschen vor seinen schleimigen Blicken verborgen war. Dieses Spiel konnte man nämlich auch zu zweit spielen!
Ich fürchtete fast, den Bogen damit überspannt zu haben, aber Michael schwieg und sah mich nur böse an.
Ich war nun mal kein Flittchen, und das mussten Typen wie dieser Widerling Michael Wexler einfach mal begreifen, sonst lernten sie es nie. Das konnte Betty wohl kaum meinen, wenn sie sagte, ich solle mich mal etwas trauen. Das wäre keine Mutprobe, sondern eher das willkürliche Überschreiten einer Ekelgrenze.
Nein, danke!
Ich legte die Akten also nebeneinander auf dem Fensterbrett aus und als ich ihm das nächste Mal einen Blick zuwarf, sah ich in Michaels Augen so etwas wie schwer unterdrückte Wut. Dann nickte er mir kaum merklich zu, die eiskalten Augen zu schmalen Schlitzen verengt und machte sich wieder über seine eigentliche Arbeit her.
Irgendetwas sagte mir, dass diese Sache noch ein Nachspiel haben würde, und kein besonders erfreuliches. Was, wie ich schon sehr bald feststellen sollte, allerdings eine gewaltige Untertreibung war.
Superior-Ranch, die Hamptons, am Rande von New York
Home Office von Tyler MacGullin
Das Problem, von dem Don gesprochen hatte – so viel war mir inzwischen klar, betraf hauptsächlich die Windkraftanlagen, die wir an der Grenze zu Arizona errichtet hatten.
Es war eine völlig neue Generation von Windrädern, die auf einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Optimierung der Steuerung basierten, welche wiederum auf einem ausgeklügelten Algorithmus beruhte, den ich als eine Art Hobbyprojekt während meines Studiums entwickelt hatte. Ich hatte die Herstellung der Räder von der Idee über die Forschung bis zum fertigen Produkt persönlich überwacht, man könnte fast sagen, sie waren so etwas wie meine Babys.
Und sie waren eins der Projekte, die mir persönlich am Herzen lagen, denn meine Optimierungen sorgten dafür, dass diese Windkrafträder mit einer wesentlich höheren Stromausbeute betrieben werden konnten als herkömmliche. Und das wiederum bedeutete, dass man weniger Windräder errichten musste, um dieselbe Menge Strom zu generieren. Weniger Kosten, weniger Belastung für die Umwelt, und genau darum ging es mir.
Die Sache mit den Windrädern war mir nicht zuletzt auch deshalb so wichtig, weil sie ein Beispielprojekt darstellte, welches landesweit Auftraggeber dazu inspirieren sollte, unsere günstigen und effizienteren Methoden zur Energieerzeugung einzusetzen. Dies wäre natürlich ein Milliardengeschäft für meine Firma gewesen, aber viel wichtiger war mir, dass wir damit die Landschaft der umweltbewussten Energieerzeugung völlig umkrempeln konnten.
Endlich würden wir Nägel mit Köpfen machen, was den Erhalt unserer Mutter Erde betraf.
Dinge, die im Moment noch als ineffizient abgelehnt wurden, würden plötzlich in den Fokus wichtiger Investoren gelangen, sobald wir erst ihre Wirtschaftlichkeit nachgewiesen hatten. Leider war es eben so, dass man manchen Menschen selbst solche naheliegenden Dinge wie Umweltschutz nur über den finanziellen Vorteil schmackhaft machen konnte, den ihnen die Sache einbrachte. Und das war das Schöne an meinen neuen Windrädern: Sie waren in jeglicher Hinsicht attraktiv, selbst für die Geldhaie, denen die Umwelt völlig egal war, die sie aber einsetzen konnten, um damit Kosten zu sparen.
Eine elegante Lösung also für alle Beteiligten.
Das hatte ich zumindest gedacht, bis Don mir die aktuellen Zahlen unter die Nase gehalten hatte.
Die Testbögen hätten völlig andere Werte zeigen sollen als die, welche ich nun in der Hand hielt. Ich kapierte einfach nicht, wieso das so war. Unsere neuartigen Windräder waren auf einem abgelegenen Landstrich an der Grenze zu Arizona errichtet worden. Das Gelände gehörte meiner Firma und war weitläufig abgesperrt. Ich hatte diesen Landstrich mit Bedacht ausgewählt, weil er einen repräsentativen Durchschnittswert für die Klimabedingungen der gesamten Umgebung aufwies. Wenn die Räder dort funktionierten, sollten sie es auch überall sonst tun.
Bloß taten sie das offenbar nicht.
Die Abweichungen von meinen im Labor errechneten Ergebnissen waren derart groß, dass ich mir das einfach nicht erklären konnte. Ich hatte mich nun schon seit mehreren Stunden mit den Plänen und den Testergebnissen beschäftigt und konnte einfach keinen Fehler in meinen Berechnungen finden. Die Konstruktion der Windräder war perfekt, oder doch beinahe.
Das bedeutete, dass ich mich eingehender mit der Sache würde beschäftigen müssen.